Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte des Altertums - S. 41

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 7, 2. Das Perserreich. 41 vollführt hatte. Er ließ dessen Sohn schlachten und setzte sein Fleisch dem Vater vor, der, ohne es zu wissen, davon aß, worauf ihm der König sagte, welche Speise er genossen hätte. Den Cyrus aber ernannte Astyages in der Folge zum Statthalter von Persien. Harpagns sann auf Rache. Er teilte dem Cyrus dessen Jugendgeschichte und wunderbare Rettung mit, ersuchte ihn, den Astyages zu stürzen, und versicherte ihn zugleich, daß alle medischen Fürsten zu ihm übergehen würden. Cyrus ging auf den Plan des Harpagus ein. Er forderte die Perser auf, an einem bestimmten Tage ein großes Stück Land voller Disteln und Dornen urbar zu machen, und sie gehorchten ihrem neuen Statthalter. Nachdem die saure Arbeit vollendet war, lud Cyrus die Perser ein, am folgenden Tage in ihren Feierkleidern zu erscheinen. Nun bewirtete er sie auf das köstlichste und fragte sie dann am Abend, welcher Tag ihnen besser gefallen habe, der Tag der Arbeit oder der des festlichen Schmauses. Als sie einstimmig den Festtag rühmten, versicherte sie Cyrus, er werde ihnen noch bessere Tage bereiten, wenn sie das medische Joch abschütteln wollten. Die Perser erhoben sich, und Harpagus ging mit den medischen Fürsten und Truppen zu Cyrus über. Astyages geriet in Gefangenschaft, wurde aber bis an sein Ende mit Achtung und Schonung behandelt. Cyrus (Kyros, Kurush, biblisch: Kores d. H. Sonne), 559—529. Nachdem Cyrus die Meder besiegt hatte, brachte er die iranischen Völker im Osten zur Unterwerfung und dehnte das persische Reich bis zum Indus und Jaxartes aus. Währenddessen bereitete sich im Westen ein feindliches Unternehmen gegen ihn vor, das ihn zu einem neuen Kriegszuge nötigte. Das lydische Reich hatte sich nämlich vom Westen Kleinasiens aus über den Nordrand der Halbinsel ausgedehnt und war unter Alyattes (612—563) zu Macht und Glanz aufgestiegen. Dessen Sohn Krösus (563—548) hatte seinen Besitz durch Unterwerfung der griechischen Kolonien an der Westküste Kleinasiens vermehrt. Er hatte dann in langer Friedenszeit den Wohlstand seines Reiches gefördert, in seiner Hauptstadt Sardes große Pracht entfaltet, griechische Künstler und Gelehrte um sich vereint und war durch seine reichen Schätze ebenso stolz wie berühmt geworden. Einst kam der weise Solon von Athen (§. 17) zu dem König Krösus nach Sardes. Krösus nahm den Solon freundlich auf und zeigte ihm seine Reichtümer. Da er den Reichtum für das höchste Glück hielt, so fragte er den Solon, wen er für den glücklichsten Menschen halte. Solon, der nicht schmeichelte, nannte seinen Mitbürger Tellus von Athen, und als ihn Krösus erstaunt nach dem Grund fragte, erwiderte Solon: „Tellus hatte in der blühenden Vaterstadt wackere Söhne und Enkel, die alle am Leben waren, und starb zuletzt den Tod für das Vaterland." Diese Mitteilung reizte den König zu der Frage, wen er denn nach Tellus für den Glücklichsten halte. Solon entgegnctc: „Nach Tellus sind Kleobis und Bi ton die glück-

2. Geschichte des Altertums - S. 63

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 10. Die Frauen der orientalischen Völker. 63 Frauen auch seine Gemahlin Z ipora und seine Schwester Mirjam, eine Prophetin, dem Zuge. Die letztere nahm eine Pauke in die Hand, und alle Weiber folgten ihr mit Pauken und Reigen, und Mirjam sang ihnen vor: „Lasset uns dem Herrn singen, denn er hat eine herrliche That gethan." Als Josua die Stadt Jericho belagerte, verriet R a h a b die Stadt an die Israeliten. Unter den Richtern befand sich auch eine Frau Namens Debora, welche durch ihre Sehergabe dem Volk den Sieg über seine Feinde verkündete. In den Kriegen mit den Philistern tritt der gewaltige Held Simson auf, welcher, durch den Verrat der Delila seiner Locken beraubt, seine Stärke verlor. Nachmals war infolge der Mishandlung einer Frau durch den Stamm Benjamin ein allgemeiner Angriff der übrigen Stämme auf denselben hervorgerufen worden, fodaß er beinahe vernichtet wurde. Um sich wieder zu kräftigen, raubten später die Männer des Stammes Benjamin die Frauen in den Weinbergen zu Silo, als eben dort zur Weinlese fröhliche Tänze aufgeführt wurden. Der Debora glich an Heldenmut die schöne Judith, welche den feindlichen Feldherrn Holofernes bethörte und ihm zur Rettung ihrer bedrängten Brüder das Haupt abschlug. Nicht minder ist die unglückliche Tochterjephtaszu bewundern, welche willig und freudig der Welt und ihrer Lust entsagte, als der Vater ein unvorsichtiges Gelübde gethan hatte. Nach ihr begegnen wir der sanften Moabitin Ruth, deren rührende Auswanderung aus dem Vaterlande nebst ihren späteren Schicksalen die heilige Schrift selbst in einer kleinen Urkunde erzählt. Wir finden ferner erwähnt: die treue Königstochter Michal, welche ihren Gemahl David den Nachstellungen Sauls glücklich entzieht; die schöne Bathfeba, welche der König David dadurch gewann, daß er ihren Gemahl im Felde den Tod finden ließ; die grausame Königin Athalja, die, um den Baalsdienst zu sichern, ihre Verwandten hinrichtete, zuletzt aber auf Befehl des Hohenpriesters getötet wurde; die schöne Esther, welche, zur Gemahlin des Königs Ahasverus erhoben, ihr Volk rettete; die fromme Susanna, die, zum Tode verurteilt, durch den jungen Daniel gerettet und unschuldig befunden wurde. Die Geschichte der israelitischen Frauen nach ihrer Rückkehr aus der Gefangenschaft zeigt herrliche Beispiele von der treuesten Anhänglichkeit an den Glauben der Väter. König Antiochus wollte sie zum Abfalle von ihrer väterlichen Religion zwingen und ließ die Mütter, welche ihre Kinder zum Tempel brachten, ermorden. Da war auch eine Mutter mit sieben Söhnen, welche der König zwingen wollte.

3. Geschichte des Altertums - S. 80

1889 - Wiesbaden : Kunze
80 Zweiter Abschnitt. Erster Zeitraum. bestrafte Vergehen gegen die Religion und das Völkerrecht. Die Ausführung der Bundesbeschlüsse und Beaufsichtigung des Heiligtums war einem Bundesrate übertragen. Die vorgeschichtliche Zeit des griechischen Volkes ist mit mancherlei Sagen erfüllt, die sich teils an einzelne Heldengestalten (Heroen) anschließen, teils zu Sagenkreisen verbunden sind, deren Mittelpunkt eine Unternehmung bildet, bei der eine Reihe von Helden sich auszeichnet. Diese Helden stattete die Sage mit den Tugenden aus, welche das Griechenvolk hochhielt. Bald kämpfen die Helden, um wilde Tiere auszurotten, die Schwachen und Bedrängten zu schützen; bald ziehen sie freiwillig auf Abenteuer aus, und die Sage verherrlicht sie nicht bloß durch Ruhm, sondern zum Teil auch durch götterähnliche Verehrung nach ihrem Tode. Die beiden hervorragendsten Griechenstämme haben ihre besonderen Stammeshelden, um die sich ihre Sagen schließen, die Dorer den Herakles, die Ionier den T h e s e u s. Berühmte Sagenkreise bilden außerdem: der theba-nische Sagenkreis, der Argonautenzug, die Sagen vom Sänger Orpheus und der trojanische Krieg. Herakles (lateinisch Herkules) war der Sohn des Zeus und der Alk-mene, der Gemahlin des von Tiryns nach Theben vertriebenen Königs Amphi-trion. Herakles wurde von Jugend auf von Hera, der Gemahlin des Zeus, mit leidenschaftlichem Hasse verfolgt, weil diese aus Alkmene eifersüchtig war. Schon bei seiner Geburt zeigte sie sich feindselig. Zeus hatte ihr nämlich geschworen, daß der Knabe, der an einem bestimmten Tage geboren werde, die Herrschaft über alle Umwohnenden erhalten solle. Allein nicht Herakles, wie Zeus gehofft hatte, sondern Enr/stheus erblickte auf Heras Gebot das Licht der Welt und wurde somit Herr und Gebieter auch des Herakles, welcher später geboren wurde. Zeus entschädigte darauf seinen Sohn dadurch, daß er ihm Unsterblichkeit verlieh. In seiner Jugend. Schon im zartesten Alter zeigte Herakles feine göttliche Abstammung. Hera sandte nämlich zwei Schlangen aus, welche das Kind töten sollten. Sobald Herakles sie jedoch erblickte, ergriff er sie lächelnd und erwürgte sie, während sein Bruder weinte und laut aufschrie. In allen Künsten sorgsam unterrichtet, bildete Herakles seine Fähigkeiten rasch und vortrefflich aus; doch legte er schon frühe eine außerordentliche Heftigkeit an den Tag, welche ihn einst so hinriß, daß er seinen Lehrer Linos mit der Lyra erschlug. Dafür wurde er aufs Land geschickt und ihm die Aufsicht über die königlichen Herden übertragen. Lim Scheidewege. Während er einst die Herde hütend aus einem 1. Die Heraklessagen. 12118870 B-36c

4. Geschichte des Altertums - S. 153

1889 - Wiesbaden : Kunze
24. Spartas Vorherrschaft. 153 nichts weiß." Und doch hatte ihn das Orakel zu Delphi den weisesten aller Menschen genannt. Sein Ende. Seine freimütige Lehre und in noch höherem Grade die Erfolge seiner Lehrweise hatten ihm Feinde und Neider zugezogen. Der große Haufen stellte ihn ohnedies mit den Sophisten in eine Linie, und so nahm man gern die gegen ihn gerichtete Anklage auf, daß er die vaterländischen Götter verachte und die Jugend verderbe. Der 70jährige Greis verteidigte sich selbst, verwies die Richter auf seine Schüler und zeigte, wie er sein ganzes Leben der Verbreitung der Wahrheit gewidmet habe. Allein obwohl er nachgewiesen hatte, daß die Anklage unwahr sei, wurde er doch mit geringer Stimmenmehrheit zum Schierlingsbecher verurteilt. Er murrte nicht über sein Schicksal, sondern freute sich, in der Unterwelt zu besseren Richtern und zu den gepriesenen Helden der Vorzeit zu kommen. Dreißig Tage mußte er noch bis zur Vollziehung des harten Spruches warten; denn das heilige Schiff, welches seit Theseus jährlich nach Delos gesandt wurde, um dem Apollo die versprochenen Opfer darzubringen, war noch nicht zurückgekehrt, und so lange dasselbe abwesend war, durfte in Athen kein Todesurteil vollzogen werden. Seine Schüler kamen täglich zu ihm, Kriton bestach sogar den Kerkermeister und suchte Sokrates zur Flucht zu bewegen; aber Sokrates war von der Wahrheit seiner Lehre so überzeugt, daß er für sie sein Leben lassen wollte und äußerte, ein braver Bürger müsse in allen Fällen sich den Gesetzen des Staates unterwerfen. So rückte allmählich sein Todestag heran. Seine Schüler waren im Gefängnis um ihn versammelt, und er redete in ergreifender Weise zu ihnen über die Unsterblichkeit der Seele. Dann trank er gegen Abend den Giftbecher. Als ihm die Glieder schwer wurden, begab er sich auf sein Lager; doch nach kurzer Zeit richtete er sich noch einmal auf und sprach, um damit anzudeuten, daß der Tod Genesung bringe, zu Kriton: „Ich bin dem Äskulap (dem Gott der Ärzte) einen Hahn schuldig; vergiß nicht, ihm denselben zu opfern." Hierauf hüllte er sich in seinen Mantel und verschied im 71. Jahre seines Lebens 399. §. 24. Spartas üoclieccfchaff. Griechenland Hatte nach Beendigung des peloponnesischen Krieges die ersehnte Ruhe nicht gesunden. Nach Athens Fall war Sparta wieder zur Hegemonie gelangt. Auf seine Veranlassung wurden die demokratischen Verfassungen überall, wo sie noch bestanden, aufgehoben und aristokratische Staatseinrichtungen getroffen, durch welche die

5. Geschichte des Altertums - S. 154

1889 - Wiesbaden : Kunze
154 Zweiter Abschnitt. Zweiter Zeitraum. Regierung in die Hand einzelner Männer kam, die unter spartanischem Schutz tyrannische Herrschaften führten. Die Schreckensherrschaft in Athen 404—403. In Athen rissen die eingesetzten dreißig Tyrannen, Kritias und Thera-m e n e s an der Spitze, alle Gewalt an sich und regierten mit Härte und Grausamkeit. Alle wichtigen Ämter wurden mit Anhängern ihrer Partei besetzt und die Bürger bis auf dreitausend zuverlässige Genossen entwaffnet. Viele Anhänger der Volkspartei wurden ihrer Güter beraubt, verfolgt, verbannt, die Führer derselben hingerichtet. Als die Dreißig über dieser Tyrannei selbst unter einander in Zwiespalt gerieten und Theramenes zur Mäßigung riet, setzte es Kritias durch, daß er den Giftbecher leeren mußte und alle Demokraten aus Athen verwiesen wurden. Die Flüchtlinge und Vertriebenen sammelten sich in Theben, wo sie Schutz fanden, obgleich Sparta ihre Auslieferung forderte. Als die Schar hinreichend erstarkt war, brach sie unter Führung des Thrasybülos zur Befreiung ihrer Vaterstadt auf; im Verein mit den Demokraten von Piräus besiegten sie 403 die Tyrannen; Kritias fiel, und nun zog die Volkspartei wieder in Athen ein. .Der Spartanerkönig Pausanias schloß Frieden mit ihnen, und die solonische Verfassung wurde so wieder hergestellt, wie sie unter Perikles bestanden hatte. In die Begnadigung wurden alle bis auf die Tyrannen eingeschlossen. Der Rückzug der Zehntausend unter Tenophon 400. Sparta hatte vermittelst feiner Flotte sowohl die Inseln des ägäischen Meeres als auch die kleinasiatischen Kolonien in Abhängigkeit gebracht und war von den benachbarten Persern darin nicht gestört worden. Als persischer Statthalter herrschte damals in Kleinasien Cyrus, ein jüngerer Bruder des Perserkönigs Artaxerxes Ii. Mnemon (§• 7, 2). Da das Perserreich sich in einem äußerst zerrütteten Zustande befand und die Statthalter in den Provinzen nach Willkür schalteten, beschloß Cyrus, seinen Bruder zu stürzen und sich selbst des Thrones zu bemächtigen. Er verstärkte sein Heer, unterstützt von den Spartanern, durch 14000 Mann griechische Söldnertruppen unter Führung des Spartaners Klearchos und gelangte bis zum Euphrat, wo es bei Kunäxa 401 v. Chr. zur Schlacht kam. Die Griechen blieben auf ihrem Flügel zwar Sieger, aber Cyrus fiel, und der persische Teil seines Heeres ergriff die Flucht. Der Statt- halter Tissaphernes schloß nun einen Vertrag mit den 10000 übrig gebliebenen Griechen, durch welchen ihnen freier Abzug gestattet wurde; er lockte dann aber die Führer in sein Lager, ließ sie ergreifen

6. Geschichte des Altertums - S. 182

1889 - Wiesbaden : Kunze
182 Zweiter Abschnitt. Dritter Zeitraum. Ernst und ist durch Sprache und Inhalt ausgezeichnet. Wo Thuky-dides aufhört, beginnt L6nophon (446—356) aus Athen (§. 24). Sein klarer, schöner und leichter Stil, welcher aus seiner hellenischen Geschichte, ferner in seiner romanhaften Bildungsgeschichte des älteren Cyrus, Cyropädie genannt, in seiner Anäbasis oder dem Rückzug der 10000 Griechen und vielen kleinen politischen und ökonomischen Schriften uns entgegentritt, steht allerdings über seiner geschichtlichen Treue. Obgleich er Athener war, ist er doch ein Lobredner der Spartaner und ihres Königs Agesilaos. Die Redekunst, durch welche Perikles ein so bedeutender Staatsmann geworden ist. wurde besonders in Athen gepflegt und in Rednerschulen daselbst gelehrt. Unter den 10 attischen Rednern, welche schriftliche Reden hinterlassen haben, nimmt Jsokrates (436—338), eine bedeutende Stelle ein. Er trat zwar nicht selbst öffentlich als Redner auf, arbeitete aber viele Reden aus, von denen noch 21 erhalten sind, die von seinem Talente und Fleiß Zeugnis geben. Sein berühmtester Schüler war Demosthenes (385—322), welcher mit unglaublicher Anstrengung alle die Hindernisse überwand (§. 26), die ihm die Natur bereitet hatte, und durch seine Vaterlandsliebe, seinen Spott und seinen bittern Ernst die Zuhörer fesselte. Seine bedeutendsten Reden sind die 12 philippifchen, in denen er seine Landsleute gegen ihren Erbfeind , Philipp von Macedonien, anfeuert. Sein Nebenbuhler war Philipps Freund, der Athener Äschines; ein Gegner aus Überzeugung war der friedliebende, biedere Phokion. Die Philosophie der Griechen beschäftigte sich mit den Lehren der griechischen Religion über den Ursprung der Welt und der Götter, über das Leben des Menschen und sein Ziel, und suchte durch gründliches Nachdenken zu erforschen, wie das Leben der Menschen und des Staates nach den Grundsätzen der Wahrheit und Weisheit zu erklären und zu ordnen sei. Schon die steben Weisen Griechenlands befaßten sich mit solchen Fragen, und jeder führte einen kurzen Denk- und Sittenspruch: Kleobülus von Leskos: Maß zu halten ist gut! Periänder von Korinth: Alles mit Vorbedacht! Pittakus von Mytilene: Wohl benutze die Zeit! Bias von Brisne: Mehrere machen es schlecht! Thales von Milet: Bürgschaft bringt Leid! C h i l o n von Sparta: Kenne dich selb st! Solon von Athen: Nichts im Übermaß! Männer, wie Thales (635—560) und seine Freunde, glaubten

7. Geschichte des Altertums - S. 184

1889 - Wiesbaden : Kunze
184 Zweiter Abschnitt. Dritter Zeitraum. in ein System. Er lehrte, das höchste Ziel des Menschen sei das geistige Wohlsein, welches in der Freiheit der Seele von Unruhe und Schmerz bestehe. Seine Schüler, die Epikuräer, überschritten die von ihm gezogenen Grenzen und machten das Wohlleben und die Befriedigung sinnlicher Lust zum Lebenszweck. 2. Die Lebensweise der Griechen. Die Wohnungen. Betrachten wir das Privatleben der Griechen, so müssen wir zunächst an die in allen Verhältnissen zu Sparta herrschende Einfachheit im Gegensatze zu dem in Athen vorwaltenden Sinn für Schönheit und Pracht erinnern. Über die spartanischen Wohnungen hatte Lykurg verordnet, daß die Decke nur mit der Axt und die Thüre nur mit der Säge gefertigt werden solle. Die gleiche Einfachheit der Spartaner gab sich auch im Hausgeräte, in der Bereitung der Mahlzeiten und in der Kleidung fund. Die Wohnungen der Athener blieben ebenfalls lange an Pracht und Großartigkeit hinter den öffentlichen Gebäuden zurück, besonders weil man dieselben fast nur als eine Herberge betrachtete und den größten Teil des Tages außer dem Hause verbrachte. Die Wohnungen des Miltiades, Aristides und Themistokles waren so schlicht wie die ihrer Mitbürger, und die Fremden, welche die griechischen Pflanzstädte in Kleinasien oder auf ©teilten besucht hatten, erstaunten, als sie die unregelmäßigen Straßen Athens mit ihren unscheinbaren Häusern erblickten. Erst später verwendete man mehr Sorgfalt auf die Privatwohnungen als auf die öffentlichen Gebäude, worüber Demosthenes in seinen Reden bitter klagt. Die Häuser der Athener waren meist einstöckig, im Viereck aus Holz und Lehm erbaut und schlossen zwei Höfe mit Säulenhallen ein. Am Eingang der Wohnung stand in der Regel eine Herme, damit dieser Gott das Haus beschütze; der Thürhüter und Haushund bewachten es. Durch die Pforte gelangte man in den ersten Säulenhof, um welchen die Männerwohnungen, Remisen und Ställe lagen. Dem Haupteingange gegenüber führte eine zweite Thüre durch ein Quergebäude in den Säulenhof der Frauenwohnung. Hier lebten die Frauen mit ihren Töchtern und Mägden. Weil die Frauen das Haus selten verließen, wurden auch alle Vorräte, Schätze und Kostbarkeiten in der Frauenwohnung aufbewahrt. Hausgeräte und Mahlzeiten. Die Hausgeräte waren eben- falls einfach. Ruhebetten mit gepolsterten Kissen, Betten aus Tierfellen, Pelzen und Decken, Öllampen, Kronleuchter und Kasten für Kleider und Geräte bildeten das ganze Mobiliar. Bei den Mahl-

8. Geschichte des Altertums - S. 187

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 29, 2. Die Lebensweise der Griechen. 187 eine Mine in 100 Drachmen, eine Drachme in 6 Obolen, ein Obolos in 2 Hemiobolen. Talent und Mine wurden niemals geprägt und blieben Sache der Rechnung; man prägte Drachmen, Di-drachmen, Tetradrachmen oder ©toteren, welche noch jetzt am häufigsten gefunden werden, Obolen und Hemiobolen. Es giebt verschiedene Talente, das attische betrug 4700 Mark. Attische Rechnung und attisches Silbergeld waren am allgemeinsten im Gebrauch. Eine attische Drachme ist im Werte gleich 78 Pf., daher der Obolos gleich 13 Pf. Es kommen übrigens auch goldene Münzen vor, goldene Stateren im Werte von 20 Drachmen und kupferne, von welchen 8 auf einen Obolos gingen. Leichenbegängnisse. Die Gebräuche, welche bei den Leichenbegängnissen in Griechenland üblich waren, sind nach Ort und Zeit verschieden gewesen. In der Heroen zeit wurde, sobald die Verwandten dem Verstorbenen die Augen zugedrückt hatten, der Leichnam gewaschen und gesalbt, in ein Leichengewand gehüllt und ausgestellt, wobei man durch Klagelieder der Frauen und € änger, durch Thränen und Abschneiden der Locken seinen Schmerz kund gab. Hierauf erfolgte die feierliche Verbrennung des Toten. Man sammelte die Gebeine in eine Urne, überschüttete diese mit Erde und errichtete einen Grabhügel. In Sparta waren feit Lykurg die Begräbnisse höchst einfach. Man wickelte den Leichnam in ein rotes Tuch und bedeckte ihn mit Ölzweigen, worauf er entweder in der Nähe der Tempel in der Stadt oder an einem gewählten Platze vor der Stadt, in einem Haine oder an einem Flusse, der Erde übergeben wurde. Bei der Beerdigung war öffentliches Wehklagen verboten; die Zeit der Trauer beschränkte sich auf 11 Tage. Nur die Grabmäler der Männer, welche den Tod für das Vaterland starben, dursten mit Inschriften versehen werden. In Athen war es üblich, den Leichnam, dem man einen Obolos für den Charon in den Mund steckte, zu salben, zu bekränzen, in weiße Gewänder zu hüllen und mehrere Tage auszustellen, während weibliche Verwandte weinend um das Bett des Toten herumsaßen. Dem Leichenzuge, welcher vor Sonnenaufgang stattfand, ging ein Musikchor voran; ihm folgten Männer und Frauen in Trauerkleidern und mit abgeschnittenem Haupthaar. Es war gestattet, den Leichnam zu begraben oder zu verbrennen. Während dieses Vorgangs brachten die Leidtragenden allerlei Spendopfer und riefen den Verstorbenen mit lauter Stimme; den Beschluß bildete ein feierliches Totenmahl. Der athenische Staat feierte Ende Februar ein allgemeines Totenfest.’

9. Geschichte des Altertums - S. 188

1889 - Wiesbaden : Kunze
188 Zweiter Abschnitt. Dritter Zeitraum. 3. Das Kriegswesen. Im heroischen Zeitalter, dessen Kriegswesen uns aus den Gedichten Homers ziemlich klar ist, bediente man sich zum Angriffe hauptsächlich des Speeres und des Schwertes; einzelne hatten auch Bogen und Pfeile. Zum Schutze trug man Helme, Harnische, Schilde und Beinschienen. Während der größere Teil des Fußvolkes (Reiterei kannte man nicht) vorzugsweise mit Wurfspießen, Bogen und Pfeilen versehen war, und nur der kleinere in vollständiger Rüstung erschien, bedienten sich die Führer des Volkes des Streitwagens, welchen zwei starke Rosse zogen. Auf demselben standen zwei Streiter, von welchen der eine die Rosse lenkte, der andere kämpfte. In dichtgedrängten Haufett folgte das Fußvolk den Führern, welche durch tauten Zuruf den Mut ihrer Leute anfeuerten. Sobald man vor den Feind kam, stürmten die Wagenstreiter auf einander los, und die Schlacht löste sich in eine Menge Einzelkämpfe auf. Die Anführer hatten nicht sowohl die Bewegungen des Heeres zu leiten, als vielmehr durch persönliche Tapferkeit und gutes Beispiel den Sieg zu entscheiden. Die spartanische Kriegskunst. Bei den Spartanern bildete das Fußvolk den Kern der Streitmacht; jeder Spartaner mußte für seine Waffen und Lebensmittel selbst sorgen. Beim Beginn der Schlacht stand der König in der Mitte der Schlachtordnung, umgeben von Sehern, Ärzten, Flötenspielern, Anführern und Freiwilligen. Nachdem er im Angesichte des Feindes den Musen geopfert hatte, wurde zum Angriffe geblasen. Der dichtgedrängte Schlacht- hausen suchte die feindlichen Reihen zu durchbrechen, und nur selten traten einzelne hervor, um im Zweikampfe ihre Überlegenheit zu versuchen. Der Feige, welcher feinen Schild wegwarf, war ehrlos; dagegen zeichnete man den Tapfern durch den Ehrensitz in den Versammlungen, durch Kränze und Geschenke aus. Den gefallenen Kriegern errichtete man Bildsäulen und Denksteine, hielt ihnen Lobreden und stiftete Feste und Tempel. Erst in der 2. Hälfte des peloponnesischen Krieges wurde Sparta auch zur See mächtig. Athens Land- und Seemacht. Nach der solonischen Verfassung waren die Bürger von Athen zum Kriegsdienste verpflichtet. Die drei ersten Klassen dienten als Schwerbewaffnete, die vierte gewöhnlich als Leichtbewaffnete zu Fuß; zum Reiterdienst wurden nur Mitglieder der beiden ersten Klassen zugelassen. Vom 18. Jahre an dienten die Jünglinge zwei Jahre lang innerhalb des attischen Gebietes, vom 20.—60. Lebensjahre war jeder Athener zum auswär-

10. Geschichte des Altertums - S. 192

1889 - Wiesbaden : Kunze
192 Zweiter Abschnitt. Dritter Zeitraum. daraus nicht geschlossen werden, als ob sie nun auf einmal um Vieles schlechter geworden seien. Das thut auch schon Agamemnon, als er dem Odysseus in der Unterwelt begegnet. Die Zeiten hatten sich geändert, die Menschen auch. Hesiod kennt nicht mehr den Sonnenglanz eines heiteren, ungetrübten Lebensgenusses, wie er an den Hösen der Fürstenhelden zu Homers Zeit üblich war. Damals saßen diese in festlichen Sälen beim Mahle und tranken herzerfreuenden Wein, und war das Verlangen nach Speise und Trank gestillt, so vernahm man gern aus dem Munde der Sänger den Ruhm und die Thaten gleichgesinnter, wackerer Helden. Zu Hesiods Zeit war das Leben durch den Erwerb bedingt, welcher Sorgen und Arbeit, Glück und Unglück, Hoffnung und Furcht bringt. Männer und Frauen waren anders geworden, weil das Leben sich anders gestaltet hatte. Hesiod sagt von den Frauen: „Es gibt gute wie böse; nichts Besseres kann einem Manne zu teil werden, als ein gutes Weib, nichts Schlimmeres, als ein böses. Man muß sich nicht durch ein eitles, gefallsüchtiges Wesen, das mit glatter Rede sich in die Gunst der Männer einschleichen will, bethören lassen. Wer solch einem Weibe vertraut, traut Dieben" rc. Die Frauen der Heroenzeit genossen im allgemeinen mehr Freiheit als dies in späterer Zeit bei den meisten griechischen Stämmen der Fall gewesen zu sein scheint. Nur in Sparta behielten namentlich die Jungfrauen allerlei Vorrechte, welche andere Griechinnen entbehrten. 3. Die spartanischen Frauen. Für die Erziehung der spartanischen Mädchen enthielten die Gesetze Lykurgs die leitenden Bestimmungen. Da derselbe vor allem eine kräftige Jugend für den Staat heranbilden wollte, so mußten auch die Mädchen im Ringen, Laufen und Lanzenwerfen in besonderen Gymnasien sich üben. Ebenso wurden sie angehalten, Hitze und Frost, Hunger und Durst und allerlei Mühseligkeiten ertragen zu lernen, in ihren Antworten sich kurz und treffend zu fassen und den Gesetzen des Staates folge zu leisten. Ganz im Gegensatze zu der in Athen herrschenden Sitte durften die spartanischen Mädchen frei aus dem Hause sich bewegen und bei Festen mit den Jünglingen Züge und Reigen gemeinschaftlich veranstalten. Die Jünglinge lebten vor den Augen der Jungfrauen, und wie sie ihren Spott und Tadel zu fürchten hatten, so galt es als eine große Ehre von ihnen gelobt zu werden. Dadurch war in Sparta die Möglichkeit gegeben, welche den athenischen Mädchen ganz und gar versagt war, daß die Jünglinge und Jungfrauen einander
   bis 10 von 1462 weiter»  »»
1462 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1462 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 8
1 22
2 39
3 56
4 168
5 155
6 27
7 108
8 30
9 45
10 248
11 26
12 51
13 32
14 185
15 25
16 74
17 13
18 34
19 15
20 11
21 5
22 45
23 30
24 26
25 16
26 105
27 39
28 134
29 134
30 31
31 40
32 15
33 211
34 37
35 11
36 139
37 340
38 52
39 75
40 26
41 39
42 29
43 60
44 19
45 159
46 187
47 47
48 77
49 51

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 20
1 144
2 105
3 58
4 221
5 24
6 27
7 27
8 37
9 106
10 27
11 68
12 20
13 43
14 30
15 12
16 129
17 402
18 26
19 131
20 35
21 81
22 25
23 248
24 6
25 26
26 26
27 8
28 51
29 47
30 10
31 122
32 14
33 15
34 23
35 38
36 45
37 41
38 80
39 269
40 32
41 85
42 34
43 86
44 25
45 103
46 34
47 6
48 27
49 27
50 36
51 68
52 47
53 3
54 79
55 18
56 21
57 23
58 16
59 57
60 21
61 45
62 25
63 63
64 36
65 55
66 17
67 19
68 80
69 41
70 51
71 136
72 75
73 17
74 18
75 55
76 108
77 184
78 24
79 25
80 29
81 2
82 105
83 185
84 27
85 41
86 22
87 99
88 34
89 11
90 21
91 51
92 309
93 21
94 153
95 59
96 29
97 18
98 138
99 20

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1061
1 114
2 179
3 190
4 156
5 363
6 1002
7 326
8 79
9 330
10 450
11 154
12 483
13 348
14 280
15 222
16 307
17 98
18 353
19 545
20 133
21 197
22 196
23 62
24 416
25 599
26 325
27 265
28 301
29 399
30 244
31 179
32 321
33 1301
34 585
35 158
36 166
37 242
38 178
39 470
40 334
41 140
42 336
43 669
44 300
45 123
46 212
47 459
48 227
49 315
50 451
51 539
52 455
53 124
54 954
55 343
56 186
57 111
58 342
59 1306
60 207
61 383
62 588
63 72
64 245
65 314
66 77
67 272
68 126
69 14
70 93
71 275
72 292
73 261
74 202
75 282
76 203
77 383
78 215
79 189
80 520
81 2336
82 209
83 347
84 332
85 297
86 170
87 214
88 200
89 354
90 185
91 494
92 40
93 198
94 91
95 297
96 171
97 330
98 156
99 282
100 1095
101 126
102 451
103 364
104 239
105 161
106 222
107 201
108 181
109 321
110 239
111 275
112 325
113 230
114 340
115 274
116 249
117 112
118 196
119 436
120 265
121 547
122 188
123 495
124 362
125 356
126 171
127 828
128 177
129 364
130 114
131 998
132 298
133 384
134 248
135 90
136 1807
137 157
138 140
139 266
140 266
141 107
142 669
143 426
144 180
145 556
146 222
147 96
148 490
149 76
150 287
151 304
152 694
153 172
154 263
155 369
156 440
157 328
158 242
159 340
160 230
161 254
162 198
163 181
164 148
165 355
166 710
167 207
168 276
169 186
170 170
171 533
172 326
173 802
174 154
175 1657
176 308
177 1066
178 215
179 529
180 183
181 154
182 693
183 1849
184 455
185 161
186 112
187 271
188 309
189 185
190 91
191 373
192 442
193 559
194 239
195 398
196 609
197 269
198 338
199 329