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das Leben seines Kaisers besorgt. Seele und Körper litten. Mit
dem November des Jahres 1789 wurde das neue Steuergesetz ein-
geführt, das vor Allem noch ganz besonders zur allgemeinen Unzu-
friedenheit aufreizte und alle Ordnung und alle Ruhe zerstörte.
Hierzu kam, daß die Niederländer um diese Zeit wieder völlig
in Aufruhr geriethen, sich für frei erklärten, die kaiserlichen Trup?^
pen aus allen Provinzen vertrieben und nur noch Luxemburg in des
Kaisers Gewalt ließen. Joseph zeigte sich zur Nachgiebigkeit geneigt;
aber die Niederländer verwarfen trotzig jeden Vorschlag. Die Un-
ruhen in den Niederlanden griffen ihn so an, daß er sich gegen den
Fürsten Ligne auf folgende Weise äußerte: „Ihr Land bringt
mich um. Der Fall von Gent war schon mein Todeskrampf, die
Verlassung von Brüssel ist vollends mein Todesstoß'"
Auch die Ungarn, bei denen die allgemeine Unzufriedenheit nur
unter der Asche geglommen, die aber auch im Türkenkriege sehr viel
gelitten hatten, bestürmten ihn von Neuem und heftiger mit Be-
schwerden und Klagen. ^Sie verlangten ihre früheren Rechte und
ihre alte Verfassung zurück. Da brachte Joseph, im Gefühl der
Abnahme seiner Kräfte, unfähig, zu gleicher Zeit den abtrünnigen
Niederländern, empörten Ungarn, verzweifelten Türken und zweideu-
tigen Preußen widerstehen zu können, das schwerste Opfer, was er
nur bringen konnte. Er erklärte unter'm 28. Januar 1790 den Un-
garn, daß, bis es zu einem Reichstage käme, vom 1. Mai d. I.
an, die öffentliche Verwaltung und die Rechtspflege wieder auf den
Fuß gesetzt werden solle, wo sie sich 1780, nach dem Ableben der
Königin Maria Theresia, befunden hätte.
Tyrol bezeigte sich bald darauf ebenfalls unzufrieden und Jo-
seph beeilte sich, auch dort wieder Alles auf den alten Fuß zu fetzen-.
So zerstörte der Verkannte und Bedrängte mit einem Schlage fein
jahrelanges, mühevolles und nur das Beste bezweckende Werk! —
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Joseph Brüssel Joseph Maria_Theresia Maria Theresia
15
Aber, noch war das Maaß seiner Leiden nicht voll. Elisabeth
von Würtemberg, die geliebte Gemahlin des geliebten Neffen, verr
schied am 18. Februar, nachdem sie Tags zuvor eine Tochter gebor
ren. Joseph, selbst mit dem Tode ringend, unterlag beinah' dieser
Trauerbothschaft. Endlich aber siegte der gläubige, zum'himmel auf-
schauende, Christ. In Gott ergeben, faltete er seine Hände und
rief: ,,^err, Dein Wille geschehe!" — Er selbst ordnete das Lei-
chenbegangniß an, und empfahl baldige Beisetzung, damit für
seine Leiche Platz werde.
Am 1h. schrieb er noch einen Aufsatz, den Fürst Kaunitz ein
Meisterstück nannte; am 19. dictirte er noch bis nach 10 Uhr Abends
seinen Secretairen. Sein letzter Wille war kurz und bestimmt: er
setzte seinen Bruder und Thronfolger Leopold Ii. zum Universal-
Erben ein.
Von Haddik und Laudon (zweien seiner Generale) nahm er
persönlich Abschied; durch Haddik vom Heere. Zu Laudon sagte er:
„reichen Sie mir Ihre alte Hand; ich werde nicht mehr das Vergnü-
gen haben, sie zu drücken. Zu Haddik sagte er: „Gott befohlen,
lieber Haddik, wir sehen uns hier zum letzten Male."
An den Fürsten Kaunitz schrieb er, indem er ihm für seine
Theilnahme dankte, folgende Zeilen :
Lieber Freund!
Ich bin von dem Ausdruck Ihrer Theilnehmung ganz gerührt:
allein, was kann ich bei den Verhängnissen der Vorsicht anders
thun, als mich denselben unterwerfend Was Sie betrifft, empfan-
gen Sie von mir die unbegrenzte Versicherung der vollkommensten
Erkenntlichkeit, der größten Hochachtung und des aufrichtigsten Zu-
trauens, die Sie vor allen andern verdienen; und, sei'n Sie versi-
chert, daß es mich unendlich schmerzt, wenn ich daran denke, daß
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth
von_Würtemberg Joseph Kaunitz Leopold_Ii Leopold Laudon Kaunitz
20
zu beglücken suchte, und sie unglücklich machte! Ein Mensch, der
alle Menschen liebte, und von ihnen nicht wieder geliebt, ja! end-
lich sogar gehaßt wurde! Sein früher Tod gewahrte ihm nicht ein
Mal den süßen Trost, mit Hülfe der Belehrungen, die er aus den
harten Schlagen seines Schicksals 'ziehen mußte, vielleicht wieder
Alles gut machen zu können, was sein allzugroßer Eifer verdor-
den hatte! Er mußte den großen Bau nicht nur unvollendet liegen
lasten, der Bauherr selbst mußte sogar einreißen, was er mit so vie-
ler Mühe und Serge aufgebaut hatte! — .
Rasche, kraftvolle Menschen lassen sich' selten durch die Ge-
schichte und die Erfahrungen Anderer warnen, oder durch den Ratb
ihrer vorsichtigeren Freunde leiten und bestimmen; im Vertrauen auf
ihre Kraft wollen sie Alles selbst versuchen. Joseph konnte die Schule
der Erfahrung nicht beendigen und die Schule der Könige ist
doch so schwer und so lang!
Denkt ihn Euch, meine lieben, jungen Freunde! als einen
sechzigjahrigen Mann, mit kühlerem Blute, mit der umsichtigen
Klugheit des Alters, mit den großen und theuern Erfahrungen einer
langen Reihe von Jahren; würde er da nicht der beglückendste und
glücklichste Regent der Erde geworden sein? Darum Achtung, Ehr-
furcht und Mitleiden dem Helden, der mitten auf seiner glanzenden
Laufbahn als ein Opfer seines Heiligsten, seines großen Lebens-
zweckes siel!
Josephs Neffe, der jetzige Kaiser von Oestreich, Franz Ii., ehrte
das Andenken seines großen Oheims und Lehrers durch eine eherne
Reiterstatue auf dem Josephsplatze zu Wien, das Meisterwerk des
berühmten Bildhauers Zauner.
In mehreren Schriften hat man interessante Anecdoten und
Chargcterzüge von Kaiser Joseph Ii. gesammelt, und, da ich glaube,
Euch eine Freude zu machen, wenn ich Euch noch Einige davon
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Extrahierte Personennamen: Serge Joseph Josephs Oestreich Franz_Ii Franz Zauner Joseph_Ii
— 22 —
scheinen. Als er um eine Ecke bog, sprach ihn ein kleines, sieben
oder achtjähriges Mädchen mit flehender Miene und Gebehrde, aber
auch zugleich mit auffallender Eile um einen Gulden an. Jene
-Hastigkeit sowohl, als das ganz ungewöhnlich hohe Almosen, um
das die Kleine bat, machten den feinen Menschenkenner stutzig.
„Wozu so viel? mein Kind!" fragte er das, vor Frost und
Angst behende, Mädchen. „Du mußt nicht unbescheiden sein, wenn
Du milde Herzen ansprechen willst."
Das Kind sah ihn mit seinen, vom Weinen dick geschwollenen
Augen ehrlich an, und es stürzte ein neuer Strom von Thränen
aus denselben hervor, Haum konnte es unter lautem Schluchzen
erwiedern: „Gnädiger Herr! ich würde gewiß nicht so viel verlan-
gen, wenn mich nicht die höchste Noth dazu zwänge. Mein armes
Mütterchen ist krank, ach! so krank und hat keine Hilfe und Stütze,
als mich. Nun wollt' ich der guten Mutter gern einen Arzt holen;
aber unter einem Species steigt Keiner die vier Treppen zu uns her-
auf. Den ganzen Tag Hab' ich das arme Mütterchen allein gelas-
sen, und hier die Vorübergehenden um eine milde Gabe gebe-
ten; allein noch habe ich kaum einen Gulden beisammen. Legen
Sie nun nicht die andere Halste dazu, gnädiger Herr! ach! so kann
ich nicht mehr länger hier stehen bleiben. Die Straßen werden leer
und mein armes Mütterchen wird schon lange, lange auf mich war-
ten. Ich kann keinen Doctor holen und meine gute, theure Mutter
bleibt ohne Hilfe. Ihre Schmerzen werden nicht gelindert, — ach!
sie stirbt vielleicht, wenn nicht bald Rettung kommt."
Das Mädchen war dem Kaiser zu Füßen gesunken und flehte
zu ihm noch dringender, als vorher, um die große, reichliche Gabe.
Joseph aber hob das, in Thranen zerfließende, Kind freundlich und
tröstend auf, indem er sagte: „Weißt Du was, mein Kind? führe
mich zu Deiner Mutter. Ich bin ein Arzt und vielleicht kann ich
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— 66 —
Deutschlands Freiheit, dankte ihm mit tiefgefühlter Rührung und er-
nannte ihn zum Generalfeldmarschall. —
Wir finden, nach einer rastlosen Verfolgung des flüchtigen Fein-
des, die verbündeten Heere am Rheine. Am 1. Januar 1814 —
in der Nacht des Jahreswechsels, mit dem Schlage 12 Uhr, lande-
ten die ersten 200 Mann vom brandenburgischen Regiments am lin-
ken Rheinufer. Man begrüßte sich auf dem überrheinischen Boden
mit einem lauten Hurrahgeschrei und die Freude war unbeschreiblich
groß, die stolzen, höhnenden Feinde aus dem teutschen Vaterlande
gejagt zu haben.
Der alte Blücher drang jetzt muthig und unaufhaltsam > vor-
wärts, indem er es einzelnen Detachements überließ, die unterwegs
liegenden Festungen zu berennen. Am 26. Jan. 1814. wich er Na-
poleon geschickt aus, indem ihn dieser bei Ehalons von der Haupt-
armee abzuschneiden suchte und er trat nun um so kräftiger den An-
griffen des Marschalls Ney bei Brienne entgegen. Die Franzosen
wurden von den Russen wieder aus der Stadt geschlagen und den
linken Flügel des Feindes warf ein trefflicher Cavallerie-Angriff
Blüchers über den Haufen. Aber jetzt gerieth auch der alte Held
persönlich in große Gefahr. Er hatte sich nämlich, als der Feind
zurückgeworfen war, äußerst erschöpft und ermüdet in sein Haupt-
quartier begeben und ruhte einige Stunden aus. Dieses Haupt-
quartier war in einem, etwas höher, als die Stadt liegenden, Schlosse
und zu diesem Schlosse führte ein Offizier vom feindlichen General-
stabe auf einem, nicht stark oder vielleicht gar nicht besetzten, Wege
zwei Bataillons, die jetzt, um nächtliche Weile die hohen, auf das
Schloß führenden Terassen heraufstürmen. Blücher, nach einem
Stück schwerer Arbeit in tiefen, stärkenden Schlaf gesunken, hat,
daraus erweckt, nur eben noch so viel Zeit, sein Leben und seine
Freiheit auf ungebahnten Wegen zu retten. Mehrere seiner Offiziere
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71
des großen Gottes Zarmherzigkeit!" — Niemand hat wohl so we-
nig seine Verdienste geltend gemacht, als er; aber sie sprachen auch
von selbst! Seine Lhaten waren die lauten Verkündiger seines un-
begrenzten Ruhmes.
Endlich wurde ihm, der sich nun, nach so vielen Mühseligkeiten
und Anstrengungen, doch auch ein Mal nach Ruhe und Erholung
sehnte, die Freude, ruf seinen, ihm vom Monarchen geschenkten, Gü-
tern das otium cun dignitate genießen zu können. Leider! war
diese erfreuliche Mlße nicht von langer Dauer!
Denn schon an 1. Marz 1816 betrat Napoleon, nachdem er
auf.eine, fast wunderbare, Weise von der Insel Elba abgesegelt und
der Wachtsamkeit der, im mittelländischen Meere kreuzenden, engli-
schen Fregatten engangen war, den Boden seines geliebten Frank-
reichs von Neuem. Sein Marsch von Cannes aus war kein kriege-
risches Vordringen Er war ein Triumphzug! Da regte sich auch
nicht der kleinste Widerstand. Ein Truppencorps nach dem Andern,
so viel man ihrer gegsn ihn und seine Anhänger geschickt hatte, siel
ihm zu und vermehrte sein, gleichsam von Stunde zu Stunde
anschwellendes, Herr. Das leichtbewegte Volk empfing ihn mit of-
senen Armen und jubelnder Freude. Der König, der noch vor Kur-
zem so hochgefeiert worden war, sah sich von allen Seiten verrathen
und verlassen. Er mußte mit den Sei'm'gen flüchten und schon am
20. Marz zog Napoleon wieder in Paris ein.
Aber sofort bewegten sich auch die Heere der verbündeten und
noch zu Wien versammelten Machte von allen Seiten gegen die
Grenzen von Frankreich! —
Da mußte auch der alte Blücher, der nun wohl Ruhe verdient:
hatte, aus seinem friedlich ländlichen Asyle wieder in das stürmische
Schlachtgewühl hinaus! Aber er zögerte oder murrte etwa nicht. Im
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Elba Cannes Paris Wien Frankreich
72
Gegentheil! mit freudiger Kampfeslust eilte der 73 jährige Feldherr,
dem Rufe feines königlichen Herrn Genüge zu leisten.
Und nicht durch Feindeshand wurde n diesem erneuerten
Feldzuge sein Leben zuerst gefährdet! Nein! leutscke Truppen —
Sachsen, die unter des Feldherrn Oberbefehle stunden, bedrohten am
2. Mai in einem Aufstande zu Lüttich des Hellen Leben und Frei-
heit! Nur die, höchst achtungswerthe, Pflichttreue des sächsischen Of-'
fiziers, der bei ihm die Wacht hatte, rettete ihn das Leben. Aber
es flammte auch mit düsterem Feuer ein blutigesschwert über Sach-
sens segensreichen Fluren: sie sollten zerrissen urd getrennt werden,
weil der alte ehrwürdige, für seine Kinder väterlich gesinnte König
eine so rührende Treue gegen den ehemaligen Besüützer des Rheinbun-
des gezeigt hatte. Und eben so sollten die säcisischen Truppen zu
einem großen Theile an den neuen Fürsten abgegeben und seinen
Armeen einverleibt werden. Da brachen die Herren der treuen Sach-
sen und sie vergaßen in einer traurigen Stunde, was sie ihrem Feld-
herrn schuldig waren. . Achtung und ein wehmütiges Andenken zoll'
ich Euch, meine braven Landsleute! die Ihr als Opfer der Sühne
fallen mußtet! Sachsens Genius wird Euren Aschenhügel oft noch
trauernd umschweben: Euer König aber und die, in's getheilte Va-
terland zurückgekehrten, Brüder werden sich Eurer Weiber und Kin-
der fort und fort mit Dank annehmen! — Schlaft in Frieden Ihr,
für's Vaterland gefallene Helden bis zur großen, allgemeinen Ver-
einigung, wo keine Trennung mehr sein wird und keine Grenze, son-
dern ein Reich und eine Liebe! —
Der, von sächsischer Treue gerettete, Blücher war schon am 12.
Mai in Wellington's Nqhe. Anzugreisen den Feind sobald, wie nur
immer thunlich — war ihm jetzt das Nächste und Wichtigste, und
unter'm Z. Juni schrieb er an einen Freund in England: „Es ist
zu bedauern, daß wir genöthigt sind, bis jetzt unthatig zu bleiben,
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Rheinbun- Sachsens Wellington's_Nqhe England
82
bilden, mit einem Worte: den Staat auf eine, möglichst hohe Stufe
der Vollkommenheit zu erheben.
Den Bauernstand hielt er für die Grundlage des Staats, und
seine angelegentlichste Sorge war auf sein Emporheben gerichtet. Er
ließ Brüche und unbebautes Feld urbar machen, zog fleißige An-
siedler ins Land und legte neue Dörfer an.
Mitten in diesen friedlichen und segensreichen Bestrebungen
aber beunruhigten ihn doch die Nachrichten, welche ihm ein Verrä-
ther seines Vaterlandes — leider! ein Sachse! — der geheime Kan-
zellift Menzel über eine beabsichtigte Verbindung zwischen Oestreich,
Rußland und Sachsen mittheilte. Er befürchtete von Neuem einen
Angriff und den Verlust des goldnen Schlesiens.
Da suchte er wieder durch einen unerwarteten Einfall in Sach-
sen, im August 1756, seinen Feinden zuvorzukommen und mit die-
sem Einfall begann der dritte schlesische oder der sogenannte
und ewig denkwürdige siebenjährige Krieg. .
Wenn auch für die preußische Partei ein englisches Heer und
Hilfstruppen von Hannover, Braunschweig, Gotha und Bückeburg
auf den Kampfplatz traten; so vereinigten sich doch weit mächtigere
Feinde gegen dieselbe. Elisabeth von Rußland versprach Oestreich
ein Heer von 100,000 Mann zur Hilfe zu senden; Ludwig Xv.
wollte, statt der versprochenen 24,000 Mann, zwei mächtige Heere,
das Eine gegen Preußen, das Andere gegen Hannover schicken, und
das gesammte teutsche Reich, bis auf die, oben angeführten,
Ausnahmen, betrachtete Friedrichs Einfall in Sachsen als einen
Landfriedensbruch und beschloß durch Stimmenmehrheit einen Reichs-
Executionskrieg gegen den, von allen Seiten bedrängten, Helden.
Auch Schweden gesellte sich zu, seinen Feinden; es wollte in Pom-
mern eindringen.
Die Ereignisse dieses, so höchst ungleichen, Kampfts waren,
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Extrahierte Personennamen: Menzel Oestreich August Elisabeth_von_Rußland Oestreich Ludwig_Xv. Friedrichs Friedrichs
— 7s —
Muth nicht gebeugt. Mit Mangel hattet Ihr zu kämpfen und
dennoch trugt Zhr ihn mit Ergebung. Ungebeugt durch widriges
Geschick tratet Ihr mit Entschlossenheit, 24 Stunden nach einer ver-
lornen, blutigen Schlacht, den Marsch zu einer neuen an.— Des Fein-
des Armee ist aufgelößt; noch weniger Tage Anstrengung wird sie
vollends vernichten.---------Alle große Feldherrn haben von jeher
gemeint, man könne mit einer geschlagenen Armee nicht sogleich
darauf wieder eine Schlacht liefern. Ihr habt den Ungrund dieser
Meinung dargethan und gezeigt, daß tapfere, geprüfte Krieger wohl
können überwunden, aber ihr Muth nicht kann gebeugt werden.
Empfangt hiermit meinen Dank, Ihr unübertrefflichen Soldaten!
Zhr, meine hochachtbaren Waffengefährten! habt Euch einen großen
Namen gemacht. So lange es eine Geschichte giebt, wird sie Eu-
rer gedenken. Auf Euch, Ihr unerschütterlichen Säulen der preußi-
schen Monarchie, ruhet mit Sicherheit das Glück Eures Königsund
seines Hauses. Nie wird Preußen untergehen, wenn Eure Söhne
und Enkel Euch gleichen!" —
In solch einer Rede begriffen, oder an den unabsehbaren Ko-
lonnen auf und niedersprengend und überall ordnend, überall leitend
und doch auch überall ungemein freundlich und huldreich: — wer
also den 73jährigen Blücher in diesen, an Lorbeeren, aber auch an
Sorg' und Mühen, überaus reichen Tagen sah, wahrlich! er mußte
von einer unwillkührlichen Bewunderung ergriffen werden. p Wäre
nicht die moderne Kleidung und Umgebung gewesen; man würde in
Versuchung gerathen sein, ihn für einen Halbgott oder doch für
Einen der unsterblichen Helden aus Griechenlands goldnem Zeitalter
zu halten.
Wie ihm früher die Russen, den, so trefflich bezeichnenden,
Ehrennamen Mar sch all Vorwärts beigelegt hatten; so nannten
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
83
auch nur eine höhere Verwendung den Franzosen die Triumphbrücke
von Jena. Der wackere Blücher glaubte, in seinem tiefen, vater-
ländischen Gefühle, der Ehre der preußischen Nation schuldig zu sein,
ihre Vernichtung zu beschließen und anzuordnen.
War er demnach auf dieser Seite in seiner gerechten Rache
einiger Maaßen gehemmt; so ging es desto rascher an die Zurück-
nahme aller, unter Napoleon aus Preußen hinweggeführten, Kunst-
und Literaturschätze.
Da waren alle Klagen und Vorstellungen von Seiten der fran-
zösischen Behörde vergebens; ja! als man sogar Widerstand versuchte,
mußten die preußischen Bajonette Ehrfurcht gebieten. Und, wenn
sich noch vielleicht der Verlust derjenigen Kunstschatze hätte ertragen
lassen, die Preußen zurückforderte; so war das das Uebelste, daß
jetzt auch alle übrigen Mächte Preußens ermunterndem Beispiele
nachfolgten. Wenn die Schöpfer ihren Schöpfungen hätten auch
noch eine Seele einhauchen können; wie würden sich die Helden
so manches Gemäldes, wie würden sich die hochgefeierten Götterge-
stalten Roms und Griechenlands gefreuet haben, wieder aus diesen
Gefängnissen des Feindes, aus einer glanzenden, aber doch immer
traurigen, Verbannnung den alten, trauten Orten zueilen zu dürfen,
wo sie schon Jahrhunderte lang der Stolz, die Freude, ja! oft der
einzige Reichthum der wechselnden Geschlechter gewesen waren! Auch
das also haben die Enkel dem Helden Blücher zu verdanken.
Jetzt aber mußte Vater Blücher, in Folge der abgeschlossenen
Uebereinkunft, mit seinen Tapfern aus dem stolzen, aber hart gede-
müthigten Paris heraus. Nur dem englischen Feldherrn blieb es
verstattet, sein Hauptquartier in Frankreichs Hauptstadt ferner hal-
ten zu dürfen. Blücher wurde nach Caen gewiesen und sein Heer
bezog die umliegenden Departements. Die braven, als Sieger ge-
fürchteten und gehaßten, Preußen konnten auch mit dem musterhaf-
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T21: [Napoleon Bluch Heer General Preußen Franzose Schlacht Armee Mann Wellington], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Jena Griechenlands Paris Frankreichs Caen