Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte des Altertums - S. 297

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 56. Die Soldatenkaiser und die Flavier. 297 der Beobachtung dieses Ausbruches wurde der wißbegierige Naturforscher Plinius der Ältere durch den Qualm erstickt*). Auf Titus folgte sein ihm durchaus unähnlicher Bruder Domitian. *) Ein Augenzeuge, der jüngere Plinius und Neffe des vorgenannten, welcher mit seiner Mutter in Misenum war, beschreibt dieses furchtbare Ereignis in zwei uns erhaltenen Briefen. Der an den berühmten Geschichtschreiber Tacitus gerichtete lautet also: „Schon seit mehreren Tagen hatte man das Erdbeben gespürt und sich allmählich an das Wanken und Schwanken der Gebäude gewöhnt. Um 6 Uhr morgens war der Himmel ganz trübe und die Tageshelle noch matt. Da die Gebäude heftig schwankten und der Einsturz drohte, beschlossen die Mutter und ich die Stadt zu verlassen. Das Volk folgte uns scharenweise. Als wir die Häuser hinter uns hatten, machten wir Halt. Die Wagen, welche wir hatten hinausfahren lassen, wurden auf ganz ebenem Felde hin- und hergeworfen und blieben auch dann nicht auf der Stelle, wenn schon Steine untergelegt wurden. Es war, als ob das Meer sich selbst verschlinge und durch die Erderschütterungen gleichsam auf sich selbst zurückgeworfen werde. Wenigstens sahen wir das Ufer vorgerückt und viele auf dem trockenen Sande zurückgebliebene Seettere. Auf der entgegengesetzten Seite zerplatzte eine schreckliche schwarze Wolke, schoß und schleuderte schlangenförmige Feuermassen umher und entlud sich in länglichen Flammengestalten, die wie Blitze aussahen, aber größer waren. Bald ließ sie sich auf die Erde herab und bedeckte die See, umhüllte Eapreä (Capri) und das Vorgebirge von Misenum. Jetzt forderte mich die Mutter dringend zur Flucht auf: ich sei noch jung und werde leicht entrinnen; sie dagegen, durch Alter und Krankheit schwach, wolle gern sterben, wenn sie nur meinen Tod nicht verschulde. Der Mutter Hand ergreifend, ziehe ich sie, während sie laut klagt, daß sie mich aufhalte, nach. Schon fiel Asche auf uns, doch nicht in großer Menge. Ich sehe zurück. Ein dichter Dampf in unserm Rücken kam hinter uns her, wie ein auf die Erde gegossener Strom. Plötzlich wurde es finster, etwa wie wenn man in einem Zimmer das Licht auslöscht. Nun hörte man Frauen jammern, Kinder wimmern, Männer rufen, die einen nach ihren Eltern, andere nach ihren Kindern oder Gatten. Diese bejammerten ihr eignes Geschick, jene das ihrer Angehörigen, viele wünschten sich den Tod aus Furcht vor dem Tode. Falsche Gerüchte tauchten auf und mehrten den Jammer. Es wurde dann wieder ein wenig helle, was uns wie ein Zeichen fernen Feuers vorkam; denn die Finsternis kam wieder und mit ihr ein so heftiger und dichter Aschenregen, daß wir die Asche abschütteln mußten, um nicht erdrückt zu werden. Endlich löste sich die dichte Finsternis in Rauch und Nebel auf; die Sonne kam ganz trüb zum Vorschein, wie bei einer Sonnenfinsternis. Alle Gegenstände zeigten sich verändert, hoch mit Asche, wie mit Schnee bedeckt; das Erdbeben aber dauerte noch fort. Die Städte Herkulanum, Pompeji und Stabiä waren verschwunden." Als man 1711 in jener Gegend, wo Heriulanum einst gestanden

2. Geschichte der Neuzeit - S. 286

1887 - Wiesbaden : Kunze
286 Dritte Periode der Neuzeit. Brandstiftung freigelassen. Vergeblich waren alle Versuche, den ungeheueren Brand zu löschen, auch der Kreml ward ergriffen. Die französischen Truppen mußten die Stadt verlassen und trotz der vorgerückten Jahreszeit ein Lager vor derselben beziehen. Napoleon bot unter diesen ungünstigen Verhältnissen den Russen Frieden an, allein man hielt ihn absichtlich hin, um ihn in der nahenden Kälte desto sicherer zu verderben. Erst am 18. Oktober trat er den Rückzug an. Die Absicht, den Weg nach dem Süden zu nehmen, wurde durch die Russen vereitelt; das Heer mußte auf demselben Weg zurück, den es gekommen war. Nun überraschte ein ungewöhnlich früher und strenger Winter die französische Armee. Menschen und Pferde sanken vor Hunger und Kälte erschöpft nieder, und der Schnee bedeckte wie ein Leichentuch die gefallenen Opfer in der erstarrten Natur. Der Weg durch die wüsten Ebenen war bald mit toten Menschen und Pferden, mit Trümmern von Geschütz und Wagen, Gepäck und Waffen übersäet. Viele erfroren an dem Feuer, welches sie angezündet, andere wurden von den Kosaken niedergemacht, die meisten erlagen dem Hunger und den Anstrengungen. In Smolensk hoffte Napoleon feinen erschöpften Truppen, die noch aus 40 000 kampffähigen Soldaten und 30 000 elenden, wehrlosen Nachzüglern bestanden, einige Rasttage geben zu können; allein die Feinde drohten den Übergang Über die Beresina abzuschneiden. Darum ging der Zug hungriger, zerlumpter und erfrorener Krieger unaufhaltsam weiter und langte (25. Nov.) an der Beresina an, vom Feinde unaufhörlich umschwärmt und angegriffen. Zwei Brücken stellten die Verbindung mit dem rechten Ufer her. Aber nun entstand eine unbeschreibliche Not; der nahe Feind unterhielt ein wohlgezieltes Kartätschenfeuer. Aus den Brücken herrschte ein entsetzliches Gedränge; jeder wollte sie überschreiten, so lange noch Rettung möglich war. Die Geländer brachen, viele stürzten hinunter ins Wasser, andere wurden von Kanonen überfahren — zuletzt brach die Brücke, und 18 000 Nachzügler, welche noch auf dem linken Ufer waren, gerieten in russische Gefangenschaft. Nur 8000 kampffähige Soldaten hatten das rettende User erreicht. Den seit Monaten ohne Nachricht gebliebenen Völkern brachte das berühmte 29. französische Kriegsbülletin vom 3. Dezember die Botschaft, daß die große Armee vernichtet, der Kaiser gesund sei. Am 5. Dezember verließ Napoleon die traurigen Reste seiner großen Armee, deren Führung er Murat übertrug, und durchjagte die russischen Schneefelder in einem einfachen Schlitten. Beim Könige

3. Das erste Geschichtsbuch - S. 35

1892 - Gera : Hofmann
— 35 — Die Königin Luise erlebte den Ostermorgen der Freiheit nicht mehr. Die schweren Leiden hatten ihr Leben geknickt. Erst 34 Jahre alt, starb sie im Jahre 1810 zur unsäglichen Trauer des Königs und des Volkes. Aber ihr verklärtes Bild begeisterte später ihr ganzes Volk zu den großen Thaten in den Befreiungskriegen. 8. Das Morgenrot der Freiheit brach in Rußland an 1812. Napoleon wollte ganz Europa beherrschen; darum griff er Rußland mit der „großen Armee" von mehr als einer halben Million Soldaten an. Auch Preußen, wie die übrigen deutschen Staaten, mußte Hilfstruppen unter dem General Iork stellen. Siegreich drang Napoleon bis in die alte Hauptstadt Moskau vor. Hier sollte das Heer die Winterquartiere beziehen. Aber die Russen steckten die Stadt in Brand, und nur mit Mühe rettete sich Napoleon aus den Flammen. Er wollte Frieden schließen, aber der russische Kaiser sagte: „Nun soll der Krieg erst recht angehen!" V- Napoleon flieht aus Rußland. Napoleon mußte sich im Herbste zum Rückzüge entschließen, denn der großen Armee fehlte es an Lebensmitteln. Zum Unglück für sie brach ein früher, strenger Winter ein. Mehr und mehr löste sich alle Ordnung im Heere auf. Viele verhungerten, mehr noch erfroren, andere wurden von den Kosaken auf ihren schnellen Pferden eingeholt, gelötet oder gefangen genommen. Abends fetzten sich ganze Haufen um ein Wachtfeuer, morgens lagen sie erfroren im Schnee. Ohne Gewehre, in Weiberröcken, die Füße mit Lumpen umwickelt, Ohren und Nasen erfroren, zu Gerippen abgezehrt, so schleppten sich die Unglücklichen hinkend durch die Schneewüste. 3*

4. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 230

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 230 — von Bornstedt herrschte das schönste Einvernehmen. Waren im Sommer die Tage der Ernte vorüber, so gab das kronprinzliche Paar den Knechten und Mägden auf Bornstedt ein fröhliches Erntefest. Weihnachten fand im Beisein der ganzen Familie des Kronprinzen reiche Bescherung der lieben Schuljugend statt. Auch sonst verkehrten die kronprinzlichen Kinder ungezwungen mit den Kindern des Dorfes und tummelten sich in fröhlichem Spiele mit den Bornstedter Kameraden. Oft und gern besuchte der Kronprinz die Dorfschule, erkundigte sich nach dem Betragen und den Fortschritten der Kinder und hörte dem Unterrichte aufmerksam zu. Als er eines Tages in die erste Klasse trat, lourbe der Lelirer plötzlich zu seiner schwererkrankten Mutter gerufen, die in einem Dorfe bei Spandau wohnte. Sofort ließ der edle Kronprinz ihn abreisen und setzte selbst den Unterricht fort bis zum Schlüsse der Schule. Überhaupt hatte er für die Erziehung der Jugend ein warmes Herz und weilte mit Vorliebe in Schulen. 2 Der Kronprinz als Feldherr. Das schöne Familienleben Friedrich Wilhelms erlitt Störung durch die rasch aufeinanderfolgenden 3 großen Kriege. 1864. Im Jahre 1864 übernahm der Kronprinz zwar kein Kommando, machte aber den Feldzug freiwillig mit. Er war dem Stabe des Oberbefehlshabers Wrangel zugeteilt. Sein königlicher Vater hatte ihm eine besonders wichtige Aufgabe zugedacht. Da in diesem Kriege Preußen und Österreicher gegen einen gemeinschaftlichen Feind kämpfen sollten, so konnte die alte Eisersucht Österreichs auf Preußen leicht zu Mißverständnissen und unheilvollen Streitigkeiten führen. Der Kronprinz verstand es aber, durch seine Leutseligkeit und Liebenswürdigkeit die so notwendige Eintracht zu erhalten. Er scheute auch weder die Mühseligkeiten des Krieges, noch die Gefahren des Kampfes. Mit den Soldaten marschierte er durch Schnee und Eis, er teilte mit ihnen die Unbequemlichkeiten des Lagers und Biwaks. Ein Offizier im Gefolge des Kronprinzen giebt uns folgende anschauliche Schilderung über eine nächtliche Reise desselben: „Wir haben förmlich russisches Klima, und ich habe eine Reise gemacht, die mir ewig in der Erinnerung bleiben wird. Da der Kronprinz einen Extrazug nach Flensburg bestellt hatte, erbat ich mir die Erlaubnis zur Mitreise. Anfänglich ging die Reise trotz des Schneegestöbers und des heulenden Sturmes gut von statten; aber die Schneemassen türmten sich immer höher, der Sturm nahm von Minute zu Minute an Heftigkeit zu, und als wir endlich nach östündiger Fahrt sechs Meilen zurückgelegt hatten, erklärten die Ingenieure, nicht weiter zu können. Um 8 Uhr abends redete uns der Kondukteur mit den Worten an: „Steigen Sie aus, meine Herren, wenn Sie nicht erfrieren wollen! Die nächste Station kann nicht weit sein." Der Kronprinz war der erste aus dem Wagen. Als ich ausftieg und in der finsteren Nacht vom riesigen Sturme bis unter die Arme in den Schnee geschleubert würde, prallte ich zurück, die Luft war voll feiner Eisstücke. Eine Pferbebecke über den Kopf geworfen und die Hand des Konbnkteurs foffenb, schritt ich hinter diesem her der Station zu. Alle Augenblicke mußten wir still halten, den Rücken gegen

5. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 231

1899 - Wiesbaden : Behrend
den Wind kehren und Atem holen. Es war unmöglich, die eisige Luft einzuatmen, während wir vorwärts taumelten; es war, als wenn tausend Dolchstiche die Lungen zerrissen. Bisweilen waren wir auf einer vom Winde reingefegten Stelle, bisweilen sanken wir bis an die Brust in den Schnee. Jeder dachte an seine Lieben daheim und nahm, um sich ihnen zu erhalten, alle Kräfte zusammen. Die Entfernung bis zur Station betrug Stunde; aber wir gingen 3/4 Stunde, bevor wir am Bahnhof anlangten. Der Kronprinz hatte die ungeheure Anstrengung glücklich überstanden; in einem Bauernhause übernachtete er auf einem einfachen Strohlager. Das ganze Dorf wurde nach tcockenen Strümpfen und Pantoffeln durchsucht, und der künftige König von Preußen war überglücklich, in Holzpantoffeln und dicken, wollenen Strümpfen einer patriotischen Bauersfrau einher-gehen zu sönnen." Wenn der Kronprinz in schlichtem Offiziersmantel, die kurze Pfeife mit dem weißen Porzellankopfe im Munde, sich nahte, jubelten ihm die Soldaten mit Begeisterung zu. Vor den Düppeler Schanzen stand er am 22. Februar kaltblütig wie ein alter Krieger im verheerenden Feuer. König Wilhelm war hocherfreut über diese Unerschrockenheit des Kronprinzen bei seiner Feuertaufe und verlieh ihm als Anerkennung die Schwerter zu dem Orden des roten Adlers. Auch beim Sturm auf die Schanzen fehlte er nicht; er folgte den Stürmenden, bedankte sich nach beendetem Kampfe bei den wackeren Streitern und besuchte und tröstete die armen Verwundeten. 1866. Im Kriege gegen Österreich führte Friedrich Wilhelm den Oberbefehl über die schlesische Armee. Glänzend lüste er seine schwierige Aufgabe, durch die Pässe des Rieseugebirges nach Böhmen vorzudringen, um sich mit den anderen Armeen zu vereinigen. Eine Reihe glücklicher Gefechte bahnte ihm den Weg nach Böhmen. Durch sein rechtzeitiges Eingreifen in die Schlacht bei Königgrätz rettete er die hart bedrängten Preußen. In der Nacht zum 3. Juli erhielt er die Nachricht, daß an diesem Tage bei Königgrätz die Entscheidungsschlacht stattfinden solle. Weil er noch über einen T-ge-marsch entfernt stand, war die größte Eile geboten. Dazu herrschte Regenwetter, der Lehmboden war erweicht, Menschen und Pferde versanken im Schlamme. Aber für den geliebten Feldherrn spornte jeder seine Kräfte an, und nach 7stündigem, beschwerlichen Marsche hatte man endlich gegen 2 Uhr das Schlachtfeld erreicht. Jedoch mit dem Kommen war es nicht gethan. Die Höhen von Chlnm und Lipa, dicht besetzt von den Österreichern, mußten im Sturmschritt genommen werden. Trotzdem die Feinde wie Löwen kämpften, erlagen sie der heldenmütigen preußischen Tapferkeit. Um 8 Uhr abends trafen der König und der Kronprinz auf dem Schlachtfelde zusammen. Der König umarmte seinen siegreichen Sohn und überreichie ihm den höchsten Militär-Verdienstorden, den Orden pour le merite. Als der Kronprinz in diesen Krieg zog, lag sein Söhnchen, der kleine Sigismund, schwer krank darnieder; schon nach wenigen Tagen erhielt er die Todesnachricht. Sein Vaterherz blutete, und gern wäre er nach Berlin geeilt; aber pflichtgetreu hielt er aus auf dem Posten, auf den der König ihn gestellt hatte. „Siege ersetzen nicht den Verlust eines Kindes," schrieb er in jenen Tagen, „vielmehr bricht der bohrende

6. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 122

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 122 — hatte noch hochfliegendere Pläne. Moskau sollte nur ein Ruhepunkt auf dem Wege nach Indien sein, um dort England in seinen reichen Besitzungen anzugreifen und sich dadurch unterzuordnen. Ihre einzige Hoffnung war das reiche Moskau, das sie für alle Mühen entschädigen sollte. Aber der russische Oberbefehlshaber Kutusow wollte die alte Hauptstadt des Reiches nicht ohne Schwertstreich in die Hände der Feinde fallen lassen. Bei Borodino an der Moskwa kam es zur mörderischen Schlacht (7. September); die Russen unterlagen nach der tapfersten Gegenwehr. Der Brand von Moskau. Nun war den Siegern der Weg nach Moskau offen. Schon am 14. September standen sie vor den Thoren, und Napoleon hielt seinen Einzug in die von fast allen Einwohnern verlassene Landeshauptstadt. Straßen und Plätze lagen öde und menschenleer, alles still wie das Grab. Hier wollte er mit seinen Truppen überwintern. Aber der Gouverneur von Moskau, Gras Rostopschin, hatte den Franzosen Verderben geschworen. Schon in der ersten Nacht loderten an verschiedenen Punkten der Stadt Flammen auf, und bald war ganz Moskau ein einziges Flammenmeer. Die Russen opferten selbst die Stadt znr Rettung ihres Landes. Tobend und krachend stürzten bald Häuser, Paläste und Türme zusammen. Nach drei Tagen war Moskau zu neun Zehnteilen in Schutt und Asche gesunken. Schrecken und Entsetzen kam über die verwirrten Franzosen. Finsteren Blickes lag Napoleon in einem hohen Fenster des Kreml, der kaiserlichen Hofburg. „Das verkündet nns schweres Unglück!" rief er aus. Er versuchte, Friedensunterhandlungen einzuleiten. Aber Kaiser Alexanders Ratgeber, der vor der Rache Napoleons geflüchtete Stein, wußte durch seine eindringlichen Vorstellungen jeden Frieden zu verhindern. Napoleon erhielt die Antwort: „Jetzt geht der Krieg erst recht an!" Der klägliche Rückzug.' Weil das große Heer jetzt ohne Obdach und ohne Lebensmittel war, mußte der Rückzug angetreten werden. Zwar machte Napoleon den Versuch, einen weiter nach Süden gelegenen Weg einzuschlagen, aber die Russen hatten ihm denselben bereits verlegt. Er sah sich auf die verheerte und verödete Straße, die er gekommen war, zurückgedrängt. Da trat ein ungewöhnlich strenger Winter ein. Kälte und Hunger wurden nun furchtbare Bundesgenossen der Russen. Massenweise fielen die Pferde erschöpft zusammen, mit unsäglicher Mühe arbeiteten sich die Fliehenden dnrch den tiefen Schnee und über die starrenden Eisfelder. Die nachsetzenden russischen Kosaken waren ihnen stets auf der Ferse. Unzählige fielen unter den Keulen der ergrimmten Bauern. Am gräßlichsten war das Unglück an der Beresin a (27. November). Ans zwei Brücken erfolgte der Übergang. In fürchterlichem Gedränge wälzten sich Menschen, Pferde, Wagen und Kanonen über die Brücken. Viele wurden erdrückt, viele von den Hufen der Pferde zertreten oder von den Rädern der Wagen zerquetscht. In diese wilde Menschenflut hinein schlugen die Kartätschenkugeln der Russen und richteten eine entsetzliche Verwüstung an. Zuletzt brach die eine Brücke ein, die andere wurde in Brand gesteckt. Tausende feinden ihren Tod in den Fluten, alle, welche noch am jenseitigen Ufer standen, waren abgeschnitten

7. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 238

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 238 — in banger Sorge um das Leben ihres hohen Gemahls schwebte, wurde der Osten unseres Vaterlandes von verheerenden Überschwemmungen heimgesucht. Da eilte sie vom Krankenbette an die Unglücksstätten, um nach Kräften Trost und Hilfe zu spenden. Herrlich bewährte sich ihre Liebe in den Tagen der Krankheit Kaiser Friedrichs. Bereitwillig folgte sie ihm überall, wohin die Ärzte ihn schickten. Mit größter Sorgfalt war sie bedacht, dem hohen Kranken sein hartes Los zu erleichtern. Ihre sorgsame Hand rückte ihm die Kissen zurecht, ihr liebendes Auge las ihm jeden Wunsch von den Lippen. Sie erzählte ihm von den rührenden Beweisen der Liebe seines Volkes, die sich alltäglich in herrlichen Blumenspenden kundzugeben suchte: sie schmückte das Gemach mit duftenden Veilchen, seinen Lieblingsblumen; sie wich nicht von ihm, bis er den letzten Atemzug gethan hatte. Welche Seelenqualen mag ihr Herz gelitten haben, als sie der Kaiserin Augusta die Depesche sandte: „Um Deinen einzigen Sohn weinet diejenige, die so stolz und glücklich war, seine Frau zu sein, mit Dir, arme Mutter. Keine Mutter besaß solchen Sohn. Sei stark und stolz in Deinem Kummer!" Als Witwe findet die Kaiserin Friedrich Trost in der Liebe und in dem Glücke ihrer .Kinder. Der Dichter ruft ihr zu: „Ein weißer Kranz umwindet Deine Schläfe, Der Witwenkranz, mit Dornen reich durchwebt, Und wenn ein neuer, bitt’rer Schmerz Dich träfe, Er gleicht nicht jenem, den Du jetzt durchlebt. Doch sieh empor! Auf Deine weißen Rosen Tränft leis' der Tau vom tiefsten Mitgefühl; Die Thränen sind's, die Deutschlands Frau'n vergossen, Als Deine Krone, uns're Eiche fiel! O, sammle ihn, den Tau der stillen Thränen, Er wird ein kühler Quell für Deine Pein, Und wenn Dich übermannt das heiße Sehnen Nach ihm, so tauche tief Dich in ihn ein. Sanft wird die Zeit auch Deinen Schmerz verklären, Bis auch Dein Leben still hinübergeht; Doch Deines Volkes Schmerz wird ewig währen, So lang das deutsche Reich auf Erden steht."

8. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 161

1836 - Eisleben : Reichardt
Ii. Mitteleuropa. 161 gebt. Unter der großen Menge von Seen sind der Mjösen und Fämund die größten. Das Klima ist, da Norwegen nahe dem Polar- kreise und mit einem Theile selbst schon innerhalb der Polarzone liegt, kalt und gesund; vorzüglich herrscht in den nördlichsten Gegenden eine strenge Kälte. Die Pro- dukte dieses Landes, dessen Boden in vielen Gegen- den sich aller Kultur widersetzt, sind: die gewöhnlichen Hausthiere, (Pferde und Rindvieh sind klein), auch Nennthiere, eine Menge von Strandvögeln, worunter Eidergänse und ein Reichthum von Fischen, von deren Fange sich sehr viele Menschen ernähren müssen, Ge- treide, bei Weitem nicht hinreichend, da der gebirgige Boden und das kalte Klima dem Getreidebau sehr hin- derlich sind; daher man in vielen Gegenden zerriebene Fichlenrinde und Rennthiermoos unter das Brodmehl mischt; große und vortreffliche Waldungen, von Metal- len etwas Silber und Blei, desto mehr Kupfer und Ei- sen, so wie auch Kobalt, Alaun, Salz re. Die Anzahl der Einwohner beläuft sich auf mehr als 1,100,000, bis auf wenige Lappen und Finnen, lauter Normänner oder Norweger mit einer eigenen Sprache, und Bekenner der lutherischen Kirche. Sie sind von starkem, gesunden Körper, betreiben, außer dem Ackerbau, Viehzucht und Fischerei, mancherlei Fabriken, die jedoch von keiner großen Bedeutung sind, und einen ansehnlichen Seehandel. Künste und Wissenschaften sind ihnen nicht fremd und es ist hinreichend für den Unter- richt gesorgt. Christiania, Hauptstadt, nördlich von Aialborg, am nörd- lichen Ende eines Meerbusens der Nordsee, südlich vom Mjösen, hat eine Universität, einen Hafen, bedeutenden Handel und 24,000 Einwohner. — ©rammen, Stadt, südwestlich von Christiania, am Flusse Drammen, treibt Handel. — Kongs- berg, Bergstadt, westlich von Drammen, am Flusse Louven, hat Bergbau auf Silber. — Ehristiansand, Stadt, südwest- lich von Kongsberg, unweit der Nordsee, mit einem Hafen und Handel.— Bergen, größte Stadtssn Norwegen, nordwestlich von Christiansand, liegt an der Westküste und an einem Meer- busen der Nordsee und hat einen Hafen, einige Fabriken und den wichtigsten Handel im Lande. — Dr ont heim, Stadt, nordöst. lich von Bergen, an der Westküste und an einem Meerbusen der Nordsee, hat einen Hafen und lebhaften Handel. — Zn dem nördlichsten Theile Norwegens, welcher ganz innerhalb der nörd- 11

9. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 304

1836 - Eisleben : Reichardt
304 Australien. Sandwichinseln. schaft eines Königs stehen. Die Hauptinffl heißt Owaihi oder Hawaii, die östlichste, größte und der Völkerteste mit dem höchsten aller Australischen Berge, dem Mouna Noa, der noch höher als der Montblanc ist und auf seinem Gipfel ewigen Schnee trägt und mit dem feuerspeienden Berge Kirauea oder Pele (spr. Pili), aus dem fast immer Steine, Asche, Lava, Rauchsäulen und Flammen emporsteigen. Cook, der Entdecker der Sandwichinseln, wurde auf Owaihi den 14. Februar 1779 von den Einwohnern getödtet. Nach Owaihi ist Owahu oder Oahu, die wichtigste Znsel, mit der Stadt Honoruru, welche einen von vielen Schiffen besuchten Hafen, lebhaften Handel, eine hüb- sche christliche Kirche, ein Liebhabertheater, einen könig. lichen Residenzpallast von großem Umfange, ein großes Missionshaus, ein starkes mit vielen Kanonen besetztes Fort und 7000 Einwohner hat. Halle, Druck von Heinrich Ruff jun.

10. Bilder aus der Heimat- und Erdkunde - S. 5

1901 - Gera : Hofmann
Ii — 5 — warm, bald kalt, bald ruhig, bald bewegt ist. Man spricht daher von einem klaren und einem bewölkten Himmel, von heißen, warmen, milden, kühlen, rauhen und kalten Tagen, von ruhigem, windigem und stürmischem Wetter, unterscheidet Nebel, Tau, Regen, Schnee und Hagel. Im Sommer sind Gewitter nicht selten. Alle wässerigen Niedergänge nennt man Nieder- schlüge. Welcher Wind treibt Regenwolken herbei? Welcher bringt trockenes Wetter? Welcher sührt kalte Luftströmungen herbei? Welche Jahreszeiten haben die größten Wärmegegensätze? — Alle diese Wettererscheinungen zusammen bilden das Klima unserer Gegend. Nach dem Klima richtet sich die Fruchtbarkeit des Bodens, Wachstum und Gedeihen der Pflanzen, das Vorkommen und die Lebensweise der Tiere. Auch wir Menschen hängen in unserer Lebensweise (Kleidung, Wohnung, Be- schäftigung :c.) vom Klima ab. Weise das nach! Der Bodenbeschaffenheit und Fruchtbarkeit nach treffen wir ver- fchiedene Bodenarten an: steinigen Boden, Wiesenland, Sand- boden, fruchtbare Ackererde, Sumpfland und torfreichen Moorboden. Suche Beispiele dazu aus der Umgebung des Heimatortes! Welche * Blumen und Kräuter trafen wir auf der Wiese an? Welche Tiere beobachteten wir dort? Nenne Getreidearten, Hackfrüchte und Futtergewächse, die auf unfern Feldern wachsen! Wie unterscheidet sich Wachstum und Gedeihen der Feldfrüchte auf magerem Sandboden vom Stande derselben auf fruchtbarem Boden? Nenne Sumpfpflanzen und Sumpfgetier! Beschreibe einen Torfstich! Erzähle von der Verwertung der Steine! — Im heimatlichen Walde trafen wir Laub- und Nadelbäume, Wacholder- und Haselnußstrauch, Waldblumen, Moos und Beerenstauden an! Als Hochwild leben im großen Walde Hirsche und Nehe, als Schwarzwild wilde Schweine, als Raubwild Füchse und Dachse, als Niederwild im Felde Hasen und als Flugwild Rebhühner, Wachteln, in Sumpfgegenden wilde Enten. 2. Ortskundliches. In der Umgebung unseres Heimatortes liegen mancherlei Ortschaften. Auf unfern Wanderungen trafen wir einzelstehende Gehöfte und Weiler, Landgüter und Vorwerke, Bauerndörfer, Kirchdörfer und Marktflecken an. Nenne die nächstgelegene Stadt! Gieb an, worin sich diese einzelnen Wohnplätze unterscheiden! Beschreibe ein Bauerngehöft und gieb den Zweck der einzelnen Gebäude an! Wo finden sich in der Umgegend Mühlen, Ziegeleien oder ländliche Fabriken? Die Leute, welche in all diesen Ortschaften wohnen, erwerben ihren Lebensunterhalt durch mancherlei Beschäftigungen. Die Nahrungsquellen des Landmannes sind der Ackerbau, die Viehzucht und der Gartenbau. Welche Bestellungsarbeiten hast du beobachtet? Was weißt du von den Erntearbeiten zu erzählen? Welche Haustiere benutzt der Bauer bei diesen Arbeiten? Welche anderen Haustiere treffen wir auf seinem Gehöfte an? In Dörfern treiben manche Bewohner ein Handwerk; die Bürger in der Stadt beschäftigen sich mit allerlei Gewerbe. In Fabriken sind viele Menschen mit derselben Arbeit beschäftigt, z. B. mit Zieaelbereituna, Weberei, Spinnerei, Eisenarbeit u. dgl. Zähle verschiedene Arten des Gewerbes auf! Durch Handel mit mancherlei Waren ernähren sich die Kaufleute, Außerdem giebt es in Dorf und Stadt auch Beamte, z.b. Lehrer, Geistliche, Ärzte, Richter, Postbeamte u. a. m.
   bis 10 von 80 weiter»  »»
80 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 80 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 3
4 0
5 15
6 1
7 52
8 1
9 3
10 9
11 2
12 2
13 0
14 1
15 0
16 7
17 3
18 3
19 1
20 0
21 0
22 2
23 0
24 3
25 0
26 0
27 0
28 13
29 8
30 11
31 1
32 1
33 6
34 2
35 0
36 9
37 18
38 20
39 2
40 1
41 1
42 1
43 1
44 3
45 2
46 0
47 1
48 0
49 7

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 20
1 135
2 13
3 49
4 212
5 24
6 27
7 27
8 37
9 99
10 27
11 68
12 16
13 28
14 17
15 11
16 119
17 374
18 26
19 131
20 35
21 80
22 15
23 243
24 6
25 17
26 25
27 8
28 48
29 47
30 4
31 14
32 14
33 15
34 23
35 19
36 42
37 41
38 80
39 261
40 32
41 63
42 33
43 70
44 25
45 97
46 34
47 6
48 27
49 27
50 36
51 68
52 37
53 3
54 78
55 18
56 21
57 23
58 15
59 53
60 19
61 45
62 25
63 11
64 36
65 55
66 17
67 19
68 76
69 41
70 51
71 114
72 57
73 17
74 17
75 50
76 104
77 178
78 24
79 24
80 29
81 2
82 99
83 185
84 27
85 40
86 22
87 93
88 30
89 8
90 21
91 49
92 288
93 21
94 145
95 59
96 29
97 17
98 130
99 20

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 118
1 4
2 39
3 12
4 1
5 4
6 638
7 2
8 1
9 6
10 3
11 10
12 88
13 135
14 68
15 3
16 2
17 5
18 1
19 6
20 27
21 1
22 1
23 9
24 232
25 121
26 1
27 4
28 87
29 4
30 1
31 9
32 191
33 20
34 244
35 2
36 27
37 5
38 14
39 7
40 0
41 8
42 79
43 48
44 2
45 14
46 18
47 42
48 10
49 5
50 41
51 110
52 4
53 12
54 4
55 0
56 10
57 2
58 1
59 65
60 4
61 4
62 2
63 0
64 0
65 3
66 3
67 0
68 13
69 0
70 15
71 6
72 6
73 1
74 3
75 20
76 39
77 5
78 13
79 1
80 1
81 325
82 12
83 170
84 77
85 15
86 20
87 38
88 1
89 212
90 77
91 5
92 0
93 4
94 6
95 147
96 21
97 3
98 3
99 0
100 26
101 19
102 46
103 2
104 54
105 2
106 5
107 36
108 4
109 42
110 57
111 7
112 8
113 16
114 44
115 16
116 10
117 1
118 0
119 111
120 8
121 47
122 2
123 36
124 61
125 90
126 4
127 38
128 7
129 45
130 9
131 252
132 2
133 70
134 27
135 7
136 51
137 25
138 7
139 17
140 26
141 2
142 76
143 52
144 1
145 1
146 1
147 0
148 0
149 11
150 1
151 1
152 127
153 22
154 4
155 11
156 11
157 1
158 1
159 29
160 53
161 1
162 0
163 0
164 10
165 1
166 15
167 16
168 24
169 4
170 2
171 3
172 7
173 21
174 1
175 261
176 3
177 24
178 56
179 18
180 30
181 4
182 22
183 48
184 62
185 38
186 6
187 5
188 17
189 7
190 2
191 4
192 3
193 93
194 1
195 125
196 31
197 9
198 7
199 3