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eigene Todesverachtung durch Feuerworte in ihre Seele zu hauchen.
Er beschwor sie bei Nom's heiligem Namen und bei den Erinne-
rungen, die ihn umschwebten; er mahnte sie, das Urtheil der Welt
und Nachwelt zu scheuen, zeigte ihnen, daß dieses die Stunde sei,
die über ihr und der Ihrigen Leben, Freiheit und Glück, über des
Reiches Fortdauer oder Zerstörung unwiderruflich entscheiden müsse,
und was Religion, Pflicht und Ehre von ihnen als Christen,
Brüdern und Männern heische. Sie umarmten sich, weinten,
schwuren, zu sterben fürs Vaterland, und jeder gierig an seinen
Posten mit dem Entschlüsse, des römischen Namens würdig zu
bleiben; aber der Kaiser, in dessen Gemüth die Hoffnung erloschen
war, die er bei seinen Freunden zu entzünden gesucht hatte, begab
sich in den Sophientempel, um das heilige Abendmahl zu empfangen,
und von da flog er auf den äußersten Wall, um unter seinen
Bürgern bis zum letzten Augenblick die Pflichten des Feldherrn
und des gemeinen Kriegers zu erfüllen und dann zu sterben.
Schon hatte der ungleiche Kampf begonnen, schon war der
Tod umhergegangen unter tausend Gestalten. Land und Meer
rötheten sich vom Blut. Doch was kümmerte dies den Sultan?
Er hatte Streiter genug, um mit ihren Leichen die tiefen Gräben
Constantinopel's auszufüllen und dann erst über sie hin den Weg
zum Siege zu betreten. Noch waren, nach zweistündigem Gemetzel,
die Griechen von keinem Punkte gewichen; aber ihr Arm fieng an,
vom Schlachten müde zu werden, und jetzt führte Mohamed den
Kern seiner Truppen, die schrecklichen Janitscharen, frisch in den
Sturm. In diesem verhängnisvollen Augenblicke wurde der tapfere
und kriegskundige Justiani, Befehlshaber der kleinen abendländischen
Hülfsschar und vom Kaiser zum Oberanführer des ganzen Heeres
erhoben, von einem Pfeile verwundet. Gewohnt, dem Tode zu
trotzen, konnte er doch dem Schmerz seiner Wunde nicht widerstehen;
er floh gegen die Stadt, um sich verbinden zu lassen. Da rief der
Kaiser, dessen Blicke überall waren, ihm zu: 'Freund, deine Wunde
ist leicht, die Gefahr dringend. Du bist hier nothwendig, uni> wohin
willst du fliehen?' — 'Hierdurch will ich mich retten, wo Gott
selbst den siegreichen Türken den Weg gebahnt hat!' sprach der
von Schmerz überwältigte Mann und drängte sich durch einen
Riß der Mauer in die Stadt. Viele „seiner Landsleute folgten
ihm, und Constantinopel war verloren. Übermannt, zurückgedrängt
von den Außenwerken, flohen die Griechen gegen die innere
Mauer. Schon vernahmen die zitternden Bürger das siegreiche
Allah, und ach, schon war Constantinopel nicht mehr. Nur, wo
der Kaiser stand, war noch ein Kampf gewesen. Die Edelsten und
Besten seines Reichs drängten sich um ihn. Er bat sie, ihn zu
tobten, daß er nicht lebend in der Ungläubigen Hände falle, und
warf den Purpur weg, um unerkannt unter seinen Mitstreitern
zu fallen. Alle starben hier den männlichen Tod; aber kein Feind
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37
entgeht, kann auch nach äußeren Gesetzen als Unrecht abgeurtheilt
werden. Hast du nämlich einen eben jetzt mit Mordsucht Um-
gehenden durch eine Lüge an der That verhindert, so bist du
für alle Folgen, die daraus entspringen möchten, aus rechtliche
Art verantwortlich. Bist du aber strenge bei der Wahrheit ge-
blieben, so kann dir die öffentliche Gerechtigkeit nichts anhaben,
die nnvorhergesehene Folge mag sein, welche sie wolle. Es ist doch
möglich, daß, nachdem du dem Mörder auf die Frage, ob der von
ihm Angefeindete zu Hause sei, ehrlicherweise mit Ja geantwortet
hast, dieser doch unbemerkt ausgegangen ist, und so dem Mörder
nicht in den Wurf gekommen, die That also nicht geschehen wäre:
hast du aber gelogen und gesagt, er sei nicht zu Hause, und er ist
auch wirklich, obzwar dir unbewußt, ausgegangen, wo denn der
Mörder ihm im Weggehen begegnete und seine That an ihm ver-
übte; so kannst du mit Recht als Urheber des Todes desselben an-
geklagt werden. Denn bättest du die Wahrheit, so gut du sie
wußtest, gesagt; so wäre vielleicht der Mörder über dem Nachsuchen
seines Feindes im Hause von herbeigelaufenen Nachbarn ergriffen
und die That verhindert worden. Wer also lügt, so gutmüthig
er auch dabei gesinnt sein mag, muß die Folgen davon, selbst vor
dem bürgerlichen Gerichtshöfe, verantworten und dafür büßen,
so unvorhergesehen sie auch immer sein mögen, weil Wahrhaftigkeit
eine Pflicht ist, die als die Basis aller aus Vertrag zu gründenden
Pflichten angesehen werden muß, deren Gesetz, wenn man ihr auch
nur die geringste Ausnahme einräumt, schwankend und unnütz
gemacht wird.
Es ist also ein heiliges, unbedingt gebietendes,
durch keinen Unterschied zwischen Personen einzu-
schränkendes Veruunstgebot, in allen Erklärungen
wahrhaft (ehrlich) zu sein, und der deutsche Philosoph' wird
daher den obigen Satz des ffranzösischen Philosophen' nicht zu
seinem Grundsätze annehmen.
Eine Frage. V, 263.
Muß ich, wenn ich in wirklichen Geschäften, wo es aufs Mein
und Dein ankommt, eine Unwahrheit sage, auch alle die Folgen
verantworten, die daraus entspringen möchten? Z. B. ein Haus-
herr hat befohlen, daß, wenn ein gewisser Mensch nach ihm fragen
würde, der Dienstbote ihn verleugnen solle. Der Dienstbote thut
dieses, veranlaßt aber dadurch, daß jener entwischt und ein großes
Verbrechen ausübt, welches sonst durch die gegen ihn ausgeschickte
Wache wäre verhindert worden. Auf wen fällt hier die Schuld?
Allerdings auch mit auf den Dienstboten, welcher hier eine Pflicht
gegen sich selbst durch eine Lüge verletzte, deren Folgen ihm nun
durch sein eigenes Gewissen zugerechnet werden.
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46
Dann schweigt der Sturm, von ihm Und ausgespannt
bedroht, Von seiner Hand,
Dann legen sich auf sein Gebot Wölbt sich der Friedensbogen.
Die wildempörten Wogen,
22.
Die Schiffahrt des Lebens.
Von Dr. Martin Luther.
Werke 2- Aufl. Hamburg 1827 u. 28. Hi, 148.
Rnftr Leben ist gleich einer Schiffahrt. Denn gleichwie die
Schiffsleute vor sich haben den Port, nach und zu welchem sie
ihre Fahrt richten, daß sie den erlangen und dahin kommen mögen,
da sie sicher und aus aller Gefahr sind: also ist auch uns die
Verheißung des ewigen Lebens geschehen, daß wir in derselben,
gleichwie in einem Port, fein, sauft und sicher ruhen sollen. Weil
aber das Schiff, in dem wir geführet werden, schwach ist, und
große, gewaltige, gefährliche, ungestüme Winde, Wetter und Wellen
zu und auf uns einfallen imt> uns gerne bedecken wollten: so be-
dürfen wir, wahrlich, wohl eines verständigen, geschickten Schiffs-
manns und Patrons, der das Schiff mit seinem Rath und Ver-
stand also regiere und führe, daß es nicht irgend entweder an eine
Steinklippe anstoße, oder gar untergehe. — Nun ist unser Schiffs-
herr und Patron allein Gott, der das Schiff nicht allein will,
sondern auch kann regieren und erhalten, auf daß, da es gleich
von ungestümen Wellen und Sturmwinden hin und wider ge-
wehet und überfallen wird, es gleichwohl unversehret und un-
zerbrochen, ganz ans Ufer und an Port kommen möge. — Er hat
aber verheißen, daß er uns will beistehen, wenn wir ihn nur um
Negierung und Hülfe, Schutz und Schirm fleißig bitten und mit
Ernst anrufen; und so lange wir diesen Schiffsherrn bei uns
haben und behalten, so Halls keine Noth, und kommen aus allem
Unglück, daß uns die grausamen Winde und Wellen nicht schaden
noch bedecken können. Wenn aber die, so im Schiff sind, in der
größten Gefahr den Schiffsherrn und Regenten muthwilliglich aus
dem Schiff werfen, der sie doch durch seine Gegenwärtigkeit und
seinen Rath erhalten könnte, in dem Fall muß das Schiff um-
kommen und verderben. Und man sieht klärüch, daß der Schiff-
bruch geschehen ist nicht aus Verwahrlosung und Schuld des
Schiffsherrn, sondern aus Mnthwillen und Unstnnigkeit derer, die
im Schiff gewesen sind.
Dies Gleichnis und Bild zeiget fein an, was die Ursache sei
unsers Unglücks und Elendes, und woher es komme.
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175
menge und machte sie alle flüchtig, darauf löste er den kaiser seiner
bände und lief schnell zurück, legte sich in den zuber und badete
nach wie vor. Otto, als er zu seinem heer wieder gelangte, wollte
erkundigen, wer sein unbekannter retter gewesen wäre; zornig
sasz er im zelt auf seinem stuhl und sprach: ‘ich war verrathen,
wo mir nicht zwei ritterliche bände geholfen hätten; wer aber den
nackten mann erkennt, führe ihn vor mich her, dasz er reichen
lohn und meine huld empfange; kein kühnerer held lebt hier,
noch anderswo.’
Nun wuszten wohl einige, dasz es Heinrich von Kempten ge-
wesen war; doch fürchteten sie den namen dessen auszusprechen,
dem der kaiser den tod geschworen hatte, ‘mit dem ritter,’ ant-
worteten sie, ‘stehet es so, dasz schwere Ungnade auf ihm lastet;
möchte er deine huld wieder gewinnen, so lieszen wir ihn vor dir
sehen.’ da nun der kaiser sprach, und wenn er ihm gleich seinen
vater erschlagen hätte, solle ihm vergeben sein, nannten sie ihm
Heinrich von Kempten. Otto befahl, dasz er alsobald herbeige-
bracht würde; er wollte ihn aber erschrecken und übel empfahen.
Als Heinrich von Kempten hereingeführt war, geberdete der
kaiser sich zornig und sprach: ‘wie getrauet ihr, mir unter äugen
zu treten? ihr wiszt doch wohl, warum ich euer feind bin, der ihr
meinen hart gerauft und ohne schermesser geschoren habt, dasz er
noch ohne locke steht, welch hochfähi'tiger übermuth hat euch jetzt
daher geführt?’ ‘gnade, herr,’ sprach der kühne degen, ‘ich kam
gezwungen hierher, und mein fürst, der hier steht, gebot es bei
seinen hulden. gott sei mein zeuge, wie ungern ich diese fahrt
gethan; aber meinen diensteid muszte ich lösen: wer mir das übel
nimmt, dem lohne ich so, dasz er sein letztes wort gesprochen hat.’
da begann Otto zu lachen: ‘seid mir tausendmal willkommen, ihr
auserwählter held! mein leben habt ihr gerettet, das muszte ich
ohne eure hülfe verloren haben, seliger mann.' so sprang er auf,
küszte ihm äugen und wangen. ihr zweier feindschaft war dahin,
und eine lautere sühne gemachet; der hochgeborne kaiser lieh und
gab ihm groszen reichthum und brachte ihn zu ehren, deren man
noch gedenket.
94.
Das Glück von Eden Hall.
Von Uhland.
Gedichte 1853. S. 352.
Don Edenhall der junge Lord
Läßt schmettern Festtrommetenschall,
Er hebt sich an des Tisches Bord
Und ruft in trunkner Gäste Schwall:
‘Nun her mit dem Glucke von Edenhall!' *
*
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Extrahierte Personennamen: Otto Heinrich_von_Kempten Heinrich Heinrich_von_Kempten Heinrich Otto Heinrich_von_Kempten Heinrich Otto
212
Das soll noch oft wie Morgenwind
Um meinen Busen wehen,
Das hab' ich wohl an manchem Kind
Im stillen Thal gesehen:
Die Demuth und die Dienstbarkeit
Der Schönheit und der Stärke,
Die Einsalt, die sich kindlich freut
An jedem Gotteswerke;
Des Jünglings frühe Tüchtigkeit
In würdigen Geschäften,
Der alten Männer Trefflichkeit,
Bescheiden in den Kräften.
Wohl manches Zeichen, manchen
Wink
Kann man da draußen sehen,
Wovon wir in dem Mauernring
Die Hälfte nicht verstehen.
Vom Bauernstand, von unten aus
Soll sich das neue Leben
In Adels Schloß und Bürgers Haus
Ein frischer Quell erheben.
Doch eines, lieber ältster Stand,
Kann größres Lob dir schaffen:
Nie massig hängen an der Wand
Laß deine Bauernwaffen.
Der scharfe Speer, das gute Schwert
Muß öfter dich begleiten,
Um fröhlich für Gesetz und Herd
Und für das Heil zu streiten.
Zieh fröhlich, wenn erschallt das Horn,
Ein Sturm auf allen Wegen,
Und wirf ein heißes blaues Korn
Dem Räuber kühn entgegen.
Die Siegessaat, die Freiheitsaat,
Wie herrlich wird sie sprießen!
Du Bauer sollst für solche That
Die Ernten selbst genießen.
Der Arm, der harte Erde gräbt
Und Stiere weiß zu zwingen,
Kann wohl, vom Heldengeist belebt,
Mit jedwi Feinde ringen.
Du frommer freier Bauernstand,
Du liebster mir von allen,
Dein Erbtheil ist im deutschen Land
Gar lieblich dir gefallen.
118. *
Von der Sünde und dem Anglück.
Don Arndt.
Katechismus für den deutschen Kriegs- und Wchrmann. 1813. Kap. 8. S. 29.
Und es sind viele, die da sagen: unabwendbar war das Un-
glück, das uns die letzten Jahre getroffen, und wir hätten auf
keine Weise ihm entrinnen mögen.
Denn Gott hat von Ewigkeit hier den Lauf der Zeiten bestimmt,
und kein Sterblicher mag seine Wege wissen und meistern.
Und wäre es doch alles geschehen, wenn wir auch klüger ge-
wesen, und wäre es geworden, wie es heilte ist, wenn wir auch
in der Treue unserer Väter gewandelt wären.
Denn Los wird geworfen in den Schoß, aber es
fällt, wie der Herr will.
Ich aber sage euch: ihr sehet die Furchen noch frisch, worein
ihr gesäet, und die Stricke sind noch nicht verfault, worin ihr euch
gefangen habt.
Denn eure Aussaat heißt Zwietracht und Neid, und die
Stricke eures Verderbens waren Wollust und Geiz.
Und war die Liebe von euch gewichen, und der Haß hatte die
Herzen erkältet, und wußten nichts mehr von Deutschland lind
dem Vaterlande und von der alten deutschen Ehre und Freiheit,
und ließen der eine von dem andern, und giengen ein jeglicher
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219
Das Mark des Landes ward ausgesogen. Die Hauptfestungen
blieben vom Feinde besetzt, der Ackerbau ward gelähmt, so wie der
sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit
des Handels ward gehemmt und dadurch die Quelle des Erwerbes
und des Wohlstandes verstopft. Das Land ward ein Raub der
Verarmung. Durch die strengste Erfüllung eingegangener Ver-
bindlichkeiten hoffte ich meinem Volke Erleichterung zu verschaffen
und den französischen Kaiser endlich ju überzeugen, daß es sein
eigener Vortheil sei, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber
meine reinsten Absichten wurden durch Übermuth und Treulosig-
keit vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, daß des Kaisers Ver-
träge mehr noch wie seine Kriege un8 langsam verderben mußten.
Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über unsern
Zustand schwindet. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern,
Lithauer! Ihr wißt, was ihr seit sieben Jahren erduldet habt, ihr
wißt, was euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden
Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert euch an die Vorzeit, an
den großen Kurfürsten, an den großen Friedrich. Bleibet einge-
denk der Güter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften:
Gewissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfleiß und
Wissenschaft. Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen Ver-
bündeten, gedenkt der Spanier und Portugiesen; selbst kleine
Völker sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den
Kamps gezogen und haben den Sieg errungen: erinnert euch an
die heldenmüthigen Schweizer und Niederländer. Große Opfer
werden von allen Ständen gefordert werden, denn unser Beginnen
ist groß, und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde.
Ihr werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für euren an-
gebornen König, als für einen fremden Herrscher, der, wie so viele
Beispiele lehren, eure Söhne und eure letzten Kräfte Zwecken
widmen würde, die euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott,
Ausdauer, Muth und der mächtige Beistand unserer Bundesgenossen
werden unseren redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn gewähren.
Aber welche Opfer auch von Einzelnen gefordert werden mögen,
sie wiegen die heiligen Güter nicht aus, für die wir sie hingeben,
für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören
wollen, Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte entschei-
dende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unab-
hängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen andern Ausweg giebt es,
als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang.
Auch diesem würdet ihr getrost entgegen gehen, weil ehrlos der
Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir dürfen mit Zuversicht
vertrauen. Gott und unser fester Wille werden unserer gerechten
Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sichern glorreichen Frieden
und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit.
Breslau, den 17. März 1813. . Friedrich Wilhelm.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Muth Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
48
mehr: die Liebe ist das einige Mittel, uns, weil wir hier Pilgrim
und Fremdlinge sind, glückselig zu machen. Keine Zufriedenheit,
keine Ruhe, keine Stille der Seelen ohne Liebe. Lernet dieses aus
dem Munde des Jüngers, den Jesus lieb hatte: ^Furcht,' sagt dieser
heilige Mann, llst nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibet
die Furcht aus? Das heißt so viel: wo eine rechtschaffene Liebe
ist, da ist das, was wir alle so eifrig suchen, das, wonach so viele
Weise vergebens gerungen haben, eine ruhige, eine gelassene, eine
unbekümmerte Seele, oder, daß ich eben dieses mit andern Worten
sage, da ist die Wohnung der Seligkeit, die sich ein Sterblicher
in dieser Hütte versprechen kann.
Kennet ihr euch, so werdet ihr wissen, daß die Furcht das
größte Übel unsers elenden Lebens sei. Die Dinge, die man
fürchtet, die Leiden dieser Zeit, die Schmerzen, die uns von dem
ersten Augenblicke unsers Lebens begleiten, sind viel leichter zu er-
tragen, als die Angst, die wir fühlen, ehe sie uns betreffen. Die
Furcht ist der größte Henker unserer Herzen. Und der Tod selbst
ist erträglicher, als eine zaghafte, bange und mit Furcht gequälte
Seele. Die Menschen haben daher 511 allen Zeiten nichts mehr
gesuchet, als sich von dieser betrübten und beschwerlichen Bewegung
zu befreien; ihr selbst nehmet täglich die allersauersten Bemühungen
auf elich, um nur die Furcht zu vertreiben und eure Seele zu be-
friedigen. Was suchet der Einsiedler, der sich von der Welt ab-
sondert und in einer dürren Wüste mit Wasser und Wurzeln den
ausgezehrten Leib erhält? Er suchet nichts als ein Mittel gegen
seine Furcht vor dem, was ewig ist. Was will der Abergläubische,
der sich eine Art des Gottesdienstes aufbürdet, die ebenso unge-
reimt, als mühselig ist? Er will sich von der Furcht retten, die
er fühlet, wenn er an die Gerechtigkeit des Höchsten denket. Was
will der Weltweise finden, der sich in seine Kammer schließet und
durch die Heftigkeit seiner Betrachtungen dem Leibe Gewalt und Un-
recht thut? Er will die Zufriedenheit erjagen und einen sichern
Weg erforschen, der Furcht zu entgehen. Was wollt ihr, Götter
dieser Erden, Monarchen, Herrscher, Regenten dieser Welt, die ihr
rathschlaget, denket, sorget, banet und niederreißet, die ihr Krieg und
Frieden beschließet, die ihr das Schicksal der Welt durch eure Anstalten
und Ordnungen bestimmen wollet? Wollt ihr nicht Furcht, Sorge,
Unruhe von euch und den Häuptern eurer Unterthanen verjagen?
Macht euch nicht die Furcht, daß ein unversebenes Übel die Welt
verwirren möge, so wachsam und sorgfältig? Was wollt ihr, Kauf-
und Handelsleute, die ihr Gesundheit und Leben gegen die ungewisse
Hoffnung eines nichtigen Gewinnes aufsehet und die Nacht zu-
weilen zum Tage machet? Treibet euch nicht die Furch des Man-
gels, die Sorge für das Künftige zu diesen mühseligen Arbeiten?
Die Furcht ist der Trieb, der die ganze Welt in Unruhe und Be-
wegung setzet und die Tage, die uns hier die Vorsehung gönnet,
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gebildeten Ständen; aber in der Hülle ihrer Ordenskleidung sehen
sie alle einander gleich: der alltägige Stand wird da vergessen über
dem festtägigern Beruf, der Leidenden sich zu erbarmen.
Einmal hat es in der .großen, schönen Kaiserstadt W. sich
zugetragen, daß ein Bruder von solch einem barmherzigen Orden
in das Zimmer eines vornehmen Kaffeehauses hineintrat, in wel-
chem mehrere ansehnliche, reiche Leute um einen Tisch saßen. Man
konnte es dem Mann in seiner Ordenstracht nicht ansehen, wer er
im Gewand des gewöhnlichen Lebens seiz daß er aber von wahr-
haft hoher Bildung war, bewies bald nachher sein Benehmen, und
wenn er, ehe er das Ordenskleid anzog, wie einige sagen, ein Offi-
zier von hohem Range war, dann muß er in dem pünktlichen Ge-
horsam einer höheren, göttlichen Art ebenso wohl und tüchtig ein-
geübt gewesen sein, als in den Pflichten und Exercitien eines welt-
lichen Militärmauns.
Der Ordensbruder, von welchem wir hier sprechen, näherte sich
dem einen der Gäste, welche dort am Tische des vornehmen Kaffee-
hauses beisammen saßen; er klapperte ein wenig mit seiner eisernen
Almosenbüchse und sprach einige Worte, die wohl manchen gerührt
hätten; der stumme Gast aber that, als sähe und hörte er nichts
von dem allen. So trat er zum zweiten, zum dritten: keiner hörte
auf ihn, nur der vierte fuhr mit der zornigen Antwort heraus:
^Siehst bu denn nicht, daß wir hier gerade sehr beschäftigt sind?'
Beschäftigt, auf ihre Weise, waren die Leute allerdings; sie spielten
in der Karte, und zwar so hoch, daß alle ihre Gedanken an Gewinn
und Verlust biengen. Der Ordensbruder wartete deshalb ein Weil-
chen, und da der vierte ihm doch wenigstens eine Antwort gegeben
hatte, versuchte er bei diesem sein Glück von neuem: als so eben
das Spiel beendigt war, klapperte er wieder mit der Büchse und
bat im Namen seiner Kranken und Hülfsbedürftigen um eine Gabe.
Der vierte aber, verdrießlich über sein so eben verlorenes Spiel,
wendete sich herum und gab dem Sammler mit den Worten: <Da
hast tut etwas, du Unverschämter!' eine sehr derbe Ohrfeige.
Was that wohl nun der Ordensbruder? Regte sich in ihm
nicht in ganzer Kraft der Geist jenes Standes, dem er sonst, im
gewöhnlichen Leben, angehörte, und dessen äußerliche Züge jetzt,
vielleicht nur auf etliche Stunden, durch das Gewand des Ordens
und durch die Maske des Bartes verhüllt waren? Wie? — durfte
er eine solche niederträchtige, rohe Behandlung ungeahndet lassen?
War nicht die Ehre seines Standes auf eine Weise gekränkt, welche
blutige Rache erforderte?
Wirklich schien es auf einige Augenblicke, als ob in dem Hart-
beleidigten dergleichen Gedanken aufstiegen: seilte Stirn, von der
Nöthe des Zorns übergössen, umwölkte sich; sein Arm zuckte. Aber
der Mann war an militärischen Gehorsam gewöhnt; in jenen
Augenblicken der natürlichen Aufwallung vernahm er das Comman-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
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208
Wer mit hündischem Sinn das Rechte verschweiget, der um-
schleicht mit dem Unrecht bald auch das Recht.
Und so erwächst der Geiz und die Lüge und der Neid und
die Verleumdung und aller Laster, die im Finstern schleichen, eine
zahllose Menge, und ist zuletzt kein Ausweg mehr aus der Schande.
Und wenn solches geschieht, so häufen die Menschen die Sün-
den und das Gold, und zittern jeden Tag, und essen im Jammer
ihr Brot, und haben keine Freude und geben keine Freude.
Denn wen Furcht treibet, wie mag der fröhlich sein? und
wer auf Tugend nicht getrost ist, wie mag der zu Gott beten?
Denn Gott wohnt nur iu den stolzen Herzen, und für den
niedrigen Sinn ist der Himmel zu hoch.
Denn auch die Demuth ist stolz auf den Herrn, aber Sclaven-
dienst kriecht mit dem Gewürm im Staub.
Und Gott spricht: <Jch habe die Verworfenen gesehen und die
Buben, die mein Volk aus Furcht verkauften.'
'Und weil ihre Herzen verkehrt waren, hab ich sie verkehrt,
und weil sie mit Fremden buhlten, hab ich sie verworfen.'
Und mag man heute wohl sagen, wie der Prediger spricht:
‘(£8 ist ein groß Unglück, das ich sah unter der Sonne,
nämlich Unverstand, der unter den Gewaltigen gemein
ist, daß ein Narr sitzt in großer Würde und die Klugen
unten sitzen; ich sah Knechte auf Rossen, und Fürsten
zu Fuße gehen wie Knechte.'
115.
An das deutsche Volk im Jahre 1810.
Don Seume.
Werke. Leipzig 1826. I, 316.
klimmt traf mich nicht aus einer Wolke
Gottes Feuer, eh' in meinem Volke
Ich die Greuel der Verwüstung sah?
Schmerzlich zuckt es mir durch die Gebeine
Bei der heißen Thräne, die ich weine,
Auf des Vaterlandes Golgatha!
Rechts und links zieht eine wilde Horde,
Mehr noch mit Zerstörung als mit Morde,
Die mit Spott das Ährenfeld zertritt.
Jedes Rechtes blutige Verächter,
Geben sie zur Antwort Hohngelächter,
Wo sie kommen, kommt das Laster mit.
Städte rauchen unter ihrem Tritte,
Und vor ihnen flieht die gute Sitte,
Und von ihren Fäusten trieft das Blut,
Bleicher Schrecken zittert, wo sie wandeln
Und die Hölle jubelt, wo sie handeln
Mit der Furien entmenschter Wuth.
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TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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210
Und mit Zähneknirschen sinken Greise,
Zeugen beßrer Zeiten, in das Grab.
Werden unsre aufgehäuften Sünden
Nicht vielleicht noch einen Heiland finden?
Oder soll das Glück der Vormund sein?
Wen noch jetzt ein edler Zorn beweget,
Wem noch reines Blut im Herzen schlüget,
Halt' es flutend, heilig, heiß und rein!
Blicke, Genius des Vaterlandes,
Mit dem Licht gemeineren Verstandes
Auf die Hohen und das Volk herab,
Daß wir Einheit, Freiheit, Recht erwerben,
Oder alle die Geschwächten sterben,
Und die Weltgeschichte gräbt das Grab.
116.
Von dem fremden Volke.
Söon Arndt.
Katechismus für den deutschen Kriegs- und Wehrmann. 1813. Kap. 7. S. 26.
Höre du, der am Strande der Ostsee wohnt und auf den
höchsten Alpen seine Heerden weidet, der von der Elbe die Schiffe
zu den Inseln schickt und auf der Donau zu fernen Völkern
fährt: höre du Volk, dessen Väter ich geliebt habe, dessen Land ich
geheiligt habe zum Sitze der Freiheit.
Was willst du länger trägen Sinnes sein und nicht gedenken,
wer beine Väter gewesen?
Die hatten die Gerechtigkeit lieber als Gold, und Freiheit
dänchte sie werther als köstliche Steine.
Darum waren ihre Häuser voll Glückseligkeit, und Freude
fehlte nie bei ihren Feste».
Denn der kühne Mann erfreut sich des Lebens, und wer frei
ist, der hat Güter genug.
Du aber hast mit den Fremden gebuhlt und hast die Affen
zu Götzen gemacht; du hast nicht bedacht, wie verderblich der
welsche Tand dir ist, und hast der Ehren deiner Väter lange
vergessen.
Deswegen ist die Staupe über dich gekommen, und die Knecht-
schaft hat sieb dir auf den Nacken gesenkt.
Denn durch die Knechte verlerntest du die Freiheit deiner
Väter, und durch die äffischen Menschen, was deinen Altvordern
Zucht hieß, und lachtest über das Heilige in deinem Volke, und
ward dir die Sitte deiner Väter zum Spott, und lachtest auch über
mich, der im Himmel wohnet.
Und tändeltest in fremder Sprache fremden Lug nach und
verspieltest die deutsche Treue in schlüpfrigen Worten.
Denn die, mit welchen du buhltest, kennen die Treue nicht,
und Zucht und Sitte heißt ihnen ein lächerliches Ding.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
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