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1. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 65

1849 - Halberstadt : Frantz
— 65 — Io. Perikles Noch waren am Ende der Perserkriege (die zwar angriffsweise von den Griechen, besonders von den Athenern, immer fortgesetzt wurden, so daß die Herrschaft der Perser immer weiter nach dem Innern von Asien sich zurückziehen musste, aber nie wieder eine ähnliche Bedeutung gewinnen konnten) die früheren Verhältnisse des Staats in Athen unverändert geblieben, noch hielten die Bürger an den väterlichen Sitten fest, noch galten die durch Solon festge- setzten Beschränkungen in der Theilnahme an öffentlichen Angelegen- heiten. Die wohlhabenderen Klassen führten die Staatsverwaltung. Allein durch die Kriegsbeute war ein unermeßlicher Rekchthum nach Athen gekommen, war die Betriebsamkeit vermehrt, das Streben der Niederen nach Oben geweckt, die alte Zucht gelockert, aber auch ein Jagen nach Genuß, sowohl sinnlichem als geistigem, an die Stelle getreten. In diese Bewegung hinein trat Perikles, der größte Redner und Staatsmann, welchen Griechenland hervorge- bracht hat. Aus einer hochangesehenen Familie abstammend, hatte er in dem Reichthume seiner Eltern die Mittel, seinen Geist durch die bedeutendsten Weisen jener Zeit ausbilden zu lassen. Sein Streben war schon früh darauf gerichtet, in dem athenischen Staate groß und mächtig zu werden und den Staat selber noch größer und mäch- tiger zu machen. Allein besonnen wartete er den rechten Zeitpunkt zum öffentlichen Auftreten ab, lebte lange einsam und mit ernsten Dingen beschäftigt, war unbescholten in seinen Sitten und vermied es gänzlich, die Aufmerksamkeit des Volkes auf sich zu ziehen. End- lich, als er keinen zu mächtigen Gegner mehr zu fürchten hatte, trat er hervor. Er hielt es für nothwendig, dem Volke gegenüber stets eine ernste und würdige Haltung zu zeigen. Darum mied er alle Vertraulichkeit, erschien bei keinem Gastgelage, überließ sich nie müßigem Geschwätze, sondern zeigte sich den Athenern nur auf dem Wege von seiner Wohnung bis zum Markte, wo alle Staatsver- handlungen öffentlich vorgenommen wurden, wo die Redner für 5

2. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 29

1849 - Halberstadt : Frantz
29 und zinspflichtig, sondern er legte auch Besatzung in die alte und reiche Stadt Damaskus, und machte sich Syrien zinsbar. So herrschte David vom Euphrat bis zum rothen Meere, so ward durch ihn die Weissagung erfüllt, daß Abrahams Nachkommen das Land besitzen sollten von Ägyptens Strom bis an den Euphrat (1 Mos. 15, 13). Nicht bloß in den mit all diesen Völkern geführten Krie- gen war durch die Beute ein großer Reichthum erworben, sondern durch den Besitz der beiden berühmten Häfen des arabischen Meer- busens, Elath und Eziongeber, war auch für die Belebung und Erweiterung des Handels so viel gewonnen, daß sie für das Land wahre Goldgruben genannt werden konnten. David sammelte darum auch einen sehr bedeutenden Schatz, welcher Theils auf Zion, Theils in anderen Städten aufbewahrt wurde, und welcher sich wohl auf mehrere hundert Millionen Thaler belief. Gewiß darf man auch in diesem irdischen Glück den Segen Gottes erkennen, mit welchem er den König belohnen wollte, welcher fast überall bei seinem Thun zuerst an die Ehre Gottes dachte. Leider muß es heißen „fast überall"; denn seine Begierde zum Weibe des Urias, die Ermor- dung des Urias und dann die Verbindung mit der schönen Bath- seba bleiben schwere Sünden. Aber wir sollen hiebei weniger da- nach fragen, wie tief der Mann fallen konnte, als vielmehr danach, wie hoch er sich von so tiefem Fall durch seine Reue und Buße und durch die Gnade Gottes wieder erhoben hat. Ebenso wenig gelang es ihm, in seinem Hauswesen die rechte Zucht und Ordnung zu handhaben. Auch dafür erfuhr er in den Folgen schwere Strafe. Sein dritter Sohn Absalom empörte sich gegen den Vater und ließ sich zu Hebron zum Könige ausrufen. David floh auf diese Nach- richt barfuß und mit verhülltem Haupte weinend den Olberg hin- an, von da nach Bahurim, sammelte ein Heer und sandte es unter seinem Feldherrn Ioab gegen die Empörer. Diese wurden zwar geschlagen, aber auch Absalom, welcher mit seinen langen schönen Locken in einer Eiche hängen geblieben war, wurde mit drei Spie- ßen durchstochen, so daß der Siegestag ein Tag des Jammers wurde für den König und für das ganze Volk. Ein zweiter Auf- stand Seba's wurde schnell beseitigt, eine dreijährige Hungersnoth und eine Pest überwunden, als endlich Davids fünfter Sohn Adonia

3. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 68

1849 - Halberstadt : Frantz
— 68 — ganz abhängig, gaben jährlich eine Abgabe von fast zwei Millionen Thalern und ließen sich sogar bei ihrer Gerichtsbarkeit und Gesetz- gebung Vorschriften von Athen aus gefallen. Jene Millionen nun verwandte Perikles auf die Verschönerung der Stadt durch Kunst- werke von solcher Vortrefflichkeit, daß sie die Bewunderung aller Zeiten auf sich gezogen haben. Da die Griechen ihre Götter sich wie Menschen dachten, auch mit menschlicher Gestalt, sogar oft mit menschlichen Sünden und Leidenschaften, und Bilder derselben in ihren Tempeln, auf öffentlichen Plätzen, vor und in den Häusern aufstellten und verehrten; so ging das Bestreben der Künstler schon früh dahin, in der Darstellung dieser Götterbilder in Marmor und in der Erbauung ihrer Tempel aus Marmor die mögliche Vollkom- menheit zu erreichen. Perikles verstand es, den rechten Wetteifer unter ihnen zu erwecken; er belohnte aber auch ihren Kunstfleiß .nach Gebühr. Der Bau der Vorhalle zur Burg von Athen (Akro- polis) dauerte allein fünf Jahre und kostete gegen drei Millionen Thaler. Auf dem Parthenon, einem andern der vielen öffentlichen Prachtgebäude, wurde das Bildniß der Athene, (Schutzgöttin von Athen) aufgestellt, von 40 Fuß Höhe, aus Elfenbein und Gold vom Phidias, dem größten Bildhauer des Alterthums, gebildet. Das Volk nahm an allen diesen Kunstbestrebungen, die nach seinen Vor- stellungen zugleich religiöse waren, indem ja auch überall seine Göt- ter verherrlicht wurden, den lebhaftesten Antheil und gewann na- türlich an Kunstgeschmack und dadurch wieder an Urtheil und Bil- dung überhaupt. Außerdem sorgte Perikles, was noch weit mehr die Bildung beförderte, für die möglichste Pracht und Vollendung der öffentlichen Schauspiele; er feuerte die Dichter an, er gab dem armen Volke aus der Staatskasse das Geld zum Besuche des The- aters, er rief ffomitjeinen allgemeinen Wetteifer hervor. Und es ist wahr, es sind in jener Zeit Dichtungen dem Volke vorgeführt, welche noch heute die Gebildeten jedes Volkes zur Bewunderung Hinreißen, und aus denen man auf eine überaus hohe Geistes - und Kunstbildung des Volkes schließen muß, welches dergleichen ver- stehen und lieben konnte. Äschylus, Sophokles und Euripides waren die größten Schauspieldichter. So sehr nun Perikles die Herrschaft des ganzen Volkes be-

4. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 71

1849 - Halberstadt : Frantz
— 71 — Perikles gegen 4v Jahre rastlos gearbeitet hatte, sollte Theils nach der Niederlage Athens seine Ohnmacht zeigen gegenüber den Bestre- bungen der menschlichen Sünde, Theils aber gerade durch die Nie- derlage Athens ganz anders erhalten und verbreitet werden, als es so möglich gewesen wäre. Wenn daher Perikles auch für Athen kein Dauerndes hiemit geschaffen hat, so hat er doch, unsichtbar und von dem höchsten Schöpfer geleitet, mit seinem Werke einen vorzüg- lichen Grund dazu gelegt, daß einst die Nachkommen seines Volkes sowohl zu Lehrern fast der ganzen Welt, als auch zu Schülern des größten Meisters auf Erden berufen werden konnten. 11. Alexander der Große. Die griechischen Freistaaten waren durch gegenseitige Kriege zerrüttet, durch innere Zuchtlosigkeit und Unsittlichkeit, denen auch die glänzendste Bildung durch Kunst und Wissenschaft keinen Damm entgegensetzen konnte, geschwächt und eine leichte Beute für einen kräftigen, schlauen Eroberer. Der König Philipp von Macedo- nien, einem im Norden gelegenen rauhen Lande mit einem griechi- schen, aber auch rauhen und starken Volke, suchte durch Bestechung Einfluß in die griechischen Angelegenheiten zu gewinnen, konnte zwar den größten griechischen Redner, Demosthenes, weder durch Geld noch durch bestochene Gegner besiegen, wohl aber in offener Feldschlacht bei Chäronea die Kriegsmacht der vereinigten Griechen. Noch aber behandelte er sie nicht als völlig Unterworfene, sondern ließ ihnen einen Schein von Freiheit, wollte bloß zum Oberfeld- berrn gegen die Perser gewählt werden. Allein er wurde mitten in seinen kühnen Entwürfen ermordet. Seinen Thron und seine Plane erbte sein Sohn Alexander. Schon in früher Jugend hatte der- selbe außerordentliche Fähigkeiten gezeigt und dadurch seinen Vater veranlasst, ihm den größten Weisen Griechenlands, Aristoteles, zum Lehrer zu geben. Nicht daß ihm ein Sohn geboren sey, hatte der

5. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 72

1849 - Halberstadt : Frantz
— 72 Vater gesagt, scheine ihm ein Glück, sondern daß er in den Tagen des Aristoteles geboren sey. Der Schüler war seines großen Lehrers würdig. Eine in diesem Stande seltene Kenntniß und Verehrung der Wissenschaft, eine hohe Begeisterung für die Kunst, besonders für die Dichtkunst, und der heiße Drang, diese griechische Bildung überall auszubreiten, zeichneten schon früh den Jüngling aus. Er war aber auch ein Heldenjüngling: den Bucephalus, ein stolzes widerspenstiges Roß, konnte Niemand bändigen, er stellte es vor seinen Schatten und regierte es mit Lust; sein Vater rief aus: „Suche dir ein anderes Königreich, mein Sohn, Macedonien ist zu klein für dich!" Auf eine an den Vater gekommene Siegesnach- richt klagte er, daß ihm sein Vater Nichts zu thun übrig lassen würde. Und in offener Feldschlacht erwarb er sich durch Muth, Gewandtheit und Kriegsglück so sehr die Bewunderung der Mace- donier, daß sie den Vater ihren Feldherrn und den Sohn ihren König nannten. Je reicher aber die geistigen Gaben sind, die Gott einem Men- schen verliehen hat, desto stärker ist auch in seinem Herzen eine Sehnsucht nach ewiger Befriedigung, eine Sehnsucht, welche durch irdische Dinge, wie Genuß, Reichthum, Länderbesitz, Wissenschaft, Herrschaft nicht befriedigt werden kann', ja gerade durch den Besitz dieser Dinge vergrößert wird, eine Sehnsucht, die nur durch die ewigen Güter des Himmels wahrhaft gestillt wird. Auch Alexander war von dieser Sehnsucht nach dem Weiten, Großen, Unendlichen erfüllt; aber sein Geist war noch in heidnischer Blindheit befangen, er konnte das Unendliche noch nicht über den Sternen suchen, er trachtete es auf Erden zu finden. Daher seine Entwürfe, die ganze Welt zu erobern, alle Völker — gegen den ewigen Willen Gottes — zu verschmelzen und über sie alle als unumschränkter Herr zu regieren. In seiner Nähe begann er. Die Griechen hatten schon gemeint, nach Philipps Tode wieder frei zu seyn. Da brach Ale- xander mit seinem macedonischen Heere auf, erobert schnell Thessa- lien, unterwirft Theben, den in der letzten Zeit neben Athen und Sparta mächtigsten griechischen Staat, und begnadigt die schnell um Gnade bittenden Athener. In Athen selbst drängt sich Alles, den herrlichen Helden von Angesicht zu schauen. Nur der Philosoph

6. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 74

1849 - Halberstadt : Frantz
74 Fußvolk und 5000 Reitern auf, setzte über den Hellespont und traf das persische Heer an den Ufern des Flusses Granikus. Alexander durchritt zuerst den Fluß, griff zuerst an, seinen weißen Helmbusch sah man im dichtesten Getümmel, durch seinen Speer sielen mehrere persische Fürsten, schon war er in der Schulter ver- wundet, da wurde ein neuer, sicherlich tödtlicher Streich von sei- nem Freunde Klitus abgewandt, der Mittelpunkt des persischen Heeres wurde durchbrochen, Alles ergriff die Flucht, und der erste Sieg über die Perser war gewonnen. Die Westküste Asiens dies- seits des Taurus erkannte die macedonische Herrschaft an. Eine Menge großer Städte, griechischen Ursprungs und griechischer Bil- dung, schickte erfreut, den Persern nicht mehr gehorchen zu müssen, Zeichen ihrer Unterwerfung. Einen Theil des Heeres beurlaubte der Held und befahl ihnen, im nächsten Frühjahre wo möglich mit frischen Mannschaften zurückzukehren und nach Gordium zu kom- men. Ein anderer Theil überwinterte in Sardes, und mit den übrigen Truppen unternahm Alexander noch verschiedene Züge, um die Seeküste und die innere Landschaft Kleinasiens sich zu unter- werfen. Alles ging nach Wunsch. In Gordium war auf der Burg ein Wagen, und der Sage nach sollte der der Herrscher von Asien werden, welcher den künstlich geschürzten Knoten, durch welchen das Joch an dem Wagen befestigt war, lösen würde. Alexander untersuchte ihn, zog sein Schwert und zerhieb ihn. Die Weissa- gung sollte erfüllt werden. Im Frühlinge des folgenden Jahres brach er mit dem verstärkten Heere von Gordium auf, zog durch Paphlagonien und Cilicien und fand das persische Heer, welches aus 100,000 Asiaten und 30,000 griechischen Söldnern bestand, auf der Ebene bei I ssus jenseit des Flusses Pinarus. Nachdem er sich aufs Neue der Liebe und der Treue seiner Feldherren ver- sichert und das Heer durch seine Anrede zur Begeisterung erhoben hatte, stürzte er sich wiederum zuerst mit seinen Rittern unter dem Schlachtgesange des Heeres in den Fluß und drang gerade auf den Mittelpunkt der persischen Schlachtordnung, wo Darius auf einem prächtigen Schlachtwagen stand, ein. Bald verließ den Perserkönig der Muth, er dachte auf Flucht, seine Umgebung wurde muthlos, das Centrum war durchbrochen. Fast hätten die griechischen Söld-

7. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 39

1849 - Halberstadt : Frantz
39 Athenern Gesetze gegeben und war nun zehn Jahre außer Landes gegangen, um nicht, wenn er geblieben, auf Bitten der Athener eins oder das andere seiner Gesetze wieder aufheben zu müssen. Diesem Solon ließ Krösus alle seine unzähligen Schätze zeigen und fragte ihn, wen er für den glücklichsten aller Menschen halte. Solon ant- wortete: den Tellus von Athen, weil er in der blühendsten Vater- stadt edle und vortreffliche Söhne hatte, nach einem glücklichen Le- den den glücklichen Tod im Kampfe für das Vaterland starb und nach seinem Tode von seiner Vaterstadt hoch geehrt wurde. Krösus fragte, wer denn der zweite der Glücklichen wäre: denn die zweite Stelle hoffte er doch wenigstens zu erhalten. Solon aber erwiderte: Kleobis und Biton von Argos, zwei Jünglinge von großer Kör- perkraft und trefflichen Sitten. Als ihre Mutter einst zur Feier eines Festes in den Tempel fahren musste und die Rinder nicht zur rechten Zeit vom Felde hereingekommen waren, spannten sich die Jünglinge selbst vor den Wagen und zogen ihre Mutter zum Tempel, einen Weg von anderthalb Meilen weit. Das ganze Volk pries diese That. Die Mutter erflehete für sie von den Göttern den besten menschlichen Segen. Die Jünglinge schliefen im Tem- pel ein und erwachten nicht wieder. Das Volk errichtete so edeln Söhnen Bildsäulen. Da ward Krösus unwillig und sprach: Gelte ich mit meinen Reichthümern dir denn so gar Nichts, daß du sogar gemeine Bürger mir vorziehest? Solon aber antwortete: Du bist reich und ein Herr vieler Völker: glücklich aber kann ich dich nicht nennen, bevor ich nicht dein Ende weiß. Diese Antwort gefiel dem Krösus nicht; darum entließ er ihn und hielt ihn noch dazu für sehr unweise, weil er die Güter der Gegenwart nicht achtete. Dieser Krösus hörte kaum von dem Falle des Astyages (seines Schwagers), als er auch beschloß, gegen den Cyrus zu Felde zu ziehen. Um aber recht sicher zu gehen, befragte er erst das Orakel d. h. heidnische Priester, von welchen man glaubte, daß sie die Zu- kunft vorher sagen könnten. Dieses antwortete ihm, er werde, wenn er mit seinem Heere über den Halys ginge, ein großes Reich zerstören. Krösus konnte sich's nicht anders denken, als daß damit eben das Perserreich gemeint sey, und begann den Kampf. Allein Cyrus gewann den Sieg, eroberte ganz Lydien mit seiner Haupt-

8. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 44

1849 - Halberstadt : Frantz
— 44 — des Geistes entschieden günstiger, als ein heißes oder kaltes. Darum zeigt sich auch schon früh bei den europäischen Völkern eine reichere Bildung sowohl des Verstandes als des Herzens. In religiöser Beziehung findet sich zwar ein ähnliches Verhältniß, wie bei den andern Völkern außer den Juden; die Iaphetiten hatten von den Uroffenbarungen Gottes zwar Manches festgehalten, aber dies doch in seiner Reinheit so verwischt und durch menschliche Zuthaten ver- ändert, daß man nur hier und da mit schwerer Mühe Nachklänge ursprünglicher Wahrheiten entdecken kann. Allein sie unterscheiden sich doch dadurch wesentlich von den andern Götzendienern, daß sie weder die Sterne und Naturkräfte, wie sie da sind, noch selbstge- machte Götzen anbeten, sondern sich ihre Götter zwar als Leiter der verschiedenen Naturkräfte, aber zugleich in menschlicher edler Gestalt, wiewohl oft auch mit menschlichen Schwächen und Leiden- schaften vorstellen. Damit war zwar auch verbunden, daß sie sich Bildsäulen dieser Götter machten und in Tempeln oder auf freien Plätzen aufstellten und so Gelegenheit hatten, in der Betreibung der Bau- und Bildhauerkunst sich große Geschicklichkeit und Kunstfer- tigkeit anzueignen; allein sie waren doch noch nicht so roh, diese Bilder für die Götter selbst zu halten, sondern eben nur für Bil- der, unter denen sie die höheren Vorstellungen von Gerechtigkeit, Weisheit, Liebe, Kunst, Wissenschaft u. s. w. verehrten. Ebenso wenig kommen beim Opfern — denn daß man den Göttern Opfer darbringen musste, war eine in allen Religionen durchaus allgemeine Vorstellung — solche Rohheiten vor, wie in Asien z. B. Menschen- opfer. Vielmehr hat auch dieser Götzendienst, besonders in den älte- ren Zeiten dieser Völker, eine gewisse edlere Seite, gewisser Maßen nach ein deutlicheres Ahnen von dem wahren, aber ihnen unbekann- ten Gotte der Gerechtigkeit und Heiligkeit. Mit dieser edleren Rich- tung des ganzen Sinnes — eine Folge Theils anhaltenderer Arbeit, Theils größerer Einfachheit der Lebensweise, Theils des Klimas, Theils überhaupt höherer geistiger Begabung — waren denn auch manche Eigenthümlichkeiten der Volkssitte verbunden, welche ganz besonders geeignet waren, vor den bösen Sünden der asiatischen Völker zu bewahren. So gab es wohl Könige, die mächtigsten, geschicktesten und oft auch wohlhabendsten Heerführer, aber sie

9. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 45

1849 - Halberstadt : Frantz
— 45 — herrschten nicht mit solcher Willkür und Härte wie die asiatischen Despoten; ja manche Städte und Stämme hatten gar keinen ein- zelnen Herrn, sondern besorgten gemeinschaftlich die allgemeinen Angelegenheiten. So kannte man nicht die Vielweiberei, die über- haupt den Europäern verhaßt war, und damit nahmen die Frauen eine höhere Stellung ein, als in Asien, und konnte das Familienle- den besser gepflegt werden. So verschwanden bald die Nomaden- stämme, man trieb früh den Ackerbau, gründete Städte und richtete ein ordentliches Staatsleben ein. Endlich waren auch die Priester nicht mehr die alleinigen Inhaber aller höheren Bildung und Wis- senschaft, sondern jeder freie Mann hielt es für Ehre und Pflicht, so viel zu lernen als möglich. Wir haben bisher Asien bis zu dem Punkte seiner Geschichte betrachtet, wo der größte Theil der damals bekannten Völker unter dem Einen Scepter des Cyrus vereinigt war. Ein so großes Reich muß entweder sich in seinem Innern auszubilden streben, oder muß größer zu werden suchen. Zu Jenem waren die Völker noch auf einer zu tiefen Bildungsstufe, die Herrschaft zu despotisch; darum griff man zum Zweiten. Der Angriff ging auf Europa zu und zunächst auf Griechenland. Ehe wir aber dies von den Nachfolgern des Cyrus begonnene Unternehmen erzählen, müssen wir erst ein paar Jahrhunderte zurückgreifen und aus dem Leben Eines Mannes die Beschaffenheit eines der griechischen Hauptstämme kennen lernen. Griechenland begünstigte schon durch seine Bodenbeschaffenheit und durch sein Klima die geistige Entwickelung seiner Einwohner: die schönsten Hochgebirge wechselnd mit den anmuthigsten Thälern, auf dem Festlande grüne Matten und schöne Wälder, auf den un- zähligen Inseln reiche Reben - und Feigengärten, eine Fruchtbarkeit wie sie selten gefunden wird, und über dem Allen ein fast immer heiterer Himmel und überall die reinste, mildeste Luft. Aus zwei Hauptstämmen mischten sich die Ureinwohner, aus solchen, die ruhig in ihren Sitzen einem sinnigen Naturleben bei Ackerbau und Vieh- zucht zugewandt waren, und aus solchen, die, wild und voll Un- ternehmungsgeist, kühn und weithin umherschweifend, ihren Reich- thum lieber dem Krieger - und Schifferleben verdankten. Da das Land auf drei Seiten von Meer und Inseln umgeben ist, so lern-

10. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 55

1849 - Halberstadt : Frantz
— 55 — rathungen für die Volksversammlung vorzubereiten und bei den Verhandlungen dieser selbst den Vorsitz. Der Rath der Vierhundert wurde vom ganzen Volke durch das Loos gewählt; seine Mitglie- der wurden aus den drei obersten Volksklassen genommen, mussten sich aber nach der Wahl, wie die Archonten, erst einer Prüfung unterwerfen, ob sie die erforderlichen Eigenschaften zu ihrem Amte besäßen. Jedes Mitglied des Raths mußte 30 Jahre alt seyn. Die Archonten mussten fast in allen Fällen den Rath herbeiziehen und sich in seine Meinung fügen; ja der Rath konnte in gewissen Angelegenheiten ohne das Volk Beschlüsse fassen, die dann auf Ein Jahr Gültigkeit hatten. Außerdem gab es eine oberste Gerichts - und Polizeibehörde, den Areopag. Dieser bestand nur aus Männern, welche Archonten gewesen waren. Er hatte die Gerichtspflege über vorsätzlichen Mord, über Brandstiftung, über Tempelraub, falsches Zeugniß, Betrug, Frevel an den heiligen Olbäumen und über Vergehungen gegen die Religion, namentlich über die Ausbreitung neuer Lehren. Die Jugend war seiner besondern Aufsicht unterworfen, ebenso die Er- werbsmittel und was damit zusammenhängt, richtiges Maß und Gewicht, Straßenpolizei u. s. w. Nun gab es aber noch Volks- gerichte, an denen jeder Bürger Theil nehmen durfte. Es waren Ausschüsse aus der Volksversammlung zur Handhabung der Gerech- tigkeit. Ein solches Gericht bestand aus 500 Richtern; aber es konnten deren mehrere vereinigt werden, bis auf 6000, denn so viele Richter waren in Athen. Sie hatten über alle Angelegenhei- ten Recht zu sprechen, für welche nicht schon ein anderer bestimmter Richter bestellt war. Dies sind die Grundzüge der Gesetzgebung des Solon. Er hatte Athen zu einer wohlgeordneten Republik, in welcher zwar das ganze Volk herrscht, den meisten Einfluß aber die Wohlhaben- den und Gebildeten haben, gemacht. Die Einrichtungen waren nirgends drückend, beengend, sondern überall nur nöthige Schranken; sie erstatteten jedem Bürger, sich in seiner Stellung frei zu entwik- keln, und darum blüheten bald alle Gewerbe, Künste und Wissen- schaften, während in Sparta nur Herrscher und Krieger erzogen wurden. Freilich blieb nicht Alles gleich so, wie es Solon, mit
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