156
ehrt den König seine Würde:
ehret uns der Hände Fleiß.
Holder Friede,
süße Eintracht,
weilet, weilet
freundlich über dieser Stadt!
Möge nie der Tag erscheinen,
Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
da kann sich kein Gebild gestalten;
wenn sich die Völker selbst befrein,
da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn.
Weh', wenn sich in dem Schooß der Städte
der Feuerzunder still gehäuft,
das Volk, zerreißend seine Kette,
zur Eigenhülfe schrecklich greift!
Da zerret an der Glocke Strängen
der Aufruhr, daß sie heulend schallt
und, nur geweiht W Friedensklängen,
die Losung anstimmt zur Gewalt.
Freiheit und Gleichheit! hört man
schallen;
der ruh’ge Bürger greift zur Wehr’.
Die Straßen füllen sich, die Hallen,
und Würgerbanden ziehn umher.
wo des rauhen Krieges Horden
dieses stille Thal durchtoben,
wo der Himmel,
den des Abends sanfte Böthe
lieblich malt,
von der Dörfer, von der Städte
wildem Brande schrecklich strahlt!
2.
Da werden Weiber zu Hyänen
und treiben mit Entsetzen Scherz:
noch zuckend, mit des Panthers Zähnen,
zerreißen sie des Feindes Herz.
Nichts Heiliges ist mehr, es lösen
sich alle Bande frommer Scheu;
der Gute räumt den Platz dem Bösen,
und alle Laster walten frei.
Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken,
verderblich ist des Tigers Zahn;
jedoch der schrecklichste der Schrecken,
das ist der Mensch in seinem Wahn.
Weh' denen, die dem Ewigblinden
des Lichtes Himmelsfackel leihn!
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur
zünden
und äschert Städt’ und Länder ein.
223. Das Kirchenjahr.
1. Der Frühling ist der Anfang des Naturjahres. Die Sonne rückt herauf;
die Winde wehen milder; Frost, Schnee und Eis weichen und brechen. Es treibt
in Baum und Strauch, und nach der Stille des Winters singen wieder die Vögel
des Himmels in den Lüften; die Freundlichkeit Gottes breitet sich über die Erde,
und bald steht die Natur da in ihrer reichsten Herrlichkeit.
Das Kirchenjahr hat auch seinen Frühling. Er hebet an mit dem Advent
und geht hin bis in die Epiphanienzeit. Im Advent wird der Herr der Gemeinde
verkündigt als der, welcher kommen will. Es klingen die Prophetenstimmen durch
die Kirche hin wie Frühlingsgesänge: Bald wird kommen zu seinem Tem-
pel der Herr, den ihr suchet, und der Engel des Bundes, des
ihr begehret. Die Kirche singt:
Wie soll ich dich empfangen,
und wie begegn' ich dir?
Endlich bricht der hohe Frühlingstag an. Es predigt der Engel: Siehe,
ich verkündige euch große Freude, die allem Volke widerfahren
wird; denn euch ist heute der Heiland geboren. Und die himmlischen
Chöre antworten: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden
und den Menschen ein Wohlgefallen.
Nach der Ankunft des Herrn auf Erden zeigen sich auch bald Wirkungen.
In seliger Hoffnung stehen bei dem Kinde Joseph und Maria, Simeon und
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TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
163
ein großer Haufe von Heidenchristen ward gesammelt. In England entstand
im Jahre 1647 eine Gesellschaft für Heidenbekehrung, die erste
dieser Art. Auch Bibelübersetzungen in die Sprache der Araber, Malayen
und Indianer wurden begonnen.
Das achtzehnte Jahrhundert war die Zeit der Berbindung für die Mission,
bis in unsere Tage herein erstreckt sich sein Wirken. Die Engländer schritten
im Jahre 1701 voran mit der Gründung der Gesellschaft für Verbreitung des
Evangeliums im Auslande; der edle August Hermann Francke zu Halle
folgte im Jahre 1705, und die apostolischen Männer Ziegenbalg und Gründler
begannen ihr Werk in Indien. Der unermüdliche Hans Egede ging von Däne-
mark nach Grönland und arbeitete der V r ü d e r g e m e i n d e vor. — Diese Gemeinde
wurde hierauf die gesegnetste Trägerin des Missionslebens in der Kirche. Im
Jahre 1732 eilten ihre ersten Boten nach Westindien, und zehn Jahre später
halte sie schon in Grönland und Nordamerika, in Südafrika, in der Tatarei,
in Ceylon und Lappland das Wort Gottes verkündigt. Da entstand im Jahre
1786 die Missionsgesellschast der Methodisten, 1792 die der Baptisten, 1795
die Londoner, 1796 die niederländische und die schottische,' 1801 die kirchliche
Missionsgesellschaft in England und das Missionsseminar, die Bildungsschule für
Missionare zu Berlin.
So rücken wir denn in unser eigenes Jahrhundert, das neunzehnte,
herüber, das wir die Zeit der Missionsunternehmung und des Missionssieges
nennen können. In rascher Aufeinanderfolge bildeten sich neue Missionsgesell-
schaften und Missionsschulen: in Basel (im Jahre 1816), in Berlin (1824),
Barmen (1828), Hamburg und Dresden (1836); dann auch in außerdeutschen Län-
dern, wie Frankreich, Schweden, Norwegen. Die am Eingänge dieses Jahrhun-
derts errichtete britische und ausländische Bibelgesellschaft hat den Missionsgesell-
schaften von Anfang an treu und eifrig in die Hand gearbeitet. — Einzig in
ihrer Art steht die Gemeinde Hermannsburg in Hannover da, die ihre ange-
strengte Missionsthätigkeit auf das südliche Afrika richtet.
Dieser Ueberblick zeigt zur Genüge, wie die christliche Kirche wirklich sich
zu allen Zeiten als eine Missionsanstalt angesehen und aus kleinem, senfkorn-
artigem Anfange ihre Zweige immer weiter ausgebreitet hat.
Wer könnte alle die guten Früchte des Christenthums zählen! Die Ehre,
welche von Christen Gott in der Höhe gegeben ward, schuf Frieden auf Erden,
alles Irdische ward geheiligt. Unter frommem Regiment, bei einem aufs Himm-
lische gerichteten Sinn blühten Künste und Wissenschaften. Die Stärke der Völker
wuchs, und der Herr gab dem kleinen christlichen Europa die Herrschaft über die
heidnischen Welttheile, um ihnen das Evangelium zu bringen. Jeder Mißbrauch
dieser Herrschaft wird schwer gebüßt. Wenn Europa dessen vergißt, der
ihm Stärke und Segen verlieh, so wird seine Kraft zusammen-
brechen und der Segen weichen.
23«. Die christliche Mission.
Sichtbar nahet mit Macht die Zeit, wo alle Reiche der Welt Gottes und
des Heilandes werden, aller Kniee sich beugen sollen in dem Namen Jesu Christi,
in welchem allein das Heil ist, und alle Zungen bekennen, daß Jesus Christ der
Herr fei, zur Ehre Gottes des Vaters.
11*
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Extrahierte Personennamen: August Hermann_Francke Hans_Egede Jesu_Christi
Extrahierte Ortsnamen: England Indien Grönland Westindien Grönland Nordamerika Südafrika Ceylon Lappland Gottes England Berlin Basel Berlin Barmen Hamburg Dresden Frankreich Schweden Norwegen Hermannsburg Hannover Afrika Europa Europa Gottes
168
234. An die Confirmanden.
1. Seid eingedenk! o theure Kinderschaar,
vergeht die Stunde nicht,
wo ihr gekniet am festlichen Altar
im heil'gen Morgenlicht,
wo fromm geneigt mit glüh'nden Wangen
den Segen ihr aufs Haupt empfangen;
seid eingedenk!
2. Seid eingedenk! ein gut Bekenntniß klang
aus eurem Kindermund;
Gott hat's gehört; o stehet lebenslang
auf diesem Felsengrund!
Was ihr in göttlich schönen Stunden
so laut bezeugt, so tief empfunden —
seid eingedenk!
3. Seid eingedenk, wie euch der gute Hirt
so treu bei Namen ries,
daß keins hinfort, aus seiner Hut verirrt,
zur Wüste sich verlief.
Er hat die Schäflein all' gezählet,
o daß dereinst nicht eines fehlet!
seid eingedenk!
Seid eingedenk! — nicht weit mehr gehn wir mit,
die euch hierher gebracht;
bald schläft das Aug', das euren Kindertritt
so liebreich hat bewacht.
Denkt an des treuen Vaters Lehren,
denkt au der frommen Mutter Zähren,
seid eingedenk!
5. Seid eingedenk, wenn die Versuchung naht
und Welt und Sünde lockt,
wenn ungewiß auf blumenreichem Pfad
der Fuß des Pilgers stockt.
Dann denkt, was ihr so fest gelobet,
dann sorgt, daß ihr die Treu' erprobet;
seid eingedenk!
6. Seid eingedenk! — o großes Hirtenherz,
du hast sie dir erkauft;
du blutetest um sie im Todesschmerz,
auf dich sind sie getauft.
Wir lassen sie in deinen Händen,
du wollst das gute Werk vollenden:
sei eingedenk!
iffl-ßth i iniiîri“*'
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253
war auch so groß, daß 200 Personen bequem Platz darin fanden; doch ließ der Kaiser alle
abtreten, die nicht Fürsten oder Abgeordnete waren. Die beiden kursächsischen Kanzler,
vr. Brück und vr. Bayer, traten hierauf in die Mitte des Zimmers, jener das lateinische,
dieser das deutsche Exemplar in der Hand haltend. Der deutsche Kurfürst zu Sachsen aber
wendete ein: sie wären auf deutschem Grund und Boden, er hoffe demnach, Jhro Majestät
würde auch die deutsche Sprache erlauben. Der Kaiser bewilligte es. Der Kanzler vr.
Brück hielt erst noch eine kurze Anrede im Namen der protestirenden Stände, und nun
erfolgte die Vorlesung des Bekenntnisses durch den Kanzler vr. Bayer. Die Vorlesung
dauerte fast zwei Stunden; doch wurde mit Ernst und Stille zugehört. Der kursächsische
Kanzler las so laut und vernehmlich, daß man auch im Schloßhof, wo eine große Menge
Menschen versammelt war, alle Worte vernehmen konnte. Dergleichen zu hören hatte man
nicht verhofft. Alle die falschen Vorstellungen, welche die Feinde des evangelischen Glaubens
bisher über denselben zu verbreiten sich so betriebsam bemüht hatten, wurden jetzt auf ein-
mal widerlegt und ganz zu nichte. Man erstaunte, da man einen so bündigen, wohlge-
ordneten und richtigen Vortrag der reinen evangelischen Lehre, einen so trefflichen Inbegriff
des echten christlichen Glaubens vernahm. Durch die zu Augsburg anwesenden Gesandten
und derselben Berichte, wie auch durch die bald nachher erfolgten Uebersetzungen der Con-
fession in mehrere Sprachen konnten nun auch bei anderen Nationen richtigere Begriffe
über das Wesen des evangelischen Glaubens verbreitet und also auch der Same des Evan-
geliums in weit entlegene Länder ausgeworfen werden. Jedermann mußte erkennen, daß
die in diesem Bekenntniß enthaltene Lehre dem Inhalte der heiligen Schrift, der echten
Ueberlieferung der Kirche gemäß, kurz die wahrhaft katholische sei. „Dieses ist," heißt es
daher in dem Bekenntniß, da die Lehre abgehandelt war und nur noch die Mißbräuche
aufgezählt wurden, „dieses ist fast die Summa der Lehre, welche in unsern Kirchen zu
rechtem christlichen Unterricht und Trost der Gewissen , auch zur Besserung der Gläubigen
gepredigt und gelehret ist, wie wir denn unsere eigne Seele und Gewissen ja nicht gern
wollten vor Gott mit Mißbrauch göttlichen Namens oder Worts in die höchste und größte
Gefahr setzen oder auf unsere Kinder und Nachkommen eine andere Lehre, denn so dem reinen
göttlichen Worte und christlicher Wahrheit gemäß, fällen und erben. So denn dieselbe in
heiliger Schrift klar gegründet, dazu auch gemeiner christlicher, ja, römischer Kirche, soviel
aus der Väter Schrift zu vermerken, nicht zuwider noch entgegen ist: so achten wir auch,
unsere Widersacher können in oben angezeigten Artikeln nicht uneinig mit uns sein. Der-
halben handeln diejenigen ganz unfreundlich, geschwind und wider alle christliche Einigkeit
und Liebe, so die Unsern dcshalben als Ketzer abzusondern, zu verwerfen und zu meiden,
ihnen selbst ohne einen beständigen Grund göttlicher Gebot' oder Schrift, vornehmen: denn
die Irrung und Zank ist vornehmlich über etliche Traditionen und Mißbräuche: so denn
nun au den Hauptartikeln kein befindlicher Ungrund oder Mangel und dies unser Bekennt-
niß göttlich und christlich ist, sollten sich billig die Bischöfe, wenn schon bei uns der Tra-
dition halber ein Mangel wäre, gelinder erzeigen, wiewohl wir verhoffen, beständigen Grund
und Ursachen darznthnn, warum bei uns etliche Traditionen und Mißbräuche geän-
dert sind."
Nach geschehener Vorlesung des Bekenntnisses wollte vr. Brück beide Exemplare der-
selben dem kaiserlichen Secretair übergeben, allein der Kaiser streckte selbst die Hand darnach
aus, gab die deutsche Confession dem Kurfürsten Albrecht von Mainz und behielt die la-
teinische für sich. Die protestantischen Stände statteten hierauf dem Kaiser, dem König
und den anderen Fürsten für gnädiges und gütiges Gehör ihre Danksagung ab. Ein neues
Gefühl belebte und durchdrang sie von diesem großen Augenblick an. Durch das feste Band
eines gemeinsamen Glaubens fühlten sie sich jetzt mehr denn je zuvor innig verbunden.
Welch ein Unterschied zwischen diesem Tage und dem zu Worms vor neun Jahren! Vor
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Jhro_Majestät Ernst Albrecht_von_Mainz Albrecht
257
Stätte, wo er auf dem Schlachtfelde lag, bezeichnete man durch einen großen
Stein, den „Schwedenstein." Jetzt steht daneben ein neues Denkmal, umschattet
von hohen Pappeln. Das würdigste Denkmal aber hat das evangelische Volk dem
edlen Glaubenshelden in der segensreichen Gustav-Adolf-Stiftung errichtet.
32. Friedrich Wilhelm, der graste Kurfürst.
Die Mark Brandenburg war in: Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts
in einem jammervollen Zustande: das Raubritterthum hatte furchtbar überhand
genommen, nirgends herrschte Ruhe und Sicherheit. Da übertrug der Kaiser
Sigismund dem tüchtigen und wackeren Friedrich von Hohen;ollern,
Burggrafen von Nürnberg, die Statthalterschaft in dem miglücklichen Lande,
um Ruhe und Ordnung wieder herzustellen, und da ihm dies durch Strenge
und Milde gelang, so gab ihm der Kaiser int Jahre 1415 die Mark Bran-
denburg nebst der Kurwürdc als erbliches Eigenthum.
Von diesem trefflichen Manne stamutt das edle Herrschergeschlecht, das
noch jetzt den preußischen Königsthron innc hat: durch Gottesfurcht, Gewissen-
haftigkeit, strengen Fleiß und Tapferkeit ist es unter Gottes Segen von so
geringen Ansängen zu so gewaltiger Macht und zu so hohem Glanze, gelangt.
Gott erhalte es noch lange zum Heil des Vaterlandes!
Vaterländisches Lesebuch. 4. Ausl.
I
17
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Sigismund Friedrich_von_Hohen Friedrich
258
Im Jahre 1618 ward mit den: Kurfürstenthum Brandenburg das Her-
zogthum Preußen vereinigt. Das ging aber so zu. Nachdem der Deutsche
Ritterorden die heidnischen Preußen bezwungen und durch Ansiedler deutsche
Sitte unter ihnen verbreitet hatte, trat der Hochmeister des Ordens Albrecht
von Brandenburg zur evangelischen Kirche über und verwandelte auf den
Rath Luthers die geistliche Ordensherrschaft in ein weltliches Herzogthum. Ihm
folgte sein Sohn in der Negierung, und als dieser ohne männliche Nachkom-
men starb, fiel Preußen durch Erbschaft an seinen Schwiegersohn Johann
Sigismund, Kurfürsten von Brandenburg.
Auf diesen folgte sein Sohn Georg Wilhelm als Kurfürst von Bran-
denburg und Herzog von Preußen. Der war der einzige unter den Hohenzol-
lern, dem es an Herrscherkraft und Einsicht, wie sie zumal eine schwere Zeit
erforderte, gänzlich fehlte. So gerieth das Land durch den dreißigjährigen
Krieg, der während seiner Regierung wüthete, in die tiefste Zerrüttung.
Unsägliches Elend, Verheerung und Zerstörung herrschte überall; in der Haupt-
stadt Berlin wohnten zuletzt nur noch 300 Bürger, die nichts als das nackte
Leben hatten. Zum Glück folgte dem schwachen Vater ein ausgezeichneter
Sohn. Das war Friedrich Wilhelm, rer große Kurfürst, welcher als
der eigentliche Gründer der brandenburgischen Macht zu betrachten
ist. Er bestieg den Thron im Jahre 1640. Im westfälischen Frieden erwarb
er Hinterpommern und andere Gebiete, wodurch er den Umfang des Staates
um ein Drittheil vergrößerte. Dann kämpfte er ruhmvoll gegen die Polen,
vertheidigte als deutscher Reichsfürst den vaterländischen Boden gegen die An-
griffe der eroberungssüchtigen Franzosen und schlug die gefürchteten Schtveden,
welche in sein Brandenburg eingefallen waren, in der denkwürdigen Schlacht
bei Fehrbellin. * ^
In dieser Schlacht war das Leben deö Kurfürsten in höchster Gefahr.
Die feindlichen Kugeln pfiffen dicht um ihn her, denn die Schweden kannten
ihn an dem Schimmel, den er ritt.- Da sprach sein Stallmeister Fr oben:
„Herr Kurfürst, ich sehe, Euer Schimmel ist scheu geworden; gebt ihn mir
und besteigt meinen Braunen." Kaum waren die Pferde gewechselt, da sank
der treue Diener, von einer Kugel getroffen, todt herab. Der Kurfürst selber
kämpfte nur Heldenkühnheit. Als eine Schwadron ihren Hauptmann verloren
hatte, stellte er sich an ihre Spitze und rief: „Muth, Kinder! Ich, euer
Fürst, bin jetzt euer Hauptmann und will siegen oder ritterlich mit euch ster-
den!" Und er gewann den glorreichsten Sieg. Die Schweden tvurden gänz-
lich geworfen und flohen eilig zum Lande hinaus. — Einen bedeutenden Antheil
an diesem wie an den früheren kriegerischen Erfolgen der Brandenburger hatte
der Feldmarschall Derfflinger. Er war früher Schneidergesclle gewesen,
hatte sich aber durch Geist und Kühnheit emporgearbeitet und ward vom Kur-
fürsten iin Rathe iute tut Felde sehr hoch geschätzt.
Ein Held im Kriege, war Friedrich Wilhelm seinen Unterthanen zugleich
der beste Landesvater. Auf alle Weise suchte er seinem durch den dreißigjähri-
gen Krieg erschöpften und verlviistcten Lande emporzuhelfen. Er unterstützte die
Landwirthschaft und ließ in die entvölkerten und verödeten Gegenden Ansiedler
aus Holland und der Schweiz kommen, deren Fleiß den sandigen Boden
Brandenburgs in Ackerfeld und Gärten umschus Für Gewerbe, Fabriken und
Handel war er nicht minder thätig; er legte Straßen und Kanäle an, führte
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht
von_Brandenburg Albrecht Johann
Sigismund Johann Georg_Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Luthers Brandenburg Berlin Hinterpommern Polen Brandenburg Fehrbellin Holland Brandenburgs Ackerfeld
262
Begriff von seiner Macht, denn er betrachtete sein Amt als ein von Gott ver-
liehenes; er verlangte daher unbedingten Gehorsam, aber auch er selber arbei-
tete von früh bis spät und lebte nur seinen Pflichten. Einen Thorschreiber in
Potsdam, der die Bauern am Morgen warten ließ, prügelte er mit den
Worten: „Guten Morgen, Herr Thorschreiber!" eigenhändig aus dem
Bette. — Mit Eifer ließ er sich auch die Verschönerung der Hauptstadt Ber-
lin und die Hebung des Ackerbaues angelegen sein; 15,000 Salzburger,
die wegen ihres evangelischen Glaubens aus Oesterreich vertrieben waren, sie-
delte er in Ostpreußen an, wo ihnen Aecker und Wiesen überlassen, auch das
nöthige Vieh und Geräth gegeben und Kirchen und Schulen errichtet wurden.
Denn er war von einer aufrichtigen, einfachen Frömmigkeit erfüllt, und so
hat er denn auch für die Volksschulen sehr viel gethan: den Eltern ward es
strenge zur Pflicht gemacht, ihre Kinder vom fünften Jahre an in die Schule
zu schicken, und kein Kind sollte confirmirt werden, ohne lesen imb schreiben
zu können. — Seine Lebensweise war eine überaus einfache. Abends, wenn er
sich von den Mühen des Tages erholen wollte, lud er eine Anzahl von Gene-
ralen, Ministern und Gesandten zu einer Gesellschaft, und hier ward bei der
Pfeife Tabak, einem Kruge Bier und einfacher Kost die freieste und ungezwun-
genste Unterhaltung geführt. In diesem Tabakscollegium durfte man ihm
alles rund heraus sagen; doch neben den ernsten Unterhaltungen überließ man
sich allerlei Späßen und Neckereien, besonders ward durch den derben Witz des
alten Dessauers die fröhliche Stimmung oft erhöht.
Von ganz anderer Natur als der König war der am 24. Januar 1712
geborene Kronprinz Friedrich. Mehr und mehr zeigte er außerordentliche
Fähigkeiten, und unter dem Einfluß seines französischen Erziehers entwickelte
sich in ihm eine große Neigung für Kunst und Wissenschaft. Dagegen trieb er
die militärischen Uebungen nicht mit Lust, das bloße Exerciren befriedigte ihn
nicht, und das rohe Treiben der Soldaten widerte ihn an. Auch das Tabaks-
collegium mit seinen derben Späßen behagte ihm nicht, und sehr ließ er es
an der vom Vater gewünschten Sparsamkeit fehlen. So bildete sich allmählich
eine tiefe Verstimmung zwischen Vater und Sohn aus, und mit Bitterkeit
äußerte der König wohl: „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet, er macht sich
nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben." Wo
er seinem Sohne begegnete, drohte er ihm mit dem Stock, und in seiner
leidenschaftlichen Natur behandelte er ihn oft vor allem Hofgesinde aufs .
schimpflichste. So reifte allmählich im Kronprinzen der Plan, heimlich zu
entweichen: mit einem Lieutenant von Katte verband er sich zur Flucht nach
England, aber die Unglücklichen wurden ergriffen, und der Zorn des Königs
kannte jetzt keine Grenzen. Mit feinem Stocke schlug er den Sohn blutig, ja,
er würde ihn, durch seine festen Antworten gereizt, mit dem Degen durchbohrt
haben, wenn sich nicht der General von Mosel zwischen beide geworfen hätte.
Der Lieutenant von Katte ward als Ausreißer vor des Kronprinzen Augen
hingerichtet; er selbst ward auf die Festung Küstrin gesetzt, und hier mußte er
täglich über sieben Stunden in Regierungssachen arbeiten, auch im Uebrigen
hielt man ihn äußerst strenge. Aber diese Zucht war dem allzu feurigen und
geistvollen Friedrich höchst heilsam; nicht nur ward er mit der Staatsverwal-
tung aufs genaueste bekannt, sondern er lernte auch, seine Leidenschaften zu
beschränken und in treuester Pflichterfüllung die Aufgabe des Lebens zu sehen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Potsdam Oesterreich England
286
Atlantischen Ocean. Dort lebte er, 800 Meilen entfernt von Frankreich, um-
geben von wenigen Getreuen, noch 5 Jahre. Er starb am 5. Mai 1821.
Seine Gebeine wurden später nach Paris gebracht und in der Jnvalidenkirche
bestattet.
Mit Napoleon waren auch sein Bruder Joseph, König von Spanien,
und sein Schwager Murat, König von Neapel, von ihren Thronen gestürzt
worden. Die früheren Herrscher erhielten ihre Länder zurück. Frankreich kam
wieder an Ludwig Xviii. Alle Eroberungen, die es seit dem Ausbruche der großen
Revolution gemacht hatte, mußte es herausgeben. Oesterreich und Preußen
wurden in ihrer früheren Größe wieder hergestellt; dazu erhielt Preußen die
Hälfte des Königreichs Sachsen, Theile von Westfalen und die schöne Rhein-
provinz. Das deutsche Kaiserthum dagegen wurde nicht wieder aufgerichtet; an
die Stelle des alten Reiches trat der Deutsche Bund, zu welchem sich alle
deutsche Staaten vereinigten. Die Fürsten Europas aber, voran die Kaiser
von Rußland und Oesterreich und der König von Preußen, schlossen eingedenk
der großen Begebenheiten, welche in den letzten Jahren sich ereignet hatten,
eine feierliche Verbrüderung, in der sie gelobten, nach Befehl der heiligen
Schrift als Brüder einander zu lieben, sich als Glieder derselben christlichen
Familie anzusehen, die Religion zu schlitzen, Frieden und Gerechtigkeit aufrecht
zu erhalten und Väter ihrer Völker zu sein.
50. Aus dem deutsch dänischen Kriege von 1864.
Der Tag von Düppel.
Still! —
Bom achtzehnten April
ein Lied ich fingen will,
vom achtzehnten — alle Wetter ja!
das gab mal wieder ein Gloria!
Ein „achtzehnter" war es, voll und ganz,
wie bei Fehrbellin und Belle-Al-
liance, —
April oder Juni ist all einerlei,
ein Sieg fällt immer um Monat Mai.
Um vier Uhr Morgens der Donner begann;
in den Gräben standen sechstausend Mann,
und über sie Mix sechs Stunden lang
nahmen die Kilmu ihren Gang.
Da war es zehn Uhr. Nun alles still,
durch die Reihen ging es: „Wie Gott will!"
Und vorgebeugt znm Sturm und Stoß,
brach das preußische Wetthp los.
Sechs Colonneu. Ist das ein Tritt!
Der Sturmmarsch flügclt ihren Schritt;
der Sturmmarsch, ja, tief in den Trancheen
dreihundert Spielleut' im Schlamme stehn.
Eine Kugel schlägt ein, der Schlamm spritzt um,
alle dreihundert werden stumm. —
Borwärts! donnert der Dirigent,
Kapellmeister Piefke vom Lcibregiment.
Und „vorwärts" spielt die Musica,
und „vorwärts" klingt der Preußen Hurrah;
sie fliegen über die Ebene hin,
wer sich besänne, hätt's nicht Gewinn;
sie springen, sie klettern, ihr Schritt wird
Lauf —
Feldwebel Probst — er ist hinauf!
Er steht, der erst', auf dem Schanzenrück,
eine Kugel bricht ihm den Arm in Stück':
er nimmt die Fahn' in die linke Hand
und stößt sie fest in Kies und Sand.
Da triffl's ihn zum zweiten; er wankt und
fällt:
„Leb' wohl, o Braut, leb' Wohl, o Welt!"
Rache! — Sie haben sich festgesetzt,
der Däne wehrt sich bis zuletzt.
Das macht, hier ficht ein junger Leu,
Herr Lieutenant Anker von Schanze zwei.
Da donnert's: „Ergieb dich, tapfres Blut!
Ich heiße Schneider, und damit gut!"
Der preußische Schneider, meiner Treu!
brach den dänischen Anker entzwei.
Und weiter — die Schanze hinein und
hinaus
weht der Sturm mit Saus und Braus;
die Stürmer von andern Schanzen her
schließen sich an, immer mehr, immer mehr.
Sie fallen todt, sie fallen wund, —
ein Häuflein steht am Alsener Sund.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Joseph Schwager_Murat Ludwig_Xviii Ludwig Piefke Schneider Schneider
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Spanien Neapel Frankreich Oesterreich Sachsen Westfalen Rhein- Europas Oesterreich Fehrbellin
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samen Eifer seines Culturtriebes oder aus Barbarei die Hügel und Thäler ihrer
Wälder und Gebüsche beraubt hat, da versiegen Quellen und Bäche, und das Land
wird zur dürren Einöde.
So kann selbst an der Pflanze, welche ohne Auge und Ohr, ohne jeden
erkennbaren Sinn für die Mutter, die sich ihr nahet, nichts thun kann, als nur
kräftig Nahrung saugen, die sich ihr darbeut, die Liebe dieser Mutter sich nicht,
verleugnen: jene Fürsorge, die all ihrer Geschöpfe gedenkt. Wie der Adler seinen
Jungen, so lange sie noch unbefiedert und schwach im Neste liegen, die Nahrung
herbeiträgt, die sie nicht in eigener Kraft erfassen können, so sendet er, der allen
ihr Wesen gab, seinen hülflosesteu Geschöpfen das, was ihnen noththut, zu seiner
Zeit. Es heißt da mit Recht: „Der Starke für sich selber wacht, den Schwachen
nimmt der Herr in Acht."
141. Die grofzen Thaten der Wärme.
Bei einer Kraft, welche willenlos handelt, als bloßes Werkzeug in der
Hand des allmächtigen Gottes, spricht man sonst nicht von Thaten; allein die
Leistungen der Wärme erscheinen so großartig und zugleich so sinnreich für die
Erhaltung und den Wechsel der Dinge auf Erden, daß man in jedem Zuge die
Schöpferhand erkennt und dieser Kraft, als einem Ausflusse der Allmacht, den
höheren Namen der Thatkraft geben möchte.
Die Lehre von der Entstehung der Erde läßt uns gewahren, daß das
geschmolzene Erdinnere, welches jetzt durch die Vulkane heraustritt, durch höhere
Wärmegrade seine Flüssigkeit hat, von welcher die Kugelgestalt der Erde abhängt.
Die Lehre von Regen und Schnee unterrichtet uns, daß die Wärme das Wasser
in Dunstform nach den Höhen trägt und die beständige Erfrischung auf Erden
bedingt. Die Kunde der Quellen und fließenden Gewässer zeigt, daß aus dem
durch Wärme gehobenen Wasser die Tausende von Lebensadern und die unermeß-
liche Wasserkraft aller Ströme entspringen. Die Lehre von Wind und Wetter
ist Zeuge, daß alle Luftströmungen, welche über uns hinbrausen, durch die verschie-
dene Erwärmung der Erdoberfläche entstehen, daß ohne diese Erwärmung kein Schiff
segeln, kein Mühlenflügel sich drehen würde. Die Lehre vom Leben der Pflanzen
und Thiere hat zum Inhalt, daß durch den Sonnenschein die Pflanze befähigt
wird, die Luft zu zerlegen und Stoffe anzusammeln, welche, verbrannt oder verdaut,
die eingesogene Wärme als Feuersglut oder als thierische Wärme wieder von
sich geben.
Die Bevölkerung der verschiedenen Zonen der Erde bezeugt, daß die uner-
meßliche Mannigfaltigkeit der Geschöpfe an Pflanzen und Thieren, abgesehen von
anderen Lebensbedingungen, von der verschiedenen Erwärmung der Gegenden
abhängig ist, wie auch die untergegangenen Pflanzen- und Thiergeschlechter frü-
herer Weltalter erkennen lassen, daß ein großer Theil ihrer Verschiedenheiten von
den jetzt lebenden auf dem Wärmegrade der früheren Zeiten mit beruht. Uner-
meßlich ist, was der Mensch mit Hülfe des Feuers, also der Wärme, in Künsten
und Gewerben, wie im täglichen Haushalte leistet, und wenn außer der Wasser-
kraft, der Windkraft, der Kraft des Menschen und des Thieres, welche schon
erwähnt sind, auch die Dampfkraft aus Anwendung der Wärme entspringt, so
erkennt man mit staunender Bewunderung, daß eben alle Arbeitskraft von der
Wärme stammt, für welche es nur zwei Urquellen giebt, die strahlende Wärme
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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des Harzes. Rasch und geschwind an Händen und Füßen muß werden, wer die
Felsen ans- und abspringt, über hangendes Gestein klettert, dem stürzenden Baume
ausweicht oder über den wilden Gießbach von Klippe zu Klippe setzt; entschlossen,
herzhaft, kräftig und voll Ausdauer muß werden, wer der nicht üppigen Erde die
kärglichen Gaben abgewinnen will; standhaft und vorsichtig, dreist und sicher muß
werden, wer im Berge die Erze und Felsen spalten oder unter dem Eisenhammer die
glühenden Kolben regieren will. Fester Gang, sicherer Griff, helles Auge, leicht
auffassender Sinn, ein wackeres, munteres Herz, ein edler Trotz auf eignekraft und
ein lebendiges Gefühl für Freiheit bezeichnen den Harzer. Geschickt ist er zu allerlei
Geschäften mit Auge, Hand und Fuß. Wer ist ein Schütze gleich ihm? Wer springt,
klettert und tanzt wie er? Wer ist in künstlicher Zusammenstellung sinnreich erfun-
dener Dinge so gewandt, so gnstellig zu allerlei Bildnerei, so geneigt und fähig für
Musik und Gesang? Man sieht es dem Bau des Oberharzers an, daß hier das Land
der Felsen, der Metalle, der Bergströme ist; der gedrungene, dauerhafte Körper mit
dem gewaltigen Knochenbau, um welchen die Kraft der Sehnen und Muskeln ge-
spannt ist; das ovale Gesicht mit halben eingefallenen Wangen, die starken Züge,
aus denen das feurige Auge blitzt, die in schwarzes und graues Leinen gehüllten fett-
losen Glieder zeugen von der schweren Tagesschicht und von der nächtlichen Mühe.
Bei solcher Körperbeschaffenheit, bei der Einfachheit seines Lebens und der gesunden
Luft derberge müßte der Harzer ein hohes Alter erreichen, wenn ihn nicht die angrei-
fende Arbeit vor derzeit erschöpfte, oft jählings tödtete, oder wenn nicht das Gift der
Gruben, die Arsenikdämpfederhütten seine Gesundheit gewaltsam verzehrten. Wer
hat nicht von der eigenthümlichen Harzkrankheit, der Hüttenkatze (Bleikolik) gehört,
welche die Glieder lähmt und zusammenschrumpft und den Leib auszehrt? Aber
obgleich täglich Zeuge von dem Unglück seiner Mitarbeiter, bleibt dennoch der
Harzer dem Berufe treu, den die Natur ihm anwies. — Das Harzklima fordert
den Harzer auf, gut und ehrlich, mit wenigem zufrieden, bei allem Ernste doch
fröhlich, bei knappem, saurem Verdienste gastfrei und nach mühsamer Arbeit ge-
sellig zu sein. Die Ehrlichkeit des Harzers ist fprüchwörtlich geworden; wenn
man ihn aber lieb gewinnen, ihn ganz kennen lernen will, so muß man ihn in
seinem Tannenzelte sehen, wenn die Feierglocke tönt, oder gar ein Festtag
anhebt.
Auch die religiöse Stimmung ist ein getreuer Wiederhall derberge und ihrer
Arbeit. In der Erde allein durch das gläubige Vertrauen ans höheren Schutz
aufrecht erhalten, wird der Harzer durch die aufstrebenden Berge ebenfalls nach
oben, in eine lichte freundliche Heimat gewiesen. Der alte Bergmann katechisiert
den Puchjungen täglich zweimal in den Mußestunden, und wenn er eine schöne
Blume gefunden hat, so legt er sie zwischen die Blätter seiner Bibel. Dieser reli-
giöse Sinn spricht sich auch in der treuen Aufbewahrung der Legenden und Sagen
aus, mit denen der Harzer jedem Gestein, jedem besonders ausgezeichneten Orte
ein eigenthümliches Leben zu verleihen weiß. — Daneben hat er manchen alten
Brauch aus längst verschollenen Tagen treulich aufbewahrt und übt ihn noch
immer fort. Er zündet seine Osterfeuer an und begrüßt die Psingstsonnc mit
Blumen und griinem Gezweige; am ersten Mai giebt es vielerlei Spaß und
Neckerei über die Blocköbergsahrt; die Martinstage und die Fastnacht bringen
mf-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]