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1. Elsässische Geschichtsbilder - S. 50

1884 - Straßburg : Bull
— 50 — öffnen. Und es geschah auch, da der Pöbel zu den Bauern hielt. Vergebens waren alle Friedensversuche des Bischofs und des Stadtrats von Straßburg. Als der kaiserliche Landvogt zu Gerber kam, um ihm Friedensanträge zu machen, wurde er gar nicht vorgelassen und mußte unverrichteter Sache wieder umkehren. Als die Gesandten des Landgrafen mit dem Ammeister von Straßburg hinkamen, bedeutete man ihnen: „Die Bauernhäupter säßen jetzt zu Tisch, die Gesandten sollten nur warten." Endlich vorgelassen, sagte man ihnen: „Die Bauern hätten lange genug in Knechtschaft gelebt, sie wollten jetzt selbst gebieten und die Herren sein; übrigens wüßten sie besser, als die von Straßburg, was sie zu thun hätten." Die Strafe für solchen Übermut blieb nicht aus. — Der Bischof und Rat von Straßburg wandten sich an den Herzog Anton von Lothringen um Hülfe. Gern gewährte er sie, da er von den Bauern Unruhen für seine eigenen Länder befürchten mußte. Bei Zabern hatten sich die Bauern verschanzt; sie waren 30000 Mann stark; ihr Oberanführer war Erasmus. Die Stadt mit den umliegenden Dörfern bildete ein großes, festes Lager, das auch mit Kanonen versehen war. Hier sollte der Entscheidungskampf stattfinden. Herzog Anton rückte heran und richtete seine gewaltigen Mörser gegen die Lagerdämme. Denen hielten auch die Mauern nicht stand, so daß sich die Bauern ergeben mußten. Freier Abzug und gänzliche Vergebung wurde ihnen zugesichert. Am 19. Mai erfolgte der Abmarsch der unbewaffneten Bauern. Die bewaffneten Lothringer bildeten vom Stadtthore aus eine lange Gaffe für die Durchgehenden. Da entstand ein Streit zwischen einem Bauern und Soldaten. Sofort fiel das Wort: „Schlagt drauf, es ist uns erlaubt!" Die Bauern sahen sich verraten und drängten nach der Stadt zurück, um sich Waffen zu holen. Aber schon wüteten die Lothringer mit ihren Schwertern unter ihnen, das Thor wurde durch Leichen gesperrt. Die Wehrlosen waren rettungslos verloren ; gegen 18 000 sollen ihren Tod gefunden haben. Erasmus hatte sich in das Schloß geflüchtet und war dort gefangen genommen worden. Man band ihn an einen Baum mit dem Stricke um den Hals. Aber selbst in der Todesstunde erfüllten ihn noch die wildesten Rachegedanken; er verhieß seinen Wächtern die größten Qualen, wenn es ihm gelänge, ihnen zu entkommen. Unter den gräßlichsten Verwünschungen starb er. — Der Rest der aufständischen Bauern wurde bei Scherweiler von Herzog Anton in einem blutigen Kampfe besiegt.

2. Elsässische Geschichtsbilder - S. 13

1884 - Straßburg : Bull
— 13 — entbrannt, versetzte der Herzog dem Sohne einen tödlichen Streich. Bald jedoch erfüllte ihn diese That mit Reue, so daß er seine Tochter zu Gnaden aufnahm. Eticho ging in sich und schenkte Ottilien, die er anfangs hatte zwingen wollen, einen deutschen Fürstensohn zu heiraten, sein Schloß Hoheuburg. Sie gründete hier ein Kloster und war dessen erste Äbtissin. Der Herzog wurde noch vor seinem Ende vou einer schmerzlichen Krankheit heimgesucht, in welcher ihm seine Tochter stets zur Seite blieb, um ihn zu pflegen. Als der Vater starb, betete Ottilie so lange, bis seine Seele, wie die Legende erzählt, aus dem Fegfeuer befreit war Die Heilige gab sich ganz der Pflege der Kranken und Armen hin. Da für die Gebrechlichen der Berg zu schwer zu ersteigen war, stiftete sie an seinem Fuße das Hospital Niedermünster, wohiu sie und ihre Nonnen täglich hinabstiegen. Sie starb verklärt in Den Annen ihrer trauernden Schwestern. Ihr Sarg und ihre Gebeiue siud auf dem Ottilienberge aufbewahrt und Tausende von Pilgern wallen von nah und fern dahin zur Verehrung der Heiligen. Elsaß unter bett Karolingern. (752—911.) Auf Eticho folgten noch zwei selbständige Herzöge von Elsaß; dann hob Karl der Große das Herzogtum auf. Die Nachkomme« Etichos erhielten den Grafentitel. Pipin der Kleine, der Vater Karls und Ahnherr der Karolinger, weilte gern im Elsasse, das ein treffliches Jagdrevier war. Sein Name war iu jedermanns Munde und seine Weisheit sprichwörtlich. „Du kauust das Ding nicht zuwege bringen," riefen sich die Zankenden zu, „wenn Du gleich so weise wärst, wie König Pipin." Auf Pipin folgte sein edler Sohn, Karl der Große (768—814). Er war ein ausgezeichneter Kriegsheld und weiser Regent seines Volkes. Wie gegen die heidnischen Sachsen, deren Unterwerfung und Bekehrung er in einem 31jährigen blutigen Kriege (772—803) erzwang, so kämpfte er siegreich auch gegen manche andere Völker. Papst Leo Iii. salbte ihn am Weihnachtsfeste des Jahres 800 in der Peterskirche zu Rom zum römischen Kaiser. Karl der Große hat segensreich für die Ausbreitung des Christentums, wie für die Bildung seiner Unterthanen gesorgt. Er stiftete Bistümer, erbaute Kirchen und Klöster, berief gelehrte Männer ins Land und grün-

3. Elsässische Geschichtsbilder - S. 14

1884 - Straßburg : Bull
— 14 — bete Schulen. Auch ius Elsaß kam der Kaiser öfters. Er besaß eine Pfalz in Schlettstabt Und feierte hier das Weihnachtsfest im Jahre 776. Er soll auch ein Schloß in der Nähe von Jllzach bewohnt haben. Durch ihn ist der steinerne Umbau des Straßburger Münsters gefördert worben; vielen Kirchen und Klöstern erteilte er besonbere Vorrechte. Auch die Griinbung der Orte Mülhausen, Rappoltsweiler und Gebweiler fällt in feine Zeit. Auf Karl folgte Ludwig der Fromme, welcher dem Straßburger Münster große Vergünstigungen verlieh. Zu biefer Zeit war das Elsaß der Schauplatz eines abscheulichen Verrats, der verübt würde an dem König von seinen Söhnen. Auf dem Roth-felbe, zwischen Colmar und Sigolsheim, kamen der König und feine Söhne mit ihren Heeren zu Unterhanblungen zusammen. Aber die treulosen Söhne wußten die Soldaten Ludwigs zum Abfall zu bringen, nahmen den Vater gefangen und führten ihn in ein Kloster. Seitdem heißt die Ebene das „Lügenfelb". Die Scharen Lnbwigs können aber, wie die Sage erzählt, keine Ruhe finben; oft hört man noch zu nächtlicher Zeit bumpfes Sb affenklirren in der Tiefe. — An die Stelle Lnbwigs würde Lothar, einer der Söhne zum König ernannt. Öftere Wand-lnngen traten noch ein, bis im Jahr 843 durch den Vertrag von Verbun Lothar mit dem Kaisertitel das Land zwischen Rhein, Schelbe und Maas bis zum Zusammenflüsse der Saone und Rhone erhielt.» Dieses Laub bekam den Namen Lotharingien ober Lothringen. Als die Linie Lothars 869 ausstarb, entspann sich zwischen Karl dem Kahlen, König von Frankreich, und Ludwig dem Deutschen, der Kampf um Lothringen. Elsaß kam im Vertrag von Mersen 870 an Ludwig. Unter Karl dem Dicken würde das ganze Reich wieber vereinigt. Die Gemahlin Karls war eine Elsässerin, Richardis, Tochter eines Grasen von Norbgau. Sie war eine tugenbhafte und ehrbare Frau, hatte aber Neider an ihrem Hofe, welche sie beim Könige der Untreue gegen ihn beschuldigten. Aber um dem Gemahl ihre Unschuld zu beweisen, unterzog sie sich einem Gottesurteil. Am bestimmten Tage versammelten sich alle Bischöfe und Großen des Reiches und eine große Masse Volkes. Die Königin trat, vertranenb auf Gott, mit ruhigem Herzen die Probe an. An allen Enben, an den Füßen und an den Hänben, würde ihr Gewanb angezünbet. Es brannte ganz herab, aber der Königin geschah kein Leibes. Die Verleumber

4. Elsässische Geschichtsbilder - S. 15

1884 - Straßburg : Bull
— 15 — ließ der König aufknüpfen. Richarbis jeboch trennte sich von ihrem geistig und körperlich verkommenen Gemahl und beschloß ihr Leben in dem Nonnenkloster Anblau bei Barr, das sie 7 Jahre zuvor gestiftet hatte. — In die Regierungszeit der Karolinger fällt auch die Wirksamkeit des Mönches Otfrieb von Weißenburg, des Dichters der berühmten Evangelienharmonie „Christ" (868). — Im I. 911 starb mit Ludwig dem Kinbe die karolingische Lime in Dentschlanb aus. Trotz der Gegenbemühungen Lubwigs des Einfältigen von Frankreich wählten sich die Deutschen einen König aus ihrer Nation, und zwar Konrab, den Herzog von Franken. Dieser erhob 916 Schwaben zum Herzogtum und verlaub Elsaß damit. Seitbem regierten durch beinahe 350 Jahre Herzoge von Schwaben und Elsaß. Heinrich I., auch Heinrich der Finkler oder Vogelsteller genannt. (910-936.) Heinrich war Herzog von Sachsen und würde nach dem Tode Konrads, mit dem er öfter in Fehbe gelebt hatte, auf besseu Wunsch zum König gewählt. Die Boten, welche ihm die Nachricht seiner Wahl überbrachten, sollen ihn beim Finkenfang angetroffen haben, daher sein Beiname. Im Jahre 919 kam er zur Regierung; von den Herzögen im Elsaß würde er jeboch erst i. I. 925 anerkannt. Seit biesem Jahre blieb Elsaß 7 Jahrhnnberte lang bauernb mit Deutschland vereinigt. Unter Heinrichs Regierung würde das Elsaß hart mitgenommen durch die Ungarn ober Hunnen. Sie sengten und plünberten, wohin sie nur kamen und trieben den Bauern das Vieh weg. Bis an den Rhein brangen ihre zügellosen Scharen vor und legten Basel vollstanbig in Trümmer. Dann überschritten sie den Rhein bei Hüningen, das von ihnen den Namen haben soll. Ihnen warf sich ein Nachkomme des alten Herzogs Eticho entgegen, aber er, der letzte seines Geschlechtes, sanb den Tod. Nun verwüsteten die Hunnen grausam das ganze ^anb, bls enblich der Vertrag mit Heinrich sie zum Abzüge brachte. — Zur Zeit Heinrichs lebte auch im Elfaffe in der alten Stadt 4nei]ach ein alter Recke, Kuno. Er war klein von Wuchs und bekam daher den Namen Kurzebolb) aber es war ein gar tapferer und mutiger Held. Einst faß er mit König Heinrich zu-

5. Elsässische Geschichtsbilder - S. 18

1884 - Straßburg : Bull
— 18 — Fenster aus die hellen Haufen sah, glaubte er sich schon verraten. Da trat Ratbod zu ihm hin und sprach: „Sage, lieber Bruder, hätte mich wohl die stärkste Feste gegen diese Menge schützen können ? Nimmermehr, deshalb habe ich mir nur eine kleine Burg gebaut und mir mit dem übrigen Gelde viele edle und tapfere Bundesgenossen gewonnen. Sie bilden einen sicherern Schutz mit ihrer Freundschaft, als dicke Mauern." Werner mußte dem Bruder recht geben. Mit lautem Jubel wurde er von den Gästen begrüßt und verweilte mehrere Tage, bis das fröhliche Einweihungsfest zu Ende war. — Werner und Ratbod waren ein kühnes, streitbares Paar. Das bischöfliche Kleid hinderte Werner nicht, das Schlachtroß zu besteigen und mit seinem Bruder zusammen unter dem Banner des Kaisers zu streiten. Bis an den Genfersee trug er seine siegreiche Fahne. Aber auch in den innern Angelegenheiten des Elsasses war er thätig. Er sprach Recht, schlichtete ausgebrochene Streitigkeiten und sorgte für gute Verwaltung der Güter des Bistums. Er war es auch, welcher i. I. 1015 den Grund zum heutigen Straßburger Münster legte; daher erhielt er den Beinamen „der Erbauer". Er wurde vom Kaiser mit einer Gesandtschaft nach Eonstantinopel betraut; doch als er zurückkehrte, fiel er in Ungnade und starb 1029. Papst Leo Ix. (1002—1054.) Heinrich Ii., der Heilige, war der letzte der sächsischen Kaiser; ihm folgte Konrad Ii. von Franken. Er hatte oft gegen aufständische Fürsten zu kämpfen, ebenso sein Nachfolger Heinrich Iii. Währen d dieser regierte, bestieg ein Elsässer unter dem Namen Leo Ix. den päpstlichen Thron. Bruno, Graf von Egisheim und Dagsbu rg, wurde i. I. 1002 geboren. Seiuer Mutter war durch ein Traumgesicht oder> wie eine andere Überlieferung berichtet, durch eine fromme Frau seiue künftige Bedeutung vorherverkündet worden. Dem Vater aber, dem Grasen Hugo, hatte eine alte Frau geweiffagt, daß er einst seinem Sohne den Stanb von den Füßen küssen werde. Um dies unmöglich zu machen, übergab er das neugeborene Kind einem Jäger, damit er es töte. Dieser schonte jedoch das Knäbleiu und täuschte deu Grafen dadurch, daß er ihm das durchschossene Herz eines Rehbocks brachte. Bruno wnchs

6. Elsässische Geschichtsbilder - S. 31

1884 - Straßburg : Bull
— 31 — Streit kam, dann weiter, um ihre Genossen herbeizurufen. Wichtige Folgen hatte eine Schlägerei im Jahr 1332. Es war am Mittwoch der vierten Woche nach Ostern, an welchem alljährlich große Festlichkeiten stattfanden. Der ganze Adel war versammelt zum festlichen Mahle; abends wurde getanzt. Als sich die Franen nach Hause begeben hatten und ein Teil der Edelleute auf ihre Trinkstube gegangen war, entspann sich unter den Zurückgebliebenen, welche dem Weine am meisten zugesprochen hatten, ein heftiger Wortwechsel. Die Zorn, wie wenn sie schon darauf vorbereitet gewesen wären, waren in dicken Wämsern, teils mit, teils ohne Waffen erschienen. Bald gingen sie zu Thätlichkeiten über, so daß es zum Handgemenge kam. Da trat Meister Johannes Sicke mit mehreren Bewaffneten herein und gebot Frieden bei harter Strafe der zehnjährigen Verbannung ans der Stadt. Vergebens! Die Anwesenden waren zu erhitzt, um auf ihn zu hören. Auf beiben Seiten blitzten die blanken Schwerter; bewaffnete Knechte brachten ihren Herren Schilb und Dolch. Der Meister selbst wurde am Kragen gefaßt. Hinüber und herüber flogen Beleidigungen und Schimpfwörter. Der Saal war nicht allein mehr Kampfplatz, auch der anstoßende Markt und die Straßen wurden von dem Getümmel erfüllt. Hier wurde mit Faust und Knittel darein geschlagen, hier mit Lanze und Spieß zugestoßen, hier mit scharfen Schwertern gefochten. Dazwischen hörte man schwere Flüche und das Ächzen der Verwundeten. In den Kamps der Herren mischten sich auch die Knechte. Endlich legte sich die Hitze und die Edelleute kehrten mit geröteten Schwerten in ihre Trinkstube zurück. Auf den Straßen aber lag eine große Menge Toter und Verwundeter; von den Edelleuten waren neun erschlagen, und zwar zwei von den Mülnheün, sieben von den Zorn. Jede der beiden Parteien benutzte die Waffenruhe, um befreundete Ritter von den benachbarten Burgen zu Hülfe zu rufen. Da erhob sich Burfard Zwinger, ein Bäcker, aber ein entschlossener und kluger Mann, und rief feine Mitbürger zur Abwehr solcher Pläne auf. Die Zünfte nahmen Schlüssel, Siegel und Banner der Stadt an sich und setzten einen neuen Stadtrat ein. Zu den Mitgliedern ans dem Adel und den alten Bürgergeschlechtern trat aus jeder der 25 Zünfte ein Mitglied. Den bisherigen vier Stettmeistern trat ein Ammeister zur Seite, der die Zünfte vertrat. Der neue Rat verbannte die Adeligen, welche an den blutigen Händeln beteiligt waren. Die Trinkstuben

7. Elsässische Geschichtsbilder - S. 32

1884 - Straßburg : Bull
— 32 — wurden abgebrochen. Der erste Ammeister war Burkard Twinger. Als er starb, wurde er im Münster beigesetzt und eine Gedenktafel seiner Verdienste eingemauert. — Ähnliche Bewegungen, wie in Straßburg, traten auch in andern Städten des Elsasses, in Colmar und Hagenau, ein. Die Judenverfolgungen. Am Anfange des 14. Jahrhunderts hatte das westliche Europa mehrere starke Mißjahre gehabt. Im I.1313 herrschten im Elsasse verheerende Seuchen; in den folgenden Jahren traten Überschwemmungen, Mißwachs und Hungersnot ein. Aus Lothringen und Frankreich kamen zahlreiche Massen, Brot und Arbeit suchend, nach den rheinischen Landern. Dadurch vermehrte sich nur der Notstand. In Colmar starben in einem Jahre 13 000 Menschen. Durch diese Umstande gerieten die gewerbetreibenden Leute ins tiefste Elend, und damit vollständig in die Gewalt der jüdisch-m Wucherer, die ihrerseits ungeheure Summen als Schutzgelder an Bischöfe, Fürsten und selbst an die Kaiser zahlten. Allerwärts im Lande herrschte eine gehässige Stimmung gegen die Juden. Da erhob sich zu Colmar der Schenkwirt Zimperlein von Andlau, Arm-leder genannt, weil er lederne Ringe am Arme trug, und predigte, es sei im Evangelium verboten, die Juden zu schützen. Sie alle müßten mit Feuer und Schwert vernichtet werden. Bald hatte er eine große Schar Anhänger um sich gesammelt, mit denen er unter vorgetragenem Kreuze in Städte und Dörfer einzog. Überall richtete er unter den Juden ein gräßliches Blutbad an, und die Bürger sahen gar oft mit wilder Freude der Plünderung, Vertreibung und Tötung der Armen zu. Viele jüdische Väter töteten selbst ihre Kinder, damit sie nicht mit Gewalt getauft würden. Ermutigt durch seinen Erfolg trat Armleder immer kühner auf. Seine blutgierige Schar wuchs zu einem Heere an. Wenige nur trugen Degen und Spieß, die meisten waren mit Äxten, Gartenmessern, Hacken und andern Geräten bewaffnet. Selbst in größere Städte drangen die Horden und erwürgten, wen sie nur von Juden sahen. Kein Alter, kein Geschlecht wurde verschont. In Ensisheim und Rufach zählte man mehr als 1500 Hingeschlachtete. In Colmar suchten die armen Verfolgten ans der Umgegend Schutz. Da rückte Armleder vor die Stadt und ver-

8. Elsässische Geschichtsbilder - S. 33

1884 - Straßburg : Bull
- 33 - langte Auslieferung der Aufgenommenen. Doch Magistrat und Bürgerschaft wies das Ansinnen zurück. Armleder belagerte die Stadt und sein Heer richtete auf Feldern und Äckern große Verheerungen an. Erst die Ankunft des Kaisers Ludwig selbst zwang ihn zum Rückzug. Doch kaum war Ludwig fort, so begann Armleder wieder seine Grausamkeiten, und erst ein Bündnis, welches Fürsten, Bischöfe und Städte des Elsasses schlossen, zerstreute seine raub- und mordsüchtigen Banden. — Aber der Haß des Volkes gegen die Juden war noch so groß, daß man immer einen neuen Ausbruch der Wut fürchten mußte. Dieser trat auch ein, obwohl der Kaiser selbst die Juden unter seinen besonderen Schutz gestellt hatte. Im I. 1348 nämlich wurde Europa von einer schrecklichen Pest heimgesucht. Sogleich rief man: die Inden haben die alleinige Schuld daran; Brunnen und Quellen sind von ihnen vergiftet. Nieder mit ihnen! In Benfeld wurden diese Unglücklichen teils verbrannt, teils aufgeknüpft. Auch in Straßburg erhob sich blutige Verfolgung. Die Zünfte, voran die Metzger, verlangten strenges Gericht über die Inden. Da dies der Stadtrat verweigerte, drang man mit Gewalt darauf. Die Stadtmeister wurden beschuldigt, durch jüdisches Geld bestochen zu sein, und mußten ihr Amt niederlegen. An ihre Stelle traten Leute, die durch den tiefsten Haß gegen die Juden bekannt waren. Kurzweg wurde beschlossen, alle lebendig zu verbrennen, die sich nicht taufen lassen wollten. Ihr Friedhof wurde zu einem ungeheuren Scheiterhaufen. Während man sie hinführte, riß ihnen das Volk in den Straßen die Kleider herab, in der Hoffnung, Geld zu finden. So wurden sie fast ganz nackt, 2000 an der Zahl, ins Feuer geworfen. Um ihnen den Todeskampf noch schmerzlicher zu machen, ließ man vor ihren Augen ihre Kinder taufen. Alle ihre Güter wurden eingezogen und verteilt; es wurde beschlossen, keinen Juden während der nächsten 100 Jahre in die Stadt aufzunehmen. Der schwarze Tod und die Geißler. (1348.) Vier Monate nach der schrecklichen Verbrennung der Juden in Straßburg schwang der schwarze Tod seine rächenbe Geißel um die Stadt. Es war bies eine Pest, die in der Mitte des 14. Jahr-huuberts alle europäischen Llnber heimsuchte. Der Körper des 3

9. Elsässische Geschichtsbilder - S. 36

1884 - Straßburg : Bull
- 36 — um den Feind der Kälte und Hungersnot preiszugeben. Um das Land „aber von biesem Elenb zu befreien, schloß Herzog Leopolb von Österreich mit seinem Vetter Coucy einen Vergleich, wonach die Truppen das Elsaß verließen. Zahlreiche Scharen wandten sich nach der Schweiz, wo sie durch Hungersnot, Winter und die kühnen Thaten einzelner Gemeinben ihren Untergang fanben. Besuch des Kaisers Sigismund in Straßburg. (1414.) Im I. 1378 starb Kaiser Karl Iv.; ihm folgte sein Sohn Wenzel. Unter seiner Regierung war ein vollstänbig gesetzloser Zustanb im Reiche. Weltliche wie geistliche Fürsten und Herren bachten nur baran, ihre Macht zu vergrößern und schlossen zu diesem Zwecke Bündnisse untereinander al>. Diesen gegenüber thaten sich auch die Städte zusammen, so Straßburg, Hagenau, Schlett-stabt, Weißenburg und Oberehnheim. Ihrerseits machten nun die Stäbter selbst einen Einfall in das Gebiet des Kurfürsten von der Pfalz, wofür dieser aber das Elsaß verwüstete. Die fort-währenben Unruhen erregten bei den deutschen Fürsten große Un-zufriebenheit mit Wenzels Herrschaft, so daß sie ihn im I. 1400 absetzten. An seine Stelle würde Ruprecht von der Pfalz gewählt. Auch er vermochte, ungeachtet seiner trefflichen Eigenschaften, die Orbnung nicht herzustellen. Sein Nachfolger war Sigismunb. Im I. 1414 besuchte er Straßbnrg. Es war am Abenb des 7. Juli. Feierlich klangen die Glocken von dem Münsterturme, besten fast vollenbete Spitze noch das Gerüst verhüllte. Festlich waren die Straßen der Stadt geschmückt und zahlreiche Menschenmassen wogten durch die Gassen. Die Zünfte stauben am Rheingießen nach ihrem Range aufgestellt und der Schein der Fackeln spiegelte sich im Wasser wieber. Stolz kam das Kaiserliche Schiff herangeschwommen und hinter ihm noch viele anbere, auf benen der Rat der Stadt den Kaiser eingeholt hatte. Lauter Jubelruf begrüßte Sigismunb und wollte auch nicht enben, als der Kaiser an der neuen Brücke ans Land trat, sein Roß bestieg und mit seinem glänzenben Gefolge nach dem Münsterplatze ritt. Aber hier war das Gebränge so groß, daß er nicht Hinburch-kommen konnte. Erst nach dem Abenbschmans, nachbem sich das Volk verlaufen hatte, besuchte er den herrlichen Dom. Die Stadt

10. Elsässische Geschichtsbilder - S. 40

1884 - Straßburg : Bull
— 40 — Schinder. Sie standen unter Führung des Dauphin Ludwig. Der Heldenmut der Schweizer in der Schlacht bei St. Jakob an der Birs schreckte den Dauphin von weiterem Vordringen ab; er wandte sich jetzt nach dem Elsasse, worauf sein Plan überhaupt gerichtet war. In Eusisheim nahm er sein Hauptquartier und verlangte von den Städten und Rittern willige Aufnahme seiner Soldaten, da er ja als Freund des Reiches käme. Und trotz dieser Versicherung wagte er von den natürlichen, aber seit Jahren entfremdeten Grenzen Frankreichs bis zum Rhein zu sprechen. Deutlich sah mau daraus, worauf seine Absicht ging. Unter dem gleisnerischen Schein der Unterstützung war er gekommen, um sich selbst zu bereichern. In dieser Not wandten sich die Straßburger an den Kaiser um Hülfe, „damit sie nicht, wo Gott für sei, vom Reiche abgedrängt würden." Endlich wurde der Reichskrieg gegen die Armagnacs beschlossen. Der Dauphin Ludwig begab sich nach Nancy, ließ aber seine Scharen im Elsasse zurück. In diesen Zeiten ertrug das unglückliche Land Leiden, wie sie nicht ärger zu denken sind. Überall Brand und Verwüstung, Raub und martervoller Tod. Schrecklich lauten die Berichte, die uns aus jenen Tagen aufbewahrt sind. Endlich zwang der harte Winter und Mangel an Lebensmitteln die Söldner zum Abzug. Nun kehrte sich aber der Haß des Volkes gegen den Adel, der die Feinde aufgenommen hatte, besonders gegen Hans von Finstingen und seine Freunde. Ein wilder Rachekrieg erhob sich und zahlreiche Burgen wurden zerstört. Peter von Hagenbach. (1469—74.) Da der Herzog Sigismund von Tirol seit dem Jahre 1465 selbst im Sundgau und Breisgau von den Schweizern angegriffen wurde, beschloß er, der steten Kämpfe überdrüssig, den Antrag Burgunds auf Verpfändung dieser Länder aufzunehmen. So wurde i.j. 1469 der Sundgau, die Grafschaft Psirt, der Breisgau uuddieland-grafschaft im Elsasse an Herzog Karl den Kühnen von Burgund für 80 000 Gulden verpfändet, unter der Bedingung, daß Sigismund das Rückkaufsrecht habe und deu Einwohnern ihre Rechte und Freiheiten erhalten bleiben. Herzog Karl setzte Peter von Hagenbach als Lar.dvogt ein, damit er ihm auch die freien Reichsstädte unterwerfe. Hagenbach war ein Edelmann aus dem
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