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1. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 248

1890 - Gotha : Perthes
248 Reitern und berittenem Fußvolk eilte Alexanber des Nachts durch die wasserlose Heibe, wobei manche seiner Krieger ermattet liegen blieben. Da sah man bei Tagesanbruch die zerstreute, unbewehrte Karawane der Hochverräter, auf welche Alexanber lossprengte. Schrecken ergriff die Verräter, welche mit wildem Jammergeschrei auseinanber stoben. Nur wenige versuchten Widerstand, die anbetn flohen, Darms im Wagen in ihrer Mitte, um ihn herum seine Verräter. Wie die Macebonier sich mehr und mehr näherten, weil die Reiter schneller vorwärts kamen als der Wagen, wollten sich die Satrapen ihres Gefangenen entlebigen und sich vor etwaiger Strafe sichern, fielen über den wehrlosen Darius her, burchbohrten ihn mit Schwertern und Speeren und jagten dann nach verschiedenen Seiten bavon, inbein sie den sterbenben König auf der Lanbstraße liegen ließen. Bald barauf kam Alexanber heran, fanb aber nur die Leiche des Königs, welche er mit seinem Purpur bebeckt haben soll. Was man sonst noch erzählt, ist Sage, daß z. B. ein mace-bonischer Reiter, im Helm in der Wüste dem schmachtenben Alexanber Wasser gebracht habe, was aber Alexanber nicht an-nahm, weil seine Leute den Mut verlieren würden, wenn er allein trinke! Da sollen seine Begleiter jauchzenb ausgerufen haben: „Führe uns, wohin du willst! Wir sind nicht ermattet, wir bürsten nicht und sinb nicht sterblich, so lange bu unser König bist!" Alexanber stanb nun am Elbrusgebirge, bessen Pässe zum Kaspischen Meere, nach Iran und Turan führten. Das Gebirge war btcht bewalbet und schluchtenreich, dazu von kriegerischen Völkern bewohnt, welche Alexanber jeboch balb zur Unterwerfung zwang. Zugleich begann der Spartanerkönig Agis mit 20000 Mann offenen Ansstanb, ba er auf griechische Hilfe und persisches Gelb rechnete; boch schnell eilte Antipater mit 40 000 Kriegern herbei und schlug die Spartaner bei

2. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 111

1901 - Glogau : Flemming
— Iii — schweren Nachteil für die Entwickelung des Landes bedingt die Un- Bildung der großen Massen, die fast zum Erschrecken große Zahl der Analphabeten. So gewiß „Bildung Macht ist", so armselig ist der Staat daran, dessen Bevölkerung nur körperlich mitzählen kann. Was hat in den Perserkriegen den Athenern schließlich den Sieg verliehen? Die Zahlenverhältnisse waren ja ungünstig genug, Herodot wenig- stens rechnet bei Marathon aus 10 Perser 1 Athener. Aber es waren bei den Orientalen zusammengetriebene Massen, bei den Griechen selbständige, gebildete und sreiheitsliebende Männer, bei denen Ehrgefühl und innerer Wert ganz anders mitsprachen. Man rechnet in Rußland, daß nur der achte Teil der schulpflichtigen Ju- gend Unterricht genießt und daß auch bei den bevorzugteren Klassen sich jener Halbsirnis der Bildung eingestellt hat, unter dem sich an- geborene Roheit versteckt. Darauf zielte jenes Wort Napoleons, das wir oben erwähnten. Und damit hängt auch die erschreckliche Unehr- lichkeit und Korruption des Beamtentums zusammen, ein Krebs- schaden, dessen Heilung je länger desto mehr fast eine Undenkbarkeit zu sein scheint. — Und sehen wir denn nicht, wie in dem ungeheuren Reiche der Wurm im Innern nagt? — wie durch die nihilistischen Ver- brechen alles Vertrauen erschüttert wird? Die Lebensbeschreibung des Fürsten Krapotkin, die unlängst erschienen ist, weist auf entsetz- liche Zustände. Ein Fürst steht an der Spitze der anarchistischen Partei; das giebt doch wohl genug zu denken. Schließlich bleibt Rußland als vornehmste und unbestrittenste Aufgabe die Ausbreitung in Asien, und da hat, wie wir das schon im ersten Teile nachwiesen, es Rußland auch erreicht, daß es zu- sammen mit seinem europäischen Besitz den sechsten Teil der Land- masse der Erde umfaßt. Man rechnet, dem Zaren ist die Hälfte von Europa und ein Drittel von Asien unterthan. Und hier in Asien stehen Rußland noch die rühmlichsten Kulturausgaben bevor. Möchte es immer dessen eingedenk sein, was einst ein Russe gesagt hat: Wir wollen Asien als unser eigenes Kind erziehen, es gleich der Mutter an unseren eigenen Brüsten säugen!

3. Band 1 - S. 11

1900 - Glogau : Flemming
11 ttonen noch heutzutage mit ganz beispiellos barbarischer Grausamkeit sich abspielen und in den Martern der Hingerichteten an die klassischen Folterprozeduren eines Atilius Regulus erinnern, und daß bei den Empörungskriegen im Lande Menschenopfer gefordert werden, die für unsere europäischen Begriffe etwas Schwindelerregendes haben. So sollen bei der letzten Taipingrevolution vom Jahre 1850 dreißig Millionen Menschen umgekommen sein, und von Richthofen, der 1868 nach China kam, überzeugte sich, als er die verwüsteten und entvölkerten Länderstriche sah, daß diese Zahl nicht zu hoch ge- griffen sei. Auch hier konnten wohl einem Napoleon, in dessen Kriegen doch nur drei Millionen Soldaten ihr Leben eingebüßt hatten, die asiatischen Verhältnisse etwas Sympathisches und für fein Ge- wissen Beruhigendes haben. Wir müssen sodann noch zwei Stammes- eigentümlichkeiten der Chinesen berühren, das ist ihr Schmutz und der Bienenfleiß ihrer Gelehrsamkeit. In San Francisco und in Australien spricht man ja schlecht- hin von einer Chinesenpest und meint damit das zähe Vordringen der unheimlichen bezopften Mongolen in den großen Verkehrcentren. Etwas Pestartiges hat dieses Vordringen, weil da, wo Chinesen in größerer Masse Hausen, die Europäer wegen der kolossalen Unreinlich- keit der Söhne des Reiches der Mitte einfach flüchten müssen. So werden z. B. in dem schönen gesunden San Francisco stattliche Straßen nach und nach bei der zunehmenden massenhaften Einwan- derung der Chinesen den Europäern entrissen und chinesiert. Schon an und für sich hat der Chinese einen süßlichen, moschusartigen Geruch, der ähnlich wie die Ausdünstung der Neger für europäische Nasen fatal wird. Nun Heizen die Chinesen in ihrer Heimat nicht, sondern ziehen es im Winter vor, durch mehrfache Umhüllungen ihrer wattierten Kleidung dem Körper die nötige Wärme zu erhalten. Die Kleider werden aber nicht weiter gewechselt, Reinigungsbäder kennt man auch nicht, was Wunder also, daß unter 20 Chinesen sicher 12 —14 hautkrank sind und daß dem Umsichgreifen dieser ekelhaften Ausschläge das Rasieren in den unsäglich schmutzigen Barbierstuben noch allen denkbaren Vorschub leistet. Ein Grundzug des Chinesentums ist, wie ich schon sagte, der Trieb zur Bildung und Gelehrsamkeit. Lesen und Schreiben ist allen Chinesen geläufig, und mit Ehrgeiz drängt sich der begabtere Teil zu den Ämtern der Staatsverwaltung, die aber nur den Ge- lehrten offen gehalten werden. Diesen Grad der Gelehrsamkeit müssen die Chinesen durch Prüfungen Nachweisen, und so ist mit Recht China als Land der Prüfungen und Examina bezeichnet worden. _ Die letzte Prüfung findet unter Vorsitz des Kaisers in Peking statt, und unter den 5 — 6000 Angemeldeten erhalten nur die 270 besten Prüflinge das Zeugnis als Staatsperson und damit

4. Band 1 - S. 21

1900 - Glogau : Flemming
21 fonicn und die echt afrikanischen Erscheinungsformen der Pachydermen sich als Vertreter der durchwanderten Gebiete darbieten. Die Adan- sonien oder Affenbrotbäume, Baobabs, gehören zu den kolossalsten Pflanzen, man nennt sie den Elefanten unter den Gewächsen und kann dies malvenartige Pslanzengebilde ebenso wie die Mammut- bäume in Kalifornien und die 300 m langen Algen der Oceane unter die Zeugen einer staunenswerten Schaffenskraft vegetativer Natur rechnen. Mau mißt den Umfang der Baobabs bis zu 24 m, den Durchmesser der kurzen Stämme bis zu 8 m und hat an ein- zelnen Exemplaren 5000—6000 Jahresringe aufgefunden. — Dort wo sich die hamitischen Bewohner mit den eigentlichen Negerstämmen, zuerst den Haussanegern und weiter südlich den Bantus berühren, begegnen uns auch schon Sterkulien, die kakaobaumähnlichen Kola- oder Gurunußgewächse, die den „Kaffee von Sudan" liefern. Die Kolanüsse zeichnen sich durch ihren starken Gehalt an Koffein aus (sie übertreffen darin den stärksten Javakaffee) und dienen den Negern als unentbehrliches Anregungsmittel, das sie z. B. wach erhält, wenn sie ihre nächtlichen Orgien feiern. Wie unser Wegerich den Indianern als „Fuß des weißen Mannes" gilt und westwärts den Europäer als Kulturpionier begleitet, so ist die Kolanuß überall da zu ffndcn, wo Neger wohnen, also auch in Brasilien. Sie bildete in Jnner- afrika einen wichtigen Handelsartikel und wurde buchstäblich mit Gold (Sudan war vor Entdeckung der südamerikanischen Goldländer der ergiebigste Fundort) ausgewogen. — Zu erwähnen ist ferner die Negerhirse oder Durra, das afrikanische Hauptgetreide. Der träge Neger baute bisher so unzulänglich das Getreide, daß Afrika, obschon es 57 mal so volkreich ist wie Australien, dem Welthandel nicht so viel Ware bietet wie dieser meist dürre Erdteil. — Den Riesen des Pflanzenwuchses entsprechen die Vertreter der Fauna. Schon quan- titativ muß diese Fauna imponieren, denn Afrika ist der säugerreichste Erdteil, aber auch die Qualität der einzelnen Arten erfüllt uns mit staunender Verwunderung über dies seltsame Spiel einer strotzend fruchtbaren Naturkraft. Elefanten, Rhinocerosse und Nilpferde ragen durch ihre Kolossalität hervor, Krokodile, Giraffen, Riesenschlangen, Löwen und Strauße dienen weiter dazu, das Tiergewimmel des tro- pischen Afrika recht buntscheckig zu machen, und dazu kommen dann in den westasrikanischen Urwäldern die seltsamen Vertreter der Affen- welt, der Schimpanse und der Gorilla. — Nur ein zur Nahrung so notwendiges Mineral hat die Natur diesem östlichen Afrika versagt, nämlich das Salz, und so bildet hier das Salz der Wüste Sahara die übliche Tauschware. In Abessinien ersetzen Steinsalzstäbe das nötige Courantgeld und erinnern in der un- mittelbar verwertbaren Nützlichkeit an die ursprüngliche Form und Bedeutung des griechischen obolos und des römischen U8 (Brat-

5. Band 1 - S. 49

1900 - Glogau : Flemming
49 Amerikas abgelenkt und hätte der germanischen in Nordamerika den nötigen Spielraum gelassen. Das ist sehr geistreich geurteilt, aber es wäre doch immer so gekommen, daß die golddurstigen Spanier und Portugiesen sich die reichen tropischen Gegenden aufsuchten und die genügsameren Germanen sich die Ackerbaudistrikte auswählten. Und nun hat es sich wie immer gezeigt, daß der vegetative Reichtum der Landstriche in „ umgekehrtem Verhältnis steht zu der Tüchtigkeit der Bewohner. Überall in den kreolischen Republiken (Kreole — Nachwuchs, also der eingewanderten Spanier) hat der Reichtum des Landes und der mühelose Erwerb und Unterhalt anarchische politische Zustände hervorgerufen, und vielleicht mit Ausnahme von Chile und Argentinien wandelt man wirklich in Mittel- und Südamerika „nicht ungestraft unter Palmen". Im Gegensatz dazu hat die germanische Einwanderung in den mittleren Partieen Nordamerikas — man hat mit Recht von gewerb- lichen Kreuzzügen gesprochen — die allergrößten Erfolge aufzuweisen, und heutzutage fangen die Bereinigten Staaten von Amerika an, in jeder Beziehung auf dem Welttheater ein gewichtiges Wort mitzu- sprechen. Das mittlere Drittel Nordamerikas ist ja diejenige Region, die am meisten Ähnlichkeit mit Europa hat, und hier besteht jetzt die große Jankeerepublik auf 170000 fisjm. mit 72 Millionen Einwohnern, also fast 1^/zmal soviel als im Deutschen Reich. Der Weiße hat sich hier recht als der geborene Herrscher der Erde bewiesen. Von den Zeiten der Cooperschen Romane an, wo Franzosen und Engländer sich um die Freundschaft der romantischen Indianer bewarben, wo in den ausgesprochensten Zuständen des Sguattertums ein Farmer den Platz, auf dem jetzt das riesige Cincinnati steht, um ein Pferd ver- kaufen konnte, hat sich dies gewaltige Gemeinwesen in einer beispiel- losen Schnelligkeit des Wachstums entwickelt. Die Vorbedingung zu dieser blühenden Entwickelung ist die staunenswerte Anpassungs- fähigkeit des weißen Mannes, „der jedes Klima erträgt, vor keiner Arbeit zurückschreckt und alle Hindernisse besiegt, der, wie das geist- voll ausgeführt ist, in der Bai von Fundy seine Netze auswirft, in den Thälern des Sacramento nach Gold grübt, in Florida Datteln und Orangen pflanzt, in Oregon Biber jagt, in Texas Herden von Schafen zieht, in Massachusetts Zwirn spinnt, in Washington den Staatsmann spielt und in New-Jork die Feder führt. Er ist zu Hause unter den Palmen wie unter den Fichten, in jeder Breite der Führer, Arbeitgeber und Herrscher". Und diese Assimilierungskraft erzeugt das einheitliche Jankeetum der großen Republik, in dessen ausgesprochenen Volkscharakter alle eingewanderten Familien schon mit der dritten Generation hineinwachsen, selbst die Inden. Das neue Volkstum prägt sich sowohl äußerlich charakteristisch aus in den hageren Gestalten mit dem dünnen Halse und der fieberhaften Ge- Hanncke, Erdkundl. Aufsätze. 4

6. Band 1 - S. 8

1900 - Glogau : Flemming
andern mit mehr Glück zu beschäftigen. Ein ernster Vorstoß gegen England am Pamirplateau wird wohl noch etwas auf sich warten lassen, denn England ist ein gefürchteter Gegner, und die europäischen Begleiterscheinungen eines Krieges in Indien wären für Rußland doch recht unbequem. Darum rüstet sich vielleicht Rußland, an einer ganz anderen Stelle einen Angriff vorzubereiten. — Das ist in Ost- asien im Amurgebiet gegen das altersmorsche Reich der Chinesen. Wenn dieser Zweck ins Auge gefaßt werden sollte, so galt es vor allem, in dem kolossalen Sibirien mit seiner breitgelagerten Aus- dehnung von Ost nach West den Schnellverkehr und die Schnell- beförderung zu ermöglichen. An der europäisch-asiatischen Grenze gab es bisher nur eine kurze Eisenbahnstraße von Jekaterinenburg nach Tjumen. Von hier begann der große sibirische Trakt, das ist die nach dem Osten führende Karawanen- und Heeresstraße über Jschim, Omsk, Tomsk nach Irkutsk. Dort gabelt sich der Weg und geht entweder nördlich nach Jakutsk und Ostsibirien oder südlich nach Kiachta und weiter östlich in das Amurgebiet und mündet in Wladiwostok am Japanischen Meere. Für den Handel hatte die kleine Eisenbahnstrecke eine große Bedeutung, die sibirischen Ausfuhr- erzeugnisse waren aus Wagen oder mit Benutzung der großen Ströme aus Barschen herangeschafst worden, und in Jrbit an der europäischen Grenze fand aus der berühmten Messe jährlich der europäisch-sibirische Tauschhandel statt. Der Umsatz belief sich wohl aus 50 Millionen Rubel. Und was könnte bei besseren Verkehrswegen und Wetter- führung der Bahn allein das sibirische Getreide für eine Rolle spielen, da in Westsibirien 4 Millionen Hektar unter dem Pfluge sind und reichlich die Bearbeitung lohnen. Neuerdings ist übrigens auch ein anderes Projekt ausgetaucht, um dem reichen Ertrage an sibirischem Getreide ein Absatzgebiet in den überseeischen Handelshäfen zu sichern. Man hat dabei die schöne Wasserstraße des Ob ins Auge gefaßt, die im Sommer eisfrei und für Dampfschiffe befahrbar ist. Jrtisch und Ob in seinem oberen Lause reichen bis in die gctreidereichen Striche, und die befrachteten Lastschiffe können in zehn Tagen das Getreide bis Obdorsk hinabbringen. Um nun den Weitertransport um die ausgedehnte Samojedenhalbinsel mit ihrer selten eisfreien Passage zu vermeiden, will man von Obdorsk über die letzten fast flachen Aus- läufer des Ural eine kurze Eisenbahn an das russische eisfreie Waigatsch- meer bauen. Der Transport des Getreides aus dieser Bahn würde zwei Tage dauern, und in spätestens 14 Tagen könnte dann nach entsprechender Seefahrt das Getreide auf dem Londoner Markte ver- kauft werden, so daß. der ganze Transport etwa von Barnaul bis London 26 Tage beanspruchte. Man sieht, der Weltverkehr will immer riesigere Dimensionen annehmen. Wir kommen nun zu dem eigentlichen Riesenunternehmen, das

7. Band 1 - S. 13

1900 - Glogau : Flemming
13 Ereignisse, und wer will sich vermessen, die Zukunft vorauszusagen. Sollte es Deutschland zufallen, sich in Asien gleich den Engländern etwa ein Indien zu erkämpfen, oder sich doch wenigstens mit aller Energie „einen Platz in der Sonne zu verschaffen"? China ergeht es wie den Südsee-Jnsulanern, was Beurteilung und Wertschätzung anbetrifft. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts konnte man nicht genug thun im Lobe ihrer einfach patriarchalischen Sitten, und seit Voltaire galt China als ein Land der Gerechtigkeit, der Gelehrsamkeit und friedlichen Kultur, an dem sich die europäischen Nationen immer von neuem ein Muster nehmen sollten. Heutzutage kann man sozusagen die Kehrseite der Medaille betrachten, und die „gelben Teufel" nennt man nur mit Abscheu. Während aber die Südsee-Jnsulaner, von deren enthusiastischer Bewunderung man längst zurückgekommen ist, meist absterbende Generationen sind, hat man es in China mit einer Nation von 400 Millionen zu thun, und wir können im Zweifel sein, ob sich die Chinesen in ihrem Schiking1 in melancholischer Resignation ein richtiges Prognostikon gestellt haben: Wir bau'n mit glänzenden Altanen Gedächtnistempel unfern Ahnen; Wir bau'n mit Kunst an jeder Wissenschaft, Die uns're Weisen einst gegründet, lind wo sie uns ein Licht der Einsicht angezündet, Das hüten wir gewissenhaft. Es blieb von unsrer Geisteskraft Nichts Feinstes unerspäht, nichts Tiefstes unergründet; Doch Untergang ist uns verkündet, Denn unserm Wesen fehlt's am innern Haft. Der Hase mag wohl zierlich hüpfen, Dem Hunde wird er nicht entschlüpfen! Auf dem Wege des Verkehrs und Handels hat sich Deutschland noch an einer anderen Stelle Asiens vorgeschoben, loas wir schließ- lich doch nicht unerwähnt lassen wollen. Wir meinen die anatolische Bahn in Kleinasien, die neuerdings die Konzession zur Erweiterung des Eisenbahnbaus bis Bagdad und zum persischen Golf erhalten hat. Die Türken sind jetzt die Freunde Deutschlands, und man be- zeichnet die Türken Kleinasiens, in denen sich das Osmanentum am unverfälschtesten erhalten hat, geradezu als „Deutsche des Orients". Hier in Kleinasien ist nun die von deutschem Kapital gegründete und von deutschen Ingenieuren gebaute anatolische Bahn schon seit einigen Jahren im Betrieb und trägt deutsche und abendländische Kultur in die weltfremden Dorfschaften des kleinasiatischen Hochlandes. Wiesehr hatte doch die „Mutter der Welt", 2 wie die Türken ihr * 2 ' Bon Rückert übersetzt. 2 umma ed dünja.

8. Band 1 - S. 24

1900 - Glogau : Flemming
24 Jahrhunderten 40 Millionen Menschen Afrika entzogen seien, und staunt über die trotzdem schier unerschöpfliche Menschensülle (man schätzt die Einwohnerzahl Afrikas auf etwa 170 Millionen). Das Los der amerikanischen Neger war ja traurig genug — man er- innere sich der Schilderungen aus Onkel Toms Hütte —, aber scheußlicher noch waren die Sklavenjagden hier in Ostafrika. Wenn die arabischen Händler ihren nichtswürdigen Einkauf oder Raub ge- macht hatten, so trieben sie die Neger in den Dschebas erbarmungs- los zur Küste, und dann ging es an die Verpackung in den Dhaus, aus denen endlich die zu Totengerippen abgemagerten Überlebenden — und waren es auch nur fünfzig Prozent — an der asiatischen Küste herauskletterten, um auf die Sklavenmärkte gebracht zu werden. Die Besitzergreifung des Landes durch Deutschland hat diesen ent- würdigenden Jagden ein Ende gemacht, und der ostafrikanische Abd- elkader, der Araber Buschiri, hat seinen Aufruhr und Widerstand gegen die deutsche Humanität mit dem Tode am Galgen büßen müssen. Statt des Ebenholzes wird jetzt Elfenbein zur Küste ge- bracht, das von hier aus im stärksten Prozentsatz als Ausfuhrware in den Handel kommt, und charakteristisch wie die langen Kamel- reihen in der nordafrikanischen Wüste und die Ochsenwagen in Süd- afrika erscheinen hier als einzig mögliche Art des Transportes die mit ihren Lasten bepackten, einzeln hintereinander in den schmalen Steppenpfaden einherschreitenden schwarzen Träger. Es ist eben die einzig mögliche Art der Fortschaffung der Lasten, denn die Haus- tiere Europas oder Nordafrikas können entweder das heiße Klima nicht vertragen oder fallen als Opfer der hier einheimischen giftigen Tsetsefliege. Zwischen Tanganyka- und Nyassasee, wo die Eingeborenen eine Art Mückenkuchen wie unseren Kaviar verzehren, verläßt die Bahn deutsches Gebiet und bleibt nun, ebenso wie nordwärts bis an den Äquator der Einfluß Englands reichte, ausschließlich auf englischem Territorium. Es ist das eine stolze Genugthuung für den energischen Kolonisationsgeist des angelsächsischen Volkstums, in so breiter Lagerung von Nord nach Süd durch einen gewaltigen Erdteil hin den Einfluß seines Namens und seiner Flagge gewahrt zu wissen und sich nur für eine kurze Strecke genötigt zu sehen, mit den Dutchmen sich zu vereinbaren. Es war ja in den letzten Jahr- zehnten auch keine allzuschwere Ausgabe, sich hier größere Territorien zu erwerben, und unter etwas veränderten Verhältnissen schienen die mittelalterlichen Zustände der fränkisch-byzantinischen Zeit des Archipelagus ausgelebt zu sein, wo mühelos die occidentalischen Grafen und Barone im Kreuzzugszeitalter sich Herzogtümer und Königreiche erwarben und Dynastieen begründeten. — Die Bahn läuft also jetzt in den Steppen und Waldungen des neu erworbenen und

9. Teil 2 = Mittelstufe, 1. Stück - S. 115

1900 - Glogau : Flemming
— 115 — Landes ist — namentlich auf dem Alpenvorlands — für Ackerbau in Benutzung, während mehr als 1/3 zur Viehweide dient und infofern die wichtige Käfebereitnng bedingt. Da der Getreidebau noch nicht den halben Bedarf der Bevölkerung deckt, so sucht man aus fleißiger Gewerbthätigkeit und aus dem Fremdenverkehr die Mittel zur Einfuhr auswärtiger Nährstoffe zu gewinnen. Die Schweizer Alpenstraßen find in vortrefflichem Zustande; ein Netz von Eisenbahnen überspannt das Alpenvorland und dringt in die Alpenthäler vor, von denen manche die Föhn-Wirkungen sehr deutlich zeigen (s. S. 107). 81. Bevölkerung; Geschichtliches. Statt der keltischen Helvetier im Nw und der rätischen Stämme im So bekam die Schweiz seit der Völkerwanderung zu 7/10 schwäbische, also deutsche Be-völkerungi; yb gehört im W auch heute dem französischen Sprach-stamme ein, während die Nachkommen der Rätier im Vorderrheiu-uud Inn-Gebiet ihre Sprache (rätoromanisch) bewahrt haben. Die Bewohner des Tessin-Gebietes sind Italiener. ? Der geschichtlichen Entwickelung entsprechend, herrscht in manchen Landesteilen das evangelische (reformierte), in anderen das katholische Bekenntnis vor; doch haben die Protestanten die Mehrzahl (3/5). Die Schweiz bildet eine „Eidgenossenschaft", einen Frei-ftaaten-Vnnd (im Sinne der amerikanischen „Vereinigten Staaten"); als gemeinsames Oberhaupt wählen die 22 Freistaaten oder „St'an* tone" auf ein Jahr einen Präsidenten, dem der Bundesrat zur Seite steht; die inneren Angelegenheiten verwaltet jeder Kanton [fanton] für steh. Im Jahre 1291 begannen die drei „Urkantone", >L>chwhz [schwlz], Uri und Unterwalden, den Freiheitskampf gegen Habsburgische Unterdrücker; ihnen schloß sich zuerst Luzern [luzernj an.3 Die Schweiz ist für neutral erklärt (wie Belgien); in dem Jura und dem St. Gotthard - Gebiet besitzt sie aber auch natürliche (und künstlich vervollkommnete) Festungen. Die Volkszahl beläuft sich jetzt auf 3 Millionen, also eine für ein so kleines Gebirgs-land recht hohe Zahl. Dichte Bevölkerung (und wichtige Städte) hat natürlich nur das Alpenvorland. 82. Staaten- und Ortskunde. Die Bundeshauptstadt Bern an der Aare bezeichnet die Stelle, wo die Voralpen mit dem Alpenvorlands an dessen Hauptader zusammenstoßen; sie liegt noch im deutschen Sprachgebiet, aber nahe dem französischen. Bern ist An den alten Trachten halten die Säuerinnen der Kantone Bern und Appenzell am treusten fest. 2 Vgl. Lehmann-Petzold, S. 37, 2, Sydow-Wagner, Nr. 13, Debes, Nr. 65. Diercke-Gaebler, S. 137. . b Nslch diesen 4 Stätten am Wald, d. H. Ansiedelungen im Gebirge, führt der Vierwaldstätter See feinen Namen, die Schweiz selbst nach Schwhz.

10. Deutsche Schulgeographie - S. 213

1908 - Gotha : Perthes
213 Namalmid1), und den größten Teil der Küste nehmen die gelbbraunen Hottentotten 2) oder Naman, die Urbevölkerung Südafrikas, ein; ihre Sprache zeichnet sich durch eigentümliche Schnalzlaute aus. Die Nordhälfte, das Tamara- (dämara) und Ambolaland^), wird von Bantunegern bewohnt, unter denen die Herero (hererv) durch Zahl und Reichtum an Rindern weitaus hervorragten. Früher lagen sie sich mit den Hottentotten wegen Weideplätze und Viehs beständig in den Haaren; erst die deutsche Herrschaft machte diesen Fehden ein Ende, brachte aber auch nicht den Frieden, weil sie trotz ihrer Schonung ein- heimischer Einrichtungen von beiden Volksstämmen gehaßt wurde. Zahl- reichen kleinen Erhebuugen folgte 180-4 der allgemeine Ausstand, der erst in dreijährigen Kämpfen niedergeworfen wurde. Keine Kolonie hat dem Reiche so viel Geld und Blut gekostet wie Südwestafrika. Aber es ist trotz seiner natürlichen Armut der Opfer wert, denn das Hochland ist, obwohl an der Grenze der Tropenzone gelegen, wegen seiner Trocken- heit gesund und eignet sich daher zur Besudelung durch deutsche Auswanderer. Freilich ist auch ihre Zahl sehr beschränkt, denn außer dem echt tropischen und genügend feuchten Amboland, das zwar Ackerbau in größerem Maßstäbe gestattet, aber wegen seiner Fieber- luft weiße Ansiedler ausschließt, eignet sich die Kolonie nur zur Vieh- zucht (Rinder in der Nord-, Schafe in der trockenen Südhälfte), und nur kleine Flecken können mit Hilfe künstlicher Bewässerung bebaut werden. Auch zur Hebung der Viehzucht muß das vorhandene Grund- Wasser durch Bruunenbohrungen erschlossen und das Regenwasser durch Stauvorrichtungen in den Tälern am Abfluß verhindert werden. Außer- dem muß auch für beffere Verkehrsmittel gesorgt werden. Bisher be- diente sich der Verkehr, wie in ganz Südafrika, nur des schwerfälligen Ochsengespanns und war durch den Mangel an Straßen und die zebirgige Beschaffenheit des Landes sehr gehemmt. Nur mit dem Kap- lande wurde etwas Handel getrieben. Eisenbahnen, die das Innere mit der Küste verbinden, sind hier in noch höherem Grade als in den tropischen Kolonien eine Lebensbedingung. Anfänge dazu sind schon vorhanden. Von Swakopmund führt eine Bahn durch das Tal des Swakop einerseits nachdem Regierungssitze Windhuk, anderseits nach den wertvollen Kupferbergwerken von Otavi; eine zweite, die zur Erschließung des bisher vernachlässigten Südens dienen soll, geht von der Lüderitzbucht aus, harrt aber mit Ausnahme einer kurzen Strecke »och ihres Ausbaues. x Zum Unterschied von Klein-Namaland südlich vom Oranje. 3) Hottentott ist ein holländisches Schimpfwort (Dummkopf); die Hotten-- t»tten nennen sich selbst Koi-Koin (d. h. Menschen) oder Naman. 3) Nach Negerstämmen benannt.
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