— 250 —
im Binnenlande", und wir dürfen uns nicht wundern, wenn die
breite Masse des deutschen Volkes in den ersten Jahren nach der
Besitzergreifung der Kolonie — ehe noch das Innere mehr er-
forscht war — von Deutsch-Südwestafrika als einem völlig wert-
losen Besitze sprach. — Den Eingang zum südlichen Teile der
Kolonie, zum Namalande, bildet die Lüderitzbucht (Angra Pe-
quena = Kleine Bucht). Sie ist eine vielverzweigte Felsenbucht,
vielleicht ein unter das Meer getauchtes, geräumiges Längstal,
das durch Felsvorspünge und vorgelagerte Felseninseln gegen
Sturm und Brandungswellen geschützt ist. Doch gefährden
Klippen und Untiefen die Landung. Dazu mangelt es an Trink-
Wasser, und das ist der schlimmste Übelstand im Bereiche der
Küste Südwestafrikas. Der nordwärts gelegene Sandwich- oder
Sandfischhafen hat schon wieder mehr unter Versandung zu leiden,
und die Dünen des Hinterlandes können von schweren Ochsen-
wagen (ein sehr wichtiges Verkehrsmittel in Südwestafrika) fast
nicht passiert werden. Doch besitzt dieser Ankerplatz eine Quelle mit
gutem Trinkwasser. Nicht weit von der englischen Walfischbucht
liegt der Hafen von Swakopmund, im Bereiche der Mündung des
Swakop, eine offene Reede, von welcher aus eine Landungsbrücke
(siehe Togo!) sowie Dampfbarkassen und Leichter über die Brandung
hinweg den Verkehr mit den draußen im Ozean ankernden, an-
gekommenen oder demnächst abgehenden, großen Seeschiffen
vermitteln. Eine früher mit großen Kosten aufgeführte Mole
(Hafendamm) hat nicht ganz den Schutz des Hafens herbeigeführt,
der gedacht war. Sie ist teils versandet, teils von der Brandung
wieder zerstört worden. (Abb. 85.) Aber das Hinterland hat
gute Weide für Zugochsen, welche trotz der von Swakopmund
ausgehenden Bahnlinien für den Verkehr in das Innere nicht ent-
behrt werden können, welcher durch das Trockenbett des Flusses, der
oft erst nach mehreren Jahren zum Ozean durchbricht, erleichtert
wird. Dazu befindet sich in nicht allzuweiter Entfernung von
dieser Landungsstelle ausreichend Trinkwasser. Und so gewann
der Hafen von Swakopmund auf Kosten der Walfischbai zu-
sehends an Bedeutung, und wir konnten uns von den Engländern
mit ihren egoistischen Plänen emanzipieren. Nordwärts ist
auch noch in der Eroßbai (Kreuzbucht) ein leidlich günstiger
Hasen gegeben, der auch eine ziemlich vorteilhafte Verbindung
mit dem Binnenlande aufweist. Die einst so reichen Guanolager in
diesem Teile der Küste sind von einer englischen Gesellschaft so
ziemlich ausgebeutet. Heute wird nur noch wenig Guano ge-
wonnen. Wohl aber werden Robben gefangen. Leider mangelt auch
dieser Ankerstätte das Trinkwasser.
Landeinwärts geht die Sandwüste der Strandzone und der
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— 222 —
sich zahlreiche Seitenlinien ab, welche die wichtigsten Häfen der
Ostküste (welche?) sowie die bedeutsamsten Siedlungen des großen
englischen Gebietes, wie Bloemfontein (blam), Johannesburg,
Pretoria, Salisbury u. a. miteinander verbinden. Auch der deutsche
Handel (Ostafrikalinie, Kohlenstation Durban) ist nennens-
wert. (Aus dem obigen sind die wichtigsten Ausfuhrprodukte Süd-
afrikas leicht abzuleiten.) Weitere Verkehrsmittel müssen auch hier
das Innere noch mehr erschließen helfen. (Abb. 76.) Dort werden
die Erzeugnisse des Landes noch unter sehr erschwerenden Um-
ständen befördert, auf Wagen, die von einer großen Zahl von
Ochsen gezogen werden. (Abb. 77.)
Im englischen Besitze befindet sich zunächst das Kapland. Die
wichtigsten Erzeugnisse der Ausfuhr dieses Gebietes bilden Wolle,
Straußenfedern, Kapwein, Kupfer und Diamanten. Der Tag,
an dem die ersten europäischen Schiffe das Kap der Guten Hoff-
nung oder besser das nahegelegene Kap Agulhas, den südlichsten Vor-
fprung von Afrika, umsegelten, bildete einen Wendepunkt in der
Kulturgeschichte der gesamten Menschheit. „Der jahrhundertelang
ans Mittelmeer gebundene Weltverkehr wurde nunmehr in neue
Bahnen gelenkt. Die italienischen Häfen verödeten. Spanien
und Portugal fowie alle Staaten am Atlantischen Ozean waren
nun zur Rolle der ersten Handelsstaaten berufen." (Zehden.) Von
den Portugiesen wurde freilich die Bedeutung ihrer Entdeckung
kaum richtig erkannt, zumal sie in erster Linie die Schätze Indiens
im Auge hatten. Mehr schon wurde der Wert der Südspitze von
Afrika von den Holländern geschätzt. Ihnen wurde sie durch Grün-
dung einer Kolonie (1650) zum Ruhepunkt für die Ostindien-
fahrer. So verdankt auch die Kapstadt (85000 Einw.), nördlich vom
Kap der Guten Hoffnung, am Fuße des fast 1100 m hohen Tafel-
berges äußerst reizvoll gelegen, ihr Aufblühen vor allem ihrer
günstigen Lage. (Abb. 78.) Sie wird von vielen europäischen
Schiffen auf dem Wege nach Ostindien und Australien angelaufen,
sofern diese heute nicht den kürzeren Weg durch den Suezkanal
wählen. Seit Eröffnung dieses Wasserweges (fein Erbauer ist
Leffeps) ist diebedeutung derkapstadt herabgemindert (Dampfer-
Verbindung mit Ostafrika). Ihren ehedem holländischen Charakter
hat diese „älteste Pflanzstätte auf südafrikanischem Boden" fast
ganz eingebüßt. Sie bietet sich dem Beschauer heute als „echt eng-
lische Kaufmannsstadt" dar. Die Engländer haben it. a. auch
gewaltige Hafenbauten (Docks, Hafendämme, Lagerhäuser, Krane
u. dgl.) angelegt. Die Stadt ist natürlich der Sitz des englischen
Gouverneurs. Sie hat dazu starke Befestigungen, Arsenale und
Kasernen. Ihre Universität besitzt eine recht wertvolle Bücherei.
— Gefürchtet werden in der Kapstadt die oft plötzlich auftretenden
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Extrahierte Ortsnamen: Johannesburg Pretoria Salisbury Durban Afrika Spanien Portugal Atlantischen_Ozean Indiens Afrika Kapstadt Ostindien Australien Ostafrika Kapstadt
— 241 —
diese durch den zurückflutenden Ebbestrom nicht wieder dem Meere
zugeführt werden. Einige dieser Flußläufe haben meerbusenartige,
trichterförmige Mündungen (Ästuarien), welche zum Teil ein
gutes Stück stromaufwärts die Schiffahrt gestatten. In dieser
Strandzone mit ihren Schlammbänken und Schwemmlandinseln
gedeihen üppige Mangrovedickichte. Während der Flut gleicht dieses
Gebiet einem überschwemmten Walde, und einzelne Teile der
Küste könnten uns an den Spreewald gemahnen. Zur Zeit der
Ebbe aber zeigen sich Moräste, mit sumpfigem Brackwasser angefüllt.
Immer aber steigen hier heiße, gesundheitsschädliche Dünste auf,
welche Fieber erzeugen und nur zeitweise von einem kühlenden See-
winde, dem sogenannten „Doktor", weggefegt werden. Das ist etwa
auch das Bild im Bereiche der weiten Kamerunbucht, die an ihrer
Einfahrt 8 km breit ist, und in welche mehrere Flüsse, darunter Wuri
und Mungo, münden, die wiederum durch zahllose natürliche Kanäle
und Wasserläufe untereinander verbunden sind. Sie alle werden
von Fischerbooten der Eingeborenen belebt. Die weite Kamerun-
bucht (Kamerunfluß) ist zwar flach, doch ist eine tiefe, durch See-
zeichen gekennzeichnete Fahrrinne vorhanden, welche größeren
Schiffen bei seemäßigem Tiefgange zur Zeit der Flut die Zufahrt
bis nahe an Duala gestattet, während kleinere Fahrzeuge auch eine
unweit dieses Ortes wenige Meter unter Wasser liegende Barre
übergehen und so an der Landungsbrücke von Duala anlegen können.
Unter diesem Namen sind die auf einer höheren Lateritplatte von
festem Untergrunde gelegenen volkreichen Negerdörfer Bellstadt,
Didostadt und Akwaftadt mit der Europäerstadt Duala vereint.
Der Hafen von Victoria, nächst Duala der wichtigste, verdankt seine
Bedeutung seinem guten Trinkwasser und seinem Schutze durch
vorgelagerte Felseninseln. Zudem werden von hier aus die Erzeug-
nisse der Pflanzungen an den Abhängen des nahen Kamerun-
gebirges ausgeführt. Damit ist denn auch der Hafenreichtum der
Küste von Kamerun so ziemlich erschöpft; denn in den südwärts
gelegenen Häfen von Kribi und Longji werden Landung, Löschen
und Laden der Schiffe durch Versandung (Nehrungen und Lagunen)
und starke Brandungswellen sehr behindert. Grenzhäfen!
Nordwestlich vom Kamerunbecken tritt nun das mächtige
Kamerungebirge dicht an das Meer heran und bildet so den ein-
zigen Steilrand (Ambasbai mit dem Hafen Victoria) der sonst
— wie erwähnt — völlig flachen und hafenarmen Strandzone
Kameruns. Das majestätische Gebirgsmassiv bedeckt eine Fläche
von etwa 2000 qkm (— zweimal Rügen) und beherrscht weithin
das Land, zumal es in seinem Hauptgipfel, dem Großen Kamerun-
berge (von den Eingeborenen Mongo-ma-Loba = Götterberg ge-
nannt) zu einer Höhe von nahezu 4100 in aufragt, während es in dem
Heise u. Marquardt. Erdkunde für Lehrerbildungsanstalten. Iii. 16
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— 263 —
Wo Sanddünen vorherrschen, decken Gras und Schlinggewächse
den Boden. Die niedersten und zugleich versumpften Teile der
Küste sind mit unentwirrbaren Mangrovedickichten bestanden,
welche Brutstätten des Fiebers sind. Natürlich ist so auch der Zu-
gang zu den Flußmündungen und Häfen erschwert. Die Korallen-
risse müssen vorsichtig umgangen werden, und wo im nahen
Bereiche der Küste das Süßwasser der Flüsse hinzutritt oder
dochbrackwasser sich findet, dort fehlen die Korallenbauten (warum?),
und die Fahrrinnen sind tiefer und minder gefährdet. Wo wiederum
das Brackwasser aufhört und die Ufer höher liegen (die Steilränder
der Küste sind als junge Hebungen anzusprechen), da treten dichter
Busch und hohes Gras an die Stelle der eben erwähnten Vege-
tation, durchsetzt von einzelnen Bäumen, wie Affenbrotbäumen,
Kokospalmen u. a. Hier stößt man zugleich auch unweit der Küste
überall auf Farmen von Eingeborenen. Wenn hiernach auch die
Küstenentwickelung nicht gerade als günstig zur Anlage von
Häfen bezeichnet werden kann, so sind doch — auch noch in Anbetracht
der etwas stärkeren Gliederung — einige nicht allzuschwer zu-
gängliche Naturhäfen vorhanden, geräumige Buchten, welche durch
schmale vielgewundene Fahrrinnen mit dem offenen Ozean in Ver-
bindung stehen. Zu diesen Hafenplützen rechnen vor allem Tanga
(6000 Einwohner — hier können selbst Kriegsschiffe landen —
wichtige Karawanenstraße zum Viktoriasee — Usambarabahn
nach Moschi am Kilimandscharo), Pangani, Sadani, Bagamojo
(offene Reede, viel Karawanenverkehr), Dar-es-Salam, Kilwa,
Lindi und Mikindani. Die meisten von ihnen waren ehedem ärm-
liche Dörfer von Eingeborenen und sind heute teilweise stattliche
Gemeinwesen geworden.
Am meisten Beachtung ist heute dem Hafen Dar-es-Salam
(Friedenshafen) zuzuwenden, der von deutscherseite angelegt wurde,
als Sansibar in englischen Besitz übergegangen war. (Wann?) —
Er ist dort entstanden, wo ein kleiner Küstenfluß (Salam) mit
breiter Mündung in das Meer eintritt, das hier dazu einen ge-
räumigen Ankerplatz bildet, groß genug, um ganze Flotten zu
fassen. Zwar ist auch diese Anlagestelle — wie dies für alle er-
wähnten ostafrikanischen Häfen kennzeichnend ist — durch
Korallenriffe und Brandung (Einfahrt) gefährdet, aber kundige
Schiffer gelangen sicher durch die schmale, sich vielfach windende
Fahrrinne, welche noch dazu durch Seezeichen kenntlich gemacht ist,
in die weite Bucht, welche früher schon einmal wegen ihrer er-
wähnten Eigenschaften vorübergehend einen Hauptstapelplatz
des Handels bildete. Dar-es-Salam hat heute 24000 Einwohner,
darunter zahlreiche Europäer, und unter diesen wieder vorwiegend
Deutsche. Der Strand bildet im Bereiche dieses Hafens Halb-
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und der Halbinsel Cotentin, deren Bedeutung für die Schiffahrt wegen
vieler Klippen und Untiefen nicht gerade groß ist. Mit großen Kosten
ist an der Nordküste der Halbinsel Cotentin — die gegenüberliegende
englische Küste ist reicher an guten Naturhäfen — von Napoleon I. und
Napoleon Iii. der Kriegshafen Cherbourg, nahe der englischen Küste,
angelegt worden. (Abb. 41.) An der trichterförmig erweiterten Mündung
der Seine liegt der wichtige Verkehrs- und Handelshafen L e Ha vre,
auch zum größten Teile durch Kunst geschaffen. Es ist der erste atlan-
tische Hafenplatz. Von dem flußaufwärts gelegenen Rouen läßt sich ähn-
liches sagen wie von Nantes. Es kann auch nicht mehr von den größten
Schiffen bei seemäßigem Tiefgange — selbst nicht zur Zeit der Flut,
die sich bis hierher bemerkbar macht — erreicht werden. Ein bekannter
Hafenplatz ist auch Dieppe (Versandung).
Der letzte Teil dieser Küste, nördlich von der Mündung dersomme,
ist ebenfalls
Kreideküfte.vom
Hafen vonbou-
logne besteht
Fahrtverbin-
dung nach Fol-
kestone in Eng-
land.
Die kurze
Nordseeküste
von Calais bis
über Dünkir-
chen hinaus ist
Flachküste mit
Abb. 41. Botanischer Garten und Mont du Roule in Cherbourg. Dünenbildun-
Aus einem Führer des Norddeutschen Lloyd in Bremen. gcn Und erinnert
schon an die
nahe gelegene belgische bzw. niederländische Küste. Sie zeigt überhaupt ein Ge-
präge, wie es der südlichen Nordseeküste eigen ist. Calais konnte das nahe
Boulogne nur wegen der großen Nähe der englischen Küste überflügeln
und sich zu einem bedeutsamen Hafen und wichtigen Überfahrtsorte nach
Dover entwickeln.
Frankreichs Küftenentwickelung ist im ganzen also als eine ziemlich gün-
stige zu bezeichnen und läßt die Bedeutung der vier großen Ströme (Rhone,
Garonne, Loire und Seine) ohne weiteres erkennen.
Die Landgrenzen werden im Süden durch die Pyrenäen, im Osten
durch die Alpen und den Schweizer Jura gebildet. Die Grenze
gegen Deutschland und Belgien ist zumeist offen. Die Burgundische
Pforte wird durch die Festung Belsort geschützt. Dann bildet der
Wasgenwald einen natürlichen Schutzwall. Den übrigen Teil der offenen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Napoleon_I. Napoleon
selbst, liegt. Der Atlantische Ozean hat aber hier unter der Einwirkung
der Flutwellen ein weites Mündungsgebiet geschaffen, und die größten
Ozeandampfer erreichen bei seemäßigem Tiefgange den bedeutenden Hafen-
platz zur Zeit der Flut, die sich im Flusse bis über diese große See-
Handelsstadt hinaus bemerkbar macht.
Von der Mündung der Garonne (Gironde) an schlägt die Küste, die bis
dahin in nördlicher Richtung verläuft, die nordwestliche Richtung ein. Auch
dieser Teil der atlantischen Küste ist noch flach, aber doch schon buchten-
reicher. Die vorgelagerten Düneninseln lassen darauf schließen, daß das
Meer einst durch gewaltige Fluten den ursprünglichen Küstensaum zerriß.
Wir werden hier unwillkürlich an die deutsche Meeresküste erinnert, zumal
auch Marschlandstreifen sowie sonstige landschaftliche Ähnlichkeiten vor-
Händen sind. Nur können sich die Häsen, wie der Kriegshafen Rochefort
und der Handelshafen La Rochelle, in ihrer Bedeutung bei weitem nicht
mit den deutschen Nordseehäfen messen. Sie erfordern große Kosten, um
die Versandung der Fahrstraßen zu verhindern und die Verbindung mit
dem Meere zu erhalten. Kein Wunder daher, wenn sich der Seeverkehr
immer mehr der Garonnemündung (Bordeaux) sowie der nordwärts ge-
legenen Loiremündung zugewandt hat. Im Mündungsgebiet der Loire
ist Nantes aufgeblüht. Freilich ist seine Lage von der Natur nicht fo
begünstigt wie diejenige von Bordeaux. Die Loiremündung versandet
stark. Größere Seeschiffe können daher nur bis zum Vorhafen St.
Nazaire gelangen, das aber durch einen genügend tiefen Seekanal mit
Nantes verbunden werden soll.
Die Küste der Halbinsel Bretagne ist eine granitne Steilküste,
stark verwittert und ausgebuchtet, eine Fjordküste im kleinen. An diesem
Teile der atlantischen Küste liegt daher auch eine Reihe guter Häfen.
Die Bevölkerung ist außerordentlich seetüchtig und liefert Frankreich die
besten Matrosen. An einer besonders tiefen, geschützten Bucht mit engem
Eingange liegt Brest, ein bedeutender Kriegshafen Frankreichs. Der
Handel vermochte sich hier nicht sehr zu entwickeln, weil das Hinterland
nicht allzu fruchtbar ist und auch keiner der großen Ströme hierher führt.
So nehmen die Handelsschiffe denn ihren Kurs auf das in dieser Hinsicht
günstiger gelegene Le Ha vre.
Die Nordwestküste Frankreichs gleicht in ihrer Gliederung, ihrem
Aufbau und ihrer Gesteinszusammensetzung sehr der gegenüberliegenden
Südküste Englands. Beide sind gegliederte Steilküsten, vorwiegend aus
Kreide bestehend. Ein Schluß auf den frühern Zusammenhang beider
Länder ist nur zu naheliegend. — England ist auch für Frankreich das
wichtigste Handelsgebiet. Freilich ist die Nähe Englands (Calais—dover
nur 32 km) einst auch Frankreich gefährlich gewesen. Letzteres hat lange
mit England um seine Selbständigkeit kämpfen müssen. Die noch zu
England gehörigen Normannischen Inseln sind steile, klippenumstarrte
Landtrümmer. Sie schützen die St. Malo-Bucht zwischen der Bretagne
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Extrahierte Ortsnamen: La_Rochelle Nantes Bordeaux Nantes Bretagne Frankreich Brest Frankreichs Frankreichs Englands England Frankreich Englands Frankreich England England
16 Die Norddeutsche Tiefebene.
Teil. Am wichtigsten ist er für die deutsche Flotte, weil er ihr in Kriegszeiten freie
Bewegung längs unserer gesamten Küste gestattet. Auch den Handelsschiffen bietet er
ganz bedeutende Vorteile.
2. Ihr Wasser und ihr Strand
Ebbe und Flut sind in der Ostsee kanm wahrnehmbar. Auch ist
ihr Wasser kälter und wegen der zahlreichen ihr zufließenden süßen Ge-
Wässer weniger salzhaltig als das der Nordsee. Darum frieren die Ost-
seehäsen im Winter in der Regel zu, so daß die Schiffahrt eingestellt
werden muß. Im Frühling und Herbste ist letztere wegen der heftigen
Stürme und der unregelmäßigen Wellenbewegungen voller Gefahren,
Wenn längere Zeit ein schwerer Nordost- oder Ostwind weht, türmen sich
die Wellen höher und höher und bringen den Schiffern leicht Ver-
derben.
Im Vergleich zu den übrigen Meeren hat die Ostsee nur eine ge-
ringe Tiefe (durchschnittlich 70 m). Ihre Ufer sind meist so flach, daß
man stellenweise 200 Schritt in die See hineingehen kann. Daher be-
sitzt die deutsche Küste viele gute und sehr besuchte Bäder.
3. Gliederung der Küste.
a) Die Südküste. Die Küsteu der Ostsee sind stark gegliedert.
Im Süden dringt das Meer in drei größeren Bnchten in das Land
hinein. Es sind die Lübecker Bucht, wo die Freie Stadt Lübeck (92)
an der schiffbaren Trade emporgeblüht ist, die Pom Mersche Bncht mit
dem an der Odermündung gelegenen Stettin (220), dem größten aller
deutschen Ostseehäsen, und die Danziger Bucht mit der allen See-
Handelsstadt Danzig (160) sowie der Krönnngsstadt Königsberg (220), die
durch ihre Lage uuweit der Pregelmüudung in das Frische Haff für den
Seeverkehr wichtig geworden ist.
b) Die jütländische Küste. Die Ostseeküste der Halbinseljütland
hat eine so außerordentliche Gliederung luie kaum ein anderes Land in
Europa. Die zahlreichen tiefen Einschnitte des Meeres, die man hier
„Förden" nennt, bilden ebenfoviele natürliche Häfen. Im innersten
Winkel dieser Buchte« liegt regelmäßig eine Stadt, die für die Schiffahrt
wie für den Handel von Bedeutung ist. Die wichtigste unter diesen
Hafen- und Handelsstädten ist Kiel (160), der deutsche Kriegshaseu der
Ostsee, mit der Kaiserlichen Werft, wo die Kriegsschiffe erbaut und aus-
gebessert werden.
c) Inseln. Dev jütländischen Küste sind die Inseln Alsen und
Fehmarn vorgelagert. In der Nähe der pommerschen Küste liegt
Rügen, die größte und schönste der deutschen Inseln.
Rügen ist durch einen 3—4 km breiten Sund vom Festlande getrennt. Überall
ist das Meer in die Insel eingedrungen. Daher hat sie eine tief eingeschnittene Küste,
so daß sie auf der Karte wie eine Spinne aussieht. Rügen ist nicht bloß sehr srucht-
bar, sondern zeichnet sich auch durch hohe landschaftliche Schönheit aus. Die herrlichen
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TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Ortsnamen: Ostsee Stettin Danzig Königsberg Europa Kiel Ostsee
Iii. Teil: Die deutschen Kolonien.
A. In Am?>
I. Togo.
1. Größe und Lage.
Togo, die kleinste und nächstgelegene unserer afrikanischen Besitzungen,
ist etwas größer als das Königreich Bayern. Es liegt an der Küste
von Oberguinea und erstreckt sich als schmaler Landstreisen in das Innere.
Im Westen grenzt es an englisches, im Osten an französisches Gebiet.
Im Vergleich zu dem Hinterlande ist die Küstenstrecke nur kurz (ca.
50 km). — Die flache, sandige Küste hat keinen einzigen guten Hafen
und erschwert außerdem durch heftige Brandung das Landen der Schiffe.
Deshalb hat man bei dem Hanptort Lome eine Landungsbrücke ins
Meer hinansgebaut.
2. Bodenbeschaffenheit und Pflanzenwelt.
Wie wir schon an dem Laufe des Grenzflusses (des Volta) erkennen,
dacht sich der Boden nach Süden ab. Hinsichtlich seiner Gestaltung lassen
sich drei Landschaften unterscheiden. Auf den sandigen Strand folgt eine
fruchtbare Ebene, die allmählich zu einem waldreichen Gebirge ansteigt.
Am Strande hat man ausgedehnte Haine von Kokospalmen angelegt.
Auf der gut angebauten Ebene ist die wertvollste Pflanze die Ölpalme,
die sich in ganzen Wäldern bis zum Fuße des Gebirges ausbreitet. Auch
Mais- und Baumwollpflanzungen gedeihen hier vorzüglich. Dem
Anbau von Baumwolle insbesondere ist die regelmäßig einsetzende Regen-
und Trockenzeit günstig. Die Hochflächen des Gebirges, anf denen
weite Grassteppen mit einzelnen Baumgruppen abwechseln, eignen sich
besonders zur Viehzucht. Neben Rindern und Schafen werden anch
Pferde und Esel gehalten.
3. Bevölkerung. Erzeugnisse, Handel und Verkehr.
Die Bevölkerung Togos beläuft sich auf beinahe 1 Mill. Die Ein-
geborenen sind friedliche, fleißige Neger. Sie treiben Ackerbau, Viehzucht
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TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
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