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1. Geschichte des Altertums - S. 21

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 5, 3. Die Kultur der Ägypter. 21 samt dem verzierten Sarge, in welchen man u. a. eine Gebete enthaltende Papyrusrolle, das sogenannte Totenbuch, legte, in einem unterirdischen Gemache auf, welches sich im Westen jeder Stadt befand. Solche unterirdische Begräbniskammern wurden von den Griechen Katakomben genannt. Der abgeschiedenen Seele war nach dem Glauben der Ägypter folgendes Schicksal bereitet: Sie zieht mit der untergehenden Sonne in die Unterwelt und tritt vor Osiris zum Totengericht. Diesersitzt auf erhabenem Thron, umgeben von 42 Richtern, neben ihm der ibisköpfige Schreiber Toth mit der Feder in der Hand. Nachdem die Seele geschworen, daß sie sich keiner Todsünde schuldig wisse, wird das Herz des Toten gegen die Straußenfeder, das Symbol der Gerechtigkeit und Wahrheit, gewogen, und der Schreiber zeichnet das Ergebnis auf. Diejenigen, welche das Gericht wohl bestanden haben, werden in die Gefilde der Seligen geleitet, wo sie, zum göttlichen Ursprung zurückgekehrt, den Lohn ihres frommen Wandels finden. Die Schuldigen dagegen werden zur Seelenwanderung verurteilt, und ihre Seelen müssen zur Strafe und Läuterung bis zu 3000 Jahre durch Tierleiber wandern, worauf sie zur Prüfung von neuem in den Menschenleib zurückkehren. 3. Die Kultur der Ägypter. Die Ägypter brachten es in dem fruchtbaren Lande durch Frömmigkeit, Arbeitsamkeit und Mäßigkeit zu einer höchst merkwürdigen Kultur. Der größte Teil der zahlreichen Bevölkerung beschäftigte sich mit dem reichlich lohnenden Ackerbau. Der Überschuß an Produkten erzeugte den Handel. Dieser war zuerst Tauschhandel, blieb lange Zeit auf das Land selbst beschränkt und hatte den Nil zur Hauptvermittlungsstraße. Später wurden fremden Kaufleuten einzelne Orte für den Austausch der Handelsartikel geöffnet, doch blieb der Verkehr mit den Fremden beschränkt, und die Ägypter, die sich für ein bevorzugtes Volk hielten, blieben schwer zugänglich. Das Gewerbe befaßte sich mit der Herstellung von Gewändern aus Byssus (einer Art Baumwolle), von Arbeiten aus Metall, Glas und Thon, welche ebensowohl eine große Kunstfertigkeit, wie Wohlstand und Luxus bei den Ägyptern bekunden. Kunstdenkmäler. Die großartigsten Kunstleistungen gehören der Baukunst an. Die altägyptischen Bauwerke erregen sowohl durch das Ungeheure ihrer Verhältnisse und die Größe der mechanischen Arbeit, wie durch die hohe Vollkommenheit der dazu erforderlichen Kunstfertigkeiten und die Beseitigung au^der unüberwindlich erscheinenden Schwierigkeiten ungeteilte Bewunderung. Nur eine gewaltige, völlig willenlose Volksmasse konnte, dem Drucke der Könige und Priester nachgebend, gleich einer kolossalen Maschine mit einem seltenen Aufwand von Zeit, Kraft und Geduld solche Riesenbauten schaffen. Zu den merkwürdigsten Baudenkmälern gehören folgende:

2. Von Karl V. bis zur Aufrichtung des neuen deutschen Kaisertums (1519 - 1871) - S. 64

1886 - Wiesbaden : Bergmann
64 wirtschaftliche Zustände. auf 7—8 Groschen herabgegangen. Das machte es fehlte an Abnehmern: die Städte, die Hauptkonsumenten des flachen Landes, waren nicht weniger verarmt, als'letzteres. Die Wollpreife fielen, weil die Wollgewerbe darniederlagen. Infolge dessen sank auch der Boden selbst im Preise; ein Gut in Bayern, das früher 20jo Fl. gekostet,^ ward jetzt für 60 Fl. weggegeben, ein Acker im Würtember-gischeu für 3—5 Fl, ja im Altenburgischen wurden Güter, deren Besitzer gestorben oder verdorben waren, ohne weiteren Kaufpreis dem überlassen, der sich verpflichtete, die darauf rückständigen Abgaben zu bezahlen. Dabei kommt noch in Betracht, daß ebendamals, infolge der starken Silbereinfuhr aus Amerika, der Wert des Geldes bedeutend gesunken, also der Preis aller Waren eigentlich gestiegen war. Nicht viel besser, als mit der Landwirtschaft, stand es mit Handel und Gewerbe. Hatte die wilde Kriegssurie vorzugsweise das platte Land mit Verwüstung und Zerstörung heimgesucht, so Die Städte mit Plünderung und Beitreibung von Kontributionen. Eine der kleineren Städte, Eßlingen, berechnete ihren Verlust im 30 jährigen Kriege auf über 2 Mill. Fl. Hamburg mußte dafür, daß ihm Neutralität gewährt ward, an die Schweden 230103, an die Dänen 280 000 Fl. zahlen, Bremen desgleichen 100 00.) Fl., Lübeck 72 000 Fl. Eine Menge Gewerbe gingen ein oder zogen sich anderswohin, wo sie mehr in Sicherheit arbeiten konnten. Augsburg, das vor dem Kriege 6000 Weber tu seinen Mauern geborgen, hatte deren jetzt kaum 500. Auch Nürnberg, das noch 1616 sein prächtiges Rathaus, 1621 seine reiche Börse errichtet, ging mehr und mehr zurück. Jener feinere Geschmack, der sich in den Kunstgewerben dieser und anderer Städte gezeigt, verlor sich zum größten Teil zugleich mit dem kräftigen und freien Bürgergeist, dessen Blüte er gewissermaßen gewesen. Eine Vergleichung von Kunstgewerbeerzeugnissen aus dem 17. Jahrhundert mit solchen aus dem 16. zeigt in der Regel einen ausfallenden Unterschied zu Ungunsten jener ersteren. Ein ähnlicher Rückgang wird in der Architektonik sichtbar: noch ans der ersten Zeit des 17. Jahrhunderts stammt eine Anzahl von Gebäuden in edlem Renaissancestil, wie jenes Rathaus zu Nürnberg und eine Reihe von Privathäusern ebendaselbst; die später entstandenen Bauten haben säst immer etwas Nüchternes, Kahles, Ärmliches. Für den deutschen Handel war ohnehin die Zeit feiner Blüte vorbei. Wir sahen die stolze Hansa schon in der vorigen Periode in starkem Rückgänge begriffen: in der gegenwärtigen löste sie sich völlig auf: 1632 fand der letzte Hansatag statt. Ihre Firma und

3. Alte Geschichte - S. 51

1887 - Wiesbaden : Kunze
51 dukten waren von besonderer Wichtigkeit das Getreide und die Seefische der pontischen Gegenden, daher der Besitz der Wasserstrafsen des Bosporus und des Hellespont eine Lebensfrage für Athen; der Markt zu Athen Hauptplatz für den Detailverkauf, zugleich der tägliche Versammlungsort der Müfsigen. Die Handelsinteressen bildeten ein wichtiges Moment für die Politik des Staats, Hafen- und Marktzölle eine wichtige Finanzquelle: daher mannigfache Begünstigungen des Handels, rasche Erledigung der einschlägigen Prozesse, strenge Markt-und Hafenpolizei. Die Industrie im großen wurde durch Sklavenarbeit betrieben, Freilassungen und Aufnahme von Schutz verwandten oder „Metöken“ ins volle Bürgerrecht (vgl. S. 30) waren aber häufig. 3) Erziehung, Kunst, Wissenschaft, Religion. Häusliche Erziehung der Knaben in der Regel bis zum 7. Jahre; dann besuchten sie eine der vielen Schulen, wo zunächst die Elemente erlernt wurden, weiterhin Homer Hauptbildungsmittel war; Musik wurde gepflegt (Zitherspiel), daneben vielfache gymnastische Übungen in den Gymnasien eifrig, doch nicht wie zu Sparta blofs zu kriegerischem Zweck betrieben. Im Jünglingsalter wurden diese Übungen fortgesetzt; geistige Bildung weiter gepflegt im Umgang mit „Lehrern der Weisheit“ (Sophisten). Dagegen war die Bildung der weiblichen Jugend vernachlässigt, in der Stellung der Frauen überhaupt ein Rückschritt seit der Homerischen Zeit eingetreten. Die Wissenschaft war in lebhaftem Fortschritt begriffen; Philosophie: Anaxagoras, der Lehrer des Perikies; die Theorie der Redekunst durch Gorgias von Leontini (Sicilien) ; Beginn der Sophistik; die Kunst auf allen ihren Gebieten in höchster Vollendung: a. Architektur, Skulptur, Malerei. Die Prachtbauten der perikleischen Zeit waren: neben dem etwas früheren Theseustempel (dorischer Stil), die Propyläen (Vorhalle) zur Burg, erbaut von Mnesikles (437—32); das Erechtheion, Muster des ionischen Stils; das Odeum zu musikalischen Aufführungen, dem Prachtzelt des Xerxes nachgebildet; vor allem der Parthenon (Athenetempel, dorische Säulenordnung), von Ictinus und Callicrates erbaut, von Phidias, dem Freunde des Perikies, und seinen Schülern ausgeziert. Gleich große Thätigkeit zeigte sich in der Skulptur: neben Phidias, dem 4*

4. Alte Geschichte - S. 103

1885 - Wiesbaden : Kunze
103 ungeheuren materiellen Mitteln: Masse Geldes in wenigen Händen, kolossale Ausdehnung der Sklavenarbeit. Neben einzelnem Schönen die Richtung auf das Prächtige, wie schon der noch von Alexander errichtete Scheiterhaufen Hephästions zu Babylon beweisen kann; Prachtzelte, Riesenschiffe; das Kolossale oder Seltsame vorherrschend; der Kolofs von Rhodos 70 Ellen hoch, daneben Künsteleien, wie das Viergespann von Eisen, welches eine Fliege zudecken kann. Dagegen Pflege ernster Wissenschaft; bedeutende Leistungen in der Mechanik und verwandten Thätigkeiten, große Industrie-und Handelstätigkeit in den vielen neugegründeten Städten; Mischung der Völker, welche auch auf die Religion Einflufs übt. Hierin liegt ein zukunftvolles, auf eine höhere weltgeschichtliche Stufe vorbereitendes Moment dieser alexan-drinischen Epoche. Dies der Zustand der östlichen Welt, als die inzwischen auf anderen Grundlagen auf erbaute, nunmehr erstarkte westliche Grofsmacht Rom mit ihr in vielseitigere Berührung und Zusammenstofs, tritt. .•4*

5. Historisches Hilfsbuch für die oberen Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 70

1883 - Wiesbaden : Kunze
70 ringer Claude Gelee, genannt Claude Lorrain, der erste Landschaftsmaler der Zeit. Im allgemeinen bildete sich die damalige französische Kunst, besonders durch die Architektur (Barockstil), nach den Werken der späteren italienischen. — Le Notre wurde Hauptschöpfer des französischen Gartenstils. 111. Staatsverwaltung untei' Ludwig Xiv. Hauptgrundsatz der Monarchie Ludwigs Xiv. war: der König ist die Quelle alles Rechts und aller Macht, auch über die Gewissen und die Religion; — Vitat c’est moi. Daher 1. treten auch unter ihm keine Reichsstände {itats gsnsraux) mehr zusammen, während die bedeutungslosen Provinzialstände blieben; 2. verfügte er über die Geldkräfte, die Justiz, die Streitmacht des Staates unbeschränkt. In dieser schwindelnden Höhe und in dem Milsbrauche der absoluten Gewalt lag der Grund zum Verderben Frankreichs. Des Königs Hauptratgeber waren: für die auswärtigen Angelegenheiten in der ersten Zeit seiner Regierung der scharfsinnige Lyonne; für den Krieg Le Tellier, dann dessen Sohn, der talentvolle, aber gewaltsame Marquis von Louvois (geb. 1641, gest. 1691), dessen Verdienst die Vergröfserung und Verbesserung des stehenden Heeres unter Ludwig Xiv. ist. — Bedeutend wirkte Vauban durch sein geniales Befestigungssystem. Colbert (geb. 1619, gest. 1683), durch Mazarin gehoben, nach Fouquets Sturz (1661) Finanzminister, hatte die großen Geldmittel für das Hofleben und die Kriegführung zu beschaffen. Um die Steuerkraft des Landes zu erhöhen, entwickelte er vor allem die inländische Industrie durch Begünstigung und Einführung neuer Fabrikzweige (vorzugsweise der Luxusindustrie), und durch das Verbot der Einfuhr gewisser Fabrikate, um das Land industriell vom Auslande möglichst unabhängig zu machen. So legte er Staatsfabriken an, z. B. die Porzellanfabrik von Sevres. Ebenso hob er den Handel durch Gründung von Handelskompagnien, durch Anlage von Strafsen und Kanälen (vor allen des Süd-kanals von Languedoc 1664—1681, der das Mittelmeer mit dem Atlantischen Ozeane verbindet). Daran schlofs sich die grofsartige Ausbildung der Kriegsmarine durch Colbert. Im Jahre 1683 hatte Frankreich 267 Kriegsschiffe — mehr als irgend eine Macht der Welt.

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 82

1899 - Gera : Hofmann
82 ?1- Das römische Forum zur Kaiserzeit. Rekonstruktion nach Rehlender. eine Kette, eine Handmühle, einen Topf, einige Pfähle und Lebensmittel auf einen halben Monat, im ganzen ein Gewicht von 30 kg. Vor einer Schlacht wurde diese Last abgelegt. Strenge Strafen schreckten den feigen, Beute und Ehre lockten den tapfern Soldaten. — 2. Seine herrliche Residenz. In Rom herrschte eine unbeschreib- liche Pracht, besonders in den Tempeln, Theatern und Bädern. Augustus rühmte von sich, daß er die Backsteinstadt in eine Marmorstadt ver- wandelt habe. Auf dem palatinischen Hügel erhob sich die kaiserliche Burg. Das kaiserliche Rom erhielt unter Augustus und seinen Nach- folgern einen Prachtbau nach dem andern. Die Bauart vereinigte in gefälliger Weise den einheimischen Gewölbe- und Kuppelbau mit dem griechischen Säulenbau. Der große Zirkus war eine Rennbahn für allerlei Wettrennen, an denen die Römer ein besonderes Gefallen fanden. Über 100 000 Schaulustige fanden Platz darin. Das herrliche Pantheon war allen Göttern geweiht und ist heute die Märtyrer- kirche. Das Kolosseum war ein riesenhaftes, vierstöckiges Rundtheater für Wettkämpfe von Menschen und Tieren mit mehr als 80 000 Sitz- plätzen. Hier ergötzte sich das schaulustige Volk an den Fechterkämpfen und Tierhetzen. Die Fechter oder Gladiatoren waren Kriegsgefangene oder Sklaven oder Verbrecher. Sie wurden lange und fleißig im Fechter- handwerk geübt und mußten dann vor den Augen von Tausenden in der Arena, dem eiförmigen Kampfplatz, auf Tod und Leben mitein- ander kämpfen. Zeigten sie sich lässig oder schonten sich gegenseitig, so wurden sie mit Peitschen und glühenden Stangen gegeneinander getrieben. Die unterliegenden Fechter wurden verschont oder getötet, je nachdem die Zuschauer ihre Daumen erhoben oder senkten. Ebenso beliebt wie die Fechterkämpse waren die Tier hetzen. Löwen, Tiger, Elefanten und

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 498

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
498 20. Slsmus Jacob Carstens, der Maler. Asmus Carstens wurde im Jahre 1754 am 10. Mai zu Sanct Jürgen, einem kleinen Dorfe nahe bei Schleswig, wo sein Vater Müller war, geboren. Seine Mutter war die Tochter eines Advocaten in Schleswig und hatte in ihrer Jugend eine vorzügliche Erziehung erhalten, welche sie in den Stand setzte, ihre Kinder besser zu erziehen, als sonst unter den Dorfbewohnern damaliger Zeit zu geschehen pflegte. Asmus ging bis in sein neuntes Jahr, wo sein Vater starb, in die Schule seines Heimatdorfes und wurde dann von seiner sorgsamen Mutter in die Domschule des nahen Schleswig geschickt. Mittags sollte er bei einem Ver- wandten in der Stadt speisen, aber das gefiel ihm nicht, und er bat seine Mutter, ihm täglich sein Mittagsessen, Butterbrot und Obst, mitzugeben, welches er dann meistens in der nahen ofienen Domkirche verzehrte. Bald ward der Dom wäh- rend seiner freien Mittagsstunden sein Lieblingsaufenthalt. Hier sah er schöne Gemälde von dem Maler Jurian Ovens aus Tönning, die ihn bald so fesselten, daß er, während seine Kameraden auf dem Kirchhofe spielten, mit seinem Butter- brot in den Dom schlich und über Stühle und Bänke hinwegkletterte, um die wundersamen Gemälde in der Nähe zu schauen. Da vergaß er denn alles um sich her; ein heißer Wunsch, auch einmal so etwas machen zu können, erfüllte ihn, und oft betete er mit inniger Sehnsucht, Gott möge ihm die Gnade verleihen, daß er auch einst zu seiner Ehre so herrliche Bilder malen könne. So erwachte in ihm zuerst der Hang zur Kunst und er begann, alle Gegenstände, die ihm vor- kamen , am liebsten aber Gesichter zu zeichnen. Alle Leute, die ihm nahe kamen, mußten ihm sitzen, und meistens gelangen seine Nachahmungen so kenntlich, daß er bald unter den Leuten im Dorfe, die dergleichen niemals gesehen hatten, ein großes Aufsehen mit seiner Kunst erregte. In der Schule aber stand es dafür desto schlechter mit seinem Ruhme. Sein Geist war gewöhnlich abwesend entweder im Dom bei Jurian Oven's Gemälden oder zu Hause bei seinen Farbenmuscheln. Er lernte nie rechnen, und der Rechen- meister fand öfter Gesichter und Figuren, als Zahlen auf seiner Tafel. Er wußte unter den Lernenden immer am wenigsten, und weder Scheltworte noch Drohungen vermochten ihn aus seiner anscheinenden Geistesträgheit aufzurütteln, so daß die Lehrer ihn für einen erzdummen Jungen hielten. So verließ Carstens mit 16 Jah- ren die Schule so unwissend, daß er in der Folge wenig oder nichts von dem dort Gelernten zu vergessen hatte. Seine Rückkehr in's elterliche Haus war von dem festen Entschlüsse begleitet ein Maler zu werden, und seine treffliche Mutter willigte gern in sein Verlangen und wollte ihn bei einem berühmten Maler Tischbein aus Kassel ausbilden lassen. Dieser aber verlangte, daß er während der ersten Jahre zugleich die Stelle eines Bedienten vertreten und hinter der Kutsche stehen solle, wenn er ausfahre. Das wollte Asmus nicht, und deshalb zerschlugen sich die Unterhandlungen. Ehe aber seine Mutter einen andern Lehrer gefunden hatte, starb sie und ließ ihre Kinder als Waisen zurück. Die Mühle ward verkauft, und den Kindern, die das väter- liche Haus verlassen mußten, wurden Vormünder gesetzt. Diese wollten nun nicht zugeben, daß ihr Mündel sich einer nach ihrer Meinung so brotlosen und unnützen

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 213

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
213 ausgerufen. Aber die, welche das Unglück verbunden, trennte das Glück. Aötius, auf seinen Ruhm und auf seine Macht eifersüchtig, schied sich von Thorismund und bewog diesen, in sein Land zurückzugehen. Zur Ent- schädigung für die Beute, die Astius sich vorweg genommen, erhielt Tho- rismund eine fünf Centner schwere Schüssel von Gold, mit den köstlichsten Edelsteinen besetzt, die man für die Tafel des berühmten von den Römern aus dem Tempel zu Jerusalem geraubten salomonischen Tisches gehalten hat. Im Jahre 452 zog Attila über die Alpen nach Italien. Honoria, des römischen Kaisers Schwester, soll sich ihm zur Gemahlin angeboten und ihn eingeladen haben, nach Rom zu kommen. Sie schmachtete des- halb zu Rom im Gefängnisse. Drei Monate lang hielt Aquileja die , Hunnen auf; endlich eroberten sie die Stadt und zerstörten sie gänzlich. Damals flohen viele Römer auf die kleinen sumpfigen Inseln des Adria- tischen Meeres und legten daselbst den ersten Grund der Stadt Venedig. Attila zog gegen Rom. Schon war man auf den Untergang bereitet, als plötzlich Rettung vom Himmel kam. Leo, Bischof von Rom, ein gottbe- geisterter Greis, zog an der Spitze der römischen Geistlichkeit, in priester- lichem Schmuck und mit feierlichem Gesänge, einer Taube des Friedens oder einem gottgcsandten Engel gleich, den wilden mordbegierigen und bluttriefenden Hunnen entgegen. Niemand wagte, die frommen Priester anzutasten. Sie kamen ungehindert vor Attila selbst, und dieser ward Durch den Anblick und die Worte Leo's bewogen, Rom zu verschonen und sogleich den Rückweg einzuschlagen. Die innere geistige Gewalt, womit die Erscheinung des heiligen Greises auf den Helden wirkte, ist in der Sage dergestalt bezeichnet worden, daß Attila über dem Haupte des Greises einen ungeheuren Riesen gesehen, der ihn drohend zurückgeschreckt habe. Auf dem Rückwege aus Italien starb Attila plötzlich. Er wurde mit großer Feierlichkeit zur Erde bestattet. Sein ganzes Heer ritt um seine Leiche. Sie ward in einen goldenen Sarg gelegt, der wieder in einen silbernen und dieser in einen ehernen. Alle, die an seinem Grabe ge- arbeitet hatten, wurden umgebracht, damit niemand es entdecken könne. 3. Bonisacius, der Apostel der Deutschen. Die Gothen und andere deutsche Stämme, welche durch ihre Wanderungen frühzeitig mit den Römern in Berührung kamen, waren dadurch bald zum Christenthum bekehrt worden, aber die Bewohner des eigentlichen Deutschlands verharrten noch im achten Jahrhundert bei ihrem heidnischen Glauben. Freilich war Chlodwig, der König der am Nieder- rhein wohnenden Franken, schon ihm Jahre 496 mit vielen Stammgcnossen getauft worden, und er und seine christlichen Nachfolger hatten, namentlich durch die Tapferkeit Karl Martell's, sich nicht nur das ganze Gallien, sondern auch die meisten deutschen Völker unterworfen, aber um die Aus- breitung des Christenthums hatten sie sich nicht gekümmert, und so war der von Columbanus, Gallus und anderen frommen Mönchen in

9. Deutsche Prosa - S. 201

1900 - Gera : Hofmann
Hermann Hettner. 201 stimmte Instrument der Seele sich wieder herstellte und zerrissene Saiten wieder angeknüpft würden; als ob in seiner Gegenwart sich die Unruhe der aufgeregten Triebe stille, wie vor der Musik der Natur. Aber die Erinnerung, daß er mit der Transfiguration sein Lebens- werk schloß, lenkt unsern Blick noch einmal auf die Hauptgestalt. Es giebt Momente im Leben, wo sich der Gedanke einstellt, daß das Da- sein auf seinem Höhepunkt angelangt sei. Und während der Sterbliche oft auch da, wo das Leben nur noch eine Kette von Schmerzen für ihn und eine Pein für andere ist, sich an dies Leben anklammert: so wird er in jenen Momenten sich fürchten vor der Leerheit, in die ihm nun allgemach herabzusinken bestimmt ist; und wo der Strom des Lebens am höchsten geht, scheint es nicht so schwer zu vergehen. So hat Raphael, nach Vasaris Worten, nachdem er das Antlitz seines Christus vollendet hatte, den Pinsel nicht weiter berührt. Ernst Metfchet. 1861. Hermann Hettner, Kleine Schriften. (Braunschweig. F. Vieweg & Sohn.) Ernst Rietschel war am 15. Dezember 1804 zu Pulsnitz geboren. Pulsnitz, die Geburtsstätte des Schöpfers der Lessing-Statue, ist von Kamenz, der Geburtsstütte Lessings, nur zwei Stunden entfernt. Rietschel stammte aus eiuer braven, aber armen Handwerkerfamilie. Sein Großvater war Seilermeister in Pulsnitz gewesen, sein Vater war Beutler oder Handschuhmacher; in späteren Jahren erhielt er zu diesem Erwerb, der in dem kleinen Landstädtchen kümmerlich genug war, das Küsteramt. Im Vater waren die Züge des Sohnes bereits ganz bestimmt vorgezeichnet; Rietschel pflegte oft in dankbarster Er- innerung von ihm zu erzählen. Es ist ein rührendes Bild schlicht deutscher Bürgerlichkeit, wenn wir hören, wie der arme bildungsbe- dürftige Mann, der in seiner Jugend große Lust zum Studieren ge- habt hatte, dies aber wegen seiner Mittellosigkeit hatte aufgeben müssen, überall nach Büchern herumsucht und sich zu diesem Behuf sogar eine kleine Leihbibliothek anlegt, wie er seinen Freunden und Nachbarn ein vorsichtiger Ratgeber und Helfer ist, und wie er fern von jeder Frömmelei, aber voll tiefen Gottvertrauens nicht bloß allsonntäglich in die Kirche geht, sondern auch stille Hausandachten hält und jeden Morgen und Abend sein geistlich Lied singt, in welches Frau und Kinder freudig miteinstimmen. Die Mutter war sanft und in sich ge- kehrt, bescheiden und unermüdlich thätig; emsig darauf bedacht, durch

10. Deutsche Prosa - S. 203

1900 - Gera : Hofmann
Ernst Rietschel. 203 meisten Volksschullehrer zu kämpfen haben. Er trat einige Wochen in die Handlung eines kleinen Pulsnitzer Kaufmanns, es zeigte sich sehr bald, daß ihm alles geschäftliche Talent abging. Er sah sich, gestützt auf seine gute Handschrift, nach einer Schreiberstelle um; er fand keine. Da tauchte immer unabweislicher der Gedanke in ihm auf, dem Ruf seines Herzens zu folgen und Künstler zu werden. Dieser Entschluß, bei dem Mangel aller Aussicht auf Unterstützung doppelt waghalsig, fand endlich auch die Billigung des Vaters, nachdem ein Dresdener Architekt, Guido, welcher auf einen kurzen Verwandtenbesuch nach Pulsnitz gekommen war, auf Grund der vorgelegten Zeichnungen und Malereien seine lebhafteste Ermunterung ausgesprochen hatte. Professor Seifert, damals Inspektor der Dresdener Kunstakademie, gab seine Zu- stimmung. Der Würfel war gefallen. Michaelis 1820, also beinahe 16 Jahre alt, trat Rietschel in die unterste Klasse der Dresdener Aka- demie ein. Wohl erzählt die Kunstgeschichte von gar mannigfachen Bildungs- mühen und Entbehrungen, durch welche sich oft strebende Künstler qualvoll hindurchwinden mußten, und welchen nur allzu viele ermattet unterlagen. Aber ein schwereres Los ist selten einem Künstler ge- worden, als unserem Rietschel. Und wenn wir heute darüber klagen und trauern, daß eine langjährige Brustkrankheit den Meister mitten in seinem freudigsten und gewaltigsten Schaffen dahinraffte, so wird diese Trauer vermehrt durch die Gewißheit, daß der Keim dieser Krank- heit auf die entsetzliche Not zurückzuführen ist, mit welcher Rietschel mitten in der anstrengenden Arbeit seines ersten rastlosen Strebens und in den Jahren seines schnell aufschießenden körperlichen Wachstums zu kämpfen hatte. Ich werde es nie vergessen, mit welcher tiefrührenden Bescheiden- heit mir Rietschel einmal von dem Druck dieser seiner ersten Künstler- jahre erzählte. Es war am Vorabend jenes großen Künstlerfestes, mit welchem die Dresdener Künstler im Mürz 1857 den geliebten Meister nach der Vollendung der großen Goethe- und Schillergruppe feierten. Solche Tage der Siegesfreude, die in kleinen Menschen die Eitelkeit reizen, stimmten Rietschel ernst, demutsvoll und dankbar. Oft hatte der Vater bei freudigen Ereignissen mit Thränen im Auge und mit gefalteten Händen die Bibelworte gebetet: „Was bin ich und mein Haus, daß du mein so gedenkest?" Dem Sohn war diese Ge- sinnung der Leitstern seines Lebens geblieben. Er pflegte sich in solchen Stunden mit dem entzückendsten Humor in die Erinnerung vergangener Leiden zu versenken. Sechs Thaler bildeten das Kapital, mit welchem der junge Künstler die Akademie bezog. Er wohnte in einem kleinen einstöckigen
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