1873 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Peter, Carl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
12
Erste Periode. Von den ältesten Zeiten bis zur Wanderung der Dorier und Herakliden.
J. V. Chr. Wanderungen.
1200.
1198. Zug der Epigonen gegen Theben24).
1193 —118425). Trojanischer Krieg26).
1124. Einfall der Thessalier in das (nunmehr so benannte) Thessalien; die Böotier
aus Arne in Thessalien vertrieben27).
1104. Die Dorier unter Führung der Herakliden Temenos, Aristodemos und Kresphontes
im Peloponnes; die Aetolier unter Oxylos in Elis 28).
24) [Nach Apollod. Iii, 7, 2 war der Zug der Epigonen 10
Jahre später als der der Sieben; indess muss man wegen Нот. Ii.
Vi, 222. wenigstens einen Zwischenraum von 15 Jahren annehmen.]
Die Theilnehmer des Zugs sind die Söhne der Sieben (daher Epi-
gonen), nämlich Aegialeus, Sohn desadrastos, Diomedes, Sohn des
Tydeus, Sthenelos, S. des Kapaneus, Promachos, S. des Partheno-
paeos, Thersandros, S. des Polyneikes, Alkmaeon, S. des Amphia-
raos. Der Letztgenannte ist der Führer des Feldzugs, durch welchen
Theben genommen wird, nachdem Laodamas, S. des Eteokles,
geflohen ist. Thersandros wird König von Theben. S. Herod. V,
61. Apollod. Iii, 7, 2 — 4. Paus. Ix, 5, 7. 8, 3. Vgl. Нот. Ii.
Iv, 406. Pindar. Nem. Viii, 41 ff.
25) Die obige Jahresbestimmung beruht auf dem Zeugniss des
Eratosthenes (in der 2. Hälfte des 3. Jahrh. v. Chr.) und Apollodor,
s4 Clem. Alex. Strom. I, 21, p. 402: Eqaxog^ivrjg xovg ypovovg
wde uvccyqcc(f6i' Ало [xiv Tqolag axwgmg 1л1 ‘Hqaxxeedwv
y.itdosov ixt] oydorjxovxa, ivtebxtsv fff Inl xrjg Twvlag xxigiv
ixrj Hgr\xovxa, xd fff xovxoig iljrjg 1л1 /uiv xrjv Inn^onlav xrjv
Avxovqyov ixt] ixarov nevtrjxovja ivvia, ¿nl fff ngor/yoiifisvov
ixog xwv nqonwv 'Olv/xniwv ixrj ixarov oxxw, also 776 -j- 108 —{—
159 —{— 60 —J— 80 = 1183, Diodor. I, 5: Ало di xwv Tqw'lxwv
axoxov&wg Алокхобыры ты Axhjvacq) xitsfiev oydorjxovxa ixrj
Uqog xrjv хав-odov xwv 'Ilqctxxtidwv, ало di xavxrjg iл\ xrjv
nowxrjv ’Oxv^iada dvol Хеслогха xwv Tqiaxogiwv xal xqia-
xovxa, Ovxxoyi&/uevol xovg /gdvovg ало xwv Iv Aaxedai/xove
ßaaixevgavxcov, folglich 776 -f- 328 -}- 80 = 1184, ebenso ebend.
Xiv, 2, 3. Xix, 1. Dionys. Hai. I, 74. Einen Theil dieser Zahlen
finden wir auch Thuc. I, 12 , und so scheint die oben angenom-
mene Zeitbestimmung des trojanischen Kriegs Grundlage oder doch
wesentliches Glied eines weitverbreiteten chronologischen Systems für
die älteste Geschichte gewesen zu sein. Doch finden sich auch mehr-
fache anderweite Angaben. So 1217 —1208, Marm. Par., ungefähr
1280, Herod. П, 145, vgl. П, 13 u. s. w. (Die Abweichung Thuc.
V, 112 ist eine nur scheinbare, da es sich dort nur um eine runde
Zahl handelt.) [Von einer andern Grundlage aus würden sich die
Zahlangaben für den trojanischen Krieg wie für die nächsten Ereig-
nisse etwa um 100 Jahre herabrücken, s. S. 19 Anm. 15.]
26) Ueber den Schwur, den Tyndareos den Freiem um die Hand
seiner Tochter Helena abnahm, als Veranlassung des trojanischen
Krieges, s. Apollod. Iii, 10, 7 — 9, vgl. Thuc. I, 9: Ayauifxvwv xi
fxoi doxft xwv хоте dvva/uei лцооуыу xal oi xogovxov rolg Tvv-
daqeco ojrxoig xaxeixrj/xfxivovg xovg Exivrjg (ivrjgxrjqag aywv xov
axoxov ayeigai. Die Haupthelden des Krieges auf Seiten der Grie-
chen (die bei Homer unter den Gesammtnamen Aavaoc, Aoyeloi,
Ayacoc begriffen werden, s. Thuc. I, 3) sind ausser Agamemnon
und Menelaos: Achilleus, Sohn des Peleus, des Beherrschers von
Phthia, Nestor von Pylos, Odysseus von Ithaka, Aias, Telamons
Sohn, von der Insel Salamis, Diomedes, des Tydeus Sohn, Sthene-
los , Sohn des Kapaneus, Aias, Sohn des Oileus, Idomeneus von
der Insel Kreta u. A. Der König der Troer ist Priamos, der sein,
Geschlecht von Dardanos ableitet (Dardanos — Erichthonios —
Tros — Ilos — Laomedon — Priamos.) Auf ihrer Seite treten nur
Hektor und Aeneias als Helden hervor, jener Sohn des Priamos,
dieser des Anchises (Tros — Assarakos — Kapys — Anchises.)
Uebrigens wurden die Troer von Phrygiern, Lykiem, Mäoniem,
Thrakern und selbst von Päoniern vom Ufer des Axios unterstützt.
Ueber die Stärke der Kriegsmacht der Griechen stellt Thukydides
folgende Betrachtung an, I, 10: vo[x(£eiv di (dxog) xrjv otqutuiv
ixeivrjv fxeyigxrjv uiv ytvig&ac xwv тгро avxrjg, Хнлоиёгт]г di
xwv vuv, г/) со[лтц)оо u'< лосг/ои fi xi Xqv xiivrav&a лютеv£lv,
ijv fixog iл1 то /uticov /uiv лопухrjv ovxa xog/urjgai, o/awg di
(paivexai xal ovxwg ivdeegxiqa' лелосг]хе ydq yixiwv xal diaxo-
aiwv vewv (genauer 1186), xdg fiiv Bolwxwv tlxogl xal ixarov
dvdqwv (Ii. H, 510), xag di Фсхоххг\тоо легтухохта (elend. 719),
drjxwv wg i/uol doxet xdg fisycaxag xal ixayigxag, wonach die
Zahl der Streiter sich auf etwa 100000 Mann berechnet, wozu sich
nach Horn. Ii. Ii, 123 ff. die Zahl der Troer wie 1 zu 10 verhält.
Die politischen Verhältnisse der Griechen erscheinen bei Homer so,
wie wir sie nachher in der monarchischen Zeit in den hellenischen
Staaten überhaupt und wie wir sie namentlich in dem spartanischen
Staate wieder finden, nur dass sie bei Homer nirgends umgrenzt sind
und nirgends auf Gesetzen oder sonstigen Feststellungen, sondern
überall auf göttlicher Ordnung beruhen. Ueberall steht ein König an
der Spitze (ovx aya&ov лохохоодагьг], fig xoiquvog iaxw, 11. Ii,
204) von göttlicher Abkunft (dioyevstg ßaaixrjtg), dem als solchem
zur Ausstattung ein öffentliches Grundstück (xi/usvog) gebührte und
dem man Ehrengeschenke und Ehrenstücke von der Beute (yiqaxa,
dwxlvai, dwqu, d-ifxiaxsg) darbrachte; neben und unter ihm die
seinen Rath bildenden Edlen (yigovxeg, /uidovxsg, rjyrjxoqsg, ¿¿ql-
gxoc, ßagixrjsg, ävaxxeg); endlich das Volk, welches versammelt
wurde , jedoch ohne feste Regel, und nur, um die Beschlüsse des
Königs und seines Rathes zu vernehmen; neben diesen Klassen der
vollkommen Freien noch die tfijrf? und d/aweg, letztere entweder im
Kriege als Beute gewonnen oder von Seeräubern erhandelt. Man
bemerke noch die Erwähnung der Phratrien und Phylen an folgen-
der Stelle: xqiv clvdqag хата ipi/Xa, xaxd (fqrjtqag, Ayd/ue/avov,
wg (pqxitq7! (fqrjxqr](piv aqrjyrj, ipvxa di (pi/Xoig, Ii. Ii, 362.
27) Ueber die Zeitbestimmung s. Anm. 25. Ueber die Sache s.
Thuc. I, 12: xal /uexd xd T()wixu rj 'Exxag ixe ¡xtxavigxaxö
rf xal хата)х1£ето wgxe /uri vov/aoaga av%r}drjval • 77 xe
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Zweite Periode. 1104—500 v. Chr.
J. V. Chr. Politische Geschichte. Kunst und Literatur.
1031. Echestratos. Eurypon16).
996. Labotas.
978. Beginn der Feindseligkeiten zwischen Sparta und Argos17 * Ii,).
959. Doryssos.
930. Agesilaos. Blüthe der epischen Poesie.
929. Homeros und Homeriden. Ilias
• und Odyssee *).
16) Die Könige Soos, Eurypon und Polydektes fehlen an der
Anm. 4 angeführten Stelle des Eusebius. Es ist desshalb nicht mög-
lich die Dauer ihrer Regierungen genau zu bestimmen.
17) Nach Paus. Iii, 2, 2 — 3 hatten die Spartaner unter Eche-
a) Die Angaben der Alten über das Zeitalter des Homer schwan-
ken zwischen 1159, evioi bei Philostratus Heroic. c. Xviii. p. 194
und 685 , Theopomp, bei Clem. Alexand. Strom. I. p. 327. Bei wei-
tem die meisten und gewichtigsten derselben setzen ihn gleichzeitig
mit der Einwanderung der Ionier nach Kleinasien oder später.
Gleichzeitig insbesondere Aristoteles, (Pseud. -) Plut. vit. Hom., und
Aristarch, Ps. Plut. a. a. 0. Giern. Alex. a. a. 0., um 944, und der
älteste Zeuge Herodot. Ii, 53: 'Hoiodov yug xul '0[ir}gov rjxixirjv
ratgaxooioigi ereoiv öoxtto fxsv ngfgßvttgovg yavtg&ui xul ov
nxiooi, also um 850. Zwischen den Zeitbestimmungen des Aristo-
teles und des Herodot hält also die Angabe des Apollodor die Mitte,
nach welcher Homers Lebenszeit um 950 — 900 fallen würde. Auf
die Ehre, für Homers Geburtsort zu gelten, machten in späterer
Zeit verschiedene Städte Anspruch, s. Antipat. Sidon. Pp. Xliv.
Anthol. Pal. Ii. p. 716, vgl. Pp. ine. 486 f.: 'Emcc noxsig f^äg-
vuvro Gocprjv diu gc^uv 'Ö(xr)Qov | Pjuvnvu, Xcog, Koxotfxov, T&axrj,
Uvxog, Agyog, A&rjvai, vergl. Pp. Antipater (Ps. -) Plut. v. Pom.
Proei. v. Hom. Von diesen haben zwei den begründetsten Anspruch -.
Chios, wo die Sängerzunft der Homeriden heimisch war, Pind. Nem.
Ii, 1: "Oixev niq xul 'Ojurjocijui | gumdöv iniuiv tujioxx uoiöol |
ügyovtui. Schol. a. a. O.: ‘O/urjglöug Zxeyov r6 /xkv ug/niov Toig
uno tov O/urjgov yivovg, o'i xul Ttjv noir\Giv uvtov X.x diutfoyrjg
rjsov, Strab. p. 646, wie auch der blinde Sänger des Homerischen
Hymnus auf Apoll, den Thukydides für den Homer selber hält, Iii,
104; auch Simonides sah Chios als die Vaterstadt des Homer an,
Anon. vit. Homer. Gleichen Anspruch erhebt Smyrna, wo dem Homer
ein Heiligthum 'Ofx^gaiov mit einer Bildsäule geweiht war, Strab.
p. 646. Cic. pro Arch. 8, und nach der einheimischen Sage Homer
in einer Grotte an den Quellen des Flusses Meies dichtete und als
Sohn des Flussgottes Mtxr\Giyavr\g genannt wurde, (Ps. -) Plut. v.
Hom. Procl. v. Hom. Paus. Vii, 5.6. Nächstdem kommt die Insel
los in Betracht, Aristot. bei Gell. Iii, 11, 6, wo das Grab des
Homer gezeigt wurde, Pausan. X, 24, 3, und die Bewohner der
Insel ihm Opfer brachten, Varr. bei Gell. a. a. O. Aus der Pflege
Homerischer Poesie in diesen und anderen Städten entstand ihr
Anspruch, als Geburtsstätten des Dichters gelten zu wollen. Eben
so wenig wie über die Zeit wussten die Griechen irgend etwas
Sicheres über seine sonstigen Lebensumstände. Jedenfalls sind die
homerischen Dichtungen an der Westküste Kleinasiens entstanden;
von da wurden sie nach dem europäischen Mutterlande verpflanzt,
und zwar nach Sparta angeblich durch Lykurg, Plut. Lyc. c. 4,
stratos Kynuria erobert und fingen unter Labotas und Prytanis
den Krieg mit den Argivem an, weil diese sich hinsichtlich des
eroberten Gebietes Beeinträchtigungen erlaubt haben sollten, vgl.
ebend. 7, 2.
nach Argos schon vor Kleisthenes Zeit, Herod. V, 67. Aelian. V. H.
Ix, 15. Zu Athen waren sie schon heimisch zur Zeit des Solon
und Peisistratos, Diog. Laert. I, 57. Aelian. V. H. Viii, 2; Stücke
derselben wurden bei Götterfesten vorgetragen, namentlich in Athen
an den Panathenäen auf Anordnung des Solon und Hipparch nach
bestimmter Anweisung der einzelnen sich ablösenden Sänger, Diog.
Laert. I, 57: Tu Sh 'O/ur/gov ¿£ vnoßoxrjg ysygutpt (Poxcov)
guißipseiasui, oiov onov o nguitog (Xfi£(v, ¿xeixxev ug/Egd-ui tov
t/6/uevov, big (j.ijat Aiev/isug tv rotg Meyugixotg. Diese Sänger
wurden daher guifuusol, Liederverknüpfer, genannt, Bekk. Anecd.
Ii, p. 769 : Gvießgurctov yug rovg xutuxxtjxov öluvoiuv unagri-
Covrug Gti/ovg 'O/urjgixoi/g xul eipuxxov to t(pagjx6cov fitxog.
Peisistratos liess um diese Zeit durch eine Commission von vier
Gelehrten, Onomakritos aus Athen, Zopyros aus Heraklea und
Orpheus aus Kroton, die zerstreuten oder nicht fest geordneten
Homerischen Gesänge sammeln und nach bestimmter Folge ordnen,
Cramer Anecd. Graec. Paris. I. p. 6. Schol. Plautin. Cod. Rom. saec. Xv.
Pausan. Vii, 26, 6. Cic. de orat. Iii, 34. Ppigr. Bekk. Anecdot. Ii.
p. 768: og tov aojut]gov | rjogoigu onogdßr]v to ngiv aeisofaerov.
Welche Gedichte dem Homer zuzuschreiben seien, darüber waren
schon die Alten zweifelhaft. Von einigen Gelehrten wurden ihm
eine grosse Anzahl der verschiedenartigsten Gedichte beigelegt.
Suid. s. v. 'O/irigog, eine andere Schule der alten Grammatiker wollte
nur die Ilias als eine Dichtung Homers gelten lassen, Procl. vit.
Hom.: ’Odvggeinv, fjv pevwv xul Elxuvrxog uqcugovvtut uvtov
(‘Ofirigov), schrieben also Ilias und Odyssee verschiedenen Verfas-
sern zu und wurden daher oi /wglcovteg, die Sonderer, genannt.
Dass vor der Ilias und Odyssee längst Lieder über Heldensagen,
insbesondere über den troischen Sagenkreis zur Kithara gesungen
wurden, beweisen die Stellen in beiden Gedichten, an denen Sän-
ger wie Achilleus, Demodokos, Phemios vom „Ruhme der Männer“,
Ii. Ix, 189, vom „Streit des Odysseus und Achilleus“, Od. Viii, 73,
von den „Thaten und Drangsalen der Achäer“, Od. Viii, 489, vom
„Bau des hölzernen Pferdes und von Trojas Fall“, a. a. O., von
der „unglücklichen Heimfahrt der Achäer“, Od. I, 326, sangen.
Vgl. auch Herod. Ii, 23. Auch den späteren Ursprung einzelner
Stücke der Homerischen Gedichte hatten alexandrinische Gelehrte
schon erkannt; Aristarch und Aristophanes hielten den Schluss der
Odyssee für unächt von Xxiii, 296 an, Schol. Pustath.; ähnlich
urtbeilte Aristarch über das vierundzwanzigste Buch der Ilias;
ausserdem werden eine grosse Anzahl von einzelnen Versen als
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Das Zeitalter der inneren Entwickelung des Hellenenthums.
21
J. V. Chr. Politische Geschichte. Kunst und Literatur.
786. Alkamenes. Theopompos. Kyklisclie Dichter. Epische Bearbeitung des griechischen Sagen- stoffes3).
18, 1. Ix, 31, 4, wird aber doch nach der allgemeinen Ansicht
des griechischen Alterthums, namentlich auch der alexandrinischen
Gelehrten, für ein Werk des Hesiodos gehalten. Auch die Théo-
gonie hat in ihren Bestandtheilen frühzeitig grosse Veränderungen
erlitten und die Gestalt eines lose zusammenhängenden Stückwerkes
erhalten. Die Aanlg 'Hgaxléovç, Beschreibung des Heraklesschildes
hei Gelegenheit des Kampfes zwischen Herakles und Kyknos, wurde
schon von alexandrinischen Gelehrten dem Hesiod abgesprochen,
Bekk. Anecdot. p. 1165: dal ydç xui iv aiiroig ô/uojvv/ua ßißlicc
il>evdr¡ olov 7) Aan'ig 'Haiósov xai tu 0r¡Qiuxd Nixúvóqov éré-
Qwv yccq doi noirjtwv. [Ausserdem wurden eine Anzahl jetzt
verloren gegangener Gedichte von einigen Gelehrten dem Hesiod
zugeschrieben. So der Kuxdloyog yvvcaxaiv, jhoïca, Alyifiiog,
Melufmodcu, Kr/vxog yá/uog, doch steht über die Verfasser der-
selben nichts Sicheres fest.]
d) Kvxhxol 7ioir]Tai hiessen die Epiker, welche jünger waren
als Homer und namentlich die Heldensage bearbeiteten, welche den
t Homerischen Sagenstoff umschliesst. Schol. Clem. p. 104: Kvxhxol
* dè xalovvtuc ttoitjtui oi tu xvxlcg Tr¡g Ahúdog r¡ tu p.êzayevé-
gtíqu l| ai)T(Sv Twv 'Ofiriqixtov ovyyqoapumg. Ihre Gedichte
sind bis auf unbedeutende Fragmente verloren ; wir sind zur Kennt-
niss derselben besonders auf einen Auszug angewiesen, welchen
der Grammatiker Proklos aus ihnen gemacht hat (bei Phot. eod.
239), und ausserdem auf Werke der Plastik, die s. g. tabula Iliaca
(in Kom) und das marmor Borgianum (in Neapel). Den troischen
Sagenkreis behandelten folgende Gedichte: Kungia, vom Ursprung
des troischen Krieges bis zum Anfänge der Ilias, Serod. Ii, 117.
Athen. Viii. p. 334. c. Xv, p. 682. d. e., Alfhonig des Milesiers
Arktinos, vom Schluss der Ilias bis zum Tode des Achilleus, Procl.
Chrestom. Phot. Bibi. Cod. 239. Suid. v. Aoxrlvog, Ali,dg /uixna
des Lesbiers Lesches, Pausan. X, 25, 3, oder eines anderen Dich-
ters, Schol. Pur. Troad. 821. Pausan. Iii, 26, 7, vom Streit um
Achilleus Waffen bis zur Eroberung der Stadt, Alcov nt-Qgig von
Arktinos, Procl. Chrest. a. a. 0. Hieron. Ol. 4 p. 80, die Eroberung und
Zerstörung der Stadt, Nogtoi des Agias vontrözene, Procl. a. a.o.,
und anderer Dichter, Suid. v. Noorog, über die Heimfahrten der
Griechenfürsten, Trjleyoviu des Eugammon von Kyrene um 560
a. Ch., Giern. Alex. Strom. Vi. p. 751. Procl. a. a. 0., über die
letzten Schicksale und den Tod des Odysseus. Anderen Sagenkrei-
sen gehörten an die Qrjßcug, Paus. Ix, 9, 3, ^Eniyovoi, Serod.
Iv, 32, Oidinodsia von Kinäthon, Marmor Borgianum, oder einem
anderen Dichter, Pausan. Ix, 5, 5, Olyaltug alcoaig des Kreo-
phylos von Samos, Pausan. Iv, 2, 2, Sqccxisiu des Kinäthon,
Schol. Apollon. I, 1357, Mivvug des Phokäers Prodikos, Pausan.
Iv, 33, 7 u. a. Aehnlich wie die Theogonie von genealogischem
Charakter waren: Tnuvofiuxiu, Clem. Al. Strom. I. p. 361, Nav-
nuxjia enrj von dem Naupaktier Karkinos (?), Pausan. X, 38, 6,
<Poqiovig (A^yolixu), Schol. Apoll. I, 1129, Azlhg von Hegesinos,
Paus. Ix, 29, 1 u. a. Gesondert von den Kyklikern wird Peisan-
dros aus Kameiro3 auf Rhodos, der wahrscheinlich um 647 blühte,
Suid. v. Tisigavdoog. In seinem Epos 'Hgaxleia stattet er zuerst
den Herakles bei seinen Arbeiten mit der Keule aus, Pausan. Ii,
37, 4. Viii, 22, 4. Strab. p. 688. Schol. Apoll. I, 1195. Suid. a.
a. 0. Theocrit. Epigr. 6. ed. Ahr. Unbestimmt ist das Zeitalter des
Epikers Asios von Samos, Athen. Iii. p. 125.
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Erste Periode. Von den ältesten Zeiten bis zur Wanderung der Dorier und Herakliden.
J. V. Chr. Wanderungen. G e n e a der Hellenen.
Doros.
1266. Einwanderung des Pelops aus Kleinasien nach 1
Elis 15 16 17 *).
Aegim ios19 *).
1225. Argonautenzug21).
1213. ! Zug der Sieben gegen Theben22).
1200. Pamphylos, Dymas.
15) Pelops war der (späteren) Sage zu Folge der Sohn des Tan-
talos, Königs vonmysien oder Pbrygien oder Lydien oder Paphlago-
nien, Paus. Ii, 22, 4. V, 13, 4. Diodor. Iv, 74. Strab. p. 571.
580. Schol. Find. Ol. I, 27. Von Ilos, dem Könige von Troas, aus
seiner Heimatb vertrieben, kommt er nach Pisa, besiegt den König
Oenomaos im Wagenrennen und gewinnt als Preis des Sieges seine
Tochter Hippodameia und sein Reich Elis, s. des. Pindar. Ol. I,
67 ff. Paus. V, 17, 4. 10, 2. Vi, 21, 9. [Homer kennt den Tantalos,
Od. Xi, 581, wie den nxri'^mrtog Pelops, Ii. H, 104, weiss aber
nichts von der Abstammung des Pelops vom Tantalos oder von sei-
ner Einwanderung nach Griechenland.] Üeher den sprichwörtlichen
Keichthum und die Macht des Pelops s. Thuc. I, 9: Ahyovat Sh
xal ot za Gacphgzaza nexonovvrjgicov fxvr]fxtj naqd zcov nqozeqov
Ssssy/ahvot Irxonu re nqeizov nxr]&Et yqri/xuzcjv, a f/Xs-Ev ix zrjg
;'Aaiag hycov ig dvd-qfüttovg dnoqovg, Svvafxtv 7teqi7iotr]Gufzsvov
tt]V inwvv/xiav zrjg ytbqag inrjxvzriv ovza bfxwg O/etv xal vgzeqov
Tolg ixybvotg ht /ueccco gwevex&rjvac —. lieber den Kamen
Peloponnes vergl. S. 4. Anm. 19.
16) König Pandion (H.) theilte der Sage nach sein, auch
Euboea und Megara umfassendes Keich unter seine oben genannten
4 Söhne; Aegeus als der älteste erhielt die Kekropia, Nisos den
Isthmos und Megara, Lykos Marathon nebst Euböa, Pallas den
gebirgigen Osten und Süden der Halbinsel (vgl. die Eintheilung der
Landschaft in die 4 Theile Aktäa, Mesogäa, Paralia, Diakris, Pollux
Viii, 109), s. Sophokles bei Strab. p. 392. Schol. Aristoph. Lysistr. 58.
Lykos wurde vom Aegeus vertrieben, Rerod. I, 173, Nisos fand
durch einen Einfall des Königs Minos von Kreta seinen Tod, Apol-
lod. Iii, 15, 8, wobei auch Megara genommen und Aegeus genöthigt
wurde einen Tribut zu entrichten (bestehend in 7 Jünglingen und 7
Jungfrauen, die alle 9 Jahre nach Kreta geschickt werden sollten,
um dort dem Minotaurus vorgeworfen zu werden), Apollod. a. a. 0.
Plut. Thes. 15. Paus. I, 27, 9.
17) Herakles, der Sohn des Zeus und der Alkmene, durch
Alkmene wie durch Amphitryon dem Geschlechte der Persiden ange-
hörig, wurde in Theben geboren, Rom. Ii. Xix, 97 ff., weil Amphi-
tryon seinen Oheim und Schwiegervater Elektryon erschlagen hatte
und desshalb aus Mykenä geflohen war, s. Resiod. Scut. Rerc. v. 11.
80. Von der Hera gehasst und verfolgt, wurde er in Folge eines
übereilten Schwures des Zeus (s. Rom. 11. a. a. 0.) genöthigt, Idem
Eurystheus, einem viel schlechteren Manne, zu dienen, in dessen
Auftrag er schwere,' unwürdige Werke verrichtete, Rom. Ii. Viii,
362. Homer führt von diesen Werken nur das eine an, dass er den
Hund des Hades aus der Unterwelt heraufholte und nach Mykenä
brachte, Ii. V, 395. Odyss. Xi, 622; ausserdem wird bei Homer
noch der Ermordung des Iphitos, Od. Xxi, 22 — 30, der Ermor-
dung der Söhne des Nestor,. R. Xi, 690 ff. und seines Feldzugs
nach Troja gedacht, Ii. Xx, 145. Xxi, 442; auch von seinem
Tode kennt Homer die späteren Sagen nicht, s. Ii. Xviii, 115.
Od. Xi, 600 ff“. Bei Hesiod finden sich noch einige wenige andere
Sagen erwähnt, so die vom nemeischen Löwen, Theogr. 326 — 332,
von der lernäischen Schlange, ebend. 314 ff., von den Rindern des
Geryones, ebend. 287, von der Tödtung des Adlers, der die Leber
des Prometheus frass, ebend. 530, und des Kyknos, Sc. Rerc.
122 ff. Alles Uebrige gehört der weiteren Entwickelung des Mythos
an, wie sich dieselbe theils unter dem phönikischen Einfluss (Mel-
karth) , theils in Gemässheit neuer unter den Hellenen selbst auf-
' kommender Ideen vollzog: so die zwölf Arbeiten, die Motivierung der
Knechtschaft bei Eurystheus, die Selbstverbrennung auf dem Oeta
(Soph. Trachin.) u. s. w. Am vollständigsten ist der ganze Mythus im
Zusammenhang bei Apollodor zusammengestellt, H, c. 4, 5 bis c. 7.
Vergl. auch Xen. Mem. H, 1, 21.
18) Mit Atreus ging die Herrschaft in Mykenä von den Persiden
auf die Pelopiden über. Sthenelos nämlich heirathete die Tochter
des Pelops, Nikippe, Apollod. H, 4,5, und übergab den beiden
Söhnen des Pelops, Atreus und Thyestes, die Herrschaft von Midea,
s. ebend. §. 6. Als aber Hyllos gegen die Herakliden nach Attika zog
und in dem Kampfe gegen dieselben seinen Tod fand (s. Anm. 23),
so wurde Atreus erst zvni Reichsverweser und dann zum Nachfolger
des Eurystheus erhoben, s. Thuc. I, 9. Die Herrschaft von Mykenä
ging dann auf den älteren Sohn des Atreus, Agamemnon, über,
während sein jüngerer Sohn durch die Verheirathung mit Helena,
der Tochter des Tyndareos (Apollod. Iii, 10, 6. 7), in den Besitz
von Sparta gelangte. Ueber die Genealogie der Atriden s. Rom. 11.
H, 105 ff., über ihre Macht s. die Fortsetzung der Anm. 15 aus
Thukydides mitgetheilten Stelle (I, 9): — xal zcöv Iteqghswv
zovg Ilelotiisag [Xelcovg xazagzrjvaf u fxot Soxet Aya/xh/xvcov
naqaxaßuov xal vavztxuj dfxa Inl nxhov zcöv ccxxcov loyvgug zr\v
azquztav ov yaqtzt zb tixeiov rj cpbßu> Ijui/ayaycbv notrioagd-uc
cpaivezcu ydq vavoi zs 7ixe(Gzcag avzög a<ptxofxevog xal Aqxccot
Ttqognuqagyyöv, cbg’'Ofxrjqog zoiizo Sest]X(oxev (R. H, 576. 610),
Et zu) txavog zexfxrjqkögat' xal tv zov Gxrjnzqov d/ua ztj 7iaqasoget
Etqrjxev avzov noxxrjgt vrjootgt xal Aqyh navzl uvaggetv (11. H,
108). ovx uv ovv vrjgwv z(Sv tieqioixlsujv (avzai d° ovx
dv noxxal Etr]Guv) rjtteiqtozrig uov ixqdzet, El fzi] zt xal vavztxov
Eiyev.
19) Herakles stand dem Dorier Aegimios (oder Aepalios, Strab.
p. 427) im Kampfe gegen die Lapithen bei, wofür Aegimios der
von Herakles gestellten Bedingung gemäss seinen Sohn Hyllos
adoptixte und ihm den dritten Theil seines Gebiets und die Nach-
folge im Königthum überliess, Apollod. H, 7, 7. Biod. Iv, 37.
Pind. Pyth. I, 62. V, 66. Daher die Vereinigung der Dorier und
Herakliden und eben daher die Theilung der Dorier in die drei
Stämme der ‘Ya/Uiff, nufxtpvxot und Avfxaveg, s. Rerod. V, 68.
Steph. Byz. s. v. Avfxdvsg.
20) Theseus, Sohn des Aegeus (oder Poseidon) und der Aetlxra,
der Tochter des Königs Pittheus von Trözen, s. Apollod. Iii, 16, 1.
Plut. Thes. 3. Paus. I, 27, 8, tödtete, nachdem er in Trözen heran-
gewachsen, auf dem Wege nach Athen den Periphetes, Sinis, die
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- Autor: Daniel, Hermann Adalbert
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- Auflagennummer (WdK): 5
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- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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224
Drittes Buch.
gen Helden (Heroen), welche das Land von Ungethümen
und Scheusalen der Thier - und Menschenwelt säuberten (He-
racles, Hercules) — wir vernehmen auch von großen
Abenteuern und Kriegsunternehmungen, durch welche die ver-
einzelten griechischen Stämme wenigstens auf einige Zeit ver-
einigt wurden. So holte die Heldengesellschaft der Argo-
nauten aus Colchis (wo?) das goldne Vließ und um
1200 belagerte Agamemnon zehn Jahre lang mit vielen
königlichen Genoffen Jlium und Troja, Priamus Stadt,
des lanzenkundigen Königs (wo? S. 66.). Der unsterbliche
Homer hat in seiner Ilias einige Tage aus diesem Kampfe
und seine Helden Achilles und Hector, Odysseus u. a.
besungen — auch die gefahrvolle Rückkehr des letzteren in der
Odyssee geschildert. In der eigentlich geschichtlichen Zeit
treffen Hellas und Asien wieder zusammen; die Kämpfe
der Hellenen mit den Persern machen die Glanzseite ihrer
Geschichte aus. Wiederhole nach S. 67. die Namen der per-
sischen Despoten, die ihre Millionen gegen die Griechen geführt,
und merke die Vertheidigung der Thermopylen durch den
spartanischen König Leonidas — die Landschlacht bei Ma-
rathon 490 — die Seeschlacht bei Salamis 480 als die
herrlichsten Zeugnisse griechischer Tapferkeit. Aber nachdem jene
Gefahr glücklich abgewandt, singen die Hellenen an unter sich
uneins zu werden. Besonders herrschte Eifersucht zwischen
den beiden mächtigsten Städten und Staaten: Athen, dem
Solon, und Sparta, dem Lycurg Gesetze gab. Endlich
kam es sogar zwischen ihnen und ihren Bundesgenossen zu dem
peloponnesischln.kriege 431 — 404. Beide Staaten
sind hernach geschwächt; um so leichter erhebt sich Theben
durch seine großen Männer Epaminondas und Pelopi-
das einige Zeit lang zur ersten Macht. Unterdessen hat Phi-
lipp, König von Macedonien, seine Macht immer mehr
verstärkt und besiegt endlich die Griechen bei Chäronea 338.
Von seinem großen Nachfolger Alexander erzähle nach S.
67. Nach seinem Tode suchten sich die Griechen wieder zu
befreien, und es bildeten sich zwei große Vereine, der achäi-
sche und atolische Bund. Endlich mischten sich auch hier
Römer ein, machten dem macedonischen Reiche ein Ende,
behandelten aber hernach auch die Griechen so herrisch, daß
diese zur verzweifelten Gegenwehr schritten. Doch der Sieg
blieb ihnen nicht. Ihre damalige Hauptstadt Corinth wurde
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240
Drittes Buch.
3. Die Republik der Sieben Jonischen
Inseln.
Diese Inseln — warum wohl ionische genannt? —
haben zusammen 50 ^M. und */4 Mill. E., theils italie-
nischen, vorherrschend aber griechischen Blutes. Obgleich alle
gebirgig, sind sie doch überaus fruchtbar an den Produkten
der so nahen griechischen Küste, vor Allem an Oliven und
Wein, dessen Beeren auch hier zu Rosinen gedörrt werden.
Sie gehörten bis in die Stürme der französischen Revolution
zur Republik Venedig, wurden hernach wechselnd von verschie-
denen kriegführenden Nationen (Corfu von Franzosen) besetzt,
1815 aber von den Engländern förmlich in Besitz genom-
men. Unter dem Schutz und der Aufsicht dieses Volkes, was
ein Lord-Obercommissair beständig vertritt, besteht hier ein
Freistaat, der einen Präsidenten an der Spitze hat. In den
Festungen liegen englische Truppen.
«) Die nördlichste und wichtigste Insel ist Corfu, mit
dem breiten Nordende der albanischen Küste sehr nahe, dann keil-
förmig sich gegen So. zuspitzend. Sie kommt bei Homer als
Scheria (die Phäaken, Alcinous und Odysseus), in späterer grie-
chischer Zeit als bedeutender Seestaat Kerkyra (120 Kriegsschiffe
im peloponesischen Kriege), bei den Römern als Corcyra vor. —
Die neuere Hauptstadt Corfu liegt an einem Vorsprunge der
Ostküste und ist eine der stärksten Festungen in Europa. Haupt-
stadt der Republik und Sitz des Obercommissairs. Universität.
20,000 E.
ß) Paxo und Antipaxo, von C. nach So., sind ganz un-
bedeutend.
y~) Santa Maura, durch einen seichten, von den alten Ko-
rinthern ausgeführten Durchstich von Acarnanien getrennt, bei den
Alten Leu ca s mit dem l eukad isch en Vorgeb. im Sw., von
dem sich die Dichterin Sappho in das Meer warf.
S) Theaki ist das alte Jthaka, die Insel des Odysseus, 3
Om. groß. Telemach, der die vom Mcnclaus geschenkten Rosse
ablehnt, schildert seine heimische Insel und die griechischen über-
haupt also:
— In Jthaka fehlts an geräumigem Plan und an Grasflur,
Ziegenweid' ist jene, doch werth vor Weide der Rosse.
Keines der Meereiland' ist muthigen Rossen zur Rennbahn
Oder zur Weide bequem; und (zthaka minder denn alle.
Die von Nw. nach So. gestreckte Insel hatte an der Nordküste
den Hafen Phorkys, wo die Phäaken den Odysseus auesetztcn;
im N. den Berg Neri tos. In die Ostküste schnitt eine tiefe
Bucht, der Hafen Rheithron, ein; im Hintergründe derselben
die
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218
Drittes Buch.
am Busen von Tarent die des weichlichen Sybaris, dessen Be-
wohner z. B. schon ein Rosenblatt auf dem Lager im Schlafe stören
konnte.
tz- 78.
Die italienischen Inseln.
_1. Die größte, Sicilien, an 600 □ $&?., ist von
der Südwestspitze der Halbinsel, mit welcher sie einst wohl zu-
sammenhing, nur durch die 3/4 M. breite Meerenge von
Messina geschieden. Sie bildet die Gestalt eines Dreiecks:
die Nordseite dem tyrrhenischen, die Ostseite dem ionischen
Meere, die Südwestseite der afrikanischen Küste zugekehrt.
Darum lautete ihr älterer Name zu Homers Zeit Tri na cri a,
die dreispitzige; der Dichter versetzt hieher die heiligen Stiere
des Sonnengotts, auf eine kleine Insel an der Küste das
gesetzlose Riesengeschlecht der Cyclopen und in den Mee-
ressund zwei scheußliche Ungeheuer, die Scylla an italischer
und die Charybdis an si'cilischer Seite, welche die Schiffe
in den Grund ziehen oder einen Theil der Schiffsleute sich
zum Fräße nehmen (Incidit in Scyllani qui vult vitare Cha-
rybdini). Die durch jene Sage bedeuteten Wirbel, Strudel
und Felsen — auch die Erzählung vom Taucher hat hier
ihren Schauplatz — sind jetzt fast ganz ungefährlich. (Die
neuerdings in diesem Sunde beobachtete Naturerscheinung der
Fata Morgana.) Schon die späteren Griechen kannten
S. nicht meh/ als das Land der Fabeln, sondern legten an
seinen schönen Küsten zahlreiche Colonieen an. Auch die
Earthager wollten die Insel besitzen und bemächtigten sich der
Westhälfte. Ihre Bestrebungen auf S. brachten sie aber ge-
rade mit den Römern in Berührung. Nach dem ersten und
zweiten punischen Kriege (S. 105.) ward S. Roms erste
Provinz und versorgende Kornkammer. Die weiteren Schick-
sale der Insel erzähle nach S. 215. Noch immer bildet S.,
jedoch mit eigener Verfassung und Verwaltung, ein Schwe-
ster-Königreich zu Neapel, dessen südlichsten Theilen es an
Hlima und Produkten gleich ist. Aber gegen frühere Zeiten
ist Anbau, Verkehr und Bevölkerung (2 Mill.) gering. Man
unterschied bis auf neuere Zeiten drei Thäler oder Abdachungen
auf der Insel; neuerlichst hat man sie in 7 Intendanzen ge-
theklt. Wir folgen den natürlichen Verhältnissen.
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Halle
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24
Ii.
1. Griechenlands „zweitgrößter Held war Theseus, der Sohn des Königs Ageus von Athen. Fern von der Heimat wurde er dem Vater geboren; in der Fremde auch wurde er erzogen. Als er zum Jüngling herangewachsen war, führte ihn die Mutter zu einem großen Felsblock. „Unter diesem Steine," sprach sie, „hat der Vater, als er von mir schied, sein Schwert und seine Dohlen verborgen; du sollst sie an dich nehmen, wenn du stark genug sein wirst; an^ihnen will er dich erkennen." Rüstig wälzte Theseus den Block zur Seite, holte sichschwert und Sohlendesvaters und trat die Reise nach Athen an.
2. Schreckliche Räuber und Unholde machten den Weg unsicher. Mutig aber trat ihnen Theseus entgegen. Er tötete den Fichtenbeuger, einen Riesen, der den Reisenden im Walde auflauerte. Mit starkem Arme bog derselbe die Spitzen zweier Fichten zur Erde und band den ergriffenen Wanderer mit je einem Fuße an dieselben; darauf ließ er die Bäume emporschnellen, daß der Unglückliche in zwei Stücke zerrissen wurde.^ Theseus überwältigte ihn und bereitete ihm dasselbe Schicksal.
3. Hierauf bestrafte er den Prokruftes oder Ausdehner. Freundlich lud derselbe die vorüberziehenden Reisenden zu sich ein und Bewirtete sie gastlich. Am Abend aber führte er sie in ein Zimmer, in dem zwei Betten, ein großes und ein kleines, standen. Kleine Gäste legte er alsdann in das große Bett und dehnte und reckte sie so lange, bis sie unter entsetzlichen Qualen den Geist ausgaben. Großen Personen indes wies er das kleine Lager an und hieb ihnen die über das Bettende herabhängenden Füße ab. Auch Theseus Tvurve zur Einkehr genötigt; auch er wurde bewirtet und zum Schluß ins Gastzimmer geführt.
Hier aber faßte er selbst den Prokrustes, warf ihn in das kleine Bett
und hieb ihm zuerst die nicht Platz findenden Füße und zuletzt das
Haupt ab.
4. Glücklich gelangte er so nach Athen, und freudig wurde er vom Vater willkommen geheißen. Allein er war zu böser Stunde gekommen; Trauer und Jammer füllte die Stadt. Schimpflicher Tribut war ihr vom König Minos aus Kreta (— Insel, südlich von Griechenland) auferlegt: 7 Jünglinge und 7 Jungfrauen mußte Athen alljährlich auf jene 2nfel liefern; dort wurden die armen Opfer dem Minotaurus zum Fraße vorgeworfen — einem Ungeheuer, halb Stier, halb Mensch, welches in einem Labyrinth hauste, aus dem sich niemand wieder herausfand. Jetzt eben war der Tribut wieder fällig, und das Schiff, das die Unglücklichen nach Kreta führen sollte, stand zur Abfahrt bereit; schon wehte an seinem Maste die schwarze Flagge als Zeichen der Trauer. Sogleich war Theseus zur Mitfahrt entschlossen, um seine Vaterstadt von dieser schmählichen Bürde zu befreien. Mit schwerem Herzen ließ ihn der Vater ziehen.
Glücklich gelangte Theseus samt seinen Begleitern nach Kreta, und bereitwillig erteilte ihm König Minos die Erlaubnis zum Kamps mit
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- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
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er unter die geharnischten Männer werfen sollte. Leicht gelang eg ihm nun, die Stiere zu bändigen; ohne Schwierigkeit pflügte er das Feld und säete die Drachenzähne. Wirklich wuchsen ans den letzteren Männer mit eiserner Rüstung empor, die sich brohenb gegen ihn kehrten. Als Jason aber den von Mebea empfangenen Stein unter sie warf, gerieten sie in Streit unter cinanber und töteten sich gegenseitig.
6. Einen solchen Ausgang hatte der König nicht erwartet; voll Ärger und Groll gab er Jason die Erlaubnis, am solgenben Tage den Drachen zu bekämpfen und das Vließ zu holen. Im Herzen aber nahm er sich vor, in der Nacht die Argo verbrennen und die griechischen Helden töten zu laffen. Allein Mebect burchschaute den Plan. Mit cintirechenber Dunkelheit verließ sie das väterliche Haus, begab sich zu Jason und riet ihm, sich sofort in den Besitz des Felles zu setzen und abzusegeln, ba schwere Gefahr brohe. In ihrer Begleitung begab sich Jason nach dem heiligen Haine; die Zauberin besprengte den Drachen mit schlafbringenbem Wasser, Jason nahm das Vließ und eilte zum Schisse zurück, besten Anker sofort gelichtet würden.
7. Am Morgen warb der König die Abfahrt der Gäste gewahr. Voll Grimm eilte er auf schnellsegelnbem Schiffe den Flüchtigen nach. Schon war er ihnen nahe. Da nahm Mebea, die die Flagge des Vaters erkannte, ihre Zuflucht zu einem grausamen Mittel. Sie lötete ihren kleinen Bruder, den sie mitgenommen, zerschnitt ihn in Stücke und streute dieselben aufs Meer. Die schreckliche That brachte Rettung. Der Vater erkannte die umherschwimmenden Glieder seines Lieblings; mühsam sammelte er sie, um sie am User zu bestatten; unterdes waren die Flüchtigen entkommen, und glücklich erreichten sie bte griechische Küste.
8. Pelias aber verweigerte dem Jason den versprochenen Lohn, darum brütete dieser Rache. Als altes Weib verkleidet, ging Mebea zu den Töchtern des jolkischen Königs und erbot sich, ihren alten Vater mit Hilfe eines Zaubersaftes wieber jung zu machen. Nachbem sie ihre Kunst an einem Widder erprobt und ihn wieder zum Lamme gemacht Hatte, gingen jene auf den Vorschlag ein. Sie öffneten dem schlafenden Vater die Adern und füllten sie, nachdem das Blut entströmt war, mit dem empfangenen Safte; aber mit Schrecken sahen sie sich betrogen: der Vater erwachte nicht wieber.
Iv.
1. Einst waren die olympischen Götter zu festlichem Mahle versammelt; nur Eris, die Göttin der Zwietracht, war nicht geladen. Aus Rache warf sie einen golbenen Apfel in den Saal, welcher die Aufschrift „der Schönsten" trug. Sogleich begehrte jebe der Göttinnen die kostbare Frucht; den meisten Anspruch erhoben Here, Minerva und Venus. Zeus selbst enthielt sich des Urteils; aus seinen Befehl sollte Paris, der Sohn des Königs Priamus von Troja (—Troja lag an der Westküste von Kleinasien —) den Streit schlichten. Jede der drei
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wartungsvoll beobachteten beide Heere den Streit. Fiel einer der Kämpfenoen, so eilten die Freunde herzu, den Leichnam zu retten; der Sieger aber wurde von seinen Genossen unterstützt. So wurde der Zweikampf zur Schlacht; ihr folgten einige Tage der Ruhe: es galt, die Gefallenen ruhmvoll zu bestatten.
4. Vielfach wechselte das Kriegsglück. In arge Bedrängnis aber gerieten die Griechen, als Achilles, mit Agamemnon entzweit, sich grollend vom Streite zurückzog; niemand vermochte nunmehr, dem gewaltigen Hektor zu widerstehen. Kühn drang derselbe bis in das Lager der Feinde, warf den Brand in die griechischen Schiffe und tötete sogar Patroklus, den Freund des Achilles. Da wurde der letztere von namenlosem Schmerz ergriffen; laut weiuend warf er sich neben die Leiche, rauste sich das Haar und bestreute sein Haupt mit Staub. Endlich ermannte er sich; fürchterliche Rache schwur er dem Mörder. Wie ein gereizter Löwe stürzte er in den Kampf; groß war die Zahl der Trojaner, die sein Schwert würgte; aber unbefriedigt stürmte er weiter, er suchte den Hektor. Endlich stießen die Gegner auf einander. Der Anblick des Fürchterlichen erfüllte Hektor mit Schrecken; dreimal floh er, von Achi lles verfolgt, um die Mauer der Stadt; dann erst, vom Laufe erschöpft, stellte er sich zum Kampfe. Vergebens schleuderte er die Lanze mir mächtigem Wurfe: kraftlos prallte sie an dem undurchdringlichen Schilde des Achilles ab; vergebens griff er zum Schwert: noch ehe er es zu schwingen vermochte, drang ihm des Gegners Speer in die Kehle. Vergebens flehte er, zum Tode verwundet: „Wirf meinen Leib nicht den Hunden vor, sondern
sende ihn für schweres Lösegeld nach Troja!" Voll wilder Freude band Achilles den Toten an seinen Streitwagen und schleifte ihn über das Schlachtfeld in das Lager der Griechen.
5. In lautes Wehgeschrei brachen die Trojaner aus, als sie ihren stärksten Helden fallen sahen; vor allem aber füllte Jammer das Haus des Pr i amu s. Schrecklich erschien es dem Vater, daß der treffliche Sohn unbeerdigt liegen sollte, den Tieren zum Fraß. Mit hohem Lösegeld versehen, begab er sich darum des Nachts in das Zelt des Achilles und erbat sich den Leichnam des Hektor. Finster brütend saß jener; vergeblich küßte der alte Priamus die Hand, die ihm so viele Söhne erschlagen; kein Mitleid regte sich in dem Herzen des Helden. Erst als der Flehende ihn an den eigenen Vater erinnerte, der in der Heimat die Rückkehr des Sohnes erhoffe, wurde er erweicht. Freundlich hob er nun den Greis auf und übergab ihm den erbetenen Leichnam. Mit der teueren Bürde eilte der König nach Troja zurück; hier wurde der gefallene Held mit gebührender Ehre bestattet.
Aber auch Achilles kehrte nicht zum Vater zurück. Von dem Pfeile des Paris in der Ferse tödlich verwundet, fand auch er in der Fremde sein Grab.
6. Durch List nur wurde endlich Troja nach 10jähriger Belagerung bezwungen. Auf des schlauen Odysseus Rat bauten