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1. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 4

1845 - Halle : Anton
4 behalten wolte, war der Hof um die Achtung der Nation, um ein Recht nach dem anderen, endlich in Gefangenschaft gekommen. Doch auch ein gefangener König ist ein König. Für das Mehr oder Weniger seiner Rechte läßt sich noch schritweise kämpfen. Aber nun war auch das unmöglich; niemand konte mehr auch nur den kleinsten Teil des könig- lichen Rechts verteidigen, ohne mit dem ganzen Frank- reich in Krieg zu geraten, denn dies Frankreich als Ganzes erkante keinen König mehr. Der König hatte einige lose Steine von dem alten Verfaßungsgebäude abzubröckeln ge- meint; aber er hatte nicht gewust, daß das Recht ein Ganzes ist — daß auf demselben gütlichen Boden, auf welchem sein eignes Recht erwachsen ist, auch das aller sei- ner Untertanen steht; er hatte nicht bedacht, daß durch die revolutionäre Gestalt, die er eigenmächtig den Ständen gab, die er berief, er überhaupt das Recht in seinen Grund- festen verlezte; daß er also damit den Schlußstein des Ge- wölbes herausnam, auf welchem er selbst stund; daß dem Brocken, den er weg zu nemen meinte, alles nachstürzen muste, was ihm einen festen Boden gewärte — und so war nun tabula rasa in Frankreich. Aber so lange die Welt steht, wird der toristische Saz gelten: ubi bominos sunt, mocli sunt. Die Menschen können nicht bei einer tabula rasa bestehen; sie müßen einen mollus ihres gemein- samen Lebens haben. Das ist das Notwendige, und in dieser Notwendigkeit ligt zugleich diese andere der Strafe für jeden, der sich am Rechte, am modus vergreift, und ftat diesen seiner eignen, organischen Entwickelung zu über- laßen, ihn durch Wilkürlichkeit Herstellen wil. Die innere Notwendigkeit des neuen uwclus brach über die Hersteller der tabula rasa, die ihn in ihrer Tasche zu halten mein- ten, mit einer Gewalt herein, wie ein Strom über ein armseliges Pfalwerk, was ihn dämmen sol; und zeigte sich als eine ganz andere in der Wirklichkeit, als sie in der Phantasie der Hersteller der tabula rasa gelegen hatte. Ueber die neue tormula began also im Convente ein Kampf, der die Hauptrepräsentanten aller Parteien verschlingen solté, und nachdem der Convent wie ein Hexenmagen auch das

2. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 18

1845 - Halle : Anton
18 nach ihm der Dcputirte Mailhe auf, und fürte aus, daß die Zusage der Unverlezlichkeit des Königes in der lezten Constitution nichts gewesen sei, als eine rhetorische Figur; — daß man sich über diese rhetorische Figur hinwegsetzen, daß man den König demnach zur Untersuchung und wegen sei- ner Verbrechen vor Gericht ziehen müße. Die insurrectionelle Partei jubelte dieser Ansicht ihren Beifal zu. Gleichheit dürfe in Frankreich kein bloßes Wort; sie müße eine Wirklichkeit sein. Gemeine Verbrecher wür- den zum Tode verurteilt für eine gestolne Börse, und die- ser Hauptverbrecher, der ganz Frankreich für sich habe sie- len wollen, solle frei ausgehen! — das sei unerhört! Zwölf- Hundert Menschen habe allein am loten August das Inte- resse dieses Mannes zu Leichen gemacht; wie vile im Ar- gonner Walde und in den Niderlanden! Sobald man die Menschen, die beim Erstürmen der Tuilerien ihr Leben gelaßen, nicht mehr als Aufrürer an- sah, die ihre gerechte und nur zu milde Strafe durch den Tod gefunden, sondern als heilige Märtyrer des Patriotis- mus, war freilich nichts consequenter, als daß man den damaligen König als Feind, als besigten Feind behandelte, und vadi vidid über ihn rief. Die insurrectionelle Par- tei, die Jakobiner bemächtigten sich nun aber dieser Ange- legenheit in diesem Sinne, und fest waren sie enkschloßen, sie in dieser Weise hinauszutreiben, daß der Kong als Hauptverbrecher zur Verantwortung gezogen und bestraft würde. Die Girondins schracken zurük vor diesem Extreme, welches die Gewalt oben an stelle, und alles Recht, auch ihr eignes mit Füßen trat. Sie sahen ganz richtig den Kampf um des Königs Leben zum Teil schon an als einen Kampf um ihr eignes Leben; — aber sie hatten nun gegen sich alle die Praktiken, die sie früher selbst begünstigt, alle die Verleumdungen, alle die Mittel der Volksaufregung, die früher gegen den König gebraucht wurden waren. Wald war niemand Ursache des dauernden Getraidcmangels, Ur- sache aller Not des Volkes, als die geheimen Freunde des Königes. Hätte nicht die s. g. Philosophie den Glauben an Hexenkünste längst verscheucht gehabt, man würde den

3. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 98

1845 - Halle : Anton
98 In den Tagen, wo Frankreich zu dieser Höhe der Aufregung sich erst hinaufarbeitete, am 2ten August, hatte man auch die Königin aus dem Temple in die Concier- gerie gebracht, von ihren Kindern getrent, wie eine ge- meine Verbreckerin in eine kleine Zelle eingespert. Und Montag den Uten October stelle man sie vor das Revo- lutionstribunal. Was lag für eine Zeit zwischen jener, wo sie jung, über alle Herzen gebietend in Frankreich als Dauphine auftrat und durch ihren edlen Stolz gegen die Dubarry die Achtung der ganzen Nation gewan, und der jetzigen, wo sie als Königin, vor ihren Jahren gealtert, in ärmlicher Erscheinung mit gebleichtem Haar, mit ein- gefallenen Wangen, mit verweinten Augen vor Foucguier- Tinville stund ■— vor dem Revolutionstribunal, was sei- nen Siz hatte im alten Palais de Just,ice, im früheren Parlamentsgebäude ■— sie selbst gespensterhaft vor diesen gespensterhaften blutigen Menschen! Und auch Alles, was jene Zeit noch abbildet, trägt ein solches gespenstiges Ge- präge an sich! — Da kam damals ein fortgehender Be- richt heraus über die Tätigkeit des Revolutionstribunals, ein bullet,in du tribunal revolutionäre, und nun die Num- mern desselben, welche enthalten: das Verhör der Witwe Capet! — Schon die Ueberschrift lautet wie aus der Unterwelt. Unter den Zeugen wurden vorgefürt: der ehemalige Graf d'estaing und Bailly. Sie solten die Königin recognosciren; wagten aber nicht zu sagen: Ja! ich kenne sie; es ist die Königin! — sondern machten tiefe Büklinge, die ihr einigen Respect ausdrücken solten, und antworteten: ,, Ah oui! je comíais Madame!“ — Haben sie etwa ihr Leben erkauft mit dieser Feigheit? Daneben wurden Glider der ehemaligen aristokratischen Partei vor- gefürt als Zeugen, die wenn es auch sonst unbedeutende Persönlichkeiten waren, doch eine Vorstellung davon hatten, daß das Recht des Thrones nicht durch Decrete eines sol- chen zusammengewürfelten Haufens, wie der Convent war, aufhöre, und dies Recht respectirten und die Königin als Königin auch hier vor Gericht ehrten, so weit sie konten, obwol sie wüsten daß sie sich dadurch den Untergang nur

4. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 24

1845 - Halle : Anton
den König und seine Verteidiger, wie auf den Convent. Im Convent verbanden sich mit diesem Processe zwei In- teressen, wovon die Girondins nur das eine teilten. Dies leztere war, die Processformen so zu bestimmen, daß das Versaren gegen den König den Anschein einer Rechtsübung, nicht einer Gewalttat hätte — wobei sie freilich ganz ver- gaßen, daß die Gewalttat schon dadurch volständig vorhan- den war, daß sie den König für Handlungen verantwort- lich machten, für welche er, als er sie ausfürte, dem Ge- setze noch nicht verantwortlich gewesen war. Das andere Interesse, was nur die Bergpartei und ihr weiterer An- hang hatte, war, daß troz aller rechtlichen Formen, die man belieben möchte, der König auf jeden Fal hingerichtet würde. Man verhandelte über diese Angelegenheit nun im Convente tagtäglich, und fast die ganze Zeit der Sitzungen. Die Girondins suchten noch des Königs Person durch Schwierigkeiten, die sie erhoben, durch Rechtsformen, die sie verlangten, so sicher zu stellen, die Entscheidung soweit hinauszuschieben, als es ihnen nur möglich war; — sie erreichten damit aber nur, daß die Bergpartei, wilder und wilder gereizt, endlich auf das ungestümste eine Beendigung dieser Angelegenheit forderte. Zulezt bestimte man, am zweiten Weihnachtstage, den 26tcn Dec. also 1792, solle das Plaidoyer des Königes stat finden. Die Verteidiger mochten gegen den zu kurz anberaumten Termin anfüren, was sie wolten, es blib dabei; und frü acht Uhr schon, es war noch dunkel in der Stadt, war der Convent für diese Angelegenheit am 26ten Dec. versammelt. Berg und Gi- ronde waren bald in heftigstem Streite, der noch dauerte, als gegen neun Uhr der König mit seinen drei Advocaten unter gewaltiger Escorte Santerres ankam. Deseze hielt das Plaidoyer, hielt es vortreflich — über drei Stunden dauerte seine rechtliche Darlegung der Sache, obwol er nur vier und zwanzig Stunden zu deren Ausarbeitung gehabt. Es war eine Rede vol Mut und sanfter rürender Bered- samkeit, die den König selbst so ergrif, daß er nachher, als sie allein waren, Desöze mit Thränen um den Hals siel und ihm dankte. Der König hatte der Rede seines

5. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 136

1845 - Halle : Anton
136 den Verhöres in entsezlichster Verlegenheit. Am Ende dieses zweiten war die Aufregung unter den Zuhörern, die Verlegenheit des Gerichtes eine solche, daß der Prä- sident Hermán und Fouquier-Tinville hinüberliefen in den Wolfartsausschuß, um sich neue Befelhe zu holen. Sie wüsten nicht wie sie sich helfen solten, denn es war nahe daran, sichtbar nahe daran, daß ein Ausbruch er- folgte und das Volk, sich in Jnsurrection erhebend, Danton zum Richter bestelle und seine jetzigen Richter als Angeklagte ihm übergab. Aber der Wolfartsausichuß, der Tyran von Frankreich, wüste schnel Rat. Er erließ ein Decret: wenn jemand das Gericht beleidige oder wenn an jemandes Process sich öffentliche Unruhen anknüpften, dann könne er auf der Stelle, ohne weiteres Verhör, verurteilt werden. Ein gewisser Laflotte, welcher selbst als verdächtiger eingespert war, hatte um sich zu retten Anzeige gemacht, daß die Frau des Camille Desmoulins und der ehemalige General Dillon Geld verteilten, um die Gefangenen im Lourembourg zu befreien; daß diese Gefangenen zum Teil selbst Glider der für diese Befreiung bestehenden Verschwörung seien. Diese Anzeige eines Ge- fängnis »Complottes gab die Beschönigung des Decretes im Convente her — der Convent bestätigte es — und so ward das dritte Verhör, auf welches Danton und seine Freunde noch Höften, dessen Eindruk ihnen Rettung bringen konte, als es eben begonnen hatte, abgeschnitten; sie wurden ohne weiteres am 5ten April vom Gerichte verurteilt, noch denselben Tag hingerichtet zu werden. Danton saß aufrecht und trotzig auf dem Henkerkarren; Camille Desmoulins kummer-gebeugt. Nur am Fuße des Schaffots rief auch Danton: „o mein liebes Weib, ich sol dich nie Wiedersehen!" — aber indem auch um terbrach er sich mit den Worten: „Danton keine Schwach- heit!" Herault de Sechelles wolle ihn vor der Hinrich- tung umarmen; der Henker trat dazwischen es zu hin- dern; Danton lächelte und verwis ihn auf den Sak an der Guillotine: „Dort werden sich unsere Köpfe doch finden!" — Seine lezten Worte waren an Samson

6. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 73

1845 - Halle : Anton
73 vent in Masse solle freien Ausgang verlangen; und der Convent versucht diesen Ausweg, macht sich auf in Pro- cession; Herault de Sechelles an der Spitze; um durch die östlichen Ausgänge der Tuilerienhöfe hinauszugehen in die Stadt. Am Carousseltore verlangt Herault von Henriot im Namen des Conventes freien Durchzug — Henriot aber weicht nicht, sondern erklärt, keine Befelhe annemen zu wollen vom Convente, bis dieser Souverän von Frank- reich sich dem Volke von Paris gefügt, und die 22 aus- gestoßen und in Anklagestand gesezt habe. Der Convent will dennoch durchdrängen; da kommandirt Henriot die Kanonire, sie sollen sich zum Feuern bereit halten — und die Infanterie rings um schlägt diegewere an. Herault wen- det um; aber nicht sofort nach dem Sitzungssäle, sondern er versucht zuvor noch einen Ausgang durch den Garten. — Aber nirgends war durchzukommen; liberal traf man auf angeschlagene Gewere und begegnete dem Lodesrufe gegen die Girondins. Plözlich trit Marat, der von einem Hau- fen Gaßenjungen und dem Geschrei: vive Marat! umge- den ist, Herault entgegen und verlangt, man solle zurük- keren nach dem Sitzungssäle. Er verlangt es im Namen des Volkes, des höchsten Souveräns von Frankreich; und als sie zurükgekommen sind, und einige über die unwür- dige Knechtschaft schreien, ruft Couthon, er begreife nicht, warum man über Knechtschaft schreie. Man lei ja volkom. men frei, da nichts als Freunde ringsum seien, sobald der Convent seine Pflicht tun wolle *) — und diese Pflicht ') Dicse herliche Cnpucmade auf die franzosische Frciheit konnen wir unseren Lcsern umnoglich vorenthaltcn: „Citoyens, tous les mem- bres de la Convention doivent être maintenant rassurés sur leur liberté. Vous avez marché vers le peuple; partout vous l’a- vez trouvé von, genereux et incapable d’attenter à la sûreté de ses mandataires, mais indigné contre les conspirateurs qui veulent l’asservir. Maintenant donc que vous reconnais- sez que vous êtes libres dans vos délibérations, je demande, non pas quant à présent, un décret d’accusation contre les vingt-deux membres dénoncés, mais que la convention dé- crète qu’ils seront mis en état d’arrestation chez eux, ainsi que les membres du comité des douze, et les ministres Cla- vière et Lebrun.“ — Wer die Art der Abfahung der Proto- colle kennen lernen wil, lese das Protocol dicscr Sitzung for. Mo- niteur. Er wird crstauncn!

7. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 153

1845 - Halle : Anton
153 nicht gehört hatten, waren wider 24 Stunden sicher; schlie- fen aus und triben am nächsten Tage wider ihr Spil mit den Damen. Nach und nach richtete man eine Art Lieb- habertheater ein, und die Tragödie, die man auffürte, be- stund in den Dingen, die man selbst erwartete. Eine An- zal Gefangener puzte sich mit Turbanen oder anderem Zeuge, was man sich zurecht machte, als Richter aus, und als Geschworne im Revolutionstribunal; einer agirte Foucquier Tinville — ein Angeklagter ward vorgefürt, verhört, ver- urteilt und mit einer Guillotine von Kanapepolstern hin" gerichtet — dann ward Fouquier selbst angeklagt und eben- fals mit Kanapeekissen hingerichtet; aber da erschin der Satan und Pakte ihn, und schlepte ihn in die Hölle, wo er nun allerhand Qualen zu bestehen hatte, und immer fragte: „Welch' Zeit ist's"— und die Antwort erhielt: „Ewigkeit." Und unter solchen Spilen wurden die Gefängnisse immer voller. Es war nun selten mehr ein alter Edelman, ein refractärer Abbé, ein anrüchiger Feuillant der erschin. In langen Reihen kamen, zwei und zwei aneinandergeket- tet, Republikaner an die Reihe. Unter dem Gesang der Marseillaise rükten sie in das Gefängnis ein, unter dem Rufe: Es lebe die Republik! verließen sie es, um sich zur Guillotine füren zu laßen. Einmal noch kamen 400 Prie- ster auf einmal, 400 refractare Priester, die man früher bloß zur Deportation und bis zum Friden zum Gefängnis verurteilt und in Küstengefängnissen bewart hatte. Sie kamen nun auf einmal aus den Provinzen in den Pariser Gefängnissen an, im furchtbarsten Zustande. Man hatte sie in den elendesten, schmutzigsten Löchern gehalten; sie hatten keine Mittel mehr gehabt, sich des Ungezifers zu erwcren, als indem sie ihre Kleider Zol für Zol zwischen zwei Steinen durchklopften. Einen fand man am Tage nach der Ankunft in Paris in seiner Zelle an Erschöpfung gestorben — er hatte geendet knieend, betend zu dem Herren um Erlösung — und der Herr hatte ihn erhört — seine Seele war hinübergegangen als Erbarmen erflehender Bote sur seine Brüder: Herr! wie lange noch wilst Du die Deinigen ihren Feinden preis geben? —

8. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 23

1845 - Halle : Anton
23 daß Chaumette ein Brödchen aß, und bat sich ein wenig Brod aus, Chaumette brach sein Brödchen entzwei, und gab dem Könige die Hälfte — dieser aß im Fortfaren die Kruste, und als er damit fertig war, fragte er, was er mit der Krume, die er nicht eßen wolte, anfangen solte. Ein Schreiber Chaumettes, der mit im Wagen saß, nam sie ihm ab, und warf sie aus dem Wagen. Da sagte der König, es fei Sünde in so teurer Zeit also mit Brode umzugehen — und Chaumette erzälte: wie er ein kleiner Junge gewesen, habe feine Großmutter immer zu ihm ge- sagt, er dürfe kein Krümchen Brod verderben, denn er könne keins machen. Worauf der König noch äußerte: Monsieur Chaumette! Ihre Großmutter scheint eine ver- ständige Frau gewesen zu sein! — und indem kamen sie beim Tempel an, und der König gieng von neuem in sein Gefängnis, in welchem er aber nun gctrent von seinen Angehörigen gehalten ward. Der König beschäftigte sich in der nächsten Zeit mit Aussetzung seines lezten Willens, und blib auch nun ruhig wie zuvor; ein Man der zum Dulden den äußersten, zum Handeln gar keinen Mut hatte. Auch war er nun darum bemüht, einen Rechtsbeistand zu finden. Er wandte sich an Target, an denselben, der einst den Cardinal Rohan in dem Halsbandproceste so glänzend verteidigt hatte; — dieser lente ab; er sei zu alt, schon über 54 Jahre alt. Tronchet, der über 64 alt war, nam den Antrag an; und der ehemalige Justizminister Malesherbes, der noch weit älter war, bot sich sogar an. Sein Herr und König habe ihn in seinen nächsten Rat gerufen, als dies die höchste Ehre in Frankreich gewesen; er wolle ihm seinen Rat auch nicht versagen, nun wo es Gefahr bringe ihn zu gewären. Diese beiden alten namen dann noch einen jüngeren, einen Herrn Deseze, dazu, welcher das eigentliche Plaidoyer über- nemen solte. Und so siengen sie an, die Verteidigung vor- zubereiten, wobei ihnen der König Beistand leistete. Ganz Frankreich aber, ja! die ganze gebildete Wölt war seit dem ersten Verhöre des Königes gespant auf den Ausgang dieses Processes, und schaute erwartungsvol auf

9. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 101

1845 - Halle : Anton
101 in Paris gefangen gehaltenen Girondins. Es waren Verg- niaud, Valazö, Gensonno, die immer- gebliben waren; dazu Bristol, Fauchet und andere, die man nach und nach arretirt und dazu gebracht hatte — es waren ihrer wider 21. Man hatte sie im Luxembourg eingespert; dann strenger in der Conciergerie. — Das Verhör die- ser Leute war etwav schwieriger. Sie hatten ja nicht gegen die Republik gehandelt, sondern nur gegen die der- malen in derselben herschende Partei. Sie waren ihren Grundsätzen und Ansichten nach Republikaner; waren zum Teil selbst geübte Juristen und fast alle ausgezeich- nete Redner. Es war eine schwierige Aufgabe, ihr Ver- hör so zu leiten, daß es nicht einen üblen Eindruk ge- gen die herschende Partei hinterließ. Man war entschlo- ßen die Girondins hinzurichten, und um es mit einem Anschein von Recht zu können, nam man zu Lügen und Falschheit aller Art seine Zuflucht, Noch aber hatten auch die Girondins die Hofnung sich durch den Eindruk, den ihre Verteidigung hervorbrächte zu retten, und auch sie namen zu Lügen und Falschheiten aller Art ihre Zu- flucht. Vergniaud sprach so gewandt, so hinreißend, daß ein Teil der Zuhörer in Tränen ausbrach. Das Verhör wolte kein Ende nemen. Der Eindruk war immer gün- stiger für die Beklagten. Am 28ten October, nachdem die Verhöre weit über eine Woche gedauert, kam Hebert an der Spitze einer Deputation in den Convent, und eröfnete, das Revolutionstribunal drohe zu erstarren, wenn es weiter bei diesem Proceße die Rechtsformen respecti- ren solle; •— man müße es ermächtigen, die Verhöre abzubrechen und kurzen Process zu machen. Und ohnge- achtet das Tribunal schon ohnehin aus die moralische lieber- zeugung angewisen war, erhielten die Geschworenen bei demselben nun durch ein Decret das Recht, die Verhöre, wenn sie dieselben für ihre moralische Ueberzeugung nicht mehr für nötig hielten, zu untersagen. In Folge dieses Decretes verlangte die Jury des Tribunales, man solle die Verhöre der Girondins schließen, und am 30ten Oct. Abends 10 Uhr erfolgte das Verbiet der Geschwore-

10. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 28

1845 - Halle : Anton
28 die ihn fürchteten, ward es täglich klarer in ihrer Weise, daß er ein Verräter sei. So hatte das Debattiren gedauert bis zum 7ten Ja- nuar 1793. Da endlich sezte die Bergpartei durch, daß dieser Debatte ein Ende gemacht, niemandem mehr eine Rede in der Angelegenheit des Königes gestattet ward. Der Ueberdruß der rohen Masse im Convent an diesen Reden kam der Durchfürung dieses Beschlußes zu Hilfe. Nun al- so folgte, nachdem einige vorläufige Geschäfte beseitigt, und die Puncte, über welche man abstimmen wolle, bis zum loten Januar festgestelt waren, an diesem Tage das Ab- stimmen selbst. Drei Fragen wurden vorgelegt: 1) Ist Louis Capet schuldig des Verrates gegen die Freiheit des französischen Volkes? 2) Sol die Abstimmung des Conven- tes seinen Process abschließen, oder bedarf der Beschluß des Conventes noch einer Bestätigung durch die Urversamlungen? 3) Wenn der König schuldig ist, was für eine Strafe sol er erhalten? — Mehrere Stunden hatte die Debatte ge- dauert; war öfter zu furchtbarstem Tumulte angewachsen, bis man zu Festsetzung dieser drei Fragen gekommen war. Die Entscheidung hinsichtlich der ersten Fraae erfolgte sehr rasch, denn die Gironde hatte unkluger Weise, wie schon bemerkt ist, die festeste Basis der Verteidigung des Königes, die Behauptung seiner Unschuld, bereits früher aufgegeben. Nur ganz einzelne Stimmen wagten also noch, sich für die Unschuld des Königes zu erklären; oder vilmehr, sie wagten auch das nicht, sondern erklärten, sie wolten über diese Frage nicht mitstimmen *). Auch die zweite Frage ward verhältnismäßig schnel, ward noch am löten Januar abgetan, indem nur etwa ein Dritteil der anwesenden verlangte, das Urteil des Conventes müße durch das Urteil der Urversamlungen bestätigt oder verworfen wer- ') Im Protokol wie es der Moniteur mittcilt hcitzt es: „Sur 745 membres, il y en a 20 absents par commission, 5 par ma- ladie, un sans motif connu; 26 ont fait diverses déclara- tions; 693 ont vote pour l’affirnialive£‘ — boch waren untcr biefen assirmirenben noch mchrere, wclche erklàrten, datz sic nicht glaubten das Rccht cincr richtcrlichcn Entschcidung an thre Sttm- men knüpfen zu dürscn.
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