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1. Der geographische Unterricht - S. 93

1879 - Grimma : Gensel
— 93 — Wenn es nun auch, was die letzteren Punkte betrifft, immer nur Einzelnen vergönnt sein kann, die Resultate der vergleichenden Erdkunde im praktischen Leben zu verwertheu, so ist doch mit dem Vorstehenden nach- gewiesen, daß diese Wissenschast in verschiedenartige Branchen des mensch- liehen Berufslebens eingreift und in vielfacher Beziehung geeignet ist, Diesen und Jenen praktische Winke an die Hand zu geben, durch deren Befolgung größere Resultate in gewissen Wirkungskreisen erzielt werden. 5) Die vergleichende Erdkunde als religiöses Bildungs- mittel. Es kann nicht geleugnet werden, daß der geographische Unterricht, auch wenn er nicht das vergleichende Moment berücksichtigt, eine das religiöse Gefühl bildende Kraft in sich birgt. Der Lehrer der Geographie kann durch Vorführung des Weltganzen, der Erde, des Oceanes und des mit Myriaden von Weltkörpern besäeten Sternenhimmels dem Zöglinge zum Bewußtsein bringen, daß der Mensch, der sich doch immer so groß dünkt, nur ein winziger Tropfen im Meere des Weltalls sei, und kann auf diese Weise in seinen Schülern das Gefühl der Demuth gegenüber der Majestät des Welten- schöpsers, der dies Alles aus Nichts hervorbrachte, erzeugen. Wohl kann er auch durch Hinweis auf die Missionsgeographie darlegen, wie die Fahne des Kreuzes in den fernsten Zonen als Siegespanier des Christenthums ausge- pflanzt ward, und kann so den Zögling erkennen und fühlen lassen die Wahr- heit jenes apostolischen Wortes, daß der Christusglaube der Sieg ist, der die Welt überwunden hat. Aber ganz besonders wird das religiöse Gefühl ergriffen, wenn — wie es in der vergleichenden Erdkunde geschieht — die Wechselbeziehung der geographischen Objecte in den verschiedenen Erdränmen beleuchtet wird.*) Dann erkennt der Schüler, wie Alles auf der Erde ineinander greift — gleich den eng verschlungenen Gliedern einer Riesenkette — wie Eins durch das Andere gedeihen und reifen muß, und diese Har- monie des Erdganzen muß unwillkürlich die Blicke hinlenken auf den allmäch- tigert, allweisen und allgütigen Schöpfer und Ordner aller dieser Dinge. Ganz besonders tritt die Fürsorge eines gütigen Gottes für unser Ge- schlecht in der vergleichenden Erdkunde zu Tage, indem sie die Erkenntniß schöpfen läßt, wie Lage, Bodenbeschaffenheit, Bewässerung, Klima und Pro- duetiou eines Erdraumes ganz dazu augethau sind, der Bevölkerung desselben zu einer raschen Cultureutwickeluug und einem großen Nationalwohlstand zu verhelfen. Die vergleichende Erdkunde läßt unfern Planeten „ als einen Inbegriff höchster Zweckmäßigkeit, Schönheit und Vortrefflichkeit" erscheinen, „ als eine Gotteswelt, als eine Offenbarung göttlicher Weis- heit in der Form einer sichtbaren Welt," wie dies der königliche Sänger- David im 104. Psalm meisterhaft dargestellt hat. Ritter selbst weist auf dieses Moment hin.^) Feldboden gezogen wird; mindestens den ersteren Fall müßte jeder National- öconom, der es vermag, zu beseitigen suchen." Cotta, Deutschlands Boden 1, 5. 6. _ Im zweiten Theil desselben Werkes p. 3 — 5 weist Cotta die staatswirth- schaftliche Bedeutung der Lehre von den Wirkungen des geologischen Bodenbaues ausführlicher nach. 1) „llm das Höchste zu sagen, kann die Betrachtung der Erde nie eine religiöse und erhebende sein, wenn die Gegenstände in der Besonderheit und Abgeschlossen- heit stehen bleiben." Daniel, Handbuch der Geographie 1, 27. — 2) Ritter, Allgemeine Erdkunde 12.

2. Der geographische Unterricht - S. 169

1879 - Grimma : Gensel
— 169 — Brennpunkte aus ergossen sich die Lichtstrahlen höherer Gesittung rings in die umliegenden Lande. Die arischen Völker, die wir später auf hem Plateau von Iran und in Hindostan's Ebenen finden, mögen von hier aus ihre ersten Anregungen erhalten haben, und auch nach Nordafrika und nach Europa hinüber machte dieses Cnltnr-Centrum seine wohlthätigen Einflüsse geltend. Dabei diente Kleinasien, welches durch das syrische Meer mit der phönizisch- ägyptischen Welt, durch das ägüische Meer mit der hellenisch-europäischen und durch den Pontns Euxinus mit der scytisch-slavischen Welt in Verbin- duug trat, als Culturbrücke. x) — Ebenso kommt der griechischen Halb- iusel bei der Ausbreitung und Eutwickeluug der Eultur die Rolle eiues wesentlichen Mittelgliedes zwischen Vorderasien und dem übrigen Europa zu. Der südliche Theil dieser Halbinsel in Verbindung mit der Westküste Klein- asien's hat sowohl die empfangenen Keime der Eultur als ueue aus dem eigenen Schooße am frühesten entwickelt und im höchsten Grade veredelt dem Abendlande-mitgetheilt.2) Insbesondere vermochten die Inselgruppen des ägäischen Meeres, die Cykladen und Sporaden, selbst in der Zeit, da die Schifffahrt noch in ihrer Kindheit war, die Seebrücke für den Verkehr und Ideenaustausch zwischen Asien und Europa zu bilden.3) Wie Phönizien, das an so viele Mittelmeergestade die heimische Ge- sittung verpflanzte, ist auch Palästina nur ein Theil dieser alten morgen- ländischen Cnlturwelt zwischen dem Enphrat und Nil, und allerdings hat die Lage des gelobten Landes an einer Planetenstelle, wo sich drei Erdtheile fast berühren, die schnelle Verbreitung der christlichen Religion nach Osten und Westen bedeutend erleichtert. 4) Als Rom seine Weltherrschaft gegründet hatte, wurde der Schwer- puukt der Gesittung von den Südostufern des Mittelmeeres nach dessen Centrum, d. h. auf die Apeuninen-Halbinsel verlegt. Von hier aus beglückte die Weltbeherrscherin alle Mittelmeerländer mit römischer Civilisation, die sich freilich erst auf hellenischer Bildung aufgebaut hatte. Insbesondere haben die Römer Spanien, Gallien, Britannien und theilweise auch Deutschland mit den ersten Ansängen höherer Gesittuug bedacht und auf diese Weise den nördlichen Mittelmeergestaden ein staatswirthschastliches Hinterland geschaffen. Auf die gallischen und britannischen Celten inflnirten die Römer so stark, daß dieselben den längeren Genuß der Römerherrschaft mit dem Verluste der einheimischen Sprache büßen mußten. Es war für alle diese Länder ein großes Glück, daß sie von Rom aus cultivirt wurden. Die staatsmännisch begabten Römer hatten schon lange mnstergiltige Satzungen über das Ordnen von Gemeinwesen durch Gesetze aufgestellt; sie verstanden es, ausgezeichnete Heere zu schulen und Zweifel über Eigenthum und Leistungen nach gesunder Ausfassung des Rechten und Billigen zu schlichten. Indem sie nach Spanien, Central- und Nordeuropa vordrangen, wurden daselbst altmälig Straßen mit Meilensteinen angelegt, Posten errichtet, steinerne Häuser gebaut und Städte gegründet, so daß nunmehr die städtische von der ländlichen Bevölkerung sich scheiden konnte. Auch ertheilten die Römer allerwärts Anleitung zur Ver- waltung solcher Gemeinden.5) Aber kaum hatte das alte Römerreich über Mittel- und Nordwestenropa 1) Pütz, Lehrbuch 93. — 2) I.e. 146. — 3) I.e. 148. — 4) C.ritter, Der Jordan und die Beschiffuilg des .todteit Meeres, bei Pütz, Charakteristiken zur vergl. Erd- und Völkerkunde. Ii. 512. — 5) Peschel, Völkerkunde 554.

3. Der geographische Unterricht - S. 220

1879 - Grimma : Gensel
— 220 — trägt, wie der Baum auf seinen Zweigen das Nest des Vogels! Der schützende Gipfel dünkt ihnen weithin über die Erde zu herrschen, und mit Stolz er- kennen sie in ihm ihren Vater und ihren Gott. x) c. Sitten. Das Gebirge isolirt die Menschen mehr als irgend etwas Anderes auf dem festen Lande. Deshalb haben seine Bewohner die meisten Eigentümlichkeiten in Sitte, Denk- und Lebensweise; es ist denselben gewissermaßen ein conservativer Charakter aufgeprägt. Die Natur des Gebirges wirkt von verschiedenen Seiten her, um den Gebirgsmeuschen auf dem alten Geleise der Gewohnheit zu halten. In der Abgeschlossenheit seines Thales, bei der Uubekanntschaft mit der Außenwelt, deren veränder- liche und abweichende Moden ihn nicht verlocken können, ist er in der Groß- artigkeit seiner Naturumgebungen immer auf dieselben Gegenstände und deren Wiederkehr angewiesen. Auf denselben Wegen zieht er in seinen Thälern und Bergen fortwährend hin und zurück. Ein Abweichen rechts oder links vom gewohnten Thal- und Bergwege könnte oft nur mit großer Mühe, ja nicht ohne Gefahr eines bedenklichen und lebensgefährlichen Abirrens geschehen. 2) Die Abgeschlossenheit und die geringe Ergiebigkeit des Bodens zwingt den Gebirgsbewohner zur Genügsamkeit, sodaß der Mensch in den Ge- birgen weniger Bedürfnisse hat als in den Ebenen. Da die Cnltur nur schwer in die Gebirge eindringt, so blieben ihre Be- wohner längere Zeit im Zustande größerer oder geringerer Rohheit, als die Ebenen-Menschen. Aber die Jsolirung der Gebirgsbewohner von der übrigen Welt bewahrt auch andererseits die Einfachheit und Unverdorbenheit derselben länger. Moralische Reinheit, Biederkeit und Redlichkeit sind Tugen- den, welche am liebsten und am längsten in den Thälern und Schluchten der Gebirge weilen. Darum sind es in allen Völkern immer die Bergbewohner, welche zuletzt erschlaffen und untergehn. Wo sich diese Tugenden bei den Ge- birgsbewohuern nicht mehr finden, da sind sie gewiß nicht, so zu sagen, von selbst geschwunden, sondern immer nur durch Einflüsse von außen her ver- drängt worden. In unfern europäischen Gebirgen zeigen sich die Menschen in demselben Verhältnisse moralisch besser und namentlich redlicher und uneigen- nütziger, in welchem sie von der Landstraße ferner wohnen oder weniger von Fremden besticht werden. Namentlich finden wir im Innern der Gebirge oft einen Grad von Redlichkeit, welcher in den an ihrem Fuße liegenden Ebenen manchmal fchon seit vielen Jahrhunderten nicht mehr bekannt ist und deshalb den Bewohnern derselben fast märchenhaft vorkommt. So lassen die Be- wohner Kamauu's im Himalaya bei ihren Wanderungen in die Ebene, mit Ausnahme eines einzigen oder weniger Zurückbleibenden, ein ganzes Dorf leer stehen; nie verschließen sie etwas anders als mit Holzriegeln, und den- noch kommt bei ihnen niemals das Mindeste abhanden.der Berchtesgadener trug seine Bienenkörbe auf das Gebirge hinauf, ohne daß jemals sie oder das von den Bienen in sie Eingetragene gestohlen wurden, und in einigen Gegen- den der österreichischen Alpen legte der Bote oder Führer, wenn ihm sein Rock zu lästig ward, denselben unbesorgt aus den Pfad hin und wußte gewiß, daß er ihn bei seiner Rückkehr wiederfand.^) d. Berufsleben. Der Gebirgsbewohner arbeitet mit Unverdrossen- heit und Ausdauer. Jahre hat der Aelpler aus die Urbarmachung seiner 1) El. Reclus, die Erde 1, 98. Seidl in Berghaus' Annal. 1837, März512. — 2) Kutzeu, das deutsche Land I, 153 ff. — 3) Ritter, Erdkunde Iii. 1052. — 4) Schrank, Reise nach den südlichen Gegenden von Baiern, 415.

4. Der geographische Unterricht - S. 227

1879 - Grimma : Gensel
— 227 — zerstreuende, wirre Gewühl des wechselvollen Lebens, in der Region reinerer Lüfte, von Allem verlassen außer der Natur, nimmt er „reiner sein Leben von ihrem reinen Altare, nimmt er den fröhlichen Mnth hoffender Jugend zurück". (Schiller). Besonders in den erschlaffenden Tropenländern, wo die Höhen als natürliche Sanatarien dem gleichsam entnervten Euro- päer neue Spannkraft bringen, zeigt sich in der stärkenden Kraft der Gebirgs- lnft die allgemeine mächtige Wirkung der Gebirge auf körperliches und geistiges Gedeihen. Aber auch anderwärts entflieht man gern in der schöneren Zeit des Jahres der schwülen Luft der Ebenen und Thäler und steigt hinauf in's Gebirge, um dort seine „Sommerfrische" zu halten. x) b. Der Bergbesteiger empfindet ferner die ganze Bedeutung seiner eigenen Persönlichkeit, die ganze Verantwortlichkeit für das eigene Leben. Er ist nicht so den Launen der Elemente preisgegeben, wie der Schiffer auf dem Meere, weniger sogar als der Eisenbahnreisende, der eigentlich nur ein menschliches Gepäckstück ist, das unter der Aufsicht um- formirter Beamten tarifirt, etiqnettirt, controlirt und endlich expedirt wird. Erst wenn man den Boden wieder berührt, hat man den vollen Gebrauch seiner Glieder; nur der Fußwaudrer ist ein freier Mann. Sein Auge Hilst ihm die Steine im Wege vermeiden, die Tiefe der Abgründe ermessen, die Vorsprünge und Risse entdecken, die ihm das Erklimmen steiler Felswände erleichtern. Die Kraft und Elasticität seiner Muskeln gestatten ihm, Klüfte zu überspringen, sich an steilen Gehängen zu halten, sich in Felsrinnen emporzuziehen. Bei tausend Gelegenheiten erfährt er es während einer Bergbesteigung, daß er wirkliche Gefahr laufen würde, wenn er das Gleich- gewicht verlöre, oder wenn er sich für einen Augenblick durch einen Schwindel seinen Blick trüben ließe, oder wenn seine Glieder ihm den Dienst versagten. Dieses Bewußtsein der Gefahr gerade, verbunden mit dem Wohlbehagen, sich kräftig und gewandt zu wissen, verdoppelt in der Seele des Wandrers das Gefühl der Sicherheit. Mit welcher Freude erinnert er sich dann später der geringsten Zwischenfälle bei seiner Besteigung, der Steine, die sich vom Abhange lösten und mit dumpfem Gepolter in den Bergstrom tief unten stürzten, der Wurzel, an der er schwebte, als er eine Felsenmauer erklimmen wollte, des Schneewasser - Rinnsals, aus dem er seinen Durst löschte, der ersten Gletscherspalte, in die er hinabschaute, und die er zu überspringen wagte, des weiten Schneefeldes, das er mühsam erklommen, oft bis zu den Waden versinkend, des Gipfelkammes endlich, von dem er ringsum bis in die neblige Ferne sich das unendliche Panorama von Bergen, Thälern und Ebenen entfalten fah! Wenn er dann einst wiederkehrt und fern den Gipfel erblickt, den er um den Preis so vieler Anstrengungen eroberte, dann sucht er entzückt mit den Augen den Weg auf, den er einst von den Thälern tief unten bis zu den schimmernden Schneeflächen des Gipfels dort oben verfolgte. Der Berg scheint auf ihn niederzubücken, scheint ihm von fern zuzuwinken; für ihn scheint sein Schnee zu leuchten, für ihn der Abend mit einem letzten goldenen Strahl den Gipfel zu verklären. Nicht zu verwechseln mit jener kleinlichen Eitelkeit, die wohl auch manche Leute antreibt, sich als Bergbesteiger auszuzeichnen, ist jenes natürliche Gefühl des Stolzes, das sich eines Jeden bemächtigt, der auf solchen Gipfelhöhen seine eigene Kleinheit mit der Größe der umgebenden Natur vergleicht. 1) Kriegk, Schriften zur allgemeinen Erdkunde, 276. 285 ff. 15*

5. Der geographische Unterricht - S. 228

1879 - Grimma : Gensel
— 228 — Wildbäche und Felsen, Lawinen und Gletscher, Alles erinnert den Menschen an seine Schwäche; aber sein Geist und seine Willenskraft überwanden alle diese Hindernisse. Er hat den Berg besiegt, der ihm trotzte; er hat den furchtbaren Gipfel erobert, dessen erster Anblick ihn mit einer Art heiliger Scheu erfüllte. c. Aber das Gebirge gewährt seinem Besucher aus der Ebene auch geistige Genüsse höherer Art, die um so großer sind, je klarer das Ver- ständniß für die mannichsaltigen Naturerscheinungen ist. Und so sind denn die Gebirge wegen der wissenschaftlichen Ausbeute, die sie gewähren, namentlich in nnferm Jahrhundert das Ziel wissenschaftlicher Forscher geworden. Hier kann man ja Augenzeuge der wichtigen Erosionsarbeit des Wassers und des Eises sein, kann man der Bewegung der Gletscher zuschauen, die erratischen Blöcke von den Gipfeln zur Ebene wandern sehen, mit den Blicken die gewaltigen horizontalen oder ausgerichteten Schichten verfolgen und die Granitmaffen bewundern, welche diese Schichten erhoben und durch- brochen. Hier läßt sich ferner vom hohen Gipfel aus der Gebirgsbau in seiner Gefammtheit, mit feinen Schluchten und Vorsprüngen, seinen Schnee- gehängen, seinen Matten und Wäldern wahrnehmen. Deutlich treten die Mulden und Thäler hervor, die das Wasser in Verbindung mit den zer- störenden Kräften der Atmosphäre in den festen Bau eingegraben hat. Das Auge blickt auf eine Arbeit, die im Lauf zahlloser Jahrtausende die erd- bildenden Kräfte vollendeten. So bis zum Ursprung der Gebirge selbst zurücksteigend, gewinnt man ein richtigeres Urtheil über die verschiedenen Hypothesen, welche die Gelehrten in Bezug auf die Durchbrechung der Erd- rinde, die Faltung der Schichten, den Ausbruch der Granite und Porphyre aufgestellt haben. Aber nicht blos suche» der Geologe und Geognost die den Zinnen des Gebirges aufgeprägten Hieroglyphen zu entziffern, sondern auch der Mine- raloge hämmert auf dem Trümmerhaufen von Geschieben, um zu sehen, welche Schätze ihm der Gletscher von seiner Geburtsstätte herabgeführt habe, und der Botaniker eilt der schönen Heerde des Alpenviehs voran, welche die jauchzende Sennerin der Alpe zuführt, um vor ihr die schönsten Blüthen des Hochgebirges zu pflücken. In Folge der Erleichterung des Verkehrs, der immer mehr sich ver- breitenden Liebe zur Natur, wie auch der Anregung, die das Beispiel kühner Bergbesteiger gewährte, sind die Hochgebirgsgegenden Mitteleuropas, in die sich noch unlängst wegen des Mangels an Wegen, der Schroffheit der Abhänge, der Lawinengefahren und des Schreckens des Unbekannten so selten Reisende wagten, in unsern Tagen ein Anziehungspunkt für die ganze gebil- dete Welt geworden. Gerade wegen ihrer schwer zu übersteigenden Berge, die sich wie Grenzmauern zwischen dem Norden und dem Süden hinziehen, ist die Schweiz jetzt der Sammelpunkt der Nationen Europa's, und in der Saison der Reisen, Bäder und Bergbesteigungen nimmt sie eine vorüber- gehende Bevölkerung von mehreren Huuderttauseuden auf, die sich alljährlich vermehrt. Vevey, Luzeru, Jnterlaken sind heilige Städte, zu denen die Freunde der Gebirgsnatnr wallfahrten. Selbst von jenseit des Ocean's kommen Reisende, um die Seen und Gletscher der Alpen zu bewundern.

6. Der geographische Unterricht - S. 187

1879 - Grimma : Gensel
— 187 — Gliederung zu verleihen, als dies die libyschen und semitischen Nationen ver- mocht hatten. Wenn wir anderwärts Völkerstämmen begegnen, die noch eine niedrige Gesittungsstufe einnehmen, so mag die Schuld daran zum Theil wohl an der geringen Küstenentwickelung der heimathlichen Ländergebiete der- artiger Völker liegen. Afrika und das australische Festland werden nicht durch tief einschneidende Meerbusen aufgeschlossen, durch welche die Civilisation rascher in das Innere hätte vordringen können. Eine gekrümmte Küstenlinie wird aber auch für die Strandbewohner Veranlassung, die Küste zu verlassen. Zuvörderst lockt das nächste Gegen- gestade, das durch den heimathlichen Golf gebildet wird, hinaus auf die See, und wenn sich an der Küste entlang Meerbusen an Meerbusen reiht, dann üben auch eine Menge andere Gegengestade ihre Anziehungskraft aus. Die Küstenbevölkerung erlangt Seetüchtigkeit (vgl. die verwegenen Seefahrer in den norwegischen Fjorden, sowie die seekundigen Jndianerstämme an der fjordenreichen Küste des nordwestlichen Amerika), wagt sich hinaus auf die Weiten des Oceans und unternimmt es, die See zu bezwingen, auch wenn die heimathliche Küste nicht mehr in Sicht ist. Sie landet an fernliegenden Ge- staden und tritt mit den Bewohnern derselben in Verkehr. Mit den Pro- dukteu tauscht sie aber auch neue Ideen ein; denn die Vortheile höherer Gliede- rung äußern sich vor allem darin, daß verschieden begabte Völker bequemer das beste austauschen können, was sie erworben haben. „Die besten Erzeug- nisse des Menschen sind aber seine glücklichen und beglückenden Gedanken, die, einmal gedacht, befruchtend oder tröstend fortwirken von Geschlecht zu Ge- schlecht durch Jahrtaufende. Zu den beglückenden Gedanken gehören die Religionsschöpfungen, zu den glücklichen unter andern solche Erfindungen, die über uusern Haushalt und unsre Tagesgewohnheiten eine strenge Herrschaft be- haupten." Und „kein Culturvolk steht hoch genug, daß es nicht irgend etwas neues selbst von sogenannten wilden Völkern sich aneignen könnte oder schon angeeignet hätte", und darum trägt auch selbst bei reiferen Gesittnngszuständen der Umgang mit jugendlichen Stämmen immer noch Nutzens) Vortheilhaft gegliederte Erdräume, deren Bewohner dem Seeverkehr obliegen können, ge- währen deshalb denselben hinlänglich Gelegenheit, sich fort und fort mit den geistigen Errungenschaften zu bereichern, welche das Culturleben fremder Völker gezeitigt hat. Unser Erdtheil Europa, dem diese geographische Begünstigung in reichem Maße zu Theil ward, legt dafür hinlänglich Zeugniß ab. Iii. Der geologische Gau des Erdbodens.^ 1. Sem Kinffuß auf die Hberflächengeftattung. a. Der auffallendste und allgemeinste Unterschied findet hier zunächst zwischen den eruptiven und sedimentären Gesteinen statt. Alle eruptiven Gesteine, sowohl die vulkanischen, an der Oberfläche erstarrten, als die plu- tonischen, in der Tiefe fest gewordenen, haben nicht nur durch ihr eigenes Empordrängen und Ueberfließen und durch die besondere Gestalt ihrer Aus- dehnuug, sondern auch durch Hebung, Biegung und Verschiebung der vor 1) 1. c. 554. — 2) 1. c. 549. 551. —• 3) Cotta, Deutschlands Boden, Ii. Th. Cotta, Die Geologie der Gegenwart 373 — 416.

7. Der geographische Unterricht - S. 243

1879 - Grimma : Gensel
— 243 — Ebenso gehören beide Ufer der ungarischen Tiefebene den Magyaren. In Oesterreich und Bayern dient die Donau nicht einmal als Grenze der ein- zelnen Provinzen. g. Poesie der Quellen und Flüsse. Verehrung des fließen- den Wassers. Die Quellen verleihen der Landschaft geheimnißvolle Reize; sie schaffen jene stillen, lieblichen Winkel, in die man so gern aus dem ge- räuschvollen Getriebe der Welt sich zurückzieht, um am leise murmelnden Bach zu träumen und zu dichten. Wenn in kühler Grotte der keusche Spiegel sich breitet, oder wenn noch von keinem Strahl getroffen, die klare Fluth an's Licht tritt, wenn sie glitzernd und murmelnd, rauschend und schäumend über die Felsen rollt oder unter grünem Laubdach zögernd dahinzieht: immer ist es ein so schöner als ahnungsvoller Anblick, und auch um das einfachste Geriesel noch weht jene verjüngende Frische und jenes Geheimniß des Ur- sprünglichen, in welche Sinn und Seele sich so gern versenken. Hier finden wir uns an die Stätten erinnert, von denen einst ein friedlicheres Dasein ausging. Denn Feuerheerd und Quelle waren wohl überall die altgehei- ligten Sammelpunkte der menschlichen Gemeinschaft. Hier, an solchem stillen Orte scheint ja alles wie geschaffen, um den Bedürfnissen des ersten Boden- bebauers zu genügen. Hier fand er überhangende Bäume, die ihm Schatten gewährten, einen Hügel, der ihm die rauhen Winde fern hielt, klares Wasser für seinen Garten, Triften für seine Heerden, Steine für seine Hütte. — Schon der blasirte Mensch unsrer Städte kann eine Quelle nicht ohne poe- tische Erregung betrachten. Viel lebhafter aber muß die Empfindung bei unsern Vorfahren gewesen sein, die noch mitten in der Natur lebten. Daher verehrten im Alterthum manche Völker die Quellen als Gottheiten. Griechen und Germanen schrieben einzelnen Quellen höhere Kräfte zu; das lautere, wunderähnlich aus der Tiefe dringende Element ward ihnen zum Ausdruck des in's Verborgene schauenden, weissagenden Geistes, und wahrscheinlich in verwandter Auffassung nannten die Hebräer ihre Felsenbrunnen „Am", d.h. Augen. Vorzüglich die Griechen beseelten ihre Quellen und wandelten sie in eine anmuthige Nymphe oder in einen schönen Halbgott. Die eine ist ein reizender Acis, der den Lavafelsen entflieht, unter denen der Cyklop ihn be- graben wollte, die andre eine Nymphe Arethnsa, die unter dem Meere fort- schwimmt, um ihre blauen Gewässer nicht mit den trüben Flutheu eines Flusses zu vermischen, wieder eine andere eine jungfräuliche Eyane, welche mit ihren Thränen die Blumen benetzt, die sie gepflückt hat, um Proserpina damit zu schmücken. Begreiflich ist die Verehrung, welche die Bewohner tropischer Länder mit ihrem trockenen Boden und ihrem gluthstrahlenden Himmel den Quelle» zollen. Am Wüstenrande ist quellendes Wasser selten, und man empfindet um so mehr seinen Werth. Die dürftige Quelle, welche aus einer Felsen- spalte hervorbricht, nährt ja die zur Erhaltung des ganzen Stammes nö- thigen Kräuter und Früchte. Sollte die Quelle versiegen, so müßte die ganze Bevölkerung auswandern, wenn sie nicht Hungers sterben wollte. Darum hat auch der Oasenbewohner einen wahren Cultus für das wohlthätige Wasser, dem er fein Leben dankt. Das fließende Wasser ist hauptsächlich auch von den Hindu als etwas Göttliches betrachtet worden. In großartiger Hochgebirgseinsamkeit, wo Ganges und Dschamna aus Gletschern hervorbrechen, oder auch im Flach- lande über dem Weiher mit der Narbada - Quelle stehen Heiligthümer und 16*

8. Der geographische Unterricht - S. 9

1879 - Grimma : Gensel
— 9 — Fluth, Strudeln.....der andere Theil von den Menschen und Thieren der Erde, allerhand Dignitäten, Potentaten, Re- ligionen, Estaats-Maximen, Macht, Jntraden......der dritte Theil von den Universitäten, Seehäfen, Festungen, Re- sidenzien.....und was sonsten beträchtlich in der Welt vor- kommt. Happel eröffnet sein Opus mit folgenden Worten: „Das Walt der allwaltende Schöpfser Himmels und Erden, der große Stiffter dieser nnbegreifflichen Welt-Kunst-Kammer, welcher den Menschen darum die Augen in die Höhe gerichtet, daß sie Sein Himmels-Gezelt anschauen und wegen dieser unbegreiflichen Schönheit den großen Schöpffer unendlich preisen und Seine Wunder betrachten sollen; derselbe Allmächtige Gott verleihe uns seine Gnade und seine Krafft, auch Lisit und Verstand, daß wir diesen Außzug oder kleinen Kern der Weltbeschreibung zu seines h. Namens Ehre und zu unsres Nächsten Nutzen vollenziehen mögen. In solcher demüthigen Zuversicht greiffe ich dieses wichtige Werk mit Freuden an und lasse meiner Feder ihren ohngehinderten Laufs." Der Ulmer Verleger empfiehlt das Werk sämmtlichen Handelsherren in Deutschland, weil es „von den großen Kaufstädten, wohin die Herren Kaufleute offt mit nicht geringer Gefahr zu rayseu pflegen", ein Bild entwirft. Der erste Theil, „die eigentliche Kosmographie", bietet ein buntes Gemisch von wissenschaftlichen Resultaten und von märchenhaften, unglaublich naiv vorgetragenen Ge- schichten. So redet Verf. z. B. von Blut-, Schlaugen- und Mäuseregen, gruppirt Slavouifch und Deutsch als „Muttersprachen" Enropa's neben das fremdartige Lateinisch. Die Orographie betrachtet Happel als etwas ganz Nebensächliches. Der zweite „ politisch-historische" Theil handelt von „Regenten und Einwohnern". Obwohl die schöne Welt nach Happel's Meinung von den allergottlosesten Götzendienern bewohnt wird, die „der Allmächtige zu seiner Zeit in seinen Schafstall führen möge", so scheint es ihm doch gerathen, vor dem offenbar immer näher rückenden Ende aller Tage das unbegreifliche Meisterstück dieser Welt zu betrachten. Dies ge- fchieht in höchst spaßhafter Weise. Der römische Papst macht den Anfang, die afrikanischen „Prinzen" und Völker den Schluß. Der ruhige Gang der Mittheilung wird durch curiose Excurse („über unglückliche Liebhaber in Japan") unterbrochen. Recht wild geht es bei den Angaben über die Sprachen her. Happel hat das Vaterunser in 48 Sprachen aufgezeichnet, setzt aber neben die Madagaskarische Probe die Graubündtische! Der dritte Theil, unter dem Titel: „Von einer großen Tracht von allerhand Thieren und sonderbaren Seltzsamkeiten", gleicht einem Enriositätenkabinet, das man zwar wegen seines Formates nicht mit auf Reifen nehmen konnte, aus dem sich aber mancher Kaufherr für seine Reise präparirt haben mag. Bis China hin sind die Landstraßen mit den billigsten und besten Herbergen und Weinschenken nebst den Geldsorten für die verschiedenen Länder ange- geben. Der „ große und verständige" Elephant eröffnet den Reigen der Thiere, es folgen Städte und Seehäfen, Festungen und Ruinen, Wüsten und Felsengrüfte, Brunnen und Wasserfälle u. f. f. bis zu den Mineralien, Tulpen und Obstsorten. Charakteristisch ist an Happel's Buche der Mangel an Ordnung und Stofftheiluug. Europa wird im kosmographifchen Theile behandelt ohne innern Gruud, während die übrigen Erdtheile im politisch-historischen Abschnitt zur Sprache kommen. Daselbst wird Vieles von Europa wiederholt, wie auch der dritte Theil viele Partieen des

9. Der geographische Unterricht - S. 21

1879 - Grimma : Gensel
— 21 — und Auvergne". Von den Alpen sagt Büsching, daß sie „eine lange Kette von Bergen" seien, die „an der Mündung des Flusses Varo anfangen und nach vielen unordentlichen Wendungen sich an dem Flusse Arsia im Hister- reiche endigen". — Statt dessen betonte man aber mit aller Energie das politisch-statistische Element, also die unter dem Ein- wirken der Menschen künstlich entstandenen Verhältnisse, z. B. die Einthei- lnng der Staaten in Kreise und Bezirke, die möglichst vollständige Aufzählung der Städte, Angabe der Häuser- und Einwohnerzahlen, der wichtigsten Gebäude, Anstalten, Sammlungen n. s. w. Auf diese Weise mußte natürlich das eigentlich Herrliche und Wesentliche — „die ewigen Berge Gottes mit ihrem innern und äußern Bau, die Gestaltung und Gründung der Coutinente, als tief eingreifende und anziehende Bilder" — dem geographischen Unter- richte entzogen werden, und mußte derselbe in ein principloses Gemisch dürrer Notizen von Namen und Zahlen ausarten. Nicht die im ewigen Wechsel begriffenen, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt sich verändernden, sondern die constanten natürlichen Erdverhältnisse machen das Wesentliche der Erdkunde aus und müssen darum auch als Basis des geographischen Unterrichtes angesehen werden. Die politisch - statistischen Notizen können nie für die Dauer Anspruch auf Richtigkeit macheu; die staatliche Eintheiluug wird abgeändert, die Einwohner- und Häuserzahlen wachsen, die Gebäude, Anstalten, Sammlungen n. s. w. mehren sich oder gehen unter, und die Staaten der Erde innerhalb politischer Grenzen, von der Willkür Einzelner ins Leben gerufen, können ebenso willkürlich über Nacht „ durch den Federzug eines Ministers" umgestaltet oder gar dem Untergange geweiht werden. Denn Nichts von menschlichen Dingen hat Dauer und Bestand. Wie ganz anders sind dagegen die physischen Objecte constante! Hier ist im Großen und Ganzen nichts Momentanes, sondern fast nur Bleibendes, das allem Wechsel der Zeiten trotzt und die Jahrtausende an sich vorüber- rollen läßt, ohne sein Wesen merklick zu ändern. Während schon unzählige Staaten auf der Erde entstanden und untergegangen sind, erzählen noch immer die Himmel die Ehre Gottes, und verkündigt noch heute wie vor Alters die Beste seiner Hände Werk. „ Noch immer ragen die Gebirge, rauschen die Quellen, fließen die Ströme und wogen die Meere herrlich wie im Anfang." b. Der andere Fehler, welcher den geographischen Unterricht vor Ritter charakterisirt, war formeller Natur; er bezog sich auf das Wie der Behandlung des dürftigen physischen und des vorwiegend politisch-statistischen Materiales. Da das Physische nicht als Basis des erdkundlichen Unter- richtes austrat, so hatte man Nichts, woran man jene „desperate Flnth von Einzelheiten", in welche sich der geographische Unterricht auflöste, anlehnen, woraus mau sie als notwendige Ergebnisse folgern konnte. Es fehlte dem geographischen Material der Unterbau; es fehlte der vermittelnde Faden, der sich um die geographischen Objecte eines Erdraumes schlingt, der sie ihrer Jsolirtheit entreißt und zu einem einheitlichen Ganzen verbindet. Aphorismenartig, ganz lose und ohne irgend welchen inneren Zusammenhang wurden die geographischen Objecte an einander gereiht; jedes derselben wurde als etwas Einzelnes, für sich Bestehendes betrachtet; man unterließ, seine Verwandtschaft- lichen Beziehungen zu andern Objecten nachzuweisen. „Man

10. Der geographische Unterricht - S. 143

1879 - Grimma : Gensel
größerer wie kleinerer Art, ist daher nothwendig für den Fortschritt der Erd- künde. Aber dahin rechnen wir nicht den neugierigen Durchflug der gewöhn- lichen unwissenden Touristen, die voll Vornrtheile fast Alles nur halb sehen". — Auch Pütz begründete einen nicht unbedeutenden Theil des Inhaltes sei- nes „Lehrbuches der vergleichenden Erdbeschreibung" auf eigne, meistens mehrmalige Anschauungen, welche er auf feinen Wanderungen durch die be- deuteudsten Culturläuder Enropa's während vierunddreißig Jahren gesammelt hat. „Die Autopsie — so äußert er sich in der Vorrede des genannten Werkes — erleichtert nicht nur die Darstellung des Gesehenen selbst, sondern auch die klare Auffassung ähnlicher Erscheinungen". — Vgl. auch die An- fordernng, welchediesterweg x) an den Lehrer der Geographie stellt: „Vor allen Dingen verlange ich von einem Lehrer der Erdkunde, daß er nicht nur seine Heimath, sondern den Kreis, in welchem seine Schule liegt, und we- nigstens einen großen Theil seiner Provinz nicht im Schnellwagen oder auf einem Dampffchiffe, fouderu zu Fuße durchreifet, nicht blos in Wirthshäuferu übernachtet, sondern die Höhen erstiegen, die Thäler durchstrichen und die merkwürdigsten Punkte besucht habe. Wie todt ist doch der Unterricht über die lebendige Natur, von jenem Manne ertheilt, und wie lebendig die Dar- stellung von diesem Kenner für alle seine Schüler! Der Unterschied ist der: Jener spricht, was er dem Worte oder den Wörtern, aber nicht der Sache nach kennt; dieser kennt die Gegenstände aus eigener Anschauung, und darum erregt er in seinen Schülern ein treues Bild derselben, und er belebt da- durch ihren Sinn für die Natur. Das ist daher eine unerläßliche Eigenschaft eines Lehrers, daß er die Welt mit eigenen Augen gesehen und beobachtet habe". 3) Ganz besonders muß aber der Lehrer der Geographie auch seine Heimath studireu, nicht nur deshalb, weil er dann die geographischen Ver- Hältnisse der Heimath seinen Zöglingen um so anschaulicher vorführen kann — und das ist vor allen Dingen im erdkundlichen Unterrichte nothwendig — sondern ganz besonders auch darum, weil — „da die Oberfläche der Erde dem Studium der Erdkunde üb er all selbst als Denkmal vorliegt — in den Ver- hältniffen der Lokalitäten des heimathlichen Bodens zugleich die Verhältnisse der Lokalitäten des Ganzen liegen und die Erforschung jeder Lokalität der Erde vou Bedeutung für das Ganze ist. Die Natur ist in jedem Winkel der Erde ein Abglanz des Ganzen.2) In dem zerstörenden Gewitterbach kann man die Natur reißeuder Stromsysteme, an der Zertrümmerung einer kleinen Insel, wie Helgoland, die Küstennatur großer Continente und die Umwand- lung ihrer Gestadelinien studireu. In den Blätterdurchgängen einzelner Krystalle, in der Constrnction der zahllosen Urfelsblöcke, wie sie als Find- linge einer Vorzeit überall in den Landfeldern unserer Marken zerstreut liegen, kommt die Natur der Gebirgsschichten ganzer Alpensysteme und des skandi- navifchen Nordens, aus dem sie, durch Eisflnthen herbeigeführt, herstammen, zur Anschauung. Jede Bruunengrabuug liefert Beiträge zu einer Theorie der Erdrinde — die Eisenbahndnrchschnitte in weiten Ebenen sind durch Aufdeckung dieses obern Schichtenkleides der Erde schon in uusern Saal- und thüringischen Gegenden höchst lehrreich geworden. Im Bau des Grashalmes, der Biuseu und einheimischen Monokotylen lernt man die Construction der Fürsten der Wälder, der Palmen-Vegetation der Tropenländer, begreifen, in der Moos- 1) Diester weg, „Beschreibung der preußischen Rheinprovinz" Xii, — 2) v. Humboldt, Kosmos 89.
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