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1. Geschichte des Mittelalters - S. 308

1888 - Wiesbaden : Kunze
308 Vierte Periode des Mittelalters. sah auf eine so glänzende Hofhaltung, daß sie der ihres Gemahls nicht nachstand. Die Königin war eine kluge, sittenreine und gewandte Frau und wurde von ihrem Gemahl in hohen Ehren gehalten. Kein Fürst, kein Gesandter erhielt Zutritt, ohne daß die Königin zugegen war, welche mit vieler Leutseligkeit und Heiterkeit die Vorgestellten begrüßte und anredete; sie hieß die Mutter des Adels und der Armen. Seitdem erschienen Herren und Damen öfter bei Hofe und wurden zu allen Festlichkeiten geladen. Anna von Bretagne durfte an den Beratungen des geheimen Rates teilnehmen und mitstimmen; so wollte es Ludwig Xii. Auch anderen, ihm nahestehenden Frauen gestattete er dies Vorrecht, welches immer mehr benutzt und später vielfach mißbraucht wurde. Ganz eigentümlich war das Los der Frauen damals in Spanien und Portugal. Sie lebten in klösterlicher Einsamkeit und Zurückgezogenheit, durften mit keinem Manne reden und empfingen nur Besuche von ihren Freundinnen. Die Pracht in Kleidern und in Schmucksachen war übertrieben, die Etikette drückend. Der Mann kümmerte sich wenig um die Frau, und selbst bei Tische saß er allein. Die Frauen und Kinder speisten für sich und nahmen ihr einfaches Mahl ein, indem sie, wie die orientalische Sitte es gebietet, auf Teppichen oder Polstern ruhten. Vornehme Frauen erschienen selten außer dem Hause, und wenn es geschah, fuhren sie in wohlverschlossenen Kutschen mit so kleinen Scheiben, daß kein Auge von außen sie erspähen konnte. Im Hause brachten sie die Zeit in träger Ruhe hin. Andachtsübungen, Unterhaltungen mit den Dienerinnen und Gesellschafterinnen und allenfalls Handarbeiten mußten die Langeweile verscheuchen. Unter den Frauen, welche die Geschichtsbücher der letzten Periode des Mittelalters erwähnen, heben wir insbesondere folgende hervor: 4. Margareta Herlobig, welcher Schiller in seinem Wilhelm Tell, unter dem Namen Gertrud Stauffacher, ein unvergeßliches Denkmal gesetzt hat, war die Frau des Werner Stauffacher in Steinen. Ihre Klugheit und Entschlossenheit, ihre Liebe zu ihrem Manne und zu dem Vaterlande gaben ihr den wichtigen Rat ein, welchen uns die Chroniken in folgenden Worten mitteilen: „Du weißt", sagte sie zu Stauffacher, „daß mancher fromme Mann im Lande ob des Landvogts Tyrannei klagt; darum zweifle nicht, daß viele wackere Landleute in Uri und Unterwalden auch das Joch drückend empfinden. Deshalb wäre es gut und vonnöten, daß Euer etliche, welche einander vertrauen dürfen, heimlich zu Rat gingen

2. Geschichte der Neuzeit - S. 120

1887 - Wiesbaden : Kunze
120 Erste Periode der Neuzeit. mahls zu nennen. Ferdinand war überrascht, söhnte sich mit seinen Kindern aus und erkannte die Verbindung seines Sohnes an. Dreißig Jahre lebten Ferdinand und Philippine in der glücklichsten Ehe, da starb 1580 Philippine zu Innsbruck. 7. Wie Martin Luther an Katharina von Bora, so hatte Ulrich Zwingli in Zürich an Anna Reinhart eine würdige Lebensgefährtin gesunden. Anna Reinhart war zuerst an Georg Meyer von Knonau vermählt gewesen, aber frühzeitig Witwe geworden. Zwingli war durch ihr Söhnchen Gerold, einen fleißigen, aufgeweckten Knaben, der Familie bekannt geworden und hatte sich 1524 mit Anna vermählt. Tie geschäftige Lästerzunge warf ihm vor, er habe die steinreiche Witwe nur genommen, um in Zürich fortan in Saus und Braus leben zu können. Allein wir wissen aus Zwinglis Schriften, daß Anna allerdings 400 Gulden Kapitalvermögen und prächtige Kleider, Ringe und andere Kostbarkeiten besessen, aber vom Tage ihrer Verehelichung an den Plunder nicht einmal angerührt, geschweige zur Schau getragen hat. Sie war eine überaus schlichte, gebildete und gottesfürchtige Frau, las fleißig und am liebsten in der heiligen Schrift und nahm an den wissenschaftlichen Bestrebungen jener Zeit lebhaften Anteil. Daneben besuchte, tröstete und unterstützte sie die Notleidenden und Armen und verwaltete pünktlich und sparsam das eigene Hauswesen. Als 1531 ihr Gemahl auf Befehl des Züricher Rats die Truppen in den Krieg gegen die katholischen Stände als Feldprediger begleiten mußte, entließ sie ihn mit heißen Segenswünschen. Ihre bangen Ahnungen hatten sie nicht betrogen. In der unglücklichen Schlacht bei Kappel verlor Zwingli sein Leben, und mit ihm fielen am gleichen Tage Annas Sohn, ihr Tochtermann, ihr Schwager und Bruder. Mit frommem, gottergebenem Sinn ertrug die edle Frau die harten Schläge des Schicksals; man sah sie fortan nur noch im Kreise ihrer Kinder und in der Kirche. 1538 starb sie, beweint von allen, welche die tugendhafte Witwe kannten. 8. Gleichzeitig mit Luther lebte Katharina, Fürstin von Schwarzburg-Rudol stadt, welche durch ihr entschlossenes Betragen den fürchterlichen Herzog Alba beinahe zum Zittern gebracht hätte. Schiller erzählt von ihr folgendes: Als Kaiser Karl V. nach der Schlacht bei Mühlberg auf seinem Zuge nach Franken und Schwaben auch durch Thüringen kam, wirkte Katharina einen Schutzbrief bei ihm aus, daß ihre Unterthanen von der durchziehenden spanischen Armee nichts zu leiden haben sollten. Dagegen machte sie sich ver-

3. Das erste Geschichtsbuch - S. 95

1892 - Gera : Hofmann
— 95 - 50. Deutsche Stadt im Mittelalter. (Stacke.) werter schlossen sich zu Zünften zusammen und suchten ihre Erzeugnisse immer mehr zu verbessern. Auf den Märkten flössen die Erzeugnisse von Stadt und Land zusammen, und es entstand ein reger Austausch. Die Seestädte holten Waren aus fremden Ländern und beförderten sie überallhin. Lasttiere trugen die Schätze des Morgenlandes aus Italien über die Alpen nach Augsburg und Nürnberg. Von hier gingen sie nach andern deutschen Städteu. Mit dem Handel und Gewerbe wuchs der Reichtum und die Macht der Städte. Sie unterstützten die Fürsten mit Geld nud Truppen und erhielten dafür Rechte und Freiheiten. Um sich gegen die Raubritter zu sichern und die Land- und Wasserwege gangbar zu erhalten, schlossen sie Städtebündnisse. In den Städten entwickelte sich das deutsche Schulwesen. Die Städte waren so reich und mächtig, daß die Bürger von Augsburg wie Fürsten lebten, Nürnberger Bürger besser wohnten als manche Könige und Danzigs Bürgermeister dem Könige von Dänemark den Krieg erklärte. 11. Wonifalius, der Apostet der Deutschen (f 754). 1. Was uns an ihn erinnert. Daß die Deutschen Christen sind und christlich leben, das verdanken sie hauptsächlich dem frommen Eifer des Bonifatius. Erbrachte ihnen das Evangelium und gewöhnte sie an christliche Sitte, stellte aber auch die deutsche Kirche unter den Papst in Rom. Sein Ehrenname „Apostel der Deutschen" zeigt seine großen Verdienste.

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 465

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
465 überließ treuen Männern die weitere Leitung seiner nordischen Gemeinden, an denen sein Herz mit Liebe und Sorge noch in seinem Alter hing. Mit hohem Dankgesühl gegen Gott konnte er jetzt endlich von seiner jahre- langen angestrengten Arbeit in Bremen ausruhen. Aber die Kräfte seines Körpers waren frühzeitig durch Entbehrung und Enthaltsamkeit erschöpft; ein härenes Gewand war seine Kleidung und Wasser und Brot seine Speise. Endlich warf ihn eine schmerzliche Krankheit darnieder, und nun quälte ihn die Vorstellung, daß er im Dienste des Herrn nicht genug gethan habe und daher der verheißenen Märtyrerkrone nicht für würdig befunden sei. Doch, wie einst in seiner Jugend, glaubte er auch wieder eine Stimme zu hören, die ihm zurief, er solle nicht an Gottes Verheißung zweifeln. Alsbald kehrte der Friede seiner Seele zurück, und er verschied in vollem Gottvertrauen am 3. Febr. 865. 5. Vicelin (Wessel), der Apostel der Holsten und Wagrier. Es kam eine Zeit, wo alle Gemeinden, welche Ansgar im Lande der Holsten gegründet hatte, wieder vernichtet wurden. Im Jahre 1066 brachen die Abodrieten, wilde heidnische Wendenstämme, aus Wagrien (Grenzland) und Mecklenburg (große Burg) unter ihrem Fürsten Kruko hervor, mordeten mit ruchloser Grausamkeit die Priester, zerstörten die Kirchen und Klöster und stellten das Heidenthum wieder her. Hamburg und Schleswig lagen in Schutt, alle Stormarn waren getödtet oder in die Sklaverei weggeschleppt; 600 Familien verließen ihre unglückliche Heimat und siedelten sich am Harze an, denn das Land war voll von Räubern und Mördern. Wohl hatte ein Mann, der zu jener Zeit lebte, Grund auszurufen: „Herr, die Heiden sind gefallen in dein Erbtheil und haben verwüstet deinen heiligen Tempel." Erst im Anfang des zwölften Jahrhunderts kehrten ruhige und für das Christenthum günstige Zeiten zurück, als der Fürst Heinrich die Herrschaft über die Wenden gewonnen hatte. Und bald kam auch ein Mann in's Land, der trotz der Kriegsstürme, die das Volk bewegten, die Herzen desselben für das Christenthum zu gewinnen wußte. Es war Vicelin, aus Hameln an der Werra, ein Mann von großer Gelehrsamkeit und Frömmigkeit. Längere Zeit predigte er in der Kirche zu Lübeck, wo Heinrich Hof hielt. Als dieser aber, der ihn bisher beschützt hatte, im Kampfe gefallen war, mußte er aus Lübeck weichen. Bald jedoch (im Jahre 1125) kehrte er im Gefolge des Erzbischofs von Bremen zurück, der auf einer Visitationsreise im Lande der Holsten und Stormarn (d. h. Anwohner der Stör) begriffen war. Als sie auf ihrer Wanderung nach Melders (Melinthorp) gelangt waren, erschienen mehrere Einwohner aus Faldera (dem späteren Neumünster) vor ihnen und baten um einen christlichen Priester. Auf den Wunsch des Erzbischofs folgte Vicelin dem Rufe. Als er nun unter dem Schutze eines angesehenen Mannes, Markrad, glücklich nach Faldera gelangte, fand er eine endlose, dürre Heidefläche und die Bewohner roh undungebildet; vom Christenthum hatten sie nicht mehr als den Namen, und eine verfallene hölzerne Kirche

5. Frauengestalten - S. 22

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 22 — der Schüler rollten. Aber unbeirrt zogen sie ihres Weges; nur der Kleinsten einer wollte sich bücken nach der lockenden Frucht, doch streng hielt ihn sein Nebenmännlcin im Gürtel. Wohlgefällig sah der Abt die Haltung des jungen Volkes und sprach: „Disziplin unterscheidet den Menschen vom Tiere!" — Nun ging es zur äußeren Kloster-schule, wo zumeist vornehmer Laien Söhne und diejenigen erzogen wurden, die sich weltgeistlichem Stande widmen wollten. Man trieb griechische Übersetzungen. Nach einer Weile aber begann es sich zu regen in den Schulbänken, es summte und brummte wie ferne Sinrm-glocken, zur Übersetzung kams nicht mehr. Plötzlich stürmten sie ans die Herzogin ein, rissen sie von des Abtes und ihres Kämmerers Seite und umzingelten sie. „Gefangen! gefangen!" schrie die holde Jugend und begann sich mit den Schulbänken zu verschanzen. „Gefangen! Wir haben die Herzogin von Schwaben gefangen. Was soll ihr Lösegeld sein?" — „Was soll das alles, ihr schlimmen Knaben ?" fragte die Herzogin lächelnd. Da trat einer der Anführer vor, beugte seine Knie und sprach demütig: „Wer als Fremder kommt, ist ohne Schutz und Friede, und friedlose Leute hält man gefangen, bis sie sich der Unfreiheit lösen." „Lernt ihr das auch aus euren griechischen Büchern?" „Nein, Herrin, das ist deutscher Brauch." „So will ich mich denn auslösen," lachte Frau Hadwig, „was heischt ihr denn für ein Lösegeld?" — „Der Bischof Salomo von Konstanz war auch unser Gefangener," sprach der Schüler, „der hat uns drei weitere Ferientage erwirkt im Jahre und eine Erquickung von Fleisch und Brot, und hat's in seinem Testamente verbrieft und angewiesen." „O Nimmersatte Jugend!" sprach die Herzogin, „so muß ich's zum mindesten dem Bischof gleichthun. Habt ihr schon Felchen*) aus dem Bodensee verspeist?" „Nein!" riesen die Jungen. „So sollt ihr jährlich sechs Felchen zum Angedenken an mich erhalten. Der Fisch ist gut für junge Schnäbel." — „Gebt Jhr's mit Brief und Siegel?" — „Wenn's sein muß!" — „Langes Leben der Frau Herzogin in Schwaben! Heil ihr!" ries's von allen Seiten. „Heil, sie ist frei!" — Die Schulbänke wurden in Ordnung gestellt, der Ausgang gelichtet, springend und jubelnd geleiteten sie die Gefangene zurück. Im Hintergründe flogen die Pergameutblätter als Freudenzeichen in die Höhe. Wie die Herzogin mit dem Abte den Hörfaal verlassen, sprach dieser: „Es erübrigt nun noch, Euch des Klosters Bücherei zu zeigeu, die Arzneikammer lernbegieriger Schüler, das Zeughaus für die Waffen des Wissens." Aber die Herzogin war ermüdet, sie dankte. An der Geißelkammer vorüber gingen sie nach den Gemächern des Abtes, um die Schenkung an die Schnlknaben urkundlich zu machen. *) Alpenseefische, auch Recken genannt.

6. Deutsche Schulgeographie - S. 68

1908 - Gotha : Perthes
68 Fremde geworden, und man bezeichnet sie mit Recht als das „europäische Gasthaus". Der karge Boden bietet wenig Nahrungsmittel. Im Alpenlande ist der Ackerbau nur auf wenige tiefgelegene Talstrecken beschränkt, aber die herrlichen Weiden begünstigen die Viehzucht, und Käse und Milch sind die wichtigsten Erzeugnisse der Berggegenden. In früheren Zeiten wanderten die Schweizer viel aus, um in fremden Ländern Söldnerdienste zu nahmen; jetzt finden sie auch in der Heimat Be- schästigung, denn die Schweiz ist trotz des Mangels an Kohle, aber unter- stützt durch die reichlichen Wasserkräfte, ein Industrieland ersten Ranges geworden. Die Verarbeitung von S e id e und B a u m w o l l e (im No.) und die Uhren sabrikation (im Sw.) sind die Hauptzweige der Industrie, die ihren Sitz hauptsächlich auf der Hochebene hat. Nur auf diese Weise ist es möglich, für eine verhältnismäßig dichte Bevölkerung (80 auf 1 qkm) Brot zu beschaffen. § 85. Inmitten des nördlichen Alpenlandes umgeben den Vier- waldstätter See^) die drei Urkantone: Schwyz (das dem ganzen Lande den Namen gegeben hat, mit dem Hauptorte gleichen Namens) im O., Uri (Hauptort Altdorf) im S. und Unterwalden im W. Das alpine Aaregebiet umfaßt dasberneroberland (zum Flach- landkanton Bern gehörig), den schönsten Teil der Schweiz, weil hier die mäch- tigen Bergriesen Finsteraarhorn, Jungfrau, Mönch u.s.w. aus tiefgelegenen Talsohlen plötzlich zu großer Höhe ansteigen. Thun am Ausgange der Aare aus dem Thuner See ist der Hauptort, In terlaken auf der Delta- Ebene zwischen den beiden Aareseen der Hauptsammelplatz der Fremden. Das Gabeltal der Lütschine führt mitten in die Hochgebirgswelt; der untere Grindelwaldgletscher steigt bis zum Dorfe Grindelwald herab, am tiefsten unter allen Alpengletschern. (Vgl. D. Sch.-A. 14/15, Nebenkarte.) Nordöstlich von den Urkantonen liegen die Kantone Glarus und St. Gallen mit den gleichnamigen Hauptstädten (St. Gallen*) und Appenzell. Sie nehmen schon teil an der industriellen Tätigkeit der Hochebene. Das südliche Alpenland zählt nur drei, zwar ausgedehnte, aber dünn bevölkerte Kantone: das größtenteils französische Wallis2) (Rhone- gebiet), das italienische Tessin und das größtenteils romanische Grau- bünden^) (Rheintäler und Engadin). Chur am Rheinknie ist die größte Stadt des eigentlichen Schweizer Alpenlandes. Im Engadin __<**) i) Die vier Waldstätten sind die drei Urkantone und Luzern. 3) vallis, lateinisch = Tal; hier das Rhonetal gemeint. 3) Früher eine eigene Eidgenossenschaft von drei „Bünden", von denen einer der „graue Bund" hieß.

7. Geschichte der neuesten Revolution - S. 41

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
41 direkter, allgemeiner Abstimmung von allen, nicht unter ein- undzwanzig Jahren alten Franzosen auf je drei Jahre ge- wählt werden sollte. Indessen war die große Partei der _ sozialistischen Schreckensmänner zwar überwunden, aber nicht vernichtet. In der Nationalversammlung war Ledru-Rollin ihr her- vorragendster Führer. Sie schrieen über Reaktion und setz- ten ihre Wühlereien insgeheim fort. Das erschreckte alle Besitzenden; der ungewisse Zustand der Dinge drückte wie ein schwerer Alp auf Handel und Verkehr und brachte den Namen der Republik überhaupt und ihre Träger in großen Mißkredit. Man sehnte sich nach einem Manne, der, wie einst Napoleon Bonaparte, die losgclassene Furie der Revolution wieder bändigen könnte. Die monarchischen Parteien begannen sich wieder zu regen: die Legitimisten, Orleanisten, Bonapartisten. Am rührigsten waren die Letz- tem. Sie richteten ihre Blicke auf einen Mann, der durch den Gang der nachfolgenden Ereignisse so wichtig geworden ist, daß wir etwas länger bei ihm verweilen müssen. Die- ser Mann war der Prinz Ludwig Napoleon Bona- parte, des Kaisers Napoleon Neffe und Erbe. Er war geboren zu Paris am 20. April 1808 als der dritte Sohn des damaligen Königs Ludwig Bona- parte von Holland und der Königin Hortensie gcb. Grä- fin von Beauharnais, Napoleons Stieftochter. Nach der Verbannung der Familie. Bonaparte aus Frankreich lebte er mit seiner, von ihrem, nunmehr den Namen eines Grafen von St. Leu führenden Gatten, geschiedenen Mutter. zu Augsburg, später im Kanton Thurgau in der Schweiz. Während seine Mutter auf Schloß Arencirberg in stiller Zurückgezogenheit als Wohlthäterin der Armen lebte, folgte er seiner Neigung für militärische Studien und schrieb so- gar „ein Handbuch der Artillerie", welches von Männern des Fachs gerühmt wird. Als die französische Julirevolu- tion seine Hoffnung, die kaiserliche Familie nach Frankreich berufen zu sehen, nicht erfüllte, nahm er mit seinem altern Bruder Theil an einem bewaffneten Aufstande im Kirchenstaate und erkrankte, nachdem sein Bruder auf der Flucht gestorben war, in Ankona. Dort war er nahe daran, den Oestcrreichern in die Hände zu fallen, als ihn seine Mutter mit eigener großen Lebensgefahr rettete und über Paris und England nach dem Thurgau zurückführte. Dort erhielt er von den noch im Aufstande begriffenen Polen »

8. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 137

1892 - Gera : Hofmann
137 Der treffliche Schtz Wilhelm Tell aber erscho in der hohlen Gasse bei Knacht den grausamen Geler. Dieser hatte Tell gentigt, einen Apfel von seines Sohnes Haupt zu schieen. Nach dem glcklichen Schusse war Tell von dem Landvogt, der seine Rache frchtete, ge-fesselt fortgefhrt worden, aber während der strmischen Fahrt der den See entkommen. Der Landenberg wurde am Neujahrsmorgen durch List in seiner Burg Saruen berrascht, aus dem Lande gewiesen und seine Zwingburg gebrochen. f1) Der Vogt (vom lateinischen vocatus, advocatus) = der Anwalt, Rechtsbeistand, Schutzherr. 3. Seine Ungerechtigkeit fhrt zu seiner Ermordung. Albrecht hatte seinem Neffen Johann von Schwaben sein Erbe vorenthalten. Mit vier Dienstmannen beschlo nun Johann die Ermordung seines 1308 Oheims. Dieser ritt seiner Gemahlin entgegen und setzte bei Windisch der die Reu, wobei sich die Verschworenen in seine Fhre drngten. Drben am User fiel einer dem Ro des Kaisers in die Zgel, und Johann stie ihm das Eisen in den Nacken mit den Worten: Hier der Lohn des Unrechts!" Ein dritter spaltete dem Kaiser das Haupt. Dieser starb in dem Sche eines armen Weibes an der Strae, den sterbenden Blick auf seine Stammburg Habsburg gerichtet. Die Mrder aber flohen. Der weniger schuldige von den Vieren, Rudolf von Wart, wurde ergriffen und aufs Rad geflochten. Drei Tage litt er Todesqualen, während seine treue Gattin unter dem Rade weinte und betete. Herzog Johann aber, den man Parricida, d. h. Verwandten-mrder, nannte, verscholl. Als Mnch soll er in Pisa gestorben sein. Witwe und Tochter des Ermordeten nahmen eine schreckliche Rache an den Verwandten der Mrder und lieen gegen 100 hinmorden. An der Sttte des Verbrechens grndeten sie das Kloster Knigsfelden. 4. Die Schweizer verteidigen ihre Freiheit gegen seine Nach-kommen. Leopold von sterreich, des Ermordeten zweiter Sohn, wollte das Schweizervolk zchtigen, weil es zu sterreichs Feinde, dem Kaiser Ludwig dem Bayer, hielt, um seine Freiheit zu schirmen. Er zog mit schwer gewappneter Reiterei gegen sie. Da er durch den Pa bei Morgarten kam, fielen ihn die bespttelten Hirten voller Todes- 1315 Verachtung und Freiheitsmut mit ihren Hellebarten2) und Morgensternen3) an. Fnfzig Verbannte wlzten Felsblcke vom Berge herab auf die sterreicher und brachten Tod und Verwirrung in die Reihen des stolzen Feindes. In schmhlicher Flucht rettete sich nur ein kleiner Teil. Ein anderer Leopold von sterreich versuchte spter, bei Sempach das Hirtenvolk zu unterwerfen. Seine schwer gewaffneten 1386 Ritter gaben ihre Rosse den Trobuben und stellten sich in einem Vierecke auf, aus dem nach allen Seiten die Spiee starrten. Ver-gebens suchten die Schweizer einzudringen; einer nach dem andern fiel durchbohrt zur Erde. Da rief nach der Sage Arnold von Winkelried: Ich will der Freiheit eine Gasse machen; liebe Eid-genossen, sorgt fr mein Weib und meine Kinder!" Dann fate er

9. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 353

1894 - Gera : Hofmann
Iv. Deutsches Leben zur Zeit der sächsischen Könige. 8. Die Klöster. 353 mit dem Hexameter: „Esse velim Graecus cum. sim vix, domna Latinus“, d. i. Kaum erst, Herrin, ein Lateiner, wär' ich schon gern der Griechen einer. Die Herzogin setzte den kleinen Dichter zu sich auf ihren Fußschemel, küßte denselben und wollte noch mehr dergleichen Verse hören. Da entschuldigte sich der Knabe hocherrötend durch neue Hexameter mit seiner Verlegenheit. Hierüber brach die Herzogin in ein herzliches Lachen ans, zog den Kleinen schmeichelnd an ihre Seite und lehrte ihn eine Antiphonie, die sie selbst ans dem Lateinischen ins Griechische übersetzt hatte. Dann wurde er huldreichst entlassen und begab sich mit seinem Oheim zu den Hofkaplänen, die Ekkehard ebenfalls zu unterrichten hatte, da Hadtoig nicht duldete, daß sie ungebildet blieben und dem Müßiggänge frönten. Fast zu jeder Ferienzeit ließ Hadwig den jungen Burkhard nach Hohentwiel bescheiden, damit er zu ihrem Vergnügen lateinische Verse aus dem Stegreif mache und von ihr Griechisch lerne. Als der Knabe, zum Jüngling herangewachsen, durch seine Bestimmung für immer von Twiel abgerufen wurde, beschenkte sie den Scheidenden mit einem Horaz und anderen Büchern, welche noch lange einen Schmuck der Klosterbibliothek bildeten. Auch die Lesungen des Vergil nahmen ein Ende. Ekkehard kam auf Verwenden der Herzogin als Rat, Kaplan und Erzieher des jungen Otto an den kaiserlichen Hof, was ihm später dem Beinamen „der Hofmann" eintrug. In kurzer Zeit gelangte er zu hohem Ansehen und Einfluß. Als man ihm die Abtei Ellwangen bestimmte, war er nicht abgeneigt, dieselbe anzunehmen; aber sein kaiserlicher Zögling und dessen Mutter Abelheib, beren Gunst er sich ebenfalls in hohem Grabe zu erwerben gewußt, hinderten ihn baran, weil der Hof seines Rates noch bebürfe, und machten ihm Hoffnung auf ein ansehnliches Erzbistum. Seinem heimatlichen Stifte St. Gallen leistete Ekkeharb in feiner einflußreichen Stellung treffliche Dienste. Am 23. April 990 starb er als Domprobst zu Mainz. Habwig überlebte ihn kaum vier Jahre. Nicht minber als St. Gallen erfreuten sich auch anbere Gotteshäuser der Werktätigen Teilnahme Habwigs, namentlich ihr eigenes Klösterlein zu Hohentwiel und das Kloster Petershausen bei Konstanz. Sie vermachte dem letzteren einen großen Meierhof zu Epfenborf in der Bar mit all feinen Zugehörungen an Leuten, Gütern und Rechten in den benachbarten Orten. Es scheint bies das letzte ihrer frommen Vermächtnisse gewesen zu sein, benn sie starb noch vor der kaiserlichen Bestätigung besfelben am 28. August 994 und würde zu Reichenau an der Seite ihres Gemahls begraben. Sie sank mit dem Lobe ins Grab, als junge Fürstentochter sich in ebelster Weise gebilbet und beschäftigt, als Gattin einen kränklichen Gemahl treu gepflegt, als Witwe ihre Tage zwischen den Genüssen der schönen Litteratur, den Pflichten ihrer Lanbcsverwaltung und den Werken der Frömmigkeit geteilt zu haben. 8. Die Klöster im Wittelatter als Kulturstätten. Gustav Freytag. Bilder aus der deutschen Vergangenheit. 1. Band. 7. Aufl. Leipzig 1872. Neben dem Geiste der Zerstörung, der feit dem Untergange des weströmischen Reiches in dem gesamten Abenblanbe zur Herrschaft gelangt war, Bilder a. d. Gesch. d. deutschen Volkes. I. 23

10. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 374

1895 - Gera : Hofmann
374 Viertes Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der deutschen Reformation. und Willen den Landfrieden von Kappel zustande (25. Juni 1529). Die Fünforte gaben das Bündnis mit Österreich auf, zahlten die Kriegskosten, erhielten den „Rat", die Söldnerei abzuschaffen, versprachen die Evangelischen in ihren Gebieten nicht zu bestrafen und überließen in den gemeinen Vogteien der Mehrheit in den einzelnen Gemeinden die Entscheidung über die kirchliche Frage. Aber das war kein festbegründeter Friede, nur ein Stillstand, und sorgenvoll blickte Zwingli in eine ungewisse Zukunft. Der Landfrieden von Kappel (25. Juni 1529) hatte in Wahrheit den Streit nicht geschlichtet, und die altgläubigen Kantone kehrten sich nicht daran, sondern setzten die Verfolgung der Evangelischen fort. Immer deutlicher trat hervor, daß nur ein Krieg die Entscheidung bringen könne. Aber nicht die kirchlichen Verhältnisse allein hatte Zwingli dabei im Auge, er wollte auch die politische Umgestaltung der Schweiz. Das ungerechte Übergewicht der Fünforte sollte gebrochen, Bern und Zürich sollten an die Spitze der Eidgenossenschaft gesetzt, die Rechte nach Maßgabe der Leistungen zugemessen werden. Doch dem kühnen Gedanken des Reformers widerstand die Mehrheit auf dem Tage zu Aarau (Mai 1531), und nur eine halbe Maßregel wurde beschlossen, die nicht Krieg und nicht Frieden war, eine Lebensmittelsperre gegen die armen Gebirgskantone der inneren Schweiz, um sie zur Nachgiebigkeit zu nötigen. Eben diese Maßregel trieb die Fünforte zu einem verzweifelten Schlage. Am 9. Oktober standen, in aller Stille gesammelt, 8000 Mann aus den Waldstätten bei Zug zum Angriff fertig. Zwei Tage später gingen sie gegen die Grenze vor. Dort lagerten bei Kappel 1200 Züricher unter dem Hauptmann Göldli. Als dieser den Anmarsch sah, die Banner der Lande über bewaffneten Schiffen auf dem Zuger See erblickte und das Horn von Uri hörte, sandte er Eilboten nach Zürich um Hilfe. Doch nur 700 Mann, meist ältere Bürger, stellten sich unter das große Banner, mit ihnen Zwingli als Feldprediger. Als sie am 11. Oktober über den Albis stiegen, hörten sie bereits den Lärm des beginnenden Gefechtes; sie hielten an. Aber Zwingli drängte vorwärts, den angegriffenen Landesgenossen zu Hilfe. Auf einem Hügel nahmen die vereinigten Streitkräfte Stellung und wiesen mit Heldenmut in blutigem Ringen den Ansturm der überlegenen Gegner stundenlang zurück. Doch als 300 Urner Schützen ihnen in die Flanke kamen, und gleichzeitig ein neuer Frontangriff des Gewalthaufens folgte, da lösten sich die Reihen der Züricher. Der einbrechende Abend deckte die Fliehenden, aber 500 Bürger lagen tot auf dem Platze, unter ihnen auch Ulrich Zwingli. Ein Speerstich hatte ihn tödlich getroffen, als er sich zu einem Verwundeten beugte. Betend erwartete er sein Ende. Da kamen feindliche Krieger heran, einer erkannte ihn und gab ihm den Todesstreich. So starb der große Reformator den Tod des Kriegers; ihn konnte niemand ersetzen. Aber sein Werk hat ihn überlebt. Zn spät rüsteten jetzt die reformierten Kantone und eröffneten mit 2400 Mann den Angriffskrieg gegen Zug. Doch leider fehlten Eifer und Einigkeit, und ein kecker Überfall in der Nacht des 21. Oktober, der den Evangelischen 800 Mann kostete, machte sie vollends der Fortsetzung des Kampfes abgeneigt; ihr Heer löste sich nach diesem Mißerfolg auf. Wenige
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