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Schauen wir uns um, dann sehen wir noch mehrere hohe und viele kleine
Schornsteine. Dichter schwarzer Rauch entsteigt ihnen, Ruß fliegt in der
Luft umher und staubig, schwarz und rußig sehen die Gebäude aus. Vor
uns befinden sich die Gleise der Kleinbahn und der Staatsbahn. Aus dem
Lokomotivenschuppen kommt eine Lokomotive rauchend herausgefahren;
andre stehen darin. Lebhafter Verkehr von Güterwagen herrscht auf dem
Gleise. Leitungsdrähte für das elektrische Licht des Bahnhofs ziehen sich
von Pfahl zu Pfahl. Wir wenden uus der Teutoburger Straße zu.
Rechts erblicken wir große Gärten und zur Linken finden wir den
Kleinbahnhof der Teutoburger Waldbahn. Von hier kommen wir
zum Bahnhof und über das Gleise in die Wilhelmstraße. Auf ihr
1 : 10000.
Abb. 17 Das Fabritviertel.
herrscht ein reger Verkehr von Lastwagen. Alle Wagen nach dem
Güterbahnhof müssen die Wilhelmstraße befahren. Im Sommer ist sie
deshalb trotz der Pflasterung sehr staubig und im Winter schmutzig. An
der linken Seite ist der Güterbahnhof. Vorn sehen wir eine Rampe zum
Auftrieb für das zu verladende Vieh. Dann kommen wir an die Güter-
abfertignng. Lange Schuppen, in denen die angekommenen und die zu
verseudenden Waren lagern, erstrecken sich an den Gleisen entlang. Am
Langen Weg finden wir Lagerplätze für Wagen der verschiedensten Art,
viele Möbelwagen von nah und fern stehen da. An der linken Seite zieht
sich der Güterbahnhof entlang. Rechts treffen wir aus Wellers Blech-
Emballagen-Fabrik. Daneben ist das Wasserwerk. In dem Maschinen-
Haus stehen gewaltige Maschinen, die das Wasser in den Wasserturm
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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— 300 —
schmieden den Namen hat, windet sich die Bahn weiter aufwärts, durchbricht
noch drei Tunnels, darunter deu größten der ganzen Anlage, den Finster-
ranktnnnel, und erklimmt allmählich die Ebene von Hiuterzarten, 860 bis
894 Meter hoch gelegen. Dabei verläßt sie die Region des anstehenden
Gneisgesteins und tritt über iu die eiszeitliche Moräueulaudschast des Feld-
berggebietes, die hier auf der fast flachen Talwasserscheide zwischen Dreisam-
und Wutachgebiet ganz typisch ausgebildet ist. Mehrfach schneidet die Bahn-
linie tief in mächtige Moränenwälle ein, so vor Hinterzarten und bei der
Station Titisee, während auch anderwärts viele mächtige erratische Blöcke
mit deu bezeichnenden Gletscherschliffen freigelegt wurden, die nach ihrer
Gesteinsbeschaffenheit (Granitporphyr) leicht als aus der Gegend von Büren-
tat und Glashütten stammend zu erkennen sind und darum den Beweis
liefern, daß die Vereisung eiust die Wasserscheide» zwischen dem Titisee-
und Falkauer-Gebiet hoch überdeckt habeu muß. Au einigen Stationen
der Höllentalbahn sind solche Zeugeu der ehemaligen Schwarzwaldvergletsche-
ruug zur Besichtigung aufgestellt; einer der größten der gefundenen Blöcke
schmückt den Garten der Neueu Universität in Freibnrg als Denkmal für
den frühern Professor der Geologie, Hofrat Dr. H. Fischer.
(3. Triberg.) Triberg hat seinen Namen nach drei Bergen, welche
die Stadt schützend umschließen und von wesentlichem Einflnß sind auf die
milden, gleichmäßigen Temperaturverhältuiffe, welche bei der Höhenlage des
Ortes (687 m) überraschen. Die günstigen Terrainverhältnisse, die weit-
gedehnten Waldungen und die reizvolle Umgebung habeu den Platz zu
eiuem der besuchtesten Luftkurorte des Schwarzwaldes gemacht. Dieser Auf-
schwnng ist Triberg wohl zu göunen, da es in früheren Jahrhunderten
schwer unter Bedrückungen aller Art und mehrfachen Brandfällen zu leideu
hatte. Zuletzt brannte das Städtchen am 1. Juli 1826 fast völlig nieder:
aber überaus schmuck und freundlich erhob es sich aus der Asche. Die
breite Hauptstraße, welche vom Bahnhof bis zur Nähe des Wasserfalles
aufsteigt, macht mit ihren stattlichen Häusern und Schaufenstern, mit den
eleganten Gasthöfen einen nahezu großstädtischen Eindruck. Vom Städtchen
führt ein schöner Promenadenweg längs des Waldsaumes in wenigen Minuten
zum Wasserfall. In sieben gewaltigen Kaskaden schäumen die Wogeu aus
einer Höhe von 163 Metern über Felsgeröll hernieder. Von besonders
malerischer Wirkung wird das Bild durch die mächtigen Baumriesen, welche
den Wassersturz umgebeu. Gut gepflegte Wege führen in einer halben
Stunde aufwärts am Falle zur Höhe. An den schönsten Punkten laden
Ruhebänke zu längerem Verweilen ein. Freundlich grüßt durch der Zweige
Grün die schmucke Stadt herans. Überaus mannigfaltig sind die Schön-
heiten, welche uns das gewaltige Naturschauspiel auf dieser Wanderung
bietet. Stets wechseln die Formen der über Felsengeklüfte stürzenden Flut. —
Sinkt die Nacht herein, dann leuchtet der Gischt auf iu elektrischem Licht
oder bengalischen Flammen; steigende Raketen übergießen die glitzernden
Fülle mit magischem, farbenprächtigem Licht. Das Bild, welches der Fall
bei solcher Beleuchtung im Rahmen der dunklen Tannen gewährt, ist von
packender Schönheit. Triberg war die erste Stadt Badens, welche elektrische
Beleuchtung in ihren Straßen einführte. Das Knrkomitee hat für eine große
Reihe schöner Promenadenwege gesorgt, täglich konzertiert eine Kurkapelle.
Überhaupt ist man bemüht, dem Fremden den Aufenthalt möglichst angenehm
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— 301 —
zu machen. Die Zahl der Sommergäste beträgt jetzt alljährlich, ungerechnet
die Passanten, gegen 10000.
(4. Wildbad.) Kommen wir vom obern Enztal herabgewandert, so
gewährt uns am Fluß die neue, in der Höhe die alte Enztalstraße sofort
beim Eintritt einen überaus lieblichen Blick über die Bäderstadt. Prächtige
Villen grüßen aus dem schattigen Grün wohlgepslegter Parkanlagen her-
nieder; die an den Berg gelehnte, in gotischem Stil erbaute katholische Kirche
ist ein recht stattliches Gotteshaus; näher dem Fluß liegt die englische
Kapelle im lauschigen Dunkel der Anlagen; dnrch diese gelangen wir zu den
Kaufbuden und zur geräumigen, aber überaus zierlich in Eisenkonstruktion
aufgeführten Trinkhalle, dann zu dem in hervorragendem Maße sehens-
werten Prachtbau des „König-Karlsbades" mit Einrichtungen, die jenen des
Friedrichsbades in Baden wohl kaum in etwas Wesentlichem nachstehen dürften.
Von hier führt die König-Karlsstraße am linken Flußufer zum Bahn-
Hof, während am rechten, das über mehrere Brücken erreicht wird, der größere,
von der Hauptstraße durchzogene Teil der Stadt liegt, in dem wir zunächst
zum Kurplatz mit seinen stattlichen Gebänlichkeiten gelangen. Hier stoßen
wir auf das Katharinenstift, in welchem die Bäder für Minderbemittelte
untergebracht sind, was man dem vornehmen Gebäude kaum ausehen würde;
dann folgt das kleine und das große Badegebände, endlich das königliche
Badhotel und Konverfationshans, daneben die protestantische Stadtkirche, von
welcher sich dann die Hauptstraße zu dem am untern, nördlichen Ende der
Stadt gelegenen Bahnhof zieht.
Die waldreiche nähere und weitere Umgebung von Wildbad bietet eine
fast überreiche Auswahl lohnender kleinerer und größerer Ausflüge im Tal
und zu seinen beiden Seiten. Abgesehen von den Anlagen oberhalb des
Kurplatzes und gegenüber desselben über dem König-Karlsbad empfehlen sich
nach Westen die Wege im Sommerbergwald zum Löwenbrückle, zum großen
und kleinen Wendenstein, dann vom Bahnhof anf den Wildbader Kopf und
weiter über den Eselskopf hinab in das vom Hohloh herabkommende Eyach-
tal, das bei der Eyachmühle erreicht wird. Von hier führt eine Straße
talabwärts znr Bahnstation Rotenbach; auf andern Wegen, meist dnrch Herr-
lichen .Wald, ist die Teufelsmühle oder Dobel und Herrenalb zu erreichen.
Östlich von Wildbad erhebt sich etwa 300 Meter über der Enz, deren
Tal von dem nahen Paralleltal der einsamen kleinen Enz trennend, der
lange ungegliederte Rücken der Meisternebene, über welche, am Riesenstein
vorbei, der Weg führt, welcher uns jeufeits der kleinen Enz über welt-
abgeschiedene Höhen weiter nach Teinach und zur Nagold gelangen läßt.
In dieser Richtung floh einst der alte Rauschebart, als er von den „Schleg-
lern" während seiner Badekur überfallen wurde.
Die meilenweit ausgedehnten Tannenforste auf den sanftgeformten
Buntsandsteinhochflächen, welche nur von den freundlichen Wiesengründen
der Flnßtäler unterbrochen werden, sind hier im östlichen Schwarzwald ganz
typisch, und wer für die Poesie der Waldeinsamkeit Sinn hat, dem wird die
Umgebung von Wildbad besonders sympathisch sein, da sie auch durch den
Gegensatz erfrischend wirkt, welcher zwischen dem lebhaften, glänzenden Bade-
ort und seiner großartig schweigenden Umgebung besteht.
Die Eisenbahn führt uns von Wildbad im Enztal abwärts und zeugt
durch die zahlreichen großen Sägewerke und die ausgedehnten Holzverlade-
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— 307 —
und Alltäglichkeit aus der Ebene mitgebracht haben — dann bedauert man,
daß man beim Eintritt in den Hof nicht auch von dem Frieden umfangen
wird, der ans früheren Stichen und Ansichten vom Odilienberg spricht.
Vi. Die Pfälzer.
(„Die Pfälzer." Ein rheinisches Volksbild von W. H. Riehl. Stuttgart und
Augsburg. I. G. Cottascher Verlag, 1857. 408 Seiten, 4 Mark, geb. 5 Mark. S. 39
bis 40, 42—43, 86—87, 111 — 112, 188—191, 235-237, 243—244, 246—247, 288
bis 289.)
(1. Einteilung der Pfalz.) Die Vorderpfalz hat den Reiz des
Stromes mit seinen heimlichen waldgrünen Auen und Inseln, den Reiz der
Ebene mit ihrer Gartenkultur des üppigsten Feldes, die tausend von der
Natur schon künstlerisch komponierten und abgerundeten Bilder der Hart-
landschast mit den malerisch buuteu Städten und Dörfern, Kirchen und
Burgen, mit den Vordergründen der Kastanien- und Nußbaumalleen, mit
dem Mittelgrunde der Rebenhügel, mit dem Abschluß der harmonischen und
doch so originellen Linienführung der Hartberge. Das gebirgige Westrich
hat die Naturspiele seiner märchenhasten Felsblöcke, seine engen, dunklen
Schluchten, den tiefschattigen Buchenwald, die unberührte Naturfrische seiner
Bmnentäler, feiner inneren Höhenzüge. Die Landschaft des hügeligen
Westrich dagegen läßt sich nicht in so einfachen Zügen zeichnen. Hier wirkt
der Reiz der Übergänge, der Mannigfaltigkeit, der Reiz nicht großer Gesamt-
bilder, sondern einzelner kleiner Szenen und Gruppen, die im einzelnen
genossen sein wollen. Liebliche Wiesengründe, stille, friedliche Waldtälchen,
Fernsichten über kahle und doch dnrch ihre schönen Formen reizvolle Hügel-
wellen, freundliche, enge Städteprospekte, malerisch schmutzige und malerisch
reinliche Dörfer, düsteres Tannendickicht und lustiger Buchenwald, Getreide-
fluren und Torfmoorniederungen wechseln miteinander. Das Ganze ist
vielleicht etwas unruhig, aber doch voller Anmut, und wenn eine persönliche
Bemerkung hier am Orte ist, so möchte ich fröhliche Wochen unter Freunden
genießen in der Vorderpfalz, einsam wandern im gebirgigen Westrich, aber
dauernd wohnen im Westricher Hügelland.
(2. Das Hügelland vor der Hart.) Mit Stolz lenkt der Pfälzer
den Blick des Fremden auf diesen gesegneten Strich vor der Hart, „wo
selbst die Bettelleute Kapitalsteuer zahlen." Was Deutschland an Obst und
Gartenfrucht Köstliches bietet, das sindet sich hier. Schon die Ortsnamen
sprechen für das Alter dieser Kultur. Da finden wir ein Nußdorf, eiuen
Birnbach und Äpfelbach, eine Kästen- (Kastanien)-bnrg, selbst Waldreviere,
die ihren Namen vom Weinban herleiten, einen Ritter Schnittlauch von der
Kästenburg, einen Ritter von Knoblauch und einen von Holzapfel. Als die
Pfälzer unter Friedrich dem Siegreichen zur Schlacht bei Seckenheim an-
rückten, hatten sie ihre Helme mit Nußlaub geschmückt, dem echten Wahr-
zeichen des Landes. Seit unvordenklicher Zeit ziehen Kähne und Schiffe
mit pfälzischen Nüssen und Kastanien befrachtet den Rhein hinab nach
Holland; in unfern Tagen aber führt das Dampfschiff selbst frische Kirschen
von der Hart nach London. Von dem köstlichen Weinwuchs brauche ich
nicht wiederholt zu reden. Die neuere Zeit hat den pfälzischen Wein wieder
zu seinen mittelalterlichen Ehren gebracht, die eine Weile fast verschollen
20*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: W._H._Riehl Cottascher Birnbach Holzapfel Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Odilienberg Stuttgart Buchenwald Buchenwald Westricher_Hügelland Deutschland Kästenburg Seckenheim Rhein Holland London
— 308 —
schienen, und wenn man nach Umständen 6000 Gulden für ein Stück 1852er
Deidesheimer Auslese zahlt, so ist selbst die alte Nebenbuhlerschaft zwischen
Pfalz und Rheingau wiederhergestellt. Vielleicht briugens die Pfälzer auch
uoch so weit wie die Schwaben, die in guten Jahrgängen Trauben von
solchem Gehalt erzielen, daß, wenn der Bürgermeister nur eiue Beere am
Mund zerdrückt, die ganze Gemeinde davon einen Rausch bekommt.
(3. Das gebirgige Westrich.) Es ist nicht ein Übergangsgebiet,
sondern eine scharfe Linie, welche den Ostrand des Westrich von der
Vorderpfalz scheidet. Ganz anderes Land, andere Leute kommen hinter dem
Vorwall der Hart. Es gibt keinen bestimmteren Gegensatz zu absolutem
Weinland als absolutes Waldlaud, und beides steht hier unvermittelt
nebeneinander. In manchen der fruchtreichsten Striche der Vorderpfalz
ist schon lange vor der französischen Revolution bitter geklagt worden über
die Entlegenheit der Waldungen, die schwierige Holzzufuhr und wahreu
Holzmangel. In vielen Waldgegenden des Gebirges dagegen mag man um-
gekehrt klagen über den Mangel an ausgiebigem Ackerboden bei Waldüber-
fluß. Doch begann schon im vorigen Jahrhundert die Ausführung der
Hochstämme als Floßholz zum holländischen Schiffbau diesem Überfluß
teilweise ein Ende zu machen.
Am Rheinufer finden wir reine Fischerdörfer, wie etwa Altripp, fast
ans eiuer Jufel gelegen, mit einer kleinen Gemarkung, die überwiegend ans
Wiese und Wald besteht, ein Dorf, deffen Bevölkerung gar keine andere
Wahl hat, als dem väterlichen Gewerbe der Schiffahrt und der Fischerei
treu zu bleiben. Das Fischerdorf Roxheim hat sogar eine „Fischkirchweih."
Vor der Hart stießen wir auf ebenso notwendige reine Weiudörfer. Hier
im gebirgigen Westrich haben wir etliche reine und ursprüngliche Holzhauer-
dörfer. So Dansenberg bei Kaiserslautern, welches erst in ziemlich neuer
Zeit von Holzhauern an einer lichten Stelle mitten im alten Reichswald
erbaut worden ist. Denselben Ursprung schreibt man der Gemeinde Linden-
berg hinter Neustadt zu. Das Emblem im Ortssiegel von Dansenberg —
ein Baum, darauf ein Vogel fliegt — wird auf die Vogeljagd gedeutet,
der weiland die Dansenberger Holzhauer in ihren Mnßestnnden nnter den
Fenstern ihrer Häuser obgelegen haben. Man sieht, im gebirgigen Westrich
atmet alles Waldesluft.
(4. Regsamkeit und Fleiß der Pfälzer.) Die Pfälzer gehören
zu den fleißigsten Landwirten Europas; eiu gesegneter Boden begünstigt
diesen Fleiß. Doch genügt dies nicht, die glänzenden Resultate der
pfälzischen Wirtschaft zu erklären. Es kommt noch die fränkische glückliche
Hand dazu, die Beweglichkeit, der Fortschrittstrieb, der Rationalismus des
Frauken. Der schwäbische Bauer ist nicht so hitzig, dagegen vielleicht noch
zäher in seinem Fleiße wie der Pfälzer; aber er ist nicht so flink, nicht so
gewürfelt, er hat jenen schlagfertigen fränkischen Mutterwitz nicht, für
welchen der Pfälzer ein ganz eigenes Wort besitzt: er ist nicht so „schlitz-
öhrig". Andere sprechen „schlitzhärig" und meinen, es bedeute einen Haar-
spalter. Das trifft aber den Sinn nicht, und der grübelnde Schwabe
wäre viel mehr eiu Haarspalter als der Pfälzer. Wer fo praktisch pfiffig
ist, wie einer, dem der Büttel schon einmal die Ohren geschlitzt hat, ist
schlitzöhrig, ein „durchtriebener" Schlaukopf. Kraft dieser angestammten
Lebensklngheit hat sich der Franke in der Pfalz, am Mittelrhein und Unter-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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— 311 —
Oberleib, und Shawls und Echarpen^) und „Schärfchen" dazu Platz zu
machen. Ich sage modern altmodisch; denn bei allem Fortschritt ist auch
der städtische Modeputz der Bauern doch immer wenigstens um ein Jahr-
zehnt hinter der städtischen Mode der feinen Welt zurück.
Ganz besonders aber wird man am Werktage inrte, daß das kurze
Wams, das Kamisol und die Schirmkappe charakteristische Kleidungsstücke
der Pfälzer sind. Dem Sonntag gehört der Rock; das Kamisol ist das
allgemeinste Arbeitskleid. Darum hält es der Pfälzer auch so hoch, wie er
alles hoch hält, was mit der Wirtschaft zusammenhängt; denn er weiß, daß
er in manchem Stück von anderen deutschen Stämmen übertroffen wird,
aber im Fleiß von keinem. Wen man recht von Grund aus liebt, den
liebt man „ans Rock und Kamisol", und wen man recht von Grund aus
prügeln will, deu prügelt man „aus Rock und Kamisol" — im Fest- und Arbeits-
kleid. Für sein Kamisol hat der Pfälzer eine fast sprichwörtliche Zärtlichkeit, wie
den sprichwörtlichen Spott für beinahe jedes andere auszeichnende Kleid. Was
ihm treu bleibt mit mehr als Hundetreue, das ist ihm treu wie sein Kamisol,
und der rheinische Student weiß sür den Haus- und Stnbengenossen keinen
traulicheren Namen, als daß er ihn sein Kamisol nennt.
(7. Speise und Trank.) „Der Mensch Hot en Maage nn'nit nme-
snnscht," sagt Kobell in seinen pfälzischen Gedichten, und wer die Pfalz
kennt, der wird diesen Spruch in mehr als einem Sinne bedeutsam für
das Land finden. An dem Glanztage pfälzischen Volkslebens, auf der
Kirchweih, muß man die gewaltigen Familienkannen mit Kaffee gesehen
haben, wie sie um die Tafelrunde der ganzen versammelten „Freundschaft"
kreifeu, und die Berge von Knchen aller Art dazu, und am Abend die
Tische voll Geflügel vom Truthahn bis zum Krammetsvogel, eiu ganzes
gebratenes ornithologisches Kabinett, um zu begreifen, daß man in diesem
gesegneten Lande seinen Magen allerdings nicht umsonst hat, und um es
glaublich zu finden, daß manche pfälzische Familie für einen einzigen
Kirchweihtag 50 bis 80 Pfund Fleisch braucht. Der Pfälzer hält viel auf
Essen und Trinken; aber es muß fein und mannigfaltig fein. Wenn der
steinreiche niederbayerische Getreidebaner auf der Schranne^) seine Korn-
säcke gegen einen gewichtigen Silbersack ausgetauscht hat und übermütig
wird, dann kocht er sich mit seinen Freunden einen großen Punsch im
Waschkessel oder trinkt Champagner aus Maßkrügen und hinterdrein Kaffee
aus Seideln. Solche Völlerei verachtet der reiche pfälzische Weinbauer;
er will eine ausgesuchte, herrschaftliche Tafel, wenn es bei ihm hoch her-
gehen soll. Nicht vergebens ragt sein Land vor allen in Deutschland
hervor durch die Fülle, Mannigfaltigkeit und Feinheit feiner eßbaren
Naturprodukte; nicht bedeutungslos war es, daß auf der deutschen Industrie-
ausstellung zu München die große Denkmünze an pfälzische Aussteller vor
allem für die feinsten Delikatessen verliehen wurde, für eingemachte und
kandierte Früchte, edle Weine, kunstreich bereitete Schaumweine, dazu auch
für Zigarren und Tabake. . .
Bei den „Kleinen" im Westrich sieht es freilich anders aus. Man
braucht nur in so manches arme, abgelegene Dorf im Innern des Gebirgs
') frz. Schärpe — Schärpe.
2) Verkaufsstelle, Getreidemarkt,
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
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zu wandern, um sofort mitten in die absolute Kartoffelküche versetzt zu sein.
Die Leute vor dem Gebirge nennen die Westricher: „Kartoffelsäcke", und
diese danken ihnen mit einem „groben Pfälzer" und geben dafür ihren
Kartoffeln, oder wie hier das Volk sagt, „Grumbeeren", um so schmeichelndere
Beinamen. Es sind Feldhühner — mit dem Karst geschossen, Vaterlands-
Verteidiger — wider den Hunger.
(8. Sprachproben.) Der Schwabe fragt: „Wo gescht' na?", der
Alemanne: „Woane?", der Pfälzer: „Wo gefch'de anne?" — der Hesse
und Nassauer dagegen: „Wo gest'de hin?"
Der Alemaune und Schwabe kommandiert Pferde und Ochsen mit
„huscht und hott" (rechts und links), der badische Pfälzer des rechten Rhein-
users desgleichen; bei dem Pfälzer des linken Ufers hört man dagegen fchon
der fränkische Ruf: „haar und hott", im Westrich gauz entschieden. Doch
wäre es möglich, daß auch in der bayerischen Vorderpfalz der alemannische
Ruf noch hier und da im Schwange ginge.
Das schwäbische „Häfele" kennt man noch in der Pfalz, aber viel
besser schon das fränkische „Dippche". Gleich dem Alemannen wirft der
Pfälzer die Flickwörter „just" und „jnstement" noch fleißig in die Sätze und
beginnt auch wohl sein letztes Wort mit einem elsässischen „enfin". Er
weiß, gleich dem Alemannen, daß die Bienen auch Immen heißen, während
wir dies am Mittelrhein erst beim Schulmeister lernen müssen; er spricht
noch von „dausig" Gulden und vom „Bu" und hängt den Adjektiven das
zärtlich weiche i an — schöni, liebi, gnti usw. — als hätte er dies alles in
Hebels alemannischen Liedern gelesen. Er sagt auch wohl noch mit dem
Alemannen „nimmi" statt nicht wieder. Der hessische Franke kennt „nimmer"
nur als Schriftwort im Sinne einer verstärkten Verneinung.
In Alemannien und der Pfalz wachsen „Grumbeere", in Schwaben
„Grnmbire" und „Erdbire"; erst nördlich von Mainz werden ganz entschieden
Kartoffeln daraus.
B. Mitteldeutschland.
I. Der Rhein und sein Stromgebiet im Rheinischen Schiefergebirge.
(„Land und Leute," Monographien zur Erdkunde, In Verbindung mit hervor-
ragenden Fachgelehrten herausgegeben von A. Scobel. X. „Am Rhein". Die Rhein-
lande von Frankfurt bis Düsseldorf und die Täler des Rheinischen Schiefergebirges. Von
H. Kerp. Mit 182 Abbildungen nach photographischen Aufnahmen und einer farbigen
Karte. Bielefeld und Leipzig, Verlag von Velhagen & Klafing, 1901. 183 Seiten,
4 Mark. S. 48, 56—59, 101—102, 116, 155—157, 166—168, 173—174.)
(1. Weinlese und Weinbereitnng.) Vorwiegend drei Traubensorten
verdankt der rheinische Weinbau seineu großen Rus: dem Riesling, der
den Anspruch erheben kann, die edelste Traube der Welt zu sein, dem
Österreicher, der auch Sylvauer genannt wird, und dem Burgunder. Die
beiden erstgenannten Reben liefern den Weißwein, letzterer den Rotwein.
Der Riesling gehört zu den harten Sorten, er reift spät und liefert Weine,
die sich durch ihr herrliches Bouquet auszeichnen. Der Österreicher reift
früher und gibt gute, runde und volle Qualitätsweine, denen aber der Duft
der Rieslingsweine abgeht. Die rheinischen Rotweine zeichnen sich durch ein
eigenartiges, würziges Aroma aus.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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— 313 —
Eine frohe Zeit ist im Herbst die Zeit der Lese. Dann entfaltet sich
in den Weinorten Rheinlands ein lustiges Leben und Treiben. Wenn auch
unser heutiges Geschlecht mit manchen schönen alten Sitten gebrochen hat,
so ist doch die frohe Stimmung dieser Zeit geblieben. Sie kommt besonders
dann zur Geltung, wenn die Weinstöcke einen guten Behang haben, und
wenn neben einem gnten Ertrag — der Winzer redet von einem halben oder
dreiviertel Herbst — auch eine gute Qualität zu erwarten ist. Mit solcher
Ernte ist der Winzer wohl zufrieden; kennt er doch all die Feinde, die die-
selbe hätten vernichten können, die Tücken der Witterung, die Plageu der
Insekten und die Pilzkrankheiten. Helle Freude lacht aus seinem Auge,
wenn er sieht, wie uuter der Kraft der kochenden Sonne in den Beeren der
Trauben der Saft anfängt in Wein überzugehen. Er merkts an dem Dnrch-
sichtigwerden der Beeren. Die Gemeindeväter bestimmen jetzt die Schließung
der Weinberge. Selbst der Besitzer darf sie nicht mehr betreten. Während
des ganzen Tages geben die Hüter der Weinberge scharf acht.
Endlich sind die Trauben völlig reif. Der Beginn der Lese wird
öffentlich bekannt gemacht. Böllerschüsse künden den bedeutungsvollen Tag
an, und Glockenklang läutet ihn feierlich ein. So ist es wenigstens noch
in vielen Rheinorten.
Mit Jubel im Herzen steigt das Winzervölkchen hinauf in die Wein-
berge. Die Sonne hat die Herbstnebel zerstreut, und herrlich blickts sich
hinab in das liebliche Rheintal. Dort unten liegt das Heimatörtchen, so
traut gebettet am Ufer des blinkenden Stromes und umgeben von den
Gruppen der Obstbäume. Dort das Kirchlein mit dem alten, moosigen
Schieferdache. Selbst das eigene Wohnhäuschen ist zu sehen. Bald sind
schon die ersten Tragkörbe voll Trauben gepflückt. Die starken Burschen
tragen sie hinab. Dort unten hält auf dem Wege ein Ochsengespann.
Große Bottiche stehen auf dem Wagen, die die süße Last aufnehmen sollen.
Wie flink fpringen die Burschen die vielen Stufen des Bergpfades hinab!
Voll Lust schwenken sie die Mützen, nach oben und nach unten grüßend.
Dort oben aber, bei der Lese, sind die Mädchen bald in fröhlicher Stimmung.
Das Tal erklingt von frohen Weisen, bis ein Scherzwort alle zum Lachen
bringt und den Gesang verstummen macht.
Anch in dem Kelterraum der Winzerhäuser herrscht geschäftiges Leben.
Die ankommenden Bottiche werden in die Presse geleert. Schon fließt der
Traubensaft, der süße Most heraus. Wie herrlich er schmeckt! Die
Oechsle'sche Wage zeigt ein hohes Mostgewicht an. Das gibt ein Weinchen!
so schmunzelt der Alte, der von vielen guten Weinjahren, doch auch von
schlechten zu erzähleu weiß.
Nach etwa acht Tagen fängt der Most an zu gären. Er verliert
seinen süßen Geschmack und nimmt einen bitteren an. Zugleich wird feine
Farbe milchig trübe. Der erfahrene Winzer weiß fchon am Federweißen,
wie der Most jetzt heißt, heranszuschmecken, wie der spätere Wein wird.
Mit der fortschreitenden Gärung entsteht aus dem Federweißen der junge
Wein. Erst nachdem dieser geklärt ist und genug gelagert hat, kommt er
in den Handel. Im Frühjahr beginnen die Weinhändler, die Wirte, die
Kasinos ihre Weineinkäufe zu machen, und in manchen Weinorten, wie in
Bingen, Mainz, Rüdesheim, Kloster Eberbach, Kreuznach, Koblenz und
namentlich Trier finden dann öffentliche Weinversteigeruugeu statt. Daun
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
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(3. Das Moseltal.) Übereinstimmend^) ist der reiche Rebenschmuck
der Bergwände, die ebenfalls aus schiesrigem Gestein bestehen; gleich ist auch
die große Zahl der Burgen, die malerisch die Berge krönen, sehr ähnlich
serner das Bild der Ortschaften, die an den Fluß sich betten, und deren
schiefergraue Dächer im Sonnenschein hell aufblitzen. Und doch wie ver-
schieden ist das Gesamtbild! Weniger großartig ist das Moseltal, wie auch
sein Fluß sich mit dem stolzen Rheinstrom nicht messen kann. Aber ein
reicherer Wechsel des landschaftlichen Bildes ist ihm eigen. Schon die viel
zahlreicheren Biegungen, die die Mosel macht, bewirken dies; denn bei jeder
Biegung öffnet sich dem Auge ein neues, oft völlig anderes Bild, während
sich im Rheintal jeder Blick ins Endlose verlängert. Am wenigsten ist die
unterste Strecke, von Cochem ab, durch Biegungen gegliedert, am reichsten das
mittlere Drittel zwischen Bernkastel und Cochem. Dort macht der Fluß
vielstundenlange Umwege, um fast zur uämlichen Stelle zurückzukehren. Am
meisten nähert er sich selbst nach der großen Schleife von Zell an der Stelle,
wo die ans hohem Felskamm gelegene Marienburg zur Betrachtung des
eigenartigen Landschaftsbildes mit einem doppelten Flußlaufe einladet.
(4. Blick ins Ahrtal.) Auf eine großartige Felsenlandschaft schauen
wir von der Burg Altenahr, dem Stammsitz des Grafengeschlechts von Are,
deren Bau bis ius zehute Jahrhundert zurückreichen soll, oder vom Weißen
Kreuz herab. Wohl zehnmal sehen wir die Ahr hinter den schroffen Fels-
wänden, die entweder mit zierlichem Buschwerk bewachsen oder bis hoch hinauf
mit Reben geschmückt sind, verschwinden und wieder hervorkommen. Bis
Walporzheim reicht der enge Teil des Ahrtales. Noch an vielen Punkten
entfaltet dieses mittlere Talstück seine eigenartige Schönheit. Zuweilen
erweitert das Tal sich etwas, und ein größerer Rebengarten nimmt uns auf.
Dann aber treten die Berge in malerischen Formen wieder näher an den
Fluß heran und zwingen ihn zu neuen Jrrlänfen. In dem kühlen Wasser-
gründe spielt die Forelle. Die rote Felsennelke schmückt das Gestein. Hie
und da sühren von der Landstraße Steinstufen hinauf zu den Weinbergen.
Wir wandern an der vielbesuchten Lochmühle und an dem in stillem Tal-
frieden liegenden Mayschoß vorüber und blicken hinauf zu den geringen
Resten der einst auf steiler Felshöhe so trotzig gelegeneu Saffenburg. In
breiterem Tal erholt sich die Ahr von ihren Jrrläusen. Dann grüßen wir
die Bunte Kuh, einen mit spitzer Nase aus der Bergwand heraustretenden
Fels. Der eigentümliche Name soll von einer Wette herrühren. Für den
Preis einer Kuh erkletterte ein Mädchen den Fels und wechselte auf der
vorspringenden Nase das Strumpfband. Gleich hinter der Bunten Kuh erreichen
wir Walporzheim, den weltberühmten Weinort, wo im St. Peter gar man-
cher Zecher des Weines Kraft erfahren hat.
(5. Der Kölner Dom.) Weiter westwärts wandernd, gelangen wir
zur Hochstraße, der Hauptgeschäftsstraße Kölns. Sie ist verhältnismäßig
schmal, und um so mehr tritt der lebhaste Verkehr, der sich zu jeder Tages-
zeit durch sie bewegt und in den Mittags- und Abendstunden fast zu stocken
droht, in die Erscheinung. Wir schließen uns der fluteuden Menge an und
ziehen an den glänzenden Geschäftsläden vorüber, bis wir auf dem Wallrafs-
platz plötzlich gebannt stehen bleiben. Wir stehen fast unmittelbar vor den
x) Mit dem Rheintal.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
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Iii. Das Rhöngebirge.
(Aus Heßler, „Hessische Landes- und Volkskunde," Band I, 1. Hälfte Xii,
531 Seiten, geh. 6 Mark, geb. 8 Mark Iband I, 2. Hälfte 1907, geh. 10 Mark, geb.
12 Mark, Band Ii 1904, kart. 8 Mark, geb. 10 Warf], Verlag der N. <S. Elwertschen
Verlagsbuchhandlung in Marburg, Hessen 1906. S. 14—17, 22—23, 23—24, 24—27.)
(1. Gesamtbild.) Südwestlich vom Thüringer Walde breitet sich das
Rhöngebirge aus, das in seiner Hauptmasse in mancher Hinsicht die gegen-
teiligen Verhältnisse von jenem Gebirge zeigt. Dort finden wir einen lang-
gestreckten, vielverzweigten Bergzug, hier gewaltige, ziemlich einförmige Berg-
massen; dort herrliche Waldungen, hier größtenteils mit Gras bewachsene
oder moorige Hochflächen; dort bietet das Gebirge durch seine Waldungen
und seine Bodenschätze Tausenden einen reichlichen Lebensunterhalt, hier ist
die Bevölkerung fast nur auf die Bebauung des kargen Bodens angewiesen;
dort begegnen uns fröhliche und sangeslustige, hier mehr ernste, mit der Not
des Lebens kämpfende Bewohner.
Die Rhön wird im Osten von dem Tale der Werra begrenzt; nach
Norden hin füllt sie den weiten Raum zwischen Fulda und Werra bis zum
Hönebacher Sattel aus, so daß also hier der Süllingswald das abschließende
Glied ihres Gebietes bildet; nach Süden und Südwesten bilden die Frän-
tische Saale, die untere Sinn, die Jossa, die obere Kinzig und die Fliede
ihre Grenzen.
Im allgemeinen erstreckt sich das Gebirge von Süden nach Norden,
in welcher Richtung es sich auch in zwei größere Gruppen gliedert, nämlich
in die Hohe Rhön und in die kuppenreiche Vorderrhön.
(2. Die Hohe Rhön.) Die Hohe Rhön hat eine mittlere Höhe von
800 in und bildet ausgedehnte, stundenlange, vielfach steilwandige, Plateau-
artige Rücken mit ebenen oder sonst nur sanft gewölbten Gipfelflächen,
welche außer kleineren Waldungen fast nur Hüten, einschürige Wiesen und
mehrere Hochmoore tragen, wie das Rote Moor nordöstlich von Gersfeld
und das Schwarze Moor nordöstlich von Wüstensachsen. Sie besteht in
ihrem Kerne aus Basalt und Phonolith, welche Gesteinsarten in den nie-
deren Teilen des Gebirges von Buntsandstein und Muschelkalk umlagert
sind. Die Täler der Ulster, Fulda, Sinn und der zur Saale eilenden
Brend greifen tiefer in das Hochland ein und teilen die Gebirgsmaffe in
vier größere Gruppen, nämlich in die Haupt- oder Mittelrhöu, die
Ost- oder Lange Rhön, die Westrhön und die Süd- oder Wald-
reiche Rhön.
Die Haupt- oder Mittelrhön liegt in dem von den Tälern der
Fulda und Ulster gebildeten, nach Nordwesten sich öffnenden weiten Winkel.
Sie ist größtenteils mit Gras bedeckt und durch einen breiten, flachen Rücken
mit dem südlichen Teile der Langen Rhön verbunden. Ihre Hauptmasse
ist die über dem Dorfe Abtsroda sich erhebende Abtsröder Höhe, deren
höchster Gipfel die 950 m hohe, sanft gewölbte Große Wasserknppe
bildet, von welcher man eine überaus prächtige Fernsicht genießt. Im Osten
erblickt das Auge den langen Rücken der Ostrhön, nach Nordosten hin die
Kette des Thüringer Waldes und den Harz, nordwärts den Meißner, nord-
westlich den Habichtswald und den Knüll, nach Westen und Südwesten hin
den Vogelsberg und den Taunus. Ein vom Rhönklub im Jahre 1878
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]