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1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 242

1867 - Rostock : Hirsch
242 Falle auf dem Pferds ein wenig mürbe geritten hatten. Sie schweiften un- stat umher, ohne Häuser, selbst ohne ordentliche Hütten zu haben. Ihre schmutzigen Weiber und Kinder führten sie auf Karren mit sich. Durch ihr Erscheinen in Europa erregten sie unter den germanischen Völkern eine große Bewegung, die man die Völkerwanderung nennt. Bei ihrem Zuge trafen sie zuerst auf die Ostgothen. Diese wichen und warfen sich auf ihre Nachbarn, die Westgothen. Letztere zogen sich nach Griechenland und darauf westlich nach Italien zu. Als ein Volk, wel- ches der Übermacht weichen mußte, wareu sie ausgezogen: als ein eroberndes Volk kamen sie in Italien an. Sie gingen gerade auf Nom los. Zweimal ließen sie sich durch große Summen Goldes abkaufen: zum dritten Male nahmen sie mit stürmender Hand die Stadt, die seit Hannibals Zeiten keinen Feind gesehen hatte, und plünderten die reichen Schätze, die Jahrhunderte lang aus alleu Ländern zusammengeraubt waren. Von da zogen sie weiter nach Westen, setzten sich an beiden Seiten der Pyrenäen fest und gründeten dort ein großes Reich. Während deutsche Völker ein Stück nach dem andern von dem römischen Reiche in Besitz nahmen, rückten immer neue Scharen von Hunnen aus Asien heran und überschwemmten das östliche Europa. Ein kühner Führer, At- tila, der sich selbst am liebsten Godegisel, d. i. Gottesgeißel, nannte, ver- einigte sämmtliche Stämme der Hunnen und machte sich zum Herrn über alle Völker, die von der Wolga bis zur Donau wohnten. In den Ebenen von Ungarn hatte er sein Zelt aufgeschlagen. Eine Menge unterworfener Könige diente ihm; fremde Gesandte kamen von weit her und suchten de- müthig seine Gunst. Der griechische Kaiser mußte jährlich zweitausend Pfund Goldes zahlen, um sein Land vor den Verheerungen der schrecklichen Nach- barn zu schützen. Im Jahre 451 brach Attila mit einer halben Million Krieger auf und zog durch Deutschland nach Gallien. Feuer und Schwert bahnten ihm den Weg. Städte und Dörfer gingen in Flannnen aus. Die Menschen wurden zu Tausenden mit kaltem Blute gemordet, wenn sie sich nicht entschlossen, dem wilden Zuge sich anzureihen. Angesichts der schreck- lichen Gefahr vergaßen die Völker Europas auf kurze Zeit ihren Hader und vereinigten sich gegen den gemeinschaftlichen Feind. Auf den cata launi- schen Feldern, bei der jetzigen Stadt Chalons,. trafen die Heere auf ein- ander. Es war eine rechte Völkerschlacht, die dort geschlagen wurde; denn die Völker Europas von der Wolga bis an das atlantische Meer stan- den sich feindlich gegenüber. Beide Theile kämpften mit äußerster Kraft. An 160000 Leichen sollen das Schlachtfeld bedeckt haben. Attila mußte zum ersten Male in seinem Leben zurückgehen. Die Erinnerung an die mörde- rische Schlacht prägte sich dem Gedächtnisse der Menschen tief ein. Roch heute geht in jener Gegend die Sage, daß jährlich, wenn der Tag wieder- kehrt, die Geister der Erschlagenen in der Mitternachtsstunde auf das Schlacht- feld zurückkehren und in der Luft ihren Kampf fortsetzen. Im nächsten Jahre versuchte Attila sein Glück in Italien. Schreck und Entsetzen gingen vor ihm her. Viele Menschen flohen auf die Inseln in den Lagunen und bauten sich dort an. Aus Rom zog Papst Leo der Große dem furchtbaren Feinde feierlich entgegen, um Schonung für die Stadt zu erbitten. Es ist kaum glaublich, daß allein das Wort eines fremden Prie- sters das Herz des wilden Eroberers gerührt haben sollte. Aber dem sei, wie ihm wolle, Attila verschonte Rom und kehrte nach Ungarn zurück. Im folgenden Jahre starb er eines plötzlichen Todes. Sein Reich, das wie ein blutiger Feuerschein eine Zeit lang geleuchtet hatte, zersiel in mehrere Theile,

2. Neuer christlicher Kinderfreund - S. 106

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
106 öald nach Süden, bald nach Norden vorrückten, und 500 Jahre, nachdem die Stadt erbaut war, schon ganz Italien unter ihrer Herrschaft hatten. Damit aber waren sie noch nicht zufrieden; sie erbauten sich Kriegsschiffe und fuhren mit den Waffen in der Hand über das Meer, und über die Alpen bahnten sie sich durch Abgründe und über steile Felsen einen Weg. Bald hatten sie die Inseln neben Italien, dann Griechenland, einen großen Theil von Asien, fast das ganze nördliche Afrika und den größten Theil Spaniens nebst dem südlichen Frankreich in ihrer Gewalt; und von den Alpen hatten sie das ganze Land am Fuße der Gebirge, nach der Schweiz, nach Schwaben, Baiern und Oestreich zu, erobert. Etwa hundert Jahre vor Christi Geburt wagte schon kein Volk mehr ihnen zu widerstehen; sie erweiterten ihre Erobe- rungen immer mehr, besonders nach dem Norden Europas, und hielten sich selbst für unbesiegbar und Herren der Erde. Bei alle Dem aber war kein Glück und Segen. Die un- terjochten Völker, über welche sie, wie über die Juden, Statthalter setzten, wurden von diesen bis auf's Blut aus- gesogen, und waren stets zu Empörungen geneigt. Die Rö- mer selbst, denen nun alle Reichthümer der Erde zuflössen, wurden über die Maaßen üppig und ausschweifend; weil im- mer ein gewaltiger Ehrgeiz in ihnen steckte, so traten unter ihnen Leute auf, die alle Macht haben wollten, sich unter einander bekriegten und schreckliches Blutvergießen unter den eignen Bürgern Roms anrichteten, bis es denn endlich Einem gelang, alle seine Gegner zu überwältigen; und dcts war eben der Augustus, unter dem Christus geboren wurde, und der nun die kaiserliche Würde annahm. Von da an re- gierten lauter Kaiser über die Römer, unter denen aber nur selten ein guter war; einer z. B., Namens Nero, steckte auv bloßer Lust die Stadt Rom in Brand, und unter die un- zähligen Grausamkeiten, welche sie verübten, gehörte auch die, daß sie die Christen schrecklich verfolgten. Dies Wesen dauerte so noch ein Paar hundert Jahre nach Christi Ge- burt fort. Da bekamen die Römer auch ihren Lohn für alle die Frevel, welche sie so viele Jahrhunderte hindurch an den Völkern des Erdbodens ausgeübt hatten. Es kamen eine Menge bisher gar nicht bekannter Völker von Asien herbei und fielen über sie her. Die Kaiser hatten ihre Residenz nach Constantinopel hin verlegt, und Rom war von ihrem Schutze entblößt. Da ward es denn zum ersten Wale im Jahre 410 n. Chr. G. durch Alarich, den König

3. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 135

1894 - Gera : Hofmann
4. Alarich, der König der Westgoten. 135 Sweben und Alanen und zogen von da nach Spanien, gerufen, wie es heißt, von den Garden des Kaisers, den Honorianern, welche die Pyrenäen zu bewachen hatten, aber die Pässe öffneten, um an der Plünderung teilzunehmen. Nach anderen Nachrichten wurden jene Völker nach Spanien gerufen, um es dem Kaiser zu entreißen, und wiederum nach anderen Nachrichten hat sie der Kaiser geschickt, um ihm Spanien zurückzuerobern und um sie aus Gallien fortzuschaffen. Zwei Jahre sind sie in Spanien umhergezogen und haben dann eigene Staaten gegründet, die Sweben und asdingischen Wandalen in Galizien, die Alanen in Lusitanieu und Karthagena, die silingischen Wandalen in Andalusien. Während diese Dinge in den Provinzen vorgingen, ward in Italien durch die römischen Höflinge Stilicho ermordet, der einzige Helfer, der dem Kaiser kräftig zur Seite stand. Als Hauptverbrechen ward ihm vorgeworfen, daß er mit Alarich Verbindung angeknüpft, ihn in römischen Dienst genommen und als jener bei ausbleibender Tributzahlung die Alpenpässe besetzt, ihn mit 4000 Pfund Goldes beschwichtigt habe. Haß gegen die zahlreich in Italien schaltenden Goten von Stilichos Anhang war eine Haupttriebfeder der römisch-rechtgläubigen Partei. Gleich ihm wurden seine Verwandten und Freunde, sogar die in den Städten verteilten Weiber und Kinder gotischer Söldner ermordet, ihre Habe geraubt. Vierzigtausend Goten und Alanen sollen infolge dieser Vorfälle zu Alarich übergegangen sein, welcher ungesäumt und ohne erheblichen Widerstand zu finden, wie im festlichen Zuge durch Italien eilte. Er legte sich vor Rom und verlangte zur Sühne alles edle Metall und alle Sklaven germanischer Abkunft. Doch ließ er sich für das Mal mit 5000 Pfund Goldes, 30,000 Pfund Silbers, 4000 seidenen Gewändern, 3000 Purpurhäuten und 30,000 Pfund Pfeffer genügen. Die alten Götterbilder mußten, um diese Summen liefern zu helfen, den letzten Schmuck hergeben, und die Bildsäule der Tapferkeit ward eingeschmolzen — als überflüssiger Zierrat in einer Stadt, die trotz ihrer 1,200,000 Menschen nur noch in der Ermordung eines Weibes, der Witwe Stilichos, ihren Heldenmut zu bewähren vermochte. Dann nahm Alarich Winterquartiere in Tuscien, wohin ihm der Schwager Athaulf noch ein gotisch-hunnisches Heer aus Pannonien führte. Alle Deutschen in Italien liefen ihm Rache fordernd zu, und in Rom allein nahmen 40,000 Sklaven die Gelegenheit wahr, ihre Herren zu verlassen und den gotischen Befreiern zu folgen. In den Unterhandlungen, welche zwischen Alarich und dem römischen Hose zu Ravenna ohne Erfolg stattfanden, war des Goten Forderung, außer Sold und Lieferungen für sein Volk die norischen Provinzen zur Wohnstätte zu erhalten. Von neuem brach er endlich auf und zog nach Rom. Auf sein Geheiß wählten die Römer einen neuen Kaiser, den Stadtpräfekten Attalus, als dessen Oberbefehlshaber nunmehr Alarich die Städte Italiens zu unterwerfen begann. Indes litt Rom Hunger, denn der Statthalter von Afrika weigerte dem.neuen Kaiser die Getreideflotte; auch sonst war Alarich mit seinem kaiserlichen Geschöpfe, einem eitlen Griechen, nicht zufrieden, und so nahm er ihm denn bei Arminium vor versammeltem Heere Krone und Purpur wieder ab und übersandte beides dem Honorius, mit welchem neue Unterhandlungen im Gange waren. Sie zerschlugen sich. Zum dritten

4. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 142

1894 - Gera : Hofmann
142 Erstes Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus der Völkerwanderung. des Aetius vereinigt, und Römer wie Germanen, ihrer Verschmelzung bewußt, die sarmatischen Horden auf den Katalanischen Feldern glorreich bekämpfen. Eine der größten Völkerschlachten, welche die Geschichte Europas kennt, war die letzte heroische That des römischen Reiches; wie sie seinen Untergang mit Glanz umgiebt, so ehrt sie auch das Andenken der Goten und reinigt es von dem Hasse der Plünderung Roms. Der geschlagene Hunnenkönig raffte den Rest seiner Völker zusammen und kehrte nach dem niederen Pannonien zurück, aber nur, um die Winterruhe zur Ansammlung neuer Streitkräfte zu benutzen und dann im Frühjahre 452 über die julischen Alpen nach Italien herabzusteigen, die Hand seiner Verlobten*), ihr Erbe und die von ihm beanspruchten Titel an sich zu nehmen. Auf seinem Zuge von Frianl her zermalmte er die unglücklichen Städte von Venetien, Jnsubrien und der Ämilia und machte dann an der Stelle halt, wo der Mincius in den Pofluß sich ergießt. Zwischen ihm und Rom stand weder eine Festung noch ein Heer; denn der römische General Aetius befand sich in Gallien, wo er nur mit Mühe Kriegsvölker zusammenbrachte, und die ummauerten Städte, welche Attilas Marsch noch hemmen konnten, versprachen nicht, wie das unselige und heldenmütige Aquileja, eine dreimonatliche Belagerung auszuhalten. Der feige Valentinian hatte nicht einmal in Ravenna sich zu behaupten versucht, sondern er war in Rom, wehrloser als einst Honorius. Die schlechtgerüstete Stadt sah sich einem unmenschlichen Feinde bloßgestellt, und die verzeifelten Römer, nicht einmal mehr des Entschlusses fähig, sich zu bewaffnen und ihre Mauern zu verteidigen, sagten sich mit Entsetzen, daß sie von Attila, dessen Würgerhände vom Blute Aquilejas trieften, nicht das Erbarmen hoffen durften, welches ihnen der großmütige Alarich geschenkt hatte. In dieser Not entschied sich der Senat zu einer feierlichen Gesandtschaft, um vom Hunnenkönige den Frieden und Rückzug zu erbitten. Die angesehensten Männer Roms, der Konsular Avienus, das Haupt des Senats, Trigetius, ehemals Präfekt Italiens, und der Bischof Leo wurden ausgewählt, diesen verzweifelten Auftrag zu vollführen. Leo war jenen Senatoren beigegeben, um ihr Ansehen durch den Nimbus seiner geistlichen Stellung und den Zauber seiner Redekunst zu verstärken. Auch hatte ihn das Volk ohne Zweifel zum Mitgesandten begehrt. Hier erscheint zum erstenmale der Bischof Roms als Mithandelnder bei einem Akt politischer Natur, und wohl darf man annehmen, daß er, gleich allen andern Bischöfen in den Städten des Abendlandes, schon einen großen und offiziell anerkannten Einfluß auf die Stadtkurie besaß. Selten war ein Priester mit einer dankbareren Sendung betraut worden. Sein Auftreten vor diesem schrecklichsten Dämon der Weltgeschichte, einem Völkergebieter, welcher die Hauptstadt der Zivilisation zu zerstören im Anzuge war, erwarb ihm vielleicht mehr durch Gunst der priesterlichen Legende als durch sein wirkliches Verdienst den Dank der Welt und die Unsterblichkeit. Ein Attila empfand schwerlich mehr Furcht vor einem Bischof als vor einem Senator; gleichwohl war Leo damals der wahre Repräsentant der mensch- *) Honoria, Schwester des Kaisers Valentinian Iii., soll dem Attila durch Übersendung eines Ringes ihre Hand angeboten haben.

5. Realienbuch mit Abbildungen - S. 79

1908 - Rostock : Boldt
79 4. Tod. Am liebsten wohnte Karl in Aachen, das er wegen seiner warmen Bäder besonders liebte. Dort starb er als 72 jähriger Greis betend: „Herr, in deine Hände befehle ich meine Seele!" Sein Leichnam wurde einbalsamiert. Im vollen kaiserlichen Schmucke, sitzend aus einem goldenen Stuhle, das Evangelienbuch auf den Knieen, wurde er im Dome zu Aachen beigesetzt (814). Nr. 6. Ludwig der Fromme. Der Vertrag zu Verdun (843). 1. Ludwig der Fromme. Karls des Großen Nachfolger, die Karolinger Genannt, waren meist schwache Regenten. Karls Sohn. Ludwig der rom me, war ein gutmütiger Fürst, aber es fehlte ihm die Kraft, ein so großes Reich zusammen zu halten. Er wurde von seinen eigenen Söhnen abgesetzt und mußte fliehen. Aus Gram starb er auf der Flucht. 2. Teilung des Reiches. Der Bruderkrieg, der nach Ludwigs Tode unter seinen Söhnen ausgebrochen war, führte 843 zu dem Vertrag zu V e r d u n (spr.:Werdöng). Ludwig, fortan der Deutsche genannt, erhielt Ostfranken, das eigentliche Deutschland. Nach dem Tode des ältesten Bruders kam noch Friesland und Elsaß-Lothringen hinzu. Seit jener Zeit ist nun unser Vater- land ein selbständiges Reich. Ludwig, ein echt deutscher Mann, war der erste deutsche König. Er regierte mit starker Hand und wußte den Frieden in seinem Lande aufrecht zu erhalten. Schon zu seiner Zeit litt Deutschland viel unter den Einfällen der wilden Normannen (d. i. Nord- männer), die aus leichten Schiffen die Nordsee durchschwärmten, tief in die Elbe, den Rhein und die Schelde eindrangen und die Gegenden aus- plünderten und verheerten. So wurde z. B. das Fischerdorf Hamburg von den Normannen gänzlich zerstört. „Von der Normannen Wut erlöse uns, lieber Herre Gott!" betete man damals tn allen Kirchen. — Im Osten beunruhigten fortwährend die Ungarn und Slaven die deutschen Grenz- länder. Aber noch weit schlimmer wurde das deutsche Reich unter Ludwigs sehr schwachen Nachfolgern, unter Karl dem Dicken und Ludwig dem Kinde, von diesen Nachbarn heimgesucht. 3. Folgen. Wichtige und unheilvolle Veränderungen gingen während dieser Zeit im deutschen Reiche vor sich. Je tiefer die Macht des Königs sank, desto höher stieg das Ansehen der Gaugrafen. Viele von ihnen be- trachteten die Gaue, über welche sie gesetzt waren, als Eigentum und vererbten sie auf ihre Kinder. Und da die Karolinger die deutschen Volks- stamme nicht vor den äußeren Feinden schützen konnten, so wählte sich jeder Stamm den mächtigsten Gaugrafen zum Herzoge. So entstanden allmählich fünf Herzogtümer: Sachsen, Bayern, Schwaben, Lothringen und Franken. Die Herzöge aber kümmerten sich wenig um den König, sie regierten ihr Herzogtum nach eigenem Willen. Nr. 7. Die mecklenburgische Wendenzeit. 1. Austreten der Wenden. Die Völkerwanderung hatte auch die altgermanische Bevölkerung unseres Heimatlandes Mecklenburg hinweg- geführt. Nur geringe Reste können zurückgeblieben sein; denn am Ende des 6. Jahrhunderts war Mecklenburg ein verödetes und fast menschen- leeres Land. Ein neuer, fremder Volksstamm kam von Osten ins Land und nahm es ohne Schwertstreich in Besitz. Das waren die Wenden, ein slavischer Volksstamm. An 600 Jahre (600—1160) sind sie die Herren unseres Landes gewesen. Die Wenden waren ein friedliches Volk, das sich von Ackerbau, Viehzucht und Fischfang nährte. 2. Die Wendenstämme. Einen einheitlichen Staat mit einem gemeinsamen Oberhaupte bildeten die Wenden in Mecklenburg nicht. Sie zerfielen in eine Menge von Stämmen, die sich zeitweilig heftig bekriegten. Zwei Stämme sind besonders zu nennen, nämlich im Osten die Milzen oder Leutizen und im Westen die Obotriten. Städte hatten sie nicht; sie wohnten in Dörfern und einzelnen Gehöften. Die Wohnsitze der Edlen und

6. Realienbuch mit Abbildungen - S. 76

1908 - Rostock : Boldt
76 ihre Kleidung. Zelte und zweirädrige Karren dienten Weibern und Kindern zur Wohnung. Wohin die Hunnen kamen, verbreiteten sie Schrecken; denn sie waren raubgierig und grausam. Ihr größtes Vergnügen war der Krieg; mit gräßlichem Geheul stürmten sie auf ihre Feinde los; im Schlingenwerfen waren sie Meister. 2. Attila. Die Hunnen verdrängten zuerst die Ostgoten am Schwarzen Meere, diese darauf die an cher Donau seßhaften christlichen Westgoten, welche sich nach Italien und Süd-Gallien wandten. Die Hunnen dagegen setzten sich in Ungarn auf längere Zeit fest. Zu gewaltiger Macht gelangten sie unter ihrem Kriegshelden Attila oder Etzel („Gottesgeißel"). Er war ein Mann mit eisernem Willen; alle erzitterten vor ihm. Er lebte und kleidete sich höchst einfach, doch in seiner Umgebung liebte er die größte Pracht. Während er selbst nur von hölzernen Schüsseln aß, speisten seine Gäste von goldenen und silbernen Geräten. 3. Attilas Eroberungszug. Einst zog Attila an der Spitze von mehr als Million Kriegern an der Donau entlang bis an den Rhein und setzte über diesen Strom, denn alles Land bis an den fernen Ozean sollte ihm dienstbar werden. Furcht und Schrecken verbreitete er überall; denn Mord, Brand und Plünderung bezeichneten stets seinen Weg. Im Jahre 451 stellte sich ihm in Gallien endlich ein gewaltiges Heer von Römern, Galliern und Deutschen entgegen. Bei der Stadt Chalons aus den „katalannischen Feldern" kam es zu einem furchtbaren Ringen der christlichen und heidnischen Völker, der großen Hunnen- schlacht. Vom Morgen bis zum Abend dauerte der heftigste Kampf und das grauenvolle Würgen. Der Hunnenkönig wurde völlig geschlagen, Attila kam nur mit geringen Resten seines Heeres nach Ungarn zurück. An 200000 Leichen sollen das Schlachtfeld bedeckt haben. Der L-age nach haben die Geister der Erschlagenen den Kampf in den Lüften noch drei Tage fortgesetzt. — Nachdem Attila im nächsten Jahre von einem Zuge nach Italien sehr geschwächt zurückkam, starb er bald. (Eigenartiges Be- gräbnis.) Bald nach seinem Tode zerfiel sein mächtiges Reich gänzlich; die Reste der Hunnen kehrten zum Teil heim in die Steppen Asiens. So hatten Deutschtum und Christentum den Sieg über das Barbaren- oder das Heidentunl errungen. 4. Allgemeines. In dieser bewegten Zeit gründeten deutsche Volks- stämme andere Reiche. Die Sachsen und die Angeln von der cimbrischen Halbinsel zogen hinüber nach England, unterwarfen sich die Insel und gaben diesem Reiche seinen heutigen Namen. Die Longobarden gründeten im nördlichen Italien die Lombardei. Die Franken, welche ursprünglich am Niederrbein wohnten, dehnten ihre Herrschaft allmählich über den größten Teil Galliens aus und gründeten das mächtige Franken- reich. — Seit der Hunnenzeit wird der Roggen als Brotfrucht angebaut. — Manche Städte verschwanden während der Völkerzüge; die Künste nahmen ab; der Handel stockte. Die deutsche Schreibkunst, das Papier aus Baum- wolle. und der gotische Baustil verbreiteten sich. Nr. 4. Bonifatius (f 755). 1. Bonifatius Ankunft. Es waren schon 700 Jahre seit der Geburt Christi vergangen, imd immer noch lebten unsere Vorfahren im Heidentum. Da kamen in der 1. Halste des 8. Jahrhunderts fromme Männer von England herüber, um ihnen das Evangelium zu verkündigen. Einer der eifrigsten Glaubensboten (Missionare) war Winfried. Wegen seines segensreichen Wirkens erhielt er den Namen Bonifatius (d. h. Wohltäter). Er heißt in der Folgezeit auch der Apostel der Deutschen. 2. Seine Wirksamkeit. Bonifatius zog predigend von einem Orte zum andern. Im Friesenlande an der Nordsee fand er aber wenig Gehör; mehr Erfolg hatte sein rastloser Eifer in Thüringen und Hessen. Je mehr das Volk die Ohnmacht seiner Götter erkannte, desto zahlreicher wurde täglich die Menge der Gläubigen. (Die heil. Eiche zu Geismar.)

7. Ottonen und Salier - S. 66

1910 - Gotha : Thienemann
— 66 — schaffen. Bereits um das Jahr 1000 bestaub uuter Stephan dem Heiligen ein ungarisches Reich. Vgl. I §§ 4 n. 5: Sperrung der Rheingrenze für die Germanen. Germanen gegen den Rhein — Marius. Cäsar — Seßhaftwerden der Germanen. Magyaren gegen Deutschland — Heinrich I. Otto I. — Seßhaftwerden der Magyaren. So wurde auch hier die Niederlage für den Besiegten zum Segen. d) Lamprecht Iii, 332: „Die Magyaren trennten für immer die Slawen an den Ostgrenzen Germaniens in eine südliche und eine nördliche Hälfte; noch heute bedeutet das nationale Dasein der Magyaren den lautesten Protest gegen den Gedanken eines slawischen Universalreiches." Die Magyaren sind die natürlichen Gegner des Panslawismus. e) Ranke Vi, 203: „Die Schlacht auf dem Lechfelde erscheint um so mehr als ein W e l t e r e i g n i s , als die Ungarn soeben Frankreich und Italien durchstreift und auch Konstantinopel bedroht hatten. Der Fürst, der sie in einer großen Schlacht zu Paaren trieb, war der Retter von Europa; er enthob sie zugleich selbst ihrer ursprünglichen Barbarei, denn von nun an beginnt ihre Christianisierung, sie treten von da ab in die geordnete Welt." 7. Kolonisation und Christianisierung der Donauländer. Den Siegen Karls des Großen über die Avareu (Ii § 31, 4) war die Kolonisation und Christianisierung der Donauländer gefolgt. Aber fast alles war durch die Raubzüge der Ungarn, 862—955, verloren gegangen. „Die Ungarn", klagte Erzbischof Theotmar von Salzburg dem Papst Johann Viii., „fielen ins Land, die einen schleppten sie gefangen hinweg, die andern haben sie getötet oder im Kerker durch Hunger und Durst verschmachten lassen, unzählige haben sie aus dem Lande vertrieben, adlige Männer und Frauen führten sie in die Sklaverei, in die Kirchen Gottes haben sie den Brand geworfen und alle Gebäude verwüstet, so daß in ganz Pannonien feine einzige Kirche mehr zu sehen ist, das ganze Land ist wüste." Der entscheidende Sieg aus dem Lechfelde führte zur Wiedergewinnung des verlorenen Landes. Diese Aufgabe fiel naturgemäß den Bayern zu. Judith, die Witwe des am 1. November 955 verstorbenen Herzogs Heinrich, hat sie in Gemeinschaft mit den Erzbischöfen von Passau und Salzburg tatkräftig zu lösen begonnen. In einem Jahrhundert ward die heutige Grenze der Deutschen gegen die Slawen an der Donau und in den Ostalpen erreicht. Die Ostmark (Ostarrichi = Österreich) empfing 976 Gras Luitpold von Babenberg (Bamberg); fast 300 Jahre hat dies edle Geschlecht Grenzwacht gehalten. Es entstand die Mark Kärnten, 995 zum Herzogtum erhoben, 1040 die Mar! Krain, 1055 Steiermark, 1180 zum Herzogtum erhoben. „In dem Siege von Augsburg liegen die Anfange Österreich s." (Giefe-

8. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 43

1906 - Gotha : Thienemann
- 43 — in Thrazien, Athaulfs am Busento, Thorismunds aus den Katalaunischen Feldern. Wählbar ist jedes männliche, waffenfähige Mitglied der königlichen Familie: Athanlf Schwager Alarichs; Wallia Bruder Athaulfs; Thorismund, Theoderich Ii. und Enrich Söhne Theoderichs I.; daher die Rückkehr Thorismunds vom Schlachtfeld nach Toulouse —- passives Wahlrecht. Es fehlt also eine Thronfolgeordnung. Das hatte die böse Folge, daß bei jeder Thronerledigung sich jedes Mitglied des königlichen Hauses Hoffnung auf die Krone machte oder machen konnte. Daher versuchte jeder Kroubewerber Anhänger zu gewinnen, daher Parteiungen im Volke und innere Kämpfe. Zwei Jahre nach seiner Wahl auf den Katalaunischen Feldern ward Thorismund durch einen seiner Diener ermordet, der dazu von seinen Brüdern und denen, die ihn auf dem Schlachtfeld nicht mitgewählt hatten, beauftragt war. Ihm folgte Theoderich Ii., und der ward 466 von seinem Bruder Eurich ermordet. Von den 35 Königen der Westgoten, von Athauls 415 bis Roderich 711, ist fast die Hälfe, 17, durch Mord ober Entthronung untergegangen. Also: Fehlen einer Thronsolgeorbnnng — innere Kämpfe und Schwäche. Daher: ein monarchisch regiertes Volk braucht eine Thronfolgeordnung, damit es Frieden habe. Die Vandalen hatten die Thronfolge des Seniorais, wir haben die der Primogenitur. Geiserich bestimmte, daß den Thron der Vandalen immer der älteste Mann (Senior) aus dem Geschlechte der Asdingen erbe. Die Primogenitur setzt Artikel 53 der preußischen Verfassung fest: „Die Krone ist den königlichen Hausgesetzen gemäß erblich in dem Mannesstamme des königlichen Hauses nach dem Rechte der Erstgeburt und der agnatischen Linealfolge." Thronfolge im Erbkonigtnm. 1. Passives Wahlrecht aller waffenfähigen Glieder der Königsfamilie. 2. Seniorat. 3. Primogenitur. 3. Attilas Zug nach Italien 452. Attila gab sein Streben nach der Weltherrschaft nicht auf; 452 brach er von Pannonien her in Italien ein. Aqnileja fiel und verschwand durch hunnische Zerstörungswut. Das nackte Leben zu retten, flohen die Bewohner des Festlandes auf die unbewohnten Inseln, und so ward in jenen Tagen der Not auf Lagunen der Anfang Venedigs geschaffen, das allmählich aus armseligen Fischerhütten zur Beherrscherin der Meere erwuchs. Alles vernichtend durchbrauste der Zug der Hunnen die Poebene, sie waren auf dem Wege nach Rom. Da erschien eine kaiserliche Gesandtschaft, den Frieden zu erbitten: zwei weltliche Große und der Bischof von Rom, Leo I. „Leo erschien im Vertrauen auf die Hilfe Gottes, der, wie er ja wußte, die Vorfahren bei ihren Bemühungen nie im Stiche gelassen hatte. Und es geschah nichts anderes, als was der Glaube im voraus angenommen hatte. Denn der König nahm die ganze Gesandtschaft ehrenvoll auf und freute sich über die Anwesenheit des höchsten Bischofs so, daß er den Befehl gab, vom Kriege abznlassen, und unter dem Versprechen des Friedens über die
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