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Italien.
Straßen eng und finster, und das Pflaster besteht nur aus Back-
steinen. Sonderbar ist hier, daß man dem Markte ganz die Ge-
stalt einer Muschel gegeben hat, und zwar ist nicht nur seine
Einfassung so gestaltet, sondern selbst in der Mitte ist er wie eine
Muschel vertieft. Das schönste Gebäude ist der herrliche Dom,
ein großes, altes, gothisches Gebäude, von Marmor aufgeführt.
Auswendig ist er mit weißem und schwarzem Marmor abwechselnd
übcrkleidet, was einen sonderbaren Anblick gewährt. Der ganze
Fußboden besteht aus Mosaik. — Ehe wir nach Rom reisen,
besuchen wir die bei Toscana liegenden Inseln. Wir begeben uns
demnach zunächst nach der kleinen Stadt und Festung
Pi o m bino, auf einem hohen Felsen, dessen Fuß von den
Meereswellcu bespült wird. Es gehört einem Fürsten; der unter
toscanischer Oberhoheit steht. Von hier fahren wir nach der
Znsel
Elba hinüber, die 1814 —15 bekanntlich der Aufenthaltsort
Napoleons war. Es ist eine, etwa 10 Stunden lange Felsenin-
sel. Wir landen bei dem Städtchen Porro Ferrajo, und be-
suchen vor allem das Haus, in welchem Napoleon wohnte. Es
liegt auf einer hohen felsigen Landzunge, und besteht nur aus ei-
nem Erdgeschoß. Vorn ist ein Hof, hinten ein Gärtchen. „Es
ist in der That ein herrlicher Genuß, in diesem kleinen, mit Blu-
men und Orangerie fast überladenen Gärtchen einige Abendstunden
zuzubringen, und die herrliche Sonne in das Meer tauchen zu se-
hen." Die Insel ist sehr arm, und hat fast nichts als Wein,
Eisen und Fische. Alles übrige müssen die genügsamen Einwoh-
ner entbehren, oder vom festen Lande herüberholen. Rindvieh
giebt cs hier auch nicht ein Stück; nur Ziegen, Esel und über-
aus kleine Pferdchen. Auf der ganzen Insel ist nur ein einziger
Wagen, der des Gouverneurs. Interessant ist es, dem Fange
der Thunfische zuzusehen, die hier in großer Menge sich einfinden.
Es wird ein großer Platz im Meere an der Küste mit Netzen
umstellt; dann werden die darin eingesperrten Thunfische immer
enger eingesperrt, bis sie nicht mehr entrinnen können. — Süd-
westlich von Elba liegt das Jnselchen
Piano sa. Hier war cs, wo der unglückliche Enkel des
römischen Kaisers Augustus, Agrippa Posthumus, als Verbannter
leben mußte, und zuletzt auf Befehl seines Stiefvaters Tiberius
ermordet wurde *).
*) S. mein Lehrbuch der Weltgeschichte für Töchterschulen, 2tc Ausg-,
Th. 1., S. 285 u. 287.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Kaisers_Augustus Augustus Agrippa_Posthumus Tiberius
Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom Elba Napoleons Elba
Das britische Reich.
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v
Meinung der Beklagte schuldig oder unschuldig sey. Ist das
erstere, so wird er sogleich freigelassen; ist aber das letztere,
so wird er den Gerichten übergeben. Das scheint nun recht
schon; aber wie leicht kann nicht Jemand unschuldig seyn,
und doch der Schein gegen ihn sprechen^)? Eine andere Son-
derbarkeit ist die, daß Jeder, der einen Diebstahl begeht, am
Galgen hingerichtet wird, sobald der König das Urtheil be-
stätigt. Nun wird in England sehr viel gestohlen; viele Men-
schen leben bloß vom Diebstahl, und die Gefängnisse werden
nicht leer. Die, welche der König begnadigt, werden nach
Neuholland geschickt, um dort arbeiten zu lernen und vom
Diebstahl sich zu entwöhnen; die andern aber zum Galgen
geführt. Dieser wird dem Gefängniß gegenüber aufgeschlagen;
er steht auf einem Gerüste, zu welchem eine Art von Brücke
von dem Gerichtshause führt. Die Verbrecher werden neben
einander unter den Galgen gestellt, Zeder einen Strick um
den Hals, und dann gefragt, ob sie noch etwas zu sagen
hatten. Gewöhnlich benutzen Einige die Erlaubniß, um zum
Volke zu reden, und es zu ermahnen, sich durch ihr Beispiel
warnen zu lassen. Und doch sind bei solchen Gelegenheiten *)
*) Man höre folgendes Beispiel, das sich wirklich zugetragen hat. In
der Nahe der Themse wohnte aus dem Lande ein unbescholtener Mann,
der eine erwachsene Stieftochter hatte. Diese war eines Tages verschwun-
den, ohne daß der Vater angeben konnte, wo sie geblieben sey. Da aber
in dem Flusse ihre Haube schwimmend gefunden wurde, und ein Nachbar
aussagte, er sey des Abends, vor dem Verschwinden des Mädchens, bei
dem Hause vorbeigegangen, und habe gehört, wie sie ausgerufen: ,,ach,
Vater! ihr bringt mich uw!" so wurde er beschuldigt, die Tvchter er-
mordet, und ihre Leiche in den Fluß geworfen zu haben. Er betheuerte
zwar seine Unschuld, aber die Geschwornen hielten das Verbrechen für
erwiesen, sprachen ihr Schuldig aus; die Gerichte erkannten die Strafe
der Hinrichtung, und der Mann starb als Mörder. Nach einiger Zeit
fand sich die angeblich Ermordete gesund und frisch wieder ein, und auf
Befragen sagte sie aus: allerdings habe sie jene Wdvte ausgerufen, aber
von einer Ermordung sey nicht die Rede gewesen. Der Vater nämlich
habe sic zu einer Heirath, die ihr zuwider gewesen sey, zwingen wollen,
und da habe sie sich gesträubt, und jenes gesagt. Da aber der Vater
darauf bestanden, so sey sic in der Nacht davon gelaufen, habe sich über
den Fluß setzen lassen, in der Wuth sich die Mütze vom Kopfe gerissen,
Und sie in den Fluß fallen lassen. Zu spät erkannten nun die Geschwo-
renen ihren Irrthum. Sic erklärten den Mann zwar für unschuldig;
aber sie konnten ihn doch nicht wieder lebendig machen. Wie viel besser
sind wir daran, bei denen Keiner zum Tode verurtheilt wird, wenn nicht
das Verbrechen völlig erwiesen, und von ihm eingestanden ist.
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