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1. Schulj. 4 - S. 14

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 14 — Nach dem Willen seines Vaters sollte er ein guter evangelischer Christ, ein tüchtiger Soldat und ein sparsamer Haushalter werden, denn durch diese drei Tugenden hatte der Vater den preußischen Staat emporgebracht. Aber der Kronprinz wurde in vielen Stücken das Gegenteil seines Vaters. Weder an der Jagd, noch am Exerzieren fand er Vergnügen; dagegen hatte er wie seine Mutter Neigung zur Musik und zur französischen Sprache. Er spielte meisterhaft die Flöte, las gern französische Bücher und trug lieber den bequemen Schlafrock oder französische Kleidung als die enge und steife Uniform. Als ihn der Vater einmal so überraschte, schalt er ihn einen „Querpfeifer und Poeten", riß ihn an den Haaren durch das Zimmer und schlug ihn sogar. Der schöne Schlafrock wanderte ins Feuer, die französischen Bücher wurden dem Buchhändler zurückgeschickt. Später wurde der Groll des Vaters gegen den Sohn noch dadurch vermehrt, daß dieser nicht nach dem Willen des Vaters eine braunschweigische Prinzessin, sondern nach dem Wunsche der Mutter eine englische Prinzessin heiraten wollte. 2. Der Fluchtversuch und seine Folgen. Der Kronprinz konnte zuletzt die Strenge seines Vaters kaum noch ertragen; außerdem hatte dieser einmal zu ihm gesagt: „Wenn mich mein Vater so behandelt hätte, ich wäre längst davongelaufen; aber Fritz läßt sich alles gefallen". Da beschloß Friedrich, auf einer Reise an den Rhein mit dem Leutnant von Katte nach England zu entfliehen. Aber der Plan wurde entdeckt und vereitelt. Des Vaters Zorn kannte keine Grenzen. „Nie hat ein brandenburgisch Gesicht solche Schmach erlitten", rief Friedrich. Hierauf brachte man ihn unter strenger Bewachung in strenge Hast. Der jähzornige König hätte ihn gar erstochen, wenn nicht ein General dazwischen gesprungen wäre. Auf die Frage des Königs, warum er habe entfliehen wollen, erwiderte er: „Weil Sie mich wie einen niederträchtigen Sklaven behandelt haben". Der König wurde nur mit der größten Mühe dazu gebracht, Friedrich zu lebenslänglichem Gefängnis zu begnadigen. Lange saß er in schwerer Haft in Küstrin und mußte es mit ansehen, wie sein treuer Freund von Katte vor dem Fenster des Gefängnisses enthauptet wurde. Endlich bat er den Vater um Gnade und erleichterte dadurch seine Hast; jedoch mußte er noch längere Zeit in Küstrin unter Aufsicht bei der Regierung arbeiten und auf den benachbarten königlichen Gütern die Landwirtschaft erlernen. 3. Friedrich im Frieden mit dem Vater. Der Vater hatte im Grunde seines Herzens den Sohn doch sehr lieb. Weil Friedrich nun bei seinen Arbeiten ungemeinen Fleiß und große Geschicklichkeit zeigte, wurde der Vater noch mehr zur Milde geneigt und begnadigte

2. Schulj. 4 - S. 23

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 23 — nur wemge Stunden Erholung. Alle Regierungsgeschäfte erledigte er mit der größten Pünktlichkeit, verhandelte gewissenhaft mit seinen Ministern, ließ sich über alle wichtigen Angelegenheiten Vortrag halten, nahm persönliche Meldungen und Gesuche entgegen und gmg abends nicht eher zur Ruhe, als bis alles Notwendige erledigt war. Dazu kamen dann noch die vielen Paraden, Manöver, Truppenbesichtigungen u. a. Selbst auf seinen Erholungsreisen im Sommer nach Ems oder Wildbad Gastein ruhte die Arbeit nicht ganz. Auch im hohen Alter gönnte er sich wenig Ruhe. Vergebens mahnten ihn die Ärzte, sich mittags eine halbe Stunde niederzulegen oder des schlechten Wetters wegen eine angesetzte Parade abzusagen. Noch am Tage vor seinem Tode vollzog er mit zitternder Hand die letzte Unterschrift. Als ihn kurz vor seinem Ende seine Tochter Luise, die Großherzogin von Baden, fragte: „Bist du müde, Vater?" antwortete er leise: „Ich habe keine Zeit, müde zu sein". In allen Dingen des täglichen Lebens war er sehr einfach. Schlafrock und Pantoffeln kannte er nicht, schon am Morgen zog er sich vollständig an; gewöhnlich trug er Uniform. Beständig, sogar auf Reisen und im Kriege, schlief er in einem einfachen, eisernen Feldbett. Von seinen täglich gebrauchten Kleidungsstücken trennte er sich sehr schwer; einen Mantel hat er z. B. auf seinen Spazierfahrten über 25 Jahre getragen. Kaiser Wilhelm war gegen jedermann freundlich und wohlwollend. (D. I. 2, Der Kaiser und der kleine Soldat. 3, Kaiser Wilhelms I. Leutseligkeit gegen den Knaben in Wildbad Gastein. 4, Kaiser Wilhelm am Eckfenster seines Schlosses. Kaiser Wilhelm I. im Lazarett. Der Bergmann von Mansfeld.) 5. Tage des Leidens und Tod. Noch in den letzten Lebensjahren trafen das erlauchte Kaiserpaar schwere Schicksalsschläge. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm erkrankte im Sommer 1887 an einem tückischen Kehlkopfleiden, und die Eltern sahen den geliebten Sohn an der unheilbaren Krankheit dahinsiechen. Ganz unerwartet wurde der zweite Sohn des Großherzogs von Baden, ein dem Kaiserpaare besonders lieber Enkel, durch den Tod dahingerafft. Am 4. März 1888 verbreitete sieb mit Windeseile in alle Lande die Kunde, daß die Kräfte des fast 91jährigen Kaisers abnähmen. Am 9. März hauchte der Gründer des neuen Deutschen Reiches seine Heldenseele aus. Gläubig hatte er die Gebetsworte seines Hofpredigers nachgesprochen. Bei dem Spruche: „Herr, nun lässest du deinen Diener im Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen" fragte die Großherzogin von Baden ihren Vater, ob er es verstanden habe. Er bejahte es, indem er die letzten Worte leise wiederholte: „Meine Augen haben den Heiland gesehen" Seinen heißen Wunsch, den geliebten Sohn Fritz noch einmal in die Arme schließen zu können, hat ihm Gott versagt.

3. Schulj. 4 - S. 17

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 17 — König, der uns schützen kann, so schlägt er mit der Wachtparade noch einmal 80 000 Mann". Nun hatte sich mit einem Schlage die Lage Friedrichs geändert: Schlesien und Sachsen waren vom Feinde befreit. In den folgenden Kriegsjahren gab es noch manche Schlacht. Der tapfere Feldherr Ferdinand von Braunschweig besiegte nochmals die Franzosen. „Herzog Ferdinand, du teurer Held, schlägst die Franzosen alle aus dem Feld". Als dann Friedrichs Feinde sahen, daß sie nichts gegen ihn ausrichten konnten, schlossen sie Frieden. Friedrich behielt Schlesien. 6. Friedrichs Leutseligkeit und Einfachheit. Der gegen seine Beamten und Offiziere sehr strenge, aber gerechte König war gegen alle seine Untertanen ohne Unterschied des Standes gütig und freundlich. Der am Lagerfeuer eingeschlafene Zieten. Zieten an der königlichen Tafel (D. I. 3, Der alte Zieten). Der arme Page im Vorzimmer des Königs. Die alte Frau, welche sich einst an den Reisewagen des Königs gedrängt hat. Einen guten Scherz und ein freimütiges Wort nahm er nicht übel: Der Soldat von Kolm; Seyd-litz bei der Truppenschau. Seine Kleidung war meist sehr abgetragen; die Stiefel trug er so lange, wie sie irgend halten wollten. Sein Hofstaat durfte nicht zu viel kosten. Er sagte: „Da Preußen arm ist, so muß der Regent dieses Landes sparsam sein". 7. Der Alte Fritz. Das Leben des Königs wurde im Alter freudlos und einsam, auch stellten sich Krankheiten ein. Aber immerfort war er tätig für sein Volk (der Kammerdiener Heise). Sein Volk verehrte ihn und grüßte ihn stets ehrerbietig, wenn er sich sehen ließ; jeden Gruß erwiderte er. Er trug stets die blaue Uniform, den großen dreieckigen Hut und einen Krückstock. Auch die Jugend liebte ihn (D. I. 3, Am Mittwoch nachmittag). Am 17. August 1786 starb er an der Wassersucht auf feinem Schlöffe Sanssouci, 74 Jahre alt. Xi. Friedrich Wilhelm Iii. und die Königin Luise. 1. Friedrich Wilhelm in der Jugend. Friedrich Wilhelm Iii. war als junger Prinz der Liebling seines Großoheims, des Alten Fritz. (Der im Arbeitszimmer des großen Königs Ball spielende Knabe.) Dieser schätzte ihn seiner Wahrheitsliebe und Ehrlichkeit wegen und sagte einst zu ihm: „Immer ehrlich und aufrichtig! Wolle nie mehr scheinen, als du bist; sei immer mehr, als du scheinst!" Bei einer anderen Gelegenheit ermahnte er ihn: „Nun, Fritz, werde was Tüchtiges. Großes erwartet dich. Ich fürchte, du wirst einmal einen schweren, bösen Stand haben. Begehe keine Ungerechtigkeit, dulde aber auch keine. Halte es stets mit dem Volke, daß Zbelttunbe I o

4. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 119

1875 - Braunschweig : Bruhn
119 — wurde Duhan sein Lehrer, General von Finkenstein und Oberst von Kalkstem seine Gouverneurs. 1728 unternahm er eine Reise mit seinem Vater an den iivpiaen Hof Augusts Ii. in Dresden. Friedrichs Liebe zur Dichtkunst, Musik und m eitlem Putz, sein Mangel an Sparsamkeit, seine sinnlichen Neigungen, seine Abneigung gegen allen kirchlichen Zwang schuf eine Kluft zwischen chm und seinem Vater, die mehr und mehr unausfüllbar zu werden drohte. Thätliche Mishandlungen des Vaters veranlassten den Kronprinzen, einen Psan zur flucht nach England zu fassen. Auf einer Reise mit dem Vater Ute die Flucht ausgeführt werden (Lieutenants Katte und Keith). Der Fluchtversuch (1730) in einem Dorfe bei Mannheim wird entdeckt (Brief), Friedrich festgenommen, Keith entkommt, Katte wird zum Tode verurtheilt. Friedrich wird Gefangener in Küstrin (Katte's Hinrichtung, Oberprediger Müller, Friedrichs Besserung, seine Arbeit als Domänenrath in Küstrin). Endlich erfolgte die völlige 45er-zeihuna des Vaters und des Prinzen Rückkehr nach Berlin 1732. Der Vater-vermählt ihn 1733 gegen seine Neigung mit Elisabeth Christin« von Braunschweig - Bevern. (Leben in Rheinsberg-, Voltaire.) Ausgestattet mit tüchtiger Bildung und herrlichen Gei^esgaben, bestieg Friedrich 1740 den preußischen Thron. (Größe Preußens 2300 Qm., * /* Mill. Einw., 83,000 Soldaten.) §. 34. Friedrich Ii., der Große, als König von Preußen (1740—1786). Sogleich nach seinem Regierungsantritte gedachte er den preußischen Staat auf eine höhere Stufe der Macht zu erheben und beanspruchte von Oesterreich die schlesischen Fürstentümer Liegnitz, Brieg, Wohlau und Jägern-dorf (§. 26). Die Kaiserin von Oesterreich, Maria Theresia, Karls Vi. Tochter und Gemahlin des Herzogs Franz (Lothringen) von Toskana, wies Friedrichs Ansprüche zurück, und dieser eröffnete noch im December 1740 den ersten schlesischen Krieg. Nachdem Glogau erobert und ein großer Theil Schlesiens von den Preußen besetzt war, gewann Friedrichs Feldmarschall Schwerin 1741 die Schlacht bei Mollwitz, worauf Breslau dem Könige huldigte. Nach der Schlacht bei Czaölau, die Friedrich ebenfalls gewann, schloss Maria Theresia 1742 den Frieden zu Breslau, und trat an Friedrich fast ganz Schlesien ab. Während dieses ersten schlesischen Krieges entstand 1741 der österreichische Erbfolgekrieg. Der Kurfürst von Bai er n, Karl Albrecht, machte, als männlicher Nachkomme des Kaiserhauses, Ansprüche auf die österreichischen Erbländer und wurde auch durch Frankreich, Spanien und Preußen unterstützt. Anfangs glückte der Krieg für Karl Albrecht, und er ließ sich als Kaiser Karl Vii. 1722 in Frankfurt krönen. Später aber eroberte Maria Theresia Baiern mit Hilfe der für sie begeisterten Ungarn, unterstützt von England und Holland, und vertrieb die Franzosen ans Deutschland. Dieses Glück Maria Theresias ließ Friedrich Ii. fürchten, dass ihm Schlesien wieder genommen werden könnte und er begann

5. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 44

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 44 - Kellerräumen hielt man früher das peinliche Gericht ab. Diesem herrlichen Rathause standen einst ebenbürtig gleich das jetzt völlig umgebaute Neustadtrathaus (Schulmuseum) und das völlig beseitigte des Hagens. Die schöne Martinikirche (romanische Pfeilerbasilika mit goti- schen Seitenschiffen) war einst die Hauptkirche der Stadt und dem heiligen Bischof Martin geweiht, dessen Bildsäule unter der Kanzel Altstadtmarkt in Braunschroeig. steht. Martin von Tours bewohnte auch als Bischof die Zelle, in der er als Einsiedler gelebt hatte, und war der erste Heilige, dem in der römischen Kirche eine öffentliche Verehrung zuteil wurde. Sein Geburtstag, 11. November, ist das Martinsfest (Wartini). Die sogenannte Vrauttür im Norden enthält die Gestalt des Heilands mit den fünf klugen und fünf törichten Jungfrauen. Die Außenseite, namentlich nach Norden, ist durch kunstvolle alte Grab- platten geziert, z. V. an der Nordseite der Grabstein des Fähnrichs von Rauchhaupt, der 1615 beim Ausfall gegen Herzog Friedrich Ulrich gefallen war. Dem Rathause gegenüber steht das Huthaus des Freiherrn von Stechinelli, der einst in Venedig als Bettelknabe den Herzog Georg Wilhelm von Celle vor einer Verschwörung auf sein Leben gewarnt und dadurch gerettet hatte. Aus Dankbarkeit wurde er mit nach Deutschland genommen und brachte es bis zum Generalpost- me'ster. An der Ecke sieht man die Gestalt eines Vettelknaben, den Hut in der Hand. „Die sieben Türme" sollen nach der Sage von einem Bürger erbaut sein, der lange in dem Gefängnisse „Iu

6. Die Supplingenburger - S. 46

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 46 — Gefahr droht, willst Du mich verlassen und Dich ferne dem Kamps entziehen? Ist das der Dank dafür, daß ich Dich aus dem Staube Deines elenden Daseins erhoben habe. daß ich Dir vertrante! ich hätte es ja wissen iputti, daß der Starrsinn und die Falschheit eines Sachsen jtch niemals verleugnet. Aber gehe, gehe hin zu den »emden und werde auch Du ein Verräter an Deinem Herrn und Kaiser!" Wohl loderte auch in mir der Zorn auf, als ich diese harten, unverdienten Vorwürfe hörte; denn damals rollte mein Blut noch schneller durch meine. Adern als ^ och bezwang ich mich und entgegnete ruhig: „ Jjietn Herr und Kaiser irrt, wenn er glaubt, daß ich mtch aus Feigheit dem Kampfe entziehe; ich habe es genugsam bewiesen, daß ich den Tod nicht fürchte, und noch niemals habe ich der Rüstung, die ich trage, Schande gemacht. Nur nicht gegen meine Brüder, die Sachsen, will ich kämpfen; aber führet mich gegen jeden andern Femd, und ich will es Euch beweisen, wie ich es oft bewiesen habe, daß ich zum Schutze meines Herrn das Schwert zu führen verstehe". Aber der Kaiser wollte mich nicht hören. „Verräter!" zischte er mir entgegen; „fort, fort ans meinen Augen!" Das war zu viel'; so also würden die treuen Dienste belohnt, bte ich geleistet! La vergaß ich der Ehrfurcht, bte ich meinem Kaiser Ichnlbete, und im höchsten Zorn stieß ich bte Worte her-Üor: „Jetzt bin ich kein Verräter, und ein Lügner ist der, der mich also nennt; aber einmal, in jener Augustnacht, bin ich ein Verräter gewesen an meinem Volke, das sei Gott geklagt! Ich gehe jetzt, aber ich werbe dieser Stunbe gebeuten!" Und wie ein Wahnwitziger stürmte ich fort aus dem Zelte des Kaisers, warf mich auf mein Pferd und sprengte aus dem Lager, verfolgt, das wußte ich, vou der Acht des Gewaltigen. Wohin sollte ich mich nun wenben? Sollte ich zu Rudolf von Schwaben gehen und ihm meine Dienste anbieten? Nimmermehr! Dann hätte ja der Kaiser recht behalten und ich wäre an ihm zum Verräter geworben.

7. Der Freischöffe von Berne - S. VI

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— Vi — Punkte genau mit der geschichtlichen Forschung überein. Den geehrten Freunden im Stedingerlaude, welche mich so zuvorkommend und reichlich mit Material für meine Arbeit versehen haben, sowie ganz besonders dem Marschendichter Herrn Hermann Mmers zu Rechtenfleth, welcher die Freundlichkeit hatte, das Manuskript dieses Buches vor dem Druck durchzusehen und mir manchen beherzigenswerten Wink zu geben, sage ich an dieser Stelle meinen innigsten Dank. Ihnen soll in erster Linie dieses Buch gewidmet fein. Neu-Oelsburg in Braunschweig, am Dreikönigstage 1891. ■9er Verfasser.

8. Die Burgfrau von Ahlden - S. 88

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
- 88 — Neuntes Kapitel: Der verhängnisvolle Handschuh. Gras Christoph von Königsmark war nicht lange mehr in Dresden geblieben; er brach auf und setzte seine Reise nach Hannover fort, denn dorthin zog es ihn mit aller Macht. Schon nach wenigen Tagen ritt er in die Thore der alten Welfenhauptstadt ein, und nachdem er sich in einer Herberge von den Anstrengungen der weiten Reise erholt, begab er sich zum kurfürstlichen Schlosse, um dort seine Ankunft zu melden. Der Empfang, den er bei dem Kurfürsten und dem Kurprinzen fand, war ein überaus freundlicher; denn beide hatten von dem tapfern Offizier gehört, der in Griechenland und in Ungarn gegen die Ungläubigen das Schwert getragen. Er mußte dem Kurfürsten eingehenden Bericht erstatten über den Feldzug in Ungarn, und der alte Herr fand ein solches Wohlgefallen an dem schmucken, stattlichen Offizier, daß er ihm anbot, in seinen Dienst zu treten und die Stelle eines Hauptmannes der kurfürstlichen Leibwache anzunehmen. Es bedurfte bei Königsmark nur geringer Überredung; er war frei, sein Verhältnis zur kaiserlichen Armee hatte er gelost, und er selbst hatte keinen sehnlicheren Wunsch, als in Hannover zu bleiben in der Nähe der Gefährtin seiner Kindheit. Als er vom Kurfürsten sich verabschiedete, bat er um die Erlaubnis, auch der Kurprinzessin seine Ankunft zu melden, welches ihm gern gestattet wurde. Sophie Dorothea hatte keine Ahnung von der Nähe des Jugendfreundes. Um so größer war ihre Überraschung, als. er plötzlich vor ihr stand und ihr beide Hände zum Gruß entgegenstreckte. Sie erkannte ihn auf den ersten Blick, obgleich der Knabe nun als gereifter Mann vor ihr stand, und vor freudiger Erregung konnte sie kaum ein Wort der Begrüßung stammeln. Dann aber, als sie sich gefaßt, hieß sie ihn sich ihr gegenüber setzen, und nun begann das Fragen und Erzählen von beiden Seiten,

9. Die Burgfrau von Ahlden - S. 115

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 115 — doch dieses Anerbieten zurück. Nicht war sie einer Flucht abgeneigt — nur nach Frankreich mochte sie nicht entfliehen, weil sie fürchtete, nicht über genügende Geldmittel zu verfügen, in diesem Lande standesgemäß leben zu sonnen. Sie selbst schlug dagegen eine Flucht nach Wolfenbüttel an den Hof des Herzogs Anton Ulrich vor. Dort an diesem verwandten Hofe fand sie, davon hielt sie sich überzeugt, nicht nur eine freundliche Ausnahme, sondern sie wußte auch, daß der Herzog dasür Sorge tragen würde, daß sie nicht wieder zurückkehren brauchte nach Hannover. Königsmark erklärte sich auch hiermit einverstanden, und im Geheimen wurde alles zu dieser Flucht vorbereitet, welche im Juli desselben Jahres unternommen werden sollte. Der Kurprinz weilte zu dieser Zeit in Berlin, und so dachten denn beide, daß dieser Zeitpunkt der günstigste sei zu dem geplanten, gefahrvollen Unternehmen. Niemand wußte davon, nur die getreue Eva war eingeweiht in das große Geheimnis. Aber so fein auch alles ausgesonnen war und so vorsichtig man auch zu Werke ging, um das Vorhaben auszuführen — dem Späherblicke der Gräfin Platen war es nicht entgangen, daß eine große Entscheidung sich vorbereite. Auf welche Weise dieses ränkevolle Weib hinter das so sorgfältig gewahrte Geheimnis gekommen, wird geschichtlich wohl kaum jemals aufgeklärt werden. Sei es, daß Konigsmark und die Prinzessin in ihrem Briefwechsel nicht die nötige Vorsicht beobachteten, sei es, daß dennoch einmal, trotz aller Wachsamkeit, ein Brief in die unrechten Hände fiel und die Platen so Kenntnis davon erlangte — kurz, sie hatte eine Ahnung von dem Vorhaben und sie zögerte nicht, dem Kurfürsten davon Mitteilung zu machen. Dieser lächelte zwar anfangs über die Gespensterseherei der Gräfin; als aber zu Ende des Juni Königsmark, nach langer Abwesenheit, im Schlosse zu Hannover erschien, unter dem Vorwande, auf der Durchreife nach Dänemark einige Tage in der Stadt verweilen zu wollen, da wurde auch er stutzig. Es bedurfte kaum des Zuredens der Platen, Königsmark 8*

10. Die Burgfrau von Ahlden - S. 64

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 64 — des wackeren Polenkönigs Sobiesky vor der bedrohten Stadt wurde die Absicht des Großveziers vereitelt; in der Schlacht am Kalenberge unweit Wien am 9. September 1683 erlitten die Türken eine entscheidende Niederlage, die Hauptstadt war dem Kaiser gerettet. Auch der Aufstand der Ungarn wurde blutig unterdrückt, und Tököly konnte sein widriges Geschick glücklich preisen, weil es ihn davor bewahrte, in die Hände des Kaisers zu fallen. Herzog Karl von Lothringen, welcher jetzt die kaiserliche Armee befehligte, eroberte eine ungarische Stadt nach der andern, und die Türken wurden bis hinter die Donau zurückgedrängt; selbst das feste Belgrad fiel in die Hände der Österreicher. Gras Christoph von Königsmark, den wir im Laufe unserer Erzählung fast aus den Augen verloren haben, befand sich zu dieser Zeit bei dem siegreichen Heere des Herzogs Karl von Lothringen. Die Kunde, daß seine angebetete Prinzessin Sophie Dorothea sich mit dem Kurprinzen Georg Ludwig vou Hannover vermählt habe, war auch bis zu ihm gedrungen und hatte sein Herz mit bitterem Weh erfüllt. Mehr als jemals weilten seine Gedanken jetzt in der Heimat, eine dunkle Ahnung sagte ihm, daß die Prinzessin unglücklich sei, und da litt es ihn nicht länger auf dem Kriegsschauplätze; er nahm seinen Abschied und eilte dem Norden zu. In Dresden hielt er eine längere Rast. Am dortigen kurfürstlichen Hofe, der in damaliger Zeit mit dem Hofe des Königs Ludwig Xiv. von Frankreich an Pracht und Glanz wetteiferte, lebte seit einiger Zeit seine Mutter und seine Schwester Aurora, und es drängte ihn, diese zuerst zu begrüßen, ehe er seine Reise fortsetzte. In Dresden fand er eine freundliche Aufnahme. Der junge Kurprinz August erinnerte ihn an die frohen Stunden, die sie in Venedig beim schäumenden Becher und lustigen Spiel miteinander durchlebt, und Königsmark, der vielleicht glaubte, in dem heiteren Leben am Dresdener Hofe seines Grames zu vergessen, ließ sich leicht halten und blieb einstweilen in der Umgebung des
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