— 190 —
zeichnet, weshalb hier neben dem Feldbau beträchtliche Viehzucht auftritt.
Die Weinbauzone Schlesiens ist bereits erwähnt. Am spärlichsten ist
die Bevölkerung in den Heidelandschaften Niederschlesiens. Auf 1 qkm
wohnen nicht über 50, in dem nw. Zipfel, w. der Spree, sogar nur 38 Leute.
Unter diesen gibt es noch Wenden. Die Raseneisensteinbildung dicht unter der
Erdoberfläche hat seit altersher das Entstehen kleiner Eisenwerke im Waide
begünstigt, von denen manche noch bestehen. Auch Glasfabriken und mancher-
lei Kleingewerbe sind anzutreffen.
3. Ortskunde.
a) Rechts von der Oder: Im Gruben- und Hüttengebiet sind
die größten Städte Königshütte, Beuthen, Tarnowitz, Gleiwitz,
Kattowitz und der Grenzort Myslowitz an der „Dreikaiserecke".
Königshütte entstand erst 1869 durch Vereinigung mehrerer Land-
gemeinden, ist heute die größte der genannten Städte (58 000 E.) mit
bedeutenden Gruben, Hüttenwerken und Fabriken. Hier, sowie in Laura-
Hütte, Borsigwerk und Zaborze (große Landgemeinde mit 23000 E.)
liegen die größten der vielen Eisenwerke, bei Benthen die größten Zink-
Hütten und Galmeilager. Auf der Feldmark Paruschowitz bei Rybnik
befindet sich das tiefste Bohrloch der Erde, 2002 m tief. —
Pleß, an einem Zufluß zur obern Weichsel gelegen, Hpst. des gleichnamigen
Fürstentums. In der Nähe das Fürstenschloß Pleß mit schönen Gärten
und Parkanlagen, großen Waldungen (über 10000 ha) mit reichlichem Wildstand
und großartigen Wildgehegen. In dieselben hat der Fürst mit Erfolg u. a.
auch Elche und Auerochsen übergeführt. Der Kaiser hat wiederholt in diesen
Jagdgründen dem edlen Weidwerk obgelegen.
In den n. Bezirken des r. üdergebietes das gewerbreiche Kreuzburgv
Geburtsort von Gustav Freitag, wichtiger Bahnknotenpunkt, ferner Öls^
Hauptort des gleichnamigen Mediatfürstentums'), das nach dem Tode des
letzten Herzogs von Braunschweig (1884) an die Krone Preußens siel mit Aus-
nähme mehrerer Fideikommiß- und Allodialgüter**), die laut Testament an den
König Albert von Sachsen kamen.
b) Oderstädte: Ratibor, gewerbreich, Hauptort des gleich-
uamigen Mediatherzogtnms des Fürsten von Hohenlohe-Waldenbnrg-
Schillingsfürst. Von R. ab ist die Oder schiffbar. — Kosel, ober-
halb der Klodnitzmündnng gelegen, bis 1873 Festung. Bei K. beginnt
die umfangreichere Oderschiffahrt. — Oppeln, Reg.-Bez.-Hpst,, in
erster Linie Beamtenstadt. — Brieg. ehemals Hpst. eines Fürstentums,
treibt lebhasten Handel und mancherlei Gewerbe. Westlich davon das
Schlachtfeld von Mollwitz (1741). — Ohlau, zwischen den hier eng
benachbarten Flüssen Ohlan und Oder gelegen, treibt lebhaften Handel
(sehr besuchte Märkte) und Industrie (Tabaksfabrikation). —
Breslau (423 000 E.), die zweite Stadt Preußens, die fünfte
des Deutschen Reichs, am Bereinigungspunkte der Handelswege
aus Mähren, Polen und Galizien gelegen, wichtigster Handelspunkt,
*) Die mediatisierten Fürstentümer, Grafschaften und sonstigen Herrschaften
waren ehedem souveräne deutsche Staaten. Der Verlust ihrer Selbständigkeit
ist in der Regel auf den Reichsdeputationshauptschluß vom Jahre 1803 zurück-
zuführen. . .
**) Ein Fideikommißgut ist ein unveräußerliches Familien- oder Stammgut.
Allodialgüter sind freie Erbgüter.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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— 146 —
reifem bestreut und mit Renntiersellen belegt. Einige Steine in der Mitte
bilden den Feuerherd. Die Winterhütte (Stamme) hat ein Fundament vvn
Stein, auf welchem sich der kegelförmige, hölzerne Oberbau erhebt. Das Haus-
wird außen mit Rasen bedeckt, innen mit Renntierfellen bekleidet. Dörfer
sind selten. In diesen umgeben die Kämmen die hölzerne Kirche.
Der Lappe ist still, freundlich und nachgiebig und erträgt alle Mühselig-
feiten des Daseins mit unerschütterlicher Ruhe. Nur mag er nicht im Genuß
seines geringen Besitzes, sowie in seinen alten Sitten und Geivohnheiten ge-
stört werden. Ist seine Unzufriedenheit erregt, so wird er mißtrauisch, ver-
'chlagen und händelsüchtig. Reinlichkeit gehört nicht zu seinen Tugenden.
Rührend ist die Liebe und Zärtlichkeit des Lappen für seine Familie und
Hausgenossen. Seinen religiösen Ansichten haften noch viel abergläubische
Borstellungen an. Die skandinavischen Lappen gehören zur evangelischen, die
russischen zur griechisch-orthodoxen Kirche.
Den Nahrnngsquellen entsprechend unterscheidet man Berg- oder
Renntierlappen. See- oder Fischerlappen und Waldlappen. Die Renntier-
läppen leben von dem Ertrage ihrer Renntierherden. Das Renntier sichert
dem Lappen seinen ganzen Lebensunterhalt. Es ist sein Zugtier, sein Reit-
pserd und seine Milchkuh. Sein Fleisch gibt eine nahrhafte Speise, sein Fell
eine warme Kleidung und weiche Lagerstatt. Aus dem Geweih und aus den
Knochen schnitzt der Lappe allerlei Geräte und dreht aus den Därmen Stricke.
Allerdings gehören mehrere hundert Renntiere dazu, eine Familie zu ernähren;
nur wer 500 — 1000 Stück hat, gilt als eiu reicher Mann. Die kärgliche
Nahrung zwingt den Lappen zum Nomadisieren. Im Sommer veranlaßt ihn
die den Renntieren schädliche Dasselfliege, die kühleren Bergregionen anfzn-
suchen; der Winter lockt ihn zur Winterwohnung ins Tal hinab.
Der Fischerlappe wählt im Frühjahr seinen Ausenthalt in der Nähe
der Küste oder an fischreichen Binnengewässern und wechselt im Sommer seinen
Fischereibezirk. Im August begibt er sich nach dem Herbstwohnsitz, wo er
neben dem Fischfang anch Jagd auf Marder. Eichhörnchen, Bären, Fischottern,
wilde Renntiere und allerlei Flugwild betreibt. Um Weihnachten sucht er sein
Winterquartier in einem der kleinen Dörfer auf. — Endlich sind noch die
Waldlappen zu erwähnen, nach ihrem Aufenthalt in den Wäldern so ge-
nannt. Sie treiben im Sommer Fischfang, im Winter Renntierzucht.
e. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde.
Schweden und Norwegen wurden 1397 durch die Union von Kalmar
mit Dänemark vereinigt. Schweden machte sich 1521 unter Gustav Wasa vom
dänischen Joche frei und schwang sich unter Gustav Adolf zur nordischen
Großmacht empor. Seit den unglücklichen Kriegen Karls Xii., der an Peter
den Großen die Ostseeprovinzen abtreten mußte, sank Schwedens Macht immer
mehr. Bon den deutschen Besitzungen behielt es nur Neuvorpommern und
Rügen, trat 1809 Finnland an Rußland ab und erwarb 1814 Norwegen
gegen Herausgabe von Neuvorpommern und Rügen. So ist seit 1814 Schweden
wieder mit Norwegen vereinigt, und das so vereinigte Skandinavien bildet
eine Macht 2. Ranges in Europa.
Skandinavien besteht aus den beiden Königreichen Norwegen und
Schweden, die zwar verschiedene Gesetze und unterschiedliche Verfassung und
Verwaltung haben, aber unter einem Herrscher stehen (Personalunion).^ Beide
Königreiche sind konstitutionelle Erbmonarchien. Die königliche Macht ist
in Schweden durch die beiden Kammern des Reichstags, in Norwegen
durch den Storthing (Versammlung der Volksabgeordnelen) beschränkt. In
Norwegen sind die Volkseinrichtungen durchweg demokratisch; Adel und Standes-
unterschiede sind nicht vorhanden. — Schweden ist in 24 Bezirke (Lüne) geteilt,
die sich in die 3 Landschaften Norrland, „Swealand und Götaland
Zusammenfassen lassen. Norwegen ist in 18 Ämter geteilt. Die alte kirchliche
Teilung in 6 Stifter: Kristiania, Christiansand, Bergen, Hamar,
Dron,lheim und Tromsö, ist indessen im Volke viel lebenskräftiger.
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Extrahierte Personennamen: August Kalmar Gustav_Wasa Gustav Gustav_Adolf Gustav Adolf Karls Peter Schwedens
Extrahierte Ortsnamen: Norwegen Karls Skandinavien Europa Skandinavien Norwegen Schweden Schweden Norwegen Norwegen Schweden Christiansand Hamar
— 135 —
den Getreidebau unmöglich. Man hat es wohl versucht, in geschützten
Tälern etwas Gerste und Hafer anzubauen. Aber diese Pflanzen setzen
äußerst wenig Köruer an und müssen meistens grün gemäht werden.
Anch die Kücheugewüchse, die man in geschützten Gärten zieht, sind ver-
krüppelt und kraftlos. Es fehlt eben die nötige Sommerwärme. Der
Banmwnchs beschränkt sich auf niedrige Ebereschen, Weiden und
Wacholdersträucher. Dagegeu sind die Täler und Bergabhänge reich
an Gräsern und sonstigen Futterkräutern; auch ist Island reich an
Moos- und Flechtenarten, die oft die ödesten Felsen überziehen. Eine sehr
nützliche Flechtenart ist das „isländische Moos", welches als Heilmittel
gegen Brustkrankheiten und als Zusatz zum Brotmehl sehr geschützt ist.
Die Bewohner sind nordgermanischer (skandinavischer) Ab-
stammung. Sie ernähren sich vom Fisch- und Robbenfang, dem Ein-
sammeln von Eiderduueu und. von der Schafzucht. Das Schaf bringt
dem Isländer den größten Nutzen und wird daher in großen Herden
gehalten. Es liefert ihm Milch, Wolle und Fleisch. Das kleine, aber
sehr ausdauernde Pferd ist als Reittier sehr geschätzt; das Renntier
lebt wild und wird gejagt. Au Raubtieren kommen Schneefüchse und
Eisbären vor. Nur 2/5 des Landes sind bewohnbar. Am dichtesten
ist die Bevölkerung ans den weidereichen Abhängen der Nord- und
Südwestseite. Dem Mangel an Holz beim Häuserbau wird durch große
Mengen Treibholz abgeholfen, das der Golfstrom an die Küsten treibt.
Als Brennmaterial dient der Torf, welcher auf Island in großen
Mengen vorkommt. Er wird neben Holz und Rasenplatten auch zum
Häuserbau benutzt. Nach Island eingeführt werden Mehl, Gemüse,
Kolonialwaren, Eisen und Holz, ausgeführt getrocknete Fische, Wolle,
Tran, Eiderduueu und Talg.
Tie Isländer zeigen in ihrer entlegenen Heimat viel Sinn für Bildung
und Wissenschaft. Obwohl keine Volksschulen bestehen, findet man doch kaum
einen Isländer, der nicht lesen und schreiben könnte. Die alten nordischen
Götter- und Heldensagen haben sich bei den Isländern am
-schönsten erhalten. („Edda".)
Von den Normannen in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts entdeckt,
wanderten (874) Norweger nach Island ein und gründeten hier einen freien
Staat, dessen Bürger im Jahre 1000 das Christentum annahmen. Nach
mancherlei innern Wirren kam die Insel im 13. Jahrhundert an Norwegen und
1381 mit diesem an Dänemark. Heute hat sie eine eigene Verfassung und ein
eigenes Parlament (Althing).
Die Hauptstadt Reykjavik (Rauchbucht) an der Sw.-Küste
(4000 E.) ist Sitz der Behörden, hat Bnchdruckereieu und Zeitungen,
ein Gymnasium, kein Gefängnis, eine öffentliche Bibliothek, und
zwar die polnächste der Erde. Im Sommer ist R. durch regelmäßige
Dampfschiffahrt mit Dänemark verbunden.
Dänische Kolonien: 88500 qkm mit 43 Tsd. E. Grönland und
westindische Inseln (St. Croix. St. Thomas, St. John). — Am 23. Jan. 1902
ist vermittels Kaufvertrags die Abtretung der w e st i n d i s ch e n Inseln
«n die Vereinigten Staaten von Nordamerika eingeleitet worden.
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Extrahierte Personennamen: Eiderduueu Bnchdruckereieu Thomas John)
Extrahierte Ortsnamen: Island Island Island Island Norwegen Reykjavik Nordamerika
— 154 —
^Die Dreiteilung des Uralgebirges markiert sich auch in der Bevölkerung.
Tie Täler des südlichen Ural bewohnen die mohammedanischen Baschkiren,
ein den Tataren verwandter Volksstamm. Sie leben größtenteils von der
Viehzucht, sind vorzugsweise Pferdehirten, züchten aber auch Rinder, Schafe
und Kamele. Reiche Baschkiren haben Pferdeherden bis zu 2 000 Stück. Tas
Pferd ist Reit-, Last- und Zugtier, liefert in seinem fleisch und seiner Milch
(aus welcher das Lieblingsgetränk, der Kumyß, bereitet wird) willkommene
Nahrung und in seiner Haut Befletdungsjloff. Der Bafchkir ist ein trefflicher
Reiter und kühner Jäger, aber nur ein mittelmäßiger Soldat.
Im mittleren Ural, vorzugsweise auf der Ostseite, aber auch im Gouvernement
Perm, wohnen die Wogulen, zur Familie der ugrischen Finnen gehörig. Eine
Anzahl derselben hat feste Wohnplätze, lebt vom Ackerbau, ist russifiziert und
christlich geworden. Die übrigen sind Heiden, führen ein unstetes Iägerleben
oder sind Fischer. Geistige Getränke liebt der Wogule nicht. Die Frauen
werden durch Kauf erworben.
Der nördliche Ural ist von Samojedcn bewohnt. (S. 155 fg.).
Städte: Orenbur^, fester Waffenplatz am oberen Uralflnß,
Stapelplatz für den Karawanenhandel. — Jekaterinburg, aus der
Ostseite des niedrigen mittleren Ural. Wichtig für den Handel und
Verkehr zwischen Rußland und Sibirien. Die Hauptstraße (jetzt auch
Bahn) führt von Perm nach Jekaterinburg. — Perm, an der Kama,
wichtige Bergwerkstadt an den Vorhöhen des Ural.
2. Die finnische Seenplatte ist eine niedrige Granitplatte von
180 in mittlerer Bodenhöhe; nur im No. erhebt sie sich bis zu 300 in
Seehöhe, ohne aber gebirgsartiges Aussehen zu entwickeln. Am Meer
befindet sich ein ziemlich breiter Niederungssaum, der reichlich
angebaut ist. Das Landinnere dagegen ist ein Gemisch von Fels,
Wasser, Heide, Moor und Nadelwald, das völlig unentwirrbar und
unlösbar wird, wenn im Frühjahr der Schnee schmilzt. Der Frühling
kommt spät, bringt dann aber innerhalb 14 Tagen Laubhölzer, Fluren
und Saaten znr herrlichsten Entfaltung. Das „Tausendseenland" ist
die seenreichste Gegend Europas. Felsen, dunkle Seen, dunkle
Tannenwälder und spärliche Strecken fruchtbaren Landes verleihen der
spärlich bevölkerten Landschaft ein melancholisches Aussehen.
Die baltischen Finnen (2 Iii), ein mongolenartiger
Volksstamm, bilden den Kern (86 0/0) der Bevölkerung des Großherzog-
tnms Finnland, kommen aber auch iu den benachbarten Landstrichen
vor. Sie sind ein gesunder, kräftiger Volksstamm von Mittelgröße
und gehören fast durchweg zur lutherischen Konfession. Ihre
Äaupttugenden sind Frömmigkeit, Fleiß, Treue und Ehrlichkeit. Im übrigen
ist der Finne ernst, schweigsam und ungesellig, mißtrauisch und besitzt einen
maßlosen Eigensinn. Waldarbeit, Fischfang und Ackerbau sind die Hauptnahrungs-
.quellen. Sitten und Trachten erinnern bei den Bauern oft an das benach-
barte Schweden. Die finnische Sprache ist sehr wohllautend und weist
reiche Litteraturfchätze an epischen und lyrischen A'ationalgefängen auf. Hohe
Bildung ist bei vielen Finnen nicht selten.
Ortskunde. Die wichtigsten Städte Finnlands liegen am Nord-
ufer des finnischen Meerbuseus. Wiborg, alte, heruntergekommene
Handelsstadt am Mündungsgebiet eines Küstenflusses. — Helsing -
1 ors, Haupt- und Universitätsstadt Finnlands, (85 Tsd. E.), neue
Stadt mit schönen Gebäuden und Straßen, Geburtsort des schwedischen
Nordpolforschers Nordeuskjöld. Vor der Stadt auf 7 Felseneilanden die
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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— 156 —
noch an ihrem Heidentum und opfern ihren Göttern auf der Insel Waigatsch,
ihrem „heiligen Lande". Der Zamojede ist melancholisch und trübselig wie
das Leben in der Tundra und bei aller Unkultur friedlich und fanft wie die
Renntiere, die Gesellen seines ärmlichen Daseins. Der Branntwein ist seine
Leidenschaft und sein Verderben. Außer der Renntierzucht beschäftigt die
Samojeden auch die^Jagd auf das wilde Geflügel und die Raubtiere der
Tundra, sowie der Fischfang, den sie aber meist auf den Seen der Tundra,
seltener am Meere traben.
^Die Shrjänen, ebenfalls ein mongolischer Volksstamm, die s. Rachbarn
der Samojeden, find etwa 90000 Köpfe stark und gehören zu den intelligentesten
und unternehmendsten Volksstämmen Rußlands. Sie sind von ansehnlichem
Wuchs, kräftig und muskulös, in ihrem Wesen rauh und rachsüchtig, aber sonst
redlich, treu und sorgsam in der Arbeit. Sie gehören zur griechisch orthodoren
Kirche, sind aber noch sehr dem Aberglauben ergeben. Ihre Hauptbeschäftigungen
sind Jagd, Fischfang, Renntierzucht und etwas Ackerbau. In welchem Umfange
sie die Jagd betreiben, zeigt die Tatsache, daß sie jährlich über 100000 Hasel-
Hühner, 40000 Eichhörnchen, 1000 Marder und 2000 Elentiere in den Handel
bringen. Außerdem werden Hermeline, Zobel und Silberfüchse erlegt. Dem
Samojeden ist der Syrjäne bei weitem überlegen und sucht ihn zu verdrängen
und zu übervorteilen, wo er kann. Die Regierung sah sich zu der Maßregel
genötigt, sür die Samojeden pro Kopf ein gewisses Maß von Tundraland als
unveräußerliches Eigentum festzusetzen, um dem Vordringen der Syrjänen zu
wehren. Unter diesem rührigen Volke gibt es nicht wenige, ivelche die Heimat
verlassen, um ihr Glück anderweitig zu suchen. Sie finden als anstellige, ge-
wandte und zuverlässige Leute auch leicht Stellung in den größeren Städten.
Ortswttde. Archangelsk, ältester aber unbedeutender Hafen
Rußlands am weißen Meer ldünamünduug), Ausfuhrort für nordische Pelz-
artikel und Ausgangspunkt der russischen Walfisch- und Robbenfänger. —
Roch kleinere Lrte sind Lnega und Mefen an den Mündungen der gleich-
namigen Flüsse.
b) Das Tieflandsbeckcu an der Ostsee umfaßt die Gebiete
von Kurland, Livland, Esthland und Jngermannland.
Es hat bereits wesentlich milderes Klima (5—6° C.) als die bisher
geschilderten Striche und guten Getreideboden, der ergiebige Ernten
an Roggen, Gerste, Hafer, Flachs, Hack- und Futterfrüchten ermöglicht.
Außer Ackerland weist das Becken aber anch ausgedehnte Forsten mit
reichem Wildstande, sowie große Sümpfe und zahlreiche Seen auf.
Die bedeutendsten derselben sind der Peipnssee und der Jlmen-
jee. Newa und Düna sind die wichtigsten Flüsse des Beckens.
Die Bevölkerung der Ostseeprovinzen ist eine gemischte. Seit
den Zeiten der Ritterherrschaft und der Hansa finden sich hier viele
Deutsche. Namentlich ist der deutsche Adel und Kaufmannsstand
reich vertreten; aber es gibt in den Städten auch deutsche Handwerker,
Ärzte, Lehrer und Geistliche. Das Bekenntnis der meisten Deutschen
ist das evangelische. Die Landbevölkerung besteht namentlich in
den niedern Schichten ans Letten. Zu diesem Volksstamm gehören
die Kuren, Esthen und Liven. Neuerdings macht die Russi-
iizierung der Ostseeprovinzen immer größere Fortschritte, und Hand
in Hand damit geht die Unterdrückung des evangelischen Glaubens.
Die Letten der ^Istseeprovinzen gehören zu dem lettischen Volksstamm,
der wahrscheinlich bereits in vorgeschichtlicher Zeit aus Jnnerasien nach den
Lstseeländern einwanderte.^) Ihre Kopfzahl schätzt man rund auf 1 Mill. Sie
*) Außer den Kuren, Esthen, Liven, gehören zu dieser Familie _ die
Littauer, Semgallen, Samogiten und die — ausgestorbenen — alten Preußen.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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— 10 —
Nordseite fließt bev Kuban vom Elbrus zum schwarzen, der Terek zum
kaspischen Meer. Auf der Südseite kommt vom Elbrus der kleine Rion und
geht ins schwarze Meer, vom armenischen Hochlande die größere Kura, die
indes die meisten Nebenflüsse vom s. Kaukasus aufnimmt und nach ihrer
Vereinigung mit dem Aras ins kaspische Meer mündet.
Das n. Vorland des Kaukasus (Ciskaukasien) ist Tieflaud und
durchaus Steppe mit Frostwintern; das s, (Transkankasien) dagegen mit
Ausnahme der Steppe an der untern Kura üppige Wald- und Kultur-
laudschaft vou italienischer Milde. Am üppigsten ist die Pflanzenwelt
auf den Bergabhängen nach dem schwarzen Meer im Lande Phasis am
Rion. Hier rankt der Weinstock ungepflegt bis hoch in die Banmwipfel;
hier ist die Heimat der Fasanen. Nußbäume, Eichen- und Buchen-
Wälder bedeckeu die liefern, Nadelhölzer die höheren Bergregionen. Im
Kaukasus ist auch noch der Wisent*) heimisch; im höheren Gebirge
kommt die Gemse und der Tnr, der Steinbock des Kaukasus, vor. —
Beide Vorländer des Kaukasus siud reich au Petroleumquelleu,
2. Die Bevölkeruug des Kaukasusgebietes ist ein buntes
Gemisch zahlreicher Stämme (ca. 150) mit etwa 70 verschiedenen,
aber verwandten Sprachen. Diese Völker gehören entschieden znr
kaukasischen Rasse.
Nach Ritter, Müller und andern Gelehrten sind die kaukasischen Völker-
schaffen als Reste einer ehemals größeren Völkerfamilie zu betrachten, die
durch das Andrängen semitischer, arischer und altaischer Völker beeinträchtigt
wurde und deren Nachkommen sich in den schützenden Gebirgstälern des Kaukasus
bis heute erhalten haben. Die kriegerischen, freiheitsliebenden Kaukasusstämme
haben sich erst nach 70jährigem Freiheitskampfe der russischen Übermacht gebeugt.
Besonders erregten die Tscherkessen im w. und die Tschetschenzen im ö. Teil
des Gebirges durch ihre kühnen Freiheitskämpfe die Aufmerksamkeit ihrer Zeit-
genossen. Nach dem unglücklichen Ausgange derselben wanderten viele Tscher-
kessen nach Türkisch-Asien und der Türkei aus. Andere Stämme sind die
Georgier (Grusiner), welche von allen am höchsten kultiviert sind, die Lesghier,
Mingrelier und die wahrscheinlich arischen Osseten und Geten. Alle
Kaukasier sind schön, schlank und kräftig gebaut und weisen edle, feine Gesichts-
züge auf. Namentlich sind die Frauen durch große Schönheit und Anmut
berühmt. Die meisten Völkerschaften sind Mohammedaner; einzelne, wie die
Georgier, sind Christen. Ihre Hauptbeschäftigung ist Viehzucht, gegen welche
der Ackerbau zurücktritt.
3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Kaukasien
gehört zum russischen Asien. Die Benennungen Cis- und Trauskaukasieu
sind nicht örtlich, sondern nur den geographischen Kreisen eigen. Zu
dem jenseitigen Kaukasusgebiet gehört der Verwaltung nach anch das
russische Armenien. — Tiflis („Warmer Brunnen", so genannt nach
seinen Schwefelthermen) (161 Tsd. E.), Hst. Kaukasiens, im engen Tal
zu beiden Seiten der Kura, bedeutende Handelsstadt, Zeutralstatiou der
pontisch-kaspischen Eisenbahn, Mittelpunkt der Handelsstraße vou
Ciskaukasieu nach Täbris. Die Stadt mischt asiatische und europäische
Art, Christentum und Mohammedanismus. Nur uoch iu Kairo findet
sich ein ähnliches Gemisch von Morgen- und Abendland. Sogar eine
Schwabenkolouie hat Tiflis aufzuweisen. Sie bildet den Mittelpnnkt
*) Der Wisent, fälschlich Auerochse genannt, kommt außerdem nur noch
in einem westrussischen Forstgebiet vor und ist neuerdings in die Forsten des
Fürsten Pleß in Südschlesien mit Erfolg verpflanzt.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
Extrahierte Personennamen: Kuban
Extrahierte Ortsnamen: Kaukasus Kaukasus Petroleumquelleu Kaukasus Asien Armenien Tiflis Christentum Kairo Tiflis
— 27 —
Zahlensystems*), leisteten Großartiges in der Astronomie und in andern
Wissenschaften. Alte griechische Schriftsteller (z. B. Herodot) berichten
von den Palastbauten, den Riesenstädten und dem Reichtum indischer
Fürsten, von den indischen Staatseinrichtungen, Straßenbauten und
dem Gewerbefleiß der Bewohner. Noch heute bewundert man die
Meisterwerke indischer Dichtungen (Mahabharata, Rigveda, Sakuntala).
Die uralte Religion der Inder ist der Brahmaismus.
Brahma ist der Urgrund aller Dinge und durchdringt als Weltseele das All.
In ihm vereinigt sich die Dreieinigkeit oder Trimurti der indischen
Götterlehre: Jndra, der Schöpfer, Wischnu, der Erhalter und Schiwa,
der Zerstörers Unter letzterem verehrt man das in steter Veränderung sich
immer neu gestaltende Leben. Die heiligen Bücher der Bedas wurden bereits
vor 3000 Jahren in der alten S a n s k ri tsp r a ch e der Reinen) verfaßt,
deren Studium eine bedeutende Umwandlung und Erfrischung in den europäischen
Sprachwissenschaften hervorgerufen hat.
Außer diesen Hauptgottheiten verehrt man noch zahlreiche Untergötter,
gute und böse. Auch an die Seelenwanderung glaubt der Hindu, und manche
Tiere sind ihm heilig. Der Brahmaismus schreibt zahllose Zeremonien,
Reinigungen, Weihungen, Räucherungen und Gebete vor. „Gute Werke, Gebete,
Entsagung, Opfer und'selbstpeinigung gehören zu einem frommen Lebenswandel."
Die Lehrer der Religion, die Priester, sind die gelehrten Brahminen; besondere
Tempeljungfrauen, Bajaderen, tanzen bei der Feier religiöser Festlichkeiten;
Fakirs bezeugen durch undenkbare Selbstpeinigung ihre Frömmigkeit. Mancherlei
unmenschliche Sitten, die eng mit dem religiösen Kultus zusammenhängen, sind
von den Engländern fast ganz ausgerottet. Dazu gehört die Witwen-
Verbrennung und der Brauch fanatischer Büßer bei der Feier des „Wagen-
festes" zu Ehren des Gottes Krischna, sich von den Rädern des großen
Götterwagens zermalmen zu lassen. — Die Quellen des Ganges, das
heilige Benares und andere heilige Stätten sind vielbesuchte Wallfahrtsorte.
Die Tempel, Pagoden genannt, find oft schwerfällige Steinkolosse, im Innern
aber aufs herrlichste geschmückt. Besonders berühmt sind die Höhlentempel bei
Bombay <Elesanta, Salsette u. a.) und nö. von B. im Binnenlande diejenigen
von Ellora.
In engster Verbindung mit der Religion steht das Kastenwesen
der Inder. Ursprünglich gab es vier Kasten: 1) 5ie Priester oder
Vrahmanen, die Inhaber der göttlichen Offenbarung und der Gelehr-
samkeit, 2) die Krieger, 3) die Landbauer, zu denen auch Kauf-
leute und Vertreter des Großgewerbes gehören und 4) die Sud ras
oder Knechte, Bauern, Arbeiter und niedere Gewerbsleute, denen das
Gesetz vorschreibt, den ersten drei Kasten zu dienen. Doch sind heute
an Stelle der beideu letzten Kasten zahllose neue getreten. Fast jeder
Beschäftigungszweig bildet eine Kaste, eine Arbeitsteilung, die nur bei
deu günstigen Naturverhältnissen des Landes und bei der Dichtigkeit
der Bevölkerung möglich war. Das zähe Festhalten der Inder am
Kastenwesen erschwert sehr die Ausbreitung abendländischer Kultur und
wirkt auch lähmend auf die Entwickelung der Volkskraft. Insonderheit
ist es auch der christlichen Mission sehr hinderlich. Sehr verachtet
sind diejpariajl die aus den Kasten Ausgestoßenen. Manche Forscher
führen die Abstammung der Zigeuner, deren Sprache den indischen
Dialekten ähnelt, auf die Parias zurück.
*) Durch den mittelalterlichen Verkehr der Araber kam dieses System
nach dem europäischen Westen; daher „arabische Ziffern".
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wie im benachbarten Tibet) dnrch Schutt- und Sandmassen größtenteils
gefüllt sind, so daß hier die Hochflächenbildung vorherrscht. Wilder
und gewaltiger sind die westlichen Ketten.
Das Pamkrplateau („Dach der Welt") erhebt sich zwischen
Hoch- und Niedertnrkestan und verbindet die Hochflächen von Vorder-
und Hiuterasieu. Das Wort „Pamir" bedeutet ein kaltes, den Frost-
winden ausgesetztes Gebiet, ein Land der Öde und des Todes. Das
ganze Hochland liegt über der Zone des Waldwuchses und des Anbaus
zwischen 3800—4300 m, ist mit Buschwerk und Gras bewachsen
oder mit Geröll bedeckt. In ihrem ö. Teil besteht die Pamir aus
Hochsteppen, die sich zwischen niedrigen Bergzügen ausdehnen; im W.
ist sie ein durchfurchtes und zerklüftetes Gebirgsland, dessen Ausläufer
sich gegen die Steppen des Amn verflachen. — Die Pamirleute sind
arischer Abstammung, aber vielfach mit mongolischem Blute gemischt.
Sie führen größtenteils ein wildes Nomadenleben.^) — Das Pamir-
hochland ist im N. von den Russen besetzt; das s. gelegene Kafiristan
beanspruchen die Engländer.
Der Kuenlun schiebt sich vom Pamirhochlande als ein mächtiger
Gebirgskeil bis tief nach China hinein. Das Schneegebirge hat eine
bedeutende Kammhöhe und Gipfel bis 6000 und 7000 vi Seehöhe.
Es besteht aus altkristallinischen Gesteinen und gehört zu den ältesten
Gebirgen der Erde. Alles deutet darauf hin, daß es im Laufe der Zeit eine
außerordentliche Abtragung erlitten hat, so daß seine Gipfel einst zweifellos
die weit jüngere Erhebung des Himalaja überragten. Im mittleren Kuenlun sind
ganze Gebirgsketten bis zu den flachen Steppenschwellen in die Umgebung ein-
geebnet, und viele Hochebenen, die sich zwischen Bergketten ausdehnen, sind
nichts anderes, als durch Schuttmassen ausgefüllte Talmulden und Hoch-
gebirgstäler.
Man unterscheidet einen westlichen, mittleren und östlichen Kuenlun.
Auf Karten findet man in der Regel nur die hohe Gebirgsmauer des w.
Kuenlun mit diesem oder dem Nameu „Kweuluu" bezeichnet, während
der mittlere und ö. Teil andere Namen führen. Geographisch und
geologisch gehören aber alle Parallelgebirge, welche sich im Anschluß
an dem w. Kuenlun ö. bis über den 110. Meridian hinaus entwickeln,
zum Knmlnnsystem. Die erwähnten Gipfelhöhen (6—7000 m) kommen
nur im w. und mittleren Kuenlun vor; der ö. steigt nicht über 3 500 in
hoch empor. Der mittlere Teil des Gebirgssystems, um den obern
Hoangho, besteht aus zahlreichen Parallelzügen, bei denen man sechs
Hauptketten unterscheidet; der w. und der ö. Kuenlun bestehen im
wesentlichen uur aus einem Hauptgebirgszuge.
2. Das Hauhai (= trockenes Meer). Schroff und steil, gleich
einer Riesenmauer, stürzt der Kuenlun zu dem zweiteu Hochlande
Zentralasiens ab, das sich vom Ostrande des Pamirhochlandes gen O.
bis zum Chiugaugebirge hinzieht.
*) Der dänische Forscher Olussen hat 1897 im Pamirgebiet ein bis dahin
unbekanntes Zwergvolk entdeckt, das von Jagd und Viehzucht lebi. Auch
die Haustiere dieses Volkes sind von zwerghaftem Wuchs. Der Zwerastamm
huldigt dem Feuerdienst.
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Extrahierte Ortsnamen: Tibet Niedertnrkestan China Hochlande
Zentralasiens
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Schakale schleichen nach Beute. Weithin sichtbar, erheben sich aus dem Grase
die Dombauten der Termiten, die man nicht selten von fremden Eindringlingen
besetzt findet. S. vom Tanganika beginnt das Gebiet der Tsetsefliege, welche
durch ihren Stich Pferde und Rinder tötet.
Im So malilau de geht die Savanne in eine Buschvegetation
über. Daneben finden sich weite wasserlose Strecken von wüstenähnlichem
Aussehen,
2. Die Bewohner. Der s. Hauptteil des Seenhochlandes
wird von verschiedenen Bantunegerstammen bewohnt, die unter
Häuptlingen, bei größeren Staatsverbänden mich unter Königen und
Sultanen stehen. Die Suaheli der Küstengebiete sind stark mit
arabischem Blute gemischt, und ihre Sprache hat sich zur Karawanen-
spräche Ostafrikas entwickelt. Überhaupt war die Ostküste Zentral-
asrikas seit dem Mittelalter das Ziel arabischer und indischer Kaufleute,
die von hier aus mit Elfenbein und Sklaven bis auf deu heutigen
Tag lohnenden Handel treiben, trotzdem die Ausfuhr von „schwarzem
Elfenbein" neuerdings seitens der Europäer mit Erfolg unterdrückt
wird. Die Hanptnahrungsquellen der Neger des Binnenlandes sind der
Ackerbau und die Jagd. In den n. Gebieten trifft man auch wohl
kriegerische Nomadenstämme als Herrscher über Ackerbauer au.
Der n. Teil Ostafrikas ist von den Völkern der Galla,
Somali und Massai bewohnt. Ihrer Abkunft nach sind diese
kriegerischen, hochgestaltigen (1,80 m) Stämme wohl als Mischvölker
zwischen Negern und hamitisch - semitischen Völkern zu betrachten.
„Jagd, Nomadeutum, Raubzüge, Kriegszüge, beständige Fehden nnter-
einander, das sind die Hauptbeschäftigungen dieser kraftvollen Stämme.
Die Somali sind die Todfeinde der Galla, können sich aber auch
untereinander nicht vertragen, sondern leben in beständigen Kämpfen.
Außerdem sind die Galla der Schrecken der Abessinier, die Massai
der Schrecken der Ostafrikaner zwischen dem Victoria-Nyansa und der
Küste." Da Tücke und Rachsucht hervorstechende Charakterzüge dieser
Mischvölker sind, ist mit ihnen im Verkehr schwer fertig zu werden,
und schou mancher europäische Reisende fiel ihnen zum Opfer. Die
Frauen haben unter ihnen eine günstige Stellung, obwohl auch Viel-
weiberei vorkommt. Der mohammedanische Glaube ist vorherrschend;
doch sind die Massai durchweg Heiden. — Zu den Mischvölkern Ost-
asrikas gehören auch die Wag and a, die n. vom Ukerewe das wohl-
organisierte Reich Uganda inne haben. Hier macht das Christentum
nicht unerhebliche Fortschritte.
3. Kolouialgebiete.
tt) Italienischer Besitz: Das Küstenland von Somaliland, zwischen
Britisch-Somaliland und Britisch-Ostafrika. Das Hinterland dieser
Küstenstrecke bis zu den s. Landschaften Abessiniens gehört zur italienischen
Interessensphäre. Das Gebiet bringt zunächst nur geringe Vorteile.
ß) Englischer Besitz: 1. Küstenplätze ans der Nordküste des
Somalilandes von Bab el-Mandeb bis Gnardasui. — 2. Britisch-
Ostasrika umfaßt die Herden- und wildreichen Hochländer um deu
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abgeben. In den übrigen Strichen herrscht Trockenheit und im
Kalaharigebiet und auf der Westküste empfindlicher Regenmangel. Das
Klima der Kapstadt hält man für eins der gesundesten der Erde,
2. Die Bewohner. Die Bevölkerung des Tafellandes bestand
ursprünglich aus der südafrikanischen Rasse, von der sich in den
mittleren und nw. Gebieten noch die Hottentotten und die klein-
gestaltigen, räuberischen Buschmänner erhalten haben. Dann
drangen vou No. her die kräftigen Kaffern ein, ein Zweig der
Bantnneger. Andere Negerstämme des Tafellandes sind die Basnto-
und Betschnanenstämme, sowie die Herero und Ovambv in
Dentsch-Südwestafrika. Die Hauptbeschäftigung aller dieser Stämme
ist Viehzucht und Jagd. Die Betschnanen und Ovambo treiben auch
Ackerbau, während die Buschmänner lediglich ein Sammelvolk find.
Die Hottentotten, von den Holländern einst ihrer eigenartigen, mit
Schnalzlauten untermischten Sprache wegen so genannt (während sie selber sich
Koi-Koin = Urmenschen, „Menschen der Menschen" nennen), sind unter Mittel-
große (,145—160 cm), haben fahlgelbe, bisweilen rötlich graue, zur Faltenbildung
neigende Haut, büschelförmiges, verfitztes Haar und ein rautenförmiges Gesicht,
welches von den hervorstehenden Backenknochen auf- und abwärts winkelartig
verläuft. Ein charakteristisches, Merkmal der Hottentotten ist auch Fettsteiß-
bildung. Man macht wohl den Hottentottenstämmen den Vorwurf, daß sie
faul, schlaff, unreinlich und stumpfsinnig seien, aber, wie sich herausgestellt hat,
vielfach mit Unrecht. Allerdings liebt der Hottentotte schwere und andauernde
Arbeit nicht; aber dies bringt sein Hirten- und Jägerleben mit sich. Sein
Körper und seine Hütten lassen in Bezug auf Sauberkeit viel zu wünschen übrig;
aber mancherlei muß durch den großen Wassermangel seiner Heimat entschuldigt
werden. Er beschmiert den Körper mit Fett, salbt ihn mit Diomasalbe und
bemalt sein Gesicht mit Rötel. Unterstützt durch überaus scharfe Sinne, ent-
wickelt der Hottentotte in der Ausübung der Jagd große Geschicklichkeit und
stellt im Kriege tapfer seinen Mann. Hervorzuheben ist außerdem noch die
musikalische Begabung der Hottentotten.
Die Kleidung besteht aus Lendengürtel und Uberwurf von Schaf-, Wild-
katzen- und Schakalfell, wozu bei größern Wanderungen noch Sandalen aus
Leder oder Flechtwerk kommen. Die zeltartigen Hütten sind backofenförmig
und bestehen aus biegsamen, am Feuer gehärteten Stangen, die mit Matten
und Fellen belegt und mit Steinen beschwert sind. Mehrere Töpfe und Kessel
bilden das Hausgerät, weiche Felle das ^ager. Die Türöffnung dient zugleich
als Rauchabzug und kann durch eine Matte verschlossen werden. Zahlreiche
Hütten, kreisförmig aneinander gereiht, bilden einen „Kraal." Im innern
Raum desselben bergen die Hottentotten nachts ihre Herden.
Bon den zahlreichen Hottentottenstämmen sind nur noch dreirationen übrig
geblieben: die Retmet, die Griqua und die Korana. Sie sind bereits stark mit
europäischem und anderem Blute gemischt, und die Zahl der „Bastarde" ist
bei ihnen groß. Am reinsten ist das Hottentottentum noch bei den Rama
erhalten. Die Hottentotten stehen unter Häuptlingen („Kapitänen"); größere
Verbände sind selten. Die Ausbreitung des Christentums hat unter ihnen be-
deutende Fortschritte gemacht. — Auch unter den anderen Eingeborenen Süd-
afrikas gewinnt die christliche Lehre immer mehr Boden.
Europäer lebeu vorzugsweise im Kaplande, im Gebiet von
Natal und in den ehemaligen Burenrepubliken. Die Europäer der
Küstenstädte sind Kaufleute und Händler, Garten- und Weinbauer, die
im Binnenlande Viehzüchter, Gold- und Diamantensucher. Die Buren
(Holl. Boeren), Abkömmlinge eingewanderter holländischer Banern, kräftige,
hünenhafte Gestalten mit tiefer Religiosität, trieben in ihren Staaten-
gebieten in erster Linie Viehzucht. Namentlich blühte hier und im
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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