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1. Geschichte des Altertums - S. 80

1889 - Wiesbaden : Kunze
80 Zweiter Abschnitt. Erster Zeitraum. bestrafte Vergehen gegen die Religion und das Völkerrecht. Die Ausführung der Bundesbeschlüsse und Beaufsichtigung des Heiligtums war einem Bundesrate übertragen. Die vorgeschichtliche Zeit des griechischen Volkes ist mit mancherlei Sagen erfüllt, die sich teils an einzelne Heldengestalten (Heroen) anschließen, teils zu Sagenkreisen verbunden sind, deren Mittelpunkt eine Unternehmung bildet, bei der eine Reihe von Helden sich auszeichnet. Diese Helden stattete die Sage mit den Tugenden aus, welche das Griechenvolk hochhielt. Bald kämpfen die Helden, um wilde Tiere auszurotten, die Schwachen und Bedrängten zu schützen; bald ziehen sie freiwillig auf Abenteuer aus, und die Sage verherrlicht sie nicht bloß durch Ruhm, sondern zum Teil auch durch götterähnliche Verehrung nach ihrem Tode. Die beiden hervorragendsten Griechenstämme haben ihre besonderen Stammeshelden, um die sich ihre Sagen schließen, die Dorer den Herakles, die Ionier den T h e s e u s. Berühmte Sagenkreise bilden außerdem: der theba-nische Sagenkreis, der Argonautenzug, die Sagen vom Sänger Orpheus und der trojanische Krieg. Herakles (lateinisch Herkules) war der Sohn des Zeus und der Alk-mene, der Gemahlin des von Tiryns nach Theben vertriebenen Königs Amphi-trion. Herakles wurde von Jugend auf von Hera, der Gemahlin des Zeus, mit leidenschaftlichem Hasse verfolgt, weil diese aus Alkmene eifersüchtig war. Schon bei seiner Geburt zeigte sie sich feindselig. Zeus hatte ihr nämlich geschworen, daß der Knabe, der an einem bestimmten Tage geboren werde, die Herrschaft über alle Umwohnenden erhalten solle. Allein nicht Herakles, wie Zeus gehofft hatte, sondern Enr/stheus erblickte auf Heras Gebot das Licht der Welt und wurde somit Herr und Gebieter auch des Herakles, welcher später geboren wurde. Zeus entschädigte darauf seinen Sohn dadurch, daß er ihm Unsterblichkeit verlieh. In seiner Jugend. Schon im zartesten Alter zeigte Herakles feine göttliche Abstammung. Hera sandte nämlich zwei Schlangen aus, welche das Kind töten sollten. Sobald Herakles sie jedoch erblickte, ergriff er sie lächelnd und erwürgte sie, während sein Bruder weinte und laut aufschrie. In allen Künsten sorgsam unterrichtet, bildete Herakles seine Fähigkeiten rasch und vortrefflich aus; doch legte er schon frühe eine außerordentliche Heftigkeit an den Tag, welche ihn einst so hinriß, daß er seinen Lehrer Linos mit der Lyra erschlug. Dafür wurde er aufs Land geschickt und ihm die Aufsicht über die königlichen Herden übertragen. Lim Scheidewege. Während er einst die Herde hütend aus einem 1. Die Heraklessagen. 12118870 B-36c

2. Geschichte des Altertums - S. 337

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 62, 4. Anteil der röm. Frauen an der Ausbreit, d. Christentums. 337 seine Lehre zusehends. In den Christengemeinden, welche durch die Bemühungen der Apostel allenthalben entstanden, sehen wir die Frauen überaus thätig. Ihr Wandel war tadellos; Arbeit, Fasten und Gebet, Armen- und Krankenpflege, Fürsorge für die Bedürfnisse der Gemeinde beschäftigte sie ausschließlich. Darum gedieh auch das Werk des Herrn rasch im Kreise der Familie. Bald aber brachen die heftigsten Verfolgungen über die Bekenner der neuen Lehre herein, und sie weisen unzählige Beispiele von weiblicher Glaubensstärke, Heldensinn und Aufopferungsfähigkeit auf. Die Heiligengeschichte und die Legenden der christlichen Kirche wissen nicht genug zu rühmen, mit welcher Standhaftigkeit und Entschlossenheit die Frauen dem schmachvollsten Tode entgegengingen, um die Wahrheit der christlichen Lehre mit ihrem Herzblute zu besiegeln. Schon oben ist der heldenmütigen Sklavin Blandina gedacht worden. In den ersten Jahren des dritten Jahrhunderts, unter dem Kaiser Septimius Severus, wütete eine furchtbare Christenverfolgung in Nordafrika. Zu Karthago wurde Vivia Perpetua, 22 Jahre alt und aus edlem Geschlechte entsprossen, einen Säugling in dem Arm, den heidnischen Vater jammernd zu ihren Füßen, in ihrem treuen, Welt überwindenden Glauben die willige Beute einer wilden Kuh und eines Gladiatorendolches. Ihre Glaubens- und Leidensgefährtin, die Sklavin Felicitas, im Kerker Mutter geworden, entgegnete dem Hohne der Heiden: „Jetzt leide ich; dann aber wird ein anderer mit mir sein und für mich leiden, weil ich um seinetwillen leide." Potamiäna zu Alexandrien, eine edle, durch Geistes- und Leibesschönheit gleich ausgezeichnete Jungfrau, wurde, bis an ihr Ende standhaft, von den Sohlen bis zum Scheitel langsam in siedendes Pech versenkt. Umgekehrt verstand auch ein heidnisches Weib aus derselben Stadt, die philosophisch und mathematisch hochgebildete Hypatia, für'ihre Überzeugung zu sterben. Sie fiel als ein Opfer der Hetzereien eines orthodoxen Bischofs und der Wut eines fanatisierten Pöbels 415. Die Kaiserin Helena. Endlich wurde es Licht in den Herzen der römischen Kaiser und sie erhoben die christliche Lehre zur Staatsreligion. Daß die Frauen an dieser Umwandlung großen Anteil hatten, zeigt die Vorliebe römischer Kaiserinnen für die christliche Religion. Helena, deren Vaterland und Herkunft nicht feststeht, wurde die Gemahlin des Constantius Chlorus, welcher den Oberbefehl über das römische Heer in Britannien führte und später den kaiserlichen Thron bestieg. Sein Sohn war Konstantin, der ihm auch tn der Kaiserwürde nachfolgte. Schon oben (§. 59) ist erzäblt Eaffians Weltgeschichte I. 6. Aufl. v. Ph. Beck. 22

3. Geschichte des Altertums - S. 144

1889 - Wiesbaden : Kunze
144 Zweiter Abschnitt. Zweiter Zeitraum. bewaffnete Bürger, 13 000 Schwerbewaffnete, 1600 Bogenschützen und 1200 Reiter; seine Flotte bestand aus 300 Dreiruderern mit 50 000 Seeleuten. Es war dem spartanischen Bunde zur See überlegen, während dieser die größere Landmacht besaß. Die Spartaner rückten unter ihrem König Archidämos mit 60000 Mann in Attika ein, verwüsteten alles Land umher und kamen vor das trefflich befestigte Athen, hinter dessen schützenden Mauern auch die Landleute von Attika Schutz gesucht hatten. Während die Spartaner Athen belagerten, verheerte die athenische Flotte die spartanische Küste. Darauf zogen sich die Spartaner zurück, kehrten aber im folgenden Jahre wieder und verwüsteten Attika abermals. Da brach in dem überfüllten Athen unerwartet die Pest aus, die ein ägyptisches Schiff in die Stadt gebracht hatte. Wer mit einem Kranken in Berührung kam, wurde angesteckt und mußte sterben. Deshalb befiel die Athener große Mutlosigkeit; einer fürchtete den andern; die meisten Kranken starben ohne Pflege, und die Straßen verpestete der Totengeruch. Da schwankte der Glaube an die Götter; man achtete kein Gesetz, keine Obrigkeit mehr. Viele, welche den Tod vor Augen zu sehen glaubten, schwelgten, raubten und plünderten, und Zügellosigkeit und Sittenverderbnis wirkten noch furchtbarer als die Seuche selbst. Als endlich die Krankheit nachließ, fuhr Perikles mit einer großen Flotte nach dem Peloponnes und kämpfte anfangs siegreich; allein auch hierhin folgte die Pest, raffte Tausende hinweg und zwang den Feldherrn zum Rückzüge. In dieser trostlosen Lage wandte sich aller Ingrimm des Volkes gegen Perikles, und ein ungestümer Führer des Volkes, der Gerber Kleon, trat mit einer Anklage hervor. Perikles wurde um Geld gestraft und legte seine Feldherrnstelle nieder. Die Undankbarkeit seiner Mitbürger und der Verlust einer Schwester und zweier Söhne, drei Opfer der Pest, beugten den starken Mann. Als nun auch noch sein zweiter und letzter Sohn starb und der tiefbetrübte Vater seinem Lieblinge den Totenkranz aufsetzte, wurde er vom Schmerze so überwältigt, daß er in lautes Weinen ausbrach. Bald erkannte das athenische Volk seine Übereilung, und überzeugt, daß Perikles es stets redlich mit dem Wohle der Stadt gemeint habe, gab es ihm seine Ehrenämter zurück. Allein schon im folgenden Jahre, als Athen zum zweiten male von der Pest heimgesucht wurde, erkrankte auch Perikles. Als er dem Tode nahe war, saßen seine Freunde an seinem Sterbelager und rühmten seine vielen Siege und großen Verdienste um Athen. Da richtete er sich unerwartet noch einmal auf und sprach: „Ihr preiset meine Siege und Verdienste,

4. Geschichte des Altertums - S. 252

1889 - Wiesbaden : Kunze
252 Dritter Abschnitt. Zweiter Zeitraum. trieben, beschloß der karthagische Senat, das Äußerste zu wagen und lieber unter den Mauern der Stadt den Tod zu suchen als den geliebten Boden der teuren Meeresheimat aufzugeben. Kühner Kampfesmut und tiefe Begeisterung erfaßte nun alle Stände; das ganze Land erhob sich wie ein Mann. In allen Tempeln schmiedete man Waffen und Schilde; die Frauen opferten dem Vaterlande ihr Geschmeide, schnitten ihr langes Haar ab und flochten Bogensehnen daraus; jeder arbeitete und half nach Kräften. Wie erstaunten die römischen Konsuln, als sie bei ihrer Ankunft die Stadt befestigt und die Wälle von unzähligen Scharen bewaffneter Männer besetzt sahen! Das hatten sie nicht erwartet. Die Karthager schlugen alle Angriffe der Römer heldenmütig ab, nahmen ihnen die Zufuhren weg, schlugen sie sogar in mehreren Treffen und blickten voll Vertrauen in die Zukunft. So verstrich das erste und zweite Jahr höchst ungünstig für die Römer. Da wählten sie das dritte Jahr den jüngeren Scipio zum Oberfeldherrn. Dieser war ein Sohn des Ämilius Paullus, des Siegers von Pydna und von dem Sohne des älteren Scipio Afrikanus an Sohnes Statt angenommen worden. Mit seiner Ernennung wandte sich das Kriegsglück der Karthager. Er landete mit einer bedeutenden Verstärkung, schloß Karthago immer enger ein, erstürmte die Hafenstadt und drang dann in die Straßen Karthagos selbst ein. Hier entstand ein entsetzliches Kämpfen und Morden. Pfeile, Wurfspeere, Steine, Balken, Gefäße mit siedendem Wasser wurden auf die Römer geschleudert; diese schonten in ihrer Wut weder Weiber noch Kinder und warfen die Brandfackel in die mit Menschen gefüllten Häuser. Über rauchende Trümmer drangen sie nach sechstägigem Kampfe zur Burg vor, welche Hasdrubal zuletzt noch mit 900 römischen Überläufern verteidigte. Als diese keine Rettung mehr sahen, steckten sie den Tempel in Brand und warfen sich in die Flammen. Nur Hasdrubal erschien heimlich mit einem Ölzweig in der Hand vor Scipio und erhielt Gnade, während seine heldenmütige Gemahlin mit ihren Kindern, um der Knechtschaft zu entgehen, den Tod in den Flammen suchte. So sank Karthago 146 in Staub und Asche. Sein Gebiet wurde unter dem Namen Afrika zu einer römischen Provinz gemacht , die Stätte aber, wo die verhaßte Nebenbuhlerin Roms gestanden hatte, verflucht und den wilden Thieren preisgegeben. Von 700000 Karthagern waren nur 60 000 am Leben geblieben, welche gefangen nach Rom gebracht oder als Sklaven verkauft wurden.

5. Geschichte des Altertums - S. 292

1889 - Wiesbaden : Kunze
292 Dritter Abschnitt. Dritter Zeitraum. Bei der allgemeinen Entartung wurden Verleumden, Spionieren und Anklagen ein förmliches Gewerbe. Sejan überredete zuletzt den Kaiser, die Stadt zu verlassen und sich auf dem Lande zu vergnügen, wo er sicherer vor Meuchelmord sei als in Rom. Auf diesen Rat hin zog sich Tiberius auf die Insel Capri, gegenüber Neapel, zurück, baute sich daselbst einen prächtigen Palast und stöhnte hier seinen Lüsten und Begierden. Mit des Kaisers Abreise begann für Rom eine wahre Schreckensherrschaft; denn Sejan trachtete unter dem Scheine der Ergeben- heit selbst nach der Herrschaft. Er ließ den einzigen Sohn des Tiberius, Drufus, vergiften, mordete und raubte auf die em- pörendste Weise. Als er aber um die Hand der verwitweten Gattin des Drusus warb und sein Streben nach der Krone offenbar wurde, ließ ihn Tiberius 31 verhaften und hinrichten. Rom mußte jedoch auch weiterhin noch den Blutdurst des wüsten Tyrannen stillen, welcher weder Freunde noch Verwandte schonte. Auch die Gemahlin des Germaniens, die heldenmütige Agrippina, und zwei ihrer Söhne wurden ermordet. Viele legten Hand ans eigne Leben, um nicht dem Henker überliefert zu werden. Auf dem Wege nach Rom in Unteritalien angekommen, fiel der im 78. Jahre stehende, kranke und niedergebeugte Tiberius auf einem seiner Landgüter in eine tiefe Ohnmacht, sodaß man ihn für tot hielt und den halb wahnsinnigen Caligula, den dritten Sohn des Germaniens und der Agrippina, zum Kaiser ausrief. Als darauf der alte Kaiser wieder zu sich kam, erstickte ihn der Oberst der Leibwache durch aufgelegte Bettdecken. Caligula 37—41 war ein grausamer Wüterich und thörichter Verschwender. Er mordete feine Großmutter Antonia und wünschte, daß das ganze römische Volk nur einen Kops habe, um ihn mit einem Hiebe abzuschlagen. Tiberius hatte einen Schatz von 400 Millionen Mark hinterlassen; Caligula vergeudete diese Summe in einem Jahre. Eine Mahlzeit kostete ihn einmal eine Million Mark. Er ließ eine Flotte von Cedernholz bauen und den Spiegel der Schiffe mit Edelsteinen besetzen, feinem Pferde gab er einen Hofstaat, ließ ihm marmorne und goldne Geschirre fertigen und es oft an feiner Tafel sättigen. Von dem Volke nahm er göttliche Ehrenbezeugungen für sich in Anspruch. Ein Zug gegen die Germanen und Briten war ohne Erfolg, und der Despot brachte nur Seemuscheln „als Beute des Oceans" nach Rom. Nachdem der Tolle vier Jahre lang Rom mißhandelt hatte, wurde er mit seiner Familie von den Prätorianern ermordet. Nach ihm wurde sein Oheim

6. Geschichte des Mittelalters - S. 87

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 16. Die Frauen. 87 nach Rouen bringen, während ihr fünfjähriger Sohn Childebert nach Metz entkam. Brunhilde war eine schöne, geistreiche und noch junge Frau. Merowig, Chilperichs Sohn, der entschiedene Gegner seiner Stiefmutter Fredegunde, knüpfte eine Unterredung mit ihr an: Liebe und Rache schlossen einen Bund zwischen ihnen, welchen der Bischof von Rouen einsegnete, und es drohte für Fredegunde große Gefahr. Sobald Chilperich die Verlobung vernahm, eilte er nach Rouen und erkannte zwar die eingegangene Ehe an, löste sie aber dem ungeachtet bald wieder auf. Brunhilde wurde wie eine Gefangene behandelt und erst später nach Metz entlassen. Merowig aber, von Fredegunde beschuldigt, dem König Chilperich nach dem Leben zu streben, wurde zum Priester geschoren und in ein Kloster gebracht, aus dem er zwar zu Brunhilden entwich, zuletzt aber den Mördern, welche Fredegunde gedungen hatte, in die Hände fiel. Auch Merowrgs Bruder Chlodwig, dessen Mutter Audovera und selbst Chilperich sollen durch Fredegunde ums Leben gekommen sein. Fredegunde hatte sich nach Chilperichs Ermordung in eine Kirche zu Paris geflüchtet1, und das Reich wäre für ihr Söhnchen verloren gewesen, hätte nicht ihr Schwager Guntrum des Verlassenen sich angenommen. Auch ihrem Wohlthäter trachtete sie seitdem nach dem Leben. Ihrer Stieftochter warf sie den schweren Deckel eines Kastens aus das Haupt, daß sie verschieden wäre, wenn man nicht schleunige Hilfe geholt hätte. Fredegunde starb 597 eines natürlichen Todes. Sie fand ein glücklicheres Ende als Brunhilde, obwohl sie es noch weniger verdient hatte als diese. Lothar, der Sohn Fredegundes, bekam durch feinen Stallmeister Arbo die herrschsüchtige Brunhilde in seine Hände. Man stellte sie vor Gericht und überhäufte sie mit Vorwürfen und Anklagen. Endlich setzte man die Schuldige aus ein Kamel, führte sie zum Hohn und Spott der Menge durch das Lager der Franken und band sie an den Schweif eines wilden Pferdes, welches sie zu Tode schleifte. Der verstümmelte Körper wurde verbrannt und die Asche im Kloster Autun beigesetzt. 5. Von diesen unerfreulichen Gestalten wenden wir uns zu den Frauen und Töchtern Karls des Großem Bertha, Pippins Gemahlin und Mutter Karls des Großen, war eine verständige tüchtige Frau, welche ihren Sohn zur Tugend und Rechtschaffenheit anleitete und von diesem zu jeder Zeit hochgeehrt wurde. Auf ihren Rat vermählte sich Karl (771) mit Sib ylla, der Tochter des Langobardenkönigs Desiderius; allein nach Verlaus eines Jahres

7. Geschichte des Mittelalters - S. 308

1888 - Wiesbaden : Kunze
308 Vierte Periode des Mittelalters. sah auf eine so glänzende Hofhaltung, daß sie der ihres Gemahls nicht nachstand. Die Königin war eine kluge, sittenreine und gewandte Frau und wurde von ihrem Gemahl in hohen Ehren gehalten. Kein Fürst, kein Gesandter erhielt Zutritt, ohne daß die Königin zugegen war, welche mit vieler Leutseligkeit und Heiterkeit die Vorgestellten begrüßte und anredete; sie hieß die Mutter des Adels und der Armen. Seitdem erschienen Herren und Damen öfter bei Hofe und wurden zu allen Festlichkeiten geladen. Anna von Bretagne durfte an den Beratungen des geheimen Rates teilnehmen und mitstimmen; so wollte es Ludwig Xii. Auch anderen, ihm nahestehenden Frauen gestattete er dies Vorrecht, welches immer mehr benutzt und später vielfach mißbraucht wurde. Ganz eigentümlich war das Los der Frauen damals in Spanien und Portugal. Sie lebten in klösterlicher Einsamkeit und Zurückgezogenheit, durften mit keinem Manne reden und empfingen nur Besuche von ihren Freundinnen. Die Pracht in Kleidern und in Schmucksachen war übertrieben, die Etikette drückend. Der Mann kümmerte sich wenig um die Frau, und selbst bei Tische saß er allein. Die Frauen und Kinder speisten für sich und nahmen ihr einfaches Mahl ein, indem sie, wie die orientalische Sitte es gebietet, auf Teppichen oder Polstern ruhten. Vornehme Frauen erschienen selten außer dem Hause, und wenn es geschah, fuhren sie in wohlverschlossenen Kutschen mit so kleinen Scheiben, daß kein Auge von außen sie erspähen konnte. Im Hause brachten sie die Zeit in träger Ruhe hin. Andachtsübungen, Unterhaltungen mit den Dienerinnen und Gesellschafterinnen und allenfalls Handarbeiten mußten die Langeweile verscheuchen. Unter den Frauen, welche die Geschichtsbücher der letzten Periode des Mittelalters erwähnen, heben wir insbesondere folgende hervor: 4. Margareta Herlobig, welcher Schiller in seinem Wilhelm Tell, unter dem Namen Gertrud Stauffacher, ein unvergeßliches Denkmal gesetzt hat, war die Frau des Werner Stauffacher in Steinen. Ihre Klugheit und Entschlossenheit, ihre Liebe zu ihrem Manne und zu dem Vaterlande gaben ihr den wichtigen Rat ein, welchen uns die Chroniken in folgenden Worten mitteilen: „Du weißt", sagte sie zu Stauffacher, „daß mancher fromme Mann im Lande ob des Landvogts Tyrannei klagt; darum zweifle nicht, daß viele wackere Landleute in Uri und Unterwalden auch das Joch drückend empfinden. Deshalb wäre es gut und vonnöten, daß Euer etliche, welche einander vertrauen dürfen, heimlich zu Rat gingen

8. Geschichte der Neuzeit - S. 26

1887 - Wiesbaden : Kunze
26 Erste Periode der Neuzeit. selbst 30 000 Gulden als Lösegeld. Er und seine Gefährten wurden elendiglich in die Spieße der Bauern gejagt und jämmerlich zu Tode gemartert. Der Gräfin rissen die Wüteriche das kostbare Geschmeide herunter, warfen sie und ihre Frauen auf einen Karren und fuhren sie unter höhnischen Reden nach Heilbronn. Viele deutsche Ritter, welche sich für zu schwach hielten, den Bauern Widerstand zu leisten, gewährten die gestellten Forderungen; Luther aber forderte in einer Schrift „wider die räuberischen und mörderischen Bauern" die Fürsten aus, die Bauern zu züchtigen und die Aufstände nieder zu werfen. Göh von Berlichingen. Unter den Adeligen jener Zeit fällt eine Persönlichkeit auf, welche damals die Bauern des Odenwald des zu ihrem Feldhauptmann erwählten, der berühmte ritterliche Held Götz von Berlichingen. Von Jugend auf dem Kriegsleben zugethan, hatte er seine Tage im Felde und Kriegslager zugebracht und bei der Belagerung von Landshut die rechte Hand eingebüßt, welche er durch eine künstliche von Eisen zu ersetzen wußte. Sein unruhiger Geist verwickelte ihn in allerlei Fehden mit weltlichen und geistlichen Herren, so daß er nie zur Ruhe kam. Auch dem Herzog von Würtemberg leistete er Hilfe gegen den schwäbischen Bund und übernahm die Verteidigung des Schlosses Mökmühl. Nachdem er es lange tapfer gehalten hatte, mußte er sich wegen Mangel an Lebensrnitteln ergeben, erhielt aber mit den ©einigen freien Abzug. Unterwegs indeß ward er überfallen und noch Heilbronn geführt, wo man ihn aufforderte, Urfehde zu schwören. Er weigerte sich dessen aufs entschiedenste und ließ sich lieber in einen Turm abführen, ehe er nachgegeben hätte. Seine Frau eilte rasch zu Franz von Sickingen und Georg von Frundsberg, welche zwar als Häupter des schwäbischen Bundes Götzens Gegner waren, aber dies Unrecht mißbilligten und zu seiner Befreiung herbei kamen. Allein er mußte dennoch zwei Jahre Gefangener bleiben, die Urfehde beschwören, 2000 Gulden Schatzung zahlen, die Unkosten tragen und allen Bundesgenossen Ruhe und Frieden geloben. Diesen tapfern Ritter wählten die aufrührerischen Bauern zu ihrem Oberst-Feldhauptmann und zwangen ihn, die Führung anzunehmen. Götz that dies endlich in der Hoffnung, er werde viel Unglück und manche Grausamkeit verhüten können. Allein er irrte. Da er die Bauern von Brand und Plünderung zurückzuhalten nicht im Stande war, so legte er seine Stelle nieder, mußte aber unter strenger Aussicht bei ihnen bleiben, bis es ihm nach einer

9. Geschichte der Neuzeit - S. 108

1887 - Wiesbaden : Kunze
108 Erste Periode der Neuzeit. gläubiger zur Pflicht gemacht. Als die freie Religionsübung auch für Östreich gefordert wurde, erklärte der kaiserliche Gesandte, daß sein Herr eher Land und Leute verlassen, als hierein willigen werde, und man gab aus Furcht vor Störung des Friedenswerks nach. Nur der Papst verweigerte beharrlich die Anerkennung des westfälischen Friedens. Mit gerechtem Schmerze mußte das gesamte Volk gewahren, daß Ausländer, Franzosen und Schweden, die Gewährleistung der deutschen Reichsverfassung und des Friedens übernahmen und so lange sich in dem armen, ausgehungerten Lande ernähren ließen, bis alles auf das genaueste erfüllt war. Folgen. So hatte denn der namenlos schreckliche Krieg geendet. Welche Feder vermöchte all den Jammer, all das Elend und Ungemach zu verzeichnen, das -er herbeigeführt! Deutschland, mit Blut über und über getränkt, mit Brandstätten und Schutthaufen allenthalben bedeckt, mit räuberischem Gesindel aller Orten erfüllt — bot einen herzzerreißenden Anblick. Unzählige Ortschaften, die ein Spiel räuberischer Horden geworden waren, lagen in Trümmern. Rühmte sich doch Bauers Unterfeldherr, er habe allein mehr als 800 Dörfer in Aschenhaufen verwandelt. In Thüringen stand meilenweit kein Dorf, kein Kirchlein. In Würtemberg waren 40 000 Häuser verbrannt, in Schlesien und Brandenburg mehr als der dritte Teil der gesamten Häuserzahl. Zwei Drittel der Einwohner hatte das Schwert, die Pest und der Hunger hinweggerafft. Die Zahl der Einwohner war von 18 auf 7 Millionen herabgesunken. Und nun nahm der Friede dem Reiche noch alle Strommündungen und somit die Bedingungen jedes überseeischen Handels. Auch in anderer Weise war unsägliches Leid über Deutschland hereingebrochen. Der Glaubenseifer war durch Jammer und Elend beim Volke, durch Sittenlosigkeit bei den Soldaten, durch Politik bei den Fürsten erkaltet. Die Einheit des deutschen Reiches war dahin, es war in mehr als 300 fast unabhängige Staaten zerrissen. Die Fürsten hielten stehende Heere, welche gegen die eigenen Unterthanen gebraucht wurden. Die Freiheit der deutschen Städte ging zu Grunde, der Bauernstand kam noch mehr herab. Was Bürger und Bauern verdienten, verschlangen der Adel, die Geistlichkeit und die fürstliche Kammer. Frohnden und Steuern aller Art mehrten sich. Deutschland war auch in geistiger Beziehung gesunken. Während die Entwicklung in Litteratur, Wissenschaft und Kunst ge-

10. Geschichte der Neuzeit - S. 291

1887 - Wiesbaden : Kunze
27. Der deutsche Befreiungskrieg. 291 Kapitulation, daß ihm dieselbe vom Prinzen von Pontecorvo angetragen und von ihm nur wegen Mangel an Munition, Proviant und Fourage eingegangen worden sei. Bald darauf ward er ausgewechselt und arbeitete nach dem Tilsiter Frieden im Kriegsdepartement in Berlin, bis er kommandierender General in Pommern wurde. Sein Ruhm beginnt mit dem Frühjahre 1813. Seine eigentümliche Schnelligkeit beim Angriffe hat ihm den Ehrennamen „Marschall Vorwärts" erworben; sein Feldherrntalent, seine Entschiedenheit, Derbheit, Leutseligkeit und sein Franzosenhaß haben ihn zum Liebling des deutschen Volkes gemacht. Preußens Erhebung. Z)orks That fachte in Ostpreußen eine opferfreudige Erhebung an, welche für ganz Preußen und Deutschland das Signal zur Abschüttelung des verhaßten Joches gab. Ende Januar begab sich Friedrich Wilhelm Iii. von Berlin nach Breslau, wo Stein im Aufträge des Kaisers Alexander Verhandlungen anknüpfte. Am 3. Februar 1813 erließ der König einen Aufruf zur Bildung freiwilliger Jägercorps, und deutsche Jünglinge strömten von allen Seiten herzu. Major von Lützow bildete in Schlesien sein berühmtes Freicorps, das die Blüte der Nation in der schwarzen Uniform der Trauer vereinigte. Zu ihm gehörte der Turnvater Jahn und der edle Friesen. Der 21jährige Theodor Körner verließ seine glänzende Stelle als Hoftheaterdichter in Wien und trat unter Lützows schwarze Jäger, sie als Dichter und Held zugleich begeisternd. Kurze Zeit nachher reiste der König zu einer mündlichen Unterredung mit Alexander nach Kalisch, wo am 27. Februar ein Bündnis mit Rußland abgeschlossen wurde. Am Geburtstage der verstorbenen Königin Luise (10. März) stiftete er als sinniges Zeichen der Auszeichnung in dem bevorstehenden Befreiungskampf das eiserne Kreuz, und am 16. März erklärte er an Napoleon den Krieg. Der 17. März brachte den ersehnten und denkwürdigen Aufruf des Königs „An Mein Volk", welcher die welsche Treulosigkeit, des Vaterlandes Erniedrigung und die für die Freiheit zu bringenden Opfer schilderte und mit den Worten schloß: „Mit Zuversicht dürfen wir vertrauen, Gott und ein fester Wille werde unserer gerechten Sache den Sieg verleihen und mit ihm die Wiederkehr einer glücklichen Zeit!" Zugleich entwarf Scharnhorst eine „Verordnung über die Bildung der Landwehr und des Landsturms" und gab für erstere den Wahlspruch: „Mit Gott für König und Vaterland." Jetzt herrschte in ganz Preußen nur eine Stimme, ein Gefühl, ein Zorn 19*
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