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1. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 124

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
124 heult nur noch. Von andern vierfüßigen Thieren findet man den Fuchs und den Eisbär. Auch auf den sonst Alles ertragenden Körper des -Menschen scheint das ertödtende Klima Einfluss gehabt zu haben. Der Grön- länder wird selten größer als 5 Fuß, dagegen ist er fleischig und gleichsam mit einer Fetthülle umgeben, wodurch cr die Kalte b?S Klima's eher ertragen kann, so dass er sich oft der Luft mir bloßem Kopse und Halse aussetzt; ja in ihren Häusern sitzen sie fast unbe- kleidet, ihre Ausdünstungen sind aber so stark, dass es der Europäer vor Wärme nicht lange bei ihnen aushalten kann. Die Natur be- gabte den Grönländer mit einem außerordentlich starken Verdau- et ngs ver mögen. Er genießt natürlich nur Fleischspeisen, es ist ihm aber einerlei, ob sie frisch oder verdorben, rein oder unrein sind. Er isst den Kops und die Schenkel des thranigen Seehundes, nach- dem diese im Winter unter dem Schnee verwahrt und im Frühjahr wieder aufgethaut sind, in einem halbvermoderten Zustande. Lekker- bissen sind für ihn: ein halbverfaultec Wallsischschwanz, frische, faule und halb ausgebrütete Eier in einen Sakk von Seehundsfellen ge- schüttet und mit Thran vermischt. Außer Wasser trinkt er auch gern Thran, und wenn auch nicht in vollen Bechern, doch als Lekke- rei. Die Kleidung der Grönländer besteht gewöhnlich in einem Pelze von den Fellen der Seevögel oder der Rennthiere, die Haare gegen die Haut gekehrt; hierüber tragen sie ein großes Kleid von Seehundsfellen. Beinkleider, Schuhe und Strümpfe sind gleichfalls aus Seehundsfell. Im Sommer wohnt der Grönländer in Zelten, aus Fellen bestehend, die zur Regenzeit mit der rauhen Seite aus- wendig, bei gutem Wetter aber umgekehrt liegen. Das oberste Fell ragt auf allen Seiten etwas vor und bildet so ein Vordach, unter welchem man Vorräthe und dergleichen aufbewahrt. Unten sind die Felle mit Steinen beschwert, und etwaige Öffnungen werden mit Moos verstopft. Der Eingang ist mit einem Vorhang aus den zarten Häuten der Därme versehen, der auch zugleich als Fenster dient. Im Innern befinden sich Britschen; Breter, die auf Klötzen ruhen. Oft wohnen 2ñ Menschen in einem solchen Zelte. Die Winterwohnungen sind viel größer, als die Sommerzelte. Man er- baut sie gern an hohen Stellen, damit das Schneewasser desto besser ablaufen kann. Die äußere Wand ist eine Mauer, aus Steinen, einige Ellen dikk, zusammengesetzt und mit Erde und Rasen verkittet. Auf der Mauer ruht der Länge nach ein Balken, der im Innern durch Pfosten unterstützt wird. Über diesen Balken gehen Quer- balken, deren Zwischenräume mit Holz und Haidekraut belegt sind.

2. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 132

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
132 schwand von seinen Zinnen, von welchen nun der Halbmond schim- merke; Kirchen verwandelten sich in Moscheen und der Koran ersetzte überall das Evangelium. ■—- Unter der nachfolgenden Herrschaft der Turkomannen wurde der Drukk der christlichen Einwohner so arg, dass die meisten auswanderten; die Berichte von der Grausamkeit der Türken gegen christliche Pilger erfüllten (gegen das elfte Jahr- hundert) die christliche Welt. — Da predigte Peter von Amiens Las Kreuz, — und aus den Handen der Ungläubigen erlösten die Schaaren der Christenvölkec unter Gottfried von Bouillon (1099) die heilige Stadt. Es ward ein eigenes christliches Königreich ge- stiftet, wovon Jerusalem, dessen Namen es führte, die Hauptstadt wurde. Ihm aber machten die Türken schon 1187 ein Ende und seitdem blieb Jerusalem unter ihrem eisernen Scepter. Das heutige Jerusalem ist ganz unbedeutend gegen das alte. Die Umgegend ist öde und menschenleer. Das Innere entspricht dem ersten ungünstigen Eindrukk des Äußern vollkommen. Die Hauser sind niedrige, meistens freiste- hende, plumpe, steinerne Bierekke, im untern Stokk ohne Fenster- öffnungen, und sehen Beinhausecn ähnlicher als menschliche Woh- nungen. Die Straßen sind mit Sand, Schutt und Koch schuhhoch bedekkt, ungepflastert, unregelmäßig, winklig, steil und so enge, dass die meisten kaum ein Kameel passiren kann. Im Sommer spannt man won Haus zu Haus große Tücher aus, sich vor der Sonne zu schützen, und dann ist's ganz düster auf den Gassen, und da zugleich die Ausdünstungen gehemmt werden, ist ihre Atmosphäre pestilenzialisch. — Die Zahl der Einwohner übersteigt nicht siebentausend. Zur Halste sind's Türken, ein Viertel Juden, der Nest Christen aller Sekten, meistens Ordensgeistliche, denn noch giebt es hier über 50 Klöster, die von den Geschenken der Pilger und milden Beitra- gen der Christenheit ihr Leben fristen. ■— Auf den Straßen hört und sieht man nichts als Pilger, plärrend und singend in allen Sprachen der Erde. An Gewerbe ist hier nicht zu denken. Die Hauptnahrungsquellen sind die Schaaren christlicher und mohame- danischer Pilger, die aus allen Landern des Morgenlandes das Ziel ihrer Fahrt in Jerusalem finden. Sogenannte geistliche Waaren, als Rosenkränze, Heiligenbilder, Reliquien, welche man in großer Menge an die pilgernden Gläubiger verkauft (und von denen ehe- dem jährlich über 20 Schiffsladungen nach Europa gingen), sind meist Augsburger und Nürnberger Fabrikate. (I. Meyer.)

3. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 134

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
wie in Palmyra, aus einer großen, über weite Gefilde bin sich ver- breitenden Masse von Gemäuer und Säulen; sondern nur drei Gruppen von Ruinen find übrig, welche nicht fern von einander im Theile einer erhöhten Plattform stehen, die selbst das riesenhaf- teste Werk ist, welches Menschenhände errichteten; denn diese Ter- rassenmauer von halbstündigem Umfang besteht aus regelmäßig - be- hauenen Felsblökken, von denen der kleinste 31 Fuß, der größte 64 Fuß Länge, 15 Fuß Höhe und 16 Fuß Breite hat, und die so ge- nau auf einander gefügt sind, dass man noch jetzt nach zwei Jahr- tausenden nicht im Stande ist, nur die Klinge eines Federmessers in eine Spalte zu bringen. Einer der größten dieser Steine würde, wenn man ihn in Quadern gewöhnlicher Größe trennte, hinreichen, um einen Palast zu erbauen, in dem Könige residiren könnten! Diese Quaderfelsen kamen aus. einem zwei Stunden entfernten Steinbruche, in dem man jetzt noch welche ähnlicher Größe steht, die, zum Theil fertig behauen, am Rande des Bruchs zum Weg- schaffen bereit liegen. Die größte Blüthe des alten Baalbekk fallt in die Zeit der Antoine. (3. Meyer.) 6. Gebirge und Höhen. 85. Bau der Gebirge. Von den ältern Gebirgen hat keines mehr seine ursprüngliche Gestalt. Sie sind in der That nichts weiter als Ruinen, um welche die Zerstörung während der langen Zeiträume, welche die verschiede- denen Erdschichten trennen, kleinere Trümmer gehäuft hat. Schutt und Staub haben die Räume, welche die Berge trennten, ausge- füllt; sie sind das Band geworden, welches letztere zu den Gebirgen zusammenknüpfte, die wir auf der Erdkarte bald als Bergketten mit Gipfeln auf dem Rükken, bald als ein großes Hochland oder Alpen- land mit Seitenarmen, Mittel- und Vorgebirgen bemerken. Allen diesen Höhengruppen sind Thäler mit Flüssen, Nebenlhäler mit Bächen eigen; häufig hebt sich Terrasse über Terrasse, oder Hoch- ebenen lagern auf ihrem Rükken. Mit solchen Formen erscheinen alle großen Gebirgsfysteme, z. B. die Alpen, die Pyrenäen, die Kar- pathen die Appenninen und jene letzte Freistätte klassischen Helden- muths, der Kaukasus. Ganz anders hingegen zeigt sich der Bau des neuen Gebirgs das die Hand der Zeit und ihre Kräfte, oder Erdumwälzungen, noch nicht zerstört haben. Es stellt sich in den Vulkanen der jüngsten

4. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 146

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
Sapphiren zu befinden, so blendend schön umwandeln Einen die Schattirungen der Regenbogenfarben. Roch bewundernswerther wird dieses Schauspiel dadurch, dass sich das Farbenspiel bei jedem Schritte, bei jedem Ortwechsel ändert. Damit die Gewölbdekke nicht herabstürze, muss man in gemes- senen Entfernungen Säulen anbringen. Diese Säulen bestehen ñus dem Salzstein selbst, der entweder massenweise stehen bleibt, in- dem man dazwischen hinsprengt, oder man errichtet kunstmaßig von Grund auf neue Säulen. In beiden Fallen bemüht man sich, den- selben eine gefällige Gestalt zu geben. Auch die Gewölbe sind ver- schieden geformt, und man erblikkt zum Theil groteske (seltsame, lä- cherliche, wunderliche) Figuren, die aber immer ein Werk der Na- tur sind. Besonders niedlich nehmen sich die Salzstükke an dem Boden der Gewölbe aus, die in Eiszapfenform herabhangen und mit allen Regenbogenfarben spielen. Selbst da, wo der Fußboden nicht zu sehr betreten und befahren wird, ist er mit Krystallisationen von derselben Art bedekkt. Hin und her erblikkt man Hütten, theils einzeln stehend, theils gruppenweise. Dieses sind Wohnungen der Bergleute, die in denselben mit ihren Familien hausen. Die An- zahl der Bewohner dieses unterirdischen Erdstrichs beläuft sich an 500, von denen die wenigsten mit der Oberwelt im Verkehr stehen. Vielmehr will man behaupten, dass Viele von ihnen in den Erd- schachten, wo sie geboren worden sind, leben und sterben, ohne je das Sonnenlicht gesehen zu haben. Damit diese Menschen nicht ohne alle Religion aufwachsen und hinsterben, ist für die jüngere Menschenwelt eine Art von Schule, die freilich nicht viel bedeutet, eingerichtet, und für die Erwachsenen eine Kapelle, welche in den Salzfelsen eingehauen ist. Die Bestandtheile dieser Felsen sind eben- falls von Salz, wie hier Alles. Der hohe Altar, die Kanzel, die Wände, das Gewölbe sind in und aus Salzstein gehauen. Mitten durch die große Ebene des Salzwerkes geht die Heerstraße, auf wel- cher die mit Salz beladenen Wagen einherfahren, um das Salz aus den entferntern Gegenden bis an den Ort zu bringen, wo es in die Höhe gewunden wird. Die Straße wird nie leer und selbst die La- dung der Fuhrleute, die immer guter Dinge sind und bei ihren Wagen einhergehend, jauchzen und singen, gewährt einen prächtigen Anblikk; denn sie blitzt wie Krystall und Edelgestein. Die Zahl der Pferde, die hier gehalten werden, beläuft sich auf mehrere Hundert, und keins von ihnen sieht das Tageslicht wieder, wenn es einmal die unterirdischen Wohnungen betreten hat. Gewöhnlich werden diese Thiere von dem Strahlenschimmer der überall blinkenden Lich-

5. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 153

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
153 gelegt, darauf eine Schicht Eisenstein, dann wiederum eine Schicht Kohlen, und so fort, bis ein mehrere Fuß hoher Haufen entstanden ist den man endlich mit Kohle bestreut und anzündet. Dadurch wird das Wasser nebst den Gasen entfernt, die in den Eisensteinen enthalten sind. Erst wenn dies geschehen, kommt das Eisenerz in die Schmelzöfen. Dies sind große, hohe Ofen, weshalb sie auch Hoch-Öfen heißen, vierzig bis fünfzig Fuß hoch, von Steinen er- baut und innen mit feuerbeständigen Ziegeln ausgelegt. Sie sind Tag und Nacht in ununterbrochener Arbeit, Sonntags und Wo- chentags, viele Monate, ja oft Jahre lang, immer voll von bren- nenden Stoffen, so dass die Flammen aus der Öffnung ununter- brochen hoch emporschlagen und weit umher gesehen werden können. Um die Gluth noch mehr zu vergrößern und dadurch das Schmelzen des Erzes zu erleichtern, sind an den Schmelzöfen große Geblase angebracht, die wohl von Dampfmaschinen getrieben werden und unausgesetzt einen Luftstrom in den Ofen hinein blasen. Seit eini- gen Jahren ist man so weit gegangen, diese Lust, welche das Feuer anzublasen hat, warm zu machen, damit man an Brennmaterial erspare. Die Eezmasse sinkt in den Ofen, sowie sie schmilzt, herunter, und dieses geschmolzene Eisen lasst man darin zwölf Stunden lang sich ansammeln. Dann wird es abgestochen, d. h., Man lässt es herauslaufen, denn am Boden des Ofens befindet sich eine Öffnung, welche man aufmacht, wenn man das geschmolzene Eisen abfließen lassen will. Dieses flüssige Eisen wird in Ganse, d. h. in Stükke gegossen, und zwar in folgender Weise. Vor einem Ofen befindet sich ein ebener Raum, der mit Sand bedesikt ist, und in diesem Sande sind Rinnen und Vertiefungen angebracht. In diese Rin- nen und Vertiefungen fließt das weiß glühende Eisen wie Wasser, und da erkaltet es und wird fest. Ihr seht ein, dass man das Eisen auf diese Art in jede beließ bige Form gießen kann, je nachdem man sie in dem Sande macht. Wenn aber die Gegenstände, welche man gießen will, nicht sehr groß sind, so wird das flüssige Eisen gewöhnlich mit großen schweren Löf- feln aus dem Ofen geschöpft und in die bestimmte Form gegossen die man in der Nahe hat. Das in den Formen erkaltete Eisen heißt nun Gusseisen, abrt dieses kann nicht zu den verschiedenen Gegenständen gebraucht wer- den, die man aus Eisen verfertigt, weil es zu leicht bricht und sich nicht Hammern lasst. Zu diesem Zwekke muss cs noch weiter ver- arbeitet und zu Schmiedeeisen gemacht werden. Dies geschieht auf

6. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 180

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
180 einer frommen Witwe, hieß Erhard; der andere, Mathias, hatte eine harte Stiefmutter, die oftmals auch mit dem Vater in Un- frieden lebte. Als die Knaben in den Wald kamen, beschlossen sie, auch ge- meinsam wieder nach Hause zu gehen, und trennten sich, um dürre Reiser zu suchen. Erhard sammelte emsig, und wo er einen ver- dorrten Ast auf einem Baume fah, kletterte er hinauf und brach den Ast ab. In kurzer Zeit hatte er ein schweres Bündel bereitet und schnürte es fest zusammen. Darauf lief er nach der andern Seite und rief seinem Gefähr- ten. Dieser antwortete aus der Tiefe des Waldes, und als Erhard hinzulief, fand er ihn zwischen den Nusssträuchen. Als Erhard ihn sah, sprach er zu ihm: „Komm jetzt zur Heimath! Wo hast Du Dein Bündel?" Aber Mathias antwortete: „Wie? bist Du schon fertig? Ich habe noch Nichts gefunden." Da wunderte sich Erhard, und als er vernahm, dass er nur nach Nüssen gesucht habe, sprach er: „Komm, ich will Dir sammeln Helsen, die Mutter harret meiner; sonst können wir nicht zusam- men gehen." Da zog Mathias ein krummes Messer hervor und sah umher, ob er auch Jemand gewahre. Erhard aber fragte:- „Was willst Du beginnen?" Da antwortete jener: „Sammle Du nur einige trokkne Reiser, die ich auswärts um das Holz lege, für das Innere will ich schon sorgen." Darauf wollte er eine junge Eiche mit seinem Messer abhauen. Da erschrak Erhard und rief: „Behüte Dich Gott, dass Du Solches thuest an dem jungen Bäumchen. Das wäre ja eine Schande und Sünde. Und wenn der Forstmeister Solches erfährt, so verbietet er Allen , Holz zu lesen, und Du wärest Schuld, dass alle arme Leute im Winter des Holzes entbehrten. Da sei Gott vor, dass wir solches Übel thun! Warte nur ein wenig, ich will schon Rath schaffen!" Da sah Erhard sich um und entdekkte eine alte Eiche mit vie- len abgestorbenen Zweigen, und kletterte hinauf, wie ein Eichhorn, und brach die dürren Zweige herunter. Mathias aber erstaunte. Ehe eine halbe Stunde vergangen war, hatten sie Holzes ge- nug, und Erhard machte ein Bündel und trug es dahin, wo er das seinige hatte, und stellte es hin und sprach zu Mathias: „Nun nimm es auf Deine Schulter!" Aber Mathias sprach: „Gieb mir lieber das andere; denn es

7. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 242

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
L42 ziehen bis an den Rhein. Ihr eigentlicher Aufenthalt sind die mit Gras bewachsenen Ebenen der Tartarei, welche sie ganz kahl fressen. Sir finden sich daselbst in solcher Menge, dass sie wie Wolken er- scheinen, wenn sie weiter ziehen. Haben sie das Gras abgefressen, so liegen sie so dicht auf der Erde, dass sie dieselbe bedekken und erst weiter gehen, wenn sie der Hunger treibt. Im Jahr 1730 zogen sie durch Polen bis in die Mark Brandenburg. Nach früberen Nachrichten sind sie selbst bis nach Italien und in den Westen von Frankreich gekommen, wo sie vom Wind in das Meer geworfen wurden, wie die ägyptischen Heuschrekken, von denen Moses redet. Sie legen ihre Eier in die Erde, wie die andern Heuschrekken. Die Jungen, welche im Frühjahr auskriechen, fangen sogleich an das Grüne abzufressen, hauten sich viermal, bis sie Flügel bekommen und weiter stiegen können. Wahrend dieser Zeit giebt es kein Mittel, sie zu vertilgen, weil durch die Verfolgung derselben mehr Schaden an dem Getreide angerichtet würde, als sie selbst thun. Wenn sie aber nach der Ernte keine Flügel haben, so kann man sie in vorherge- machte Graben treiben und mit Erde bedekken, oder auf die grünen Ränder zwischen den Feldern, und mit Tennenpatschen todtfchlagen, nämlich einem Bret, worin schief ein Stiel stekkt. Dadurch kann ihre Zahl sehr gemindert werden. Haben sie einmal Flügel, so sind sie schwerer zu vertilgen. Man treibt sie zwar wohl mit Rauch oder Senseklingeln von einem Akker auf den andern, allein cs hilft im Ganzen Nichts, weil sie dann des Nachbars Feld abfressen. Auch kann man sie nur gegen Mittag aufjagen, weil sie des Morgens und Abends nicht in die Höhe gehen. Da sie wahrend der Nacht die Halme bis auf den Boden abfressen, indem oft 10 an einem han- gen, so liegen sie des Morgens ganz dicht an einander. Man müsste daher ganze Ämter aufbieten, damit sie um diese Zeit mit Säkken auf's Feld gehen und sie todtfchlagen, oder sie mit Wurfschaufeln in die Sakke schieben. Die Regierung zu Mailand setzte einmal einen Preis auf jeden Sakk voll, und in wenig Tagen wurden 12,000 Sakke gefüllt. Übrigens ziehen sie nur strichweise und lassen manch- mal die nächsten Felder unbeschädigt. Sie legen ihre Eier, 50 bis 60, Anfangs Septembers in die Erde; ist der Frühling schlecht, so gehen, besonders in unsern Gegenden, die meisten zu Grunde, so dass sich die ältesten Bauern, selbst im östlichen Deutschland, kaum eines Zugs erinnern > auch werden sie von den kleinen Raubvögeln sehr gelichtet. Nach dem Legen sterben sie und bleiben an den Hal- men hangen, schwellen an, verfaulen und geben einen Gestank von sich. wie Todtengeruch. Eine Pest soll davon einmal in Italien

8. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 246

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
216 Ameisen in einem Tuche auspresse; ferner dadurch, dass sie viel Aas wegschaffen. (Okcn.) 248. Die Termiten. Es ist sehr nothwendig, dass in den heißen Gegenden alle tod- ten Thiere so schnell als möglich weggeschafft werden, damit die Lust nicht verderbe, und dazu sind die Insekten bestellt, welche so- fort jeden faulenden Körper zerstören. Daher die große Anzahl In- sekten, daher ihre Gefräßigkeit. Diese Aufgabe haben besonders die Termiten oder weißen Ameisen. Sie leben vorzüglich an der Westküste Afrika's, und zeichnen sich sowohl durch die bewunderungswürdigen Gebäude, die sie errich- ten, als durch ihre Wanderungen und Verheerungen aus; keine Art derselben zeigt sich aber als ein so großer Meister der Baukunst, als die sogenannte kriegerische Termite. Diese kleinen Thiere erbauen sich kegelförmige Wohnungen von mehr als 12 Fuß Höhe und von 27 Fuß Umfang an der Grundfläche. Sie bestehen aus festem Thon und sind so stark, dass sie mehrere Personen tragen können. Mit kleinen Kegeln machen sie den Anfang; diese ragen einzeln, etwa von der Größe eines Fu- ßes, aus dem Erdboden hervor. Bald erscheinen mehrere; alle neh- men an Höhe zu, und am Ende vereinigen sie sich in einem einzigen großen Gewölbe. Im Innern enthält eine solche Termitenstadt eine Menge Höhlungen, Gänge, Treppen und Brükken. Die großen Eingänge sind den Mündungen großer Kanonen ähnlich. Das Wesentlichste des Innern, wohin alle Gänge führen, besteht in der großen Kammer für die Königin; denn diese Thiere haben auch, wie die Bienen, eine Königin, welche allein Eier legt. Diese Kam- mer liegt fast genau in der Mitte des Kegels, ist von ovaler Form aus glattem, festem Thone, wie ein Gewölbe gebildet. Seitwärts sind mehrere kleine Eingänge, rund gebohrte Löcher, jedoch nur von einer solchen Größe, dass gerade ein einziger kleiner Arbeiter hindurch kann. Um diese Kammer sind viele Gemächer angelegt, welche von den, der Königin aufwartenden Arbeitern bewohnt werden; alle diese Kammern stehen durch mehrere Öffnungen und Gange mit einander in Verbindung. Die übrigen Zellen dienen theils zur Aufbewahrung der jungen Brut, theils zu Magazinen. Die Königin legt oft 80,000 Eier; jedes derselben wird von den Arbeitern ihr abgenommen, in eine Zelle getragen und dort, sobald das Insekt ausgckcochen ist, mit hinreichender Nahrung versorgt. Die Magazine sind mit Holz- spahnchen und andern Pflanzentheilchen angefüllt; diese werden mit

9. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 247

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
247 Pfianzensaften und Gummiarten durchknetet und so zu einem Nah- rungsmittel zubereitet. Um von einem Gange zu den andern höher liegenden Zellen zu gelangen, bauen die Arbeiter eigene Brükken und sanft anstei- gende Treppen. Die ganze Sammlung dieser so weislich und müh- sam eingerichteten Wohnungen ist inwendig noch mit einem flachen Gewölbe aus festem Thon bedekkt. Sollte nun auch die äußere Dekke etwas Wasser ducchlassen, so kann es doch nicht bis in's In- nere der Wohnungen dringen. Vergleicht man diese Termiten-Ge- bäude mit den höchsten Gebäuden, welche je die Menschen errichtet häben, den Pyramiden in Ägypten, so ergießt sich, dass die Woh- nungen der Termiten in Hinsicht auf Größe und Höhe die der Menschen übertreffen. Rechnet man nämlich, dass eine Termite nur £ Zoll lang ist, und die kleinsten ihrer Wohnungen 12 Fuß hoch sind, so ist ihre eigene Lange darin 576 Mal enthalten. Die Lange des Menschen betragt höchstens 6 Fuß, die höchste Pyramide aber 448 Fuß, demnach ist seine Länge nur 74§ Mal darin ent- halten, und folglich sind verbältnissmäßig die Wohnungen der Ter- miten 8-—9 Mal höher als die menschlichen Gebäude. Diese Termiten sind es unter andern auch, welche durch un- aufhörliches Zerstören aller abgestorbenen Körper, vorzüglich des Pflan- zenreichs, um die Erhaltung des Lebens in der heißen Zone sich un- endlich verdient machen. In großen Schaaren fallen sie über die riesigen Baume her, welche von den Stürmen niedergestrekkt wer- den, und zernagen sie mit unbegreiflicher Schnelligkeit. In einer einzigen Nacht durchlöchern sie die stärkste Bretterwand wie ein Sieb. Der stärkste Hausrath von Mahagonyholz zerfällt durch ihr Gebiss in weniger Zeit in Staub. Ein Mobilien- oder Waaren- magazin ist von ihnen in einigen Wochen aufgeräumt. Ihr An- griff auf große Gegenstände geschieht mit vieler Geschikklichkeit. Da sie das Licht scheuen, so bauen sie um die Holzmasse vielfache Gange von Thon, und hierunter geschützt, zerstören sie in allen Richtungen die stärksten Pfosten, Balken oder Bäume. (Straus.) £49. Die Cochenille. Die Eochenille ist ein Insekt von der Gattung der Schildlause, und halt sich auf einem Gewächse auf, das bei den Naturforschern Eaetus heißt. Von dieser Pflanze, die man in dieser Absicht sorg- fältig baut und aus deren Safte sich das Insekt nährt und daraus wahrscheinlich den schönen Farbenstoff zieht, der in seinem Leibe noch meh-r geläutert und verfeinert wird, liesst man diese Insekten jährlich

10. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 258

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
die geöffneten Schaalen zu greifen, so lange das Thier darin ist. Taue, wenn sie zufällig in eine geöffnete Muschel fallen, werden abgekneipt, als wenn man sie abgeschnitten hatte. Jemand würde Gefahr laufen, seine Hand zu verlieren, wenn er nicht vorher etwas zwischen die Schaalen stckkte, damit sie sich nicht schließen können. Um sie heraufzuholen, macht ein Taucher einen Strupf darum mit einem Seil, woran sodann die ganze Mannschaft zieht; dann sucht man mit einem Messer die Sehnen zu durchschneiden, worauf sich die Schaalen von selbst auseinander thun. Auf dem Grunde haben sie immer die Schaalen geöffnet, um die kleinen Fische zu fangen, welche in Menge hincinschwimmen und darin spielen, bis sie allesammt verschlossen und aufgezehrt wer- den. Dieses plumpe Thier hat immer ein Kamerädlein bei sich, welches sein Wächter ist, nämlich einen kleinen Krebs, welchen man Muschelwächter nennt. Es zwikkt die Muschel in's Fleisch, wann es sieht, dass viele Beute in ihrem Hause ist, worauf sie zukneipt. Man glaubt, dass das Thier nicht mehr leben könne, wenn das Wächterlein durch Zufall heraus gerath, weil das Thier ohne Ge- sicht ist und sich vor seinen Räubern nicht selbst bewachen kann. In der Muschel findet man bisweilen schöne Steinchen, sehr ähnlich dem Alabaster, einige schön weiß, andere gelblich, andere auch halbdurchsichtig wie Achat. Die Leute, welche in Fischen und Muscheln ihre Kost suchen müssen, tragen diese Steine gern bei sich, weil sie glauben, dadurch Glükk in's Haus zu bringen und reich zu werden. Das Fleisch der Muschel wird gegessen, ist aber schwer zu verdauen. Die Schaalen braucht man zu Waschgefäßen, auch zu Trögen. Auf Bergen findet man diese Schaalen versteinert. Wie sie da hinaufgekommen, ist schwer zu erklären; die meisten sind zerbrochen und viele liegen ganz blos auf der Erde, andere sind an Felsen angewachsen, einige stekken auch zum Theil darin. Einige meinen, sie wären daselbst gewachsen wie andere Steine, Andere, sie seien von Menschen hinaufgebracht worden. Allein wer wird sich die Mühe geben, diese Ungeheuer auf Felsen zu schleppen, worauf kaum ein Mensch klettern kann, während man ihnen mit Leichtig- keit das Fleisch am Strande ausnimmt. Waren auch damals die Menschen Riesen gewesen, so haben sie doch ohne Zweifel eine eben so weiche Haut gehabt wie wir, und würden eben so die schroffen Felsen gescheut haben.; darum muss man eher über solch ein Gerede lachen, als es widerlegen. Sie sind ohne Zweifel durch eine Fluth dahin gekommen. Es giebt daselbst so große, dass sechs Mann daran zu tragen haben. (Vkcn.)
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