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Materialien fehlten,) ein gewisser innerer Takt leitete, den auch
vielleicht aufmerksamere Leser in der Kette wiedersinden werden, die
ich, gleichsam verbindend und zusammenhaltcnd, durch und um das
Ganze geschlungen habe. Namentlich Hab' ich mich bemüht, aus
den verschiedensten Lebensverhaltnissen und aus mehr, als aus einem
Stande meine geschichtlichen Bilder zu wählen, und darum ist der
Titel des Merkchens wohl auch nicht ganz passend und richtig ge-
wählt. Allein solch' eine Wahl berücksichtigt oft nur die allgemeine
Publicität und, von diesem Standpunkte aus, wird jene Wahl nicht
als vergriffen erscheinen. Meist concurrirt auch die Verlagshand-
lung dabei.
Nicht nur aber um jener beabsichtigten Mannigfaltigkeit Willen,
wird man mir die Aufnahme eines Schauspielers verzeihen. Ich
denke, auch wenn es eben nicht Schröder wäre, den ich geschildert
hätte, der triftigen Beweggründe Mehrere für mich zu haben. Dem
wahrhaft Gebildeten ist die Kunst der Menschendarstellung eben
so verehrungswerth, wie eine jede andere Kunst, ja! wie selbst die
ernsteste und trockenste Wissenschaft. Mehr hoff' ich, darüber nicht
andeuten zu dürfen. Nur noch bedauern will ich, als Schriftsteller
und als — Teutscher, daß ich keinen Maler, Bildhauer oder Bau-
meister unter den Teutschen der letzten hundert Jahre fand, der sich
einer allgemeinen Anerkenntniß, wie ein Schiller, als Dichter, ein
chen Anzeigen des Herrn Verlegers Schröders Name aufgeführt gewesen
wäre. ' . .
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
— 6 —
Schon während des siebenjährigen Krieges hatte Joseph genug
Veranlassung gefunden, auf den unbesiegten Gegner seines Hauses,
Friedrich den Großen, aufmerksamzu werden, ihn zu bewundern
und sich zum Muster zu nehmen. Aber nichts war menschlich schöner,
als daß der künftige Beherrscher Oestreichs, auf einer seiner Rei-
sen, Haß und Stolz bei Seite setzend, den vormaligen Gegner seiner
Mutter, im Lager bei Neisse, am 26. August 176$ aufsuchte, um
ihn persönlich seiner Achtung zu versichern , und Friedrich erwiderte
diesen Besuch im Herbste des folgenden Jahres im Lager bei Mäh-
risch - Neustadt.
Auch Paris besuchte Joseph im Jahr 1777, da er mit dem
französischen Hofe durch Bande des Blutes und ein langjähriges,
gutes Vernehmen verbunden war, und drei Jahre darauf machte er
eine Reise nach Rußland, um durch persönliche Bekanntschaft die
Verhältnisse mit dem russischen Kabinette, wo möglich noch inniger
zu knüpfen.
Mittlerweile aber wurde ihm noch ein Mal Gelegenheit gebo-
ten , die östreichischen Truppen dem bewährtesten Krieger seiner Zeit,
Friedrich dem Großen entgegen zu führen. Dieser war nämlich, in
Folge des baierischen Erbfolgeckrieges, nach einigen fruchtlosen
Verhandlungen, in Böhmen eingerückt; Joseph aber bezog ein ver-
schanztes Lager an der Elbe und Friedrich fand diese Stellung so
vortheilhaft und so gefährlich anzugreifen, daß er es vorzog, sich
zurückzuziehen und nur das östreichische Schlesien zu besetzen. Ueber-
haupt führte dieser Krieg, der mit dem teschner Frieden (13. April
1799) sich endigte, für das Haus Oeftreich keinen größeren Vortheil
herbei, als daß es das baiersche Rentamt Burghausen erwarb. So
wenig dieser Erfolg den Erwartungen genügte, mit denen der Krieg
begonnen worden; so wenig entsprach er auch den Wünschen Jo-
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Joseph Friedrich Friedrich August Friedrich Friedrich Joseph Friedrich_dem_Großen Friedrich Joseph Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Neisse Mäh- Paris Haus_Oeftreich Burghausen
93
Darum, denk' ich, wirst Du nicht ungern an meiner Seite
verweilen, wenn ich Dir ein Bild von dem Leben dieses überschweng-
lich reichbegabten Sängers — nach meinen schwachen Kräften, zu
entwerfen suche. Sein Geist, der, schon hienieden, immer auf-
wärts strebte, ist in den Himmel — in die ewige Versammlung
aller verklärten Geister zurückgekehrt und jetzt ertönt kein Lied der
Sehnsucht mehr, wie sie sich in mehreren seiner Lieder, die er im
dunklen Erdenthale sang, — mit unendlicher Rührung aussprach;
jetzt, ist ihm wohl, denn er schau't in den ewig grünen Fluren der
Vergeltung, Gottes Macht und Herrlichkeit, wo wir auf Erden nur
kindlich glauben und hoffen: dennoch aber — dennoch muß seine
Zeitgenoffen eine gerechte Trauer übermannen, daß er so früh von
ihnen schied, in das schönere Leben der Wahrheit und des Lichtes.
Und so war's auch mir gegangen, "mein lieber, junger Freund! als
ich Dich zu den modernden Ueberresten der irdischen Hülle eines —
der Gottheit näher verwandten, Geistes führte. Mir sielen unwill-
kührlich die Worte aus dem Trauerspiel Don Carlos ein:
Du warst so reich,
So warm und reich! Ein ganzer Weltkreis hatte
In deinem weiten Busen Raum. Das Alles
Ist nun dahin! —
Es war der 10. November 1769, an dem Johann Christoph
Friedrich Schiller in Marbach, einem würtembergischenstädtchen,
geboren wurde. Unser großer Dichter aber nicht allem hat diesen
Ort berühmt gemacht, sondern es gingen auch manche andere große
und vortreffliche Männer bereits aus seiner Mitte hervor, wovon
vor Allen der Mathematiker und Astronom Johann Tobias Meyer
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Extrahierte Personennamen: Carlos Johann_Christoph
Friedrich_Schiller Johann Friedrich Johann
Karl! wie schön ist es hier! Alles, alles kann ich hingeben, nur das
Gefühl nicht, welches ich jetzt habe."
Schillers Aeltern wohnten in den Jahren 1765 — 68 in dem
würtembergischcn Grenzdorfe Lorch, und hier erhielt unser Friedrich
den eigentlichen ersten Schulunterricht von dem Prediger Moser, mit
dessen Sohne Karl er einen recht innigen Freundschaftsbund schloß.
Ueberhaupt offenbarte sich immer mehr und mehr etwas Herzliches
in seinem ganzen Wesen und sein Sinnen und Treiben schien etwas
Höheres und Größeres zu verrathen. Dennoch ließ sich noch nicht
sagen, wie sich diese hervorbrechende Kraft dereinst gestalten und,
welche Fächer des menschlichen Wissens der junge Schiller vor allen
Andern lieb gewinnen würde.
So viel war gewiß, daß ein warmer Geist der Religion das
Innere des Knaben mild durchwehete. Der kleine Friedrich las
steißig in der Bibel, Luthers und Paul Gerhards Gesänge, und
diejenigen, welche ihm am besten gefielen, bewahrte er treu in sei-
nem Gedächtnisse. In dem alten Testamente der heiligen Schrift
hatten die Psalmen und der kühne Jesajas besondern Reiz für ihn:
vor Allen aber zog ihn die glanzende und ungebundene Phantasie
des Propheten Ezechiel an.
So lebte der fromme Knabe überschwenglich reich und froh irr
seinen heiligen Bildern und Gefühlen, bis seine Aeltern im Jahre
1768 nach Ludwigsburg zogen. Hier sah der neunjährige Knabe
zum ersten Male ein Theater und zwar so glanzend eingerichtet, als
es die Prachtliebe des Herzogs Karl nur immer erforderte. Nun
erinnert Euch, 'Ihr lieben, jungen Leser! die Ihr schon ein Mal
ein Theater besuchtet, wie es Euch selbst erging, als Ihr das erste
Mal vor der Schaubühne voll freudig unruhiger Erwartung saßet
und endlich, endlich der, die wunderbare Welt verhüllende, Vorhang
emporrauschte! — Ich selbst werde diesen Eindruck nie vergessen,
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Extrahierte Personennamen: Karl Schillers_Aeltern Friedrich Friedrich Moser Karl Karl Schiller Friedrich Friedrich Paul_Gerhards Karl Karl
— 97 —
obwohl ich früher noch, als ich ein Theater sah, schon selbst in
Weiße's, zu ihrer Zeit so beliebten, und leider! vergessenen, Kinder-
schauspielen aufgetreten war. Ich hatte lieber gewünscht, daß die
Darstellung die ganze Nacht hindurch gewährt hätte, und war mit
dem Lampenausputzer der Letzte im Hause. Auf mehr, als ein feu-
riges und empfängliches Gemüth, hat schon der erste Besuch eines
guten Theaters auf eine entscheidende Weise für die ganze Lebens-
dauer eingewirkt.
Und so ging es denn auch unserm kleinen, mit so reicher Phan-
tasie begabten, Schiller! Eine.welt voll neuer Träume und Phan-
tasien ging jetzt in seinem Innern auf! Alle seine jugendlichen
Spiele hatten von nun an mit dem Theater zu thun, und schon jetzt
beschäftigte sich sein Geist mit Planen zu Trauerspielen.
Da mocht' es ihm freilich auf der lateinischen Schule zu Lud-
wigsburg, auf die er jetzt gethan wurde, nicht immer ganz behagen.
Es herrschte hier ein strenger Schulzwang, der den Freiheit liebenden
Knaben verschüchterte, und sein vornehmster Lehrer, Johann Friedrich
Jahn, bei dem er auch späterhin Kost und Wohnung hatte, war
ein kalter, mürrischer — oft in Jähzorn aufbrausender Mann, der
nur für Sprachkenntnisse Sinn hatte, darin aber auch recht tüchtig
und regelfeft war. Das hatte für unfern Schiller doch den großen
Nutzen, daß er in der lateinischen Sprache recht erfreuliche Fortschritte
machte, während er sich in keinem andern Fache besonders auszeich-
nete. Wenigstens ahnten weder seine Lehrer, noch seine Mitschüler,
das Geringste von den seltenen Anlagen, die noch tief in dem Geiste
des Knaben schlummerten.
Erst gegen sein eilftes Jahr hin machte sich nach und nach das
Uebergewohnliche und Außerordentliche in ihm bemerkbar. Nicht
wahr? Ihr-Alle springt, klettert, balgt und jagt Euch noch gern in
dieser frohen 3eit — und thut ganz Recht daran. Unser Schiller
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Schiller Johann_Friedrich
Jahn Johann Friedrich Schiller
104
es mir da oft vor,'wenn ich einer Strafe entgegen gehen soll, wo
mein inneres Bewußtsein für die Rechtlichkeit meiner Handlungen
spricht; die Lectüre einiger Schriften von Voltaire hat mir gestern
noch sehr vielen Verdruß verursacht!" —
Unser lieber Schiller ergötzte sich aber auch fast immer mir an
neueren Dichtem, obschon er sich der lateinischen Sprache und der
Geschichte mit allem Eifer widmete, bis er, als 1775 die Akademie
nach Stuttgardt verlegt und eine Lehranstalt für jungeaerzte damit
verbunden wurde, die Fahne der Themis — der Göttin der Rechts-
pflege — verließ und zum Studium der Heilkunde überging,
wohl auch mehr, um darin Aufschlüsse über den Menschen zu suchen,
als, um ein eigentlicher Arzt zu werden. Das Lesen der Dichter,
worunter ihn vorzüglich Klopstock anzog, wurde jetzt auf die Muse-
stunden beschrankt, und naturgeschichtliche, philosophische und ge-
schichtliche Werke nahmen jetzt, neben den einzelnen Zweigen der
Heilkunde, des Jünglings Geist und rege Aufmerksamkeit in An-
spruch. Aber auch in der Bibel las Schiller oft und gern, vorzüg-
lich in den Psalmen und Propheten, und vorzüglich ist in seinen
früheren Werken der Einfluß von Luthers kräftigem Style gar nicht
zu verkennen.
Schillers Geist — feurig und kräftig — konnte indeß unmög-
lich lange blos empfangen wollen; er mußte bald selbst erzeugen,
schaffen, bilden und gestalten. So entstand im Jahre 1773 ein
Heldengedicht — ein episches Gedicht, wie man sich auch wohl im
Reiche der schönen Künste ausdrückt — unter dem Titel: Moses,
worin unser -Schiller freilich nur erst mühevoll nachbildete und
nachftrebte. Am Ende desselben Jahres erhielt er durch einen
guten Freund Gerstenbergs Ugolino, ein Trauerspiel, das, mit
seinen einzelnen Schönheiten, und besonders mit seinen rührenden,
erhabenen und erschütternden Scenen (Auftritten) Schillern nicht nur
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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106
In diese Zeit fällt auch Schillers Bekanntschaft mit Shakes-
peare, dem wunderbaren Gerste, den ein neuerer Dichter sehr tref<
send den „Genius der brittischen Insel" genannt hat. Er
hörte nämlich in einer Unterrichtsstunde daraus vorlesen, und mit
unwiderstehlicher Macht zog es ihn nach der Lehrstunde zum Lehrer,
(dem nachherigen Prälaten *) Abel in Schönthal) hin, um denselben
zu bitten, daß er ihm den großen Schauspieldichter (Dramatiker)
gefälligst leihen möge. Indessen sagte unserem Schiller des Brit-
ten urkräftige Natur und seine, mitunter schroffe, Dichtungsweise
im Anfang nicht recht zu, und er sagte später selbst darüber:
„Ich war noch nicht fähig, die Natur aus der ersten Hand zu
verstehen."
Die Folge dieser ernsthaften Lectüre des Shakespeare wurden
dierauber, ein Scharsspiel, das, kräftig und erschütternd, hier und
da aber auch alles bessere und menschliche Gefühl empört. Er sing
es in seinem 18. Jahre an, und Schiller sagte spater selbst da-
von: „Ich maaßte mir 2 Jahre vorher an, Menschen zu schildern,
ehe mir noch Einer begegnet war, denn die vierhundert (Mitschüler),
die mich umgaben, waren ein einziges Geschöpf, der getreue Abguß
eines und eben desselben Modells, von welchem sich alle bildende
und schaffende (plastische) Natur losgesagt hatte." —
Es war aber nichts natürlicher, als daß der junge Dichter den,
mit ihm befreundeten, Mitschülern seine dichterischen Arbeiten
und Versuche in stiller, heimlicher Freude mittheilte, und so kam es
denn auch, daß sie ihn bisweilen aufforderten, irgend einige kräftige
Scenen aus seinen Räubern vorzutrage^. Das Stück war aus er-
hitzter Jugendphantasie hervorgegangen, und darum auch für diese
wiederum ganz besonders reizend und geeignet. So war es auch
*) Ein vornehmer katholischer Geistlicher.
i
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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— 110 —
rung in Schillern den Wunsch rege gemacht hatte, derselben beiwoh-
nen zu können? Die Reisekosten sollten ihm, von Mannheim aus,
vergütigt werden — denn Schiller mochte wohl auch, wie alle andre
Sänger auf Erden, nicht viel übrig haben — und so suchte er denn
um Urlaub zu dieser Reise nach. Man schlug ihm diesen aber nicht
nur ab, sondern drohte ihm auch mit „unangenehmen Maaßrcgeln,
da man sähe, daß er sein eigentliches Fach, die Heilkunde, vernach-
lässige und — Kvmödiantc zu werden trachte."
Wie hatte aber dieser Feuerkvpf, dieser Freiheit athmende Mensch,
auf dieses Warnungszeichen achten sollen! Er übertrug feinem:
Freunde, Carl Moser, verschiedene Aufträge und reiste heimlich nach
Mannheim.
Schiller kam hier an, und sah zum ersten Male sein Schauspiel,
die Räuber, auf einer Bühne, die damals das Muster und Vor-
bild aller Uebrigen in Teutschland war. Auf dem Mannheimer
Theater glanzten damals, unter der kräftigen und geistvollen Leitung
des Freiherrn von Dalberg, Sterne erster Größe: ein Jffland, Beil
und Beck «und noch so mancher Stern des zweiten Ranges. Na-
mentlich hatte 'Jffland's Franz Moor auf Schillern begeisternd ge-
wirkt, und sogar in ihm den Wunsch erweckt, selbst Schauspieler zu
werden. Diesem Vorhaben setzte sich aber redlich und offen der ehr-
liche Beil entgegen, indem er Schillern — gleichsam mit einem
Seherauge — sagte: „Nicht als Schauspieler, sondern als Schau-
spieldichter, werden Sie der Stolz der teutschen Bühne werden." —
Ein mißlungener Versuch, den er späterhin bei einer Geburts-
tagfeier seines Herzogs als Clavigo machte, überzeugte ihn von der
Wahrheit jenes gut gemeinten Rathes auf's Vollständigste— und
Schiller leistete für immer auf diesen Wunsch Verzicht. —
Schillers heimliche Entfernung von Stuttgardt aber war nicht
verborgen geblieben und er mußte dieses Vergehn gegen alle Dis-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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126 — '
Liebe zurück, und die Meisten und Vortrefflichsten seiner poetischen
Produkte, die er theils in die Horen, theils in den Musenalmanach
aufnahm, fallen in diese Periode.
Mit dem Jahre 1799 verließ Schiller Jena und ging nach
Weimar, anfangs nur in der Absicht, den Winter über dort zu le-
den , um dem Theater beiwohnen zu können, für das die alte Liebe
und Neigung erwacht war. Den Sommer brachte er auf einem
Garten zu, den er sich bei Jena gekauft hatte, und der jetzt, wegen
des, dort eingerichteten, Observatoriums der Garten der Stern-
warte heißt. Späterhin aber wurde Weimar Schillers bestän-
diger Aufenthaltsort.
Der regierende Großherzog von Weimar — als ein eifriger
Verehrer und Beschützer der Künste und Wissenschaften durch ganz
Teutschland bekannt — gab Schillern wiederholte Beweise seiner fürst-
lichen Huld. So ließ er ihm im Jahre 1796, weil Schiller einen
Ruf als Professor nach Tübingen erhalten hatte, die Versicherung
ausstellen, daß er, falls ihn Krankheit an schriftstellerischen Arbeiten
hindern sollte, auf eine Verdoppelung seines Gehaltes rechnen könne.
Im Jahre 1799 erhielt er eine neue Gehaltszulage und eben so 1804,
als Schillern von Berlin aus bedeutende und glanzende Anerbietun-
gen gemacht worden waren. Als ein Zeichen besonderer Gunst muß
aber das noch betrachtet werden, daß der Großherzog dem beschei-
denen, und auf allen äußeren Glanz sehr wenig Gewicht legenden,
Dichter — ohne die geringste Anregung von dessen Seite — im
Jahre 1802 von dem damaligen teutschen Kaiser den Adelsbrief aus-
wirkte.
Mehr indeß wohl, als dieß Alles, mußte vorzüglich Göthe's
Nähe und der vertrauliche Umgang mit ihm für Schiller sehr viel
Angenehmes und Erfreuliches herbeiführen. Schiller litt bisweilen
an seinem körperlichen Uebelbest'nden; aber dann wußte ein fröhlicher
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Klubb, für den beide Meistersänger so manches heitre Lied dichteten,
Schillers Geist zu beleben und sein empfängliches Herz für alles
Schöne und Gute von Neuem zu erwärmen. Schiller widmete sich
damals auch einigen naturgeschichtlichen Forschungen. So suchte er
sich namentlich mit den Erscheinungen der Farben begannt zu ma-
chen, wovon uns auch Göthe erzählt.
Den höchsten Genuß aber gewährte ihm das Theater, — und
vor Allem ließ er sich auch die Ausbildung der Schauspieler ange-
legen sein. Da scheu'te der uneigennützige Dichter auch niemals ein
Opfer. Er lud z. B. die Schauspieler nach der gelungenen Auffüh-
rung irgend eines seiner neuesten Stücke zu einem Nachtmahl in's
Stadthaus, wo fröhlich gesungen, aus dem Stegreif gedichtet, al-
lerlei Kurzweil getrieben, — vor Allem dann aber auch recht wacker
gezecht wurde. Bei einer solchen Gelegenheit pflegte z. B. der Schau-
spieler Genast die Capuziner-Rede aus dem Wallenftein, Schillers
Wunsche gemäß, vorzutragen, und was des fröhlichen Scherzes
mehr war.
So wandte sich Schiller seit 1799 mit all seiner Kraft und
seinem Reichthume der Bühne zu, und in diesen letzten 6 Zähren
seines Lebens schuf er die vier Trauerspiele Wallenstein (1799);
Maria Stuart (1800); die Jungfrau von Orleans und die Braut
von Messina (1803), ferner das historische Schauspiel Wilhelm
Tell (1l04), so wie auch derselben fruchtbaren Zeit alle späteren
dramatischen Arbeiten des unsterblichen Dichters ihr Dasein ver-
danken.
Bei der ersten Aufführung der Jungfrau in Leipzig wider-
sirhr Schillern eine ganz außerordentliche Ehre. Als nämlich nach
dem ersten Acte der Vorhand gefallen war, ertönte ringsum ein tau-
sendstimmiges: „Es lebe Friedrich Schiller!" von Pauken und Trom-
peten begleitet, und nach dem Schluffe des Stückes strömte Alles
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Schillers Schiller Schillers Schiller Maria_Stuart Maria Wilhelm Friedrich_Schiller Friedrich