Autor: Fritz, Trude, Ischler, Otto, Eichrodt, Hellmut, Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Fritz, Otto, Skarphagen, Hans, Ruska, J., Walter, M., Lauer, K.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
62
osten mit dem sogenannten Caprivizipfel bis an den Sambesi. Zwischen dem
K u n e n e und dem Oranje, den beiden Grenzflüssen, sinden sich auf einer
Küstenstrecke von 1500 km (Hamburg—neapel) nur zwei günstige Landungs-
plätze: Swakopmund an der den Engländern gehörenden Walfisch-Bai *und
die L ü d e r i tz b n ch t. Eine heftige Brandung schlägt an das stäche Gestade der
hafenarmen Küste,
so daß selbst an
den besten Lande-
plätzen das Aus-
laden der Schiffe
mitgroßenschwie-
rigkeiten verbun-
den ist. In Swa-
kopmund baute
man mit vielen
Kosten eine Lan-
dnngsbrücke weit
ins Meer hinaus
bis an die Bran-
dnngsgrenze. Be-
treten wir dort das
llfer, so sehen wir
zunächst nur eine
trostlose Sand-
wüste ohne Baum-
wuchs. Lange gelbliche Dünen, auf welche die afrikanische Sonne herabbrennt,
begleiten die Küste bis 80 km landeinwärts.
Das Hochland. Jenseits dieses wasserlosen Wüstengürtels steigt der Boden in
steilen Stufen zum südafrikanischen Hochland an. Eine weite endlose Steppe, aus
der Felsberge mit nackten Wänden sich erheben, nimmt den größten Teil des
Landes ein. Verwitterter Gesteinsschutt überdeckt den Boden; nur die härteren
Teile, welche der Zerstörung widerstanden, starren als scharfkantige Klippen und
Tafelberge (Sächsische Schweiz!) empor. Die höchsten Gipfel erreichen 2700 in.
Nach Osten hin dacht sich das Land ab und geht an der Ostgrenze in die Kalahari
über. Flüsse, die das ganze Jahr Wasser haben, gibt es nicht; nur der Kunene und
der Oranje sind dauernd sließende Gewässer. Dagegen gibt es eine Menge san-
diger Flußbette und zerrissene, steilwandige Täler, die zur Regenzeit mit rei-
ßenden Wassern gefüllt sind. In der Trockenzeit versickert das Wasser und fließt
unterirdisch weiter; nur in weiten Zwischenräumen finden sich Wasserstellen, Erd-
löcher mit Lachen, wo sich das Wasser während der Trockenzeit hält. Oft ist es aber
schlammig und muß erst durch Kochen genießbar gemacht werden. Auf der
Steppe wächst kniehohes Gras in Büscheln; es sieht gelb wie Stroh aus, enthält
aber in seinen Halmen saftiges Mark, so daß es ein ausgezeichnetes Viehfntter
bildet. Dazwischen wachsen oft ganze Bnschwülder dorniger Akazien, deren große,
hakensörnsig gekrümmte Dorne beim Durchschreiten Kleider und Hände zer-
fetzen.
Klima. Ein kalter Meeresstrom führt an der Westküste vorüber und ent-
zieht den Südwestwinden die Feuchtigkeit , so daß sie nur spärlichen Niederschlag,
meist als nächtlichen Tan ins Land tragen. Kalte, dichte Nebel hüllen oft die
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
Autor: Fritz, Trude, Ischler, Otto, Eichrodt, Hellmut, Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Fritz, Otto, Skarphagen, Hans, Ruska, J., Walter, M., Lauer, K.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
1. Aus der badischen Vorzeit.
Lange bevor die Deutschen in unser Land einwanderten, haben andere Volks-
stämme hier gewohnt. Wir wissen nicht, wie sie ausgesehen und was für eine
Sprache sie gesprochen haben. Aber in ganz alten Gräbern und Höhlen finden wir
noch Überreste ihrer Gebrauchsgegenstände und ihres Schmuckes. Darnach können
wir uns das Leben jener Menschen selbst ausdenken. In der allerältesten Zeit
hatten sie nur Werkzeuge von Stein, die sie zurechtschlugen und abschliffen;
manche versah man mit einem Stiel, um sie zum Gebrauch geeigneter zu machen.
Mit solchen Geräten ließ sich noch kein richtiges Haus bauen; die Leute suchten
zum Schutz gegen die Witterung Höhlen auf, oder sie gruben sich selber Höhlen
in weiches Gestein, z. B. am Tuniberg bei Freiburg und am Userrand des Über-
linger Sees. Wo sie Lehm fanden, formten sie daraus allerlei Gefäße und schmück-
ten sie mit schönen Zeichnungen. Als Kleidung dienten ihnen Felle von Tieren,
welche sie mit Schleuder und Steinbeil erlegten. Das Wild nutzte auch die
Hauptnahrung liefern; daneben sammelte man die Früchte, die das Land von sel-
der trug. Die Frauen zerdrückten die Körner zwischen flachen Steinen zu Mehl.
Ferner zerrieb man so den Bast der gefällten Bäume zu Fasern, um daraus
Schnüre und Bänder, Netze und Bogensehnen zu machen; schließlich lernte man
auch das Flechten der Fasern zu Matten und Tuch.
Das ist schon sehr lange her. Aber schon damals kamen die Menschen aus
} verschiedenen Ländern zusammen und tauschten ihre Waren aus. Dabei lernten
die Urbewohner Badens das erste Metall kennen, die B r o n z e (Mischung aus
Kupfer und Zinn.) Damit ließen sich viel schönere Geräte und Schmucksachen an-
fertigen, Nadeln und Spangen, Äxte und Hämmer, Spieße und Schwerter. Auch
alle anderen Stosse konnte man nun leichter bearbeiten als mit den plumpen
Steinen. — Das Eisen über und den S t.a h l haben die Kelten bei uns ein-
geführt, welche noch früher als die Deutschen von Osten her hier einwanderten
und lange Zeit unser Land bewohnten.
Merkwürdig war die Lebensweise der Bewohner des Bodenseestrandes. Bei
Konstanz und Überlingen, wo das Ufer ziemlich flach in den Bodensee verläuft,
rammten sie starke Pfähle in den Seegrund, so daß diese gleichmäßig über den
Wasserspiegel emporragten. Darüber legten sie aus Querbalken einen Rost und
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Autor: Fritz, Trude, Ischler, Otto, Eichrodt, Hellmut, Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Fritz, Otto, Skarphagen, Hans, Ruska, J., Walter, M., Lauer, K.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
236
Königsschloß zu Versailles mit seinen goldgeschmückten Sälen und meilenweiten
Gärten noch heute Bewunderung erregt. Hier führte Ludwig, umgeben von
stolzen Prinzen und adeligen Damen, ein ebenso verschwenderisches als sitten-
loses Leben. Das Volk aber mußte dem Herrscher durch Steuern gmd Abgaben
die Mittel zu jenen Prunkbauten und zu den Festlichkeiten verschaffen, die den
Hof zu Versailles ergötzten. Auch das starke Heer, das König Ludwig ständig
unterhielt, erforderte große Geldmittel. Während aber früher das Parlament zu
Paris (eine Art Reichstag) bei den Steuern mitberaten durste, glaubte Lud-
wig Xiv. nach dem Grundsatz „der Staat bin ich" dein Volke ganz nach eigenem
Ermessen immör neue Steuerlasten cmfiegert zu dürfen. — Jede andere Meinung
als die eigene war dem Könige verhaßt; daher verfolgte er die vielen Prote-
stanten in Frankreich mit blutiger Strenge. Ganze Scharen verließen damals
um ihres Glaubens willen Haus und Heimat, um sich irgendwo in der Fremde
eine neue Wohnstatt zu suchen. In Holland und Brandenburg, namentlich aber
auch in Baden war man gern bereit, die durch den dreißigjährigen Krieg ver-
ödeten Landstriche mit diesen frommen und tüchtigen Menschen neu zu bevöl-
kern. Aus ihren Ansiedelungen entstanden damals bei uns die Dörfer Wclsch-
neurent und Friedrichstal, Palmbach, Friedrichsfeld u. a. Viele der Vertriebenen
fanden auch in den Städten gastliche Ausnahme und betrieben mm hier kunst-
volle Gewerbe, die man bisher nur in Frankreich gekannt hatte; so wurde die
Seidenweberei und Spiegelfabrikation, die Herstellung feiner Töpferwaren durch
französische Fliichtlinge in Deutschland eingeführt.
Verwüstung der Pfalz. Gewalttätig wie gegen das eigene Volk trat Lud-
wig Xiv. auch gegen die Nachbarländer auf. Seine überlegenen Heere nahmen
in Holland, Italien und Spanien ohne jedes Recht ganze Provinzen in Besitz.
Am schwersten aber hatte Deutschland unter der unersättlichen Eroberungssucht
des Franzosenkönigs zu leiden. Nachdem Frankreich im Dreißigjährigen Kriege
fast das ganze Elsaß an sich gerissen hatte, besetzte Ludwig plötzlich mitten im
Frieden die alte Reichsstadt Straßburg, ohne daß der deutsche Kaiser dem frechen
Raub wehrte (1681). Andere Raubziige folgten, und diese richteten sich gegen
die Pfalz.
Es hatte nämlich die pfälzische Prinzessin Elisabeth Charlotte den Bruder
des französischen Königs geheiratet. Mit Abscheu sah die vortreffliche deutsche
Frau das leichtsinnige Leben am französischen Königshof. Nie hat sie die Sehn-
sucht nach dem eigenen Vaterlande ganz überwunden, und am liebsten auch nannte
sie sich mit ihrem Pfälzer Namen Liselotte. Bei ihrer Verheiratung hatte sie auf
alle Erbansprüche an die Länder ihres Vaters Verzicht geleistet. Dennoch erhob
Ludwig Xiv. gegen ihren Willen Ansprüche auf die linksrheinische Pfalz, und da
der Kurfürst nicht freiwillig nachgab, so verhängte der König alle Schrecken des
Krieges über das unglückliche Land.
Unter grausamen Befehlshabern wie Louvois (fpr. Luwoa) und Melac dran-
gen französische Heere ungehindert in die Pfalz ein, um sie auf Ludwigs aus-
drücklichen Befehl in eine Wüste zu verwandeln. Die Ernte wurde auf dem
Halm niedergebrannt, das Vieh weggetrieben, die Bewohner ausgeplündert
und barbarisch mißhandelt. Das feste Heidelberg konnte mit seiner schwachen
Besatzung der französischen Übermacht nur geringen Widerstand leisten. Zwei-
mal (1689 und 1693) wurde es eingenommen und hatte jedesmal alle Greuel
der Plünderung auszuhalten. Das herrliche Pfalzgrafenschloß, der Stolz deut-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg]]
TM Hauptwörter (200): [T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Friedrichsfeld Ludwig Ludwig Elisabeth_Charlotte Liselotte Ludwig_Xiv Ludwig Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Versailles Paris Frankreich Holland Brandenburg Baden Friedrichstal Palmbach Frankreich Deutschland Holland Italien Spanien Deutschland Frankreich Heidelberg
Autor: Fritz, Trude, Ischler, Otto, Eichrodt, Hellmut, Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Fritz, Otto, Skarphagen, Hans, Ruska, J., Walter, M., Lauer, K.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
———------------
- 243 —
zosen ein Dorf in Deutschland attakieren, so müßte der ein Coujon von einen!
Fiirsten sein, der nicht mit dem letzten Blutstropfen sich dagegen setzte".
Der Nachfolger dieses königlichen Biedermanns war
? Friedrich der Gros;e (1740-1786)
Friedrichs Jugend. Der später so berühmte König hatte unter seinem
Vater eine schwere Jugendzeit durchzuniachen. Von Natur heiter und iiber-
mütig, liebte der Knabe Scherz und fröhliches Spiel, iibte Musik und las gern
mit seiner Schwester französische Gedichte. Das durfte aber immer nur heimlich
geschehen, da der strenge Vater solche „Allotria", wie er es nannte, nicht ge-
stattete. Seine Absicht war, Fritz zu einem tiichtigen Soldaten'zu erziehen. Früh
mußte er in ein Regiment eintreten und den Dienst versehen wie jeder andere
Soldat. Schon mit fünfzehn Jahren wurde er Leutnant; aber sein Los war auch jetzt
nicht leichter, denn wenn der königliche Vater mit dem Dienst nicht zufrieden
war, so ließ er oft seinen ganzen Jähzorn an dem Sohne aus. Tief unglücklich
über solche Behandlung, beschloß schließlich der Prinz, nach England zu entfliehen.
Mit Hilfe seines getreuen Freundes Katte wollte er während einer Reise nach
Mannheim von Steinssurt aus die Flucht bewerkstelligen. Allein der Plan wurde
entdeckt und seine Ausfiihrung verhindert. Der König war furchtbar erzürnt;
er stellte den Sohn vor ein Kriegsgericht und verlangte, daß dieses den „feigen
Deserteur" zum Tode verurteile; doch standhaft weigerten sich die Richter. Da-
gegen mußte der Prinz nun nach Küstrin in schwere Kerkerhaft. Der Leutnant
Katte aber wurde unter deni Fenster seiner Zelle hingerichtet. Dies furchtbare
Ereignis beugte Friedrichs widerspenstigen Sinn. Er versprach dem Vater un-
bedingten Gehorsam und durfte nun während des Restes seiner Strafzeit als
Beamter aus der Kanzlei in Küstrin arbeiten. Nach anderthalbjähriger Hast
wurde er zum Geburtstag der Königin begnadigt und als Oberst eines Regiments
wieder in das Heer eingestellt.
Die Kämpfe um Schlesien. Als der Soldatenkönig Friedrich Wilhelln
im Jahre 1740 starb, hinterließ er seinem Sohn ein stattliches Heer von
80 000 Mann und eine wohlgefiillte Staatskasse. Friedrichs Ii. Absicht ging da-
hin, Preußen zu einer wirklichen Großmacht zu erheben. Vor allem gedachte
er, sein Anrecht aus Schlesien geltend zu machen. Dazu bot ihm der tm
gleichen Jahr erfolgte Thronwechsel in Österreich willkommene Gelegenheit. Hier
trat nämlich nach Karls Vi. Tod dessen einzige Tochter Maria Theresia
die Regierung an. Aber ihr Erbrecht wurde von verschiedenen Fürsten bestritten.
Friedrich Ii. erbot sich, sie gegen alle ihre Feinde zu schützen, wenn sie ihm
Schlesien abtrete. Da Maria Theresia das Anerbieten abwies, ließ Friedrich
seine Truppen in Breslau einrücken und nahm nach wiederholten Siegen das
umstrittene Land in Besitz.
Die Kaiserin* aber konnte den Verlust der schönen Provinz nicht verschmer-
zen. Heimlich verband sie sich mit Sachsen, Rußland und Frankreich gegen Fried-
rich. Jeder der Verbündeten wollte sich durch preußisches Land bereichern; der
verhaßte Preußenkönig aber sollte wieder zum einfachen „Markgrafen von Bran-
denburg" erniedrigt werden. Allein Friedrich erhielt Kunde von der drohenden Ge-
fahr. Noch bevor die Gegner völlig gerüstet waren, rückte er unvermutet in Sach-
* Der Gemahl von Maria Theresia war als Franz I. zum deutschen Kaiser er-
wählt worden; deshalb gebührt ihr der Titel Kaiserin.
16*
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrichs Fritz Friedrichs Friedrich_Wilhelln Friedrich Friedrichs Karls Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich_Ii Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Maria_Theresia Maria Theresia Franz_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Friedrichs England Mannheim Friedrichs Karls Breslau Sachsen Frankreich
Autor: Fritz, Trude, Ischler, Otto, Eichrodt, Hellmut, Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Fritz, Otto, Skarphagen, Hans, Ruska, J., Walter, M., Lauer, K.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
323
Das Marienkäserchen.
Zahllose Arten von kleinen Käfern können wir von Blumen und Blättern
sammeln. Einer der bekanntesten ist das Marien- oder Herrgotts-
kä ferchen. Die größte Art hat ungefähr die
Form einer Kaffeebohne, ist schwarz und hat rote
Flügeldecken mit 7 schwarzen Punkten.- Es gibt
aber auch uoch kleine Arten mit roten, schwarzen
oder gelben Flügeln. Die Larven findet man
häufig an Rosenzweigen und andern Pslanzeu-
stengeln, die von Blattläusen besetzt sind, denn
diese bilden ihre Nahrung. Das Käferchen ist
also trotz seiner Kleinheit ein recht nützliches
Tierlein.
Der Kohlweißling.
Der Kohlweißling ist unser gemeinster
Schmetterling. Wir können ihn leicht fangen,
wenn wir warten, bis er sich auf eine Blume
gesetzt hat, um daraus Honig zu saugen. Haben
wir ihn zwischen zwei Fingern gefaßt, so sehen
wir, wie er mit den Füßen zappelt und den
langen Rüssel auf- und einrollt. Am Kopf be-
merken wir noch zwei am Ende verdickte Fiihler und zwei kugelige Augen.
Kopf, Brust und Hinterleib sind durch Einschnitte deutlich von einander ab-
gesetzt; an der Brust sind nicht nur die Beine, sondern auch die Fliigel ange-
heftet, am Hinterleib können wir die einzelnen Ringe unterscheiden. Lassen
wir unsern Vogel wieder stiegen, so sehen wir die Finger, die ihn gehalten haben,
mit einem weißen Staub bedeckt. Unter einem Vergrößerungsglas würden wir
erkennen, daß er aus seinen Schuppen besteht, die auf den: Flügel wie die
Ziegel aus dem Dach angeordnet sind. Erst durch diese Schuppen bekommen
die Flügel der Schinetterlinge ihre vielen bunten Farben; wischt man sie ab,
so bleibt eine durchsichtige, von Adern durchzogene Haut.
Das Weibchen des Kohlweißlings legt im Sommer auf die Unterseite der
Krautblätter seine Eier ab. Sie stehen in dichten Reihen nebeneinander und
sehen fast wie winzige Patronen aus. Bald kriechen die schwarzköpsigen Räup-
chen aus und beginnen sich auf der fetten Weide zu mästen. Unter wiederholten
21*
Autor: Fritz, Trude, Ischler, Otto, Eichrodt, Hellmut, Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Fritz, Otto, Skarphagen, Hans, Ruska, J., Walter, M., Lauer, K.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
326
von sich und füllen damit eine Zelle nach der andern an. Den Blütenstaub, mit
dem sie sich beladen, wenn sie in eine Blütenröhre kriechen oder zwischen den
Staubgefäßen herumklettern, streifen sie von ihren Haaren ab und befördern ihn
in die „Körbchen" der Hinterbeine. Auch harzige Stoffe sammeln sie von Pflan-
zen, um sie als Stopfwachs zu verwenden. Das eigentliche Wachs aber, das Bau-
material der Waben, wird zwischen
den Ringen des Hinterleibs in Form
feiner Blättchen ausgeschieden.
Nun wollen wir den Bienen zu
ihrer Behausung folgen und das
Leben und Treiben im Bienenstock
beobachten. Das ist jetzt nicht mehr
so schwer wie früher, als man nur
die strohgeflochtenen Bienenkörbe
hatte. Jetzt benützt der Bienenzüch-
ter fast nur noch die Bienenwoh-
nungen mit beweglichen Rähmchen,
durch die er die Arbeiten der Bienen selbst regulieren kann. Öffnen wir die
Tür des Stocks, so können wir durch eine Glasscheibe hindurch das Gewimmel
der Bienen ruhig betrachten; auch können wir nach Betäubung der Bienen durch
Tabaksrauch ein Rähmchen herausnehmen und die Zellen genauer untersuchen.
Da sehen wir denn, daß die Zellen zwei ganz verschiedenen Zwecken dienen. In
manchen glänzt uns der Honig entgegen, andere sind ganz mit Honig gefüllt
und durch einen Wachsdeckel geschlossen, wieder andere enthalten Blütenstaub.
Sie sind also Vorratskammern. Aber wir finden auch ganze Reihen von Zellen
mit Eiern und mit kleinen oder größeren Maden besetzt und können beobachten,
wie diese mit großem Eifer gefüttert werden. Die Zellen find also auch Brut-
kümmerchen für den jungen Nachwuchs, und zwar entstehen in den gewöhnlichen
Zellen Arbeitsbienen, in einer größeren Art Zellen die Männchen oder
Drohnen, und in einzelnen rundlich-eiförmigen Zellen die K ö n i g i n n e n.
Die Arbeitsbienen sind verkümmerte Weibchen; die Königinnen allein
legen Eier, und zwar beläuft sich ihre Zahl auf Hunderttausende. Die
Bienen dulden nur eine Königin im Stock; im Sommer ziehen zahlreiche
Bienen als „Schwärme" zuerst mit der alten Königin (Vorschwarm), später mit
einer jungen (Nachschwarm) aus und bilden neue Stöcke, die der Bienenzüchter
oft mit großer Mühe von Bäumen und andern Orten herunterholen muß.
Die Bienen können um so mehr Honig sammeln, je weniger Zeit sie mit
dem Bau von Waben zu verlieren brauchen. Es ist einer der wichtigsten Vor-
teile der beweglichen Rähmchen, daß man jetzt die Waben nicht mehr zu zer-
stören braucht, um den Honig zu erhalten, sondern ihn mit besondern Maschinen
ausschleudert und die geleerten Waben wieder einhängt. Natiirlich müssen die
Bienen so viel Honig behalten, als sie über den Winter nötig haben, und in
schlechten Sommern müssen sie sogar gefiittert werden; ein gutes Honigjahr ist
aber ein wahres Fest fiir den Bienenziichter.
Der Stachel, mit dem sich Bienen und Wespen verteidigen, liegt im Hinterleib. Er
steht mit einer Giftblase in Verbindung, aus der das Gift in den Stich einfließt. Die
Stechborsten haften fo fest in der Haut, daß die Biene beim Abfliegen den ganzen Gift-
apparat ausreißt und selbst an der Wunde zugrund geht. Am gefährlichsten ist der
Stich der Hornisse, die im Mai und Juni erscheinen, doch sind auch Wespen- und
Bienenstiche schmerzhaft genug.
Die Hvnigbicnc.
Autor: Fritz, Trude, Ischler, Otto, Eichrodt, Hellmut, Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Fritz, Otto, Skarphagen, Hans, Ruska, J., Walter, M., Lauer, K.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
327
Die Waldameise.
Nester von kleinen Ameisen finden wir aus Wiesen zwischen Gras, unter
Steinen und an andern Orten. Es ist sehr unterhaltend, das Treiben an einem
solchen „Ameisenhausen" zu beobachten und zu sehen, wie „emsig" die Tierchen
hin- und herlaufen, wie sie sich gegen-
seitig helfen und was sie alles in das Nest
schleppen. Wir kennen aber vielleicht
im benachbarten Nadelwald eine Stelle,
wo die Waldameise ihren Hügelbau aus
Nadeln errichtet hat, und wollen unsere
Beobachtungen lieber an dem Neste
dieser großen Ameise anstellen.
Gewöhnlich sieht man nur die flügel-
losen Arbeiter auf dem Haufen und
in seiner Umgebung hin- und herlaufen,
Baustoffe und Bente aller Art herbei-
schleppen. Mancher weiß überhaupt
nicht, daß es auch geflügelte Ameisen
gibt, und erkennt sie wohl gar nicht,
wenn er sie sieht. Stören wir aber im Juli oder August einen Ameisen-
haufen, so kommen nicht nur Arbeiter, sondern auch geflügelte Weibchen
und Männchen in Menge heraus. Dies ist die Zeit, wo sie in größter
Menge in den Ameisennestern vorhanden sind und ausschwärmend oft in
dichten Wolken die Lust erfüllen. Lange dauert das Vergniigen nicht; die Männ-
chen kommen um, und die auf den Boden fallenden Weibchen werden von den
geschäftigen Arbeitern in das Nest zurückgebracht, nachdem ihnen die Flügel ab-
gebissen sind. Sie sind jetzt Gefangene, werden gefüttert und haben dafür nichts
zu tun, als Eier zu legen. Mit gleicher Sorgfalt werden die ausschlüpfenden
Maden gefüttert und geputzt; selbst die Puppen, jene länglichrunden, weißen
Kokons, die als „Ameiseneier" bekannt sind, werden von den Ameisen im Nest
herumgetragen oder in die Sonne gebracht und schließlich, wenn die junge
Ameise reif ist, aufgebissen. Der Freßgier der Ameisen widersteht fast nichts;
besonders sind sie aus Süßigkeiten aus. Daß sie die Blattläuse melken, d. h.
durch Streichen mit den Fühlern veranlassen, einen Honigsast aus den beiden
am Hinterleib hervorragenden Röhrchen auszuscheiden, ist allbekannt. Auch
haben sie allerlei fremde Gäste, besonders kleine Käser, in ihren Nestern, die
ihnen Nutzen gewähren. Im Winter ziehen sie sich tief in die Erde zuriick und
verfallen in eine Erstarrung, aus der sie der Frühling wieder aufweckt.
Die Gallwespen.
Ans den Blättern der Eichen, Buchen, Erlen, Ulmen und anderer Bäume
sieht man häufig kugelige oder kegelförmige und andere Auswüchse. Schneidet
man sie durch, so findet man in der Höhlung gewöhnlich ein kleines Würmchen.
Es ist die Made einer G a l l w e s p e oder G a l l m ü ck e. Diese winzigen Insekten
stechen die Blätter an und legen ein Ei hinein; dann bildet sich eine Wuche-
rung um das Ei, die man „Galle" nennt. Die Made lebt von den Pflanzensästen
in ihrem Gefängnis, bis sie sich verpuppt und zu einer neuen Gallwespe wird.
Am bekanntesten sind die kugeligen, schön rot und gelben „Galläpfel" auf Eichen-
Autor: Fritz, Trude, Ischler, Otto, Eichrodt, Hellmut, Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Fritz, Otto, Skarphagen, Hans, Ruska, J., Walter, M., Lauer, K.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
331
leicht auf Pflanzen, wo sich diele dieser wohlriechenden Gäste vorfinden, die ver-
schiedenen Übergänge von kleinen urtgcfiügeltert zu vollkommen ausgewachsenen
Tieren verfolgen.
Eine andere, bekannte Wanze ist die flugunsähige, schön rot und schwarz gefleckte,
ovale Feuerwanze, die man oft zu Hunderten an den Stämmen von Linden an-
trifft. Ein Blutsauger schlimmster Art ist die Bettwanze. Im Wasser leben endlich
merkwürdige Wanzenarten, die sehr empfindlich stechen und kleine Tiere, wie Kaul-
quappen, töten und aussaugen; die gefährlichste ist der W a s s e r s k o r p i o n.
Die Blattläuse
Mit den Wanzen haben die kleinen Blattläuse die Einrichtung ihrer
Mnndwerkzeuge, einen zum Saugen von Pflanzenfäften geeigneten Rüssel, ge-
meinsam; sonst besteht aber wenig Ähnlichkeit. Manche Pflanzen werden von
Tausenden dieser Schmarotzer befallen; besonders häufig sieht man schwarze
Blattläuse an Disteln und Borretsch, grüne an Rosenzweigen und Rosenknospen.
Die spitzeisörmigen griinen Tierchen haben 6 zieinlich lange, seine Beinchen, mit
denen sie übereinander wegklettern, und zwei lange Fiihler. Sie sind entweder un-
geslügelt oder mit vier zarten, durchsichtigen Fliigeln versehen. Sie bohren sich an
irgend einer Stelle fest und schädigen durch ihr massenhaftes Auftreten sehr das
Wachstum der befallenen Pflanze. Ihre Vermehrung geht ungemein rasch
vor sich; zwischen den Tieren hängen die zahlreichen, bei den Häutungen abge-
streiften Bälge.
Eine sehr schädliche Blattlausart ist die an der Rinde und den Zweigen der
Apfelbäume nistende Blutlaus. Sie sondert aus dem Hinterleib lange
Strähnen einer weißen, wachsartigen Wolle ab, an der
die Nester der blutroten Läuse leicht zu kennen sind.
Da sie von Baum zu Baum weiter fliegen, sind sie
nur mit großer Mühe auszurotten. Noch viel mehr
Schaden ist in den Weinbaugegeuden durch die Reb-
laus angerichtet worden, die durch amerikanische
Reben nach Europa gelaugte. Wo sie sich eingenistet
hat, gibt es keine andere Hilfe, als die Reben aus-
zugraben und zu verbrennen. Sie lebt an den Wurzeln der Reben und
bringt die Weinstöcke in kurzer Zeit zum Absterben. Durch gesliigelte Reb-
läuse, die erst gegen den Herbst hin aus den Wurzelläusen hervorgehen und an
den Blättern der Reben sitzen, werden neue Kolonien gegründet und das Übel
weiter getragen. Zahlreiche Weinberge sind besonders in Frankreich und am
Rhein dem gefährlichen Insekt zum Opfer gefallen.
Die übrigen Gliederfüßler.
Die Kreuzspinne.
So verschieden in Bau und Lebensweise die Insekten sind, ein Merkmal
besitzen doch alle gemeinsam, nämlich drei wohlgegliederte Beinpaare. Es gibt
aber auch Tiere mit ähnlich gebautem Körper, die vier und mehr Beinpaare be-
sitzen. Das sind die Spinnen und Krebse, die man darum mit den I n -
fetten zu dem großen Kreis der Gliedersiißler vereinigt hat. Eine der
größten lind bekanntesten Spinnen ist die K r e il z s p i n n e. Sie trägt auf dem
Autor: Fritz, Trude, Ischler, Otto, Eichrodt, Hellmut, Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Fritz, Otto, Skarphagen, Hans, Ruska, J., Walter, M., Lauer, K.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
290
entspann sich in den Straßen von Troja ein furchtbares Würgen. Kein Haus blieb ver-
schont. Die Männer fielen im Streit, die Frauen und Kinder wurden als Beute unter
die Sieger verteilt und nebst allen Schätzen fortgeführt. Nur wenigen Bewohnern
gelang es, aus der brennenden Stadt zu entfliehen; diese kamen nach langer Wan-
derung nach Italien, wo sie sich am Flusse Tiber eine neue Heimat gründeten.
Sparta und Athen.
Die beiden bedeutendsten griechischen Städte waren Sparta und Athen. Ihre
Bürger ragten durch Tapferkeit und Klugheit besonders hervor. Deshalb wurden sie
manchmal von bedrängten Nachbarn zu Hilfe gerufen, oft auch mutzten sie in einem
Streit, der zwischen verschiedenen Landschaften ausgebrochen war, als Schiedsrichter
auftreten. Dadurch erlangten sie die Vorherrschaft über das umliegende Land, Sparta
aus Morea, Athen im nördlichen Griechenland.
Sparta. Obgleich nicht groß an Zahl, hatten sich die Spartaner zu Herren des
größten Teils der Halbinsel Morea gemacht und das Land unter sich verteilt. Die
unterworfenen Stämme waren zu Zinsbauern und Hörigen herabgedrückt worden, wäh-
rend die eigentlichen Spartaner, der Stand der Vornehmen, die Herrschaft ausübten
(Aristokratie). Ihnen war außer Jagd und Krieg keinerlei Arbeit gestattet.
Damit die kriegerische Vorherrschaft Spartas für alle Zeit erhalten bliebe, erließ
Lykurg (um 800 v. Chr.) bestimmte Gesetze, die alle Spartaner einhalten mußten: Jedes
Kind, das schwächlich oder krüppelhaft zur Welt kam, wurde im Taygetosgebirge ausgesetzt;
nur gesunde Kinder sollten am Leben bleiben. Für die Erziehung der Knaben waren
besondere Anstalten da, wo sie gemeinsam aßen und schliefen, turnten und kriegerische
Spiele trieben; täglich badeten sie im Flusse Eurotas. Sie sollten stark werden,
Schmerzen und Entbehrungen ertragen lernen und allezeit treue Kameradschaft üben.
Ihre Kleidung war im Sommer und Winter gleich. Die geistige Bildung bestand
hauptsächlich im Erlernen alter Heldenlieder. — Auch als Männer setzten sie das ge-
meinsame Leben fort, während die Frauen mit den jüngeren Kindern, den Töchtern und
Sklaven allein den Haushalt führten. Es gab für spartanische Frauen und Mütter
keinen höheren Stolz, als ihren Mann oder Sohn im Schmuck der Waffen ausziehen
zu sehen zum Kampf für die Freiheit des Vaterlandes. „Wie wünschest du deinen Sohn
wiederzusehen?" fragte ein Greis seine Gattin. Die Spartanerin antwortete: „Ent-
weder m i t dem Schild, oder auf dem Schild". (Entweder als Sieger oder tot.) —
Herrlich geschmückt wie zu einem Feste, zogen die Krieger in den Streit. Wer im Kampf
sich feige zeigte, galt als ehrlos und wurde in den Stand der Leibeigenen verstoßen.
Der Familie eines Gefallenen dagegen erwies das ganze Volk die höchste Ehre.
Athen. Während den Spartanern soldatische Tüchtigkeit über alles ging, strebten
die Athener auch nach solchen Gütern, die das Leben reich, angenehm und schön
machen. Sie betrieben Gewerbe und Handel, Wissenschaft und Kunst. In ihren Schulen
(Gymnasien) übte die Jugend außer Turnen und körperlichen Spielen allerlei schöne
Künste. Daher waren die Athener das gebildetste unter den Völkern Griechenlands.
Die Werke ihrer Bildhauer und Baumeister erregen noch heute unsere Bewunderung.
Herrliche Tempel und Paläste schmückten die Stadt. Athenische Schiffe befuhren das
Meer; sie tauschten die Waren der Länder aus, und reicher Gewinn sammelte
sich in einzelnen Familien. Es waren aber auch viele arme Leute da, welche iu
Zeiten der Not bei den Reichen Geld geliehen hatten. Konnten sie die Zinsen und
die . Schuld nicht zur rechten Zeit abbezahlen, so verloren sie nicht nur Haus und
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Autor: Fritz, Trude, Ischler, Otto, Eichrodt, Hellmut, Rebmann, E., Ruska, J., Eichrodt, O., Fritz, Otto, Skarphagen, Hans, Ruska, J., Walter, M., Lauer, K.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
343
Die Birke ist einer der anspruchloscstcn Waldbäume und dringt unter den Laub-
hölzern am weitesten nach Norden vor. Ihr Hotz ist als Werk- und Brennholz wertvoll;
aus der Rinde werden Schachteln gemacht, die Blätter werden zu Tee verloeudet.
Die Erle.
Die Erle gedeiht auf Sumpf- und Moorboden und an Wasserläufen. Wir
finden sie hier überall als Busch oder Baum. Die Biische erkennt man leicht am
Laub, die Bäume auch am Wuchs und an den Früchten. Die glänzend grünen,
derben Blätter sind rundlich-eiförmig und haben statt der Spitze eine Eiubuch-
tung. Die Bäume sind von unten bis oben mit kurzen Ästen besetzt; das gibt
ihnen ein so eigentümliches Aussehen, daß man sie auch unbelaubt leicht von
andern Bäumen unterscheiden kann. Ein weiteres Kennzeichen des unbelaubten
Baunles sind die zahlreichen verholzten Fruchtzäpfchen, die am Baum bleiben,
nachdem die Samen fortgeweht sind. Davon abgesehen gleichen sich die Bliiten-
kätzchen von Birke und Erle vollkommen.
Die Hainbuche.
Mancher kennt die Hainbuche wohl nur als „Hagebuche" von ihrer Ver-
wendung zu dichten, undurchdringlichen Hecken. Sie wird aber auch ein an-
sehnlicher Baum und ist als solcher in den gemischten Laubwäldern der Vorberge
und der Ebene weit verbreitet. Die Höhe und Stärke der eigentlichen Buche
erreicht sie lange nicht, und oft erinnert der gewundene, unregelmäßige Wuchs
des dunkelgrauen Stammes an ihre Neigung, Hecken zu bilden. Ihre Blätter
find am Rande doppelt gesägt und besitzen kräftige Mittel- und Seitenrippen.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]