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1. Leitfaden für den geographischen Unterricht - S. 130

1869 - Hildburghausen : Gadow
130 Ich Guyana. Die Küstenstriche sumpfig, heiß und ungesund, das Innere gebirgig und gesunder. Die brasilianischen Pro- dukte finden sich auch hier, vorzüglich viel Baumwolle und auch Gewürznelken, Zucker, Kaffee und Kakao. Im französischen Guyana mit 20,000 Einw. liegt die Hauptstadt Cayenne, Verbannungsort für Frankreichs Verbrecher. Das niederländische Guyana oder Surinam hat 60,000 Einwohner, und die Stadt Paramaribo; ist gut an- gebaut. Das brittische Guyana hat 130,000 Einwohner,Haupt- stadt Georgetown (Schorschtaun) oder Demerara. 19) Patagonien. Die Westküste ist gebirgig und bewaldet, die Ostküste niedrig und wie das Innere baumlos, aber mit fruchtbaren Weiden für die zahlreichen, verwilderten Rindviehheerden. Patagonien wird von großen kräftigen Indianern bewohnt und ist noch ziemlich unbekannt. Das Klima ist kalt, vorz. des Winters. Die Feuerlands-Jnseln mit dem Cap Horn, von Patagonien durch die Maghellans-Straße geschieden, von heftigen Stürmen heimgesucht, rauh und kalt, doch nicht ohne Vegetation und mit zahlreichen Heerden von Guanacos, werden von den geistig tiefstehenden Pescheräh's bewohnt. — Die Falklands-Inseln mit engl. Niederlaffungen. — Einige Inselgruppen in der Nähe des südl. Polarkreises, Fang auf große Seethiere.

2. Leitfaden für den geographischen Unterricht - S. 89

1869 - Hildburghausen : Gadow
89 finden sich weite Flächen, zum Theil mit gefrornen Süm- pfen bedeckt, sie werden nur von Jägern und Fischern um der Robben, Wallrosse, Eisbären und Fische willen besucht; weiter südlich kommen Steppen, mit einigem Gesträuch und Rennthiermoos bedeckt (die Tundra's), von Nomaden (Sa- mojeden) bewohnt,, die Pelzthiere jagen; die Tundra's gehen in die Zone der Wälder über vom weißen Meere bis zum Ural, die aus Tannen und Lärchen bestehen und Pelzthiere enthalten. Dann beginnen, in Mittelrußland, südlich der oberen Wolga Ackerbau und Viehzucht; hier bedeutender Getreidebau. An der untern Wolga und am Don finden sich große Salz-, Sand-, Stein- und feuchte Grasebenen (Steppen); an der Küste des, schwarzen Meeres gedeihen Mais und Reben, in den Thälern des Kaukasus Südfrüchte, Baumwolle, Zuckerrohr, Reis. Produkte. Thiere: Rindvieh, Büffel, Pferde in großen Heerden, auch wilde, zahme und wilde Esel, Ka- meele, Schafe, Rennthiere Elennthiere und allerlei Jägd- und Pelzthiere; zahmes und wildes Geflügel (Gänse); Fische (Caviarbereitung), Krebse, Austern, Bienenzucht und Seidenbau. Pflanzen. Viel Getreide, Gartengewächse (Melonen), Flachs, Hanf, im Norden Beeren, Obst im Süden (Kir- schenwälder), Wein und Südfrüchte im äußersten Süden. Große Waldungen in Polen, Litthauen, der Wolchonski- wald im Norden. Mineralien. Gold und Platina im Ural, Silber, Kupfer, Eisen, Diamanten u. a. Edelsteine, Naphta, Schwe- fel, Steinkohlen, Torf, Vitriol, Salpeter, Salz. Einwohner. 50—60 Mill. Die Mehrzahl bekennt sich zur griechisch-katholischen Kirche, die Polen sind römisch- katholisch, die Ostseeprovinzen evangelisch. Der russische Kaiser beherrscht die verschiedensten Volksstämme: Russen, Kosaken, Polen, Finnen, Deutsche in den Ostseeprovinzen, Schweden, Kalmücken, Tartaren, Kirgisen, Baschkiren, Tun- gusen, Samojeden, Lappen, Juden, Zigeuner, Griechen, Türken und Perser. Die Russen stehen auf einer tieferen Bildungsstufe als die übrigen Europäer. Die russischen Bauern sind dem Trünke stark ergeben, träg undunwissend.

3. Leitfaden für den geographischen Unterricht - S. 119

1869 - Hildburghausen : Gadow
119 Leben durch Fischfang und Jagd aus Seehunde und Eis- bären fristen. Das Meer ist reich an Seethieren: Fischen, Walen, Wallrossen, Robben, Eisbären; viele Schwimm- vögel; der Pflanzenwuchs ist nur ein spärlicher, so auf der großen Insel Grönland, wo sich dänische Nieder- lassungen finden, und das Christenthum unter den heidni- schen Eskimo's Eingang findet. Auf Grönland finden sich Rennthiere, Bären, Hunde, Hasen und baut man Kartof- feln, Kohl, .Rüben, in günstigen Jahren auch Hafer. Julianshaab, 1500 Einw. 2) Labrador und Neuwales (Wähls.) Rauh und unfruchtbar, doch von mancherlei Pelzwild belebt. An der Küste wohnen Eskimo's (Nain, Nieder- lassung der Herrnhuter), im Innern Indianer, die sich von Jagd und Fischerei nähren. 3) Die Länder der freien Indianer am Mackenzie, Sklaven- und Bärensee, im Norden öde, im Süden mit Waldungen bedeckt, in denen Bisamochsen, Pferde, Ziegen, Schafe, Pelzwild hausen. Sie werden von nomadisirenden Indianern bewohnt, deren Hauptbeschäftig- ung die Jagd auf Pelzwild und der Handel mit Pelzwerk ist, wozu die Europäer einige Niederlassungen errichtet haben. 4) Das russische Amerika. 'Mit russischen Colonien, behufs des sehr einträglichen Handels mit Pelzwerk, t- Kupfer und Eisen. — Die Fuchsinseln oder Asenten, spärlich bovölkert. Neu- Archangel auf der Insel Sitka. — Das bisherige russi- sche Amerika ist Mt'er dem Namen Alaska 1867 an die Bereinigten Staaten übergegangen.

4. Geographie für die Volksschule - S. 50

1897 - Hildburghausen : Gadow
— 50 — Klima und Bodenoberfläche. Der Norden hat eisige Kälte, ist deshalb öde und spärlich bewohnt, Mittelrußland hat mäßiges Klima mit strengen Wintern, Südrußland ist mild. Die Hauptmacht Rußlands beruht auf den Ostseeprovinzen und dem Süden. Im hohen Nordosten finden sich weite Flächen, zum Teil mit gefrorenen Sümpfen bedeckt, sie werden nur von Jägern und Fischern um der Robben, Walrosse, Eisbären und Fische willen besucht; weiter südlich kommen Steppen, mit einigem Gesträuch und Renntiermoos bedeckt (die Tundra's), von Nomaden (Sa- mojeden) bewohnt, die Pelztiere jagen; die Tundra's gehen in die Zone der Wälder über vom weißen Meere bis zum Ural, die aus Tannen und Lärchen bestehen und Pelztiere enthalten. Dann beginnen, in Mittelrußland, südlich der oberen Wolga Ackerbau und Viehzucht; hier bedeutender Getreidebau. An der unteren Wolga und am Don finden sich große Salz-, Sand-, Stein- und feuchte Grasebenen (Steppen); an der Küste des schwarzen Meeres gedeihen Mais und Reben, in den Thälern des Kau- kasus Südfrüchte, Baumwolle, Zuckerrohr, Reis. Produkte. Tiere: Rindvieh, Büffel, Pferde in großen Herden, auch wilde; zahme und wilde Esel; Kamele, Schafe, Nenntiere, Elentiere und allerlei Jagd- und Pelztiere; zahmes und wildes Geflügel (Gänse); Fische (Caviarbereitung), Krebse, Austern, Bienenzucht und Seidenbau. Pflanzen. Viel Getreide, Gartengewächse (Melonen), Flachs, Hanf, im Norden Beeren, Obst im Süden (Kirschenwälder), Wein und Südfrüchte im äußersten Süden. Große Waldungen in Polen, Littauen, der Wolchonski- wald im Norden. Mineralien. Gold und Platina im Ural, Silber, Kupfer, Eisen, Diamanten u. a. Edelsteine, Naphtha, Schwefel, Steinkohlen, Torf, Vitriol, Salpeter, Salz. Einwohner. 102vs Millionen. Die Mehrzahl bekennt sich zur griechisch-katholischen Kirche, die Polen sind römisch-katholisch, die Ostsee- Provinzen evangelisch. Der russische Kaiser (Zar) beherrscht die verschiedensten Volksstämme: Russen, Kosaken, Polen, Finnen, Deutsche in den Ostsee- Provinzen, Schweden, Kalmücken, Tartaren, Kirgisen, Baschkiren, Tungusen, Samojeden, Lappen, Juden, Zigeuner, Griechen, Türken und Perser. Die Russen stehen auf einer tieferen Bildungsstufe als die übrigen Europäer. Die russischen Bauern sind dem Trünke stark ergeben, träg und unwissend. Der russische Handel ist beträchtlich; es giebt Fabriken in Wolle, Baumwolle, Seide, Flachs und Hanf, Seife, Lichten, Branntwein, Metall- waren, Tabak, Zucker, Glas, Holzwaren. Berühmte Russen: Peter der Große, der Begründer von Ruß- lands Größe und Macht 1700; Katharina Ii., 1782 bis 1796, die Rußland be- deutend vergrößerte; Alexander I., gegen den Napoleon 1812 nichts auszurichten vermochte; der Seefahrer Krusenster n. Von dem durch Rußland unterjochten Polen merke den letzten Verteidiger polnischer Unabhängigkeit und Selbständigkeit, den edlen Kosciusko; auch S o b i e s k y, den König von Polen, den Retter Wiens von den belagernden Türken 1683. Städte: ^ß.e Le r s b u r et a. d. Newa, li/5 Mill. Einw., darunter viele Deutsche. Hauptstadt uno Mfwwzms Kaisers, prächtig gebaut, mehrere kaiserliche Paläste, die Isaakskirche u- a., die Statue Peters des Großen, der 1703 den Grund zur Stadt >

5. Geographie für die Volksschule - S. 69

1897 - Hildburghausen : Gadow
B. Wesonöeres. 1) Die Nordpolarländer. Die nördlichsten Küsten und Inseln Nordamerikas, zum großen Teil wegen Eis und Kälte unzugänglich und unbekannt, werden in ihren wirtlicheren Gegenden von Eskimos oder Samojeden bewohnt, die kümmerlich ihr Leben durch Fischfang und Jagd auf Seehunde und Eisbären fristen. Das Meer ist reich an Seetieren: Fischen, Walen, Walrossen, Robben, Eis- baren; viele Schwimmvögel; der Pflanzenwuchs ist nur ein spärlicher, so auf der großen Insel Grönland, wo sich dänische Niederlassungen finden, und das Christentum unter den heidnischen Eskimos Eingang findet. Auf Grönland finden sich Renntiere, Bären, Hunde, Hasen und baut man Kar- toffeln, Kohl, Rüben, in günstigen Jahren auch Hafer. Julianshaab, 1500 Einw. 2) Labrador und Neuwales. (Wähls). Rauh und unfruchtbar, doch von mancher! ei Pelztieren belebt. An der Küste wohnen Eskimos (Nain, Niederlassung der Herrnhuter), im Innern Indianer, die sich von Jagd und Fischerei ernähren. 3) Die Länder der freien Indianer am Mackenzie-, Sklaven- und Bärensee, im N. öde, im S. mit Waldungen bedeckt, in denen Bisamochsen, Pferds, Ziegen, Schafe, Pelzwild Hansen. Sie werden von nomadisierenden Indianern bewohnt, deren Hauptbeschäftigung die Jagd auf Pelzwild und der Handel mit Pelzwerk ist, weswegen die Europäer einige Niederlassungen errichtet haben. 4) Alaska. Früher russisch, jetzt zur Union gehörig, einträglicher Handel mit Pelzwerk. — Kupfer und Eisen. — Die Fuchsinseln oder A l e u t e n, spärlich bevölkert. N e u - A r ch a n g e l auf der Insel Sitka. 5) Britisches Nord-Amerika. Besteht aus Kanada, nördlich der Fünfseeen, Neu-B raunschweig, N e u-S cho t t l a n d und der w.'gen ihres Stockfischfanges berühmten Insel Neufundland. Der Boden Kanadas ist ziemlich ergiebig; es giebt strenge, lange Winter, kurze, baldreifende Sommer. Produkte: die europäischen Haustiere, Bisamochsen, Elentiere, Hirsche, Renntiere, wilde Truthühner, Pelzwild; Getreide, Mais, Tabak, große Waldungen, worin Zuckerahornbäume, wilde Weinreben. Bewohnt von Indianern und ein- gewanderten Engländern und Franzosen. Handel mit Pelzwerk und Holz. Quebeck, am Lorenzfluß, Festung, 63 000 Einw. , , , Montreal (Möntrill), an dems. 217 009 Einw. Pelzhandel, Universität. 6) Die Union oder die vereinigten Staaten von Nord-Amerika. Sie befinden sich südlich der Kanadischen Seeen und reichen vom atlantischen bis zum großen Ocean, werden im Süden vom Meerbusen von Mexiko begrenzt, haben über 9 Mill. qkm, mit 70 Mill. Einwohnern, meist eingewanderte Europäer, dann Indianer, Neger und Farbige (Abkömmlinge

6. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 6

1873 - Hildburghausen : Gadow
4 für's Vaterland in ihrem Beruf, können aber auch Beute machen und der armen Eltern pflegen. Hierauf erneuerte der Geist den Knabenhandel noch- nials, doch das Weib würdigte ihn keiner Antwort, raffte das Laub in den Korb, band oben darauf den kleinen Schreier mit der Leibschnur fest, und Rübezahl wandte sich, als wollte er fürdergehen. Weil aber die Bürde zu schwer war, daß das Weib nicht aufkommen konnte, rief sie ihn zurück: Ich hab euch einmal gerufen, sprach sie, helft mir nun auch auf, und wenn ihr ein Uebriges thun wollt, so schenkt dem Knaben, der euch gefallen, ein Gröschel zu einem paar Semmeln; morgen kommt der Vater heim, der wird uns Weißbrod aus Böhmen mit- bringen. Der Geist antwortete: Aufhelfen will ich dir wohl, aber gibst du mir den Knaben nicht, so soll er auch keine Spende haben. Auch gut, versetzte das Weib, und ging ihres Weges. Je weiter sie ging, je schwerer wurde der Korb, daß sie unter der Last schier erlag und alle zehn Schritte ver- schnauben mußte. Das schien ihr nicht mit rechten Dingen zuzugehen; sie wähnte, Rübezahl habe ihr einen Possen gespielt und eine Last Steine unter das Laub practicirt; darum setzte sie den Korb ab auf dem nächsten Rande und stürzte ihn um. Doch es sielen eitel Laubblätter heraus und keine Steine. Also füllte sie ihn wieder zur Hälfte und raffte noch so viel Laub ins Vortuch, als sie darein fassen konnte; aber bald wurde ihr die Last von Neuem zu schwer, und sie mußte nochmals ausleeren, was die rüstige Frau groß Wunder nahm; denn sie hatte gar oft hoch- bebauste Graslasten heimgetragen und solche Mattigkeit noch nie gefühlt. Deßungeachtet beschickte sie bei ihrer Heim- kunft den Haushalt, warf den Ziegen und den jungen Hipplein das Laub vor, gab den Kindern das Abendbrod, brachte sie in Schlaf, betete ihren Abendsegen und schlief flugs und fröhlich ein. Die frühe Morgenröthe und der wache Säugling, der mit lauter Stimme sein Frühstück heischte, weckten das geschäftige Weib zu ihrem Tagwerk aus dem gesun- den Schlaf. Sie ging zuerst mit dem Melkfaffe ihrer Gewohnheit nach zum Ziegenstalle. Welch schreckenvoller Anblick! das gute nahrhafte Hausthier, die alte Ziege, lag da, rohhart und steif, hatte alle Viere von sich ge- streckt und war verschieden; die Hipplein aber verdrehten die Augen gräßlich im Kopfe, streckten die Zunge weit

7. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 12

1873 - Hildburghausen : Gadow
10 dringen, um beim fröhlichen Gelag dem aufgemunterten Steffen von der reichen Erbschaft des Weibes Bericht zu geben, und unter welcherlei Bedingungen er daran Ge- nuß und Antheil haben solle. Sie sah gegen Abend- zeit fleißig zum Fenster aus, ob Steffen käme, lief aus Ungeduld hinaus vor's Dorf, blickte mit ihren schwarzen Augen gegen die Landstraße hin, war bekümmert, warum er so lange weile, und da die Nacht hereinbrach, folgten ihr bange Sorgen und Ahnungen in die Bettkammer, ohne daß sie an's Abendessen gedachte. Lange kam ihr kein Schlaf in die ausgeweinten Augen, bis sie gegen Morgen in einen unruhigen, matten Schlummer fiel. Den armen Steffen quälten Verdruß und Langeweile im Ziegenstalle nicht minder; er war so niedergedrückt und kleinlaut, daß er sich nicht traute, an die Thür zu klopfen. Endlich kam er - doch hervor; pochte ganz verzagt an und rief mit wehmüthiger Stimme: Liebes Weib, er- wache und thue auf deinem Manne! Sobald Ilse seine Stimme vernahm, sprang sie flink vom Lager wie ein munteres Reh, lief an die Thür und umhalsete ihren Mann mit Freuden; er aber erwiderte diese herzlichen Liebkosungen gar kalt und frostig, setzte seinen Korb ab und warf sich mißmuthig auf die Ofenbank. Wie das fröhliche Weib das Jammerbild sah, ging's ihr an's Herz. Was plagt dich, lieber Mann? sprach sie bestürzt, was hast du? Er antwortete nur durch Stöhnen und Seufzen; dennoch fragte sie ihm bald die Ursach seines Kummers ab, und weil ihm das Herz zu voll war, konnt' er fein erlittenes Unglück dem trauten Weibe nicht länger verhehlen. Da sie vernahm, daß Rübezahl den Scha- bernack verübt hatte, errieth sie leicht die wohlthätige Absicht des Geistes und konnte sich des Lachens nicht erwehren, welches Steffen ihr bei muthigerer Gemüths- faffung übel würde gelohnt haben. Jetzt ahndete er den scheinbaren Leichtsinn nicht weiter und fragte nur ängst- lich nach dem Ziegenvieh. Das reizte noch mehr des Weibes Zwergfell, da sie merkte, daß der Hausvogt schon allenthalben umher spionirt hatte. Was kümmert dich mein Vieh? sprach sie, hast du doch noch nicht nach den Kindern gefragt; das Vieh ist wohl aufgehoben draußen auf der Weide. Laß dich auch den Tück von Rübezahl nicht anfechten und gräme dich nicht: wer weiß, wo er oder ein Anderer uns reichen Ersatz dafür gibt. Da kannst du lange warten, sprach der Hoffnungs-

8. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 14

1873 - Hildburghausen : Gadow
12 2. Ein Brief Doctor Martin Luthers an seinen Sohn Hans. Gnade und Friede in Christo, mein herzliches Söhn- chen! Ich sehe gerne, dass Du wohl lernest, und fleissig betest. Thue also, mein Söhnchen, und fahre fort: wenn ich heim komme, so will ich Dir einen schönen Jahrmarkt mitbringen. Ich weiss einen hüb- schen, lustigen Garten; da gehen viele Kinder innen, haben güldene Köcklein an und lesen schöne Aepfel unter den Bäumen, und Birnen, Kirschen, Spilling und Pflaumen, singen, springen und sind fröhlich; haben auch schöne kleine Jterdlein mit güldenen Zäumen und silbernen Sätteln. Da fragte ich den Mann, dessen der Garten ist, wess die Kinder waren. Da sprach er: »Es sind die Kinder, die gerne beten, lernen und fromm sind.« Da sprach ich: »Lieber Mann, ich habe auch einen Sphn, heisst Hänschen Luther, möchte er nicht auch in den Garten kommen, dass er auch solche schöne Aepfel und Birnen essen möchte und solche feine Pferdlein reiten und mit diesen Kindern spielen?« Da sprach der Mann: »Wenn er gerne betet, lernet und fromm ist,so soll er auch in den Garten kommen, Lippus und Jost auch und wenn sie alle zusammen kommen, so werden sie auch Pfeifen, Pauken, Lauten und allerlei Saitenspiel haben, auch tanzen und mit kleinen Armbrüsten schiessen.« Und er zeigte mir dort eine feine Wiese im Garten, zum Tanzen zugerichtet, da hingen eitel güldene Pfeifen, Pauken und feine silberne Armbrüste. Aber es war noch frühe,dass die Kinder noch nicht gegessen hatten; darum konnte ich des Tanzens nicht erharren, und sprach zu dem Manne: »Ach, lieber Herr, ich will flugs hingehen, und das Alles meinem lieben Söhnleinhänschen schreiben, dass er ja fleissig bete und wohl lerne und fromm sei, auf dass er auch in diesen Garten komme, aber er hat eine Muhme Lene, die muss er mitbringen.« Da sprach der Mann: »Es soll ja sein, gehe hin und schreibeihm also.« Darum liebes Söhnlein Hänschen, lerne und bete ja getrost, und sage es Lippus und Justen auch, dass sie auch lernen und beten, so werdet Ihr mit einander in den Garten kommen. Hiermit sei dem allmächtigen Gott befohlen, und grüsse Muhme Lenen, und gib ihr einen Kuss von meinetwegen. Coburg, Dein lieber Vater Anno 1530. ' Martinas Luther.

9. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 16

1873 - Hildburghausen : Gadow
14 bleibende Brod gelegen hatte, und suchten hinter dem alten Gebetbuch nach alten Bröckchen, die sich vielleicht da noch verhalten hatten, aber sie fanden nichts, denn es war schon lange kein Brod hineingekommen, weil nichts übrig blieb, und die Mutter hatte schon öfters den Tisch- kasten ganz umgestürzt und die gefundenen Brosamen den kleinsten Kindern zusammengekehrt und gegeben. Wenn sie denn gar nichts fanden, weinten die Kleinen, während das größere Töchterchen begierig an dem Tuche leckte, worinnen die Mutter gestern Mehl geholt hatte, und der größere Knabe den hölzernen Teller abschabte, worauf der Mehlbrei gewesen war, bis der Vater, der auch vor Hunger matt war, traurig sagte: nun, ihr Kinder, laßt uns das Abendgebet mit einander beten und zu Bette gehen! Wenn dann am Morgen die Kleinen wieder auf- wachten und die Mutter konnte ihnen keine Milch geben, weil die Ziege schon lange aus Noth verkauft oder ge- schlachtet war, da schaute sie wohl manchmal tiefsehnend aus dem Fenster hinaus, wenn wieder ein Sarg vorbei- getragen wurde, und dachte: selig, glücklich sind die, die in dem Herrn sterben, denn sie werden ruhen von ihrer Arbeit, ruhen von ihrem Elend, in der tiefen, stillen Kammer, wo sie nicht hören mehr und versagen müssen die Bitte der unschuldigen, hungernden Kinder. Indem nun das Elend in jenem traurigen Winter fast allgemein in dem armen Erzgebirge so groß war, wie wir es hier beschreiben, hatte auch unsere arme Bergmanns- Familie ihren reichlichen Antheil an der Noth zu tragen. Da gab das Mitleid und die zärtliche Liebe der Mutter ein Mittel ein, wie sie ihren jüngsten, liebsten Sohn, den zweijährigen Johann Gottlob, von dem Hungertod, dem ein so zartes Kind leicht wäre ausgesetzt gewesen, retten konnte. Sie trug nämlich den Knaben täglich hin zu einem Bäcker und ließ ihn in der Nähe des Backofens, während sie auf's Tagelohn ging, Stunden lang sitzen, damit er den nahrhaften Dampf des frischen Brodes einathme, die mit- leidige, aber selber arme und an Kindern reiche Bäckers- frau gab dann dem Kleinen wohl zuweilen auch einige Bissen. So wurde der Knabe jenen Winter hindurch, wo so unzählig viele arme Kinder von seinem zarten Alter starben, beim Leben erhalten. Da nun der Frühling 1771 wieder kam und die Wiesen wurden wieder munter, faßten die Armen auch

10. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 18

1873 - Hildburghausen : Gadow
16 Mittag speist und erquickt ihn eine mitleidige Bauern- Familie reichlich, am Abend wieder, und da er immer noch nach seinem S. fragt und immer hört, es sei ein paar Stunden dahin, läßt er sichs endlich in kindlicher Unüber- legtheit gefallen, so den Tag über zwischen grünen Feldern und blühenden Bäumen herum zu laufen und am Mittag und Abend doch immer seine Mahlzeit bei mitleidigen Menschen zu finden; er wirft die welken Skabiosen aus der Hand und weint nur noch am Abend, wenn er zuweilen in Häusern ist, wo ihn die Leute nicht so freundlich ansehen, nach der Mutter. So wandert der Kleine, der durch sein hübsches Gesicht und sein gar gutes, treuherzig blickendes Auge, so wie, wenn man ihn darum fragt, durch seine treu- herzige Erzählung überall Mitleiden' weckt, eine ziemlich lange Zeit von Ort zu Ort. Bald pflegen seiner mit- leidige Bauern oder eine gute Predigersfrau reinigt und erquickt ihn, wohlmeinende Edelfrauen geben ihm Geld und Kleider. Geld zwar achtete er anfangs nicht, sondern gab es andern armen Kindern; da er aber einmal von diesen bemerkt, daß man auch gutes, weißes Brod an Bäckerläden haben kann, wenn man dem Bäcker Geld gibt, lernte er nach und nach auch den Werth dieses Almosens kennen. Endlich kommt er in eine, ihm damals sehr groß und prächtig scheinende Stadt (wahrscheinlich Zwickau). Die große Theuerung im Gebirge hatte damals viele Arme nach den Städten hingezogen, die am Tage ihren Bissen Brod vor den Thüren der mitleidigeren Bürger suchten und bei Nacht außen vor der Stadt schliefen. Der Kleine hatte bisher noch nie eigentlich gebettelt, sondern, wenn ihn hungerte, sich immer nur vor die Thüren still hinge- stellt und gewartet, bis man ihn anredete und zum Epen einlud; unter die Hausen der Almosen flehenden Armen gemischt, lernte er aber nun auch von diesen uni Almosen bitten. Dem kleinen zarten, treuherzigen Knaben gab Jedes reichlich, und er brachte gewöhnlich, wenn er. nicht über dem Spielen mit andern armen Kindern das Almosenbitten vergaß, am Tage über so viel zusammen, daß er nur den geringsten Theil des empfangenen Brodes zu essen vermochte. Da nahm er denn am Abend seinen ganzen Vorrath an Brod und Geld und ging_ in der Vorstadt in eine Hütte, die ihm die ärmste schien und wo viele hungrige Kinder waren, denen gab er sein
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