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1. Teil 2 - S. 128

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
128 §54. Das Kaiserreich Österreich-Ungarn. und Tabak werden ausgeführt, ebenso Südfrüchte von den Gestaden des Adriatischen Meeres. Ungarn liefert große Massen Vieh auf den Welt- markt. Einige wenige Industriezweige, wie Eisen- und Stahlbearbeitung, Papier- und Glasherstellung blühen. Durch seine Lage zwischen So.- und Mitteleuropa ist das Land für den Handel sehr günstig, der durch den mächtigen Donaustrom und seine Nebenflüsse gefördert wird. 4. Bevölkerung. Österreich, als Ostmark des Deutschen Reiches gegen die Magyaren gegründet, gelangte unter den Habsburgern, welche es seit 1278 besitzen, zur Bedeutung. Diese erwarben die umliegenden Gebiete hinzu, 1526 fand die Vereinigung mit Ungarn und Böhmen statt. Seit 1438 trugen die Habsburger auch ununterbrochen die deutsche Kaiser- kröne, ohne allerdings jemals viel für das Reich zu tun. Nur ihre eigne Hausmacht wurde ständig erweitert. Schwer mußten sie unter Napoleons I. Angriffen leiden; 1806 legte Franz Ii. die Kaiserkrone nieder und nannte sich Kaiser von Österreich. Nach Napoleons Sturz an der Spitze des Deutschen Bundes (1815), wurde es 1866 durch Preußen gezwungen, aus Deutschland auszuscheiden. Seit 1867 ist Ungarn als selbständiger Staat anerkannt. Die jetzige Bevölkerung zeigt ein buntes Gemisch von Stämmen, Sprachen und Sitten, von denen ein jeder Teil versucht, seinen politsichen Einfluß zu vermehren, so daß wütende Parteikämpfe das Land entzweien. Im Alpengebiet und an der Donau bis Wien wohnen überwiegend Germanen, deren geistige Überlegenheit dem Staate stets am meisten genützt hat, in Böhmen, Mähren, den Karpatenländern und s. von Ungarn Slaven und zwar Tschechen, Polen, Slovaken, Ruthenen, Kroaten, Slovenen; in Ungarn Magyaren. Im Etschtal und ö. Ungarn wohnen Romanen (welche?). Die vorherrschende Kon- session ist die römisch-katholische, dazu je vier Millionen evangelisch und griechisch-orthodox sowie viele Juden in den Städten. 5. Staat und Städte. Das Kaiserreich Österreich und das Königreich Ungarn sind durch Personalunion unter dem Herrscherhause der Habsburger verbunden. Gemeinsam ist beiden noch das Heer-, Zoll- und Münzwesen. A. Das Kaiserreich Österreich umfaßt 14 Länder, die im Reichsrate vertreten sind. (Wiederhole die bei jedem Lande schon erwähnten Städte und ihre Bedeutung!) 1. Gefürstete Grafschaft Tirol mit Vorarlberg, Hauptstadt Innsbruck am Inn, Universität und Ausgangspunkt für den Fremden-

2. Teil 2 - S. 84

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
84 § 40. Die Republik Frankreich. stehen in hoher Blüte. (Zähle die bisher erwähnten Gebiete auf!) Die Blumenzucht ist bedeutend (Gloire de Dijon-, Marichal Niel-, La France- Rosen), ebenso Gemüsebau. Nur an Mineralien und Kohlen, welche eingeführt werden müssen, ist das Land nicht so reich wie England und Deutschland. Trotzdem hat sich an einigen Punkten eine größere In- dustrie, besonders in Luxusartikeln, Samt, Seide, Spitzen und Wolle entwickelt. Daher ist Frankreich seit Jahrhunderten ein Kulturstaat ersten Ranges, der lange Zeit (bis 1870) die erste Rolle in Europa gespielt hat und noch heute in allen Angelegenheiten der Welt mitspricht. 4. Bevölkerung. Die Franzosen stammen von den Galliern, welche Cäsar unterwarf, ab. Durch zahlreiche Einwanderung der Römer verbreitete sich römische Kultur und Sprache, welche auch nicht durch die seit dem 5. Jahrhundert n. Chr. Geb. von O. her vordringenden deutschen Stämme der Burgunder, Westgoten und Franken verdrängt wurde. So sind die Franzosen Romanen und haben nur ihres Landes Namen, la France, von dem deutschen Volksstamm. Von den alten Galliern haben sie bis zum heutigen Tage in ihrem Blute die Gewandtheit im äußern Benehmen, besonders auch in der Rede, dazu die Lust zu Neuerungen, vor allem im politischen Leben, und die hohe Begeisterung für ihr Vater- land. Nach mancherlei Kämpfen im Mittelalter entwickelte sich ein starkes Königtum unter den Kapetingern, Valois und Bourbonen, von denen ein Ludwig Xiv. und seine Zeit ganz Europa in Sprache und Sitte, in Kunst und Wissenschaft, in Politik und Heerwesen beherrschte. Reste der alten keltischen Bevölkerung leben noch in der Bretagne, an den Grenzen Belgiens Flamänder, im O. Deutsche, im So. Italiener. Die Religion ist überwiegend römisch-katholisch, etwa 600000 sind Protestanten. 5. Staat und Städte. Seit 1870 ist Frankreich eine Repu- blik, an deren Spitze ein Präsident, der Senat und die Deputierten- kammer steht. Die Namen der alten Provinzen (Jsle de France, Picardie Bretagne, Dauphinie u. a.) sind verdrängt durch die seit der französischen Revolution geschaffenen Departements, welche, 86 an Zahl, ihre Namen meist von der Natur des Landes (des Alpes, des Pyrenees, de la Seine inferieure, da Rhone u. a.) haben. Die wichtigsten Städte (wiederhole bei einer jeden das bisher Gesagte!) sind: Im N. Paris, 23/4 Mill. Einwohner, herrlich durch seine öffentlichen Bauten, wie die ehemaligen königlichen Schlösser, z. B. den Louvre (Gemäldegalerie), die Kirchen Notre Dame, Madeleine, St. Chapelle, und durch seine seit Napoleon Iii. breit angelegten Straßen, die Boulevards; bedeutend durch seine Industrie, besonders in Modesachen (Nouveautes de Paris) und durch seinen Handel; daher Mittelpunkt

3. Teil 2 - S. 97

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 45. Die Pyrenäen- (oder Iberische) Halbinsel. 97 3. Klima und Kultur. Die Kastilische Hochebene hat vollständig Binnenlandklima, ist sehr trocken und starken Wärmeschwankungen aus- gesetzt, daher ungesund, die Winter sind oft eisig kalt, die Sommer bei wolkenlosem Himmel sehr heiß. Die W.- und N.-Küste hat Seeklima und reiche Niederschläge, die S.- und O.-Küste haben warme Sommer und milde Winter. Die geringe Niederschlagsmenge letzterer wird durch künstliche Bewässerung von den kleinen Küstenflüssen aus ersetzt. Infolge der ungünstigen Vodenbeschaffenheit und des zum größten Teil schlechten Klimas ist die Kultur des Landes vielfach auf niedriger Stufe. Ackerbau und Industrie, zu der allerdings die Kohlen fehlen, sind ganz unbedeutend. Im Bergbau werden gewonnen Eisen, Blei, Kupfer, Silber und Quecksilber. Ergiebig ist der Weinbau und Anbau von Südfrüchten. Der Handel ist trotz der günstigen Lage von ge- ringem Umfang, zumal die Bevölkerung, welche von ihrer zu Beginn der Neuzeit glänzenden Weltstellung sich nur den Stolz bewahrt hat, wenig rührig und recht ungebildet ist. 4. Bevölkerung. Von den Urbewohnern findet sich nur ein Rest, die Basken, in den Pyrenäen. Die jetzigen Bewohner der Halbinsel, die Spanier und Portugiesen, sind Romanen, stark im Blute untermischt mit den seit 711 von S. her vorgedrungenen Arabern. Diese, auch Mauren genannt, nahmen die ganze Halbinsel mit Ausnahme des gebirgigen Nordrandes in Besitz; ihre Herrschaft war glänzend durch Kunst, besonders in prächtigen Bauten, und durch die Wissenschaften der Mathematik und Medizin. Auch ihre feinen Waffen- und Lederarbeiten (Toledo und Cordoba) waren berühmt. Sie erlagen den allmählich von N. anstürmenden Christen; der Hauptheld dieser Kämpfe war Don Rodrigo, genannt der Cid (f1099). 1492 fiel ihre letzte Feste Granada; ihre Religion wurde ganz ausgerottet. Zu Anfang der Neuzeit war Spanien, nach Vereinigung der beiden Reiche Kastilien und Aragonien, der mächtigste Staat Europas; unter seinen Königen Karl I. (als römisch- deutscher Kaiser Karl Y.) und Philipp Ii. war sein Einfluß gewaltig, zumal es unerschöpfliche Reichtümer in Amerika fand. Aber durch schwache Regenten, Erbfolgestreitigkeiten und Revolutionen sank das Reich; der Abfall der großen amerikanischen Besitzungen war die Folge der eigennützigen Ausbeutung durch das Mutterland. Die Bevölkerung gehört jetzt durchweg dem römisch-katholischen Bekenntnis an. 5. Staaten und Städte. Auf der Halbinsel bestehen zwei Königreiche, das größere Spanien, das kleinere Portugal, welche wegen der unzugänglichen Gebirge und nicht schiffbaren Flüsse in keinem Verkehr miteinander stehen. Daniel, Leitfaden. Ausg. f. Mädchensch. Ii. Teil. 7

4. Teil 2 - S. 103

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 46. Die Apenninenhalbinset oder Italien. 103 hat Überfluß an Fischen und Korallen. Durch seine Lage ist Italien für den Handel im Mittelmeer und nach Mitteleuropa begünstigt. 4. Bevölkerung. Wegen seiner günstigen Lage und Fruchtbar- keit ist Italien seit den ältesten Zeiten von den verschiedensten Völkern besetzt gewesen. Schon vor der Nömerherrschast waren von N. Gallier, von S. Griechen eingedrungen. Nach dem Verfall des Römerreiches fielen in der Zeit der Völkerwanderung viele germanische Stämme ein, so besonders die Westgoten, Ostgoten, Langobarden, die mit den alten Römern sich vermischten und den Kern der heutigen Bevölkerung, welche also Romanen sind, bilden. Im S. gründeten Araber im Mittelalter auf Sizilien ein Reich, die Normannen eroberten ganz Süditalien, während der Papst den Kirchenstaat in der Mitte besaß. Durch die Kreuzzüge erlebte der Handel der norditalienischen Städte einen großen Aufschwung, deutsche Kaisergeschlechter suchten die Lombardische Ebene und Süditalien zu behaupten. In der Neuzeit zerfiel das Land in eine Anzahl Klein- staaten, bis es dem jetzigen Königshause Savoyen-Sardinien in rühm- reichen Kämpfen gelang, das gesamte Gebiet zu vereinigen. Durch Zusammenschluß mit Deutschland und Österreich zum Dreibunde hat das Königreich Italien auch seine Stellung in Europa gesichert. Die römisch-katholische Kirche herrscht fast ausschließlich. 5. Staaten und Städte. Außer der im mittleren Apennin gelegenen kleinen Republik San Marino und dem, einen Stadtteil Roms bildenden Vatikan, welcher Eigentum des Papstes ist, ist das ganze übrige Land das Königreich Italien, welches in 16 Land- schaften zerfällt. Die wichtigsten Landschaften mit den dazu gehörigen bedeutenden Städten (wiederhole das bisher von ihnen Gesagte!) sind: 1. In Norditalien: a) Piemont (d. h. am Fuße der Berge). Turin, 335000 Einw. — Alessandria, starke Festung. d) Ligurien, einst das Gebiet der blühenden Handelsrepublik Genua, 235 000 Einw., auf Anhöhen vom Meere ansteigend, mit geräumigem Hafen. c) Die Lombardei. Mailand, 490000 Einw., Hauptsitz der italienischen Industrie, berühmter Dom aus Marmor. — Pavia, einstige Hauptstadt des Langobardenreiches. ä) Venetien. Venedig, 150000 Einw., liegt auf vielen kleinen Inseln in den Lagunen, 9 km vom Festlande, ist auf Pfahlrosten er- baut und hat vielfach statt eigentlicher Straßen Kanäle. Im Mittel-

5. Teil 2 - S. 107

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 47. Die Balkanhalbinsel. 107 besonders in Bulgarien wird Ackerbau getrieben, stattliche Laubwaldungen dehnen sich weit aus, die Eiche herrscht vor, so daß stellenweise Schweine- zucht getrieben wird. Auch Obst, besonders Pflaumen (Bosnien), wird angebaut. Doch liegt die gesamte Bodenkultur infolge der Jahrhunderte langen Mißwirtschaft der Türken sehr danieder. Von Haustieren wird überwiegend das Schaf gezüchtet, welches ein Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung ist, und im Tal der Morawa das Schwein, weil die großen Eichenwaldungen eine gute Mast liefern. Griechenland hat sich im letzten Jahrhundert nach der Befreiung vom Türkenjoch bei seiner tatkräftigen Bevölkerung bedeutend gehoben. Da das Innere wenig Getreide, nur Öl, Wein und Trauben (Rosinen, Korinthen) hervorbringt, haben die Griechen ihre alte Tätigkeit, den Handel, wieder aufgenommen. 4. Bevölkerung. Als Übergangsland von Asien nach Europa ist die Balkanhalbinsel zu allen Zeiten der Schauplatz von heftigen, andauernden Kämpfen gewesen. Im Altertum hatten die hochbegabten Griechen den S. inne und behaupteten trotz ihrer Zersplitterung in viele kleine Staaten die Herrschaft über das Mittelmeer. Sie gingen im großen Römerreich auf. Dieses erlag im 15. Jahrhundert dem Ansturm der mohammedanischen Türken, welche 1453 Konstantinopel eroberten und die im N. ansässigen Bulgaren und Serben unterwarfen. Unter der Türkenherrschaft ging die Kultur des Landes sehr zurück. Ihr Vordringen nach Ungarn und bis Wien (1529 und 1683) war ein Schrecken für ganz Europa. Doch wurden sie glücklich zurückgeschlagen (Prinz Eugen von Savoyen) und verloren ein Gebiet nach dem andern. In blutigem Kampfe (1821 — 29) riß sich Griechenland los. Die jetzige Bevölkerung ist daher sehr gemischt. Im N. wohnen Slawen, nämlich die Serben und Bulgaren, im W. die Albanesen, im O. die Türken, zwischen ihnen und im ganzen S. die Griechen. Außer den Türken, welche sich zur Religion des Mohammed oder dem Islam bekennen, gehören alle andern Völker der griechisch-katholischen oder orthodoxen Kirche an. 5. Staaten und Städte: 1. Tie Türkei. Außer den Besitzungen im w. Asien und nw. Afrika umfaßt das türkische Reich in Europa zwei Provinzen, Rumelien und Albanien, und vier tributpflichtige Staaten, Bulgarien, Ostrumelien, Bosnien und Kreta. Die unumschränkte Herrschaft des Sultans, der zugleich die höchste geist- liche Macht in Händen hat, ist durch die fortwährende Geldnot und die Bestechlichkeit der Beamten sehr behindert, er hat den Einflüssen mancher

6. Teil 2 - S. 178

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
178 § 84. Geschichtlicher Rückblick. als Mitteldeutsche, die Niedersachsen (Westfalen, Hannoveraner), Niederfranken (Niederrhein) und Friesen als Niederdeutsche (Platt- deutsche). Die Bewohner des O. sind ehemals aus Gebieten der ver- schiedenen Stämme dorthin eingewandert und stark mit slamischem und litauischem Blute durchsetzt. §84. Geschichtlicher Rückblick. Die der indogermanischen Nasse angehörenden Germanen sind nach der herrschenden Annahme in Urzeiten nach den Kelten und vor den Slawen in Europa eingedrungen und haben Nord- und Mitteleuropa in Besitz genommen. Ein Zweig der Germanen sind die Deutschen. Sie bewohnten zur Zeit der Völkerwanderung das Gebiet zwischen Maas und Elbe. Im 9. Jahrhundert ging aus der Teilung der Universal- Monarchie Karls d. Gr. das nationale deutsche Königtum hervor, das aber 962 unter Otto I. die verhängnisvolle Würde des römischen Kaisertums deutscher Nation erwarb. Vom 9. Jahrhundert ab beginnt eine von W. nach O. flutende Bewegung der deutschen Bevölkerung, die in der großartigen Kolonisationstätigkeit des Deutschritterordens in Preußen ihren Höhepunkt fand. Andrerseits gingen im Laufe des 16. und 17. Jahrhunderts große deutsche Gebiete des W. verloren. Die Schweiz und die Niederlande lösten sich los, und Frankreich schob seine Grenze allmählich gegen das linke Rheinufer vor. Die Habsburgischen Kaiser, deren Politik mehr und mehr in dem slawisch-magyarischen Osten ihren Schwerpunkt suchte, opferten zugunsten ihrer Hausmacht deutsche Interessen auf. Erst die nationale Politik Preußen-Branden- burgs tat dem Einhalt. Von den Tagen des Großen Kurfürsten an bis 1815 verging kaum ein Menschenalter, in dem nicht Preußen gegen Frankreich zu kämpfen hatte. Im O. aber setzten die Hohenzollern die Kolonisationstätigkeit der früheren Jahrhunderte fort, am umfassendsten Friedrich d. Gr. nach der Erwerbung Westpreußens. Nachdem 1806 das römische Reich deutscher Nation aufgelöst, der 1815 gegründete Deutsche Bund aber dem Sehnen des deutschen Volkes nach nationaler Einigung nicht hatte genügen können, befreite Wilhelm I. mit Deutschlands größtem Staatsmanns, Otto v. Bismarck, zunächst Deutschland von dem Fluche des preußisch - österreichischen Dua- lismus, indem durch den 1866 siegreich geführten Krieg Österreich zum Ausscheiden aus Deutschland gezwungen wurde. Unter preußischer Führung wurde 1867 der Norddeutsche Bund und nach der Besiegung Frankreichs 1870/71 das Deutsche Reich gegründet.

7. Teil 2 - S. 201

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 101. Die Erwerbung der deutschen Kolonien. 201 Allein im Jahre 1889 wurde die Kolonie durch einen gefährlichen Aufstand an den Rand des Abgrundes gebracht. Die Bemühungen der Gesellschaft, den Sklavenhandel, der ausschließlich in den Händen dort ansässiger, indischer und arabischer Kaufleute lag, zu unterdrücken, führten zu dem Aufstande unter der Führung des Arabers Bufchiri. Da die Machtmittel der Gesellschaft nicht ausreichten, so wurde auch hier die Unterstützung des Reiches erbeten, und eine Schutztruppe unter der kühnen und energischen Führung des Majors von Wißmann warf den Aufstand nieder; Buschiri wurde gefangen genommen und gehängt. Dann aber ward auch Deutsch-Ostasrika Reichskolonie, ihr erster hochverdienter Gouverneur Wißmann. Auch die Erwerbung von Kaiser-Wilhelmsland und dem Bismarckarchipel geschah 1884 durch eine deutsche Handelsgesell- schaft, die ihre Rechte später an das Reich abtrat. So ist in der Tat das Jahr 1884 das eigentliche Geburtsjahr unseres Kolonialbesitzes. Später erworben sind hingegen unsere Be- sitzuvgen in der Südsee. Der Marshallarchipel kam 1885 in deutschen Besitz, eine seiner Inseln Jaluit (djalut) war freilich schon seit mehreren Jahren Kohlenstation. Nach dem für Spanien unglücklichen Kriege mit den Vereinigten Staaten erwarb das Reich im Jahre 1899 durch Kauf die Karolinen, Marianen und die Palau-Jnseln. 1899 wurde endlich auch von der seit Jahren von Deutschland, England und Nordamerika umworbenen Samoagruppe, auf die Deutschland den größten Anspruch hatte, Sawaii und Upolu durch Vertrag vom Deutschen Reiche erworben. Zwei Jahre vorher (1897) hatte endlich das Reich in der chinesischen Provinz Schantung durch „Pachtung auf 99 Jahre" das Gebiet um die Bucht von Kiautschou erworben, um von diesem aus mit der reich be- völkerten Provinz in Handel treten und deren reiche Kohlenlager durch Anlage einer Eisenbahn erschließen zu können.

8. Teil 2 - S. 202

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
202 § 102. Die Entwickelung des Weltverkehrs. Vi. Weltverkehr und Welthandel. § 102. Die Entwickelung des Weltverkehrs. Bei der Abgeschlossenheit, in der die Völker und Staaten gegen- einander verharrten, ist selbst der Gedanke eines Weltverkehrs dem Altertum fremd geblieben. Mit Abneigung wies der Grieche fremde Völker als „Barbaren" von sich, mit hohem Selbstgefühl erhob sich der römische Bürger über sie. Nur die Phönizier gewinnen durch ihre Handelsfahrten Bedeutung, die indes den Untergang Karthagos nicht überdauert hat. Erst als das Römervolk Schritt für Schritt den Umkreis des Mittel- meeres unter seine Herrschaft beugt, entwickelt sich allmählich ein Aus- tausch der Landesprodukte zwischen den Gestadeländern; und insofern das römische Reich wirklich die zivilisierte Welt darstellt, kann man in diesem Mittelmeer-Verkehr den Weltverkehr des Altertums sehen.*) Mit dem Zerfall der römischen Herrschaft, als die politische Zu- sammengehörigkeit der Mittelmeer-Länder sich löste, ging dem Mittel- meere die Bedeutung des Weltmeeres verloren. Die s. Gestadeländer fielen dem Islam anheim, und Sarazenen, als See- und Küstenräuber gleich gefürchtet, zerstörten den Verkehr. Den Orienthandel jedoch wußten, mehr und mehr aufblühend, die norditalischen Handelsrepu- bliken an sich zu bringen, Genua nachgiebig gegen den Islam, Venedig wehrhaft ihm trotzend. Zu gleicher Zeit tat sich mit dem Aufblühen des deutschen Bürger- tums ein neues Gebiet für den Weltverkehr auf, die Ost- und Nordsee. Diesen Welthandel des späteren Mittelalters bringt die Hansa an sich, 1241 aus dem Bündnis zwischen Lübeck und Hamburg entstanden: Lübeck von den Ostseehäfen am weitesten gegen das Herz Deutschlands vorge- schoben, Hamburg von den Nordseehäsen. In Nowgorod wie in London, in Bergen wie in Brügge hat die Hansa ihre „Höfe". Indessen das Vordringen der Türken nach Europa zerreißt die alten Handelsver- bindungen mit dem Orient: die norditalischen Handelsstaaten ebenso wie die Ostseehäfen, zumal Lübeck, empfinden den Schlag; nur der Nordsee- Verkehr, unabhängig von dem Orient, behauptet sich ungeschwächt. *) „Das Mittelländische Meer das Weltmeer des Altertums, der Atlantische Ozean das Mittelländische Meer der Neuzeit/'

9. Teil 2 - S. 204

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
204 § 103. Die Wege des Weltverkehrs. große Karawanenstraße aus China zu Lande über Merw, Ekbatana und Babylon. Hier aber teilte sich der Weg: ein Teil der Waren ging durch das Rote Meer über Ägypten nach Venedig, der andere zum Kaspischen Meere, eine Strecke die Wolga hinauf, dann hinüber zum Don, diesen abwärts zum Asowschen Meere, an dessen Ausgange Kaffa eine befestigte Handelsfaktorei darstellte, dann über das Schwarze Meer nach Kon- stantinopel, wo das befestigte Quartier Galata dem gleichen Zwecke wie Kaffa diente, endlich nach Genua. Der dritte Teil schließlich der Waren blieb auf der Wolga bis zu ihrem Ursprünge; nach kurzem Land- transporte wurde er den Lobat hinab nach Nowgorod gebracht. Hier empfingen ihn die jungen Hanseaten, die sich „draußen" befanden, und führten den Transport weiter zu Wasser den Wolchow und die Newa hinab in die Ostsee und zu den deutschen Häfen. Dieser Weg war um so ergiebiger, als Nowgorod, die Beherrscherin des Reiches Barmien (Nordrußlands), zugleich das feine Pelzwerk lieferte, das zum Besätze der Schaube des deutschen Patriziers erforderlich war. Das feine Tuch für diese Festkleidung bezog die Hansa aus Brügge und Gent, während England nur gröbere Wolle für die deutschen Fabriken (etwa wie jetzt Australien) lieferte, von Bergen aber in ganzen Schiffsladungen vor- nehmlich Stockfisch als Fastenspeise nach Deutschland kam. Indessen im Anfange des 15. Jahrhunderts sperrten die Türken diese altgewohnten Handelswege aus dem Orient. Daher versuchten zuerst die Italiener Afrika zu umfahren; doch kamen sie nur bis zu den Kanarischen Inseln. Erst am Ende des 15. Jahrhunderts gelang die Umsegelung Afrikas wie die Entdeckung Amerikas. In ganz neue Bahnen trat damit der Weltverkehr. Denn die Kulturherde der Neuen Welt traten in den Gesichtskreis der Völker, und zu denjenigen Indiens und Chinas war ein direkter Zugang gewonnen. Allein der Raubbau der Edelmetallgruben in Europa sowie die massenhafte Zufuhr von Edelmetallen aus Mexiko und Peru bewirkte eine plötzliche, gewaltige Preissteigerung, die lange Jahrzehnte hindurch alle Kraft der Völker Europas lahm legte; zahllose Bankerotte traten ein; auch die Hansa brach zusammen. Erst als in den Vereinigten Staaten durch rüstige Arbeit ein neuer Kulturherd, Peru wie Mexiko an Bedeutung weit überholend, sich ausbildete, trat der Gewinn der Ent- deckung Amerikas für Europa recht zutage. Von allen Straßen des- Weltverkehrs ist die Verbindung zwischen Europa und Nord-Amerika weitaus die wichtigste, wie denn der Nord-atlantische Ozean von allen großen Meeren das am meisten befahrene ist.*) *) Vergl. die Anmerkung auf Seite 202.

10. Teil 2 - S. 30

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
30 § 13. Das Chinesische Reich. Hauptströme: im N. den Hoangho (d. i. Gelber Fluß), der mit seinem gelblichen Löß-Schlamme noch dem Meere, in welches er mündet, den Namen des Gelben gibt, und in der Mitte des Landes den Jangtsekjang. Beide Ströme haben viele schiffbare Zuflüsse. Dazu kommen viele Kanäle. Der Kaiser-Kanal ist 1100 km lang und geht von N. nach S. durch ganz O.-China. Gegen N. umgibt das Land die große Mauer, einst von demselben Kaiser, welcher China zum Einheitsstaate machte, als wirksamer Schutz gegen die Reiterhorden beutegieriger Nachbarn aufgeführt, jetzt halb verfallen. 2. Kultur, Bevölkerung, staatliche Verhältnisse und Städte. Das Tiefland ist außerordentlich fruchtbar; im n. Teil wird Getreide (Weizen, Hafer, Gerste) angebaut, im Gebiet der großen Ströme Reis, Zucker, Baumwolle, Tee, Maulbeerbäume. Die Gebirge sind reich an Metallen und Steinkohlen. China ist ungeheuer bevölkert; es enthält die Mehrzahl aller Millionenstädte auf Erden. Am dichtesten wohnt die Bevölkerung im Niederland der beiden Hauptströme: für solche Menschenmengen, wie hier zusammen wohnen, liefert selbst der fetteste Boden nicht genug Reis und Weizen. Deshalb ist die Auswanderung aus China außer- ordentlich stark, alle Gestadeländer des Großen Ozeans allmählich mit einer unstäten Bevölkerung — der Chinese trachtet stets, zu den Seinen in die Heimat zurückzukommen — erfüllend. Aus den Hafenstädten wird vornehmlich Chinas Hauptprodukt, Tee, demnächst Seide aus- geführt. — Staatsreligion ist die Lehre des Consucius, welche das Schicksal als allwaltend lehrt und Selbsterkenntnis empfiehlt. Ihr Oberpriester ist der Kaiser. Indes die große Masse der niederen Klassen folgt einem ganz rohen Götzendienst. Im S. hat sich der aus Indien eingeführte Buddhismus weit ausgebreitet. Mit sehr beschränkter Gewalt herrscht ein Kaiser. Die jetzt regierende Dynastie gehört den Mandschu an, welche 1644 China eroberten. Des Kaisers Titel ist „erhabener Herrscher"; durch den Bei- namen „Sohn des Himmels" soll er als der vom Himmel, d. h. vom Schicksal, mit der Regierung Beauftragte bezeichnet werden. Die Be- amten nennt man Mandarinen. Einheitsstaat ist China 200 Jahre vor Christi Geburt durch die Vereinigung von sieben Königreichen geworden, deren Sondergeschichte noch um mehrere Jahrtausende weiter zurückreicht. Mehrere wichtige Erfindungen (Porzellan, Schießpulver, Buchdruckerkunst, Papier) haben die Chinesen lange vor uns gemacht, ja in einzelnen Ge- werben und Künsten sind sie uns noch heute überlegen. Aber bis in die ..jüngste Zeit haben die Chinesen der europäischen Kultur den Eintritt in
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