Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte des Mittelalters - S. 144

1888 - Wiesbaden : Kunze
144 Dritte Periode des Mittelalters. empfing von dem Priester der Heimat ein einfaches Pilgergewand, ein Kreuz, eine Pilgerschärpe nebst Pilgertasche, einen Pilgerstab und den Segen der Kirche. Wo der Wallfahrer auf seiner Pilgerreise in christlichen Landen eintrat, fand er gastliche Aufnahme. Kehrte er von der Wallfahrt zurück, so wurde eine öffentliche Dankfeier abgehalten, er stiftete dem Altar seiner Heimatskirche einen Palmzweig, verschenkte Muscheln oder eine „Rose von Jericho" und genoß Achtung und Verehrung unter seinen Glaubensgenossen. Diese Wallfahrten dauerten auch ziemlich unbelästigt fort, als Jerusalem von den Arabern 637 erobert wurde, und wurden durch den auf- blühenden Handel nach dem Orient noch begünstigt. Später aber wurde die Lage der Pilger eine ungünstigere, besonders als die seldschuckischen Türken 1058 das Reich der Kalifen in ihre Hand brachten. Die heiligen Stätten wurden jetzt oft auf frevelhafte Weise von den Türken entweiht, fromme Pilger aufs unbarmherzigste mißhandelt, der Gottesdienst gestört und die Priester mit Schimpfworten und Schlägen verjagt. Trotzdem nahm die Zahl der Wallfahrer nach dem gelobten Lande nicht ab; sie wuchs vielmehr bedeutend um das Jahr 1000, wo der Glaube an den bevorstehenden Weltuntergang viele Christen zu frommen Übungen trieb. Die abendländische Kirche begünstigte diese Züge, und Gregor Vii. beschäftigte sich bereits mit dem Gedanken, die Christenheit zur Befreiung des heiligen Grabes aufzubieten. Allein erst unter seinem zweiten Nachfolger wurde der fromme Sinn und die Abenteuerlust unter der Bevölkerung des Abendlandes zu jenen großen Unternehmungen in Bewegung gefetzt, welche die Geschichte mit dem Namen Kreuzzüge bezeichnet, und welche den Zweck hatten, in Palästina die christliche Herrschaft wieder herzustellen. Zu jener Zeit kam ein Priester, Peter von Amiens, nach Jerusalem; er war Einsiedler, von Gestalt klein, hager und unansehnlich, aber ein lebhafter Geist sprach aus dem durchdringenden Auge und dem beredten Munde. Dieser war 1093 Zeuge der Mißhandlungen, welche die Christen von den Türken erdulden mußten, und bat den Patriarchen Simeon von Jerusalem, er möge ihm Briefe an den Papst und d« Fürsten des Abendlandes mitgeben, daß diese ausziehen und die heiligen Stätten den Händen der Ungläubigen entreißen möchten. So geschah es. Papst Urban Ii. nahm den Eremiten freundlich aus, segnete ihn und sandte ihn nach Italien und Frankreich, um die Gemüter für den heiligen Krieg vorzubereiten. Bleich und abgezehrt von vielem Fasten und ausgestandenen Be-

2. Geschichte des Mittelalters - S. 145

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 25, 1. Der erste Kreuzzug. 145 schwerden, barfuß und barhaupt, gegürtet mit einem Strick, das Kruzifix in der Hand, ritt Peter auf einem Esel von Ort zu Ort und öffnete die Herzen der Christen, bis der Papst die Bischöfe und Äbte zu einer Versammlung nach Piacenza und Clermont beschied. Schon in Piacenza legten viele das Gelübde ab, in den Kampf gegen die Ungläubigen zu ziehen. Auf der Kirchenversammlung zu Clermont 1095 schilderte Peter in Gegenwart Urbans in begeisternder Rede die Drangsale der frommen Pilger im Morgenland, und nachdem Urban selbst die ungeheuere Menge zum bew aff net en Zuge nach dem gelobten Lande aufgefordert, allen Teilnehmern Vergebung ihrer Sünden und die ewige Seligkeit verheißen und alle Anwesenden mit Begeisterung und heiligem Eifer erfüllt hatte, ging durch die Versammlung eine allgemeine Bewegung, und es erscholl der tausendstimmige Ruf: Gott will es! Darauf forderte Urban die Menge auf, sich mit dem Zeichen des Kreuzes zu schmücken, und Bifchof Ad emar von Puy kniete zuerst nieder und bat um das heilige Zeichen. Auch die Ritter und die übrigen Teilnehmer hefteten zum Zeichen, daß sie bereit feien, das Kreuz Christi auf sich zu nehmen und ihm nachzufolgen, ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter; daher werden sie Kreuzfahrer und ihre Unternehmungen Kreuzzüge genannt. Alle, welche der Versammlung beigewohnt hatten, verbreiteten gleiche Begeisterung in ihrer Heimat. Jedermann gewahrte Zeichen am Himmel, feurige Heerstraßen, glühende Schwerter, kämpfende Ritter und Streiter, feurige Kreuze und heilige Feuer. Ausbruch. Schon im Frühjahre 1096 zog Peter von Amiens mit zahlreichen ungeduldigen Scharen meist entlaufener Leibeignen davon. Nur 8 Ritter gesellten sich zu ihnen, darunter Walther von Pexejo und fein gleichnamiger Neffe, welchen man feiner Dürftigkeit wegen Walth er von Habenichts nannte. Als sie aber auf dem Wege durch Ungarn und Bulgarien, wo man ihnen die Lebensrnittel verweigerte, raubend und mordend auftraten, wurden sie zu taufenden erschlagen. Die übrigen langten in elendem Zustande in Konstantinopel an und setzten nach Kleinasien über, wo sie der türkischen Übermacht erlagen. Nur wenige entrannen dem Schwerte der Ungläubigen. Noch zwei andere zügellose Haufen, der eine unter Anführung des Priesters Gottfchalk, der andere unter Leitung Wilhelms des Zimmermanns, waren ausgezogen, hatten sich aber durch ihre Ausschweifungen und Räubereien, insbesondere durch die an Juden in den rheinischen Städten verübten Greuelthaten, verhaßt gemacht und Konstantinopel nicht erreicht. Cassians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. v Ph. Beck. 10

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 140

1899 - Gera : Hofmann
140 das erste christliche Fürstentum und die östliche Vormauer des heiligen Landes. Das Hauptheer belagerte neun Monate das prächtige und feste Antiochien. Kaum war nach entsetzlichen Opfern die ausgehungerte Stadt durch Verrat genommen, als ein mächtiges Sarazenenheer herbeieilte und die Sieger einschloß. Die Not in der Stadt erreichte eine entsetzliche Höhe. Viele aus dem Volke, ja selbst Ritter ließen sich an Stricken von den Mauern und flohen zu den Griechen. Manche dieser „Strickläufer" gingen sogar zu den Feinden über und schwuren ihren Glauben ab. Da wurde plötzlich der gesunkene Mut der Belagerten durch Auffinden der heiligen Lanze, mit der angeblich Jesu Seite durchbohrt worden war, derart gehoben, daß die halb verhungerten Kreuzfahrer unter Gesang und mit Todesverachtung sich auf die Feinde stürzten und sie in die Flucht schlugen. Antiochien wurde ein christliches Fürsten- t u m. Durch den Libanon zog nun der Rest des Kreuz- heeres, bestehend aus 20 000 Mann zu Fuß und 1500 zu Roß, südwärts nach Jerusalem. Endlich erblickten sie von Emmaus' Höhen die heilige Stadt. „Jerusalem, Jerusalem!" riefen die erschöpften Krieger mit Entzücken, sanken weinend nieder und küßten die Erde, alle Mühsale vergessend. 1099 5. Die heldenmütige Eroberung Jerusalems am 15. Juli 1099. Doch die heilige Stadt war stark befestigt und von 60000 Mann ver- teidigt. Dem Kreuzheere fehlte alles zu einer Belagerung. Endlich brachten Schiffe aus Genua Verstärkung, Werkzeuge und Lebensmittel. Unter den ungeheuersten Anstrengungen wurden nun Belagerungsmaschinen angefertigt, insonderheit hohe Türme, die man samt ihren Insassen auf Rädern bis an die Mauer schob. Viele davon wurden aber von dem unlöschbaren griechischen Feuer zerstört. Nach 39 Tagen kam es endlich zum Hauptsturm. Es wurde mit beispielloser Tapferkeit, aber erfolglos gekämpft. Am zweiten Tage begann der Sturm mit vermehrter Heftigkeit, aber auch die Belagerten verdoppelten ihre Anstrengungen. Da glaubten die Kreuzfahrer plötzlich auf dem Ölberge einen Ritter in leuchtender Rüstung zu sehen. „Gott sendet den Erzengel Michael zur Hilfe!" rief man sich zu, und die Begeisterung ward unwiderstehlich. Die erste Ringmauer wurde niedergeworfen und der Wallgraben da- hinter ausgefüllt. Gottfried und sein Bruder Eustach erstiegen von ihrem Turme zuerst die Mauer; gleichzeitig ward ein Thor nieder- geranut, und hinein stürmten die rachedurstigen Scharen mit dem Ruse: „Gott will es!" In grauenvollem Gemetzel fielen Tausende von Türken. Die Juden wurden samt ihrer Synagoge verbrannt. Die Kämpfer wateten bis an die Knöchel im Blute. Gottfried aber ging barfuß im Büßergewande zum heiligen Grabe und dankte Gott knieend für den Sieg. Auch das Kriegsvolk hörte auf zu morden und zog barfuß und entblößten Hauptes unter Bußgesängen nach der Grabeskirche, um inbrünstig zu beten. \07. Lin Kreuz- fahrer. (Robert v. d. Normandie.)

4. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 182

1899 - Gera : Hofmann
182 300 000 beutelustige Krieger schnitten die Stadt von jeder Landverbindung ab, und 70 Schiffe wurden auf Brettern, die durch Fett schlüpfrig ge- macht waren, in den weiten Hafen geschoben, den eine mächtige Kette sperrte. Ungeheure Belagerungs- türme wurden immer näher an die Stadt geschoben, und Kanonenkugeln von gewaltigem Gewicht erschütterten die Grundmauern der Stadt. Bei Nacht umzog das türkische Lager wie ein feuriger Halbmond die Stadt. Bei Tage erscholl das Schlachtgeheul der Belagerer, der Lärm von Trom- peten und Pauken, der Donner der Riesenkanone und das „Kyrie eleison" (Herr, erbarme dich unser!) der Be- *3*. Mohammed Ii. lagerten schaurig durcheinander. In Kupfermedaille im Kgl. Münzkabinett in Berlin. Stadt machten sich in dieser höchsten Not Feigheit und Habsucht geltend. Nur 9000 Streiter folgten dem Rufe des Kaisers. Die Reichen vergruben ihre Schätze. 4. Der mutige, aber unglückliche Verteidiger. Konstantin Xii., ein redlicher Fürst, verteidigt^ seine Hauptstadt mit großer Tapferkeit. Die türkische Flotte wurde geschlagen, der höchste Belagerungsturm durch das flüssige griechische Feuer entzündet, aber trotzdem zog sich die er- würgende Umstricknng immer enger zusammen. Zuletzt stellten sich Mangel und Verzweiflung ein. Konstantin verweigerte indes noch immer die Übergabe. Da begann Mohammed nach fast fünfzigtägiger Belagerung einen allgemeinen Sturm. Die Janitscharen drangen ein. Ihnen stürzte sich der Kaiser, der mit den Seinen das Abendmahl genossen und unter Thränen Abschied genommen hatte, entgegen zum Todeskampfe. Während er das Hauptthor verteidigte, drangen die Türken durch ein anderes, lange verrammelt gewesenes ein. Der Ruf: „Die Türken sind in der Stadt!" raubte den Verteidigern den letzten Rest von Mut und Besonnenheit. Der Kaiser rief verzweifelt: „Ist denn kein Christ da, der mir mein Haupt nehme?" Da trafen ihn die Todesstreiche zweier Türken. Andere Getreue stürzten mit ihm. Des Kaisers Haupt ließ Mohammed auf einer Säule zum Hohne ausstellen und dann ausgestopft durch die Städte Kleinasiens senden. 5. Die traurigen Folgen der Eroberung. Das in die Sophien- kirche geflüchtete Volk verkaufte man in die Sklaverei wie Schlachtschafe. Das Kreuz wurde von der Sophienkirche geworfen und durch den Halb- mond ersetzt. Dieser war bis dahin Stadtzeichen von Byzanz ge- wesen und wurde nun das Wahrzeichen des Islam und des türkischen Reiches. Die Schätze der Bibliothek wurden vernichtet oder zerstreut, die Häuser geplündert, die Kirchen entweiht und die Stadt zur türkischen Residenz gemacht. Entsetzen packte die Christenheit des Abendlandes. Durch das „Mittagsläuten der Türkenglocken" sollte die Christenheit zu

5. Das Mittelalter - S. 66

1889 - Gotha : Perthes
<50 1. Westfrankeu (Frankreich). A. |>te Schwche des Knigtums. In Westfrankeu whlte 888 ein Teil der Groen den Grafen Odo von Paris, den Sohn Roberts von Anjou, zum Könige, doch brachte er es nicht zu voller Anerkennung; eine groe Partei hielt an dem letzten Karolinger, Karl dem Einfltigen, fest, der auch nach dem Tode Odos (898) die Herrschaft bernahm. Seine Regierung ist durch ein glckliches Ereignis ausgezeichnet; die Normannen-scharen nmlich (wahrscheinl. Dnen), die unter Rollo zu Ronen ihre Wohn-sitze aufgeschlagen hatten und eine dauernde Plage des Reiches zu werden drohten, wurden Sil vertragsmig in den Staat aufgenommen. Rollo trat zum Christentum der (in der Taufe empfing er den Namen Robert) und erhielt das Land an der und. Seine als erbliches Frstentum (Nor-mandie) samt der Lehnsherrschaft der die Bretagne. Die christlichen Normannen des Frankenreichs gewhrten diesem Schutz gegen jeden weiteren Angriff heidnischer Seeknige, den es bisher sich selbst nicht hatte leisten knnen; bald nahmen sie Sprache, Sitte, Kultur von den Romanen an und bertrafen an christlichem Eifer und ritterlichen Tugenden alle Völker. Den Karolingern machten im 10 Jahrh. die Robertiner1) (das Geschlecht Roberts v. Anjou) die Krone abermals streitig, und 987 ging die Herrschaft dauernd auf diese der, die nun nach Hugo (Sapet2) die Capetinger heien (9871328). der ein Jahrh. blieb das Knigtum der neuen Dynastie ebenso schwach, wie das der alten gewesen war; bei seiner Ohnmacht wenig von den Groen beneidet, erbte es regelmig von Vater auf Sohn. Durch diese Erblichkeit und durch die religise Weihe, welche die Kirche dem neuen Herrscher durch Salbung und Krnung in der Kathedrale zu Reims gab, ward es in dem Bewutsein des Volkes altehrwrdig, aber der politische Schwerpunkt war nicht der Knigssitz zu Paris, vielmehr bildete Frankreich eine Menge dem Namen nach vom Könige abhngiger Lehnsstaaten, in der That selbstndiger Frstentmer mit glnzenden Hfen, an denen der Adel sich sammelte; und was in den nchsten Jahrh. an ruhmvollen Thaten geschah, ging nicht von den Knigen, sondern von einzelnen Groen aus. Die bedeutendsten Herzogtmer und Grafschaften, die den mittelalterlichen franzsischen Feudalstaat ausmachten und spterhin in den Kreuzzgen hervor-traten, waren folgende: In Nordfrankreich (nrdl. v. d. Loire. ftl. bis zur Scheide u. Maas, an deren l. Ufer die deutsch-lothringische Grenze hinlief) lagen, am Meere: die westl. Halbinsel einnehmend, das Herzogt. Bretagne, stl. davon auf beiden Seilen der und. Seine fast bls zur Somme das Herzogt. Normandie, im No. zwisch. Scheide u. Meer die Grafsch. Flandern; im Innern: a. d. ob. Somme die Grafsch. Vermandois. a. d. oberlothring. 1) Robert der Tapfere, Markgraf von Anjou Graf Odo von Paris. Rbert, Herzog von Francien + 89sl Hugo der Groe Hugo Lapet, 987 König v. Frankreich. 2) so genannt wahrscheinl. nach der cappa, einem geistl. Kleide, das er als Laienabt des Martinklosters von Tours trug.

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 223

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
223 gegen sie auf, eroberte die Hauptstadt Brannibor und gründete hier zur Bewachung der Mark oder Grenze die Markgrafjchaft Branden- burg, indem er sächsische Bauern unter die Besiegten verpflanzte und deutsche Bildung unter ihnen verbreitete. Ebenso züchtigte er die räube- rischen Dänen. Er eroberte das Land zwischen Eider und Schlei und gründete auch hier eine Markgrafschaft mit der festen Burg Schleswig. Als darauf der Waffenstillstand mit den Ungarn abgelaufen, erschienen ihre Gesandten vor dem Kaiser, den alten Tribut zu fordern. Heinrich ließ ihnen einen verstümmelten und räudigen Hund vorwerfen und ver- kündigte ihnen Krieg auf Leben und Tod. Da brachen die Ungarn unge- säumt in ungeheuren Massen in das Reich. Sie theilten sich in zwei große Haufen, von denen der kleinere, 50,000 Mann stark, bei Sonders- bausen auf den tapfern Heerbann der Sachsen und Thüringer stieß und auf's Haupt geschlagen wurde. Das andere noch größere Heer stand an der Saale unweit Merseburg dem Kaiser selbst gegenüber. Heinrich hatte sich auf einem Berge verschanzt. Sobald die Ungarn die Niederlage ihrer Brüder bei Sondershauscn erfuhren, zündeten sie längs dem Flusse bohe Feuer an, die zerstreuten Plünderer zu sammeln, und am Morgen begann die große Schlacht. Heinrich hielt eine begeisternde Rede an sein Volk, und alle schwuren mit ihm, den Feind der Christenheit zu verderben oder unterzugehn. Das Bild des heiligen Michael, des kriegerischen Engels, ward als das große Banner des Reichs vorausgetragen. Ein furchtbares Morden begann, die Ungarn schrieen alle: „Hui, Hui !" — die Deutschen „Kyrie eleison!" Lange schwankte die Schlacht, aber endlich siegte die neue Kriegskunst und die heilige Wuth der Deutschen. 30,000 Ungarn blieben todt auf dem Platze, der Rest entfloh. Zahllose christliche Sklaven wurden befreit. Sobald der Sieg entschieden war, kniete der fromme Heinrich mit dem ganzen Heere auf dem Schlachtfelde nieder und dankte betend dem himmlischen Schutzherrn. Die Ungarn scheinen alle niedergesäbelt worden zu sein, wo man sie ereilte. Ganz Deutschland aber jubelte, und die Ritterschaft veranstaltete unter dem Vorsitz des Kaisers ein glänzendes Turnier zu Göttingen. Drei Jahre nach der Schlacht starb der treffliche Heinrich (936), verehrt von der ganzen Christenheit. Er liegt in Quedlinburg, seiner Lieblingsstadt, begraben. 6. Otto der Große. Heinrichs des Städtegründers Sohn und Nachfolger war der glänzende und prachtliebende Otto der Große. Er war zwar nur von den ' Franken und Sachsen, die damals den eigentlichen Kern des deutschen Reiches bildeten, gewählt worden, aber bei seiner feierlichen Krönung zu Aachen huldigten ihm die Großen aus allen deutschen Landen, und bei dem festlichen Krönungsmahle in'der Pfalz Karl's des Großen versahen die vier übrigen Herzöge (die von Franken, Schwaben, Baiern und Lothringen)

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 228

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
228 lichem Feuer. Wohin er kam, lief Alt und Jung zusammen, um den wundersamen Mann zu sehen und um den Worten zu lauschen, die wie ein Strom aus seinem Munde flössen. Er kam aus dem heiligen Lande. Mit grellen Farben malte er die Noth, welche die christlichen Pilger dort von den Ungläubigen zu ertragen hätten. Es sei der Christen Pflicht, sprach er, in den heiligen Kampf zu ziehen und das Grab, darin der Herr gelegen, denen zu entreißen, die den Namen des Sohnes Gottes höhnten. Die Wirkungen solcher Rede waren um so gewaltiger, da eine begeisterte Frömmigkeit damals alle Schichten des Volkes durchdrang und die Unruhe und Noth der Zeit aller Blicke auf das Ewige und Himmlische richteten. Der Pabst hielt zwei große Kirchenversammlungen ab, auf denen er die Christen anfeuerte, in den heiligen Kampf zu ziehen. „Gott will es! Gott will es!" riefen Tausende und aber Tausende. Fürsten, Ritter, freie Männer und Knechte hefteten sich ein rothes Kreuz auf die Schulter, zum Zeichen, daß sie zum Zuge in's heilige Land bereit seien. Von allen Seiten sammelten sich die Kreuzfahrer, während die Fürsten ernstlich rüsteten. Schon im Frühling des Jahres 1096 brachen zwei ungeduldige Haufen, meist zusammengelaufenes Gesindel, nach Palästina auf; aber Hunger, Seuchen und das Schwert der Türken rieben sie auf, ehe sie das heilige Land erreichten. — Im Herbste nach der Ernte machte sich der Hauptzug, ein wohlgeordnetes, gut ausgerüstetes Heer, unter Führung Gottfried's von Bouillon auf den Weg. Ueber 100,000 ge- panzerte Reiter und 200,000 streitbare Männer hatten sich zusammen- gefunden. Zweimal wurden die Türken geschlagen. Antiochia wurde nach monatelanger Belagerung mit Sturm genommen. Nach drei Jahren unermeßlicher Mühseligkeiten, welche Hunger, Hitze und Verrath der Griechen herbeigeführt hatten, erreichten die Kreuzfahrer Jerusalem. Nur 20,000 streitbare Männer begrüßten die Stadt, aber alle Mühsale waren vergessen. Namenlose Wonne ergriff sie; sie weinten vor Freude und küßten den Erdboden und wären gern gleich eingezogen. Aber die Stadt war be- festigt und von 60,000 Mohamedanern besetzt. Man schickte sich zum Sturme an; aber die Türken schlugen ihn ab. Wochenlang wurde die Stadt belagert. Brennender Durst quälte die Belagerer, da weit und breit die Brunnen verschüttet waren. Meilenweit mußte das Holz zu den Be- lagerungswerkzeugcn herbeigeschafft werden. Man bereitete einen neuen Sturm. Leitern, Wurfmaschincn und Belagerungsthürme wurden ge- zimmert. In feierlichem Zuge, die Priester voran, bewegte sich das Heer, von den Türken verhöhnt, um die Stadt. Am 14. Juli 1099 näherte man sich den Stadtmauern. Ein Hagel von Steinen und Wurfspießen empfängt die Angreifenden. Ueber Leichenhügel hinweg schreiten sie voll Todesverachtung. Die Kriegsmaschinen werden herangebracht. Schon jubelt das christliche Heer. Da bricht die Nacht herein und macht dem Kampfe ein Ende. Kaum dämmert der Morgen, so beginnt die blutige Arbeit von neuem. Mit Erbitterung vertheidigen sich die Türken. Töpfe

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 229

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
229 mit brennendem Pech und Schwefel, Steine, Balken, selbst Leichname werden auf die Köpfe der Belagerer hinabgeschleudert. Sic weichen. Ein Jubel- ruf der Türken erschallt. Da erblickt Gottfried von Bouillon auf dem Oelberg eine Rittergestalt in weißer Rüstung und den hellstrahlenden Schild schwingend. „Seht da", ruft er, „ein Cherub mit flammendem Schwerte, den Gott uns zum Mitstreiter sendet." — „Gott will cs! Gott will es!" antwortet die Schar der Christen, und mit wildem Ungestüm dringt sie vorwärts. Gottfried erklimmt zuerst die Mauer. Die Seinen folgen; Schar drangt sich auf Schar, und Jerusalem ist erobert. Ein schreckliches Morden beginnt. Männer und Weiber, Greise und Kinder tobtet er- barmungslos das Schwert der Christen. Von Gasse zu Gasse wälzt sich der Mord. In den weiten und festen Mauern des Tempels haben Tausende Rettung gesucht; aber der Tempel wird erstürmt , und die Unglücklichen werden erschlagen. Das Blut fließt in Strömen. 10,000 Feinde sind getödtet; aber noch ist das Morden nicht zu Ende. Nur Gottfried hält sich fern von diesem Würgen. Barfuß, ohne Helm und Panzer eilt er in die Kirche zum heiligen Grabe, um dem Herrn für den errungenen Sieg zu danken. Nach dreien Tagen endlich endet-Mord und Plünderung. Nun werden die Straßen gereinigt; die Sieger waschen das Blut von ihren Händen, und, in weiße Gewänder gehüllt, wandeln sie in feierlichem Zuge nach dem heiligen Grabe. Die Geistlichkeit kommt ihnen entgegen mit hocherhobenen Kreuzen und mit frommen Gesängen, und voll Andacht sinkt die siegreiche Schar in den Staub. Gottfried wurde zum Könige von Jerusalem erwählt. Allein er weigerte sich beharrlich, da eine Königskrone zu tragen, wo sein Heiland die Dornenkrone getragen hatte, und begnügte sich damit, Beschützer des heiligen Grabes zu heißen. Er starb schon nach einem Jahre und ward in der Kirche des heiligen Grabes zu Jerusalem begraben. Auf sein Grab schrieben die trauernden Kreuzfahrer die einfachen Worte: „Hier liegt Gott- ftied von Bouillon, welcher dies Land der Christenheit wiedergewonnen hat. Seine Seele ruhe in Christo. Amen!" In den zweihundert Jahren, während welcher diekreuzzügc dauerten, sind wohl an 7 Millionen Menschen ins Morgenland gezogen, und nur wenige von ihnen sahen ihr Vaterland wieder. Sollen doch sogar im Jahre 1212 gegen 40,000 Knaben aus Deutschland und Frankreich sich auf den Weg nach dem gelobten Lande gemacht haben, aber meist umgekom- men oder in Sklaverei gerathen sein. Dennoch hatte das ganze Unter- nehmen keinen Bestand. Das neue christliche Königreich in Jerusalem erhielt sich kümmerlich. Im Jahr 1291 ging auch die letzte Besitzung, die Stadt Ptolemüis, verloren. Bei alledem haben die Kreuzzüge aber doch großen Einfluß geübt. Wie sie aus frischem Glauben hervorgegangen waren, so belebten sie auch den Glauben wieder und richteten den Sinn auf höhere Güter. Der Handelsverkehr wurde lebhafter und machte die Städte reich. Mancher Leibeigene gelangte in den Stand der freien Bauern, indem sein Herr, um Geld für die Pilgerfahrt zu bekommen, sich Abgaben und

9. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 45

1794 - Gotha : Ettinger
In. Frankreich. 45 4, Die Könige von Frankreich machen sich und ihre Unterthanen durch Kreutzzüge un- glücklich. Peter der Einsiedler begeisterte die Franzosen auf der Kirchenversammlung zu Clermont so 1095 stark, daß sie auf einmahl den brennendsten Eifer fühlten, Palästina den Handen der Türken zu entrüsten. Jerusalem wurde auch größtentheils durch Franzosen erobert. l099 Ludwig Vli ließ sich von einem beredten Schwär- mer, dem Abte Bernhard von Clairvaux, zu einem Kreutzzuqe verleiten. Er verlvhr den 1147 größten Theil seines zahlreichen Heeres. Auch Philipp n unternahm einen fruchtlosen 119a Kreutzzug. Er verfolgte aber die Ungläubi- gen nicht nur in Asien, sondern auch in sei- nem eignen Lande. Krcutzzug gegen die Al- bigenser (Waldenser). 121*} Ludwig Viii (Löwe) starb auf einem Kreutzzu- ge gegen die Albigenser. ^ Ludwig Ix machte sich durch die Kreutzzüge be- sonders unglücklich. Auf dem ersten wurde sein Heer durch Hunger und Pest fast völlig vernichtet, und er selbst gerietst, nebst zwey von seinen Brüdern, in die Gefangenschaft 1250 der Türken, aus der er sich mit einer großen Geldsumme wieder loskaufen mußte. Den- noch, entschloß er sch zu einem zweyten Feld- zuge, und starb bey der Belagerung von i*>7o Tunis. Folgen der Kreutzzüge: irrende Ritter, Roma- ne, Prvvenzaldichter. 5. Sie erwarben sich allmählig eine uneinge- schränktere Herrschaft. Den Weg hierzu bahnte Ludwig Vi, der seine widerspenstigen. Lehnsleute muthig bekämpfte, «nd der eben deswegen die Aufnahme des Bür-

10. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 113

1892 - Gera : Hofmann
113 Heinrich dem Lwen das Herzogtum Bayern, das dessen Vater, Heinrich dem Stolzen, genommen worden war, zurck, steuerte dem Raub- und Fehdewesen und vollzog an vornehmen Landfriedens-strern die Strafe des Hundetragens. 4. Wie er Mailand warnte und r-mische Tcke zchtigte. Um die italienischen Verhltnisse zu ordnen, trat Friedrich seinen ersten Zug nach Italien an. Die lom-bardischen Städte waren durch den Handel mit dem Morgenlande reich geworden und hatten sich wenig um die kaiserlichen Hoheits-rechte bekmmert. Besonders trotzte das mchtige Mailand dem Kaiser. Friedrich hatte nicht genug Kriegsvolk, um schon jetzt dessen bermut zu demtigen. Er zerstrte nur zur Warnung einige Städte, welche mit 35. Friedrich I. Mailand verbndet waren. Dann lie er sich in Pavia mit der eisernen, in Rom mit der goldenen Krone krnen. Den Ketzer Arnold von Breseia, der die christliche Kirche in ihrer ersten Einfachheit herstellen und Rom zur Republik machen wollte, lieferte er dem Papste aus. Dieser lie ihn verbrennen und die Asche des verbrannten Leichnams in den Tiber streuen. Die Rmer aber berfielen am Tage der Kaiserkrnung Friedrichs Lager. Im Kampf-getmmel strzte Friedrich vom Pferde, aber die Tapferkeit Heinrichs des Lwen rettete ihn und scheuchte die Rmer hinter ihre Mauern. Dem verwundeten Lwen trocknete Friedrich das Blut ab und sagte dankbar: Heinrich, ich gedenk' dir's!" Nun kehrte der Kaiser heim; denn das Heer war durch Seuchen geschwcht, und die Fürsten wollten nicht lnger verweilen. Unterwegs berfielen lombardische Wegelagerer den Kaiser an der Veroneser Klause, einem schmalen Engpa an der Etsch, den ein Felsenschlo beherrschte, und wlzten Felsen und Bume herab. Aber Otto von Wittelsbach erkletterte mit 200 Bewaffneten die steile Felswand, nahm die Burg ein und lie die Wege-lagerer der die Klinge springen. 5. Wie er das widerspenstige Mailand demtigte. Nachdem Friedrich mit Weisheit und krftiger Hand in Deutschland Ordnung geschaffen hatte, unternahm er den zweiten Zug nach Italien mit einem starken Heere. Mailand beharrte auch jetzt noch in seinem Hoch-mut und Trotz und unterwarf sich erst nach vierwchiger Belagerung. Barfu, mit Stricken um den Hals oder Schwertern um den Nacken, muten Brger und Adlige am Throne des Kaisers Gehorsam geloben, Geiseln stellen und alle widerrechtlich angematen Rechte aufgeben. Friedrich lie hierauf durch berhmte italienische Rechtskundige die Po lack. Geschichtsleitfaden. 12. Aufl. 8
   bis 10 von 19 weiter»  »»
19 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 19 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 1
5 0
6 0
7 1
8 0
9 0
10 1
11 7
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 2
28 1
29 0
30 0
31 0
32 1
33 1
34 0
35 0
36 11
37 13
38 0
39 0
40 0
41 0
42 4
43 2
44 0
45 0
46 4
47 0
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 20
1 135
2 13
3 49
4 212
5 24
6 27
7 27
8 37
9 99
10 27
11 68
12 16
13 28
14 17
15 11
16 119
17 374
18 26
19 131
20 35
21 80
22 15
23 243
24 6
25 17
26 25
27 8
28 48
29 47
30 4
31 14
32 14
33 15
34 23
35 19
36 42
37 41
38 80
39 261
40 32
41 63
42 33
43 70
44 25
45 97
46 34
47 6
48 27
49 27
50 36
51 68
52 37
53 3
54 78
55 18
56 21
57 23
58 15
59 53
60 19
61 45
62 25
63 11
64 36
65 55
66 17
67 19
68 76
69 41
70 51
71 114
72 57
73 17
74 17
75 50
76 104
77 178
78 24
79 24
80 29
81 2
82 99
83 185
84 27
85 40
86 22
87 93
88 30
89 8
90 21
91 49
92 288
93 21
94 145
95 59
96 29
97 17
98 130
99 20

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 1
2 7
3 2
4 56
5 3
6 3
7 2
8 1
9 14
10 8
11 0
12 3
13 0
14 0
15 0
16 85
17 1
18 11
19 21
20 0
21 4
22 0
23 0
24 0
25 3
26 10
27 0
28 3
29 4
30 0
31 5
32 0
33 22
34 2
35 0
36 1
37 0
38 1
39 2
40 11
41 1
42 0
43 0
44 1
45 0
46 2
47 1
48 65
49 8
50 2
51 3
52 2
53 2
54 33
55 9
56 0
57 16
58 4
59 46
60 4
61 8
62 4
63 0
64 6
65 3
66 0
67 0
68 0
69 1
70 1
71 7
72 4
73 2
74 2
75 4
76 0
77 19
78 0
79 12
80 21
81 43
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 1
88 71
89 2
90 0
91 4
92 1
93 0
94 0
95 0
96 0
97 21
98 3
99 0
100 21
101 0
102 14
103 9
104 0
105 4
106 5
107 0
108 0
109 0
110 1
111 1
112 9
113 0
114 0
115 0
116 2
117 1
118 1
119 0
120 0
121 19
122 2
123 0
124 5
125 2
126 9
127 6
128 42
129 2
130 0
131 12
132 22
133 0
134 6
135 0
136 11
137 0
138 3
139 0
140 12
141 1
142 10
143 15
144 6
145 9
146 0
147 0
148 17
149 1
150 7
151 3
152 10
153 14
154 0
155 12
156 20
157 4
158 42
159 0
160 1
161 2
162 0
163 0
164 1
165 3
166 13
167 10
168 1
169 8
170 0
171 77
172 2
173 8
174 2
175 10
176 6
177 15
178 0
179 7
180 0
181 1
182 20
183 7
184 0
185 0
186 7
187 2
188 1
189 0
190 0
191 28
192 4
193 0
194 0
195 0
196 5
197 38
198 2
199 1