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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Das Deutsche Reich - S. 190

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 190 — zeichnet, weshalb hier neben dem Feldbau beträchtliche Viehzucht auftritt. Die Weinbauzone Schlesiens ist bereits erwähnt. Am spärlichsten ist die Bevölkerung in den Heidelandschaften Niederschlesiens. Auf 1 qkm wohnen nicht über 50, in dem nw. Zipfel, w. der Spree, sogar nur 38 Leute. Unter diesen gibt es noch Wenden. Die Raseneisensteinbildung dicht unter der Erdoberfläche hat seit altersher das Entstehen kleiner Eisenwerke im Waide begünstigt, von denen manche noch bestehen. Auch Glasfabriken und mancher- lei Kleingewerbe sind anzutreffen. 3. Ortskunde. a) Rechts von der Oder: Im Gruben- und Hüttengebiet sind die größten Städte Königshütte, Beuthen, Tarnowitz, Gleiwitz, Kattowitz und der Grenzort Myslowitz an der „Dreikaiserecke". Königshütte entstand erst 1869 durch Vereinigung mehrerer Land- gemeinden, ist heute die größte der genannten Städte (58 000 E.) mit bedeutenden Gruben, Hüttenwerken und Fabriken. Hier, sowie in Laura- Hütte, Borsigwerk und Zaborze (große Landgemeinde mit 23000 E.) liegen die größten der vielen Eisenwerke, bei Benthen die größten Zink- Hütten und Galmeilager. Auf der Feldmark Paruschowitz bei Rybnik befindet sich das tiefste Bohrloch der Erde, 2002 m tief. — Pleß, an einem Zufluß zur obern Weichsel gelegen, Hpst. des gleichnamigen Fürstentums. In der Nähe das Fürstenschloß Pleß mit schönen Gärten und Parkanlagen, großen Waldungen (über 10000 ha) mit reichlichem Wildstand und großartigen Wildgehegen. In dieselben hat der Fürst mit Erfolg u. a. auch Elche und Auerochsen übergeführt. Der Kaiser hat wiederholt in diesen Jagdgründen dem edlen Weidwerk obgelegen. In den n. Bezirken des r. üdergebietes das gewerbreiche Kreuzburgv Geburtsort von Gustav Freitag, wichtiger Bahnknotenpunkt, ferner Öls^ Hauptort des gleichnamigen Mediatfürstentums'), das nach dem Tode des letzten Herzogs von Braunschweig (1884) an die Krone Preußens siel mit Aus- nähme mehrerer Fideikommiß- und Allodialgüter**), die laut Testament an den König Albert von Sachsen kamen. b) Oderstädte: Ratibor, gewerbreich, Hauptort des gleich- uamigen Mediatherzogtnms des Fürsten von Hohenlohe-Waldenbnrg- Schillingsfürst. Von R. ab ist die Oder schiffbar. — Kosel, ober- halb der Klodnitzmündnng gelegen, bis 1873 Festung. Bei K. beginnt die umfangreichere Oderschiffahrt. — Oppeln, Reg.-Bez.-Hpst,, in erster Linie Beamtenstadt. — Brieg. ehemals Hpst. eines Fürstentums, treibt lebhasten Handel und mancherlei Gewerbe. Westlich davon das Schlachtfeld von Mollwitz (1741). — Ohlau, zwischen den hier eng benachbarten Flüssen Ohlan und Oder gelegen, treibt lebhaften Handel (sehr besuchte Märkte) und Industrie (Tabaksfabrikation). — Breslau (423 000 E.), die zweite Stadt Preußens, die fünfte des Deutschen Reichs, am Bereinigungspunkte der Handelswege aus Mähren, Polen und Galizien gelegen, wichtigster Handelspunkt, *) Die mediatisierten Fürstentümer, Grafschaften und sonstigen Herrschaften waren ehedem souveräne deutsche Staaten. Der Verlust ihrer Selbständigkeit ist in der Regel auf den Reichsdeputationshauptschluß vom Jahre 1803 zurück- zuführen. . . **) Ein Fideikommißgut ist ein unveräußerliches Familien- oder Stammgut. Allodialgüter sind freie Erbgüter.

2. Europa - S. 146

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 146 — reifem bestreut und mit Renntiersellen belegt. Einige Steine in der Mitte bilden den Feuerherd. Die Winterhütte (Stamme) hat ein Fundament vvn Stein, auf welchem sich der kegelförmige, hölzerne Oberbau erhebt. Das Haus- wird außen mit Rasen bedeckt, innen mit Renntierfellen bekleidet. Dörfer sind selten. In diesen umgeben die Kämmen die hölzerne Kirche. Der Lappe ist still, freundlich und nachgiebig und erträgt alle Mühselig- feiten des Daseins mit unerschütterlicher Ruhe. Nur mag er nicht im Genuß seines geringen Besitzes, sowie in seinen alten Sitten und Geivohnheiten ge- stört werden. Ist seine Unzufriedenheit erregt, so wird er mißtrauisch, ver- 'chlagen und händelsüchtig. Reinlichkeit gehört nicht zu seinen Tugenden. Rührend ist die Liebe und Zärtlichkeit des Lappen für seine Familie und Hausgenossen. Seinen religiösen Ansichten haften noch viel abergläubische Borstellungen an. Die skandinavischen Lappen gehören zur evangelischen, die russischen zur griechisch-orthodoxen Kirche. Den Nahrnngsquellen entsprechend unterscheidet man Berg- oder Renntierlappen. See- oder Fischerlappen und Waldlappen. Die Renntier- läppen leben von dem Ertrage ihrer Renntierherden. Das Renntier sichert dem Lappen seinen ganzen Lebensunterhalt. Es ist sein Zugtier, sein Reit- pserd und seine Milchkuh. Sein Fleisch gibt eine nahrhafte Speise, sein Fell eine warme Kleidung und weiche Lagerstatt. Aus dem Geweih und aus den Knochen schnitzt der Lappe allerlei Geräte und dreht aus den Därmen Stricke. Allerdings gehören mehrere hundert Renntiere dazu, eine Familie zu ernähren; nur wer 500 — 1000 Stück hat, gilt als eiu reicher Mann. Die kärgliche Nahrung zwingt den Lappen zum Nomadisieren. Im Sommer veranlaßt ihn die den Renntieren schädliche Dasselfliege, die kühleren Bergregionen anfzn- suchen; der Winter lockt ihn zur Winterwohnung ins Tal hinab. Der Fischerlappe wählt im Frühjahr seinen Ausenthalt in der Nähe der Küste oder an fischreichen Binnengewässern und wechselt im Sommer seinen Fischereibezirk. Im August begibt er sich nach dem Herbstwohnsitz, wo er neben dem Fischfang anch Jagd auf Marder. Eichhörnchen, Bären, Fischottern, wilde Renntiere und allerlei Flugwild betreibt. Um Weihnachten sucht er sein Winterquartier in einem der kleinen Dörfer auf. — Endlich sind noch die Waldlappen zu erwähnen, nach ihrem Aufenthalt in den Wäldern so ge- nannt. Sie treiben im Sommer Fischfang, im Winter Renntierzucht. e. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Schweden und Norwegen wurden 1397 durch die Union von Kalmar mit Dänemark vereinigt. Schweden machte sich 1521 unter Gustav Wasa vom dänischen Joche frei und schwang sich unter Gustav Adolf zur nordischen Großmacht empor. Seit den unglücklichen Kriegen Karls Xii., der an Peter den Großen die Ostseeprovinzen abtreten mußte, sank Schwedens Macht immer mehr. Bon den deutschen Besitzungen behielt es nur Neuvorpommern und Rügen, trat 1809 Finnland an Rußland ab und erwarb 1814 Norwegen gegen Herausgabe von Neuvorpommern und Rügen. So ist seit 1814 Schweden wieder mit Norwegen vereinigt, und das so vereinigte Skandinavien bildet eine Macht 2. Ranges in Europa. Skandinavien besteht aus den beiden Königreichen Norwegen und Schweden, die zwar verschiedene Gesetze und unterschiedliche Verfassung und Verwaltung haben, aber unter einem Herrscher stehen (Personalunion).^ Beide Königreiche sind konstitutionelle Erbmonarchien. Die königliche Macht ist in Schweden durch die beiden Kammern des Reichstags, in Norwegen durch den Storthing (Versammlung der Volksabgeordnelen) beschränkt. In Norwegen sind die Volkseinrichtungen durchweg demokratisch; Adel und Standes- unterschiede sind nicht vorhanden. — Schweden ist in 24 Bezirke (Lüne) geteilt, die sich in die 3 Landschaften Norrland, „Swealand und Götaland Zusammenfassen lassen. Norwegen ist in 18 Ämter geteilt. Die alte kirchliche Teilung in 6 Stifter: Kristiania, Christiansand, Bergen, Hamar, Dron,lheim und Tromsö, ist indessen im Volke viel lebenskräftiger.

3. Europa - S. 135

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 135 — den Getreidebau unmöglich. Man hat es wohl versucht, in geschützten Tälern etwas Gerste und Hafer anzubauen. Aber diese Pflanzen setzen äußerst wenig Köruer an und müssen meistens grün gemäht werden. Anch die Kücheugewüchse, die man in geschützten Gärten zieht, sind ver- krüppelt und kraftlos. Es fehlt eben die nötige Sommerwärme. Der Banmwnchs beschränkt sich auf niedrige Ebereschen, Weiden und Wacholdersträucher. Dagegeu sind die Täler und Bergabhänge reich an Gräsern und sonstigen Futterkräutern; auch ist Island reich an Moos- und Flechtenarten, die oft die ödesten Felsen überziehen. Eine sehr nützliche Flechtenart ist das „isländische Moos", welches als Heilmittel gegen Brustkrankheiten und als Zusatz zum Brotmehl sehr geschützt ist. Die Bewohner sind nordgermanischer (skandinavischer) Ab- stammung. Sie ernähren sich vom Fisch- und Robbenfang, dem Ein- sammeln von Eiderduueu und. von der Schafzucht. Das Schaf bringt dem Isländer den größten Nutzen und wird daher in großen Herden gehalten. Es liefert ihm Milch, Wolle und Fleisch. Das kleine, aber sehr ausdauernde Pferd ist als Reittier sehr geschätzt; das Renntier lebt wild und wird gejagt. Au Raubtieren kommen Schneefüchse und Eisbären vor. Nur 2/5 des Landes sind bewohnbar. Am dichtesten ist die Bevölkerung ans den weidereichen Abhängen der Nord- und Südwestseite. Dem Mangel an Holz beim Häuserbau wird durch große Mengen Treibholz abgeholfen, das der Golfstrom an die Küsten treibt. Als Brennmaterial dient der Torf, welcher auf Island in großen Mengen vorkommt. Er wird neben Holz und Rasenplatten auch zum Häuserbau benutzt. Nach Island eingeführt werden Mehl, Gemüse, Kolonialwaren, Eisen und Holz, ausgeführt getrocknete Fische, Wolle, Tran, Eiderduueu und Talg. Tie Isländer zeigen in ihrer entlegenen Heimat viel Sinn für Bildung und Wissenschaft. Obwohl keine Volksschulen bestehen, findet man doch kaum einen Isländer, der nicht lesen und schreiben könnte. Die alten nordischen Götter- und Heldensagen haben sich bei den Isländern am -schönsten erhalten. („Edda".) Von den Normannen in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts entdeckt, wanderten (874) Norweger nach Island ein und gründeten hier einen freien Staat, dessen Bürger im Jahre 1000 das Christentum annahmen. Nach mancherlei innern Wirren kam die Insel im 13. Jahrhundert an Norwegen und 1381 mit diesem an Dänemark. Heute hat sie eine eigene Verfassung und ein eigenes Parlament (Althing). Die Hauptstadt Reykjavik (Rauchbucht) an der Sw.-Küste (4000 E.) ist Sitz der Behörden, hat Bnchdruckereieu und Zeitungen, ein Gymnasium, kein Gefängnis, eine öffentliche Bibliothek, und zwar die polnächste der Erde. Im Sommer ist R. durch regelmäßige Dampfschiffahrt mit Dänemark verbunden. Dänische Kolonien: 88500 qkm mit 43 Tsd. E. Grönland und westindische Inseln (St. Croix. St. Thomas, St. John). — Am 23. Jan. 1902 ist vermittels Kaufvertrags die Abtretung der w e st i n d i s ch e n Inseln «n die Vereinigten Staaten von Nordamerika eingeleitet worden.

4. Europa - S. 154

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 154 — ^Die Dreiteilung des Uralgebirges markiert sich auch in der Bevölkerung. Tie Täler des südlichen Ural bewohnen die mohammedanischen Baschkiren, ein den Tataren verwandter Volksstamm. Sie leben größtenteils von der Viehzucht, sind vorzugsweise Pferdehirten, züchten aber auch Rinder, Schafe und Kamele. Reiche Baschkiren haben Pferdeherden bis zu 2 000 Stück. Tas Pferd ist Reit-, Last- und Zugtier, liefert in seinem fleisch und seiner Milch (aus welcher das Lieblingsgetränk, der Kumyß, bereitet wird) willkommene Nahrung und in seiner Haut Befletdungsjloff. Der Bafchkir ist ein trefflicher Reiter und kühner Jäger, aber nur ein mittelmäßiger Soldat. Im mittleren Ural, vorzugsweise auf der Ostseite, aber auch im Gouvernement Perm, wohnen die Wogulen, zur Familie der ugrischen Finnen gehörig. Eine Anzahl derselben hat feste Wohnplätze, lebt vom Ackerbau, ist russifiziert und christlich geworden. Die übrigen sind Heiden, führen ein unstetes Iägerleben oder sind Fischer. Geistige Getränke liebt der Wogule nicht. Die Frauen werden durch Kauf erworben. Der nördliche Ural ist von Samojedcn bewohnt. (S. 155 fg.). Städte: Orenbur^, fester Waffenplatz am oberen Uralflnß, Stapelplatz für den Karawanenhandel. — Jekaterinburg, aus der Ostseite des niedrigen mittleren Ural. Wichtig für den Handel und Verkehr zwischen Rußland und Sibirien. Die Hauptstraße (jetzt auch Bahn) führt von Perm nach Jekaterinburg. — Perm, an der Kama, wichtige Bergwerkstadt an den Vorhöhen des Ural. 2. Die finnische Seenplatte ist eine niedrige Granitplatte von 180 in mittlerer Bodenhöhe; nur im No. erhebt sie sich bis zu 300 in Seehöhe, ohne aber gebirgsartiges Aussehen zu entwickeln. Am Meer befindet sich ein ziemlich breiter Niederungssaum, der reichlich angebaut ist. Das Landinnere dagegen ist ein Gemisch von Fels, Wasser, Heide, Moor und Nadelwald, das völlig unentwirrbar und unlösbar wird, wenn im Frühjahr der Schnee schmilzt. Der Frühling kommt spät, bringt dann aber innerhalb 14 Tagen Laubhölzer, Fluren und Saaten znr herrlichsten Entfaltung. Das „Tausendseenland" ist die seenreichste Gegend Europas. Felsen, dunkle Seen, dunkle Tannenwälder und spärliche Strecken fruchtbaren Landes verleihen der spärlich bevölkerten Landschaft ein melancholisches Aussehen. Die baltischen Finnen (2 Iii), ein mongolenartiger Volksstamm, bilden den Kern (86 0/0) der Bevölkerung des Großherzog- tnms Finnland, kommen aber auch iu den benachbarten Landstrichen vor. Sie sind ein gesunder, kräftiger Volksstamm von Mittelgröße und gehören fast durchweg zur lutherischen Konfession. Ihre Äaupttugenden sind Frömmigkeit, Fleiß, Treue und Ehrlichkeit. Im übrigen ist der Finne ernst, schweigsam und ungesellig, mißtrauisch und besitzt einen maßlosen Eigensinn. Waldarbeit, Fischfang und Ackerbau sind die Hauptnahrungs- .quellen. Sitten und Trachten erinnern bei den Bauern oft an das benach- barte Schweden. Die finnische Sprache ist sehr wohllautend und weist reiche Litteraturfchätze an epischen und lyrischen A'ationalgefängen auf. Hohe Bildung ist bei vielen Finnen nicht selten. Ortskunde. Die wichtigsten Städte Finnlands liegen am Nord- ufer des finnischen Meerbuseus. Wiborg, alte, heruntergekommene Handelsstadt am Mündungsgebiet eines Küstenflusses. — Helsing - 1 ors, Haupt- und Universitätsstadt Finnlands, (85 Tsd. E.), neue Stadt mit schönen Gebäuden und Straßen, Geburtsort des schwedischen Nordpolforschers Nordeuskjöld. Vor der Stadt auf 7 Felseneilanden die

5. Europa - S. 156

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 156 — noch an ihrem Heidentum und opfern ihren Göttern auf der Insel Waigatsch, ihrem „heiligen Lande". Der Zamojede ist melancholisch und trübselig wie das Leben in der Tundra und bei aller Unkultur friedlich und fanft wie die Renntiere, die Gesellen seines ärmlichen Daseins. Der Branntwein ist seine Leidenschaft und sein Verderben. Außer der Renntierzucht beschäftigt die Samojeden auch die^Jagd auf das wilde Geflügel und die Raubtiere der Tundra, sowie der Fischfang, den sie aber meist auf den Seen der Tundra, seltener am Meere traben. ^Die Shrjänen, ebenfalls ein mongolischer Volksstamm, die s. Rachbarn der Samojeden, find etwa 90000 Köpfe stark und gehören zu den intelligentesten und unternehmendsten Volksstämmen Rußlands. Sie sind von ansehnlichem Wuchs, kräftig und muskulös, in ihrem Wesen rauh und rachsüchtig, aber sonst redlich, treu und sorgsam in der Arbeit. Sie gehören zur griechisch orthodoren Kirche, sind aber noch sehr dem Aberglauben ergeben. Ihre Hauptbeschäftigungen sind Jagd, Fischfang, Renntierzucht und etwas Ackerbau. In welchem Umfange sie die Jagd betreiben, zeigt die Tatsache, daß sie jährlich über 100000 Hasel- Hühner, 40000 Eichhörnchen, 1000 Marder und 2000 Elentiere in den Handel bringen. Außerdem werden Hermeline, Zobel und Silberfüchse erlegt. Dem Samojeden ist der Syrjäne bei weitem überlegen und sucht ihn zu verdrängen und zu übervorteilen, wo er kann. Die Regierung sah sich zu der Maßregel genötigt, sür die Samojeden pro Kopf ein gewisses Maß von Tundraland als unveräußerliches Eigentum festzusetzen, um dem Vordringen der Syrjänen zu wehren. Unter diesem rührigen Volke gibt es nicht wenige, ivelche die Heimat verlassen, um ihr Glück anderweitig zu suchen. Sie finden als anstellige, ge- wandte und zuverlässige Leute auch leicht Stellung in den größeren Städten. Ortswttde. Archangelsk, ältester aber unbedeutender Hafen Rußlands am weißen Meer ldünamünduug), Ausfuhrort für nordische Pelz- artikel und Ausgangspunkt der russischen Walfisch- und Robbenfänger. — Roch kleinere Lrte sind Lnega und Mefen an den Mündungen der gleich- namigen Flüsse. b) Das Tieflandsbeckcu an der Ostsee umfaßt die Gebiete von Kurland, Livland, Esthland und Jngermannland. Es hat bereits wesentlich milderes Klima (5—6° C.) als die bisher geschilderten Striche und guten Getreideboden, der ergiebige Ernten an Roggen, Gerste, Hafer, Flachs, Hack- und Futterfrüchten ermöglicht. Außer Ackerland weist das Becken aber anch ausgedehnte Forsten mit reichem Wildstande, sowie große Sümpfe und zahlreiche Seen auf. Die bedeutendsten derselben sind der Peipnssee und der Jlmen- jee. Newa und Düna sind die wichtigsten Flüsse des Beckens. Die Bevölkerung der Ostseeprovinzen ist eine gemischte. Seit den Zeiten der Ritterherrschaft und der Hansa finden sich hier viele Deutsche. Namentlich ist der deutsche Adel und Kaufmannsstand reich vertreten; aber es gibt in den Städten auch deutsche Handwerker, Ärzte, Lehrer und Geistliche. Das Bekenntnis der meisten Deutschen ist das evangelische. Die Landbevölkerung besteht namentlich in den niedern Schichten ans Letten. Zu diesem Volksstamm gehören die Kuren, Esthen und Liven. Neuerdings macht die Russi- iizierung der Ostseeprovinzen immer größere Fortschritte, und Hand in Hand damit geht die Unterdrückung des evangelischen Glaubens. Die Letten der ^Istseeprovinzen gehören zu dem lettischen Volksstamm, der wahrscheinlich bereits in vorgeschichtlicher Zeit aus Jnnerasien nach den Lstseeländern einwanderte.^) Ihre Kopfzahl schätzt man rund auf 1 Mill. Sie *) Außer den Kuren, Esthen, Liven, gehören zu dieser Familie _ die Littauer, Semgallen, Samogiten und die — ausgestorbenen — alten Preußen.

6. Die fremden Erdteile - S. 10

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 10 — Nordseite fließt bev Kuban vom Elbrus zum schwarzen, der Terek zum kaspischen Meer. Auf der Südseite kommt vom Elbrus der kleine Rion und geht ins schwarze Meer, vom armenischen Hochlande die größere Kura, die indes die meisten Nebenflüsse vom s. Kaukasus aufnimmt und nach ihrer Vereinigung mit dem Aras ins kaspische Meer mündet. Das n. Vorland des Kaukasus (Ciskaukasien) ist Tieflaud und durchaus Steppe mit Frostwintern; das s, (Transkankasien) dagegen mit Ausnahme der Steppe an der untern Kura üppige Wald- und Kultur- laudschaft vou italienischer Milde. Am üppigsten ist die Pflanzenwelt auf den Bergabhängen nach dem schwarzen Meer im Lande Phasis am Rion. Hier rankt der Weinstock ungepflegt bis hoch in die Banmwipfel; hier ist die Heimat der Fasanen. Nußbäume, Eichen- und Buchen- Wälder bedeckeu die liefern, Nadelhölzer die höheren Bergregionen. Im Kaukasus ist auch noch der Wisent*) heimisch; im höheren Gebirge kommt die Gemse und der Tnr, der Steinbock des Kaukasus, vor. — Beide Vorländer des Kaukasus siud reich au Petroleumquelleu, 2. Die Bevölkeruug des Kaukasusgebietes ist ein buntes Gemisch zahlreicher Stämme (ca. 150) mit etwa 70 verschiedenen, aber verwandten Sprachen. Diese Völker gehören entschieden znr kaukasischen Rasse. Nach Ritter, Müller und andern Gelehrten sind die kaukasischen Völker- schaffen als Reste einer ehemals größeren Völkerfamilie zu betrachten, die durch das Andrängen semitischer, arischer und altaischer Völker beeinträchtigt wurde und deren Nachkommen sich in den schützenden Gebirgstälern des Kaukasus bis heute erhalten haben. Die kriegerischen, freiheitsliebenden Kaukasusstämme haben sich erst nach 70jährigem Freiheitskampfe der russischen Übermacht gebeugt. Besonders erregten die Tscherkessen im w. und die Tschetschenzen im ö. Teil des Gebirges durch ihre kühnen Freiheitskämpfe die Aufmerksamkeit ihrer Zeit- genossen. Nach dem unglücklichen Ausgange derselben wanderten viele Tscher- kessen nach Türkisch-Asien und der Türkei aus. Andere Stämme sind die Georgier (Grusiner), welche von allen am höchsten kultiviert sind, die Lesghier, Mingrelier und die wahrscheinlich arischen Osseten und Geten. Alle Kaukasier sind schön, schlank und kräftig gebaut und weisen edle, feine Gesichts- züge auf. Namentlich sind die Frauen durch große Schönheit und Anmut berühmt. Die meisten Völkerschaften sind Mohammedaner; einzelne, wie die Georgier, sind Christen. Ihre Hauptbeschäftigung ist Viehzucht, gegen welche der Ackerbau zurücktritt. 3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Kaukasien gehört zum russischen Asien. Die Benennungen Cis- und Trauskaukasieu sind nicht örtlich, sondern nur den geographischen Kreisen eigen. Zu dem jenseitigen Kaukasusgebiet gehört der Verwaltung nach anch das russische Armenien. — Tiflis („Warmer Brunnen", so genannt nach seinen Schwefelthermen) (161 Tsd. E.), Hst. Kaukasiens, im engen Tal zu beiden Seiten der Kura, bedeutende Handelsstadt, Zeutralstatiou der pontisch-kaspischen Eisenbahn, Mittelpunkt der Handelsstraße vou Ciskaukasieu nach Täbris. Die Stadt mischt asiatische und europäische Art, Christentum und Mohammedanismus. Nur uoch iu Kairo findet sich ein ähnliches Gemisch von Morgen- und Abendland. Sogar eine Schwabenkolouie hat Tiflis aufzuweisen. Sie bildet den Mittelpnnkt *) Der Wisent, fälschlich Auerochse genannt, kommt außerdem nur noch in einem westrussischen Forstgebiet vor und ist neuerdings in die Forsten des Fürsten Pleß in Südschlesien mit Erfolg verpflanzt.

7. Die fremden Erdteile - S. 27

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 27 — Zahlensystems*), leisteten Großartiges in der Astronomie und in andern Wissenschaften. Alte griechische Schriftsteller (z. B. Herodot) berichten von den Palastbauten, den Riesenstädten und dem Reichtum indischer Fürsten, von den indischen Staatseinrichtungen, Straßenbauten und dem Gewerbefleiß der Bewohner. Noch heute bewundert man die Meisterwerke indischer Dichtungen (Mahabharata, Rigveda, Sakuntala). Die uralte Religion der Inder ist der Brahmaismus. Brahma ist der Urgrund aller Dinge und durchdringt als Weltseele das All. In ihm vereinigt sich die Dreieinigkeit oder Trimurti der indischen Götterlehre: Jndra, der Schöpfer, Wischnu, der Erhalter und Schiwa, der Zerstörers Unter letzterem verehrt man das in steter Veränderung sich immer neu gestaltende Leben. Die heiligen Bücher der Bedas wurden bereits vor 3000 Jahren in der alten S a n s k ri tsp r a ch e der Reinen) verfaßt, deren Studium eine bedeutende Umwandlung und Erfrischung in den europäischen Sprachwissenschaften hervorgerufen hat. Außer diesen Hauptgottheiten verehrt man noch zahlreiche Untergötter, gute und böse. Auch an die Seelenwanderung glaubt der Hindu, und manche Tiere sind ihm heilig. Der Brahmaismus schreibt zahllose Zeremonien, Reinigungen, Weihungen, Räucherungen und Gebete vor. „Gute Werke, Gebete, Entsagung, Opfer und'selbstpeinigung gehören zu einem frommen Lebenswandel." Die Lehrer der Religion, die Priester, sind die gelehrten Brahminen; besondere Tempeljungfrauen, Bajaderen, tanzen bei der Feier religiöser Festlichkeiten; Fakirs bezeugen durch undenkbare Selbstpeinigung ihre Frömmigkeit. Mancherlei unmenschliche Sitten, die eng mit dem religiösen Kultus zusammenhängen, sind von den Engländern fast ganz ausgerottet. Dazu gehört die Witwen- Verbrennung und der Brauch fanatischer Büßer bei der Feier des „Wagen- festes" zu Ehren des Gottes Krischna, sich von den Rädern des großen Götterwagens zermalmen zu lassen. — Die Quellen des Ganges, das heilige Benares und andere heilige Stätten sind vielbesuchte Wallfahrtsorte. Die Tempel, Pagoden genannt, find oft schwerfällige Steinkolosse, im Innern aber aufs herrlichste geschmückt. Besonders berühmt sind die Höhlentempel bei Bombay <Elesanta, Salsette u. a.) und nö. von B. im Binnenlande diejenigen von Ellora. In engster Verbindung mit der Religion steht das Kastenwesen der Inder. Ursprünglich gab es vier Kasten: 1) 5ie Priester oder Vrahmanen, die Inhaber der göttlichen Offenbarung und der Gelehr- samkeit, 2) die Krieger, 3) die Landbauer, zu denen auch Kauf- leute und Vertreter des Großgewerbes gehören und 4) die Sud ras oder Knechte, Bauern, Arbeiter und niedere Gewerbsleute, denen das Gesetz vorschreibt, den ersten drei Kasten zu dienen. Doch sind heute an Stelle der beideu letzten Kasten zahllose neue getreten. Fast jeder Beschäftigungszweig bildet eine Kaste, eine Arbeitsteilung, die nur bei deu günstigen Naturverhältnissen des Landes und bei der Dichtigkeit der Bevölkerung möglich war. Das zähe Festhalten der Inder am Kastenwesen erschwert sehr die Ausbreitung abendländischer Kultur und wirkt auch lähmend auf die Entwickelung der Volkskraft. Insonderheit ist es auch der christlichen Mission sehr hinderlich. Sehr verachtet sind diejpariajl die aus den Kasten Ausgestoßenen. Manche Forscher führen die Abstammung der Zigeuner, deren Sprache den indischen Dialekten ähnelt, auf die Parias zurück. *) Durch den mittelalterlichen Verkehr der Araber kam dieses System nach dem europäischen Westen; daher „arabische Ziffern".

8. Die fremden Erdteile - S. 37

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 37 — wie im benachbarten Tibet) dnrch Schutt- und Sandmassen größtenteils gefüllt sind, so daß hier die Hochflächenbildung vorherrscht. Wilder und gewaltiger sind die westlichen Ketten. Das Pamkrplateau („Dach der Welt") erhebt sich zwischen Hoch- und Niedertnrkestan und verbindet die Hochflächen von Vorder- und Hiuterasieu. Das Wort „Pamir" bedeutet ein kaltes, den Frost- winden ausgesetztes Gebiet, ein Land der Öde und des Todes. Das ganze Hochland liegt über der Zone des Waldwuchses und des Anbaus zwischen 3800—4300 m, ist mit Buschwerk und Gras bewachsen oder mit Geröll bedeckt. In ihrem ö. Teil besteht die Pamir aus Hochsteppen, die sich zwischen niedrigen Bergzügen ausdehnen; im W. ist sie ein durchfurchtes und zerklüftetes Gebirgsland, dessen Ausläufer sich gegen die Steppen des Amn verflachen. — Die Pamirleute sind arischer Abstammung, aber vielfach mit mongolischem Blute gemischt. Sie führen größtenteils ein wildes Nomadenleben.^) — Das Pamir- hochland ist im N. von den Russen besetzt; das s. gelegene Kafiristan beanspruchen die Engländer. Der Kuenlun schiebt sich vom Pamirhochlande als ein mächtiger Gebirgskeil bis tief nach China hinein. Das Schneegebirge hat eine bedeutende Kammhöhe und Gipfel bis 6000 und 7000 vi Seehöhe. Es besteht aus altkristallinischen Gesteinen und gehört zu den ältesten Gebirgen der Erde. Alles deutet darauf hin, daß es im Laufe der Zeit eine außerordentliche Abtragung erlitten hat, so daß seine Gipfel einst zweifellos die weit jüngere Erhebung des Himalaja überragten. Im mittleren Kuenlun sind ganze Gebirgsketten bis zu den flachen Steppenschwellen in die Umgebung ein- geebnet, und viele Hochebenen, die sich zwischen Bergketten ausdehnen, sind nichts anderes, als durch Schuttmassen ausgefüllte Talmulden und Hoch- gebirgstäler. Man unterscheidet einen westlichen, mittleren und östlichen Kuenlun. Auf Karten findet man in der Regel nur die hohe Gebirgsmauer des w. Kuenlun mit diesem oder dem Nameu „Kweuluu" bezeichnet, während der mittlere und ö. Teil andere Namen führen. Geographisch und geologisch gehören aber alle Parallelgebirge, welche sich im Anschluß an dem w. Kuenlun ö. bis über den 110. Meridian hinaus entwickeln, zum Knmlnnsystem. Die erwähnten Gipfelhöhen (6—7000 m) kommen nur im w. und mittleren Kuenlun vor; der ö. steigt nicht über 3 500 in hoch empor. Der mittlere Teil des Gebirgssystems, um den obern Hoangho, besteht aus zahlreichen Parallelzügen, bei denen man sechs Hauptketten unterscheidet; der w. und der ö. Kuenlun bestehen im wesentlichen uur aus einem Hauptgebirgszuge. 2. Das Hauhai (= trockenes Meer). Schroff und steil, gleich einer Riesenmauer, stürzt der Kuenlun zu dem zweiteu Hochlande Zentralasiens ab, das sich vom Ostrande des Pamirhochlandes gen O. bis zum Chiugaugebirge hinzieht. *) Der dänische Forscher Olussen hat 1897 im Pamirgebiet ein bis dahin unbekanntes Zwergvolk entdeckt, das von Jagd und Viehzucht lebi. Auch die Haustiere dieses Volkes sind von zwerghaftem Wuchs. Der Zwerastamm huldigt dem Feuerdienst.

9. Die fremden Erdteile - S. 98

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 98 — Schakale schleichen nach Beute. Weithin sichtbar, erheben sich aus dem Grase die Dombauten der Termiten, die man nicht selten von fremden Eindringlingen besetzt findet. S. vom Tanganika beginnt das Gebiet der Tsetsefliege, welche durch ihren Stich Pferde und Rinder tötet. Im So malilau de geht die Savanne in eine Buschvegetation über. Daneben finden sich weite wasserlose Strecken von wüstenähnlichem Aussehen, 2. Die Bewohner. Der s. Hauptteil des Seenhochlandes wird von verschiedenen Bantunegerstammen bewohnt, die unter Häuptlingen, bei größeren Staatsverbänden mich unter Königen und Sultanen stehen. Die Suaheli der Küstengebiete sind stark mit arabischem Blute gemischt, und ihre Sprache hat sich zur Karawanen- spräche Ostafrikas entwickelt. Überhaupt war die Ostküste Zentral- asrikas seit dem Mittelalter das Ziel arabischer und indischer Kaufleute, die von hier aus mit Elfenbein und Sklaven bis auf deu heutigen Tag lohnenden Handel treiben, trotzdem die Ausfuhr von „schwarzem Elfenbein" neuerdings seitens der Europäer mit Erfolg unterdrückt wird. Die Hanptnahrungsquellen der Neger des Binnenlandes sind der Ackerbau und die Jagd. In den n. Gebieten trifft man auch wohl kriegerische Nomadenstämme als Herrscher über Ackerbauer au. Der n. Teil Ostafrikas ist von den Völkern der Galla, Somali und Massai bewohnt. Ihrer Abkunft nach sind diese kriegerischen, hochgestaltigen (1,80 m) Stämme wohl als Mischvölker zwischen Negern und hamitisch - semitischen Völkern zu betrachten. „Jagd, Nomadeutum, Raubzüge, Kriegszüge, beständige Fehden nnter- einander, das sind die Hauptbeschäftigungen dieser kraftvollen Stämme. Die Somali sind die Todfeinde der Galla, können sich aber auch untereinander nicht vertragen, sondern leben in beständigen Kämpfen. Außerdem sind die Galla der Schrecken der Abessinier, die Massai der Schrecken der Ostafrikaner zwischen dem Victoria-Nyansa und der Küste." Da Tücke und Rachsucht hervorstechende Charakterzüge dieser Mischvölker sind, ist mit ihnen im Verkehr schwer fertig zu werden, und schou mancher europäische Reisende fiel ihnen zum Opfer. Die Frauen haben unter ihnen eine günstige Stellung, obwohl auch Viel- weiberei vorkommt. Der mohammedanische Glaube ist vorherrschend; doch sind die Massai durchweg Heiden. — Zu den Mischvölkern Ost- asrikas gehören auch die Wag and a, die n. vom Ukerewe das wohl- organisierte Reich Uganda inne haben. Hier macht das Christentum nicht unerhebliche Fortschritte. 3. Kolouialgebiete. tt) Italienischer Besitz: Das Küstenland von Somaliland, zwischen Britisch-Somaliland und Britisch-Ostafrika. Das Hinterland dieser Küstenstrecke bis zu den s. Landschaften Abessiniens gehört zur italienischen Interessensphäre. Das Gebiet bringt zunächst nur geringe Vorteile. ß) Englischer Besitz: 1. Küstenplätze ans der Nordküste des Somalilandes von Bab el-Mandeb bis Gnardasui. — 2. Britisch- Ostasrika umfaßt die Herden- und wildreichen Hochländer um deu

10. Die fremden Erdteile - S. 104

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 104 — abgeben. In den übrigen Strichen herrscht Trockenheit und im Kalaharigebiet und auf der Westküste empfindlicher Regenmangel. Das Klima der Kapstadt hält man für eins der gesundesten der Erde, 2. Die Bewohner. Die Bevölkerung des Tafellandes bestand ursprünglich aus der südafrikanischen Rasse, von der sich in den mittleren und nw. Gebieten noch die Hottentotten und die klein- gestaltigen, räuberischen Buschmänner erhalten haben. Dann drangen vou No. her die kräftigen Kaffern ein, ein Zweig der Bantnneger. Andere Negerstämme des Tafellandes sind die Basnto- und Betschnanenstämme, sowie die Herero und Ovambv in Dentsch-Südwestafrika. Die Hauptbeschäftigung aller dieser Stämme ist Viehzucht und Jagd. Die Betschnanen und Ovambo treiben auch Ackerbau, während die Buschmänner lediglich ein Sammelvolk find. Die Hottentotten, von den Holländern einst ihrer eigenartigen, mit Schnalzlauten untermischten Sprache wegen so genannt (während sie selber sich Koi-Koin = Urmenschen, „Menschen der Menschen" nennen), sind unter Mittel- große (,145—160 cm), haben fahlgelbe, bisweilen rötlich graue, zur Faltenbildung neigende Haut, büschelförmiges, verfitztes Haar und ein rautenförmiges Gesicht, welches von den hervorstehenden Backenknochen auf- und abwärts winkelartig verläuft. Ein charakteristisches, Merkmal der Hottentotten ist auch Fettsteiß- bildung. Man macht wohl den Hottentottenstämmen den Vorwurf, daß sie faul, schlaff, unreinlich und stumpfsinnig seien, aber, wie sich herausgestellt hat, vielfach mit Unrecht. Allerdings liebt der Hottentotte schwere und andauernde Arbeit nicht; aber dies bringt sein Hirten- und Jägerleben mit sich. Sein Körper und seine Hütten lassen in Bezug auf Sauberkeit viel zu wünschen übrig; aber mancherlei muß durch den großen Wassermangel seiner Heimat entschuldigt werden. Er beschmiert den Körper mit Fett, salbt ihn mit Diomasalbe und bemalt sein Gesicht mit Rötel. Unterstützt durch überaus scharfe Sinne, ent- wickelt der Hottentotte in der Ausübung der Jagd große Geschicklichkeit und stellt im Kriege tapfer seinen Mann. Hervorzuheben ist außerdem noch die musikalische Begabung der Hottentotten. Die Kleidung besteht aus Lendengürtel und Uberwurf von Schaf-, Wild- katzen- und Schakalfell, wozu bei größern Wanderungen noch Sandalen aus Leder oder Flechtwerk kommen. Die zeltartigen Hütten sind backofenförmig und bestehen aus biegsamen, am Feuer gehärteten Stangen, die mit Matten und Fellen belegt und mit Steinen beschwert sind. Mehrere Töpfe und Kessel bilden das Hausgerät, weiche Felle das ^ager. Die Türöffnung dient zugleich als Rauchabzug und kann durch eine Matte verschlossen werden. Zahlreiche Hütten, kreisförmig aneinander gereiht, bilden einen „Kraal." Im innern Raum desselben bergen die Hottentotten nachts ihre Herden. Bon den zahlreichen Hottentottenstämmen sind nur noch dreirationen übrig geblieben: die Retmet, die Griqua und die Korana. Sie sind bereits stark mit europäischem und anderem Blute gemischt, und die Zahl der „Bastarde" ist bei ihnen groß. Am reinsten ist das Hottentottentum noch bei den Rama erhalten. Die Hottentotten stehen unter Häuptlingen („Kapitänen"); größere Verbände sind selten. Die Ausbreitung des Christentums hat unter ihnen be- deutende Fortschritte gemacht. — Auch unter den anderen Eingeborenen Süd- afrikas gewinnt die christliche Lehre immer mehr Boden. Europäer lebeu vorzugsweise im Kaplande, im Gebiet von Natal und in den ehemaligen Burenrepubliken. Die Europäer der Küstenstädte sind Kaufleute und Händler, Garten- und Weinbauer, die im Binnenlande Viehzüchter, Gold- und Diamantensucher. Die Buren (Holl. Boeren), Abkömmlinge eingewanderter holländischer Banern, kräftige, hünenhafte Gestalten mit tiefer Religiosität, trieben in ihren Staaten- gebieten in erster Linie Viehzucht. Namentlich blühte hier und im
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