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1. Theil 3 - S. 16

1861 - Hanover : Rümpler
16 eigene Todesverachtung durch Feuerworte in ihre Seele zu hauchen. Er beschwor sie bei Nom's heiligem Namen und bei den Erinne- rungen, die ihn umschwebten; er mahnte sie, das Urtheil der Welt und Nachwelt zu scheuen, zeigte ihnen, daß dieses die Stunde sei, die über ihr und der Ihrigen Leben, Freiheit und Glück, über des Reiches Fortdauer oder Zerstörung unwiderruflich entscheiden müsse, und was Religion, Pflicht und Ehre von ihnen als Christen, Brüdern und Männern heische. Sie umarmten sich, weinten, schwuren, zu sterben fürs Vaterland, und jeder gierig an seinen Posten mit dem Entschlüsse, des römischen Namens würdig zu bleiben; aber der Kaiser, in dessen Gemüth die Hoffnung erloschen war, die er bei seinen Freunden zu entzünden gesucht hatte, begab sich in den Sophientempel, um das heilige Abendmahl zu empfangen, und von da flog er auf den äußersten Wall, um unter seinen Bürgern bis zum letzten Augenblick die Pflichten des Feldherrn und des gemeinen Kriegers zu erfüllen und dann zu sterben. Schon hatte der ungleiche Kampf begonnen, schon war der Tod umhergegangen unter tausend Gestalten. Land und Meer rötheten sich vom Blut. Doch was kümmerte dies den Sultan? Er hatte Streiter genug, um mit ihren Leichen die tiefen Gräben Constantinopel's auszufüllen und dann erst über sie hin den Weg zum Siege zu betreten. Noch waren, nach zweistündigem Gemetzel, die Griechen von keinem Punkte gewichen; aber ihr Arm fieng an, vom Schlachten müde zu werden, und jetzt führte Mohamed den Kern seiner Truppen, die schrecklichen Janitscharen, frisch in den Sturm. In diesem verhängnisvollen Augenblicke wurde der tapfere und kriegskundige Justiani, Befehlshaber der kleinen abendländischen Hülfsschar und vom Kaiser zum Oberanführer des ganzen Heeres erhoben, von einem Pfeile verwundet. Gewohnt, dem Tode zu trotzen, konnte er doch dem Schmerz seiner Wunde nicht widerstehen; er floh gegen die Stadt, um sich verbinden zu lassen. Da rief der Kaiser, dessen Blicke überall waren, ihm zu: 'Freund, deine Wunde ist leicht, die Gefahr dringend. Du bist hier nothwendig, uni> wohin willst du fliehen?' — 'Hierdurch will ich mich retten, wo Gott selbst den siegreichen Türken den Weg gebahnt hat!' sprach der von Schmerz überwältigte Mann und drängte sich durch einen Riß der Mauer in die Stadt. Viele „seiner Landsleute folgten ihm, und Constantinopel war verloren. Übermannt, zurückgedrängt von den Außenwerken, flohen die Griechen gegen die innere Mauer. Schon vernahmen die zitternden Bürger das siegreiche Allah, und ach, schon war Constantinopel nicht mehr. Nur, wo der Kaiser stand, war noch ein Kampf gewesen. Die Edelsten und Besten seines Reichs drängten sich um ihn. Er bat sie, ihn zu tobten, daß er nicht lebend in der Ungläubigen Hände falle, und warf den Purpur weg, um unerkannt unter seinen Mitstreitern zu fallen. Alle starben hier den männlichen Tod; aber kein Feind

2. Theil 3 - S. 37

1861 - Hanover : Rümpler
37 entgeht, kann auch nach äußeren Gesetzen als Unrecht abgeurtheilt werden. Hast du nämlich einen eben jetzt mit Mordsucht Um- gehenden durch eine Lüge an der That verhindert, so bist du für alle Folgen, die daraus entspringen möchten, aus rechtliche Art verantwortlich. Bist du aber strenge bei der Wahrheit ge- blieben, so kann dir die öffentliche Gerechtigkeit nichts anhaben, die nnvorhergesehene Folge mag sein, welche sie wolle. Es ist doch möglich, daß, nachdem du dem Mörder auf die Frage, ob der von ihm Angefeindete zu Hause sei, ehrlicherweise mit Ja geantwortet hast, dieser doch unbemerkt ausgegangen ist, und so dem Mörder nicht in den Wurf gekommen, die That also nicht geschehen wäre: hast du aber gelogen und gesagt, er sei nicht zu Hause, und er ist auch wirklich, obzwar dir unbewußt, ausgegangen, wo denn der Mörder ihm im Weggehen begegnete und seine That an ihm ver- übte; so kannst du mit Recht als Urheber des Todes desselben an- geklagt werden. Denn bättest du die Wahrheit, so gut du sie wußtest, gesagt; so wäre vielleicht der Mörder über dem Nachsuchen seines Feindes im Hause von herbeigelaufenen Nachbarn ergriffen und die That verhindert worden. Wer also lügt, so gutmüthig er auch dabei gesinnt sein mag, muß die Folgen davon, selbst vor dem bürgerlichen Gerichtshöfe, verantworten und dafür büßen, so unvorhergesehen sie auch immer sein mögen, weil Wahrhaftigkeit eine Pflicht ist, die als die Basis aller aus Vertrag zu gründenden Pflichten angesehen werden muß, deren Gesetz, wenn man ihr auch nur die geringste Ausnahme einräumt, schwankend und unnütz gemacht wird. Es ist also ein heiliges, unbedingt gebietendes, durch keinen Unterschied zwischen Personen einzu- schränkendes Veruunstgebot, in allen Erklärungen wahrhaft (ehrlich) zu sein, und der deutsche Philosoph' wird daher den obigen Satz des ffranzösischen Philosophen' nicht zu seinem Grundsätze annehmen. Eine Frage. V, 263. Muß ich, wenn ich in wirklichen Geschäften, wo es aufs Mein und Dein ankommt, eine Unwahrheit sage, auch alle die Folgen verantworten, die daraus entspringen möchten? Z. B. ein Haus- herr hat befohlen, daß, wenn ein gewisser Mensch nach ihm fragen würde, der Dienstbote ihn verleugnen solle. Der Dienstbote thut dieses, veranlaßt aber dadurch, daß jener entwischt und ein großes Verbrechen ausübt, welches sonst durch die gegen ihn ausgeschickte Wache wäre verhindert worden. Auf wen fällt hier die Schuld? Allerdings auch mit auf den Dienstboten, welcher hier eine Pflicht gegen sich selbst durch eine Lüge verletzte, deren Folgen ihm nun durch sein eigenes Gewissen zugerechnet werden.

3. Theil 3 - S. 46

1861 - Hanover : Rümpler
46 Dann schweigt der Sturm, von ihm Und ausgespannt bedroht, Von seiner Hand, Dann legen sich auf sein Gebot Wölbt sich der Friedensbogen. Die wildempörten Wogen, 22. Die Schiffahrt des Lebens. Von Dr. Martin Luther. Werke 2- Aufl. Hamburg 1827 u. 28. Hi, 148. Rnftr Leben ist gleich einer Schiffahrt. Denn gleichwie die Schiffsleute vor sich haben den Port, nach und zu welchem sie ihre Fahrt richten, daß sie den erlangen und dahin kommen mögen, da sie sicher und aus aller Gefahr sind: also ist auch uns die Verheißung des ewigen Lebens geschehen, daß wir in derselben, gleichwie in einem Port, fein, sauft und sicher ruhen sollen. Weil aber das Schiff, in dem wir geführet werden, schwach ist, und große, gewaltige, gefährliche, ungestüme Winde, Wetter und Wellen zu und auf uns einfallen imt> uns gerne bedecken wollten: so be- dürfen wir, wahrlich, wohl eines verständigen, geschickten Schiffs- manns und Patrons, der das Schiff mit seinem Rath und Ver- stand also regiere und führe, daß es nicht irgend entweder an eine Steinklippe anstoße, oder gar untergehe. — Nun ist unser Schiffs- herr und Patron allein Gott, der das Schiff nicht allein will, sondern auch kann regieren und erhalten, auf daß, da es gleich von ungestümen Wellen und Sturmwinden hin und wider ge- wehet und überfallen wird, es gleichwohl unversehret und un- zerbrochen, ganz ans Ufer und an Port kommen möge. — Er hat aber verheißen, daß er uns will beistehen, wenn wir ihn nur um Negierung und Hülfe, Schutz und Schirm fleißig bitten und mit Ernst anrufen; und so lange wir diesen Schiffsherrn bei uns haben und behalten, so Halls keine Noth, und kommen aus allem Unglück, daß uns die grausamen Winde und Wellen nicht schaden noch bedecken können. Wenn aber die, so im Schiff sind, in der größten Gefahr den Schiffsherrn und Regenten muthwilliglich aus dem Schiff werfen, der sie doch durch seine Gegenwärtigkeit und seinen Rath erhalten könnte, in dem Fall muß das Schiff um- kommen und verderben. Und man sieht klärüch, daß der Schiff- bruch geschehen ist nicht aus Verwahrlosung und Schuld des Schiffsherrn, sondern aus Mnthwillen und Unstnnigkeit derer, die im Schiff gewesen sind. Dies Gleichnis und Bild zeiget fein an, was die Ursache sei unsers Unglücks und Elendes, und woher es komme.

4. Theil 3 - S. 175

1861 - Hanover : Rümpler
175 menge und machte sie alle flüchtig, darauf löste er den kaiser seiner bände und lief schnell zurück, legte sich in den zuber und badete nach wie vor. Otto, als er zu seinem heer wieder gelangte, wollte erkundigen, wer sein unbekannter retter gewesen wäre; zornig sasz er im zelt auf seinem stuhl und sprach: ‘ich war verrathen, wo mir nicht zwei ritterliche bände geholfen hätten; wer aber den nackten mann erkennt, führe ihn vor mich her, dasz er reichen lohn und meine huld empfange; kein kühnerer held lebt hier, noch anderswo.’ Nun wuszten wohl einige, dasz es Heinrich von Kempten ge- wesen war; doch fürchteten sie den namen dessen auszusprechen, dem der kaiser den tod geschworen hatte, ‘mit dem ritter,’ ant- worteten sie, ‘stehet es so, dasz schwere Ungnade auf ihm lastet; möchte er deine huld wieder gewinnen, so lieszen wir ihn vor dir sehen.’ da nun der kaiser sprach, und wenn er ihm gleich seinen vater erschlagen hätte, solle ihm vergeben sein, nannten sie ihm Heinrich von Kempten. Otto befahl, dasz er alsobald herbeige- bracht würde; er wollte ihn aber erschrecken und übel empfahen. Als Heinrich von Kempten hereingeführt war, geberdete der kaiser sich zornig und sprach: ‘wie getrauet ihr, mir unter äugen zu treten? ihr wiszt doch wohl, warum ich euer feind bin, der ihr meinen hart gerauft und ohne schermesser geschoren habt, dasz er noch ohne locke steht, welch hochfähi'tiger übermuth hat euch jetzt daher geführt?’ ‘gnade, herr,’ sprach der kühne degen, ‘ich kam gezwungen hierher, und mein fürst, der hier steht, gebot es bei seinen hulden. gott sei mein zeuge, wie ungern ich diese fahrt gethan; aber meinen diensteid muszte ich lösen: wer mir das übel nimmt, dem lohne ich so, dasz er sein letztes wort gesprochen hat.’ da begann Otto zu lachen: ‘seid mir tausendmal willkommen, ihr auserwählter held! mein leben habt ihr gerettet, das muszte ich ohne eure hülfe verloren haben, seliger mann.' so sprang er auf, küszte ihm äugen und wangen. ihr zweier feindschaft war dahin, und eine lautere sühne gemachet; der hochgeborne kaiser lieh und gab ihm groszen reichthum und brachte ihn zu ehren, deren man noch gedenket. 94. Das Glück von Eden Hall. Von Uhland. Gedichte 1853. S. 352. Don Edenhall der junge Lord Läßt schmettern Festtrommetenschall, Er hebt sich an des Tisches Bord Und ruft in trunkner Gäste Schwall: ‘Nun her mit dem Glucke von Edenhall!' * *

5. Theil 3 - S. 212

1861 - Hanover : Rümpler
212 Das soll noch oft wie Morgenwind Um meinen Busen wehen, Das hab' ich wohl an manchem Kind Im stillen Thal gesehen: Die Demuth und die Dienstbarkeit Der Schönheit und der Stärke, Die Einsalt, die sich kindlich freut An jedem Gotteswerke; Des Jünglings frühe Tüchtigkeit In würdigen Geschäften, Der alten Männer Trefflichkeit, Bescheiden in den Kräften. Wohl manches Zeichen, manchen Wink Kann man da draußen sehen, Wovon wir in dem Mauernring Die Hälfte nicht verstehen. Vom Bauernstand, von unten aus Soll sich das neue Leben In Adels Schloß und Bürgers Haus Ein frischer Quell erheben. Doch eines, lieber ältster Stand, Kann größres Lob dir schaffen: Nie massig hängen an der Wand Laß deine Bauernwaffen. Der scharfe Speer, das gute Schwert Muß öfter dich begleiten, Um fröhlich für Gesetz und Herd Und für das Heil zu streiten. Zieh fröhlich, wenn erschallt das Horn, Ein Sturm auf allen Wegen, Und wirf ein heißes blaues Korn Dem Räuber kühn entgegen. Die Siegessaat, die Freiheitsaat, Wie herrlich wird sie sprießen! Du Bauer sollst für solche That Die Ernten selbst genießen. Der Arm, der harte Erde gräbt Und Stiere weiß zu zwingen, Kann wohl, vom Heldengeist belebt, Mit jedwi Feinde ringen. Du frommer freier Bauernstand, Du liebster mir von allen, Dein Erbtheil ist im deutschen Land Gar lieblich dir gefallen. 118. * Von der Sünde und dem Anglück. Don Arndt. Katechismus für den deutschen Kriegs- und Wchrmann. 1813. Kap. 8. S. 29. Und es sind viele, die da sagen: unabwendbar war das Un- glück, das uns die letzten Jahre getroffen, und wir hätten auf keine Weise ihm entrinnen mögen. Denn Gott hat von Ewigkeit hier den Lauf der Zeiten bestimmt, und kein Sterblicher mag seine Wege wissen und meistern. Und wäre es doch alles geschehen, wenn wir auch klüger ge- wesen, und wäre es geworden, wie es heilte ist, wenn wir auch in der Treue unserer Väter gewandelt wären. Denn Los wird geworfen in den Schoß, aber es fällt, wie der Herr will. Ich aber sage euch: ihr sehet die Furchen noch frisch, worein ihr gesäet, und die Stricke sind noch nicht verfault, worin ihr euch gefangen habt. Denn eure Aussaat heißt Zwietracht und Neid, und die Stricke eures Verderbens waren Wollust und Geiz. Und war die Liebe von euch gewichen, und der Haß hatte die Herzen erkältet, und wußten nichts mehr von Deutschland lind dem Vaterlande und von der alten deutschen Ehre und Freiheit, und ließen der eine von dem andern, und giengen ein jeglicher

6. Theil 3 - S. 219

1861 - Hanover : Rümpler
219 Das Mark des Landes ward ausgesogen. Die Hauptfestungen blieben vom Feinde besetzt, der Ackerbau ward gelähmt, so wie der sonst so hoch gebrachte Kunstfleiß unserer Städte. Die Freiheit des Handels ward gehemmt und dadurch die Quelle des Erwerbes und des Wohlstandes verstopft. Das Land ward ein Raub der Verarmung. Durch die strengste Erfüllung eingegangener Ver- bindlichkeiten hoffte ich meinem Volke Erleichterung zu verschaffen und den französischen Kaiser endlich ju überzeugen, daß es sein eigener Vortheil sei, Preußen seine Unabhängigkeit zu lassen. Aber meine reinsten Absichten wurden durch Übermuth und Treulosig- keit vereitelt, und nur zu deutlich sahen wir, daß des Kaisers Ver- träge mehr noch wie seine Kriege un8 langsam verderben mußten. Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo alle Täuschung über unsern Zustand schwindet. Brandenburger, Preußen, Schlesier, Pommern, Lithauer! Ihr wißt, was ihr seit sieben Jahren erduldet habt, ihr wißt, was euer trauriges Los ist, wenn wir den beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert euch an die Vorzeit, an den großen Kurfürsten, an den großen Friedrich. Bleibet einge- denk der Güter, die unter ihnen unsere Vorfahren blutig erkämpften: Gewissensfreiheit, Ehre, Unabhängigkeit, Handel, Kunstfleiß und Wissenschaft. Gedenkt des großen Beispiels unserer mächtigen Ver- bündeten, gedenkt der Spanier und Portugiesen; selbst kleine Völker sind für gleiche Güter gegen mächtigere Feinde in den Kamps gezogen und haben den Sieg errungen: erinnert euch an die heldenmüthigen Schweizer und Niederländer. Große Opfer werden von allen Ständen gefordert werden, denn unser Beginnen ist groß, und nicht gering die Zahl und die Mittel unserer Feinde. Ihr werdet jene lieber bringen für das Vaterland, für euren an- gebornen König, als für einen fremden Herrscher, der, wie so viele Beispiele lehren, eure Söhne und eure letzten Kräfte Zwecken widmen würde, die euch ganz fremd sind. Vertrauen auf Gott, Ausdauer, Muth und der mächtige Beistand unserer Bundesgenossen werden unseren redlichen Anstrengungen siegreichen Lohn gewähren. Aber welche Opfer auch von Einzelnen gefordert werden mögen, sie wiegen die heiligen Güter nicht aus, für die wir sie hingeben, für die wir streiten und siegen müssen, wenn wir nicht aufhören wollen, Preußen und Deutsche zu sein. Es ist der letzte entschei- dende Kampf, den wir bestehen für unsere Existenz, unsere Unab- hängigkeit, unsern Wohlstand. Keinen andern Ausweg giebt es, als einen ehrenvollen Frieden oder einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet ihr getrost entgegen gehen, weil ehrlos der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir dürfen mit Zuversicht vertrauen. Gott und unser fester Wille werden unserer gerechten Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sichern glorreichen Frieden und die Wiederkehr einer glücklichen Zeit. Breslau, den 17. März 1813. . Friedrich Wilhelm.

7. Theil 3 - S. 48

1861 - Hanover : Rümpler
48 mehr: die Liebe ist das einige Mittel, uns, weil wir hier Pilgrim und Fremdlinge sind, glückselig zu machen. Keine Zufriedenheit, keine Ruhe, keine Stille der Seelen ohne Liebe. Lernet dieses aus dem Munde des Jüngers, den Jesus lieb hatte: ^Furcht,' sagt dieser heilige Mann, llst nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibet die Furcht aus? Das heißt so viel: wo eine rechtschaffene Liebe ist, da ist das, was wir alle so eifrig suchen, das, wonach so viele Weise vergebens gerungen haben, eine ruhige, eine gelassene, eine unbekümmerte Seele, oder, daß ich eben dieses mit andern Worten sage, da ist die Wohnung der Seligkeit, die sich ein Sterblicher in dieser Hütte versprechen kann. Kennet ihr euch, so werdet ihr wissen, daß die Furcht das größte Übel unsers elenden Lebens sei. Die Dinge, die man fürchtet, die Leiden dieser Zeit, die Schmerzen, die uns von dem ersten Augenblicke unsers Lebens begleiten, sind viel leichter zu er- tragen, als die Angst, die wir fühlen, ehe sie uns betreffen. Die Furcht ist der größte Henker unserer Herzen. Und der Tod selbst ist erträglicher, als eine zaghafte, bange und mit Furcht gequälte Seele. Die Menschen haben daher 511 allen Zeiten nichts mehr gesuchet, als sich von dieser betrübten und beschwerlichen Bewegung zu befreien; ihr selbst nehmet täglich die allersauersten Bemühungen auf elich, um nur die Furcht zu vertreiben und eure Seele zu be- friedigen. Was suchet der Einsiedler, der sich von der Welt ab- sondert und in einer dürren Wüste mit Wasser und Wurzeln den ausgezehrten Leib erhält? Er suchet nichts als ein Mittel gegen seine Furcht vor dem, was ewig ist. Was will der Abergläubische, der sich eine Art des Gottesdienstes aufbürdet, die ebenso unge- reimt, als mühselig ist? Er will sich von der Furcht retten, die er fühlet, wenn er an die Gerechtigkeit des Höchsten denket. Was will der Weltweise finden, der sich in seine Kammer schließet und durch die Heftigkeit seiner Betrachtungen dem Leibe Gewalt und Un- recht thut? Er will die Zufriedenheit erjagen und einen sichern Weg erforschen, der Furcht zu entgehen. Was wollt ihr, Götter dieser Erden, Monarchen, Herrscher, Regenten dieser Welt, die ihr rathschlaget, denket, sorget, banet und niederreißet, die ihr Krieg und Frieden beschließet, die ihr das Schicksal der Welt durch eure Anstalten und Ordnungen bestimmen wollet? Wollt ihr nicht Furcht, Sorge, Unruhe von euch und den Häuptern eurer Unterthanen verjagen? Macht euch nicht die Furcht, daß ein unversebenes Übel die Welt verwirren möge, so wachsam und sorgfältig? Was wollt ihr, Kauf- und Handelsleute, die ihr Gesundheit und Leben gegen die ungewisse Hoffnung eines nichtigen Gewinnes aufsehet und die Nacht zu- weilen zum Tage machet? Treibet euch nicht die Furch des Man- gels, die Sorge für das Künftige zu diesen mühseligen Arbeiten? Die Furcht ist der Trieb, der die ganze Welt in Unruhe und Be- wegung setzet und die Tage, die uns hier die Vorsehung gönnet,

8. Theil 3 - S. 64

1861 - Hanover : Rümpler
64 gebildeten Ständen; aber in der Hülle ihrer Ordenskleidung sehen sie alle einander gleich: der alltägige Stand wird da vergessen über dem festtägigern Beruf, der Leidenden sich zu erbarmen. Einmal hat es in der .großen, schönen Kaiserstadt W. sich zugetragen, daß ein Bruder von solch einem barmherzigen Orden in das Zimmer eines vornehmen Kaffeehauses hineintrat, in wel- chem mehrere ansehnliche, reiche Leute um einen Tisch saßen. Man konnte es dem Mann in seiner Ordenstracht nicht ansehen, wer er im Gewand des gewöhnlichen Lebens seiz daß er aber von wahr- haft hoher Bildung war, bewies bald nachher sein Benehmen, und wenn er, ehe er das Ordenskleid anzog, wie einige sagen, ein Offi- zier von hohem Range war, dann muß er in dem pünktlichen Ge- horsam einer höheren, göttlichen Art ebenso wohl und tüchtig ein- geübt gewesen sein, als in den Pflichten und Exercitien eines welt- lichen Militärmauns. Der Ordensbruder, von welchem wir hier sprechen, näherte sich dem einen der Gäste, welche dort am Tische des vornehmen Kaffee- hauses beisammen saßen; er klapperte ein wenig mit seiner eisernen Almosenbüchse und sprach einige Worte, die wohl manchen gerührt hätten; der stumme Gast aber that, als sähe und hörte er nichts von dem allen. So trat er zum zweiten, zum dritten: keiner hörte auf ihn, nur der vierte fuhr mit der zornigen Antwort heraus: ^Siehst bu denn nicht, daß wir hier gerade sehr beschäftigt sind?' Beschäftigt, auf ihre Weise, waren die Leute allerdings; sie spielten in der Karte, und zwar so hoch, daß alle ihre Gedanken an Gewinn und Verlust biengen. Der Ordensbruder wartete deshalb ein Weil- chen, und da der vierte ihm doch wenigstens eine Antwort gegeben hatte, versuchte er bei diesem sein Glück von neuem: als so eben das Spiel beendigt war, klapperte er wieder mit der Büchse und bat im Namen seiner Kranken und Hülfsbedürftigen um eine Gabe. Der vierte aber, verdrießlich über sein so eben verlorenes Spiel, wendete sich herum und gab dem Sammler mit den Worten: <Da hast tut etwas, du Unverschämter!' eine sehr derbe Ohrfeige. Was that wohl nun der Ordensbruder? Regte sich in ihm nicht in ganzer Kraft der Geist jenes Standes, dem er sonst, im gewöhnlichen Leben, angehörte, und dessen äußerliche Züge jetzt, vielleicht nur auf etliche Stunden, durch das Gewand des Ordens und durch die Maske des Bartes verhüllt waren? Wie? — durfte er eine solche niederträchtige, rohe Behandlung ungeahndet lassen? War nicht die Ehre seines Standes auf eine Weise gekränkt, welche blutige Rache erforderte? Wirklich schien es auf einige Augenblicke, als ob in dem Hart- beleidigten dergleichen Gedanken aufstiegen: seilte Stirn, von der Nöthe des Zorns übergössen, umwölkte sich; sein Arm zuckte. Aber der Mann war an militärischen Gehorsam gewöhnt; in jenen Augenblicken der natürlichen Aufwallung vernahm er das Comman-

9. Theil 3 - S. 208

1861 - Hanover : Rümpler
208 Wer mit hündischem Sinn das Rechte verschweiget, der um- schleicht mit dem Unrecht bald auch das Recht. Und so erwächst der Geiz und die Lüge und der Neid und die Verleumdung und aller Laster, die im Finstern schleichen, eine zahllose Menge, und ist zuletzt kein Ausweg mehr aus der Schande. Und wenn solches geschieht, so häufen die Menschen die Sün- den und das Gold, und zittern jeden Tag, und essen im Jammer ihr Brot, und haben keine Freude und geben keine Freude. Denn wen Furcht treibet, wie mag der fröhlich sein? und wer auf Tugend nicht getrost ist, wie mag der zu Gott beten? Denn Gott wohnt nur iu den stolzen Herzen, und für den niedrigen Sinn ist der Himmel zu hoch. Denn auch die Demuth ist stolz auf den Herrn, aber Sclaven- dienst kriecht mit dem Gewürm im Staub. Und Gott spricht: <Jch habe die Verworfenen gesehen und die Buben, die mein Volk aus Furcht verkauften.' 'Und weil ihre Herzen verkehrt waren, hab ich sie verkehrt, und weil sie mit Fremden buhlten, hab ich sie verworfen.' Und mag man heute wohl sagen, wie der Prediger spricht: ‘(£8 ist ein groß Unglück, das ich sah unter der Sonne, nämlich Unverstand, der unter den Gewaltigen gemein ist, daß ein Narr sitzt in großer Würde und die Klugen unten sitzen; ich sah Knechte auf Rossen, und Fürsten zu Fuße gehen wie Knechte.' 115. An das deutsche Volk im Jahre 1810. Don Seume. Werke. Leipzig 1826. I, 316. klimmt traf mich nicht aus einer Wolke Gottes Feuer, eh' in meinem Volke Ich die Greuel der Verwüstung sah? Schmerzlich zuckt es mir durch die Gebeine Bei der heißen Thräne, die ich weine, Auf des Vaterlandes Golgatha! Rechts und links zieht eine wilde Horde, Mehr noch mit Zerstörung als mit Morde, Die mit Spott das Ährenfeld zertritt. Jedes Rechtes blutige Verächter, Geben sie zur Antwort Hohngelächter, Wo sie kommen, kommt das Laster mit. Städte rauchen unter ihrem Tritte, Und vor ihnen flieht die gute Sitte, Und von ihren Fäusten trieft das Blut, Bleicher Schrecken zittert, wo sie wandeln Und die Hölle jubelt, wo sie handeln Mit der Furien entmenschter Wuth.

10. Theil 3 - S. 210

1861 - Hanover : Rümpler
210 Und mit Zähneknirschen sinken Greise, Zeugen beßrer Zeiten, in das Grab. Werden unsre aufgehäuften Sünden Nicht vielleicht noch einen Heiland finden? Oder soll das Glück der Vormund sein? Wen noch jetzt ein edler Zorn beweget, Wem noch reines Blut im Herzen schlüget, Halt' es flutend, heilig, heiß und rein! Blicke, Genius des Vaterlandes, Mit dem Licht gemeineren Verstandes Auf die Hohen und das Volk herab, Daß wir Einheit, Freiheit, Recht erwerben, Oder alle die Geschwächten sterben, Und die Weltgeschichte gräbt das Grab. 116. Von dem fremden Volke. Söon Arndt. Katechismus für den deutschen Kriegs- und Wehrmann. 1813. Kap. 7. S. 26. Höre du, der am Strande der Ostsee wohnt und auf den höchsten Alpen seine Heerden weidet, der von der Elbe die Schiffe zu den Inseln schickt und auf der Donau zu fernen Völkern fährt: höre du Volk, dessen Väter ich geliebt habe, dessen Land ich geheiligt habe zum Sitze der Freiheit. Was willst du länger trägen Sinnes sein und nicht gedenken, wer beine Väter gewesen? Die hatten die Gerechtigkeit lieber als Gold, und Freiheit dänchte sie werther als köstliche Steine. Darum waren ihre Häuser voll Glückseligkeit, und Freude fehlte nie bei ihren Feste». Denn der kühne Mann erfreut sich des Lebens, und wer frei ist, der hat Güter genug. Du aber hast mit den Fremden gebuhlt und hast die Affen zu Götzen gemacht; du hast nicht bedacht, wie verderblich der welsche Tand dir ist, und hast der Ehren deiner Väter lange vergessen. Deswegen ist die Staupe über dich gekommen, und die Knecht- schaft hat sieb dir auf den Nacken gesenkt. Denn durch die Knechte verlerntest du die Freiheit deiner Väter, und durch die äffischen Menschen, was deinen Altvordern Zucht hieß, und lachtest über das Heilige in deinem Volke, und ward dir die Sitte deiner Väter zum Spott, und lachtest auch über mich, der im Himmel wohnet. Und tändeltest in fremder Sprache fremden Lug nach und verspieltest die deutsche Treue in schlüpfrigen Worten. Denn die, mit welchen du buhltest, kennen die Treue nicht, und Zucht und Sitte heißt ihnen ein lächerliches Ding.
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