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1. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 27

1880 - Halle : Anton
27 rum gegen sie zu Felde. Unter seiner Führung drangen die Franken bis zur Raab vor; sie erstürmten den Hauptring der Avaren (— so hießen ihre kreisförmigen aus Baumstämmen und Mauerwerk festgefügten Verschalungen —) und erbeuteten die ungeheuren Schätze, welche die wilden Feinde seit 200 Jahren zusammengeraubt und hier aufgehäuft hatten. Dadurch wurden die Avaren so geschwächt, daß sie bald nachher den benachbarten Slaven zur Beute fielen. Das ihnen abgenommene Land schlug Karl als Ostmark zu seinem Reiche; sie wurde die Grundlage des spätern Oestreichs. 6. Auch mit den Normannen in Dänemark gerieth er in Krieg; er besiegte sie und machte die Eider zum Grenzfluß- So dehnte sich sein Reich von der Eider bis zum Tiber und Ebro, vom atlantischen Meere bis zur Elbe und Theiß. 7. Zn all seiner Macht und Ehre kam am Ausgauge des achten Jahrhunderts noch eine neue Würde: im Jahre 800 krönte ihn der Papst zum römischen Kaiser. Als Karl am Weihnachtsfeste in der Peterskirche zu Rom am Altar zum Gebet niederkniete, trat der Papst vor ihn und setzte ihm eine goldene Krone auf das Haupt. Das versammelte Volk aber ries jubelnd: „Heil und Sieg dem erhabenen Karl, dem von Gott gekrönten, großen und friedebringenden Kaiser der Römer!" Dreimal wurden diese Worte wiederholt, dann berührte der Papst mit seiner einen Hand den Mund, mit der andern die Hand des Gekrönten, salbte ihn und verbeugte sich gegen ihn. So wurde das vor 3 24 Iah re n durch einen Deutschen vernichtete römische K a t f c r t h u m durch einen D> c n t = fch en wieder in's Leben gerufen. Karl war nun der höchste Herrscher der Welt und zugleich der oberste Schutzherr der christlichen Kirche in Europa. Iii. Karl war groß alsregent und alsvater seiner Völker. 1. Die alten Herzogtümer, in denen die Herzöge ziemlich selbständig regiert hatten, lösteer auf und theilte das ganze Reich in Gaue. Ueber jedem Gaue stand ein vom Kaiser eingesetzter Gaugraf; derselbe hielt, von feinen Schöffen umgeben, an des Kaisers Statt allmonatlich Gericht, erhob die Steuern, hielt auf Ruhe und Ordnung und führte im Kriege den Heerbann. Markgrafen schützten die Grenzen des Reichs. Pfalzgrafen verwalteten die königlichen Güter und Paläste (--- die letzteren hießen auch „Pfalzen" —). Sendgrasen reiften in Karls Aufträge durch dasland, beaufsichtig t e u die Beamten und untersuchten die Zustände. Karl selbst hielt alljährlich das Maifeld ab. Das war ein im Monat Mai stattfindender Reichstag. In den alten deutschen Volksversammlungen hatte jeder Freie mit berathen und mit be-

2. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 95

1880 - Halle : Anton
95 Bett liegend und mit verbundenem Kopfe. Er wurde sammt Pseif -- fer hingerichtet. 5. Friedrich dem Weisen, der kurz vor der «chlacht von Frankenhausen gestorben war, folgte im Kurfür st euth um Sachsen sein Bruder Johann der Beständige; er regierte von 15^5 — 1532* Jener yatte Luthern und fein Werk blos beschützt; dieser erklärte sich öffentlich für die Reformation und führte sie in seinem Lande ein. Die Klöster wurden aufgehoben; die Geistlichen brauchten nicht mehr ehelos zu leben; der Gottesdienst wurde in deutscher Sprache gehalten und die Bibel in deutscher Sprache verbreitet; den Nichtgeistlichen oder Laien wurde im Abendmahle auch der Kelch gereicht; die reichen Klostergüter aber wurden für den christlichen Unterricht der Jugend und des Volkes verwendet. Im Aufträge des Kurfürsten unternahmen auch Luther und sein treuer Freund und Gehilfe im Reformationswerke, der gelehrte Melanchthon, eine Reife durch die kurfächfischen Lande, um die Kirchen und Schulen zu visitiren, d. H. nachzusehen, ob auch in allen Kirchen und Schulen das lautere Wort Gottes verkündet und gelehrt werde. Leider fanden sie gar manchen Geistlichen und gar manchen Lehrer, der dieses Wort Gottes selbst nicht recht verstand und darum auch nicht wußte, was er lehren sollte. Luther schrieb deshalb nach semer Rückkehr den großen und kleinen Katechismus, den großen für die Pfarrer und Lehrer, den kleinen für das Volk und die Jugend. Dem Beispiele Sachsens folgten bald andre Länder sowie eine Anzahl deutscher Städte: in der Landgrafschaft Hessen, in dem Herzogthum Preußen, in Magdeburg, Nürnberg, Hamburg, Bremen, Lübeck, Straßburg, Frankfurt wurde die Reformation ebenfalls eingeführt. 6. Das erfüllte die Katholiken mit großem Verdruß. Aus dem Reichstage zu Speier 1529 versuchten sie darum, die weitere Verbreitung der neuen Lehre zu hindern. Auf ihren Betrieb faßte man einen Beschluß, durch welchen der Reformation Stillstand geboten wurde. Da erklärten die lutherisch gesinnten Fürsten, daß sie sich diesem Beschlusse nicht fügen würden: sie pro-testirten gegen denselben, deswegen nannte man von da ab die Anhänger Luthers „Protestanten". Luther selbst aber dichtete zu derselben Zeit das Schutz - und Trntzlied der evangelischen Kirche: „Ein' feste Burg rc". Schon im folgenden Jahre 1530 wurde ein neuer glaubender Reichstag zu Augsburg abgehalten. Aus glücklichem Kriege heimgekehrt, trat der Kaiser herrischer und schroffer auf als früher. Sogleich nach seinem Einzüge forderte er, daß die protestantischen Fürsten mit ihm an einer katholischen kirchlichen Feier theilnehmen sollten. Als ihm aber der Markgraf von Brandenburg erklärte, er wolle sich lieber den Kopf abschlagen lassen, ehe er von Gottes Wort ablasse, rief er: „Nit Kop ab, lieber Fürst!" und sah von seiner Forderung ab. Gleich nach Beginn der Verhandlungen übergaben die Evan-

3. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 96

1880 - Halle : Anton
96 gelischen ihr Glaubensbekenntniß, die augsburgische Con-fession. Sie ist noch jetzt der Grund, auf dem die evangelisch-lutherische Kirche ruht. Melanchthon hatte die Schrift abgefaßt und genau darin dargelegt, in welchen Punkten man mit den Katholiken übereinstimme und in welchen man abweiche. Luther, der noch in der Reichsacht war und sich darum zu Coburg aufhielt, hatte sie gebilligt; er schrieb: „Sie gefällt mir fast wohl, und ich weiß nichts daran zu bessern und zu ändern." Die protestantischen Fürsten und Städte hatten sie mit fröhlichem Herzen unterschrieben, der Kursürst von Sachsen voran, denn er wollte, wie er sagte, Christum auch mit bekennen; ein andrer erklärte: „Ich habe für meine Herren und Freunde manchen Ritt gethan, mein Herr Christus verdient wohl auch, daß ich etwas für ihn thue." — Oeffentlich vor Kaiser und Reich wurde die Bekenntnißschrift vorgelesen. Karl forderte, das solle in lateinischer Sprache geschehen; Johann der Beständige aber erklärte: „Wir sind Deutsche und auf deutschem Boden und also wird kaiserliche Majestät auch die deutsche Sprache zu reden uns erlauben." Da willigte der Kaiser ein. Die Protestanten fühlten sich durch dieses cinmiithige Bekenntniß ihres Glaubens gar mächtig erhoben und gestärkt, und viele ihrer Gegner hörten hier zum ersten mal, was es eigentlich mit der vielgefchmähten evangelischen Lehre für eine Bewandtniß habe. — Der Kaiser aber hätte dieselbe gern gänzlich unterdrückt. Er drohte, die katholischen Fürsten würden ihm mit Gut und Blut beistehen, um diesem Handel ein Ende zu machen. Da galt es sich zu schützen. Die protestantischen Fürsten versammelten sich darum in der thüringischen Stadt Schmalkalden und schloffen hier 1531 einen Bund, den fchmalkaldischen Bund; sie verpflichteten sich zu gegenseitigem Beistand, falls sie ihres Glaubens wegen angegriffen würden. Aber noch vermochte der Kaiser nicht mit Strenge einzuschreiten; auswärtige Feinde, die Türken, regten sich von neuem und bedrohten seine Lande; zu ihrer Bekämpfung bedurfte er auch der Hilfe der Protestanten. Darum war er gern bereit, den Streit in Deutschland einstweilen ruhen zu lassen. S o wurde im Jahre 1532 in Nürnberg ein Religionsfriede geschlossen: niemand sollte vorläufig feines Glaubens wegen verfolgt werden, später sollte eine allgemeine Kirchenversammlung die religiösen Streitigkeiten entscheiden. So konnte das eine Haupt des schmalkalvischen Bundes, Kurfürst Johann der Beständige, nach siebenjähriger Regierung sein Haupt in Frieden zur Ruhe legen; er starb 1532, Luther hielt ihm die Leichenrede. Mit Recht klagte er: „Mit Friedrich ist die Weisheit, mit Johann die Rechtschaffenheit gestorben." Die kurfürstliche Würde erbte des Verstorbenen Sohn, Johann Friedrich der Großmüthige; er regierte von 1532—1547, 7. Fast zu gleicher Zeit mit Luther trat in der Schweiz Ulrich Zwingli, ein Prediger in Zürich, als Reformator auf. Auch ihn hatte der schamlose Ablaßhandel dazu veranlaßt. Luther und Zwingli wollten beide dasselbe: beide kämpften gegen die Mißbrauche

4. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 101

1880 - Halle : Anton
101 Iv. Karl und Moritz im Streit. 1. Karl hatte seine Feinde zu Boden geworfen; der schmalkaldische Krieg hatte ihn zum Herrn von Deutschland gemacht. Als solcher erließ er jetzt eine Vorschrift, wie es einstweilen — bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung — in religiösen Dingen gehalten werden sollte. In Augsburg war diese Vorschrift berathen worden; einstweilen (— lateinisch: interim —) sollte sie gelten; darum nannte man sie das Augsburgerjnterim. Nach demselben sollten die Protestanten halb wieder katholisch werden; deswegen waren gar viele mit ihm unzufrieden. Magdeburg vor allem verweigerte die Annahme desselben. Der erzürnte Kaiser erklärte es darum in die Acht, und da er selbst anderweit beschäftigt war, so sollte sein Liebling Moritz dieselbe vollstrecken. Moritz aber war nicht mehr der alte. Es hatte ihn tief verletzt, daß Karl trotz seines gegebenen Wortes seinen Schwiegervater Philipp von Hessen doch der Freiheit beraubt hatte und noch immer in harter Gefangenschaft hielt. Auch drückte es ihn, daß man ihm vorwarf, er habe seinen Glauben und seinen Vetter Johann Friedrichs an den Kaiser verrathen. Darum faßte er den Entschluß, für die Sache der Protestanten gegen den Kaiser die Waffen zu ergreifen und ihn zugleich zu zwingen, die gefangenen Fürsten frei zu geben. Nachlässig betrieb er die Belagerung Magdeburgs, sammelte aber dabei ein bedeutendes Heer. Insgeheim verband er sich auch mit dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg und mit dem Könige von Frankreich. Der letztere verfolgte zwar die Protestanten in seinem eignen Lande, in Deutschland aber unterstützte er sie aus Haß gegen den Kaiser. Freilich umsonst wollte er es nicht thun. Moritz mußte darein willigen, daß er die an der französischen Grenze gelegenen deutschen Städte Metz, Toul und Verdun unter seine Herrschaft bringe. 2. Alles dies wurde so geheim gethan und so geheim gehalten, daß Karl V. nicht das mindeste davon merkte. Sorglos hielt er sich, freilich an der Gicht erkrankt, in Innsbruck auf. — Plötzlich fchloß Moritz 1552 mit Magdeburg Frieden und brach gegen den Kaiser auf. Er that dies mit solcher Schnelligkeit, daß er den völlig überraschten Kaiser beinahe gefangen hätte. Kaum behielt derselbe noch Zeit, sich in stürmischer Nacht aus schrecklichem Wege in einer Sänfte über die schneebedeckten Alpen tragen zu lassen. Seinen Gefangenen, Johann Friedrich, hatte er zuvor in Freiheit gesetzt, doch sollte ihm derselbe noch einige Zeit freiwillig folgen. Krank und ohne Heer, mußte sich der Kaiser zu Unterhandlungen verstehen. Er beauftragte damit seinen Bruder Ferdinand. In Pafsau kam dieser mit Moritz zusammen, und hier wurde noch in demselben Jahre 1552 ein Vertrag geschlossen der Passauer Vertrag); durch denselben

5. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 104

1880 - Halle : Anton
104 Deutschland — Ferdinand I. und Maxmilian Ii. — hielten diesen Religionsfrieden aufrecht. Ferdinand!, war zwar der katholischen Lehre von Herzen zugethan, aber in seiner Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit duldete er nicht, daß den Protestanten irgend ein Unrecht geschähe. Und sein Sohn Maxmilian Ii. war ein so milder und menschenfreundlicher Herr, daß man ihn die Freude der Menschen nannte; ja, er war ein so großer Freund der evangelischen Lehre, daß er lieber selbst zur protestantischen Kirche übergetreten wäre, wenn er nicht gefürchtet hätte, dadurch in seinen katholischen Ländern ein Aergerniß zu geben und Unruhe zu erregen. Anders wurde der Zustand, als nach seinem plötzlichen Tode sein Sohn Rudolf 11. die Regierung übernahm. Zwar war derselbe ein Mann ohne kräftigen Willen und klaren Verstand, ein Mann, der sich um die Reichsverwaltung sehr wenig kümmerte und dafür lieber an seinen Pferden sich erfreute, den Stein der Weisen (— die Kunst, Gold zu machen) suchte und die Zukunft in den Sternen lesen wollte; aber er war auch ein Zögling der Jesuiten, und den Grundsätzen zufolge, die sie ihm eingeprägt hatten, bedrückte er seine evangelischen Unterthanen. Noch während der Regierung Karls V. nämlich war durch einen spanischen Edelmann — Ignaz Loyola — ein Orden gestiftet worden, der sich den Namen „Gesellschaft Jesu" oder „Jesuiten" beilegte. Diese Jesuiten wollten nichts anders sein als Kämpfer für den Papst und oie katholische Kirche. Die protestantische Lehre zu unterdrücken und die katholische zu fördern, war ihr einziges Bestreben. Jedes Mittel war ihnen recht, um diesen Zweck zu erreichen. Vor allem gründeten sie Anstalten, in denen sie die Jugend in ihrem Sinne und Geiste unterrichteten und erzogen und ihr Haß gegen die Evangelischen einflößten. So begannen unter Rudolf Ii. die religiösen Streitigkeiten von neuem. Um sich gegen etwaige Angriffe zu schützen, schlossen die protestantischen Fürsten einen Bund, den nannten sie die Union; das Haupt derselben war der Kurfürst Friedrich von der Pfalz. Diesem evangelischen Bunde trat bald ein katholischer, die Liga, gegenüber, an dessen Spitze der Herzog Marmilian von Baiern stand. So waren die beiden Parteien abermals zum Kampfe bereit, und es bedurfte nur eines Funkens, um das unter der Asche glimmende Kriegsfeuer von neuem zu entzünden. 2. Ruhig sah Rudolf dem allen zu. Immer mehr versank er in Schwäche und Unthätigkeit. Ein Land nach dem andern mußte er an seinen Bruder Mathias abtreten, nur Böhmen blieb ihm noch. Um sich wenigstens dies zu sichern, gab er denböhmen d e n sogenannten Majestätsbrief. Darin versprach er ihnen noch einmal volle Religionsfreiheit. Aber Dank erwarb er sich damit nicht. Die Böhmen riesen Mathias doch herbei, und Rudolf mußte diesem auch die letzte Krone abtreten. Voll Zorn schied er von Prag, der undankbaren Stadt, die ihm viel zu danken hatte. „Die Rache Gottes soll dich ereilen und mein Fluch über dich und ganz Böhmen kommen" — das war sein Ab-

6. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 79

1880 - Halle : Anton
79 bewaffnet und mit einer Unzahl von Wagen zogen sie in die Schlacht. Die Wagen stellten sie in zwei Reihen, zwischen ihnen schritten die Fußgänger/ außen au den Wagenreihen hatten die Reiter ihren Platz. Sollte der Kampf beginnen, so umfuhren die Wagenlenker schnell einen Theil des feindlichen Heeres und schlossen ihn so von allen Seiten ein. Eingeengt und eingesperrt zwischen den Wagen, wurden dann die Feinde von den Fußgängern oder von den von den Wagen herab kämpfenden Männern und Weibern mit leichter Mühe erschlagen. So ging der Schrecken vor den Hussiteu her und ergriff alle, die wider sie stritten. Wenn das dumpse Rollen der Wagenzüge in der Ferne hörbar wurde und der hufsitifche Schlachtgesang erschallte, dann hielt niemand stand; in wilder Flucht löste sich das Heer auf, oft ehe die furchtbaren Feinde noch sichtbar wurden. 2. Am Ende aber entstand Zwiespalt in den Reihen der Hussi-ten: sie schieden sich in zwei Parteien. Die einen wollten sich zufrieden geben, wenn man ihnen nur erlauben würde, den Kelch im Abendmahle zu genießen und die Predigt in ihrer Landessprache zu halten; das waren die Calixtiner oder Kelchleute (— vom lateinischen Worte calix — Kelch —); die andern aber wollten von einer Aussöhnung mit der katholischen Kirche gar nichts wiffen, das waren die Ta-bor'iten; fo hießen sie von einem Berge bei Prag, den sie Tabor genannt und auf welchen sie eine Stadt gebaut hatten. Da Kaiser Siegismund einsehen gelernt hatte, daß er mit Waffengewalt nichts gegen die Hufsiten auszurichten vermochte, so versuchte er den Weg der Güte. Nach mancherlei Unterhandlungen wurden den Calixtinern die gestellten Forderungen (— Kelch im Abendmahl und Predigt in der Landessprache) bewilligt; darauf vereinigten sie sich wieder mit den Katholiken und verschmolzen am Ende wieder mit denselben. Dietaboriten dagegen blieben als gesonderte Partei bestehen. Die Calixtiner kehrten nun ihre Waffen gegen die alten Bundesgenossen; von ihnen geschlagen, zogen sich die Reste der Taboriten an die Grenze von Böhmen und Mähren zurück; hier lebten sic als böhmisch-mährische Brüd er still ihrem alten Glauben, bis viele von ihnen durch neue Verfolgungen zur Auswanderung gezwungen wurden. Iii, 1. Im Kampfe gegen die Hufsiten fand Siegismund eine kräftige Stütze an dem Meißner Markgrafen Friedrich dem Streitbaren. Er regierte von 1381 — 1428. Wegen seiner vielen Kriegszüge und Fehden — es waren deren wohl gegen 40 — führt er jenen Beinamen „der Streitbare". Obschon er das Schwert nicht sehr aus der Hand legen durfte, so blieb ihm doch noch Zeit zu Werken des Friedens; eins derselben verdient besondere Beachtung. Damals gab es in Deutschland nur wenige Universitäten; eine der berühmtesten war die zu Prag. Hier fanden sich aus fast allen deutschen Ländern diejenigen zusammen, welche sich eine höhere Bildung aneignen und für ein höheres Amt vorbereiten wollten. Solcher Studen-

7. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 108

1880 - Halle : Anton
108 Mit ihm schlug Wallenstein den Grafen von Mansfeld und verfolgte ihn bis nach Ungarn. Von hier wollte Mansfeld nach England gehen, um Geld zu neuen Unternehmungen zu holen. Unterwegs aber ereilte ihn der Tod. Ritterlich, wie er gelebt, wollte er sterben. Er ließ sich den Panzer anlegen und das Schwert umgürten, stutzte sich aus zwei seiner Osficiere und erwartete stehend das Ende. Kurz vor ihm war auch der „tolle" Christian von Braunschweia gestorben. Unterdeß hatte Tilly den König Christian von Dänemark besiegt, und der aus Ungarn zurückgekehrte Wallenstein überschwemmte nun mit seinen Schaaren ganz Norddeutschland. Er vertrieb die Herzöge von Mecklenburg und wurde selbst vomkaiser zumherzog dieses Landes erhoben. Zugleich erhielt er den Titel eines Admirals der Nord- und Ostsee. Als solcher besetzte er ganz Pommern; nur das starke und reiche Stralsund verschloß seinem Heere die Thore. Zornig erschien Wallenstein vor der Stadt und sckwur, er wolle sie erobern und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden wäre. Und als die Schweden den bedrängten Ort unterstützten, drohte er: „Wenn der Schneekönig selbst herüber kommt, so will ich ihn mit Ruthen nach Hause peitschen." Ein Sturm nach dem andern wurde unternommen, aber alle Anstrengungen waren erfolglos, tapfer vertheidigten die Stral-sunder ihre Stadt. 12000 seiner Krieger hatte Wallenstein verloren, da hob er die Belagerung auf und zog von dannen. — Des langen vergeblichen Streites müde, schloß Christian von Dänemark im Jahre 1629 Friede mit dem Kaiser; er erhielt sein Land zurück und versprach, sich ferner nicht mehr in die deutschen Angelegenheiten mischen zu wollen. 3. Jetzt war Kaiser Ferdinand Herr in Deutschland; kein Gegner stand ihm mehr gegenüber, und er hätte den Krieg beendigen können, wenn er Wallenstein und Tilly mit ihren Heeren entlassen hätte. Aber er meinte, nun sei der günstigste Zeitpunkt gekommen, um die evangelische Kirche im ganzen Reiche zu unterdrücken. Darum erließ er ein Edikt (— Befehl), nach welchem die Protestanten alle geistlichen Güter, die sie seit dem Passauer Vertrage in Besitz genommen hatten, an die katholische Kirche zurückgeben sollten. Damit fachte er den Streit von neuem an. Inzwischen wurden von allen Seiten Klagen über Wallenstein und seine Kriegführung laut. Furchtbar hatte er mit seinem Heere, das bis auf 100000 Mann angewachsen war, in Feindes- und Freundesland gehaust. „Allenthalben wurden Steuern ausgeschrieben, die Hauptleute lebten in Pracht und Ueberfluß, während Bürger und Bauern im tiefsten Elend schmachteten. Was die Soldaten nicht verzehren konnten, verdarben sie aus Muthwillen. Viele Landleute starben Hungers; andere fristeten mit Eicheln, Wurzeln, Knospen, Gras und andern unnatürlichen Dingen ein klägliches Dasein." — Aus dem Reichstage zu Regensburg, im Jahre 1630, wurde darum der Kaiser von protestantischen und katholischen Fürsten, ganz besonders von Max-

8. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 103

1880 - Halle : Anton
103 gehörigen Garten sah man ihn selbst mit Spaten, Messer, Säge und Hacke arbeiten. Gewerbe und Handel fanden an ihm einen eifrigen Gönner. Tausende von vertriebenen Niederländern nahm er auf; ihre Geschicklichkeit im Weben von Tuch und Leinwand kam seinem Lande zu gut. Die Annabergerin Barbara Uttmann verbreitete die Kunst des Spitzenklöppelns und gab damit den armen Erzgebirgern Arbeit und Brot. In seinen Bemühungen zum Wohl des Landes wurde August von seiner trefflichen Gemahlin Anna unterstützt. Sie war namentlich eine Freundin und Wohlthäterin der Armen und Unglücklichen; diese hatten, wie sie selbst sagten, mit ihr einen Beutel, eine Apotheke, eine Küche. Mit Recht wurde darum das edle Fürstenpaar von den Unterthanen „Vater" August und „Mutter" Anna genannt. — 3. Kaiser Karl überlebte Moritz nur wenige Jahre. — Alles hatte er versucht, die Reformation zu unterdrücken, es war ihm nicht gelungen. Darüber verstimmt und durch körperliche Leiden ermüdet, sehnte er sich nach Ruhe. Darum beschloß er, die ihn drückende Last auf jüngere Schultern zu legen. Im Jahre 1556 entfagte er freiwillig der Regierung : d ie deu tsch e Kron e üb erließ er s einem Bruder Ferdinand, die übrigen Länder aber seinensohne Philipp. Hierauf begab er sich nach Spanien; im Kloster San Just suchte er die Ruhe, die er auf dem Throne nicht hatte finden können. Vergleiche das Gedicht von Platen „Der Pilgrim von St. Just": Nacht ist's, und Stürme sausen für und für rc. Noch zwei Jahre lebte er hier. Fromme Andachtsübungen, Gartenarbeiten, Verfertigung künstlicher Maschinen füllten seine Zeit. Immer ernster wurde sein Sinn, immer lebhafter gedachte er seines nahen Todes. Ja, er kam sogar auf den Gedanken, sein Leichenbegängniß im voraus feiern zu lassen. Mit schwarzen Fackeln, paarweise zum Leichenzuge geordnet, begaben sich seine Diener in die Kirche des Klosters; er selbst folgte im Todtengewande. Nachdem er sich in den Sarg gelegt, begann die Feier; Trauergesänge erschallten, und die Mönche sprachen die üblichen Gebete. Der alte Kaiser wurde tief erschüttert; schon am folgenden Tage ergriff ihn ein Fieber, und nach wenig Wochen wurde seine Todessehnsucht erfüllt: er starb im Jahre 1558. Xvi. I Der dreißigjährige Krieg. i. 1. Der augsburgische Religionsfriede hatte Evangelischen und Katho' tischen gleiches Recht gegeben; keine Partei sollte die andere um des Glaubens willen verfolgen und kränken. Karls V. Nachfolger in

9. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 97

1880 - Halle : Anton
97 und Irrlehren der katholischen Kirche, beide erstrebten die Wiederherstellung der reinen Lehre Christi. Leider gingen aber auch beide in ihren Ansichten über gewisse Dinge auseinander. Ganz besonders war dies in Bezug auf das heilige Abendmahl der Fall. Luther hielt fest an den Einsetzungsworten Christi: das „ist" mein Leib, das „ist" mein Blut - unv war der Meinung, der Christ genieße im Abendmahl den wirklichen Leib und das wirkliche Blut des Erlösers. Zwingli dagegen behauptete, Christus habe mit jenen Worten blos sagen wollen: das „bedeutet" meinen Leib, das „bedeutet" mein Blut — Brot und Wein sollten den Christen nur an den gebrochenen Leib und an das vergossene Blut des Heilandes erinnern. Um sich zu einigen, kamen beide Reformatoren im Jahre 1529 in der hessischen Stadt Marburg zusammen. Leider war ihre Unterredung ohne Erfolg; jeder blieb hartnäckig auf seiner Meinung stehen; ja Luther schrieb sogar die Worte „das ist mein Leib" mit Kreide vor sich auf den Tisch, damit er sie immer vor Augen habe und nicht von ihnen abweiche. So spaltete sich die evangelische Kirche in eine lutherische und in eine reformirte, denn die Anhänger Zwingli's nannten sich Reformirte. Nicht alle Kantone der Schweiz jedoch hatten sich der neuen Lehre angeschlossen, eine Anzahl waren katholisch geblieben. Die katholi-schenkantone traten gegen die reformirten feindlich auf; es kam sogar zum offenen Krieg; auch Zwingli zog als Feld-pre diger mit in den Kampf. Bei Kappel, unweit des Züricher Sees, stießen die Gegner im Jahre 1531 auf einander. Von zwei Seiten mit Uebermacht angegriffen, wurden die Reformirten geschlagen. Auch Zwingli fiel; schwer verwundet lag er unter einem Baume; einige Kriegsleute gaben ihm den Todesstoß; er starb mit den Worten: „Den Leib können sie todten, aber die Seele nicht." Sein Leichnam wurde von den Feinden verbrannt und die Asche in alle Winde gestreut. Zwingli's Werk aber ging nicht unter, es wurde von Calvin in Genf fortgesetzt und vollendet. Iii. Der schmalkaldische Krieg. 1. Mehr als 10 Jahre waren seit dem Nürnberger Religionsfrieden verflossen. Während dieser Zeit war Kaiser Karl vielfach mit auswärtigen Kriegen beschäftigt gewesen und hatte darum nichts gegen die Protestanten unternehmen können. Jetzt waren jene Kriege beendet, und nun wollte er endlich in Deutschland die religiöse Einheit wieder herstellen. Noch einmal sollte ein gütlicher Versuch gemacht werden: die Kirchenversammlung zu Trient sollte die kirchlichen Streitigkeiten entscheiden. Auch die Protestanten wurden dahin geladen; allein sie erklärten, nicht kommen zu wollen, denn sie 7

10. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 102

1880 - Halle : Anton
102 erhielt auch Philipp seine Freiheit zurück, und den Protestanten wurde vorläufig gestattet, ungehindert ihrem Glauben zu leben. Drei Jahre später, im Jahre 1555 wurde dieser Vertrag durch den Augsburger Religionsfrieden bestätigt. V. Moritzens und Karls Ende. 1. Moritz erlebte den Augsburger Religionsfrieden nicht mehr. Auch nach dem Passauer Vertrage noch, der doch dem Kriege ein Ende machte, Zog sein ehemaliger Waffengefährte, Markgraf Albrecht von Brandenburg, plündernd und verwüstend in Deutschland umher; ja, er hatte sich sogar wieder aus die Seite des Kaisers gestellt. Jenes erfüllte Moritzen mit Unwillen, dieses mit Besorgniß. Darum zog er noch einmal das Schwert, diesmal gegen den frühern Freund. Bei Sievershausm— in der jetzigen preußischen Provinz Hanover — kam es im Jahre 1553 zur Schlacht. Markgraf Albrecht wurde besiegt, Moritz aber, als er noch den letzten Angriff auf den Rest der feindlichen Reiter ordnete, tödtlich verwundet. Eine Kugel drang ihm in den Unterleib und zerriß die Eingeweide. Nach zwei Tagen starb er; sein letztes Wort war: „Gott wird kommen!" 2. Als Kurfürst von Sachsen folgte ihm sein Bruder August; er regierte von 1553 —1586. — Herzog Johann Friedrich von Weimar freilich, der Sohn Johann Friedrich des Großmüthigen, konnte es nicht verschmerzen, daß den Ernestinern die Kurwürde und der größte Theil des Landes entrissen worden war. Er hoffte, es würde ihm möglich sein, das Verlorene wieder zu gewinnen. Leichtgläubig baute er auf die Vorspiegelungen eines fränkischen Ritters, Wilhelm von Grumbach. Er nahm Den durch den Kaiser Geächteten bei sich aus und verweigerte seine Auslieferung. So zog er sich selbst die Acht zu, und Kurfürst August vollstreckte sie im Namen des Reichs. Grausame Strase traf den Verführer wie den Verführten. Dem Ritter Grumbach wurde das Herz aus dem Leibe gerissen und sein Körper in vier Stücke zerhauen. Johann Friedrich aber wurde zu lebenslänglicher Hast verurteilt; 28 Jahre lang athmete er die Lust des Kerkers, dann starb er; seine treue Gemahlin theilte sein Gefängniß bis an feinen Tod. Eifrig sorgte Kurfürst August während seiner langen Regierung für das Wohl des Landes. Weise Gesetze wurden erlassen, Ackerbau und Viehzucht unterstützt. Edlere Thiergattungen wurden gezüchtet, namentlich Schafe, um bessere Wolle zu erzielen. Auf seinen Reisen theilt er Kerne von guten Obstsorten an die Landleute aus; auch bestimmte er, daß jedes junge Ehepaar bald nach der Trauung einige Obstbäume pflanzen mußte. So schuf er den blühenden Obstbau Sachsens. Aus Frankreich, Ungarn und vom Rhein bezog er edle Weinreben und hob so den Weinbau. Auf seinem Gute, dem Ostravor-werke bei Dresden, errichtete er eine Musterwirthschaft, und im dazu-
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