Kopernikus.
31
der Hohenzollern, und das Herzogtum Preußen (Ostpreußen) fiel (1618), wie schon erwähnt, an den Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg als polnisches Lehen. Später wurde Ostpreußen unter dem großen Kurfürsten im Frieden zu Oliva (1660) ein unabhängiges Herzogtum. Westpreußen aber fiel erst unter Friedrich dem Großen 1772 bei der ersten Teilung Polens an das Königreich Preußen.
28. Kopernikus.
Seine Ausbildung. Berühmt ist der Preuße Nikolaus Kopernikus. Er wurde (1473) zu Thorn geboren, erhielt daselbst eine gute Schulbildung und bezog als Jüngling die Universität zu Krakau. Hier studierte er besonders Astronomie und Heilkunde. Später setzte er seine Studien in Italien fort und wurde Doktor der Medizin.
Kopernikus als Astronom. Zu Rom hielt er unter großem Beifall Vorträge über Astronomie. Inzwischen war er zu Frauen bürg Domherr geworden.
In dieser Stadt beobachtete er von seiner Wohnung aus den Sternenhimmel. Gleichzeitig schrieb er ein Werk: „Von den Bewegungen der Himmelskörper." In diesem Buche widerlegte er die unrichtige Sehre, daß die Sonne und die Sterne sich täglich um die Erde bewegen. Auch wies er nach, daß die Erde sich um die Sonne bewege. Auf den Rat feiner Freunde wurde dieses Buch in Sachsen gedruckt.
Sein Ende. Die Gesundheit des Kopernikus war jedoch durch die anstrengenden Forschungen und Nachtwachen tief erschüttert, und es traf den Astronomen ein Schlagfluß. Da kam das gedruckte Werk an, welches man feinem fchon halbgebrochenen Auge zeigte. Er berührte es noch mit sterbender Hand, hauchte aber an demselben Tage seine Seele aus (1543).
Brandenburg und Nreußen unter den Hohenzollern.
29. Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg. 1619—1640.
Sein Standpunkt Als der Kurfürst Georg Wilhelm von Brandenburg regierte, wütete in Deutschland der 30jährige Krieg. Da der Kurfürst sich keiner der streitenden Parteien anschloß, so kam die Mark in großes Elend; denn bald hausten die Schweden, bald die Kaiserlichen in diesem Lande. Seine Schwester, die fchöne Prinzessin Marie Eleonore, vermählte sich gegen seinen Willen mit dem lutherischen Könige Gustav Adolf von Schweden. Mit den lutherischen Ständen, die ihm infolge seines reformierten Bekenntnisses wenig Vertrauen schenkten, konnte er sich nie zur richtigen Zeit verständigen und wurde dadurch in seinen Bestre-
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Extrahierte Personennamen: Johann_Sigismund_von_Brandenburg Johann Friedrich Friedrich Nikolaus_Kopernikus Nikolaus Georg_Wilhelm_von_Brandenburg Wilhelm Georg_Wilhelm_von_Brandenburg Wilhelm Marie_Eleonore Gustav_Adolf_von_Schweden Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Polens Thorn Krakau Italien Sachsen Brandenburg Deutschland Schweden
Wohlfahrt des Landes unter Friedrich Wilhelm Vi. Denkmal des Königs. 99
Revolution Herr zu werden. Auch die Lombardei und Venedig wollten nicht länger unter Österreichs Fremdherrschaft stehen. Ter Feldmarschall Radetzki aber verschaffte hier der österreichischen Sache den Sieg.
Der Krimkrieg. 1855—56 Im Jahre 1853 sandte der russische Kaiser Nikolaus einen großen Teil seiner Soldaten nach der Moldau und Walachei, welche damals unter türkischer Herrschaft standen. Nikolaus beanspruchte die Schutzhoheit über alle griechische Christen der Türkei. — Wenngleich Napoleon Iii. bei seiner Thronbesteigung gesagt hatte: „Das Kaiserreich ist der Friede," nahm er doch mit England und Österreich die Partei der Türken. Von den Engländern und Franzosen wurde in der Krim die Festung Sebastopol belagert, und es kam dabei zu furchtbaren Angriffen. — Als der Friede geschlossen wurde, mußte die Türkei die Verpflichtung übernehmen, die in ihrem Gebiete wohnenden Christen zu schützen.
77. Die Wohlfahrt -es Landes unter Friedrich Mthetm Iv. Denkmat des Königs.
Kunstsinn. Der König besaß eine große Vorliebe für die Kunst. Ihm verdanken wir den Beginn der Wiederherstellung der in Verfall geratenen Marien bürg an der Nogat. Ebenso ließ er das Stammschloß der Hohenzollern im Schwabenlande ausbauen. Auch wurde unter seiner Leitung mit dem Weiterban des Kölner Doms begonnen. Als man zur feierlichen Einweihung dieses Werkes in Köln ein Dombaufest feierte, sprach Friedrich Wilhelm Iv. vor den Festgenossen, zu denen auch verschiedene deutsche Fürsten gehörten: „Der Geist, der diese Thore baut, ist der Geist der Einigkeit und Kraft. Der Dom von Köln, das bitte ich von Gott, rage über diese Stadt, rage über Deutschland bis an das Ende der Tage." — Auch das Berliner Schloß ließ der König ausbauen. Besonders gelang die Herstellung der Schloßkapelle durch Stüler und Schadow. Die Kuppel schmückte der König mit dem köstlichen Wahlspruch: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen." Das neue Museum und das Opernhaus zu Berlin ließ Friedrich Wilhelm ebenfalls erbauen. Außerdem aber hat er in seinem Lande dreihundert Gotteshäuser neu errichten und eine große Zahl von Kirchen ausbessern lassen. Sehr begünstigt wurde die Malerei, und die beiden großen Künstler Cornelius und Kaul-bach erhielten einen Ruf nach Berlin. Große Pflege fand auch die Bildhauerkunst. So entstanden: Das Denkmal Friedrichs des Großen (von Rauch), das Standbild Friedrich Wilhelms Iii. im Tiergarten (von Drake) und verschiedene andere Kunstwerke. Auch die Musik förderte der König, und die beiden von ihm angestellten Generalmusikdirektoren, Meyerbeer und Mendelssohn-Bartholdy, erlangten einen europäischen Ruf.
Wissenschaft. Der König war ein großer Freund der Wissenschaften und unterstützte die Bestrebungen gelehrter Männer in freigebiger Weise. Zu jener Zeit zeichneten sich aus: Die Gebrüder Grimm, welche das innere Wesen der deutschen Vorzeit durchforschten und nebst Bopp und Pott die vergleichende Sprachforschung begründeten, Karl Ritter, der Vater der neuen Geographie, der Physiker Helmholtz, der Erfinder des Augenspiegels, der Augenarzt Gräfe, die Geschichtsforscher Ranke, Raumer, Mommsen, Giesebrecht, der Naturforscher Alexander von Humboldt u. a. Von den Dichtern zog er Rückert, Ludwig Tieck, August und Wilhelm von Schlegel an
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Radetzki Nikolaus Nikolaus Nikolaus Nikolaus Napoleon Friedrich_Mthetm Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Schadow Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Cornelius Friedrichs Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Meyerbeer Mendelssohn-Bartholdy Grimm Bopp Pott Karl_Ritter Karl Helmholtz Ranke Mommsen Alexander_von_Humboldt Alexander Ludwig_Tieck Ludwig August Wilhelm_von_Schlegel Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: England Schwabenlande Deutschland Berlin Berlin Drake
Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Sokrates.
75
44. Sokrates. 400.
Seine Lebensweise. Sokrates war der Weiseste unter den Griechen. Sein Vater war Bildhauer und er selbst trieb eine Zeit lang diese Kunst; doch seine liebste Beschäftigung war es, Jünglinge zu unterrichten. Sokrates lebte äußerst mäßig; er" aß und trank nur das allergewöhnlichste, trug einen Mantel von gewöhnlichem Zeuge, ging immer barsuß und konnte ohne Beschwerde eine Nacht wachen. Hatte er sich durch Lausen oder andere Leibesübungen erhitzt und kam an einen Brunnen, so trank er nicht sogleich, sondern füllte mehrmals einen Eimer und goß ihn langsam wieder aus, theils um seiner Gesundheit nicht zu schaden, theils um sich in der Beherrschung seiner Begierden zu üben.
Sokrates als Lehrer. Sein Grundsatz war: „Nichts bedürfen ist göttlich, und wer ant wenigsten bedarf, ist der Gottheit am nächsten". Er forderte von einem jeden, daß er nach seinen Mitteln den Göttern Opfer bringe. Nicht auf die Größe der Gabe kommt es an, sagte er, sondern auf die Gesinnung, mit welcher sie dargebracht wird. Seine Lehren ertheilte er öffentlich, ohne sich dafür bezahlen zu lassen.
Charakterzüge. Seine Frau Tan tippe war oft übler Laune und dann sehr zänkisch. Eines Tages war sie wieder sehr böse und schalt tüchtig auf ihn. Er aber blieb ganz gelassen. Da sie immer heftiger ward, stand er endlich auf und ging fort. Dies erbitterte sie noch mehr. Sie nahm ein Gesäß mit Wasser und goß es ihm durch's Fenster nach. „Ich dachte es wohl", sagte Sokrates, „aus ein Donnerwetter pflegt ein Regen zu kommen". Einer feiner Schüler wollte ihn in der Gleichgültigkeit gegen äußere Güter übertreffen und ging in einem zerrissenen Mantel umher. „Freund", ries ihm Sokrates zu,
„durch die Löcher deines Mantels schimmert deine Eitelkeit hervor". Einst beschwerte sich ein Athener über die Mühseligkeiten einer Fußreise, die er so eben gemacht hatte. „Hat dir dein Sklave folgen Sokrates,
können?" fragte Sokrates. — „O ja!" — „Trug
er etwas?" — „Ein großes Bündel". — „Der ist wohl recht müde?" — „Nein, ich habe ihn sogleich wieder mit einem Austrage fortgeschickt". „Siehe", sagte Sokrates, „du hast vor deinem Sklaven Vorzüge des Glückes; er hat vor dir Vorzüge der Natur". Sokrates grüßte einen vornehmen Bürger auf der Straße der ihm nicht dankte, sondern stolz vorüberging. Die jungen Freunde des Weifen waren darüber unwillig. „Nicht doch", sagte Sokrates, „ihr würdet nicht zürnen, wenn mir einer begegnete, der häßlicher wäre als ich. Warum ereifert ihr euch also, daß dieser Mann minder höflich ist, als ich?"
Sokrates Ende. Seine Feinde verklagten ihn öffentlich, er glaube nicht an die Götter der Vaterstadt und verderbe die Jugend. Es war aber in Athen Sitte, daß sich die Angeklagten vor Gericht durch kunstvolle Reden vertheidigten und durch Bitten das Mitleid der Richter zu erregen suchten. Sokrates verschmähte diese niedrigen Mittel; in seiner einfachen Vertheidigungsrede begnügte er sich, den Richtern ein Bild seines vergangenen Lebens darzustellen. Nach athenischer Sitte mußte jeder Ver-urtheilte angeben, welche Strafe er verdient zu haben glaubte. Auch Sokrates sollte sich eine Strafe bestimmen, und er erklärte, er glaube ver-
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Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Roms goldenes Zeitalter in Kunst n. Wissenschaft. — ®ie alten Deutschen. 119
Literatur. An Mäeenas fanden Künstler und Gelehrte einen Gönner. Die Beredsamkeit mußte mit dem Untergange der römischen Freiheit bald immer tiefer sinke«, und an ihre Stelle trat jetzt die Rechtswissenschaft. Auch die Geschichtsschreiber wagten nicht mehr die Zeitereignisse mit Freimnth zu besprechen; dafür aber erforschte» sie eifrig die Vergangenheit, und so schrieb namentlich Liv ins aus Padua eine durch vollendete Darstellung ausgezeichnete Geschichte des römischen Staates, von der wir uoch etttett großen Theil besitzen. Julius Cäsar hat seinen ganzen gallischen Krieg und den zweiten Bürgerkrieg beschrieben. Er führte mit dem ägyptischen Sonnenjahr einen bessern Kalender ein, welcher nach seinem Vornamen der julianische heißt und bis 1582 nach Chr. galt. Von seinem Zeitgenossen Cornelius Nepos besitzen wir Lebensbeschreibungen ausgezeichneter Männer. Unter den griechischen Schriftstellern erwähnen wir Dionvsius von Halikarnaß, welcher die ältere römische Geschichte schrieb, und Strabo, den Verfasser einer Geographie der alten Welt. Ptolomäns in Alexandrien schrieb auch eine Erdkunde und fügte derselben Landkarten bei. Als Astronom stellte er ein nach ihm benanntes Weltsystem auf, welches bis auf Ko-peruikus iu Geltung blieb. — Der gelehrte jüdische Schriftsteller Josephus hat eine Geschichte des jüdischen Krieges geschrieben, welche mit der Zerstörung Jerusalems endete, der Josephus als Äugenzeuge beiwohute.— Tacitns, ein römischer Geschichtsschreiber, hat uns in seiner Beschreibung Germaniens über unser Vaterland wichtige Nachrichten gegeben. Während er die Tugenden der alten Deutschen preist, schildert er gleichzeitig die Lasterhaftigkeit der Römer. Unsterblichen Rnhm erwarb sich Horaz, als Dichter von Oden und Satiren. Virgil verfaßte das Heldengedicht: die Aeneide, worin die Thaten des Aeneas besungen werden. Der Dichter Ovid ist vorzüglich durch seine „15 Bücher der Verwandlungen" bekannt geworden. Theilweise nach Weber und Wernicke.
71. Die alten Deutschen.
Grenzen und Natur des Landes. Die Grenzen des alten Deutschland waren: der Rhein, die Donau, die Weichsel, die Nord- und Ostsee. Es war ein unwirkliches Land voller Sümpfe und Wälder und mit feuchter und satter Luft. Die Natur lieferte Beeren, wildes Obst, Wurzeln und besonders große Rettige. Der Anbau beschränkte sich in den Wildnissen auf geringe Stellen, und man gewann nur Gerste und Hafer. Obst und Wein kamen erst durch die Römer an den Rhein. Die Bewohner züchteten viele Rinder und Pferde; in den Urwäldern aber hausten der Auerochs (Ur), das Elenthier, der Bär und der Wolf.
Natur und Sitten der Deutschen. Die Deutschen waren ein großes, starkes Volk mit blondem Haar und blauen Augen. Ihre Feinde, die Römer, rühmten an ihnen Treue und Redlichkeit. Treu waren sie in der Ehe, in der Freundschaft, treu ihrem Heerführer und ihrem gegebenen Wort. Ihre Tapferkeit und ihren Muth hatten die Römer mehr als einmal kennen gelernt. Die persönliche Freiheit liebten sie über alles mehr als die Einigkeit. Die Frauen ehrten sie hoch ; eine Beleidigung derselben wurde hart bestraft. Die Gastfreundschaft wurde allgemein gepflegt. Ueberhaupt vermochten bei ihnen gute Sitten mehr als anderswo gute Gesetze.
Kleidung, Wohnung und Beschäftigung. Die Kleidung der Deutschen bestand aus Fellen oder aus Leinengeroändern, welche die Frauen webten. Die Wohnungen Jagen zerstreut und waren von den zugehörigen Feldern umgeben. Dem Städteleben war das Volk abgeneigt. Ackerbau wurde wenig getrieben, mehr die Viehzucht. Die Hauptbeschäftigung des Freien war Jagd und Krieg. Darum hielt man auch Waffen, tochwert, Lanze und Schild in hohen Ehren. Durch die Uebergabe der Waffen in der Volksversammlung wurde der Jüngling zum Mann; sie waren ihm unzertrennliche Begleiter und wurden ihm mit ins Grab gelegt; bei ihnen schwur er die Eide. Sonst lag der Deutsche unthätig auf der Bärenhaut; denn
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Sinne Karl Karl Karl Stobaus Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Holland Stockholm Schweden Europa Sachsen
Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
242
Geschichte der neuen Zeit. — Brandenburg und Preußen.
trat mit den Städten zum „preußischen Bnnd" zusammen und kündigte dem Orden den Gehorsam auf. Ja, mau rief die Polen gegen den Orden herbei. Trotzdem dieser sich tapfer vertheidigte, fiel doch die Marienbnrq in die Hände der Polen. Hierauf verlor der Orden (1466) im Frieden zu Thorn Ermland und West-preußeu mit Danzig, Thorn, Elbing ititd Marienburg und erhielt Ostpreußen nur als Lehen von Polen. Jetzt wurde der Sitz des Ordens nach Königsberg verlegt. Der letzte Hochmeister war der Markgraf Albrecht von Brandenburg. Er legte aber das Ordeuskleid ab und wurde (1525) im Vertrag zu Krakau von Polen als weltlicher Herzog mit Ostpreußen belehnt. Der Ritterorden aber wnrde aufgelöst. Da die nächsten Anverwandten des Herzogs mitbelehnt wurden, so erhielt später Ostpreußen (1610) unter dem großen Kurfürsten seine Unabhängigkeit wieder. Westprenßen aber kam (1772) an das Königreich Preußen.
Kopernikus. Berühmt ist der Preuße Nikolaus Kopernikus. Er wurde (1473) zu Thorn geboren, erhielt daselbst eine gute Schulbildung und bezog als Jüngling
Da kam das gedruckte Werk an, welches man seinem schon halbgebrochenen Auge zeigte. Er berührte es uoch mit sterbender Hand, hauchte aber an demselben Tage seine Seele aus. (1543).
148. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst von Iirandenburg. 1640—1688.
Sein Vorgänger. Als der dreißigjährige Krieg ausbrach, regierte in Brandenburg der Kurfürst Georg Wilhelm, der Sohn Johann Srgis-munds. Derselbe schloß sich keiner kriegführenden Parte: am Dadurch kam die Mark in großes Elend und wurde bald eine Beute der Schweden, bald der Tummelplatz der Kaiserlichen. Der Nachfolger Georg Wilhelms war dessen Sohn Friedrich Wilhelm. Als er seinem Vater (1640) m der Regierung folgte, war er erst zwanzig Jahre alt. Schon über zwanzig Jahre wüthete der dreißigjährige Krieg, und auch Brandenburg hatte
fiofemifu-
die Universität zu Krakau. Hier studirte er besonders Astronomie und Medicin. Später setzte er seine Studien in Italien fort und wurde Doctor der Medicin. Zu Rom hielt er unter großem Beifall Vorträge über Astronomie. Inzwischen war er zu Frauen-bnrg Domherr geworden. In dieser Stadt beobachtete er von seiner Wohnnng aus den Sternenhimmel. Gleichzeitig schrieb er ein Werk: ^Von den Bewegungen der Himmelskörper". In diesem Buche widerlegte er die unrichtige Lehre, daß die Sonne und die Sterue sich täglich um die Erde bewegen. Gleichzeitig aber wies er nach, daß die Erde sich um die Sonne bewege. Auf deu Rath seiner Freunde wurde dieses Buch in Sachsen gedruckt. Die Gesundheit des Kopernikus war jedoch durch die anstrengenden Forschungen und Nachtwachen tief erschüttert, und es traf den Astronomen ein Schlagfluß.
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Nikolaus_Kopernikus Nikolaus Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Iirandenburg Georg_Wilhelm Wilhelm Johann_Srgis-munds Johann Georg_Wilhelms Wilhelms Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
vorstellen sollte, so nöthigten ste dock alle Fremden, zu gestehen, daß
man nichts Vollkommncres sehen könne.
Uns dünkt, diese Beispiele beweisen schon hinlänglich, daß man
den Abderiten kein Unrecht that, wenn man sie für warme Köpfe
hielt. Aber wir zweifeln, ob sich ein Zug denken läßt, der ihren
Charakter stärker zeichnen könnte, als dieser: daß sie, nach dem
Zeugnis des Iustinus, die Frösche in und um ihre Stadt der-
gestalt Überhand nehmen ließen, daß sie selbst endlich genöthiget
wiirden, ihren quäkenden Mitbürgern^platz zu machen und, bis zu
Austrag der Sache, sich unter dem Sckiltze des Köliigs Kapander
an einen dritten Ort zu begeben. Dies Unglück heftet die Abderiten
nicht ungewarnt. Ein weiser Mann, der sich unter ihnen befand,
Demokritus, sagte ihnen lange zilvor, daß es endlich so kommen
würde. Der Fehler lag in der That bloß an deii Mitteln, wo-
durch ste dem Übel steuern wollten, wiewohl sie nie dazu gebracht
werden konnten, dies einzuseheii. Was ihnen gleichwohl die Augen
hätte öffnen sollen, war, daß ste kaum etliche Monate von Abdera
weggezogen waren, als eine Menge von Kranichen ans der Gegend
von Geranien ankamen und it;nen alle ihre Frösche so rein weg-
putzten, daß eine Meile rings um Abdera nickt einer übrig blieb,
der dem wiederkommenden Frühling Bofxsxcx xoa£ xo«£ entgegen
gesungen hätte.
2. Eine Unterredung vom Schlaraffenlande der Sittenlehrer. I, 108.
Demokritus hatte sich, da er von weiten Reisen in sein Vater-
land zurückkam, mit dem Gedanken geschmeichelt, daß er demselben
mittels alles dessen, um was sich sein Verstand und sein Herz in-
dessen gebessert hatte, nützlich werden könnte. Er hatte sich nicht
vorgestellt, daß es mit den abderitsschen Köpfen so gar übel stünde,
als er es nun wirklich befand. Aber da er sich einige Zeit unter
ihnen aufgehalten, sah er augenscheinlich, daß es ein' eitles Unter-
nehmen gewesen wäre, sie verbessern zu wollen. Alles war bei
ihnen so verschoben, daß man nicht wußte, wo man die Verbesserung
anfangen sollte. Jeder ihrer Misbräncke hieng an zwanzig andern;
es war unmöglich, einen davon abzustellen, ohne den ganzen Staat
umznsckaffen. Er beschloß also, sich mit guter Art von ihnen zu-
rückzuziehen, und gieng ein kleines Gut zu bewohnen, das er in
der Gegend von Abdera besaß, und mit dessen Benutzung lind
Verschönerung er die Stunden beschäftigte, die ihm sein Lieblings-
stndium, die Erforschung der Naturwirkungen, übrig ließ. Aber
zum Unglück für ihn lag dies Landgut zu nah bei Abdera. Denn
weil die Lage desselben ungemein schön, und der Weg dahin einer
der angenehmsten Spaziergänge war: so sah er sich alle Tage Gottes
von einem Schwarm von Abderiten und Abderitinnen, lauter
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101
Die ich rief, die Geister,
Werd' ich nun nicht los.
Vn die Ecke,
Besen! Besen!
Seid's gewesen.
Denn als Geister
Ruft euch nur zu seinem Zwecke
Erst hervor der alte Meister.'
60.
Anschlagzettel im Namen von Philadelphia.
Von Lichtmberg.
Vermischte Schriften. Göttingen 1841—4l. Iii, 185.
Av er tissemcu t.
Jollen Liebhabern der übernatürlichen Physik wird hierdurch
bekannt gemacht, daß vor ein paar Tagen der weltberühmte Zau-
berer Philadelphus Philadelphia, dessen schon Cardanus in seinem
Buche de natura supernaturali Erwähnung thut, indem er ihn den
von Himmel und Hölle Beneideten nennt, allhier aus der ordinären
Post angelangt ist, ob es ihm gleich ein Leichtes gewesen wäre,
durch die Lust zu kommen. Es ist nämlich derselbe, der im Jahr
1482 zu Venedig auf öffentlichem Markt einen Knaul Bindfaden
in die Wolken schmiß und daran in die Luft kletterte, bis man
ihn nicht mehr gesehen. Er wird mit dem nennten Jenner dieses
Jahres anfangen, seine Einthalerkünste auf dem hiesigen Kaufhause
öffentlich-heimlich den Angen des Publici vorzulegen, und wöchent-
lich zu besseren fortschreiten, bis er endlich zu seinen Fünfhundert-
louisdorstücken kommt, darunter sich einige befinden, die, ohne
Prahlerei zu reden, das Wunderbare selbst übertreffen, ja, so zu
sagen, schlechterdings unmöglich sind.
Es hat derselbe die Gnade gehabt, vor allen hohen und niedri-
gen Potentaten aller vier Wclttheile und noch vorige Woche auch
sogar im fünften vor Jhro Majestät der Königin Oberen auf
Otaheite mit dem größten Beifall seine Künste zu machen.
Er wird sich hier alle Tage und alle Stunden des Tages
sehen lassen, ausgenommen montags und donnerstags nicht, da er
dem ehrwürdigen Congreß seiner Landsleute zu Philadelphia die
Grillen verjagt, und nicht von elf bis zwölf des Vormittags, da
er zu Constantinopel engagiert ist, und nicht von zwölf bis eins,
da er speiset.
Von den Alltagsstückchcn zu einem Thaler wollen wir einige
angeben, nicht sowohl die besten, als vielmehr die, die sich mit den
wenigsten Worten fassen lassen.
1) Nimmt er, ohne aus der Stube zu gehen, den Wetterhahn
von der Jacobikirche ab und setzt ihn auf die Johanniskirche,
und wiederum die Fahne des Johanniskirchturms auf die
Jacobikirche. Wenn sie ein paar Minuten gesteckt, bringt er
sie wieder an Ort und Stelle.
Nb. Alles ohne Magnet, durch die bloße Geschwindigkeit.
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263
Ohne Kautschuk allein wären die Apparate kostspieliger und zer-
brechlicher; aber der Hauptvortheil, den beide gewähren, liegt in
dem Gewinn an der unendlich kostbareren Zeit.
Das Laboratorium des Chemikers ist heutzutage nicht mehr
das feuerfeste, dumpfe, kalte Gewölbe des Metallurgen, oder das
mit Retorten und Destillierapparaten überladene Laboratorium des
Pharmaceuten, es ist ein Helles, warmes, freundliches Zimmer;
statt der Schmelzöfen und Kohlen dienen ihm vortrefflich con-
struierte Lampen; sein Feuer giebt ihm die reine und geruchlose
Weingeistflamme. Mit diesen einfachen Hülfsmitteln, wozu noch die
Wage kommt, macht der Chemiker seine umfassenden Untersuchungen.
Wägen und Messen unterscheidet die Chemie von der Physik,
ja es giebt zwischen beiden keinen andern Unterschied. Seit Jahr-
hunderten haben die Physiker gemessen, allein erst seit fünfzig Jahren
flengen sie an zu wägen. Alle großen Entdeckungen Lavoisier's,
er verdankt sie der Wage, diesem unvergleichlichen Instrumente,
das alle Beobachtungen und Entdeckungen festhält, die Zweifel
besiegt und die Wahrheit ans Licht stellt, waö uns zeigt, daß wir
uns geirrt haben, oder daß wir uns auf dem wahren Wege be-
finden. Mit der Wage hatte das Reich des Aristoteles ein Ende;
seine Methode, die Erklärung einer Naturerscheinung zu einem
Spiele des Geistes zu machen, machte der eigentlichen Naturfor-
schung Platz; drei von seinen Elementen waren von da an nur
Bilder für Zustände. Alles Bestehende auf der Erde besaß nach
wie vor den Zustand der Festigkeit, der Flüssigkeit oder der Luft-
form; allein Erde, Wasser und Luft gehörten als Elemente der
Geschichte an, das Feuer war der sichtbare und fühlbare Repräsen-
tant einer Änderung dieser Zustände.
137.
Räthsel.
1. Bon Schleiermachkr.
Ph. Wackernagrl: Lesebuch. Stuttgart 1843. Iii, 16. 52. 92.
a.
^urch dunkle Nacht drängt sich das erste Silbenpaar,
Auf zartem Weiß stellt sich das zweit' am schönsten dar.
Mög' oft das Ganze dein erwachend Aug' erfreuen
Und ungetrübt die Lust des Lebens dir erneuen.
b.
Mein Erstes ist ja nicht die Sonne, Drum geb'ich oftnur trügerische Wonne
Mein Zweites ist die Wahrheit nicht; Und stets ein ungewisses Licht.
6.
Aus zarten Blumen wird das Erste zubereitet,
Von fernen Sternen her das Zweit' uns zugeleitet;
Das Ganze seht ihr oft in schön geschmückten Zimmern
Hoch über Blumenpracht, hoch über Sternen schimmern.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
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92
54.
ilon den Äbderiten.
S3on Wieland.
Geschichte der Abderiten. Leipzig 1781.
Deutscbee Merkur 1774, 1 u. 2. — Werke, herausg. vongruber. Leipzig 1818-28. 53 Bde.
1. Von ihrem Charakter. I, 10.
dei den Griechen war ein abderitischer Einfall, ein Abderiten-
stückchen ungefähr, was bei uns ein Schildbürger- oder bei den
Helvetiern ein Lalenbnrgerstreich ist; und die guten Abderiten er-
mangelten nicht, die Spötter und Lacher reichlich mit sinnreichen
Zügen dieser Art zu versehen. Für jetzt mögen davon nur ein
paar Beispiele zur Probe dienen. Einsmals fiel ihnen ein, daß
eine Stadt wie Abdera billig auch einen schönen Brunnen haben
müsse. Er sollte in die Mitte ihres großen Marktplatzes gesetzt
werden, und zu Bestreitung der Kosten wurde eine neue Auflage
gemacht. Sie ließen einen berühmten Bildbauer von Athen
kommen, um eine Gruppe von Statuen zu verfertigen, welche den
Gott des Meeres auf einem von vier Seepferden gezogenen Wagen,
mit Nymphen, Tritonen und Delphinen umgeben, vorstellte. Die
Seepferde und Delphine sollten eine Menge Wassers ans ihren
Nasen hervorspritzen. Aber wie alles fertig stund, fand sich, daß
kaum Wasser genug da war, um die Nase eines einzigen Delphins
zu befeuchten; und als man das Merk spielen ließ, sah es nicht
anders aus, als ob alle diese Seepferde und Delpbine den Schnupfen
hätten. Um nicht ausgelacht zu werden, ließen sie also die ganze
Gruppe in den Tempel des Neptuuus bringen; und so oft man
sie einem Fremden wies, bedauerte der Küster sehr ernstbaft im Na-
men der löblichen Stadt Abdera, daß ein so herrliches Kunstwerk
‘aus Kargheit der Natur' unbrauchbar bleiben müsse.
Ein andermal erhandelten sie eine sehr schöne Venus von
Elfenbein, die man unter die Meisterstücke des Praxiteles zählte.
Sie war ungefähr fünf Fuß hoch und sollte auf einen Altar der
Liebesgöttin gestellt werden. Als sie angelangt war, gerieth ganz
Abdera in Entzücken über die Schönheit ihrer Venus; denn die
Abderiten gaben sich für feine Kenner und schwärmerische Lieb-
haber der Künste aus. ‘Sie ist zu schön,' riefen sie einhellig aus,
‘um ans einem niedrigen Platze zu stehen. Ein Meisterstück, das
der Stadt so viel Ehre macht und so viel Geld gekostet hat, kann
nicht zu hoch aufgestellt werden; sie muß das erste sein, was den
Fremden beim Eintritt in Abdera in die Augen fällt.' Diesem
glücklichen Gedanken zufolge stellten sie das kleine niedliche Bild
auf einen Obelisk von-achtzig Fuß; und wiewohl es nun un-
möglich war, zu erkennen, ob es eine Venns oder Austernymphe
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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