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Die französische Industrie, welche an Großartigkeit der englischen nach-
steht, ist in Mode- und Luxusartikeln die Tonangeberin für den Continent
geworden. Die Seidenwaaren von Lyon, die Schmuck- und Bijouteriesachen
von Paris, ebenso seine Porzellan- und Bronzewaaren, seine Handschuhe und
Hüte, die Seidenbänder von St. Etienne werden allen ähnlichen Fabrikaten
als die nettesten und geschmackvollsten vorgezogen. Daneben leisten denn auch
die Baumwollen-, Wollen-, und Linnenfabriken in den verschiedenen Theilen
des Landes nicht Unbedeutendes. Außer Paris herrscht in den an Belgien
grenzenden Städten im Elsaß, in St. Etienne und Lyon die größte in-
dustrielle Thätigkeit, deren Erzeugnisse rasch in alle Theile des In- und
Auslandes entweder vermittelst der Eisenbahnen oder der Wasserwege ver-
sendet werden können. Die bedeutendsten Seehandelsplätze Frankreichs sind
Marseille, Bordeaux, Havre, Nantes und Brest; im Innern treiben Paris,
Lyon, Rouen, Straßburg, Nimes, Nantes u. a. den meisten Handel.
Das französische Volk wird von allen ziemlich gleich geschildert, und
in dem, was Julius Cäsar in seinem gallischen Kriege von dem Tempera-
mente der Gallier erzählt, treffen wir bereits die Anfänge des jetzt entwickel-
ten Volkscharakters. Die Franzosen sind im Allgemeinen gut gebaut, nicht
groß, leicht, behend und flink. Ihr Temperament neigt sich entschieden zur
Fröhlichkeit und Heiterkeit, aber auch zur Heftigkeit und Streitsucht. Wie
leicht braust eiu Franzose auf! Wie rasch ist er Feuer und Flamme! Wie
bald ist er für eine Sache begeistert, wie schnell verflackert aber auch seine
Hitze, sein Zorn, seine Begeisterung! Die Franzosen sind gesellig, sehr bös-
lich und gutmüthig. Die Sitten der Nation darf man nicht, wie häufig
geschieht, nach der Verdorbenheit der Hauptstadt beurtheilen. Besonders ist
den Franzosen eine große Eitelkeit, ein bedeutender Nationalstolz und eine
ins Kleinliche gehende Höflichkeit im geselligen Umgang eigen. Der Eng-
länder spricht nie mit einem Fremden und hält den letztem, wenn er eben-
falls schweigt, für einen gebildeten, anständigen Mann. Der Deutsche ent-
schließt sich schwer, der Franzose wird es nie unterlassen, mit Reisenden ein
Gespräch und eine Bekanntschaft anzuknüpfen, die aber bald wieder vergessen
wird. Im Genusse von Speise und Trank ist der Franzose entschieden
mäßiger, als der Engländer und Deutsche, bei welchen keine festliche Gelegen-
heit ohne einen großen Aufwand von Gerichten und Weinen begangen wer-
den kann. Besonderes Gewicht legt der Franzose im öffentlichen und Pri-
vatleben auf einen Witz (don-mot); dieser vermag eine ganze Geschichte zu
verderben und angesehene Personen für immer ihres Einflusses zu berauben.
Bei dieser Leichtigkeit des französischen Naturells ist es denn nicht zu ver-
wundern, daß die Bildung der Franzosen keine sehr gründliche ist. Viele
Tausende, denen es an äußerer Politur gar nicht fehlt, können weder lesen
noch schreiben. Noch jetzt wachsen viele Tausende ohne Unterricht auf, da
noch lange nicht jede Gemeinde eine Volksschule hat. Dagegen ist für die
höhere Bildung durch Privat- und Staatslehranstalten gut gesorgt. Beson-
ders viel haben die Franzosen in den Natur- und Militärwissenschaften und
in der Mathematik geleistet; in anderen Wissenschaften verschwinden dagegen
ihre Leistungen im Vergleiche mit den deutschen und englischen Studien.
Das französische Staatsschiff ist nach verschiedenen Stürmen wieder in
den Hafen der Ruhe eingelaufen. Kein Volk hat bisher so viele Revolu-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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V
für den Unterricht ein lebenskräftiger Eifer der Schüler gewonnen
wird. Zwei vollständige Jnhaltsregister sind ebenfalls neu hinzu-
gekommen. Daß sich schließlich der Verfasser bemühte, neue For-
schungen auf dem Gebiete der geographischen Wissenschaft, soweit sie
dem Standpunkte der Schüler angemessen sind, in dies Lehrbuch auf-
zunehmen, wird der aufmerksame Leser leicht finden. Mit dem Wunsche,
es möge auch diese zweite Auflage sich Gunst und Wohlwollen zu
erwerben im Stande sein, übergebe ich sie den Lehrern und Freunden
der geographischen Wissenschaft.
Frankfurt am Main, den 15. Okt. 1858.
Prof. Dr. H. Cassian.
Vorrede zur dritten Auflage.
Die zweite Auflage dieses Lehrbuchs war rasch vergriffen, da
dasselbe in vielen Schulen des In- und Auslandes sich Eingang
verschafft hatte. Um so mehr glaubte der Verfasser bei dieser dritten
Auflage darauf sehen zu müssen, daß einzelne Irrthümer beseitigt
und diejenigen Verbesserungen vorgenommen wurden, welche durch
die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit geboten waren. Der Para-
graph, welcher die staatlichen Verhältnisse Italiens behandelt, wurde
neu bearbeitet, das. Heerwesen Deutschlands in seinen Grundformen
ausgenommen, die Erweiterung des französischen Gebiets nachge-
tragen und endlich was an neuen Entdeckungen im Gebiet der astro-
nomischen Geographie bekannt geworden ist, an Ort und Stelle ein-
geschaltet. Möge auch diese dritte Auflage wie die beiden ersten sich
die Gunst der Lehrer und Lernenden zu erhalten im Stande sein;
dieß wünscht von Herzen
der Verfasser.
Frankfurt am Main, den 15. März 1861.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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76
und der Vater durch das Gesetz verpflichtet, es regelmäßig bis zur Confir-
mation zum Schulbesuch anzuhalten. Für die höhere Bildung sorgen in
Deutschland 25 Universitäten, 400 Gymnasien und Lyceen, viele lateinische
Schulen, Seminarien, böhere Bürger- und Realschulen, polytechnische Schu-
len, Anstalten für den Gewerbe- und Haudelsstand, für das Militär, für
Landwirthe, Forstbeamte, Bergleute, Chirurgen, Thierärzte, Pharmazeuten re.
Zahreiche Sammlungen aller Art und öffentliche Bibliotheken erleichtern
setzt das Studium der Wissenschaften. In mehr denn 150 Städten sind
öffentliche Bibliotheken, und mehr als 40 davon zählen über 25,000 Bände.
Die berühmtesten Biblotheken sind in München (800,000 Bände), in
Berlin, Wien, Göttingen, Dresden, Breslau, Wolsenbüttel re. Auch haben
sich in den meisten größeren Städten Gesellschaften gebildet, denen es Ernst
ist, auf dem Gebiete der Wissenschaft anzuregen und das Gute zu fördern.
Insbesondere ist cs dem deutschen Bedürfnisse angemessen, daß von Tag zu
Tag das Studium der Naturwissenschaften zunimmt und ins Leben übergeht.
Für die Erforschung der Himmelsräume sind gegenwärtig sechzehn Stern-
warten in lebhafter Thätigkeit. Die Geistesprodukte des In - und Auslan-
des versenden 1500 Buchhandlungen, deren Centralpunkt Leipzig in: Norden,
Stuttgart im Süden von Deutschland ist.
Einer ebenso sorgsamen Pflege haben sich auch von je die Künste in
Deutschland zu erfreuen gehabt. Tie Geschichte der Dichtkunst, Musik, Ma-
lerei und Baukunst weist große Meister auf, welche Deutschland hervorgebracht
hat. Aber auch die Gegenwart ist nicht zurückgeblieben. Man hat in allen
Fächern der Kunst Anstalten, welche den Geschmack bilden und das Kunst-
gefühl der Nation heben sollen. So befinden sich in Wien, Berlin, Düssel-
dorf und München Akademien der Künste; Maler - und Zeichenschnlen zu
Berlin, Düsseldorf, München, Nürnberg, Frankfurt, Kassel re.; Gemälde-und
Antikensammlungeu in den eben genannten und vielen andern deutschen
Städten; endlich Conservatorien für Musik iu Leipzig, Prag, Wien, Berlin,
Stuttgart und München.
8 57.
Der deutsche Bund von 1815.
In dem Umfange, wie Deutschland in dem vorhergehenden Abschnitte
(§ 56) genommen wurde, hat es während des letzten halben Jahrhunderts,
nämlich von 1815 bis 1866, bestanden. Wenige Jahre vorher war es
Napoleon I. gelungen, sich Deutschlands durch Gewalt und List zu bemäch-
tigen und nach Willkür darin zu schalten und zu walten; 1813 ermannte
sich jedoch das deutsche Volk und vertrieb den französischen Eroberer und
Despoten. Um sich für die Zukunft gegen solche Feinde zu sichern, schlossen
die damals auf 35 sich belaufenden deutschen Staaten 1815 ein Schutz-
und Trutzbündniß mit einander. Die Leitung dieses deutschen Bundes
ward Gesandten der verbündeten Staaten übertragen; sie bildeten in ihrer
Gesammtheit den deutschen Bundestag, und Frankfurt a. M. war
der Sitz deffelben. Ihre Instructioneu erhielten die Bundestagsgesandten
von ihren Regierungen; die Völker selbst übten keinen Einfluß auf sie aus.
Die Militärmacht, über welche der Bund im Falle eines Krieges zu ver-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Ernst Napoleon_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland München Berlin Wien Göttingen Dresden Breslau Leipzig Stuttgart Deutschland Deutschland Deutschland Wien Berlin Berlin Düsseldorf München Nürnberg Frankfurt Kassel Leipzig Prag Wien Berlin Stuttgart Deutschland Deutschlands Frankfurt
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gegenüber den englischen Maschinen-Waaren ein dauerhaftes Gespinnst liefern,
werden im In- und Auslande als vortrefflich betrachtet. Die Provinzen
Pommern, Posen, Ost- und Westpreußen beschäftigen sich neben dem Ge-
treidebau mit der sehr bedeutenden Production von Rohstoffen (Wolle, Thier-
häute, Flachs, Hans re.). In Schlesien ist neben der Weberei noch insbe-
sondere der Hüttenbau eine Hauptbeschäftigung der Bewohner. Die Maschi-
nen- und Porzellanfabriken in Berlin, die Tuch-, Seiden-, Glas-, Leder-
und Metallwaaren der Provinzen Brandenburg und Sachsen, die großen
Branntweinbrennereien in Nordhausen und die Zuckerfabriken in der Provinz
Sachsen haben überall hin reichlichen Absatz. Insbesondere müssen wir
aber noch die Gewerbthätigkeit der Rheinlande ins Auge fassen. Hier sind
drei Distrikte, deren Gewerbthätigkeit der englischen Industrie wenig nach-
stehen dürfte: 1) in der Umgebung von Elberfeld, Barmen und Solingen
sind neben den weltberühmten Fabriken von Metallwaaren ausgezeichnete
Webereien, Färbereien und Spinnereien; 2) in der Umgebung von Crefeld
finden sich bedeutende Seiden- und Baumwollefabriken; 3) in der Nähe von
Aachen (Eupen, Düren, Montjoie) bestehen vortreffliche Tuchfabriken. Auch
die dortigen Metall- und Lederwaaren werden gerühmt.
Seefahrzeuge, Eisenbahnen, Kunststraßen, schiffbare Flusse und Kanäle
begünstigen den Binnenhandel der preußischen Provinzen gar sehr. Die
wichtigsten Seehäfen sind Kiel, Stettin, Stralsund, Greifswald, Danzig,
Elbing, Königsberg, Memel. Bedeutende Handelsplätze im Innern sind:
Berlin, Frankfurt an der Oder, Breslau, Magdeburg, Köln, Elberfeld, Düssel-
dorf, Crefeld, Aachen rc.
Die preußische Bevölkerung ist vorzugsweise deutsch; Slaven gibt es
2 Millionen, und zwar Polen in Posen, Sorben oder Wenden in der Lausitz,
Kassuben in Hinterpommern. Weniger zahlreich sind außer den Wallonen
an der belgischen Grenze noch die Letten oder Litthauer in Ostpreußen.^ Wie
in Süddeutschland und Oesterreich der Katholicismus, so ist in dem nord-
deutschen Preußen der Protestantismus am stärksten ausgebildet. Von der
Gesammtzahl seiner Bewohner gehören 64,64 Proc. der evangelischen, 32,71
Proc. der katholischen und 2,65 Proc. anderen Confesionen an. Der Pro-
testantismus entspricht dem nach klarer Erkenntniß und Unabhängigkeit stre-
benden Wesen des Norddeutschen, also auch des Preußen.
In Bezug auf Intelligenz und Bildung nimmt Preußen die erste Stelle
in Deutschland, ja in Europa ein. Gute Volksschulen sind so ausreichend
vorhanden, daß kein Kind ohne Unterricht aufwächst. Zahlreiche und gut
eingerichtete Lehrerseminare haben einen sehr tüchtigen Lehrerstand dafür ge-
schaffen. Für den höheren industriellen Lebensberuf sorgen Real-, Gewerbe-,
Bau- und Forstschulen, für die Bildung der Gelehrten und höheren Beamten
treffliche Gymnasien und Universitäten. Die Zahl namhafter Gelehrten ist
sehr bedeutend, nicht minder die der Künstler auf allen Gebieten. Was
Fleiß und Ausdauer im Verein mit hervorragender Verstandesschärfe zu leisten
vermögen, das ist namentlich in den beiden letzten Jahrhunderten in Preußen
geleistet worden. In den unteren Volksschichten wird die Bildung auch durch
das Heerwesen bedeutend gefördert. Jeder gesunde junge Mann ist wehr-
pflichüg und dient, wenn er nur die Bildung der Volksschule erlangt hat,
drei Jahre, bei höherer Bildung nur ein Jahr. Erstere erhalten während
Cassian, Geographie. 4. Aufl.
'
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/lijm/L h'if 7. ioz.]J,Q
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Hans
Extrahierte Ortsnamen: Pommern Posen Schlesien Berlin Brandenburg Sachsen Nordhausen Rheinlande Elberfeld Barmen Solingen Aachen Eupen Stettin Stralsund Greifswald Danzig Elbing Königsberg Berlin Frankfurt Breslau Magdeburg Elberfeld Crefeld Aachen Posen Lausitz Hinterpommern Ostpreußen Süddeutschland Oesterreich Proc Proc Proc Deutschland Europa
94
4) Bautzen: Bautzen ober Bubissin an der Spree, 12,500 E., Schlacht
1813. Kamen;, Geburtsort Lessing's (1729—1781). Herrnhut,
Hauptort der evangelischen Brüber, gestiftet durch den Grafen Zinzen-
borf (1722). Zittau, eine bebeutenbe Fabrik- und Hanbelsstabt
mit 14,400 E. Bei Hochkirch überfiel 1758 der österreichische
Marschall Daun den großen Preußenkönig Friedrich Ii.
Sachsen ist mit Baiern, Böhmen, Schlesien, der preußischen Provinz
Sachsen, Branbenburg und Thüringen durch Eisenbahnen verbunben.
2. Die sächsischen Fiirstenthümer.
Die sämmtlichen sächsischen Herzogthümer, die reußischen und schwarz-
burgischen Fürstenthümer, welche unter dem Namen Thüringische Staaten
zusammengefaßt werben, bieten in Land und Leuten wenig Berschiebenheiten.
Die Thüringer sinb ein echt beutscher, ausbauernber, bieberer Menschenschlag
von vorzugsweise blonbem Haar und blauem Auge, welcher an seinen Kir-
messen und Vogelschießen so recht lustig und behaglich sich zeigt. Sie sinb
geborne Musiker und ihrer Vorliebe zur Musik entspricht auch ihre Ver-
ehrung der Singvögel. Ihre Erwerbszweige richten sich nach dem Boben.
In und um Saalfelb finben sich Leute, welche den Schiefer zu Schreib-
tafeln ober Dachschiefer verarbeiten; anbere, namentlich in Sonneberg, sinb
Holzschnitzler und Drechsler, wieber anbere Glas- und Porzellanfabrikanten.
Im norböstlichen Theile ist der Ackerbau am lohnenbsten und verbreitetsten;
wo er die zahlreiche Bevölkerung nicht nährte, mußte man zu den Schätzen
der Erbe greifen. Daher entstanben Salinen, Steinkohlengruben, Eisen-
hütten, Gewehr- und Stahlfabriken. Das lebensfrische, regsame Volk hat
sich auch den deutschen Geist zu erhalten gewußt, und übt noch heute die
alte Treue, Reblichkeit und Gastfreiheit.
I. Das Großherzogthum Sachsen-Wcimar-Eiscnsch
(66 Q.-M. und 280,000 evangel. Einw.)
liegt, in bret größere Parzellen getheilt, im Thüringer Walb und am Rhön-
gebirge. In seinem östlichen Theile ist hügeliges, getreibereiches Land, im
westlichen bergiger und unfruchtbarer Boben. Werra, Saale und Ilm be-
wässern es. Hauptstabt ist Weimar an der Ilm, 14,300 E.; hier weilten
Göthe, Schiller, Herber, Wielanb am Hofe des kunstsinnigen Großherzogs
Karl August, und sinb auch ba begraben. Das geographische Institut in
Weimar hat bebeutenbe Verbienste um das Stubium der Geographie. Jena
an der Saale, 7300 E., Universität, Schlacht 1806. Eisenach am Fuße
der Wartburg, welche im Mittelalter Resibenz der Lanbgrafen von Thüringen
war und im Winter 1521/22 Dr. Martin Luther zum Aufenthalt biente.
Die Burg ist neu hergestellt worben.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Drechsler Schiller Karl_August Karl August Martin_Luther
106
Türken auf österreichischem Gebiete. In 10 Sprachen werden die Ge-
setze publizirt.
Die geistige Bildung dieser verschiedenen Nationen ist eine durchaus
ungleichmäßige, in den unteren Volksschichten noch unbefriedigende. Am ge-
bildetsten sind die Deutschen; ihnen folgen die Magyaren. Auf der un-
tersten Stufe stehen die Slaven. Für die Bildung der höheren Stände ist
durch Gymnasien und Realschulen verhältnißmäßig mehr geschehen. Univer-
sitäten zählt Oesterreich zehn.
Die römisch-katholische Kirche ist in allen Provinzen die vorherrschende
und zählt 26 Millionen Anhänger; nach der Verfassung von 1849 soll die
Ausübung der bürgerlichen und politischen Rechte vom Religionsbekenntriß
unabhängig sein und im ganzen Staate Glaubensfreiheit herrschen. Diese
besteht jedoch nur im Rechte häuslicher Religionsübung. Neben den Ka-
tholiken bekennen sich etwa 4 Millionen zur lutherischen und reformirten
Kirche, 6 Millionen zur griechischen, 650,000 Seelen zur mosaischen Religion.
I. Die drutschösterreischm Länder (3,600 Q.-M., 13 V2 Mill. E.).
1, Das Erzherzogtum Oesterreich
(578 Q.-M. und 2,715,000 E.l
liegt zu beiden Seiten der Donau und besteht aus dem Land ob der Ens
und unter der Ens; zum ersteren gehört das Salzburger-Land. Der Lan-
destheil links der Donau ist Berg- und Hügelland, der südliche rechts der
Donau Alpenland. Dasselbe ist reich an Holz und Eisen. Der Reisende
begegnet oft großen Zügen von Kohlenbauern oder Eisensendungen. Daneben
liefert die Ebene viel Obst, viel Getreide, viel Wein trotz der oft wechseln-
den Witterung. Das Erzherzogthum ist eines der gewerbreichsten Länder
des Kaiserstaates und zählt an 1000 Fabriken. Wien liefert zahlreiche
Luxusgegenstände aller Art und bildet den Hauptsitz der Industrie und des
Handels, welcher durch die lebhafte Donau-Dampfschifffahrt und die Eisenbahnen
bedeutend erleichtert ist. Hauptstadt und Residenz ist Wien im Lande unter
der Ens. „Die Kaiserstadt" liegt am Fuße des Kahlenbergs und an der
Donau, zählt an 580,000 E., 34 Vorstädte mit geräumigen Straßen, und
hat ungemein viel Sehenswürdigkeiten (die kaiserliche Burg, die Stephans-
kirche mit dem 444' hohen Thurme, die Kapuziner-Kirche mit der kaiserlichen
Gruft, die Universität, die Basteien, das Glacis [der bei einer Festung
leere Raum außerhalb der Mauerp den Augarten und Prater, prächtige
Schauläden re.) Die Wiener sind ein lebensfrohes, witziges und gemüth-
liches Volk. — In Wiens Nähe liegen die berühmten kaiserlichen Lustschlösser
Schölibruntt und Laxenburg, links der Donau das Dorf Aspern, wo Erz-
herzog Karl 1809 den Kaiser Napoleon besiegte. Bekannt sind die heißen
Quellen von Baden. Die alte (restaurirte) Burg Dürrenstein war das erste
Gefängniß des englischen Königs Richard Löwenherz; Pöchlarn ist das älteste
Schloß gegen die Magyaren, das Bechelaren des Nibelungenliedes.
Im Lande ob der Ens ist Lin; an der Donau, 30,000 E., die ansehn-
lichste Stadt; nach Gmünden und Budweis führt eine von Pferden gezogene
Eisenbahn. Ischl und Hallstadt sind durch Salinen bekannt.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Napoleon Königs_Richard_Löwenherz
Extrahierte Ortsnamen: Oesterreich Oesterreich Donau Donau Donau_Alpenland Wien Wien Kahlenbergs Donau Wiens Laxenburg Donau Dorf_Aspern Baden Burg_Dürrenstein Donau Budweis Hallstadt
205
als friedliebenden Handelsleuten schon seit längerer Zeit gewogen war, ge-
stattete man auch in Zukunft mit zwei Schiffen im Zahre den Hafen Nanga-
saki auf Kiufiu zu besuchen und ihre Handelsartikel einzuführen. Die Kunde,
welche wir von Japan besitzen, verdanken wir meist holländischen Schiffs-
ärzten und Kaufleuten. Auch die Chinesen und Koreaner genießen beschränk-
ten Zutritt zu den japanesischen Handelsplätzen. Seit dem 23. Mai 1866
ist endlich wieder allen Einwohnern des „Jnselreichs im Sonnenaufgange"
gestattet, ins Ausland zu reisen. Wer fremde Länder besuchen will, „um
dort Wissenschaften und Künste zu erlernen oder auch des Handels wegen",
erhält einen kaiserlichen Paß dazu. Die Japanesen sind ein thätiges Volk.
Kein Fleckchen Land liegt unbebaut da: Reis, Weizen, Baumwolle, Thee,
Tabak, Maulbeer- und Campherbäume werden mit großer Sorgfalt gepflegt.
Die Japanesen leben fast nur von Vegetabilien; sie sind zwar nicht groß,
aber gut und kräftig gebaut, stolz und tapfer, mäßig und reinlich, fleißig und
sparsam, aber auch grausam und rachsüchtig. Ihr Kunstfleiß wird sehr ge-
rühmt. Waffen, lackirte Waaren, Papier, Strohgeflechte, Seidenwaaren ver-
stehen sie vortrefflich zu bereiten. Auch der Bergbau ist ihnen bekannt.
Die höchste Gewalt im Staate hat der Dairi, ein Kirchenfürst, „der
Sohn des Himmels" ; er ist jetzt auf das geistliche Regiment beschränkt,
seitdem der Befehlshaber des Heeres, „Kuba oder Siogun", die weltliche
Macht an sich gebracht hat und weltlicher Kaiser ist. Die Würde des Kubo
und des Dairi ist erblich. Die Kriegsmacht soll in Friedenszeiten 120,000
Mann betragen, im Nothfälle aber auf eine halbe Million vermehrt werden
können. Von den äußerst volkreichen Städten sind zu merken: Jeddo, die
Residenz des Kubo, hat 12 — 15 Meilen im Umfang und 2 Mill. Einw.
Miako (600,000 E.) liegt südwestlich von Jeddo, und ist die Residenz des
Dairi. Die Hafenstadt Nangafaki (600,000 E.) ist mit der Insel Desima
durch eine Brücke verbunden; auf Desima sind holländische Faktoreien.
8 84.
Das chinesische Reich,
221,000 Q.-M., 478 Mill. Einwohner,
besteht 1) aus dem eigentlichen China, 2) aus den unterworfenen Ländern
der Mandschurei, der Mongolei und einem Theile der Dsungarei, der hohen
Tartarei oder kleinen Bucharei (Turfan), 3) aus den tributpflichtigen Staaten
Tübet, Korea und den Lien Khieu Inseln. Die Bevölkerung „des himmlischen
Reichs" ist eine aus mongolischen Völkern gemischte, unter welchen die Chi-
nesen am zahlreichsten sind. Die meisten Einwohner Chinas leben vom
Ackerbau, der nicht nur mit großer Sorgfalt betrieben, sondern auch in hohen
Ehren gehalten wird. Der Kaiser selbst muß jährlich mit einem Pfluge
vor versammeltem Volke einige Furchen ziehen und den Erfinder des Acker-
baus im Tempel verehren. Jedes Plätzchen wird zum Anbau benutzt; zahl-
reiche Gräben bewässern das Land, welches zum Theil drei bis vier Mal
im Jahre besäet wird. Im R. und W. werden vorzugsweise Weizen, Gerste,
Hülsenfrüchte und Tabak, in den mittleren und südlichen Provinzen Reis^
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Chinas
Extrahierte Ortsnamen: Japan Friedenszeiten Nangafaki China Mongolei Korea
315
ken von dorther bezogen wird; schon 1860 betrug die Wollausfuhr gegen
70 Mill. Pfund. Außerdem bilden der Trepang, der Wallfischthran, Getreide,
Holz, Flachs nicht unbedeutende Handelsartikel, welche in Port Jackson
(Hafen von Sidney) und in Hobarttown auf Van-Diemens-Land verladen
werden. Die Industrie und Volksbildung ist noch im Entstehen, scheint
aber in jüngster Zeit einen raschen Aufschwung genommen zu haben, wie
denn nicht nur der öffentliche Unterricht, sondern auch die gesammte Ver-
waltung und Rechtspflege nach einer Parlamentsakte neu organisirt werden
sollen.
Von den beabsichtigten 350 Meilen Eisenbahnen waren 1863 bereits
136 Meilen dem Verkehr übergeben. Der Telegraphendraht dehnt sich be-
reits über einen Flächerraum von 2540 engl. Meilen aus. Die Herstellung
eines anglo-australischen Telegraphennetzes ist bereits in Angriff genommen.
Die wichtigsten Orte sind Sidney, 70,000 Er, mit dem Hafen Jackson,
Bathurst, mit reichen Goldminen, Paramatta in Reu-Südwales; auf Van-
Diemens-Land aber Hobarttownn, 30,000 E. In Süd-Australien sind
Adelaide (1836 gegründet, hat jetzt 70,000 Einw.) und Melbourne (1837
gegründet, hat jetzt 100,000 E.), in-West-Australien dagegen Perth, in
Nord-Australien Viktoria, und auf Neu-Seeland die Stadt Wellington dazu
berufen, bedeutende Handelsplätze zu werden. Neu-Seeland ist reich an
Steinkohlen und Zinnerz.
Die staatlichen Verhältnisse des australischen Archipelagus sind einfacher
Art. Gewöhnlich beruhen sie auf einer Art von Feudalsystem. Einzelne
Inseln oder Gruppen bilden kleine unabhängige Staaten unter einem durch
den Adel eingeschränkten Oberhaupt. Nur die Marianen oder Diebsinseln
sind Bestandtheile der spanischen Monarchie und die Marquesas (Nukahiwa-)
und Gesellschaftsinseln (Tahiti), sowie Neu-Caledonien ein französisches Be-
sitzthum geworden, wohin man in jüngster Zeit politische Verbrecher deportirt
hat. Von den Staaten unter einheimischen Herrschern sollen die-Sandwichs-
und Gesellschaftsinseln die ausgebildetsten Verfassungen besitzt.
Die Marianen liegen westlich von den Philippinen und sind ungefähr
20 fruchtbare und gesunde Inseln. Die ersten Bewobner, welche man da-
selbst vorfand, zeigten eine so auffällige Diebsnatur, daß man die Inseln
„Ladronen" benannte. Sie gehören zur Klasse der hohen, vulkanischen Inseln
und erregen durch alte Baudenkmäler gegenwärtig besonderes Interesse. Nicht
nur auf der größten Inseln, Guam oder Guanham, wo der spanische Gou-
verneur in der Stadt Agana residirt (er steht unter dem Gouverneur der
Philippinen), sondern auch auf Tinian sind alte Tempelruinen und Götzen
gefunden worden, welche die frühere Kultur der Polynesier bestätigen.
Tie Marqucsas-Jnseln oder der Mendana-Archipel wurde 1842 von den
Franzosen militärisch besetzt und dem europäischen Mutterlande einverleibt.
Die vulkanische Natur der Insel, die schroffen Küsten, der üppige Pflanzen-
wuchs, namentlich der zahlreich vorhandene Brotbaum gibt ihnen ein eigen-
thümliches Gepräge, besonders wenn man von S., von dem niedrigen oder
gefährlichen Archipelagus, dessen Inseln nur wenige Fuß über den Meeres-
spiegel hinaus ragen und mit Kokospalmen geschmückt sind, zu ihnen heran-
kommt. Die Einwohner der Marquesas-Inseln (8° S. B.) sollen fast eine
europäische Hautfarbe haben, sehr kräftige, gutmüthige und gastfreie, aber
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77
Netteire Geschichte.
. V ",
I. Das Jahrhundert der Reformation.
§. 72.
Ursachen -er Reformation.
Schon seit den Kreuzzügen hatte sich mehr Licht verbrei-
tet; der Handel, die neu gegründeten Universitäten, die Er-
findung der Buchdruckerkunst hatten leichteren Austausch der
Gedanken bewirkt, die Entdeckung von America den Unter-
nehmungsgeist geweckt.
Die Beschäftigung mit den Alten, schon früher
in Italien einheimisch, wurde belebt durch die Eroberung von
Constantinopel, 1455. Ausgewanderte Griechen verbreiteten
die Kenntniß des vernachlässigten alten Griechischen (Manuel
Chrysoloras). Ein Sammelplatz aller Kunst und Gelehrsam-
keit war Florenz unter den Medici — (Cosmo, Lorenzo).
(§.81.) Neuchlin, Erasmus in Deutschland.
X^Das Sinken der päpstlichen Macht war hiervon
nothwendige Folge. Die Schwäche mancher Päpste, der Auf-
enthalt derselben zu Avignon, die daraus entstandne große
Kirchentrennung von 1378 —1415 hatten das päpstliche
Ansehen untergraben; und dieses, wie auch die Laster, Un-
wissenheit und Anmaßung der Geistlichen, und viele andre
Mißbräuche hatten eine Umwandlung der Kirche an
Haupt und Gliedern nothwendig gemacht, welche die
Concilien zu Pisa, Costnitz und Basel vergebens versuchten.
Fleißiges Vibelstudium erweckte schon früher gegen Papst-
gewalt und Priesterwesen — Waldus, Wiclef, Huß.
(§. 62, 65, 68.) X
§. 73.
Martin Luther, gev. 1483, chl54«.
Luther, geboren den 10. Nov. 1483 zu Eisleben (sein
Vater, Hans Luther, war aus Möra), besucht die Schulen
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Extrahierte Personennamen: Manuel
Chrysoloras Martin_Luther Hans_Luther
Extrahierte Ortsnamen: Italien Constantinopel Lorenzo Deutschland Avignon Basel
164 Europa.
Hierzu kommt eine große Flotte von Küstenschiffen, die dem Fischfange dienen.
Die bedeutendsten Rhedereiplätze sind der Reihe nach: Bremen, Ham-
bürg, Rostock, Danzig, Stettin. Stralsund, Barth, Meinet, Pa-
penburg, Elsfleth, Brake, Blankenese. Für den Absatz deutscher Waaren
sind in erster Linie Bremen und Hamburg von Wichtigkeit; an diese
schließen sich Altona, Harburg, Geestemünde, Leer, Emden; Flens-
bürg, Kiel, Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, Wol-
gast, Stettin, Swinemünde, Danzig, Königsberg, Pillau, Memel.
Das großartigste Verkehrsinstitut für den überseeischen Verkehr besitzt Bremen
in dem „Norddeutschen Lloyd" (nach Nordamerika, 1873 irrt Besitze von
45 großen See- und kleineren Flußdampfern); Hamburg und Stettin
besitzen gleichfalls Dampffchiffverbinduug mit Nordamerika, und von Bremen
und Hamburg findet direkte Dampffchiffverbinduug nach Westindien und
, Brasilien statt. 1877 bezifferte sich die Gesamteinfuhr Deutschlands auf
eiueu Wert von fast 5000 Mill. Mark und ein Gewicht von fast 324 Mill. Cent-
ner; die Ausfuhr repräsentierte ein Gewicht von e. 290 Mill. Centner.
Von den Binnenstädten, welche ansehnlichen Handel treiben, sind besonders
zu erwähnen: Frankfurt a. M., Köln, Elberfeld, Nürnberg im Strom-
gebiete des Rheins; Braunfchweig und Caffel im Wesergebiete; Leipzig,
Magdeburg, Berlin im Gebiete der Elbe; Breslau, Görlitz und Frank-
fnrt in dem der Oder; Ulm, Augsburg, Regeusburg im Gebiete der
Donau. Der Handel im innern ist jetzt durch zahlreiche Eisenbahnen
(1879 waren 31 636 km in Betrieb) und Kunststraßen, durch Kanäle,
Messen, Banken, Telegraphen (1878 e. 60 000 km Telegraphenlinien) :c.
in hohem Grade begünstigt, und das Haupthindernis, welches dem Handel
in den verschiedenen Zollsystemen früher entgegentrat, ist längst gefallen.
Dem Verkehre dienen im Jnlande (1878) c. 8150 Postanstalten, und
(1872) 21 360 Fluß-, Kanal-, Haff- und Küstenfchiffe, worunter über
460 Dampfer, größtenteils von Eisen. Zu den zahlreichen natürlichen Wasser-
straßen traten (1877) Kanäle in einer Länge von 2060 km.
Im ganzen Reiche besteht Einheit der Münzen, Maße und Gewichte.
Auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft steht Deutschland
keinem anderen Lande nach; das deutsche Volksschulwesen besonders
nimmt eine sehr hohe Stelle ein, und in Folge des allgemeinen Schul-
zwanges sind Leute ohne Schulbildung sehr selten. Es finden sich etwa
60 000 Volksschulen; hierzu treten für die höhere Bildung 21 Univer-
sitäten (Berlin, Bonn, Breslau, Erlangen, Freiburg, Gießen, Göttingen,
Greisswald, Halle, Heidelberg, Jena, Kiel, Königsberg, Leipzig, Marburg,
München, Münster, Rostock, Straßburg, Tübingen, Würzburg), mehrere
Akademien der Wissenschaften; c. 920 Gymnasien, Lyceen, lateinische
Schulen, höhere Bürger- und Realschulen; c. 160 Lehrerbil-
dungsanftalten; außerdem mehrere polytechnische Schulen, An-
stalten für den Gewerbe- und Handels st and, für das Militär, für
Landwirte, Forstbeamte, Bergleute, Tierärzte, Pharmazeuten zc.
Zahlreiche Sammlungen aller Art, öffentliche Bibliotheken, wissen-
schaftliche Vereine, Sternwarten u. dgl. erleichtern das Studium der
Wissenschaften.
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Extrahierte Personennamen: Barth
Extrahierte Ortsnamen: Europa Rostock Danzig Stettin Stralsund Elsfleth Blankenese Hamburg Altona Harburg Emden Kiel Wismar Rostock Stralsund Greifswald Stettin Danzig Königsberg Pillau Nordamerika Hamburg Stettin Nordamerika Bremen Hamburg Westindien Brasilien Deutschlands Frankfurt Elberfeld Nürnberg Rheins Leipzig Magdeburg Berlin Breslau Görlitz Ulm Augsburg Donau Deutschland Berlin Bonn Breslau Freiburg Greisswald Heidelberg Jena Kiel Königsberg Leipzig Marburg Rostock Straßburg Würzburg