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1. Geschichte des Altertums - S. 192

1889 - Wiesbaden : Kunze
192 Zweiter Abschnitt. Dritter Zeitraum. daraus nicht geschlossen werden, als ob sie nun auf einmal um Vieles schlechter geworden seien. Das thut auch schon Agamemnon, als er dem Odysseus in der Unterwelt begegnet. Die Zeiten hatten sich geändert, die Menschen auch. Hesiod kennt nicht mehr den Sonnenglanz eines heiteren, ungetrübten Lebensgenusses, wie er an den Hösen der Fürstenhelden zu Homers Zeit üblich war. Damals saßen diese in festlichen Sälen beim Mahle und tranken herzerfreuenden Wein, und war das Verlangen nach Speise und Trank gestillt, so vernahm man gern aus dem Munde der Sänger den Ruhm und die Thaten gleichgesinnter, wackerer Helden. Zu Hesiods Zeit war das Leben durch den Erwerb bedingt, welcher Sorgen und Arbeit, Glück und Unglück, Hoffnung und Furcht bringt. Männer und Frauen waren anders geworden, weil das Leben sich anders gestaltet hatte. Hesiod sagt von den Frauen: „Es gibt gute wie böse; nichts Besseres kann einem Manne zu teil werden, als ein gutes Weib, nichts Schlimmeres, als ein böses. Man muß sich nicht durch ein eitles, gefallsüchtiges Wesen, das mit glatter Rede sich in die Gunst der Männer einschleichen will, bethören lassen. Wer solch einem Weibe vertraut, traut Dieben" rc. Die Frauen der Heroenzeit genossen im allgemeinen mehr Freiheit als dies in späterer Zeit bei den meisten griechischen Stämmen der Fall gewesen zu sein scheint. Nur in Sparta behielten namentlich die Jungfrauen allerlei Vorrechte, welche andere Griechinnen entbehrten. 3. Die spartanischen Frauen. Für die Erziehung der spartanischen Mädchen enthielten die Gesetze Lykurgs die leitenden Bestimmungen. Da derselbe vor allem eine kräftige Jugend für den Staat heranbilden wollte, so mußten auch die Mädchen im Ringen, Laufen und Lanzenwerfen in besonderen Gymnasien sich üben. Ebenso wurden sie angehalten, Hitze und Frost, Hunger und Durst und allerlei Mühseligkeiten ertragen zu lernen, in ihren Antworten sich kurz und treffend zu fassen und den Gesetzen des Staates folge zu leisten. Ganz im Gegensatze zu der in Athen herrschenden Sitte durften die spartanischen Mädchen frei aus dem Hause sich bewegen und bei Festen mit den Jünglingen Züge und Reigen gemeinschaftlich veranstalten. Die Jünglinge lebten vor den Augen der Jungfrauen, und wie sie ihren Spott und Tadel zu fürchten hatten, so galt es als eine große Ehre von ihnen gelobt zu werden. Dadurch war in Sparta die Möglichkeit gegeben, welche den athenischen Mädchen ganz und gar versagt war, daß die Jünglinge und Jungfrauen einander

2. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 161

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 161 — ließ Friedrich Wilhelm sich angelegen sein. Damit auch die ärmeren Kinder die Wohlthat eines guten Schuluuterrichtes genießen könnten, bestimmte er in der Verfassung, daß der Unterricht der Volksschule unentgeltlich zu erteilen sei. Ein besonderes Unterrichtsgesetz sollte diese Bestimmung zur Ausführung bringen. Darin fordert der fromm gesinnte König, daß die Volksschule die Jugend in erster Linie zu Gottesfurcht und Gottesliebe erziehen soll. Erwerbungen. Friedrich Wilhelm Iv. hat auch auf friedlichem Wege zur Vergrößerung feines Landes beigetragen. Im Jahre 1850 erwarb Preußen die alten Stammlanbe in Schwaben, Hvhenzollern-Hechingen und Hohenz ollern- Sigma rin gen, inbem die bisherigen Fürsten bieselben an das verwandte Königshaus abtraten. Diese Fürsten hatten in den Stürmen des verhängnisvollen Jahres 1848 in ihrer Regierung soviel Trübsal erlebt, daß sie es vorzogen, ihre Lander unter den mächtigen Schutz Preußens zu stellen. Zur Anlegung eines Kriegshafens für die neue Marine wurde von Oldenburg im Jahre 1853 ein Gebiet am Jadebusen gekauft. Der Kaufpreis betrug eine halbe Million Thaler; auch verpflichtete Preußen sich, den Schutz der oldenburgischen Küste und Schifffahrt zu übernehmen. Der großartige Ban dieses Hafens begann 1855 und ist unter Wilhelm I. im Jahre 1869 als „Wilhelmshaven" eröffnet worden. Diese zwei Erwerbungen waren an Umfang zwar gering, aber doch von Bedeutung für das königliche Haus Hohenzollern und für die Zukunft Preußens. Die hohenzollernschen Fürstentümer betrugen ungefähr 20 Quadratmeilen; das Gebiet am Jadebufen war ein kleiner Küstenstrich von 1/12 Quadratmeilen. Dagegen hatte der König auch einen schmerzlichen Verlust an Lctnb zu beklagen. Das Fürstentum Ne neu bürg hatte sich 1848 von Preußen losgesagt und der Schweiz angeschlossen; im Jahre 1857 verzichtete Preußen aus bieses kleine Besitztum. Des Königs Ende. Im Herbst 1857 erkrankte Friedrich Wilhelm Iv. so schwer, daß kaum Hoffnung auf Genesung gegeben werben konnte. Die schmerzlichen Erfahrungen und großen Anstrengungen seiner Regierung hatten die kräftige Gesundheit des Königs stark erschüttert. Es bildete sich immer mehr ein Gehirnleiden ans, an welchem der edle Herrscher über 3 Jahre schwer leiden mußte. Seine Gemahlin war die liebevollste Pflegerin. Sie allein vermochte in diesen trüben Tagen den traurigen Kranken aufzuheitern. Mit inniger Zuneigung vergalt ihr der Schwergeprüfte alle Liebesdienste. Oft war feine Zunge wie gelähmt, und stundenlang saß er still in sich gekehrt, unbekümmert um Ieine Umgebung. Nur seine Gemahlin konnte ihm dann Worte aus dem Mimbe locken; eines seiner letzten war: „Meine teure, heißgeliebte Frau!" Weil der König kinberlos war, übernahm sein Brnber Wilhelm unter dem Namen „Prinzregent" die Regierung. Am 2. Januar Auch ein Kreis der besten Dichter dieser Zeit umgab den Königsthron — Ludwig Tieck, Friedrich Rückert. August Wilhelm von Schlegel, Emanuel Geibel, Felix Dahn, Gans Edler zu Putlitz, Fontane, Paul Heyse, Hesekiel u. a. Zur Belohnung hohen geistigen Strebens stiftete Friedrich Wilhelm Iv. eine Friedensklaffe des Ordens pour le m6rite für Künstler und Gelehrte. 11

3. Die Urzeit, Das Frankenreich unter den Merowingern und Karolingern - S. 109

1885 - Wiesbaden : Bergmann
Teilung der Karolingischen Monarchie, Entstehung eines Deutschen Reichs. ^0^ Don Attila, vom Drachentöter Siegfried und andere, die erst später (im „Nibelungenliede") feste Gestalt gewannen, von Munde zu Munde gegangen sein, bis Karl der Große daran dachte, sie sammeln zu lassen. Leider ist diese Sammlung wieder verloren gegangen, vermutlich durch die Nachlässigkeit, wo nicht durch den bösen Willen der Geistlichkeit, die darin verdammenswerte Ausgeburten des Heidentums erblickte. Nur ein paar alte volkstümliche Dichtungen sind uns durch Mönche gerettet worden, sreilich als bloße Bruchstücke,das sog. „ W ess o b rn nner Gebet", eine geistliche Dichtung, ein episches Gedicht vom Weltuntergänge mit dem, an das altnordische Heidentum erinnernden, Titel „Muspilli", das „Hildebrandlied", (von dem Kampfe des greisen Hildebrand, eines Helden aus dem Kreise des Gothenkönigs Theodorich, mit seinem Sohne Hadnbrand, der, ohne ihn zu kennen, ihn dazu herausfordert), endlich das „Ludwigslied" auf den Sieg drtes weststsränkischen Königs über die Normannen. Zehntes Kapitel. Teilung der Karolingischen Monarchie, Entstehung eines Deutschen ftnchs. ^parl der Große hatte drei Söhne, Karl, Pipin und Ludwig. Unter sie hatte er bereits aus den Fall seines Todes das Reich geteilt. Allein Pipin und Karl starben 810 und 811, und so fiel bei des großen Kaisers Tode (s 14) das ganze Reich ungeteilt dem allein überlebenden Sohne Ludwig zu. Die deutsche Geschichtsschreibung hat ihn „den Frommen" zubenannt, die französische nennt ihn „ledebon-naire“, was so viel wie schwachherzig, unselbständig bedeutet. Allerdings ist seine Frömmigkeit bisweilen in allzu große Nachgiebigkeit gegen die Geistlichkeit und ihre Interessen ausgeartet. Im Anfang regierte Ludwig kräftig, reinigte den Hof seines Vaters von der teilweise daselbst eingerissenen Leichtfertigkeit der Sitten, setzte dessen Bestrebungen für Beschränkung der Großen und Erleichterung der Ärmeren eifrig fort, kämpfte auch tapfer gegen die äußeren Feinde des Reichs, insbesondere die Slawen. Später verfiel er dem Einfluß unweiser Ratgeber und mehr noch dem seiner zweiten Gemahlin, aus dem Geschlechte der Welsen, namens Judith. Ihr zu Liebe wollte er seinen Sohn aus zweiter Ehe, Karl („der Kahle" zubenannt), vor

4. Von der Entstehung eines selbständigen deutschen Reichs bis zu Karl V. 843 - 1519 - S. 93

1885 - Wiesbaden : Bergmann
Geistiges, sittliches, geselliges Leben. 93 Ritters lag darin, wenn dieser öffentlich eine andere Frau für liebenswerter als sie erklärte, fein ganzes Interesse jener widmete, ja vielleicht fein Leben für sie aufs Spiel fetzte! In welchen sittlichen Schranken im übrigen sich jener ,,Minnedienft" gehalten habe, darüber sind die Ansichten verschieden. Es mag fein, daß die überwiegend leichtfertige Auffassung, welche man demselben in Frankreich gab, bei feiner Über-tragnng auf deutschen Boden einigermaßen veredelt wnrde. Unter allen Umständen hat das Verhältnis nach unserer heutigen Denk-uud Empsindmtgsweife etwas nicht bloß Unnatürliches, sondern auch sittlich Anstößiges. Das poetische Widerspiel des „Minnedienstes" war der „Minnesang". Er ist wesentlich eine Verherrlichung der Liebe, ihrer Leiden und Freuden, aber fast durchgängig nur in der durch den Minne-dienst gebotenen Form, der Liebe des Dichters zu einer „Herrin", welche als seine Gattin fürs Leben zu gewinnen er weder hoffen darf noch auch gewillt ist, weil damit der eigentümliche Reiz, das eigenthümliche Wesen des „Mimteigenstes" verloren gehen würde. Die Art, wie sich im Minnesang das Wesen des Minnedienstes spiegelt, ist eine verschiedene bei den verschiedenen Minnesängern, bei Dem einen eine mehr zarte, ideale, bei dem andern eine mehr leidenschaftlich -sinnliche. In jener ersteren, wie überhaupt in dem Ausdruck lieblicher und dabei doch starker und tiefer Empfindungen steht unbedingt in erster Linie Walther von der Vogelweide*), ihm am nächsten vielleicht Reimnar von Zweter. *) So in dem Lied „Preis der Minne" (nach Simrocks Übersetzung : „Noch weiß ich, was mich mehr ergötzt. Als aller kleinen Vögel Lied; Wer Frauengüte kennt und schätzt, Wie gern der ihr den Preis beschied. Das deut' ich auf die Herrin mein, Die muß von Freuden reicher sein; Sie ist schöner als ein schönes Weib, Liebreiz verschönt der Schönsten Leib. Ich weiß gar wohl, der Liebreiz macht Der schönen Frauen Schönheit voll; Die stets auf Tugend bleibt bedacht, Die ist's doch, die man wünschen soll", n. s. w. Ferner in dem Lob der deutschen Frauen („Deutschlands Ehre") „Deutsche Zucht geht über Alle. Von der Elbe bis zum Rhein Und zurück bis her an Ungarland

5. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 83

1899 - Gera : Hofmann
✓ — 83 — andere wilde Tiere wurden durch Hunger, Peitschenknallen, Verwundung durch Fackeln oder Stacheln zur Wut gereizt und auf den Fechter zu einem Kampfe auf Leben und Tod losgelassen. Das gegenseitige Zer- fleischen von Mensch und Tier war Augenweide für das entartete Volk. Je mehr Blut floß und je mehr Tiere und Menschen fielen, — oft viele hundert —, desto gelungener war das Schauspiel! Unter den prächtigen Marktplätzen zeichnete sich der Tr ajan s mit einer Ehrensäule aus, die mit allerlei Bildwerk und Inschriften bedeckt war. Den Kaisern Titus und Konstantin wurden später schöne Triumphbogen errichtet (vergl. Abb. 81). Sehr ge- schickt und dauerhaft waren die Heer- straßen angelegt. Sie gingen von dem goldenen Meilensteine auf dem Forum Romanum aus und liefen nach allen Teilen des weiten Reiches. Großartig waren die Wasser- leitungen, prachtvoll und vielbenutzt die öffentlichen Badehäuser. Alle diese Bauwerke finden sich noch heute in Rom entweder in Trümmern oder in veränderter Benutzung. Neben dem unsinnigsten Luxus der Reichen in Rom seufzte das Elend der zahlreichen Armen. Die Sitten verfielen immer mehr. Die Götter wurden verlacht, die Ehen gebrochen, das Familienleben zerstört, die ehrliche Arbeit verachtet, die unsinnigsten Schwelgereien getrieben, Mitleid und Erbarmen gegen Unglückliche vergessen und täglich neuen Vergnügen nachgelaufen. Ein Dichter seufzte angesichts dieser Sittenverderbnis: „Es ist schwer, kein Spottgedicht zu schreiben!" 3. Seine kluge Regierung. Der Wille eines Einzigen lenkte die ungeheure Staatsmaschine. Aber klug ließ er die Republik zum Schein fortbestehen und begnügte sich, alle höheren Ämter in seiner Person zu vereinigen und sie sich jährlich erneuern zu lassen. Dem ruhebedürftigen Volke gab er Brot und Spiele. Den Erpressungen der Beamten wehrte er und führte feste Gehälter ein. Künste und Wissenschaften wurden besonders von seinem hochgebildeten Freunde Mäcenas gefördert. Vir- gilius dichtete die Änöide, Horatius seine Oden, Ovidius die Meta- morphosen und Phädrus seine Fabeln. Man nennt diese Zeit das Augusteische oder goldene Zeitalter der Litteratur. Das glückliche Volk nannte Augustus den „Vater des Vaterlandes". Seinen Nachfolgern rief man zu: „Sei glücklicher als Augustus und besser als Trajan!" Mon der römischen Schrift. Griechen und Römer schrieben auf Wachstafeln und Papyrusrollen, in den Zeiten nach Christi Geburt auch 6*

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 328

1899 - Gera : Hofmann
828 Immer bedeutsamer wurde die Stellung der Frauen am Anfänge dieses Jahrhunderts. Ihre Teilnahme am öffentlichen Leben und ihr Einfluß auf die Litteratur und die Volkswohlfahrt wuchsen von Jahr zu Jahr. In den Befreiungskriegen brachten sie begeistert die größten Opfer. Preußische Prinzessinnen erließen am 1. April 1813 einen Aufruf an die Frauen aller Stände, worin sie zur Mitarbeit an der Rettung des Vaterlandes aufforderten durch regelmäßige Gaben an Geld, Schmucksachen, Verbandstoffen, Wollen- und Leinenzeugen, durch Pflege der Verwundeten, Erquickung der Kämpfer u. s. w. Der Erfolg war ein großartiger, der Anteil der Frauen an der Befreiung des Vaterlandes ein reich gesegneter. Als Schutzgeist begleitete die Freiheitskämpfer das Bild der verklärten Königin Luise. Die arme, aber edelgesinnte Ferdinande von Schmettau opferte ihr reiches, schönes Lockenhaar auf dem Altar des Vaterlandes. Hofrat Heun ließ daraus Uhrbänder und Ringe Herstellen und löste dafür 3600 Mark. Eleonore Prohaska, die Heldenjungfrau, trat als „Jäger August Renz" in das Lützow'sche Freikorps, focht und fiel als Heldin in dem Gefechte an der Göhrde in Hannover. Glücklicher war die Mecklenburgerin Friederike Krüger. Sie brachte es im Aork'schen Korps zum Unteroffizier und kehrte, mit dem eisernen Kreuze und einem russischen Orden geschmückt, heim. Johanna Stegen half das Gefecht bei Lüneburg siegreich entscheiden, indem sie den Preußen, die sich schon zurückziehen wollten, aus einem umgestürzten französischen Munitionswagen im Kugelregen Patronen in der Schürze zutrug. Begeistert pries ein Rück er t den Opfermut der deutschen Frauen. Die Dichtkunst in ihrer schönsten Blütezeit haben deutsche Frauen wesentlich beeinflußt. Es braucht bloß erinnert zu werden an Goethes Mutter, die Frau Rat, an Schillers Gattin Charlotte von Lengefeld, an die Herzogin Amalie von Weimar und an die herrlichen Frauen- gestalten, die Goethe und Schiller in ihren Meisterwerken gezeichnet haben. Auch um die Volkswohlfahrt erwarben sich Frauen die größten Verdienste. Luise Scheppler, die treue Dienstmagd des Pfarrers Ob erlin im Stei nthale, führte zuerst den Gedanken der Kleinkinder- Bewahranstalten aus. Weitere Verbreitung erhielten diese wohlthätigen Anstalten durch die edle Fürstin Pauline von Lippe-Detmold. Als Gründerin der so segensreichen Frauenvereine muß Amalie Sieveking in Hamburg angesehen werden. Sie gründete in der Cholerazeit den Frauenverein „Tabea" für Armen- und Krankenpflege, der viel Elend gelindert hat. Auf ihren Wunsch wurde sie, wie ihre lieben Armen, in einem Sarge mit flachem Teckel begraben. Das Glück und Behagen des häuslichen Lebens hing haupt- sächlich von den Frauen ab. Sie entschieden über die innere Einrichtung des Hauses. Viel Porzellan, Zinngeschirr, Betten und Leinenzeug war ihr Stolz. Speise und Trank bereiteten sie selbst. Kaffee wurde der beliebte Früh- und Nachmittagstrunk. Immer rührten sie die fleißigen Hände, strickten, nähten, sotten Seife, gossen Lichte, schlissen Federn, spannen am Rade und besuchten sich in Spinustuben.

7. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 271

1899 - Gera : Hofmann
271 An allen künstlerischen Schöpfungen nahm sie den lebhaftesten Anteil. Von den Dichtern liebte sie besonders die Franzosen Racine, Corneille und Moliöre. Die damaligen geistlosen deutschen Reimereien konnten einen so lebhaften, feinen Geist nicht fesseln. Ihre geistvollen Briefe sind in einem vorzüglichen Französisch geschrieben, die meisten und besten an Leibniz und ihre Freundin Fräulein von Pöllnitz. Der letzteren schrieb sie einmal: „Ich will lieber, daß Sie an meinem Verstände, als daß Sie an meiner Freundschaft zweifeln." Besondere Liebe und Sorgfalt verwandte sie auf die Erziehung ihres Sohnes, der später als König Friedrich Wilhelm 1. den Thron bestieg. Als Erzieherin wählte sie die feingebildete französische Prote- stantin Frau von Rocoule, die dann auch den großen Friedrich erzogen hat. Der Sohn war beiden Eltern unähnlich und ließ sich wenig beeinflussen. Er war eine tüchtige, eigenartige Natur, aber maßlos heftig und eigensinnig. Auch die beste der Mütter konnte seine starre Eigenart nicht beugen. Er ärgerte sich über seine zarte Gesichtsfarbe, rieb deshalb das Gesicht mit einer Speckschwarte ein und legte sich in die Sonne, um braun zu brennen. Eine Schnalle verschluckte er, um sie nicht herzugeben. Er drohte sich aus dem Fenster zu stürzen, als seine Erzieherin ihm nicht den Willen that. Der so ganz anders ge- artete und doch geliebte Sohn ging später zu seiner Ausbildung auf Reisen. Mit Weh im Herzen ließ sie ihn ziehen und sah ihn auf Erden nicht wieder. Auf einer Reise nach Hannover zu ihren Eltern erkrankte sie und starb im Alter von 37 Jahren. Die Königskrone hatte sie nur 5 Jahre getragen. Schön und friedlich wie ihr Leben war auch ihr Sterben. Nicht eine Spur von Todesfurcht zeigte sie. Zu der weinen- den Freundin am Sterbelager sagte sie: „Haben Sie denn geglaubt, daß ich unsterblich sei?" Dem Geistlichen sagte sie: „Ich habe 20 Jahre über die letzten Dinge nachgedacht. Ich kenne keine Furcht vor dem Tode und hoffe, mit meinem Gott gut zu stehen!" König Friedrich war untröstlich über den unersetzlichen Verlust und suchte wenigstens in der düstern Pracht der Begräbnisfeierlichkeiten seinem Schmerze Ausdruck zu geben. Sophie Charlotte ist eine von den glücklichen Kronenträgerinnen gewesen, denn sie hat ihren Kreis ausgefüllt und ihre edle Natur rein und voll ausgelebt. 7. Friedrich I. starb gottergeben. Friedrichs Lebensabend war durch häusliche Kümmernisse und durch eine furchtbare Pest in Preußen getrübt. Seine letzte Freude war die Geburt eines Enkels, der bei dem glänzenden Tauffeste den Namen Friedrich erhielt. Die Nachwelt hat diesen den Großen genannt. Auf seinem Totenbette sprach Friedrich I.: „Die Welt ist nur ein Schauspiel, das bald vorübergeht. Wer nichts als dieses hat, ist übel dran." — „Gott ist gewißlich meines Lebens Kraft gewesen von Jugend auf; ich fürchte mich nicht vor dem Tode; denn Gott ist mein Licht und Heil." In einer Anweisung für die Erziehung des Kronprinzen sagt er: „Gleichwie andere Menschen durch Belohnungen und Strafen der höchsten Obrigkeit vom Bösen ab- und zum Guten angeführt

8. Frauengestalten - S. 89

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 89 — 1. Maria Luise Augusta Katharina ist fast sechs Jahrzehnte hindurch die treue Gefährtin und Helferin des großen Kaisers gewesen. Sie hat seine Sorgen und seine Arbeiten, seine Siege und seine Ehren geteilt. Geboren wurde sie am 30. September 1811 als die Tochter des Großherzogs von Weimar Karl Friedrich und Enkelin Karl Augusts, der im Verein mit seiner großen Mutter Anna Amalie die größten Dichter Deutschlands um sich sammelte (S. 67). Noch umschimmerte der Glanz der dichterischen Heroenzeit die kleine Residenz an der Ilm, noch lebte und wirkte Goethe, und in manchen seiner Tagebuchblätter, Briese und Gedichte gedenkt er des heranwachsenden Fürstenkindes. Wilhelm von Humboldt rühmte ihren festen, selbständigen Charakter, und Goethe, ihr Lehrer, sprach das Lob aus: „Sie darf mitreden, denn sie hat etwas gelernt." Ihre Konfirmationsmahnung, welche ihr der Generalsuperintendent Röhr in Weimar an das Herz gelegt hat: Immer mögen Sie sich bemühen, Thränen zu stillen, Wunden zu heilen, Kummer zu lindern, frohe und glückliche Menschen zu machen, in Trübsal aber Trost im Glauben und in der Ergebung zu siudeu" hat sie lebenslänglich nicht vergessen. — Mit dem Prinzen Wilhelm von Preußen vermählte sie sich am 11. Juni 1829 und verlebte glückliche Jahre mit ihm in dem „Palais unter den Linden", das später jedem Deutschen als Wohnsitz seines Kaisers bekannt und lieb wurde. Zwei Kinder schlangen das Band fester, das die Eltern vereinte, der Prinz Friedrich Wilhelm, der nachmalige Kaiser Friedrich Iii., und Prinzeß Luise, die jetzige Großherzogin von Baden. Der Erziehung ihrer Kinder widmete sie die sorgsamste Pflege und wohnte sehr oft den Unterrichtsstunden bei, den Spiel- und Lerngenossen ihres Sohnes behandelte sie dabei wie ihr eigenes Kind. Ihre Tochter ließ sie in Koblenz, wo das prinz-liche Paar damals lebte — denn Prinz Wilhelm war zum Militärgouverneur von Rheinland und Westfalen ernannt worden —, mit den gleichalterigen Töchtern aus der Stadt verkehren und sparte keine Liebe und keinen Fleiß bei ihrer Erziehung. Als dann ihr Gemahl den preußischen Thron bestieg, liebte und übte sie unermüdlich die Pflichten einer guten Landesmutter; sie wurde die „Diakonissin im Purpur". Alle gemeinnützigen Bestrebungen für das Volkswohl unterstützte sie thatkräftig. In Volksküchen erhielten die Armen billige und gute Speisen. Unter ihrer Leitung stand auch der „Vaterländische Frauenverein", der in taufenden von Zweigvereinen unendlich viel Elend gelindert und unsäglich viel Gutes gewirkt hat. Unvergessen aber bleibt ihre Wirksamkeit während des Krieges von 1870 und 1871. Mit unermüdlicher Treue leitete sie die alltäglichen Sitzungen des „Vereins zur Pflege erkrankter und verwundeter Krieger", und ebenso sah sie jeder Tag an den Lagerstätten der verwundeten Soldaten im

9. Frauengestalten - S. 80

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 80 — nichts weiter sagen, als daß ich mich noch im Tode treu und ewig mit Liebe sein werde Deine Dich ewig liebende Schwester Leonore, gen. August Renz". Die Tobesahnungen würden zur Wahrheit. Bei der Erstürmung einer Batterie am 16. September 1813 zerschmetterte ihr in dem Gefecht an der Göhrbe (Provinz Hannover) ein Kartätschenschuß den linken Schenkel. Mit dem Ausruse: „Herr Lieutenant, ich bin ein Mäbchen!" sank sie nieder. Unter unsäglichen Schmerzen, welche sie standhaft und ohne einen Laut der Klage ertrug, verschied sie am 5. Oktober in dem Stäbtchen Dannenberg, wo sie auch begraben liegt. Trauernb folgten dem Sarge, der von ihren Waffenbrübern getragen würde, das hannoversche und das russisch-deutsche Jägerkorps, der Oberst und sämtliche Offiziere, selbst der königlich preußische Minister und außerorbentliche Gesandte. Eine breimalige Gewehrsalve rief der vom Sturm geknickten Lilie, die gleich einer Jungfrau von Orleans den Kampf für König und Vaterland so mutvoll gekämpft, den letzten Gruß nach in das Grab. Am 18. Oktober 1863, dem Gedenktage der Leipziger Schlacht, errichtete man auf dem Grabhügel der Helbin ein Denkmal und gleichzeitig rief man eine „Prohaska-Stiftung" ins Leben zu dem Zwecke, aus den Zinsen des Kapitals arme Veteranen ober beren Wittwen und Waisen zu unterstützen. Der Helbentob des tapferen Mäbchens erregte Teilnahme und Bewunberung, Dichter, wie Rückert, befangen sie, der Geheimsekretär des Königs Friedrich Wilhelm Iii., Friedrich Duncker, bichtete währenb seiner Anwesenheit beim Wiener Kongreß eine Oper „Leonore Prohaska" und kein Geringerer als Beethoven hat einen Teil bieses Textes in Musik gesetzt. Jener Lieutenant, an welchen der Ruf des fallenden Mädchens gerichtet war, Friedrich Förster, ein begeisterter Freund Theodor- Körners, hat gleichfalls die Helbenjungfrau besungen, und sein Gedicht nach dem Rythmus des „Mantelliedes": „Schier dreißig Jahre bist du alt" mag hier folgen: Ich hatt' einen braven Kamerad, Kein tapferer war im Feld; Und galt es, verwegen zu jagen, Den Feind aus der Schanze zu schlagen, Wir waren uns treu gesellt. Ein feines Bürschchen war er noch, Ein blutjung' Milchgesicht; Und neckten ihn gute Bekannte,

10. Deutsche Prosa - S. 142

1900 - Gera : Hofmann
142 Bernhard ten Brink. Bretterwelt hinausdrang. Und auch hier bietet seine Biographie uns charakteristische Zuge, die uns in sein Inneres einen Blick werfen lassen. Vom Jahre 1592 bis zum Jahre 1599 sehen wir den Dichter die Höhe seiner Kunst ersteigen und zugleich in der Kunstwelt und in der Gesellschaft sich eine gesicherte, allgemein anerkannte Stellung erobern. Im ersten Jahrzehnt des siebzehnten Jahrhunderts schafft er dann seine tiefsten, großartigsten Werke. Aber noch bevor er den Höhepunkt erreicht, sehen wir ihn die ersten Schritte thun, um sich für seine späteren Jahre in seiner Geburtsstadt ein ruhiges Heim zu bereiten. Shakspere hatte in London die Heimat und die Seinigen nie aus den Augen verloren; sobald er es vermochte, hatte er die Seinigen an seinem beginnenden Wohlstand teilnehmen lassen, zweifellos auch häufiger sie auf längere oder kürzere Zeit besucht. Bereits i. I. 1597 aber begann er sich in Stratford anzukaufen, den Plan vorzubereiten, den er dann nicht wieder fahren ließ. Und gegen das Jahr 1609 — etwas früher oder später — gelangte der lange gehegte Lieblingsgedanke endlich zur Verwirk- lichung. Der Dichter verließ die Bühne und die Großstadt und zog sich nach seiner stillen Heimat, zu Wald und Wiese, zu Frau und Kindern und Enkelin zurück, um die ihm noch beschiedenen Tage in edler Muße und ruhig beschaulichem Genuß zu verleben. So schloß sich das Ende seines Lebens wieder dem Anfang an zur schönen Voll- endung des Kreislaufes. Shaksperes Leben, mit dem seiner dramatischen Zeitgenossen ver- glichen, ist ebenso singulär, wie seine Werke sich unter den ihrigen ausnehmen. Der einzige unter ihnen, der keine akademische Erziehung genossen, der in einfachen Verhältnissen, in vertrautem Verkehr mit der Natur groß geworden, seine Bildung mehr dem Leben als der Schule ver- dankte. Früher als einer von den andern hatte Shakspere seine Zu- kunft gestaltet in einer Weise, die nichts Großes für ihn erhoffen ließ. Aber das, woran ein anderer zu Grunde gegangen wäre, wurde ihm nur ein Sporn, ein neues Lebensblatt mit frischem Mut zu beginnen. Enger als irgend einer seiner dramatischen Nebenbuhler schloß Shakspere sich in London dem Bühnenleben an. Aber weit entfernt, in dem lockeren Getriebe, wie so viele andere, an Seele und Leib zu Grunde zu gehen, erwuchs er zum Mann, zum Künstler und Dichter, zur geistigen und auch zur materiellen Selbständigkeit und Unabhängig- keit. — Wohlhabend, angesehen, berühmt, verließ er dann in der Kraft seiner Jahre das Theater und die Großstadt, um als Landedelmann in der Heimat seine Tage zu beschließen.
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