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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Theil 3 - S. 229

1861 - Hanover : Rümpler
229 @0 nach Verhältnis in den Provinzen. Da überall so viel ge- spendet wnrde, so bildeten sich an mehreren Orten Vereine, welche die Einsammlnng und zweckmäßige Verwendung der Beiträge sich zur Aufgabe machten; in andern übernahmen einzelne, die sich des besonderen Vertrauens ihrer Gemeindegenossen erfreuten, oder die vermöge ihrer amtlicken Stellung dazu Beruf hatten, Land- räthe, Bürgermeister, Geistliche, Amtmänner re., jenes so mühevolle Geschäft und widmeten demselben gern alle ihre Mnße. Der Drang zum Geben ermattete nicht. Noch im Spätherbst des Jahres 1813 bringen die Zeitnitgen lange Verzeichnisse von Geld- und Natural- spenden, letztere in Tuch zu Kleidung, in Wäsche, Hemden, Strüm- pfen oder auch in Lazarethbedürfnissen, Binden, Wundsäden und Lagerzeng bestehend. — Die Regierung, ohne sich sonst einzumischen, war doch genöthigt, den vielfachen Gaben ihre Bestimmung anzu- weisen. Bei diesem allgemeinen Aufschwünge blieben die Franen nicht zurück. Wie aber damals in allem der Impuls erst von oben gegeben wurde, woraus man mit Sehnsucht wartete, so auch hier. Neun Prinzessinnen, an der Spitze die hochherzige Prinzessin Wilhelm von Preußen, Mariane, geborne Prinzessin von Hessen- Hombnrg, gründeten einen Fr anen ver ein zum Wohl des Vaterlandes und erließen unterm dreiundzwanzigsten März, aber erst veröffentlicht in der Zeitung vom ersten April, einen Aufruf an die Frauen im preußischen Staate. <Das Vaterland ist in Gefahr!' beginnt er, wie damals der Ruf durchs ganze Land er- scholl; Mämier und Jünglinge ergreifen das Schwert, alles strömt zu den Fahnen und rüstet sich zum blutigen Kampfe für Freiheit und Selbständigkeit. Aber auch wir Frauen müssen mitwirken, die Siege befördern helfen, auch wir müssen uns mit den Männern und Jünglingen einen zur Rettung des Vater- landes. Darum gründe sich ein Verein, der ^Frauenverein,' zum Wohl des Vaterlandes. Gern stellen Wir uns an die Spitze des- selben. Nicht bloß bares Geld wird dieser Verein, als Opfer ge- bracht, annehmen, sondern jede entbehrliche werthvolle Kleinigkeit, — das Symbol der Treue, den Trauring, die glänzende Ver- zierung des Ohrs, den kostbaren Schmuck des Halses. Gern werden monatliche Beiträge, gern Materialien, Leinewand, ge- sponnene Wolle und Garn angenommen und selbst unentgeltliche Arbeit als Opfer angesehen werden. Alles, was auf diese Art gesammelt wird, gehört dem Vaterlande. Diese Opfer dienen dazu, die Vertheidiger, die es bedürfen, zu bewaffnen, zu bekleiden, auszurüsten, und wenn die reiche Wohlthätigkeit der Frauen Uiis in den Stand setzt, noch mehr §u thun, dann sollen die Verwun- deten gepflegt, geheilt und dem dankbaren Vaterlande wiederge- geben werden, damit auch von unserer Seite das Große, das Schöne erfüllt werde, damit das Vaterland, daß in Gefahr ist,

2. Theil 3 - S. 230

1861 - Hanover : Rümpler
230 auch durch unsere Hülse gerettet werde, sich neu gestalte und durch Gottes Kraft ausblühe? Dieser Aufruf sprach nur aus, was alle mehr oder weniger gefühlt hatten. Sogleich gab auch das schöne Geschlecht alles her, woraus es doch sonst hohen Werth legt: jede Art von Schmuck, jedes Kleinod, jedes Ersparte. Witwen gaben einen Theil ihrer dürftigen Pension her, die Ärmste doch noch irgend etwas, die meisten ihre Arbeitskräfte. Auch die dienende Klasse blieb nicht zurück. Ein glänzendes Beispiel giebt in der Gegend von Breslau ein junges Mädchen, Ferdinanda v. Schmettau. Der Vater, Oberst a. D., früher Commandeur des zweiten westpreußischen Infanterie- regiments, lebte mit elf Kindern im Alter von einundzwanzig bis einem Jahre von sechshundert Thalern Pension in einer Erbpacht im Kloftergut Bergel nahe bei Ohlau in bedrängten Umständen. Als nun die öffentliche Aufforderung kam, opferte der Vater seine aufbewahrte Staatsschabracke, Mutter und Schwester gaben ihre Ringe und kleinen Pretiosen. Ferdinanda, damals sechzehn Jahre alt, hatte gar nichts zu geben und war darüber untröstlich. Sie sann nach, was sie darbringen könnte. Sie war im Besitz eines schönen reichen Haares, welches man oft vergebens ihr hatte ab- kaufen wollen; sie opferte dasselbe, um das gelöste Geld den Frei- willigen zukommen zu lassen. Ihr edler Zweck wurde vollkommen erreicht, denn diese schöne That blieb nicht verschwiegen. Viele wünschten die Erinnerung daran bleibend zu machen, und es fand dankbare Anerkennung, als jemand das verkaufte Haar wieder erstand und darans allerlei Zierrathen, Ringe, Ketten re. anfertigen ließ, nach denen der Begehr so groß war, daß durch den Verkauf derselben nach wenigen Wochen vier Freiwillige eingekleidet und überhaupt nicht weniger als zwölfhundert Thaler gelöst wurden. Goldene Trauringe wurden aus allen Gegenden des Landes zu mehreren Taufenden hingegeben. Es war die Veranstaltung ge- troffen, daß man dafür eiserne Ringe mit der Inschrift: ^Gold gab ich für Eisen 1813' zurückerhielt, und diese Ringe werden in den betreffenden Familien noch jetzt wie ein Heiligthum betrachtet. Außer diesem Sinn der Frauen, das Liebste herzugeben, zeigten sie sich auch in unausgesetzter Thätigkeit für die gute Sache. Frauen und Mädchen aus allen Ständen, selbst ans den höchsten, nähten Montierungsstücke, Mäntel, Hosen, Hemden, zupften Wundfäden und strickten mit Emsigkeit für die Freiwilligen, und nicht wenige waren es, die, nicht im Stande wie andere, Geld und Kleinodien darzubringen, auf solche Weise durch ihrer Hände Arbeit dem Vaterlande den innigsten Tribut zollten. Später aber haben sie bei Kranken und Verwundeten in den Lazarethen und Kranken- häusern eine Aufopferung bewiesen, die des schönsten Kranzes werth ist. Überhaupt war das weibliche Geschlecht mit einem Feuer für die Sache des Vaterlandes entbrannt, dem an Glanz und

3. Theil 3 - S. 222

1861 - Hanover : Rümpler
222 O süßer Tag der Rache! Das klinget allen Deutschen gut, Das ist die große Sache. Laßt wehen, was nur wehen kann! Standarten wehn und Fahnen! Wir wollen heut' uns Mann für Mann Zum Heldentode mahnen. Auf! fliege, hohes Siegspanier, Voran den kühnen Reihen! Wir siegen, oder sterben hier Den süßen Tod der Freien! 127. Die Erhebung Preußens. Aus Beihke's deutschen Freiheitskriegen. Tellkanspf: Die Franzosen in Deutschland. Hannover 1860. S. 302- Die Aufrufe des Königs au sein Volk und an das Kriegsheer nebst der Verordnung über die Bildung der Landwehr und des Landsturms, diese Aufrufe, welche nun durch das ganze Land und weit über dessen Greuzell hinaushallten, brachten im Verein mit allem Vorhergegangenen eine Wirkung hervor, die sich nicht genügend beschreiben läßt. Das nachfolgende Geschlecht wird immer davon nur eine schwache Vorstellung haben, man mußte diese Zeit selbst durchlebt haben. Alle Herzen wurden bis auf den Grund erschüttert. Auch die Frauen, sonst wenig bekümmert um öffentliche Angelegenheiten, theilten gleichmäßig das allgemeine Gefühl. Es war kein Mann, kein Weib, keine Familie im ganzen Laude, die nicht schwere Unbill von den Franzosen erlitten hatte. Ganz ab- gesehen von der politischen Schmach, die tief gefühlt wurde, hatte fast jeder persönliche Beleidigung zu rächen und bittere Verluste zu beklagen. Seit beinahe sieben Jahren waren tausend und abertallseud Feinde im Laude, die auf Kosten desselben lebten, und denen mau noch eine unerschwingliche Kriegssteuer hatte zahlen müssen. Der Sieger ist niemals sanft, sein Übermuts) und Hohn hatte beleidigt, aus Kriegstrotz war von ihm so mancher gemiß- handelt, nicht wenige,, die Widerstand versucht, geschlagen, viele waren beraubt worden. Noch tiefer war gefühlt worden, was die Frivolität des Feindes in den Familien verschuldet, die mau außer Staude gewesen zu rächen. Beständige Einquartierung, nie auf- hörende Lieferungen aller Art, immerwährendes Liegen auf der Landstraße mit den Gespannen u.- hatten Bürger und Laudmann zur Verzweiflung gebracht. Daher in allen Herzen das eine Ge- fühl: das schimpfliche Joch abzuwerfeti und blutige Rache zu nehmenz daher der freudige Entschluß, mit Darausetzuug des letzten Blutstropfens und des letzten Gutes bis zur Vernichtung zu

4. Theil 3 - S. 226

1861 - Hanover : Rümpler
226 aller Hingebung darin und suchten mit alten Soldaten 51t wett- eifern. Es war ihnen nur kurze Zeit vergönnt, sich zu bilden und diejenige Disciplin zu erreichen, welche im Kriege unerläßlich ist; dafür war ihnen aber auch eine schnellere Auffassung eigen als dem gemeinen Mann. Die neue Bühne, wo allein der kriege- rische Werth des Mannes und der Rang des Befehlshabers gilt, reizte auf eigenthümliche Weise. Die kurze, streuge soldatische Art, das Commandowort, die Kraft und Schnelligkeit sind überwältigend. Der dröhnende Ton der Trommeln, der durchdringende Schall der Hörner, der rauhe Klang der Trompeten haben eine begeisternde Kraft. So sind diese Freiwilligen zwar den Strapazen mehr er- legen, als alte geübte Krieger, aber sie haben sich jederzeit brav ge- schlagen cind wohl die Erwartungen um ein Beträchtliches über- troffen, die man t>on ihnen zuvor gehegt hat. Ganz im Geiste der Zeit, als ihr schönster Ausdruck, lag die Bildung einer Schar Freiwilliger wie die Lütz0 wer, auf die wir hier noch einmal zurückkommen müssen. Sehr richtig be- rechneten die Majore v. Lützow und v. Petersdorff die Stimmung der Jugend, als sie ihre zu errichtende Freischar Me Schar der Rache' nannten und für sie eine schwarze Uniform verlangten. Das Vertrauen, welches der König öffentlich in diese beiden Offi- ziere setzte, die bekannten kriegerischen Gestalten derselben, der pa- triotische Ton ihres Aufrufs lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit auf dieses Corps hin. Die schwarze Kleidung bestach die Phantasie. Sie drückte die Trauer über erlittene Drangsal und Knechtschaft aus uni) deutete auf todesverachtende Rache, die man am Feinde nehmen wollte. Die Idee der schwarzen Schar, der Schar der Rache, ähnlich der thebanischen im Alterthum, zog unwiderstehlich die Jugend an, daher der außerordentliche Zudrang der edelsten Jünglinge, besonders der Studierenden, und die Fülle der Unter- stützungen von allen Seiten. Großen Einfluß hatte es, daß der Turnlehrer Friedrich Ludwig Jahn dabei eintrat, welcher eine große Zahl ihm anhängender junger Männer warb und noch viel mehr nachzog. Besonders wurde der Zudrang befördert, als ein Jüngling, erst einundzwanzig Jahr alt, aber bereits der Nation durch seine Dichtungen theuer, Theodor Körner, aus Dresden gebürtig, diese Schar zum Eintritt wählte. In diesem Jüngling schlug das Herz der Zeit am reinsten. Er war, obgleich noch so jung, schon berühmt, in, weiten Kreisen geehrt, durch eigene Kraft in einer Lage, die ihm Überfluß gewährte, geliebt von einer zärt- lichen Braut und im Begriff, ein eheliches Band zu schließen. Er warf dies ohne Zögern hin und eilte von Wien nach Schlesien, wo er am neunzehnten März in die Lützow'sche Freischar eintrat. ^Deutschland steht auf,' schreibt er an seinen Vater, Mr preußische Adler erweckt in allen treuen Herzen durch seine kühnen Flügel- schläge die große Hoffnung zu einer deutschen Freiheit.

5. Theil 3 - S. 228

1861 - Hanover : Rümpler
228 Es muß zur Ehre der Nation gesagt werden, daß der Drang zum Geben gleichen Schritt hielt mit der Freudigkeit, persönlich in den Kampf zu gehen. Der Zndrang zum freiwilligen Eintritt war so groß, daß es sehr viele gab, welche die Alisrüstung nicht aus eigenen Mitteln bestreiten konnten; auf diese besonders wandte sich zunächst die Theilnahme. Die Zeitungen von Berlin, Breslau und Königsberg auö jener Zeit, wo die Gaben, wie sie in diesen Hauptstädten eingiengen, verzeichnet stehen, werden immer ein schönes Denkmal des Ruhmes sein. Und doch sind diese Auf- zeichnungen nur ein kleiner Theil dessen, was wirklich in allen Gauen auf den Altar des Vaterlandes gelegt worden ist. Viele wollten gern geben, aber sie hatten nicht bares Geld, und auf dieses, meinten sie, käme es allein an. Ihnen mußte gesagt.werden, daß in einem Augenblick wie der jetzige, wo der Staat nur durch außerordentliche Anstrengung seine Selbständigkeit erhalten könne, jedes Opfer für denselben Werth habe: Pferde, Vieh, Getreide, Fon- rage, ungemünztes Silber, Waffen, Tuch, Eisen, Stiefeln, Schuhe, Leder, Strümpfe u. s. w., ja selbst Fuhren, Handarbeit rc., je nachdem der eine dieses, der andere jenes geben oder leisten könne, seien eine Unterstützung, eine Förderung für die gemeinschaftliche Sache. Es ist rührend, was alles hergegeben wurde. Das Heiligste, was man besonders hoch hält, was uns sonst unschätzbar ist, wurde freudig zum Opfer gebracht. Es war nöthig, in Bezug dieser pa- triotischen Gaben eine eigene Behörde einzurichten. Sie bildete sich in Berlin durch Wahl und Vertrauen, und ihre Mitglieder nannten sich Nativnalrepräsentanten, Stellvertreter aller Provinzen und Stände. Diese erließen in der Zeitung vom sechsten März einen öffentlichen Ausruf an ihre Mitbürger. 'Das Vaterland ist in Gefahr!' sagt der Aufruf, 'und Friedrich Wilhelm fordert sein Volk zur freiwilligen Unterstützung auf. — Welcher Preuße kann da noch zaudern, dieser Aufforderung aus allen Kräften zu genügen! Mit voller Überzeugung setzen wir bei unsern Mitbürgern den Willen voraus, ihre treue Anhänglichkeit an König und Vater- land in der jetzigen Krisis durch außerordentliche Opfer zu be- thätigen' u. s. w. Dieser laute Ruf übers Land trug auch sogleich seine reichen Früchte. Man gab, was irgend möglich war: Staatsdiener, viele im stehenden Heere dienende Ofsiziere gaben deil vierten, selbst den dritten Theil ihres Gebaltes, verabschiedete Beamte und Offiziere einen Theil ihrer Pension, einige die Hälfte, einige diese sogar ganz. Andere liehen dem Staate ein kleines erspartes Capital ohne Zinsen während der Kriegsperiode. Viele besoldeten eine An- zahl Freiwilliger im Felde. Mancher einzelne schenkte mehrere Tausende von Thalern u. s. w. Berlin allein hat so viel Frei- willige gestellt und ausgerüstet, als erforderlich sein würden, um mehrere Infanterie- und Cavallerieregimenter daraus 311 formieren.

6. Theil 3 - S. 160

1861 - Hanover : Rümpler
160 haut eines ochsen, den sie vordem auf dem schiffe gespeist hatten, wickelte den herzogen darein und nähte sie zusammen; doch hatte er sein schwert neben ihn mit hinein gesteckt, nicht lange, so kam der vogel greif geflogen, faszte den ledernen sack in die klauen und trug ihn durch die lüfte über das weite meer bis in sein nest. als der vogel dieses bewerkstelligt hatte, sann er auf einen neuen fang, liesz die haut liegen und flog wieder aus. mitt- lerweile faszte herzog Heinrich das schwert und zerschnitt die nähte des sackes; als die jungen greifen den lebendigen menschen er- blickten, fielen sie gierig und mit geschrei über ihn her. der theure held wehrte sich tapfer und schlug sie sämmtlich zu tode. als er sich aus dieser noth befreit sah, schnitt er eine greifenklaue ab, die er zum andenken mit sich nahm, stieg aus dem neste den hohen bäum hernieder und befand sich in einem weiten wilden wald. in diesem walde gieng der herzog eine gute weile fort; da sah er einen fürchterlichen lindwurm wider einen löwen streiten, und der löwe schwebte in groszev noth zu unterliegen, weil aber der löwe insgemein für ein edles und treues thier gehalten wird, und der wurm für ein böses, giftiges: säumte herzog Heinrich nicht, sondern sprang dem löwen mit seiner hülfe bei. der lind- wurm schrie, dasz es durch den wald erscholl, und wehrte sich lange zeit; endlich gelang es dem beiden, ihn mit seinem guten schwerte zu todten, hierauf nahte sich der löwe, legte sich zu des herzogs füszen neben den schild auf den boden und verliesz ihn nimmermehr von dieser stunde an. denn als der herzog nach verlauf einiger zeit, während welcher das treue thier ihn mit ge- fangenem hirsch und wild ernähret hatte, überlegte, wie er aus dieser einöde und der gesellschaft des löwen wieder unter die menschen gelangen könnte, baute er sieh eine borde aus zusam- mengelegtem holz mit reis durchflochten und setzte sie aufs meer. als nun einmal der löwe in den wald zu jagen gegangen war, be- stieg Heinrich sein fahrzeug und stiesz vom ufer ab. der löwe aber, welcher zurück kehrte und seinen herrn nicht mehr fand, kam zum gestade und erblickte ihn aus weiter ferne; alsobald sprang er in die wogen und schwamm so lange, bis er auf dem flosz bei dem herzogen war, zu dessen füszen er sich ruhig nieder- legte. hierauf fuhren sie eine zeit lang auf den meereswellen, bald überkam sie hunger und elend, der held betete und wachte, hatte tag und nacht keine ruh; da erschien ihm der böse teufel und sprach: ‘herzog, ich bringe dir botschaft; du schwebst hier in pein und noth auf dem offnen meere, und daheim zu Braunschweig ist lauter freude und hochzeit; heute an diesem abend hält ein fürst aus fremden landen hochzeit mit deinem weihe; denn die ge- setzten sieben jähre seit deiner ausfahrt sind verstrichen.’ traurig versetzte Heinrich, das möge wahr sein, doch wolle er sich zu gott lenken, der alles wohl mache, ‘du redest noch viel von gott,’

7. Theil 2 - S. 99

1861 - Hanover : Rümpler
99 nickt verlassen, bestehlt sie ihrer ganzen Dienerschaft, sich in aller Geschwindigkeit imb Stille zu bewaffnen und die Schloßpforten wobl zu verriegeln; sie selbst begiebt sich wieder nach dein Saale, wo die Fürsten noch bei Tische sitzen. Hier klagt sie ihnen in den beweglichsten Ausdrücken, was ihr eben hinterbracht worden, und wie schlecht man das gegebene Kaiserwvrt gehalten. Man erwidert ihr mit Lacken, daß dies nun einmal Kriegsgebranch sei, und daß bei einem Durchmarsch von Soldaten dergleichen kleine Unfälle nicht zu verhüten stünden. <Das wollen wir doch sehen/ ant- wortete sie aufgebracht. Meinen armen Unterthanen muß das Ihrige wieder werden, oder, bei Gott!' — indem sie drohend ihre Stimme anstrengte, <Fürstenblut für Ochsenblut!' Mit dieser bündigen Erklärung verließ sie das Zimmer, das in wenigen Au- genblicken von Bewaffneten erfüllt war, die sich, das Schwert in der Hand, doch mit vieler Ehrerbietigkeit, hinter die Stühle der Fürsten pflanzten und das Frühstück bedienten. Beim Eintritt dieser kampflustigen Schar veränderte Herzog Alba die Farbe; stumm und betreten sah man einander an. Abgeschnitten von der Armee, von einer überlegenen handfesten Menge umgeben, was blieb ihm übrig, als sich in Geduld zu fassen und, auf welche Be- dingung es auch sei, die beleidigte Dame zu versöhnen. Heinrich von Braunschweig faßte sich zuerst und brach in ein lautes Ge- lächter aus. Er ergriff den vernünftigen Ausweg, deu ganzen Vorgang ins Lustige zu kehren, und hielt der Gräfin eine große Lobrede über ihre landesmütterliche Sorgfalt und den entschlossenen Muth, den sie bewiesen. Er bat sie, sich ruhig zu verhalten, und nahm es anst sich, den Herzog von Alba zu allem, was billig sei, zu vermögen. Anch brachte er es bei dem letztern wirklich dahin, daß er auf der Stelle einen Befehl an die Armee ausfertigte, das geraubte Vieh den Eigenthümern ohne Verzug wieder auszuliefern. Sobald die Gräfin von Schwarzburg der Zurückgabe gewiß war, bedankte sie sich aufs schönste bei ihren Gästen, die sehr höflich von ihr Abschied nahmen. 68. Klein Roland. Von iibland. Gedichte. Stuttgart und Tübmgen 1853. S- 331. £rau Bertha saß in der Felsenklust, ‘D König Karl, mein Bruder hehrl Sie klagt' ihr bittres Los. O, daß ich floh von dir! Klein Roland spielt' in freier Lust, Um Liebe ließ ich Pracht und Ehr', Des Klage war nicht groß. Nur, zürnst du schrecklich mir. 7'

8. Theil 2 - S. 204

1861 - Hanover : Rümpler
204 Hüetent wol der drier leider alze frier, zungen ougen ören sint dicke schalchaft, zeren Klint. dicke schalchaft, zzreu blint zungen ougen ören sint. leider alze frier hüetent wol der drier. J 153. Untreue schlägt den eigenen Herrn. S3on Hebel. Werke. Karlsruhe 1832. Iii, 24. — Schatzkastlem. Stuttg. u. Tüb. 1846. S. 144. Ä-ls in dem Krieg zwischen Frankreich und Preußen ein Theil der französischen Armee nach Schlesien einrückte, waren auch Trup- pen vom rheinischen Bundesheer dabei, und ein baierischer oder würtembergischer Offizier wurde zu einem Edelmann einquartiert und bekam eine Stllbe zur Wohnung, wo viele sehr schöne und kostbare Gemälde hiengen. Der Offizier schien recht große Frellde daran zu haben, und als er etliche Tage bei diesem Mann ge- wesen und freundlich behandelt worden war, verlangte er einmal von seinem Hauswirt, daß er ibm eines von diesen Gemälden zum Andenken fch-enken möchte. Der Hauswirt sagte, daß er das mit Vergnügen thun wollte, und stellte seinem Gaste frei, dasjenige selber zu wählen, welches ihm die größte Freude machen könnte. Nun, wenn man die Wahl bat, sich selber ein Geschenk von jemand auszusuchen, so erfordert Verstand und Artigkeit, daß man nicht gerade das Vornehmste und Kostbarste wegnehme, und so ist es auch nicht gemeint. Daran schien dieser Mann auch zu denken, denn er wählte unter allen Gemälden fast das schlechteste. Aber das war unserm schlesischen Edelmann nichts desto lieber, und er hätte ihm gern das kostbarste dafür gelassen. Mein Herr Obrist!' so sprach er mit sichtbarer Unruhe, ‘immun wollen Sie gerade das geringste wählen, das mir noch dazu wegen einer andern Ursache werth ist? Nehmen Sie doch lieber dieses hier oder jenes dort.' Der Offizier gab aber daraus kein Gehör, schien auch nicht zu merken, daß sein Hauswirt immer mehr und mehr in Angst ge- rieth, sondern nahm geradezu das gewählte Gemälde herunter. Jetzt erschien an der Mauer, wo dasselbe gewesen war, ein großer feuchter Fleck. ‘Was soll das sein?' sprach der Offizier, wie erzürnt, zu seinem todtblassen Wirt, that einen Stoß, und auf einmal sielen ein paar frisch gemauerte und übertünchte Backsteine zusammen, hinter welchen alles Geld und Gold und Silber des Edelmanns eingemauert war. Der gute Mann hielt nun freilich sein Eigen- thum für verloren, wenigstens erwartete er, daß der feindliche Kriegs- mann eine namhafte Theilung ohne Inventarium und ohne Com- missarins vornehmen werde, ergab sich geduldig darein und ver- langte nur von ihm zu erfahren, woher er habe wissen können,

9. Theil 2 - S. 281

1861 - Hanover : Rümpler
281 Und die Gerechtigkeit verjagt den tollen Schwarm: Sie blickt durch dich auf ihn, und seine Rücken bluten. Die Nachwelt wird auf dich als auf ein Muster sehen, Die künft'gen Helden ehren dich, Zjehn dich den Römern vor, dem Cäsar Friederich, Und Böhmens Felsen find dir ewige Trophäen. Nur schone, wie bisher, im Lauf von großen Thaten Den Landmann, der dein Feind nicht ist! Hilf seiner Noth, wenn du von Noth entfernet bist; Das Rauben überlaß den Feigen und Kroaten! Ich seh', ich sehe schon — freut euch, o Preußens Freunde! — Die Tage deines Ruhms sich nahn: In Ungewittern ziehn die Wilden stolz heran; Doch Friedrich winket dir — wo sind sie nun, die Feinde? Du eilest ihnen nach und drückst mit schwerem Eisen Den Tod tief ihren Schädeln ein Und kehrst voll Ruhm zurück, die Deinen zu erfreun, Die jauchzend dich empsahn und ihre Retter preisen. Auch ich, ich werde noch — vergönn es mir, o Himmel! — Einher von wenig Helden ziehn: Ich seh' dich, stolzer Feind! den kleinen Haufen fliehn Und sind' Ehr oder Tod im rasenden Getümmels) 200. Die Schlacht bei Jorndorf. 25. August 1758. Von Archenholtz. Geschichte deß siebenjährigen Krieges. Berlin 1793. I, 250. Der König hatte den Feldmarschall Keith mit dem größten Theil seiner Armee bei Landshut in Schlesien zurückgelassen, um diese Provinz zu decke»; er nahm bloß vierzehntausend Mann von den zum Kern seiner Heere gehörigen Truppen, und mit ihnen gieng er in sehr forcierten Märschen, wohin das hohe Schicksal ihn rief. Diese kleine Armee brannte vor Begierde, sich an einem Feind zu rächen, den sie zwar noch nie gesehn hatte, dessen Grau- samkeiten und Verwüstungen aber, durch den Ruf sattsam bekannt, Blut in Strömen forderten. Ihre Kriegswuth wurde noch größer, da sie die verheerten Provinzen betraten, die Schutthaufen sahen und die Aschenhügel noch rauchend fanden. Kaum kannten sie ihr verödetes Vaterland mehr. Man eilte, sich dem Feinde zu nähern. Alle Strapazen wurden von diesen Preußen verachtet, die ihrer erhabenen Bestimmung als Netter des Vaterlandes ein- 1) Kleist wurde in der Schlacht bei Kunersdorf, 12. Aug. 1759, tödtlich verwundet.

10. Theil 2 - S. 302

1861 - Hanover : Rümpler
302 nothwendig macht. Die Fahrt war, wie im Frieden, ohne strenge Ordnung: die Legionen von einander getrennet, Gepäck und Ge- zeug, ein zahlreiches Fuhrwerk in ihrer Mitte; auch fehlte es nicht an einer großen Menge von Weibern, Kindern, Krämern und anderen wehrlosen Menschen, die sich im Standlager gesammelt hatten und jetzt, das Zurückbleiben für zwecklos haltend, theils nach Aliso giengen, theils sich dem Zuge anschlvffen. Als aber die deutschen Völker in der Nähe den Abzug des römischen Heeres sahen und in der Ferne von demselben hörten, da stürmte der lang verhaltene Ingrimm hervor. Ein großes Licht schlug durch die siustere Nacht und entflammte die Herzen der Men- schen. Freiheitsgeschrei gieiig von Gemeinde zu Gemeinde, Nache- rus von Gau zu Gau. Ein jeder sah seine Gefahr in der Gefahr der bedroheten Brüder. Ein Gefühl in allen führte zu einem Ent- schluß bei allen. Das ganze deutsche Volk, so weit die Kunde er- scholl, erhob sich wie ein einiger Mann. Alle deutschen Völker hatten nur ein einziges Vaterland. Überall wurden die römischen Soldaten überfallen, überall die römischen Bürger erschlagen; und von alleil Seiten brausete der Landsturm heran, um das römische Heer 511 umstellen, um es aufzuhalten aus seinem Zuge, um es an- zugreisen, 511 vernichten und das Vaterland zu befreien. So all- gemein war der begeisternde Zorn, daß Sigismund, des Segestes Sohn, welchen der Vater zum Dienste römischer Gottheiten am Altare der Übier jenseit des Rheines hingegeben hatte, auf den Nus des Vaterlandes die priesterliche Binde zerriß nnb über den Rhein eilte, und nicht zu fehlen bei feinem Volke. Und er selbst, Segestes, blieb nicht zurück. Der Sturm riß auch ihn fort mit seinem Volke, hülweg über seine Verblendung, seinen Neid nnb seine Feindschaft gegen Armin. Inzwischen zogen die Nöiner langsam und bequem ihres Weges, Weser abwärts. Sie bemerkten nilr die Mühseligkeit der Fahrt und gewarteil die Kreise des Unheiles nicht, die sich mit furcht- barer Schnelle um sie zuscunmenzogen. Alls die erste Nachricht von Unordnung oder Widersetzlichkeit erließ Varlls eine richterliche La- dung au die Urheber, entweder weil er in ungeheuerer Verblen- dung auch jetzt noch befangen war, oder!, was wahrscheinlicher ist, weil er den Schein unerschütterlicher Zuversicht und Haltung be- wahren zu müssen glaubte. Aber die Noth wuchs, die Gefahr kam näher. Der Weg war schon dlwch große Bäume gesperret; die vaterländischen Götter, das fromme Unternehmen begünstigend, sandten Regenschauer und Sturm; die Unbehaglichkeit, das Zittern des Leibes vermehrete schnell die aufsteigende Angst der Seele, und die erschütterten Gemüther wurden zugleich durch schauerliche Er- scheinungen am Himmel und auf der Erde gequälet. Schon kam es -zwischen den deutschen Scharen, die das Heer begleiteten, und den Römern zu blutigen Auftritten. Die webrlose Menge, Weiber
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