Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
— 43 —
diese sind von dieser Verehrung überrascht und verfehlen nicht, ihre Dekorationen zu tragen. — Das Ehrgefühl der Franzosen ist außerordentlich entwickelt und muß durch Schaffung vou Auszeichnungen genährt und befriedigt werden." Und der Kaiser schrieb im Memorial von St. Helena: „Alte, verderbte Nationen lassen sich nicht in der gleichen Weise regieren wie junge, tugendhafte Völker. Man bringt dem Interesse, dem Genuß und der Eitelkeit Opfer. Hierin liegt das Geheimnis der Wiedereinführung der monarchischen Formen, der Rückkehr zu Titeln, Kreuzen, Knopflochbändchen und anderen harmlosen Spielereien, die den Zweck haben, die Achtung der Menge zu erregen und zugleich die Selbstachtung zu fördern." Der fünfmahlige Stern der Ehrenlegion trug auf weiß emaillierter Vorderseite das Bildnis des Kaisers, den Adler auf der Rückseite mit der Umschrift: Honneur et Patrie. Er stufte sich ab in Ritter, Offizier, Kommandeur und Großoffizier der Legion, wozu später noch die Großadler traten. Etwa 48 Ooo Ernennungen hat der Kaiser bis zu seinem Tode vollzogen. Jede Wache präsentierte vor einem vorbeigehenden Legionär, beim Begräbnis eines Ausgezeichneten folgte ein Trauergeleit von 25 Soldaten.
So hielt der Menschenverächter sie alle, die Großen und die Kleineu, am Bande ihrer niedrigsten Leidenschaften, ihres Ehrgeizes, ihrer Eitelkeit. Das erste Herzogtum schenkte er Lefebvre, jetzt Marschall, denn „dieser Mann war ein gewöhnlicher Soldat und in Paris als Sergeant im königlichen, Leibregiment bekannt." Sein letzter Soldat sollte die Möglichkeit einer unbegrenzten Laufbahn vor sich sehen, sollte den „Marschallstab im Tornister" tragen. Die Eigenschaften, an die der Kaiser appellierte, auf die er baute, und die ihn selbst emporgetragen hatten, die zog er groß in seiner Umgebung, in seiner Armee und in seinem Staate. Ehrgeiz, der M Heldentaten anfeuerte, aber das Beste im Menschen verzehrte; Eitelkeit, die prahlte und sich lächerlich machte, aber an ihn fesselte, der allein sie befriedigen konnte; eine Sucht, emporzukommen und Karriere zu machen, die alle Kameradschaft zerstörte, herrschten in dem neuen Kai-
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 23 —
8.
Das Rathaus.
Allen Gebäuden unserer Stadt steht das neue Rathaus an
Schönheit und Pracht voran. Es giebt in ganz Deutschland
keine Stadt, welche ein großartigeres Rathaus hätte als Hamburg.
Auch Berlin, die Hauptstadt und größte Stadt des Reiches, steht
darin hinter Hamburg zurück. Drei Seiteu des mächtigen Baues
liegen frei, während die vierte durch die Börse verdeckt ist.
Die lange Vorderseite, die sich dem Rathausmarkte zukehrt, ist
prächtig und hoheitsvoll zugleich. In ihrer Mitte, über dem
Haupteingange, erhebt sich der 112 Meter hohe, schmuckreiche
Turm, auf dessen Spitze der vergoldete Reichsadler schwebt.
Die beiden Giebelseiten, die am „Alten Wall" und der „Großen
Johannisstraße" stehen, machen den Eindruck des Gewaltigen
und außerordentlich Schönen. Das Rathaus ist durch zwei
Flügelbauteu mit der Börse verbunden. So entstand zwischen
den beiden Bauwerken ein Hof, den ein herrlicher Brunnen ziert.
Es ist unmöglich, sich für diesen Platz einen besseren und ge-
eigneteren Schmuck auszudenken. Inmitten Hamburgs, zwischen
den beiden ersten Gebäuden der großen und wichtigen See-
Handelsstadt kann nur eiu Denkmal stehen, welches die mannig-
fachen Beziehungen des Wassers zum Menschen überhaupt und
zu unserer Stadt im besonderen darstellt. Die sechs Bronze-
figureu am Fuße des Beckens bedeuten: die Schiffahrt, die
Fischerei, die bewegende Kraft, das unentbehrliche Nahruugs-
mittel, das Vergnügen des Rnderns und die Erquickung durch
das Bad. Unter den heilbringenden Kräften des Wassers aber
überragt eine Wirkung alle anderen. Der vornehmste Segen
des Wassers besteht darin, daß reines, klares Wasser die Quelle
der menschlichen Gesundheit ist. Aus diesem Grunde ist der
Brunnen mit der anmutigen und hehren Gestalt der Gesuud-
heitsgöttin gekrönt. Mit der erhobenen rechten Hand bietet sie
eine von krystallhellem Wasser überströmende Schale dar, den
Beschauer zu reichlichem Genuß des besten aller Getränke er-
munternd; mit der ausgestreckten linken Hand wehrt sie den
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hamburg Berlin Hamburg Johannisstraße" Hamburgs
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 26 —
Räume, nämlich die Fraktionssäle, die Kanzlei, die Ausschuß-
zimmer, das Zimmer des Präsidenten, der Erfrischungsraum u. s. w.
machen in jeder Hinsicht den Eindruck des außerordentlich Ge-
diegenen. Der Sitzungssaal des Senats wird Ratsstube genannt.
Sie und die um die Ratsstube her liegenden Zimmer, das
Bürgermeisteramtszimmer, die Ratslaube u. s. w. sind reich, ja
prächtig ausgestattet. In vollem Maße aber ist Schmuck und
Glanz in den Festsälen entfaltet, unter denen der großartige
Rathaussaal und der herrliche Kaifersaal voranstehen. Manch
Fürstenschloß wird an Pracht und Herrlichkeit von nnserm Rat-
hause übertroffen. Wenn Hamburg hohen Besuch erhält, so kann
es denselben mit Stolz in den stattlichen Sälen seines Rat-
Hauses bewirten. — Das Erdgeschoß dient der Finanzverwaltung
unseres Staates; in dem Stockwerk über dem Hauptgeschoß sind
unter anderen die Verwaltungsräume für Handel und Schiffahrt;
im Dachgeschoß befinden sich die Aktenräume, und den größten
Teil des Kellergeschosses nimmt der Ratsweinkeller ein, welcher
aus vier Sälen besteht. Dieselben sind der Grundsteinkeller,
die bunte Kuh, der Rosenkranz und der Remter oder Speisesaal.
Derjenige Saal, welcher „bunte Kuh" genannt wird, hat seinen
Namen nach dem dort hängenden kleinen Schiffe, der Nachbildung
eines früheren Hamburger Schiffes, Namens „bunte Kuh".
Welche Bedeutung aber dieses Schiff für Hamburg hatte, das
wollen wir später sehen.
Länger als zehn Jahre hindurch ist au uuserm neuen Rat-
hause gebaut worden, ehe es ganz fertig wurde. Seit 1842
hatte Hamburg keiu Rathaus. Der Senat und die Bürgerschaft
mußten sich 55 Jahre lang mit anderen Räumen behelfen. Die
Geschäftsräume des Senats waren in dem früheren Waisenhause
in der Admiralitätstraße und diejenigen der Bürgerschaft in dem
patriotischen Gebäude an der Trostbrücke. Das alte Hamburger
Rathaus hat nicht aus dem Rathausmarkt gestanden, fondern
hatte feinen Platz an der Stelle, wo jetzt das Gebäude der patrio-
tischen Gesellschaft steht. Es ist bei dem großen Brande vom
Jahre 1842 vernichtet worden. Gegen 600 Jahre hatte das
Rathans feinen Platz an der Trostbrücke gehabt. Bei dem
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 31 —
geköpft. Als man sein Schiff genau durchsuchte, ergab sich, so
wird erzählt, daß der dicke Mastbaum ausgehöhlt und mit
glänzendem Golde gefüllt war. Seine Gefängniszelle hieß man
„Störtebekers Loch." Die Kinder sangen aber bald das Störte-
bekerlied, in welchem es hieß:
„Klaus Störtebeker und Godeke Micheel,
Dat weeren twe Röder to glieken Deel."
Die Thaten der bunten Kuh sollen in Hamburg niemals
vergessen werden.
10.
Der Rathausmarkt und die Straßenbahnen.
Der große Platz, an welchem unser Rathaus steht, heißt
Rathausmarkt. Als nach dem schrecklichen Brande von 1842,
der den größeren Teil der inneren Stadt vernichtet hatte, die
Straßen neu geordnet und angelegt wurden, ließ man einen
weiten Raum für ein neues Rathaus und einen Platz vor dem-
selben frei. Man gab ihm schon damals den Namen, den er
heute führt, und das war ungefähr 50 Jahre zuvor, ehe das
Gebäude errichtet wurde, nach welchem er benannt ist. Der
Rathausmarkt ist ein großer, rechtwinkliger Platz, dessen eine
Hälfte mit Bäumen bepflanzt und von einem Geländer um-
schloffen ist, um den Kindern als Spielplatz zu dienen. Die
andere Hälfte hat zwei breite Bürgersteige, einen Halteplatz für
die Straßenbahnen und einen breiten Raum für den Wagen-
Verkehr. Die Hermannstraße, der Reefendamm und der „Plan"
führen in der Richtung auf St. Georg, die „Große Johannis-
straße" und der „Alte Wall" nach St. Pauli vom Rathaus-
markte ab. Durch die Poststraße, in welcher das frühere Haupt-
Postgebäude steht, nimmt man seinen Weg zum Gänsemarkt und
durch die Rathausstraße zur Petrikirche.
Der Rathausmarkt ist der bedeutsame Mittelpunkt des
Personenverkehrs in Hamburg. Er ist daher das Ziel einer fast
endlosen Zahl von Straßenbahnen, von welchen mehrere ihn nur
berühren, während andere hier ihren Endpunkt haben. Zum
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
34
11.
Das Petritirchspiel, die Gründung Hamburgs, der Toni.
Ter^ Petriturm fällt jedermann durch seine schlanke Gestalt
unter unseren hohen Türmen auf, von denen er der zweithöchste
ist. Wir können uns seine Höhe kaum vorstellen, wenn sie uns
in Metern genannt wird, und können es nur schwer fassen, daß
dieselbe 6 mal so viel beträgt als die der höchsten von Ham-
burgs Wohnhäusern. Die jetzige Petrikirche ist ein Neubau; erst
im Jahre 1878 ist der Turm vollendet worden. Das alte
Gotteshaus wurde bei dem Brande von 1842 trotz aller Mühe,
die man sich um seine Erhaltung gab, gleich der Nikolaikirche
ein Raub der Flammen. Äußerlich und im Innern in ein-
fachen Formen hergestellt, macht die Kirche doch einen fehr
würdigen Eindruck. Unter der Zahl ihrer Kunstschätze befinden
sich nicht wenige, die aus sehr alter Zeit stammen. Mehrere
derselben sind bei dem großen Brande von 1842 durch mutige
Männer aus der breunenden, alten Petrikirche gerettet worden.
Andere haben dem alten Dom gehört und sind erst in neuerer
Zeit der Petrikirche geschenkt worden. Ein Bild stellt die
schreckliche Nacht dar, in welcher 1813 die unglücklichen Ham-
burger, die sich nicht hatten mit Lebensmitteln versehen können,
von den Franzosen in die Petrikirche getrieben wurden, um am
nächsten Morgen aus der Stadt gejagt zu werden. 4 Granit-
säuleu, welche wir am Eingang der Südseite finden, haben
im ehemaligen Hamburger Dom gestanden. Der Gründung
nach ist die Petrikirche die älteste von den 5 Hauptkirchen,
wie auch das Petrikirchspiel den ältesten Stadtteil Hamburgs
umfaßt.
Vou der Petrikirche gelangt man durch die Rathausstraße
zum Rathaus, durch „Speersort", das bedeutet wohl St. Peters
Ort, zur Steinstraße, durch die Bergstraße zum Jungfernstieg,
durch die kleine Rosenstraße zum Pferdemarkt und durch die
Schmiedestraße, Schulstraße und Domstraße zum Fischmarkt,
Zwischen diesem Platze und dem der Petrikirche liegt das
Johanneum, Hamburgs älteste höhere Schule. Dieselbe hat
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 36 —
Auch iti dem großen Walde oder der großen Hamma an der
Elbe, wo dieser Strom die Bille und Alster aufnahm, ließ er
eine hölzerne Burg anlegen, welche den Namen Hammabnrg
erhielt. Aus dieser Bezeichnung ist das Wort Hamburg ent-
standen. Die Burg wurde zuerst im Jahre 811 errichtet, von
den umwohnenden Stämmen wiederholt zerstört, aber auf Be-
treiben des Bischofs jedesmal wieder aufgebaut. Bald siedelten
sich nicht nur Fischer hier an, welche ihren Fang an die In-
[offen der Burg absetzten, sondern auch Handwerker kamen herbei.
Sie bauten sich in der Nähe des heutigen Fischmarktes an.
Mehrere der ältesten Straßen Hamburgs tragen daher den
Namen einer Handwerkergemeinschaft. Da finden wir noch
jetzt eine Schmiedestraße, eine Bäckerstraße, eine Pelzerstraße.
Die Handwerker verfertigten Gerätschaften und Kleidungsstücke
im Ueberflnß, waren dagegen der Lebensmittel benötigt. Daher
entstand ein Austausch von Waren zwischen ihnen und ihren länd-
lichen Nachbarn. Das ist Hamburgs erster Handel gewesen.
Das Haupt der neuen Christengemeinde war ein Bischof.
Er bewohnte die Burg. Neben derselben ließ er ein stattliches
Gotteshaus aufrichten. Es war die Marienkirche, gewöhnlich
Dom oder Kathedrale genannt, von welchen Benennungen die
Straßennamen Domstraße und Kattrepel, das heißt Kathedral-
treppe, herrühren. Der Dom stand auf der Stelle, die heute
das Johanneum einnimmt. An ihn schlössen sich Vorhallen,
Seitenhallen und Wohnräume für die Priester und Mönche an,
so daß Höfe oder Kurien entstanden. Die Kurienstraße erinnert
uns an dieselben.
Ungefähr 300 Jahre nach der Gründung Hamburgs war
die neue Gemeinde so groß geworden, daß sie sich eine Kirche er-
bauen und einen Priester oder Pastoren anstellen konnte; die
Kirche wurde nach dem Apostel Petrus- die Petrikirche genannt.
Der Dom sollte nämlich nicht für den gewöhnlichen Gottesdienst
der Hamburger benutzt werden, sondern in ihm hielt der Bischof
an hohen Festtagen für die Christen der ganzen Umgegend
den Gottesdienst in besonders feierlicher Weise ab. Da nun zu
solchen Tagen viele Fremde nach Hamburg kamen, so fand sich
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 37
für die Hamburger Handwerker eine gute Gelegenheit, ihre
Waren zu verkaufen. Sie boten dieselben in der Nähe des
Domes oder sogar in den Seitenhallen desselben feil, so daß zu
den Zeiten der großen Feste richtige Märkte hier abgehalten
wurden. In diesen Marktgeschäften haben die Hamburger
Jahrmärkte ihren Ursprung. Der Weihnachtsmarkt fand später
ganz in den Vorhallen des Domes statt, weshalb man ihn bald
kurzweg den Dom nannte. Vor 90 Jahren, im Jahre 1805,
wurde das baufällig gewordene Gotteshaus niedergerissen und
nicht wieder errichtet. Es wäre wohl fast vergessen, wenn nicht
der Weihnachtsmarkt den Namen Dom und die letzte Zeit vor
dem Feste die Bezeichnung Domzeit behalten hätte.
12.
Marktplätze und Märkte.
In Hamburg giebt es viele Plätze, welche den Name»
Markt fuhren. Da ist der Rathausmarkt, der Hopfenmarkt, der
Fischmarkt, der Rödingsmarkt, der Gänsemarkt, der Pferdemarkt,
der Schweinemarkt, der „Große Neumarkt", der Zeughausmarkt,
der Scharmarkt. An Plätzen, welche die Bezeichnung Markt
nicht tragen, haben wir den Adolfsplatz, den Dornbusch, den
Meßberg, den Hansaplatz, den Münzplatz, den Spielbudenplatz.
Die ältesten dieser Plätze sind Märkte genannt worden, weil
auf ihnen einstmals wirkliche Märkte abgehalten wurden.
Die Jahrmärkte haben aber in Hamburg gerade so wie iu
anderen großen Städten aufgehört. Die Verkäufer machten von
Jahr zu Jahr schlechtere Geschäfte. Bald lohnte es sich nicht
mehr, eine Marktbude aufzuschlagen. So gingen die Jahrmärkte
einem langsamen und sanften Ende entgegen. Vor ein paar
Jahren endlich, im Jahre 1894, nachdem schon viele Leute nichts
mehr von einem Hamburger Jahrmarkte wußten, erließ unsere
Polizeibehörde die Bekanntmachung, daß alle Hamburger Märkte
bis..auf den Dom oder Weihnachtsmarkt und den Lämmermarkt
abgeschafft seien.
Warum machte man denn hier nicht auch ferner seine Ein-
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 40 —
sehr wenige dorthin zu Markte gebracht und Dinge für den
täglichen Bedarf beinahe gar nicht. Der Lämmermarkt ist jetzt
fast nur noch ein Volksfest. Er sieht mit seinen Buden voller
Spielsachen, seinen Karnssels u. s. w. beinahe genau so aus wie
der Dom auf dem Heiligengeistfelde. Diese beiden Überbleibsel
unserer früheren Märkte haben auch das miteinander gemein,
daß sie an andere Orte wandern mußten, um weiter zu bestehen.
Der Lämmermarkt wurde noch vor 25 Jahren auf dem Platze
abgehalten, wo das Gewerbemuseum steht. Der Weihnachtsmarkt,
der zuerst aus den Vorhallen der alten Domkirche, von welcher
er den Namen Dom noch heutigen Tages trägt, hatte weichen
müssen, mußte später auch den Gänsemarkt, den „Großen Neu-
markt" und Zeughausmarkt räumen, um auf dem Heiligengeist-
felde eine Heimstätte zu finden, wo er sein Leben mühsam
weiter fristet.
Das ist das Schicksal und das Ende der Hamburger Jahr-
märkte. Wir würden dieselben bald ganz vergessen, ivenn uus
nicht die Namen so vieler Plätze tagtäglich an sie erinnerteil.
Und doch sind die Märkte und Messen der großen Städte nicht
abgestorben, ohne eine Nachkommenschaft zu hinterlassen. Es
sind die Ausstellungen, die Gewerbeausstellungen, Schlacht- und
Zuchtviehausstellungen, Pflanzen- und Blumenausstellungen, Aus-
stellnngen von Maschinen verschiedenster Art, und wie die Aus
stelluugen sonst noch heißen mögen.
13.
Die Nicolaikirche, der Hopfenmarkt. die Neuetiurg
und die Trostbrücke.
Wer von unserer Lombardsbrücke auf die innere Stadt sieht,
erblickt die beiden schönsten von Hamburgs hohen Türmen ganz
nahe bei einander; es sind der Rathausturm und der Turm der
Nicolaikirche. Der letztere, dessen Spitze die Höhe von 151 Metern
erreicht, ist der höchste Turm im ganzen Norden und Osten
Deutschlands. Die Nicolaikirche ist ein herrliches, außen reich
verziertes und so gewaltiges Bauwerk, daß man es immer wieder
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
selbst ihre Gemüsegärten anlegten. Auf der Grimm- und Cre-
moninsel, auf denen die Häuser des Katharinenkirchspiels stehen,
ist einst von Hamburgern Gemüse gezüchtet worden, und das
ganze Stadtgebiet vom Gänsemarkt und „Großen Neumarkt"
zum Holstenthor oder holsteinischen Thor ist noch vor ein paar
hundert Jahren ein Feld gewesen, welches in viele Gärten oder
Höfe abgeteilt und mit Kohl und anderem Gemüse bepflanzt
war. Die Straße Kohlhöfen erinnert daran, Je mehr aber
unsere Stadt sich ausbreitete, und je mehr deswegen die Ge^
müsegärten auf dem jetzigen Stadtgebiete schwanden, desto leb-
hafter wurde der Gemüsebau in Hamburgs Umgebung, be-
sonders von den Bauern der Elbmarschen betrieben, die in
der aufblühenden Stadt eine gute Abuehmerin ihrer Waren
fanden. Der Hopfenmarkt und der Meßberg sind für die Marsch-
banern die best gelegenen Marktplätze Hamburgs; denn hart
heran können sie mit ihren Ewern kommen. So sparen sie
ein beschwerliches Umladen, welches z. B. bei einem Markte auf
dem Hansaplatz nötig sein würde. — Auch mittelgroße und kleine
Städte unseres Vaterlandes haben ihre Gemüsemärkte, die ein-
oder zweimal wöchentlich abgehalten und darum Wochenmärkte
genannt werden. Dort ist die Hausfrau genötigt, zu Markte
zu gehen und pfund- und literweise für mehrere Tage der Woche
einzukaufen. Noch nach dem großen Brande von 1842, ja noch
vor 25 Jahren war unser Gemüsemarkt gering, wenn wir ihn
mit dem heutigen vergleichen. Er war dem Wochenmarkt in
einer mittelgroßen Stadt in vielen Stücken ähnlich.
10.
Die Börse.
Hinter dem Rathause liegt am Adolfsplatz die Börse. Sie
ist mit dem Rathause durch zwei je zwanzig Schritt breite Flügel
verbunden. Dadurch ist zwischen beiden Gebäuden der Rathaushos
entstanden. Ihren Haupteingang hat die Börse am Adolfsplatze.
Das jetzige Gebäude wurde ein Jahr vor dem großen Hamburger
Brande erbaut und blieb mitten zwischen Schutt und Asche
stehen. Freilich hat es im Laufe der Jahre ein anderes Aus-
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
sehen erhalten, als es ursprünglich hatte. Mit der Bewohner-
zahl Hamburgs vermehrte sich auch die Zahl der Kaufleute und
Börsenbesucher. Daher mußte die Börse zweimal, im Jahre 1859
und im Jahre 1883 erweitert werden. In der Börse ver-
sammeln sich die Kaufleute täglich einmal zu festgesetzter Stunde.
Wer zwischen ein Uhr und halb zwei über den Adolfsplatz geht,
kann sehen, wie ganze Scharen von Kaufleuten zur Börse strömen.
Dort werden die verschiedensten Kaufgeschäfte abgeschlossen.
Es herrscht ein buntes Durcheinander von Personen und ein
wirres Gesumm von Stimmen in den Börsenräumen. Da
werden allerlei Kolonialwaaren, welche die Seeschiffe aus fernen
Ländern zu uns gebracht haben, wie Kaffee, Thee, Tabak, Apfel-
sinen, Citronen, Gewürze, Baumwolle u. s. w. verhandelt, sowie
auch Reis, Mais, Weizen, Roggen und anderes Getreide. Die
Waren liegen in den Schiffen oder auch in den Speichern, und
nur Proben derselben zeigt man an der Börse vor. Dieser und
jener Kaufmann treffen an der Börse, ohne Warenproben dort-
hin zu bringen, nur geschäftliche Verabredungen, welche sonst
durch umständliche Schreiberei oder durch einen Besuch in den
Geschäftsräumen des Betreffenden hätten erledigt werden müssen.
Die Börse ist der Ort, wo der Kaufmann den anderen Kauf-
mann zur Börsenzeit treffen kann. Sie erspart jedem einzelnen
viele Wege, die gar oft vergeblich gemacht werden könnten, weil
man sich gegenseitig verfehlen würde. Wie soll man aber unter
den huuderten von Männern denjenigen Kaufmann herausfinden,
mit welchem mau zu sprechen wünscht? Das ist nicht schwer;
denn in der Börse ist alles trefflich geordnet, und die Ver-
sammluug ist durchaus uicht ein so wirrer Knäuel von Menschen,
als es auf den ersten Blick erscheint.
Drei Börsensäle sind jetzt vorhanden, in der Mitte ein
großer, rechts und links je ein kleiner Saal. Der große Saal
ist für die Käufer und Verkäufer von Kolonialwaren bestimmt;
der kleinere Saal rechts vom Haupteingang ist die Getreidebörse
und derjenige am alten Wall die Fondsbörse. — Der große
Saal ist 60 Schritte lang und 30 Schritte breit. Er ist an
jeder langen Seite von 4 Reihen von Pfeilern begrenzt, mit
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TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]