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Unglück des Volkes seine innern geschicht-
lichen Verhäitulsse. Sehr wahr sogt in dieser
Hinsicht ein gkoßer Denker: erst macht der Mensch
die Gesetze und dann machen die Gesetze die Men-
schen. Wo die Horde sich zum Volk zu er-
heben und die Menschen sich zur Bildung empor-
zuarbeiten beginnen, tritt auch die göttliche Er-
scheinung, die wir Staat nennen, ins Leben.
Der Staat beruhet ursprünglich so wenig auf
einem Vertrag, als es durch einen Vertrag
geschiehet, daß der Mund dem Magen die Spei-
sen vorkauet- sondern, gleichwie das natürliche
Leben sich in einem Gliederthum (Organismus)
aus einander legt, so entfaltet sich das Volks-
leben, die Arbeiten an die Glieder ver-
t h ei I e n d, in dem Staate. Der Staat ist nicht
das Werk menschlicher Willkür, sondern eine An-
ordnung Gottes. Mit dem Begriffe des Staa-
tes ist zugleich der Unterschied der Stan-
de gegeben, durch das bestimmte Vrrhaltniß der
Stände zu einander und das gehörige In> einan-
der-wirken ihrer Verrichtungen aber die Gesund-
heit des Staates bedingt. Wie der Staat
der Vernunft, <us geschichtlicher Organis-
mus, beschaffen sein muß, laßt sich sehr leicht
an einem natürlichen Gltederchum klar machen.
Das Höchste, die Idea, die als Seele dem Le-
den Vorsicht und als Mittelpunkt und selbstle-
bendiges Band der Kräfte innwohnt, ist der
Regent. Die cdelern Glieder aber, die der
Seele als unmittelbare Werkzeuge dienen, bil-
det der Adel des Volkes. Wie sich nun in je-
dem Organismus die Glieder theils auf Erhal-
tung von Innen, oder Ernährung, theils auf
Erhaltung von Außen, oder Erwehrung, bezie-
hen; so sind auch im Staate dem Begriff
mach zwei besondere Stände, der Nährstand,
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12
rñ, Ñch die einzelen Herolde derselben von selbst
finden; sie verfolgen heißt die Vögel, die am
Morgen singen, wegfangen, damit die Sonne
nicht aufgehe. Es ist wohl nicht nöthiq zu be-
merken, daß durch diese Andeutung dem Staat
das Recht, den Störer feiner Ordnung, als kranke
haften Stoff, wegzuschaffen, nicht abgesprochen
werden soll; daß sie vielmehr nur den Zweck hat,
in der Ge.chlchre den B ick von dem Einzelen
hinweg und auf das Ganze, den Geist der
Zeit, hinzuleiten, der zwar durch äußere Ver-
anlassungen augeregt , aber durch die Erzie-
hung und Gesetzgebung des Volkes gebil-
det wird. Das deutlichste Beispiel ist, was Ly-
kurg und Solon durch diese zwei großen He-
bel in dem R lche der Geschichte aus ihren Völ-
kern gemacht haben. — Im Leben gilt der Mensch
sehr richtig nicht mehr als seine Handlungen;
durch eine That kann er dem Beil des Hen-
kers verfallen. Dieser Grundsatz muß auch in
der Geschichte befolgt werden. Der Mensch ist
in der Geschichte nur nach seinen geschichtli-
chen d. i. für die Entwickelung seines Geschlech-
tes wichtigen, Thaken zu schätzen; nur soviel,
als zur Erklärung dieser Tbaren noch rhut, darf
aus dem stillen Reich seiner Brust geoffenbart oder
erschlossen werden. Wird von diesem Grund-
satz, abgegangen; so geschiehet es nur zu leicht,
daß ein enger Kopf einen großen Geist, z. V.
ein mystischer Querkopf des neunzehnten Jahr-
hunderts Friedrich den Großen, messen will und
nicht kann und ihn lästert, oder ein kleiner Le-
bendiger über das heilige, nur dem Auge Got-
tes offenbare Innere eines großen Tobten faselt,
und die Geschichte entwürdigt wird. Ueberdieß kön-
nen nichtssagende Anhängsel einer Persönlichkeit,
z. B. der lange Barr Karls des Großen oder
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Karls
25
scheu Waldes so eng znsammengedrängt, daß es
ihnen an Unterhalt fehlen mußte.
§. 3.
Die Kimbern und Teutonen.
Es war ums Jahr 113 v. Ch., als man
in Rom zuerst den Namen der Kimbern und
Teutonen vernahm, die aus Schleswig und den
anliegenden Küsten der Nordsee ausgezogen wa-
ren, und die römischen Provinzen zwischen den
Alpen und der Donau verheerten. Der Consul
Paptrius Carbo, der die Waffen gegen sie
kehrte, wurde von ihnen bet No re ja (in heu-
rigen Krain) hart geschlagen. Von dorr wand-
ten sie sich nach Helvetien, wo sich ihnen die
Tiguriner anschiossen, und dann nach Gallien.
Rasch nach einander wurden nun S i! anus (im
1.109), Cassius am Genfer See (107), und
Aurelius Scaurus mit den Legionen, die
sie zur Verrheidtgung Galliens führten, geschla-
gen. Einem verwüstenden Strome gleich, walz-
ten sich ihre Haufen durch Gallien, wandten sich
aber nach einem vergeblichen Angriff auf Spa-
nien wieder rückwärts, warfen die Heere des
Cäpto und Manlius am Rhodanus (im
I. 105) darnieder, und drohten in Italien ein-
zubrechen.
Eben war die Nachricht von der Gefangen-
nehmung des verschmitzten Königs Iugurtha von
Numtdien in Rom angekommen, da erschollen
die Gerüchte von dem Ungewitter, das an Ita-
liens Gränzen schwebte. 300,000 streitbare Män-
ner mit Weib und Kind, so hieß es, zögen
heran, Land fordernd. Ungeheures Schrecken
kam über Rom, um das es geschehen war, wie
«in römischer Geschichtner selbst versichert, wenn
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Extrahierte Personennamen: Consul
Paptrius_Carbo Aurelius_Scaurus Königs_Iugurtha_von
Numtdien
Extrahierte Ortsnamen: Rom Schleswig Donau Krain Helvetien Gallien Galliens Gallien Rhodanus Italien Rom Rom
26
es nicht «inen Mann seltener Art gehabt hätte.
Dieser- war Casus Marius, der Sohn dun,
kler Eirern aus Arpinum, ein rauher, roher,
fürchterlicher Mensch, der Zögling des Krieges,
auf den er sich meisterhaft verstand. Zum vier,
ten Male war er in diesem Schreckensjahr Con,
ful, sein Amrsgehülfe v'uk. Caculus.
Die Feinde harten sich gerhetlt; die Kimbern
und Tectosager von Toulouse waren über den
Rhein und die Donau gegangen, um durch Rha,
ficu in Italien einzudringen, die Teutonen und
Ambronen aber hatten den geraden Weg durch
die römische Provinz in Gallien (die Provence)
eingeschlagen. Gegen jene blieb Catulus zur
Beobachtung, gegen diese zog Marius selber.
Wo der Rhone mündet, lagerte sich Martus
ans Meer, und hart an sein verschanztes i^ager
legten sich die Schaaren der Ambronen und Ten,
tonen, und forderten ihn zur Schlacht heraus.
Marius aber ächzte nicht darauf, sondern hielt
seine Soidaten im Lager, um sie erst au den
Anblick der riesenhaften Feinde zu gewöhnen,
und ihnen die Rüstung und Taktik derselben be,
kannr zu machen. Nach einem vergeblichen Sturm
auf das römische Lager brachen endlich die Tcut,
scheu auf, um über die Alpen nach Italien zu
gehen. Sechs Tage laug zogen sie ununrerbro,
chen au dem Lager vorüber, und fragten spot,
teud die Römer, ob sie etwas an ihre Weiber
zu bestellen hattenz sie würden bald bet ihnen
sein? — Marius folgte ihnen langsam bis nach
Aqua Sextiä (Aix) nach. Hier waren sie
den Alpen, den Pforten Italiens, nahe, wcß,
halb Marius die Schlacht zu wagen beschloß,
und zu dem Ende eine feste Lagerstakte bezog,
der es aber an Wasser fehlte, wodurch er, wie
man behauptet, seine Krieger aufreizen wollte.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Casus_Marius Marius Caculus Marius Marius Martus Marius Marius Marius Marius Marius Marius
denn ihr Lager war ohne Wall und Schanze ge,
blieben und Tausende unbesiegter Feinde übrig.
Durch die Nacht aber ging ein Lärmen der Am,
bronen, das Menschcnstimmen nicht ähnlich, fon,
dern ein thierarkiges, mit Drohung und Weh,
klage gemischtes Heulen und Brüllen war und
rings an den Bergen und in den Thalern des
Flusses schauderitch wiederhallte. Selbst Ma,
rtus war in banger Besorg,,iß eines nächtlichen,
ordnungsiofen Treffens. Aber weder in der
Nacht, noch am folgenden Tage erfolgte eilt
Angriff.
Die Teutonen hatten sich an einer Anhöhe
gelagert, wo ihnen abschüssige Thäler und wald,
bedeckte Schluchten zu Häupten wäre . Dort,
hin schickte Marius den Claudius Marcellus mit
2000 Schwerbewaffneten in einen Hinterhalt,
und führte bei Anbruch des dritten Tages das
Heer zur Schlacht heraus. Kaum aber began-
nen die streirferrigen Kräfte sich in der Ebene
zu entwickeln, so entstand auf dem Rücken der
Teutonen Geschrei und Verwirrung. Claudius
Marcellus hatte den günstigen Augenblick wahr,
genommen, und stürmte jauchzend von den Höhen
herab. Die Teutonen hielten den Angriff von
zwei Setten nicht lange aus, ihre Schlachkord,
nung lös'te sich, Alles gab sich der Flucht. Hun,
derr tausend betrug die Anzahl derer, die ge,
tödet oder gefangen wurden. Unter den letztern
war auch der König Teu tob och, wie die Rö,
mer berichten, ein riesenhafter Mensch, der über
sechs Pferde wegsprtngen konnte.
Nach der Schlacht ließ Marius die erbeute-
ten Waffen und Geräthe, von denen er nur die
prachtvolleren für den Schmuck seines Triumphes
auslas, aufthürmen, um den Göttern ein groß,
ßes Brandopfer zu bringen. Eben umstand das
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Claudius_Marcellus Claudius
Marcellus Marius Marius
82
Hitze. Der Schweiß troff von den Gliedern der
Kimbern und keichend warfen sie ihre Schilde
weg. Dichter Staub verhüllte ihre schreckbaren
Gestalten den Römern, die, an die Hitze des
südlichen Himmels gewöhnt, aufdiese Weise den
Sieg leicht errangen.
Eine auf das Unglück nicht berechnete An-
ordnung wehrte den ermatteten Kimbern sogar
die Flucht. Um die Ordnung zu erhalten, hat-
ten sich die vordersten und streitbarsten derselben
mit großen Ketten an den Gürteln an einander
gebunden. So wurde das Blutbad, das dterö,
mer unter ihnen anrichteten, fürchterlich. Die-
jenigen Flüchtlinge aber, welche bei der Wa-
genburg ankamen, erwarteten schaudervolle Auf-
tritte. Denn die Weiber, die schwarz gekleidet
auf den Wagen standen, rodeten die Fliehenden,
ihre Männer, Väter und Brüder; ja sie erwürg-
ten mit eigenen Händen ihre unmündigen Ktnd-
tetn und warfen sie unter die Wagen und Füße
des Zugviehes und ermordeten sich dann selbst.
Man soll sogar eine, ihre zwei Kindern zue
Seite, mit den Fersen an der Spitze der Deichsel
aufgehenkt gefunden haben. Die Männer ban-
den in Ermangelung von Baumen den Halö au
die Hörner und Beine der Ockfen, und rriebeu
diese dann durch Stachelstecken zum Sprtngeu
an, um so geschleift und zerstampf»' zu werden,
und den Tod zu finden, den sie unwürdiger Skla-
verei vorzogen. Doch wurden noch fechzlgrausend
gefangen, und zwei Mal so viele deckten mit ih-
ren Leichen die Walstatt. Unter den letzten wa-
ren Vojorix und Luig, ihre vornehmsten An-
führer, unter den ersten S e so rix und C h l o d t ch.
So endere der erste Auftritt der Teutscheu
ln der Geschichte. Die Römer waren auf lang«
von ihren fürchterlichen Fanden befreit, aber auch
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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26
den Rhein zu gehen bestimmten, der gerechteste.
Im Gebiet der am Unterrhet» wohnenden U b rer,
eines Volkes von sehr zweideutigem Coarakter,
ließ er über den Fluß eine sehr kunstvolle
Brücke schlagen, und drang in das Land der Si,
gambrer ein. ,Diese Hallen sich aber in Wälder
und Einöden geflüchtet; so daß Cäsar sich damit
begnügen mußte, während seines achr>ehlitägi-
gen Aufenthaltes ihre verlassenen Dörfer zu ver-
brennen, und ihre Saaten zu zerstören.
Dieser ehrgeizige Römer schlug sich nun
mehre Jahre mit den Britten, und belgischen
Völkerschaften, besonders den turbulenten Tre,
vtrern (Trierern) herum, bis ihn der Verdacht,
die Ubier Härten diesen Hülfe geschickt, zu einem
zweiten Rhein-Uebergang vcranlaßre. Etwas
ober dem Orte, wo er das erste Mal in Teutsch-
land eingedrungen war, ließ er nun eine Brücke
schlagen (im I. 51). Die knechtisch gesinnten
Ubier reinigten sich von allem Verdacht und lei-
steten ihm durch pünktliche Erfüllung seiner har,
ten Befehle und als Spione gegen die Sueven
(namentlich auch die Chatcen), auf denen eigentlich
die Schuld der Hülfesendung lastete, alle nur
gedenkbare Unterstützung. Er erfuhr endlich,
daß die Sueven sich in die unwegsamen Dickun-
gen des Waldes B a c e n t s (des Harzwaldes? ),
der die Chatten von den Cheruskern schied, ver,
borgen-hätten, und zog sich über den Rhein zu,
rück. In seinem nachherigen Triumph führte ec
zwar das Bild des Rheines, nicht aber das
der Teutschen auf.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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51
tzemeinde, die denselben verbürgte, belangt wer,
den. Geringere Vergehen, ja sogar der Tod,
schlag, wurden durch Erlegung einer für jeden
etnzelen Fall fest bestimmten Summe * * **)) von
Pferden und Vieh, späterhin von Geld, an den
Fürsten oder Staar (Wergeld) und an den Be,
rheiligten oder dessen Verwandt- gesühnt. Die
Todesstrafe verhängte man nur in wenigen Fal,
len. Verrat!) und Heerver-assung (Hertslitz)
wurden durch Erbenkung, Feigheit und Flet,
fcheöverbrechen durch Erfaufung bestraft; jene
geschah, wie Tactrus sagt^*), um vor Staats,
verbrechen abzuschrecken, diese, um Schandtha,
ten zu verhüllen.
Wurde in dem Gaugertcht der Krieg erkannt.
Sanction, welche die Sicherheit der Burgers garan-
tirte. Forbannikus ( daher das Wort Bandit und
Ford an auf dem Meer) h>eß derjenige, der von dem
gemeinen Frieden ausgeschlossen war; dasselbe was Exlex
bei den Römern.
*) Die Sorgfalt, mit der dabei die Wunden nach
dem Maße, und die einzelen Glieder nach ihrer Wich-
tigkeit zu Geld angeschlagen waren, muß. G wenig sie
sich mit unseren Begriffen vereinigt, wie schon Möi'er
(S. Oßnabrückitche Geschichte S'. 32) bemerkt hat,
als durch den Geist der Verfassung geboten und noch-
wendig anerkannt werden. Nach dem Sati'chen Gesetz-
buch (Tit. Xxxii) kostete der abgeschlagene Daum
45 Solidi (1 Solidus war 40 Denare, von denen 500
«in Pfund Silber ausmachten) der Bogenzither
( nach Eccards Verbesserung) oder zweite Finger 25 So-
lidi, der Mittelfinger, Mahl (d i. Vermählungs oder
Braut) Finger und kleine Finger 15 Solidi; die Nase
45 rc.
**) Ob dies die wirkl-che Meinung de« Gesetzge-
bers war, oder nur eine Deutung des philo ovhirendeu
Lacitus ist, bleibt übrigens billich dahin gestellt.
4 *
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57
begleitet die mit Rindern*) fahrende voll tiefer
Ehrfurcht. Freudvoll sind dann die Tage, fest-
lich die Orte, die sie ihrer Ankunft und Einkehr
würdigt. Dann werden keine Kriege begonnen,
keine Waffen ergriffen; verschlossen ist alles Ei-
sen, nur Fried' und Ruh' sind dann bekannt
und dann geliebt, bis derselbe Priester die des
Umgangs mit Sterblichen satte Göttin dem hei-
ligen Gehege wiedergibt. Hierauf wird der Wa-
gen, die Teppiche und, wenn man's glauben will,
die Göttinn selbst in einem geheimen See abge-
waschen. Sklaven bedienen sie, welche alsbald
derselbe See verschlingt. Daher ein geheimes
Grauen und eine heilige Unkunde, was das sein
möge, was nur dem Tod verfallene sehen.
Dem Ideenkreise der Thorsrcligion gehörte
auch Teut (Thuisko, Tyr, Teut-ates d. i.
Vater Teut bei den Kelten) an, den das Volk
in Sagen und Gesängen, die bereits zu Tacitus
Zeit alt waren, als Ahnherrn und Gründer
feierte. Tent ist ein räthselhafter Namen in
der Geschichte, dem wir fast überall begegnen, zu
dem wir aber nirgends die Deutung finden.
Muthmaßlich hat er sich als Weiser, Gesetzgeber
und Staatcngründer verdient gemacht; wenig,
siens war er bei den Teurschen und Kelten über-
haupt der Gott der Gerechtigkeit. Gerichte und
der Dinstag führen den Namen von ihm. Auch
wurde er als mit der Haut eines wilden Thiers
angethan und ein Zepter in der Hand ab-
gcbiidet. Nach Othin's Einwanderung scheint
er eine andere Bedeutung im Volksglauben er-
langt zu haben. Der Gott der Teutschen, den
die Römer bald Mars, bald Hercules nen-
*) Ganz nach dem Geist dieser Religion.
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523
König der Westgothen schlug mit der ganzen Kraft
seines Volks hinein und starb und entschied die
Schlacht. Das Blut rauschte in Bächen vom
Walplatz, als die Nacht sich zwischen die wür-
genden Völker legte. Attila hielt sich am fol-
genden Tage ruhig in seinem Lager, und die
ängstliche Eifersucht der Verbündeten ließ ihn
ungeneckt über den Rhein zurückgehen.
Im folgenden Jahr (452) unternahm At-
tila einen Raubzug nach Italien, dessen Blürhe
vor der Schärfe seines Schwertes sank. Hun-
ger und Seuchen, die fein Heer bedrängten, be-
stimmten ihn mehr noch als cine Gesandtschaft
der Römer zur Rückkehr. Er verließ Italien
mit der Drohung wiederznkommen) aber der
Tod durchstrich seine Plane (453), als er eben
die Brarrrfrier mit der schönen Idliko beging.
Nur durch die Kraft feines Geistes zufamr
mengehailcn, lös'ce sich das stolze Gebäude sei-
ner Macht, als er nicht mehr war. Der ge-
nannte Ardarich schlug seinen Sohn El lack in
Pannonien, und die Gcpiden besetzten drauf das
trajanische Dacien, so wie die Ostgothen Pan-
nonlen. Dre Hunnen verschwanden allmählich
aus der Geschichte.
§. 27.
Odoaker und Theodor ich.
War auch Attila an der Ausführung feiner
Plane auf das weströmische Reich verhindert wor-
den , dcniioch konnte dieses dem Schicksal alles
Eiuzelen, zu altern und zu zerfallen, nicht ent-
gehen. Sittliche Kraft, der Quell, aus
welchem dem cinzelen Menschen, wie dem gan-
zen Volke Verjüngung strömt, war für die Rö-
mer langst versiegt) alle Vlnrhen, die au^
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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