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Flammen; nach ein paar Stunden war sie ein Stein- und Aschenhaufen. Auch der Dom mit den dorthin gebrachten Sachen sank in Asche.
Aehnliches Schicksal wie Worms traf Speier; die Gräber der Kaiser wurden aufgewühlt, die Gebeine zerstreut. Man versprach den Bürgern 400 Wagen, auf denen sie ihre besten Sachen fortbringen könnten. Kaum waren sie bepackt, als die Franzosen sie hohnlachend in Beschlag nahmen. Der Dom mit den dort aufgehäuften Sachen wurde auch hier gegen Versprechen in Brand gesteckt.
Frankenthal, Alzei, Oberwesel, Andernach, Meisenheim, Bacherach, Cochem, Kreuznach sanken in Asche, die Einwohner wurden gemordet oder nach Frankreich geschleppt. Dann setzten die Mordbrenner ihr gräßliches Geschäft auf dem rechten Rheinufer fort. Mannheim, Oppenheim, Ladenburg, Weinheim, Heppenheim, Durlach, Bruchsal, Rastadt, Germersheim, Baden, Pforzheim wurden verbrannt. Auch am Niederrhein streiften französische Mordbrenner und verheerten das Jülich'sche, Lüttich'sche und Bergische. Die Franzosen wiesen ein Verzeichniß von 1200 Städten und Dörfern vor, die noch verbrannt werden sollten. —
Da erschien endlich eine Reichsarmee, welche die Franzosen zurücktreiben sollte. Aber die Deutschen waren wieder nicht emig, ihre Armee in kläglichem Zustande, und der Feldzug beschränkte sich aus zwecklose Märsche und unbedeutende Gefechte.
Ludwig Xiv. hatte indeß durch seinen Uebernmth nicht nur Deutschland, sondern auch Spanien, Holland und England gegen sich unter die Waffen gerufen. "Diesen vereinten Kräften war er nicht gewachsen; deshalb schloß er mit dem Kaiser und dem Reiche Frieden. Er gab die verheerten Rheinlande und auch einige Festungen heraus; Straßburg aber und die übrigen Städte im Elsaß behielt er.
Klein, Bilder a. d. vaterl. Geschichte. Ii.
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54 * Iii. Die Babylonier und Assyrier.
dem linken Ufer eine neue Stadt an und befestigte beide Städte mit den ungeheuren Mauern und Thürmen, welche das Staunen der Alten erregten. Auf beiden Seiten des Flusses erhoben sich der neue und der alte Palast als gewaltige Citadellen. Bevor aber Nebnkadnezar die Befestigung der Stadt gegen den Fluß vollendet hatte, starb er (561) als Herrscher von dem Fuß der armenischen Gebirge bis nach Arabien hinein, vom Mittelmeer und Rothen Meer bis zu den Gebirgen des Zagros und bis zum persischen Meetbuseri; seit Phönicien unterworfen war, ohne eine Unterbrechung.
Die Anstrengungen, welche Nebukadnezar machte, Hauptstadt und Land gegen die Meder zu befestigen, zeigen, daß er -selbst wohl ahnte, wie kurz die Dauer seiner Macht sein werde, und wie Medien doch eine andere Kraft in sich habe als sein Reich. Und rascher noch, als er wohl je geahnt, sank sein Reich, sobald er die Augen geschlossen hatte. Sein Sohn Evilmerodach scheint keine der großen Eigenschaften seines Vaters geerbt zu haben. Nicht einmal die Bauten führte er weiter, das Unvollendete blieb liegen. Nachdem er noch nicht zwei Jahre, mit Mißachtung der göttlichen und menschlichen Gesetze, regiert hatte, konnte sein Schwager Neriglissar es wagen, den Sohn des großen Königs zu ermorden und selbst den Thron zu usurpiren. Derselbe starb nach vier Jahren mit Hinterlassung eines Knaben, den die Großen des Reiches mit Rücksicht auf die von Cyrus, dem Gründer des persischen Reiches, drohende Gefahr aus dem Wege räumten, worauf einer der Verschworenen, Nabonedus, vielleicht ein Verwandter des königlichen Hauses, die Regierung erhielt. Dieser nahm das unterbrochene Werk der Befestigung der Hauptstadt wieder auf und vollendete die Mauern, welche beide Stadthälften gegen die Flußseite einschlössen. Wie König Amasis von Aegypten, verbündete'auch er sich mit dem Könige Crösus von Lydien, dem Schwager des gestürzten Mederkönigs (Astyages), um dem neuen Perserreiche entgegenzutreten, von welchem beiden Reichen Gefahr drohte. Wer Crösus eröffnete den Krieg zu frühzeitig, ehe Babel und Aegypten ihre Kräfte zusammengezogen hatten, und Cyrus beendete den lydifchen Krieg so rasch, daß das lydische Reich ohne eine Möglichkeit des Beistandes der Bundesgenossen zusammenbrach.
Der Bund der drei Könige hatte keine weitere Folge gehabt, als daß Cynts sich nun gewissermaßen genöthigt sah, Babel und Aegypten anzugreifen. Sie hatten sich als seine Feinde gezeigt, die er nicht in seiner Flanke stehen lassen konnte. Denn wer Kleinasien von Persien aus beherrschen muß, kann Babylonien und Syrien nicht in fremden Händen lassen. Nachdem Cyrus sich durch einen Zug gegen die unruhigen Baktrer und (Baken den Rücken gesichert hatte, führte er sein Heer gegen Babel. Er erkannte bald, daß ein gewaltsamer Angriff gegen die eben so trefflich befestigte als reichlich ver-proviantirte Stadt keinen bessern Erfolg haben werde, als vor Ninive. Wie Ninive durch das Wasser gefallen war, so beschloß auch Cyrus, Babel durch
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Extrahierte Ortsnamen: Sippara Jerusalems Babel Salamis Paris Ktesiphon Bagdad Seleucia
21. Die historische Bedeutung Baktriens.
63
die große Durchgangsstraße dar, sondern auch den Eroberern und Völkern, welche Indien mit Krieg überzogen. Alexander war nicht der Erste, der seine siegreichen Waffen auf diesem Wege nach Indien trug; schon Cyrus hat sich mehrere Völker der westlichen Mark Indiens unterworfen.
Auch in der Culturgeschichte des östlichen Irans muß Baktrien der Vorrang vor den übrigen arischen Ländern eingeräumt werden. Wenn auch der Hauptstadt Balkh nicht der ihr von den Morgenländern zugeschriebene Ruhm, die Mutter der Städte genannt zu werden, als berechtigt zuerkannt werden kann, so darf sie doch mit Recht Anspruch darauf machen, der Mittelpunkt der Herrschaft und der Hauptsitz der Lehre Zoroaster's in der ältesten Zeit gewesen zu sein. Von hier aus muß besonders die Verkündigung des neuen Gesetzes ausgegangen sein, auch werden hier am strengsten die im Zendavesta vorgeschriebenen Gesetze beobachtet und am vollständigsten die Sitten geherrscht haben, die in ihm geschildert werden.
Die Wichtigkeit Baktriens erhellt endlich daraus, daß Alexander in diesem Lande und in Sogdiana acht oder nach einer andern Nachricht zwölf Städte gründete. Er legte daher ein großes Gewicht auf die Behauptung dieser zwei Länder, welche unter allen ihm unterworfenen asiatischen die am entferntesten nach Nordost gelegenen waren; sie waren die Marken seines großen Reiches gegen das innere Asien und die äußersten Vorposten des Hellenismus.
22. Zoroaster (Zaratnsthra) und der Zendavesta.
(Nach Jo H. Jos. Döllinger, Heidenthum und Judenthum.)
Jene arischen Volksstämme, welche, östlich vom Tigris bis zum Indus und in den nördlich gelegenen Gebirgen einheimisch, das iranische Hochland (Baktrien, Medien, Persien) bewohnten, dann, ein großes mittel- und westasiatisches Reich (das persische) gründend, ihre westlichen Nachbarn, die 6ha-miten und Semiten, unterwarfen, ehrten den Zoroaster als den gottgesandten Stifter ihrer Religion. Das Zeitalter dieses Mannes — der nicht Stifter, wohl aber Erneuerer der Religion seines Volkes war — läßt sich nicht genauer bestimmen: er mag nicht viel jünger als Moses sein (etwa um 1300 v. Chr.). Die seinen Namen tragenden Religionsschriften, der Zendavesta, ursprünglich in der baktrischen Sprache geschrieben, sind offenbar nicht von Einem Manne verfaßt, und von Zoroaster kann nur sehr wenig herrühren, aber er wird darin als der einzige gepriesen, der „die Ueberlieferungen des höchsten Gottes, des Ormuzd, hörte und sie mitzutheilen im Stande war".
Die persische Religion war polytheistisch, jedoch mit einem starken und vorwaltenden monotheistischen Zuge. Nur Einen wahren, vollkommenen,
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Cyrus Alexander Alexander Jo_H._Jos
70
Vi. Die Perser.
Vi. D i e Perser.
24. Die Gründung des persischen Reiches durch Cyrus.
(Nach Jo H. Wilh. fioebett, Weltgeschichte in Umrissen und Ausführungen.)
Die iranische Landschaft Persis, heutzutage Farsistan, ist von dreifacher Beschaffenheit: der zunächst am Meerbusen gleichen Namens gelegene südlichste Landstrich und der nördlichste sind, jener wegen zu großer Hitze und Dürre, dieser wegen zu hoher Lage und Kälte, zum Anbau wenig geeignet und unfruchtbar, wogegen das zwischen beiden befindliche, von Thalgründen durchschnittene Bergland sich eines sehr glücklichen Klimas und großer Fruchtbarkeit erfreut. Die Bewohner waren in früheren Zeiten ein in einfachen Verhältnissen lebendes, abgehärtetes, kriegerisches, unverdorbenes Volk. Bis zum zwanzigsten Jahre, sagt Herodot, hielten die Perser ihre Söhne zu drei Dingen an: zum Reiten, zum Bogenschießen und die Wahrheit zu reden. Derselbe Schriftsteller unterscheidet nomadische, feldbauende und solche Stämme, denen die übrigen Unterthan waren, ohne Zweifel adelige Kriegerstämme. Von diesen waren wiederum die vornehmsten “bte Pasargarden, zu welchen das Geschlecht der Achämeniden gehörte, das den Persern die Könige gab.
Denn von diesem Geschlechte stammte Cyrus, welcher die Perser, an der Stelle der Meder, zum herrschenden Volke unter den iranischen Stämmen machte und sein Reich dann weit über Irans Gränzen hinaus bis zum mittelländischen und ägäischen Meere erweiterte. Aber die Art, wie er zum Herrn der Meder wurde, wird sehr verschieden berichtet. Herodot's Erzählung ist der Hauptsache nach folgende. Astyages, König von Medien, hatte keine männliche Nachkommenschaft, sondern nur eine Tochter, Mandane. Diese gab er, durch die Deutung eines Traumgesichtes geschreckt, keinem Meder zum Weibe, sondern einem vornehmen Perser, Namens Cambyses. Astyages hatte ein zweites Nachtgesicht, woraus die Magier, bestimmter als aus dem ersten, prophezeiten, daß der Sprößling seiner Tochter König werden würde an seiner Statt. Diesem Schicksale zu entgehen, befahl er, als Mandane den Cyrus geboren hätte, dem Harpagus, seinem Verwandten und Vertrautesten, das Knäblein zu todten. Harpagus wollte nicht selbst der Henker sein, sondern übergab es einem Rinderhirten, daß er es in der Wüste aussetzen und umkommen lasse. Dies verhinderte jedoch die mitleidige Frau des Hirten, sie überredete ihren Mann, ein todtgebomes Kind, mit dem sie eben niedergekommen war, für den Cyrus, der umgekommen sei, auszugeben, und diesen an dessen Stelle als ihren Sohn auszuziehen. So wuchs Cyrus bis in sein zehntes Jahr unter den Hirten auf. Da geschah es, daß er in einem Knabenspiele, wo er von den Uebrigen zum König gesetzt war, den Sohn eines Edeln mit Geißelhieben derb züchtigte und deßwegen vor den König gestellt ward. Das Edle und Furchtlose in des Knaben Benehmen und die Aehn-
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Jo_H._Wilh Herodot Herodot Cyrus Cyrus Namens_Cambyses Cyrus Harpagus Cyrus Cyrus Cyrus Cyrus
X
72 Vi. Die Perser.
gezettelt, sich nicht selbst zum König gemacht, und den ungerechtesten, weil er seiner persönlichen Rache wegen seine eigenen Stammgenossen zu Knechten
gemacht. Vom Cyrus erfuhr Astyages weiter nichts Uebles; er behielt ihn
in Ehren bei sich bis an sein Ende.
So kam nach Herodot die Herrschaft von den Medern an die Perser
und an Cyrus. Ganz anders lautet der Bericht des spätern Xenophon in seiner Cyropädie, einem Werke, worin er Leben, Thaten und Eegentenw'eisheit des Cyrus beschreibt. Hier verläuft des Helden Jugend bei seinen Eltern in Persis ohne besondere Gefahren und Rettungen, er steht mit seinem Großvater Astyages auf dem besten Fuße und empört sich nicht gegen ihn. Es folgt im medischen Reiche bei dessen Tode sein Sohn Cyaxares Ii. Diesem steht der Neffe Cyrus zur Seite; er führt seine Kriege, erhält die Tochter zur Gemahlin und folgt, da Cyaxares stirbt und keine Söhne hinterläßt, dem Oheim und Schwiegervater in Medien in rechtmäßiger und gesetzlicher Weise - Wiederum anders hatte Ktesias die Begebenheit erzählt. Nach ihm war Cyrus gar kein Verwandtes" Astyages, er überwand ihn im Kriege und nahm ihn in seiner Hauptstadt gefangen, befreite ihn jedoch wieder, ehrte ihn wie einen Vater, setzte ihn zum Statthalter über das Volk der Barkanier, und heirathete seine Tochter Amytis. Später, da Tochter und Schwiegersohn sich sehnen, ihn wiederzusehen, wird er auf dessen Befehl abgeholt, um nach Persis gebracht zu werden, aber der Diener, der ihn geleitet, läßt ihn in der Wüste zurück, wo er verschmachtet.
Herodot sagt, daß er außer der von ihm vorgetragenen Geschichte noch drei andere Erzählungsweisen über Cyrus kenne. Er hat diejenige gewählt, in der ihm die wenigsten Uebertreibungen vorzukommen schienen. Aber seine höchst anmuthige und liebliche Jugendgeschichte des Helden verräth auch ihren Sagencharakter beutlich genug*). Oesters kommt es vor, daß die Volks-
*) Das, was Herodot über die Anfänge und das Ende des Cyrus erzählt gehört gleich den Erzählungen Diodor's von der Semiramis, in das Gebiet der orientalischen Märchen und leidet überdies an auffallenden inneren Widersprüchen die auch an einem Märchen zu tadeln sein würden. Astyages. ein Greis und ohne männ che Erben, der sich hätte freuen müssen, in dem Sohne einer geliebten Tochter einen Thronfolger zu erhalten, befiehlt, ihn zu ermorden, weil ihm ein Traum die dereinstiae Große dieses Enkels verkündigt. Er will also lieber den Thron auf einen fremd« übergehen lassen, um seine eigenen Nachkommen nicht über Asien herrschen zu lassen Als der Knabe durch einen glücklichen Zufall gerettet worden, ist er zwar voll Freude hierüber, nimmt aber an dem ihm verwandten und vertrauten Harpaaus der hierbei mchts weiter verschuldet, als daß er den Mordbefehl nicht selbst vollzogen hat die scheußliche Rache, dessen eigenen Sohn schlachten und dem Vater zum Mahle vorsetzen zu lassen; dennoch stellt er später denselben Harpagus an die Spitze des wider den Cyrus ausgerüsteten Heeres. Die beabsichtigte Verbrennung des kriegsgesangenen Crösus mit vierzehn gefangenen lydischen Jünglingen ist, von der dem sonstigen Charakter des Cyrus nicht entsprechenden Grausamkeit abgesehen, mit dem persischen Feuerdienst nicht zu vereinbaren, welcher nicht gestattete, das edelste und reinste Symbol der Gottheit durch Verbrennung menschlicher Körper zu entweihen; auch kommt kein anderes Beispiel vor, daß persische Könige, wie erfinderisch sie in Hinrichtungsqualen waren, den Feuertod angewendet hatten. (K. A. Menzel, historische Lehrstücke I. S. 257 f.)
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76
Vi. Die Perser.
das Unglück nicht durch des Gottes, sondern durch seine Schuld über ihn gekommen sei. Uebrigens beschränkte sich dieses Unglück auf den Verlust des Thrones, anderes Leid hatte er so wenig wie Astyages zu bejammern. Cyrus gab ihm eine ehrenvolle Stelle in seiner nächsten Umgebung, und er, der sich selbst nicht zu rathen gewußt, mußte in wichtigen Fällen seinem Sieger Rath ertheilen, der auch nicht selten befolgt ward. Unter diesen Rathschlägen war ein merkwürdiger, das Volk der Lydier selbst betreffender. Da diese nämlich, als Cyrus den Rücken gewandt hatte, eine Empörung versuchten, wollte der zürnende König sie sämmtlich in die Sklaverei verkaufen lassen. Sie vor diesem schrecklichen Loose zu bewahren, rieth Crösus, ihnen lieber die Waffen zu nehmen, und zu gebieten, daß ihre Knaben nur im Tonspiel und Gesang geübt werden dürften und zur Kaufmannschaft erzogen werden müßten: so würden sie bald entnervt und kein weiterer Aufstand von ihnen zu befürchten sein. Wirklich erscheinen die Lydier später als ein unkriegerisches, entartetes Volk. — Die Bezwingung der Griechen in den Pflanzstädten an der Küste und einiger benachbarten Völker überließ Cyrus seinen Feldherren; Harpagus vollendete sie.
Der König selbst wandte sich nach einiger Zeit gegen das babylonische Reich, welches büßen mußte, daß es nicht zur rechten Zeit mit Lydien vereint seine Kraft aufgeboten hatte gegen den Feind, der Alle bedrohte. Die Babylonier wurden bei der Feier eines Festes überrascht, und mit der Hauptstadt war das ganze Reich in die Gewaü der Perser gekommen*).
Ein Befreier wurde Cyrus für die zu Babylon in der Gefangenschaft schmachtenden Juden. Er ertheilte ihnen die Erlaubniß zur Rückkehr in ihr Vaterland, eine Handlung, zu der es schwerlich der Aufsuchung anderer Gründe bedarf, als daß es der Staatsklugheit angemessen war, ein Volk zu begünstigen, in dessen Herzen Haß gegen Babylon, das ihm Alles geraubt hatte, tief eingewurzelt sein mußte, und es in eine Provinz des gestürzten Reiches zu senden, welche damals gewiß noch von keinem persischen Heere betreten wurde.
Cyrus würde übrigens selbst nach Palästina gekommen sein, wenn er sein Vorhaben, den zweiten Bundesgenossen des Crösus, Aegypten, zu züchtigen, ausgeführt hätte. Daran scheinen ihn aber Bewegungen an der Nordgrenze seines weiten Reiches gehindert zu haben. Dort, im unwirthbaren Norden, war dem Helden das Ende seiner Thaten und seines Lebens bereitet. Nach Herodot waren es die Massageten, gegen die er umkam, ein den Scythen verwandtes und ihnen in der ganzen Lebensweise ähnliches Volk, dessen Wanderplätze wahrscheinlich im Norden des Jaxartes zu suchen sind. Es herrschte über sie damals ein Weib, Tomyris genannt. Die Perser gingen über den Strom und machten bei einem glücklich ausgeführten Ueberfall
*) S. oben Seite 55.
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25. Cambyses.
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herausstürzten, das Schiff zerschlugen, den Herold sammt seiner Begleitung in Stücke hieben und diese als Siegeszeichen nach der Burg brachten. Die Perser, ergrimmt über solchen Bruch des Völkerrechtes, begannen sofort die Belagerung des Platzes, und derselbe wurde binnen Kurzem genommen. Am zehnten Tage nach Einnahme der Burg wurde der König Psammenit auf Befehl des Cambyses mit einigen Aegyptiern vor die Stadt geführt, wo man sie mit der äußersten Mißachtung behandelte. Die Tochter des Königs und eine Anzahl anderer vornehmer Jungfrauen mußten im Sclavengewande, einen Krug in der Hand, an ihm vorübergehend Wasser holen. Diese Mädchen zerflossen, als sie an ihren Vätern vorbeizogen, in Thränen und stießen klägliches Geschrei aus. Der gefangene König aber begnügte sich, obwohl er sie sah und erkannte, die Augen niederzuschlagen. Cambyses ließ dann an Psammenit den Sohn desselben, gefolgt von zweitausend Aegyptiern von gleichem Alter mit ihm, einen Strick um den Hals und einen Zaum im Munde, vorübergehen. Man führte dieselben zum Tode, um die zweihundert in Memphis Ermordeten zu rächen; denn die königlichen Richter hatten erkannt, daß für jeden bei jener Gelegenheit umgebrachten Mann zehn Aegyptier aus den ersten Familien zu sterben hätten. Psammenit verhielt sich auch bei diesem Anblick ruhig, während seine Umgebung weinte und klagte. Als er aber darauf einen Greis, der gewöhnlich an seiner Tafel aß, von Allem entblößt, mit Lumpen bedeckt sich von den Soldaten des siegreichen Heeres ein Stück Brod erbitten sah, konnte er sich der Thränen nicht mehr enthalten, er schlug sich vor die Stirn und rief jenen Freund bei seinem Namen. Verwundert darüber, ließ Cambyses ihn um den Grund seines Verhaltens fragen. »Sohn des Cyrus", antwortete Psammenit, „die Unglücksschläge, die mein Haus getroffen haben, sind zu schwer, als daß ich darüber Thränen vergießen könnte, aber das trübe Loos eines Freundes, der bei beginnendem Alter in Armuth verfallen ist, nachdem er großes Gut besessen, scheint mir Thränen zu verdienen." Cambyses, so berichtet Herodot, fand diese Antwort sinnreich und ward so von Mitleid ergriffen, daß er sofort Befehl gab, den Sohn Pfammenit's loszulassen und ihn seinem Vater wieder zuzuführen. Die aber, welche dm jungen Prinzen zu suchen gingen, fanden ihn leblos, man hatte ihn zuerst hingerichtet. Aber sie führten Psammenit zu Cambyses, welcher ihn mit Großmuth behandelte. Er würde ihm sogar die Herrschaft über Aegypten (in der Eigenschaft eines Satrapen) wiedergegeben haben, wenn man ihn nicht verklagt hätte, daß er durch seine Ränke die Ruhe des^Landes zu stören suche. Da er in der That die Aegyptier zum Aufstand angereizt hatte, so ließ ihn Cambyses Stierblut trinken, wovon er auf der Stelle starb, berichtet Herodot, wogegen "er nach Ätesias nns"sehaausenb anderen Aegyptiern nach Susa abgeführt worden wäre, ohne daß ihn sonst eine Strafe getroffen hätte.
Von Memphis begab sich Cambyses nach Sais, um an dem Leichnam
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25. Cambyses.
81
wartet, daß Cambyses den Göttern danken wird, daß sie den Aethiopiem nicht den Wunsch eingeflößt haben, ihr Land durch Eroberungen zu vergrößern. Cambyses konnte den Bogen nicht spannen, und ebensowenig ein anderer Perser. Wüthend über die stolze Sprache des Aethiopiers, setzte er sich sogleich in Marsch nach Süden, ohne die von der Natur des Landes gebotenen Vorsichtsmaßregeln zu treffen. In Theben angekommen, theilte er 60,000 Mann von seinem Heere ab, um sie gegen die Oase Amun's zu senden, deren Tempel sie verbrennen sollten, und mit dem Reste seiner Truppen zog er weiter gegen Aethiopien. Die Nubier wurden rasch unterworfen und dasselbe Schicksal theilten die weiter stromaufwärts wohnenden wilden Negerstämme. Die letzteren wurden zu einem alle drei Jahre in zwanzig Elephantenzähnen, zweihundert Ebenholzstämmen, zwei Chönix Goldes und fünf Knaben zu entrichtenden Tribut verpflichtet. Als das Heer dann aber (vermuthlich bei der ersten großen Windung des Nil) den Fluß verließ und einen nähern Weg durch die Wüste einschlug, begannen die Schwierigkeiten sich zu häufen. Es fehlte an ausreichenden Brunnen, die Wüste bot keinerlei Nahrung. Man schlachtete erst die Lastthiere, dann aßen die Mannschaften Gras und Kraut, zuletzt decimirten sie sich, indem sie den zehnten Mann durch's Loos ausschieden, schlachteten und verzehrten. Da endlich mußte Cambyses sich zur Rückkehr entschließen und als er in Theben ankam, traf ihn die Kunde von einem großen Unglück. Das gegen die Amuns-Oase ausgesandte Heer war in der Wüste vom Samum überfallen und dermaßen mit Sand überweht worden, daß nicht ein Mann davon heimgekehrt war. Der Stolz des Großkönigs war durch diese Mißerfolge so tief verwundet worden, daß er in Wahnsinn umschlug. Wenigstens handelte Cambyses fortan wie ein Irrsinniger. Die fünfzehn Monate, die xr noch lebte, sind eine Reihenfolge grausamer Thorheiten. Als er nach Memphis kam, war die Stadt voll festlicher Freude. Man hatte einen neuen Apis gefunden, und man feierte seine Erscheinung mit allerlei Freudenbezeugungen, wie das Herkommen war. Der Großkönig aber mißverstand diesen Jubel und glaubte, es gelte seinem Mißgeschick. Er ließ die Vorsteher der. Stadt zu /ich rufen, fragte, weßhalb man jetzt ein Fest begehe, da man doch bei feiner ersten Ankunft keins begangen, und ließ die Leute, als sie sich darauf mit der Erscheinung ihres Gottes entschuldigen wollten, als Lügner hinrichten. Dann wurden die Priester, als sie, vor den Herrscher beschießen, dieselbe Erklärung abgaben, mit Ruthen gepeitscht, und es erging der Befehl, jeden Aegyptier niederzuhauen, welcher es ferner wagte, das Fest zu feiern. Endlich gebot der Tyrann, den heiligen Stier selbst vor ihn zu führen, und stieß ihm fein Schwert in den Schenkel, indem er ausrief: ,O ihr Thoren, sind das Götter, welche Fleisch und Blut haben und das Eisen fühlen?" Der vierfüßige Gott starb bald darauf an seiner Wunde und man hat im Serapeum die Grabschrift desselben gefunden, die sich jetzt im Museum des Louvre befindet. Und in diesem Stil fuhr
Pütz, Histor. Darstell, u. Charakteristiken I. 2. Aufl. 6
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26. Usurpation d. Magier u. Wiederherstellung d. Reiches durch Darius. 83
in Susa, seiner persischen Residenz, ausgebrochenen Revolution brachten. Er hatte vor Abgang nach Aegypten seinen Bruder Bardiya, damit er nicht während seiner Abwesenheit sich zum Könige mache, durch jenen Prexaspes ermorden lasten, aber so, daß dessen Tod verschwiegen blieb. Er hatte ferner einen Magier Oropastes mit der Verwaltung der königlichen Güter in Medien betraut, und dieser wußte um den Brudermord und benutzte jetzt den Umstand/ daß die große Menge mit demselben unbekannt und sein Bruder Gaum ata dem Ermordeten sehr ähnlich war, diesen, gestützt auf die allgemeine Unzufriedenheit über das Regiment Cambyses' und auf dessen Abwesenheit in fernen Landen, als Bardiya, Sohn des Cyrus, zum Könige von Persien ausrufen zu lassen.
Cambyses fetzte sich auf die Nachricht hiervon sofort zu Pferde, um an der Spitze der ihm treugebliebenen Truppen den Prätendenten zu vertreiben. Beim Aufsteigen aber fuhr ihm das Schwert aus der Scheide und verletzte ihm den Schenkel. Er ließ sich weiter tragen, aber die Wunde verschlimmerte sich aus der Reise, der Brand trat hinzu, und nach einigen Tagen verschied der König, nicht ohne vorher noch versichert zu haben, daß sein Bruder Bardiya wirklich getödtet worden sei.
26. Usurpation -er Magier und Wiederherstellung des Reiches durch Darius.
(Nach Moritz Busch, Abriß der Urgeschichte des Orients.)
Nachdem Cambyses gestorben, hielt Gaumata sich für sicher auf dem Throne. Er regierte wirklich einige Monate unangefochten als Bardiya. Als Magier aber kehrte er sich fofort gegen die reine Religion des Zara-thuschtra, ließ deren Altäre umstürzen und begann dafür die alte medische Mischreligion wieder einzuführen. Andererseits suchte er sich dadurch beliebt zu machen, daß er allen seinen Unterthanen, die drei Kinder hatten, die Steuern erließ und sie vom Kriegsdienste befreite. Indeß bald erhob sich Verdacht gegen den angeblichen Bardiya. Man sprach davon, daß er untergeschoben sei, da er sich niemals öffentlich sehen ließ und auch den Perfern, welche durch ihre Stellung Zutritt beim Könige hatten, denselben nicht gestattete. Ein vornehmer Perser, Otanes (Utana), Statthalter in Südkappa-docien, dessen Tochter in den Harem des falschen Bardiya aufgenommen worden, hatte durch diese Gelegenheit, sich Gewißheit zu verschaffen. Cambyses hatte sterbend gesagt, daß sein angeblicher Bruder der des Magiers Oropastes sei. War dies richtig, so mußten ihm die Ohren fehlen, da Cyrus sie ihm einst, wegen eines Vergehens, hatte abschneiden lassen. Jene Haremsfrau erhielt von ihrem Vater einen Wink, den Prätendenten, während er
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TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz]]
Extrahierte Personennamen: Darius Darius Bardiya Cyrus Bardiya Darius Darius Moritz_Busch Gaumata Cambyses Cyrus Cyrus