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5. Die Hauptbeschäftigung des Sokrates. — Seine Hauptbeschäftigung war es, Jünglinge zu unterrichten. Er lehrte, ohne dafür Bezahlung zu fordern; wer Lust hatte, durfte sich ihm als Schüler anschließen. Einst scheute sich ein junger Mensch, der gerne seinen Unterricht genossen hätte, zu ihm zu gehen, weil er sehr arm war. Sokrates, der seinen Wunsch merkte, fragte ihn: „Warum scheust du dich vor mir"? — „Weil ich nichts habe, was ich dir geben könnte". — „Ei", versetzte Sokrates, „schätzest du dich selbst so gering? Giebst dn mir nicht sehr viel, wenn du dich selbst mir giebst"? Und der Jüngling wurde sein eifriger Schüler. — Ein andermal begegnete Sokrates einem schönen Jüngling von trefflichen Anlagen in einer engen Gasse. Er hielt ihm seinen Stock vor, und der Jüngling blieb stehen. „Sage mir doch", fragte Sokrates, „wo kauft man Mehl"? — „Auf dem Markte". — „Und Oel" ? — „Eben da". — „Aber wo geht man hin, um weife und gut zu werden" ? Der Jüngling schwieg. „Folge mir," fuhr Sokrates fort, „ich will es dir zeigen". Seitdem schlossen beide den engsten Freundschastsbnnd.
6. Sokrates und seine Schüler. — Mit inniger Liebe hingen die Schüler an dem weisen Lehrer. Sie kannten keinen größeren Genuß, als um ihn zu sein und ihn zu hören. Ein wißbegieriger Jüngling kam sehr oft mehrere Meilen weit nach Athen gegangen, um nur einen Tag den Unterricht des Sokrates zu genießen. Einst befand sich die Vaterstadt dieses Jünglings in bitterem Streite mit Athen, und die Athener hatten den Bürgern derselben bei Todesstrafe verboten, ihre Stadt zu betreten. Siehe, da legt der junge Freund des Sokrates Weiberkleidung an und schleicht mit Lebensgefahr des Abends durch das Thor, um zu dem geliebten Lehrer zu gehen.
7. Sokrates vor Gericht. — Aber je eifriger Sokrates für Wahrheit und Tugend wirkte, desto heftigeren Haß zog er sich bei dem großen Haufen seiner verdorbenen Mitbürger zu. Besonders zürnten ihm die hochmüthigeu, habsüchtigen Volks-Führer, deren Falschheit er oft in ernsten Worten züchtigte. End-
Andrä, Erzählungen ans der Weltgeschichte. Ausg. A. 6te Stuft. 9
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vertrieben ihn eines Tages unter wildem Geschrei und mit Steinwürfen vom Markte. Lykurgus floh einem Tempel zu, um sein Leben zu retten. Aber ein junger, frecher Mensch eilte ihm nach und schlug ihm mit dem Stocke ein Auge aus. Lykurgus kehrte sich ruhig um und zeigte dem Volke sein blutiges Gesicht. Da ergriff Scham und Reue die Aufrührer, und sie lieferten ihm den Thäter ans, um ihn zu bestrafen. Lykurgus nahm ihn mit sich in sein Haus, sagte ihm kein harres Wort und behandelte ihn so liebevoll, daß der Jüngling, von der Güte des Lykurgus gerührt, aus seinem Gegner sein Freund und Lobredner wurde.
6. Die Erziehung der Spartaner. — Eine vorzügliche Sorgfalt wendete Lykurgus der Erziehung der Jugend zu. Gleich nach der Geburt wurde jedes Kind besichtigt, ob es auch gesund und stark sei. War es schwach und gebrechlich, so würde es im Gebirge zum Verhungern ausgesetzt. Denn Lykurgus betrachtete die Kinder als Eigenthum des Staates und wollte nur kräftige Bürger erziehen. Die gesunden Knaben erhielten bis zum siebenten Jahre die Pflege ihrer Mutter, dann kamen sie aus dem Hanse der Eltern in öffentliche Gebäube, wo sie unter strenge männliche Aufsicht gestellt würden. Jebe Abtheilung hatte ihren Anführer, der aus den tüchtigsten Knaben gewählt würde; über allen Abtheilungen staub einer der angesehensten Männer des Staates, der die Oberaufsicht über das Ganze führte. Die Erziehung bezweckte Abhärtung und Uebung des Körpers, Gewöhnung an Entbehrung und Gehorsam gegen die Gesetze. Barfuß und halbnackt gingen die Knaben umher, halbnackt schliefen sie auf harten Lagern von Schilf, den sie sich selbst vom Ufer des Flusses holen mußten. Nur im Winter durften sie einige wärmende Kräuter hinzufügen. Ihre Kost war sehr kärglich und kaum zur (Sättigung hinreichend; auch wurden sie in der Ertragung empfindlicher Körperschmerzen geübt und zu diesem Zwecke jährlich einmal, an einem bestimmten Tage, mit Geißeln blutig gepeitscht, wobei sie keine Miene des Schmerzes zeigen durften. Manche sollen unter den Streichen tobt nieber-gesunken sein, ohne einen Laut von sich zu geben. Vorzüglich
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ßutior aber Ließ er seine Mitbürger schwören, die Gesetze bis zu seiner Rückkehr zu halten. Das Orakel antwortete, Sparta werde groß und herrlich sein, so lange es den Gesetzen des Lykurgus treu bliebe. Diesen Ausspruch sandte Lykurgus schriftlich nach Hause; denn er selbst wollte nie wieder in seine Vaterstadt zurückkehren damit die Spartaner auf immer durch ihren Eid gebunden seien So starb er im Auslande. Vor seinem Tode aber befahl er, seine Asche ins Meer zu streuen, um zu verhindern, daß seine Gebeine nach Sparta gebracht würden, und nun das Volk glauben könnte, von seinem Eide gelöst zu sein. Und wirklich hielten die Spartaner Jahrhunderte lang sest an den Einrichtungen, die ihnen Lykurgus gegeben hatte.
38. Solon in Athen.
1. Die alten Athener. — Wie die Spartaner durch einfache Sitten und kriegerische Tüchtigkeit, so ragten die Athener durch reiche Bildung, durch Kunst und Wissenschaft unter den griechischen Staaten hervor. Aber diese Bildung konnte erst gedeihen, nachdem der Staat durch gute Gesetze geordnet war. Es dauerte lange, bis die Athener solche Gesetze erhielten. Fast drei Jahrhunderte schon besaßen die Spartaner die Einrichtungen des Lykurgus, da gab es in Athen noch Unordnung und Gesetzlosigkeit, und die Vornehmen und Reichen, welche alle Gewalt in Handen hatten, übten gegen das niedere Volk harten, willkürlichen Druck. Darüber murrte das Volk laut und erregte heftige Unruhen, unter denen der Staat ganz zu zerfallen drohte. Aber zum Glück für die Athener lebte ein Mann unter ihnen, der es verstand, dieser Zerrüttung abzuhelsen. Das war der weise Solon, den wir schon in der Geschichte des Königs Krösus kennen gelernt
haben, (s. Nr. 10.)
2. Solo ns Gesetze. — Solon hatte sich durch Reisen in andere Länder reiche Erfahrung gesammelt und besaß wegen seiner Einsicht und Vaterlandsliebe das höchste Ansehen und das Vertrauen aller seiner Mitbürger. Daher beauftragten ihn die-
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sorgte, wo er nur konnte, für gute Geistliche und erwies ihrem heiligen Berufe große Achtung. Um den Kirchengesang zu ver-. bessern, ließ er Sänger und Orgelspieler aus Italien kommen; denn seine Franken hatten gar rauhe Kehlen, sodaß die Italiener von ihrem Gesänge sagten, er gliche dem Geheul wilder Thiere oder dem Rumpeln eines Frachtwagens, der über einen Knüppeldamm fährt. Die Erziehung der Jugend war ihm höchst wichtig. Daher stiftete er viele Schulen und bestellte geschickte Männer zu Lehrern. An seinem Hose mußten alle seine Diener, hohe und niedere, ihre Söhne in die Schule schicken. Eines Tages trat er selbst in die Schulstube, hörte eine Zeitlang zu und sah dann die schriftlichen Arbeiten der Schüler durch. Die geschickten mußten alle auf seine rechte, die ungeschickten auf seine linke Seite treten, und hier fand es sich, daß die letzteren meist die Söhne vornehmer Eltern waren. Da wandte sich Karl zu den fleißigen, aber armen Knaben und sagte: „Ich freue mich, lieben Kinder, daß ihr gut einschlaget; bleibt dabei und werdet immer vollkommener. Zu seiner Zeit soll euch mein Lohn nicht fehlen". Zornig sah er dann aus die trägen Knaben zu feiner Linken und rief: „Ihr aber, ihre Söhne der Vornehmen, ihr feinen Püpp-chen, die ihr des Wissens nicht noth zu haben meinet, weil ihr reich seid, ihr faulen, unützen Buben, ich sage euch bei Gott euer Adel und eure zarten Gesichter gelten nichts bei mir, von mir habt ihr nichts Gutes zu hoffen, wenn ihr eure Faulheit nicht durch eifrigen Fleiß wieder gut machet!"
3. Karls Sorge für die Wohlfahrt des Volkes. — Auch für Handel und Verkehr, für Ackerbau und Landwirthschaft war der sorgsame Kaiser ungemein thätig. Zur Hebung des Verkehrs hatte er den Plan, durch einen Kanal den Rhein mit der Donau zu verbinden, ein Werk, das freilich zu jener Zeit noch nicht glücken wollte. Um den Ackerbau zu fördern, ließ er Dörfer anlegen, Wälder ausrotten, Sümpfe trocknen und öde Strecken in fruchtbare Gefilde umwandeln. In der Pflege der Landwirthschaft ging er selbst mit dem besten Beispiele voran. Auf feinen Gütern herrschte die größte Ordnung. Der Ackerbau wurde dort
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85. Heinrich der Rinkler.
1. Heinrils^Mall; ^d^n Ungarn. — Die Sage erzählt, die ausgesandten Boten hätten den Sachsenherzog auf der Jagd gefunden, als er gerade mit Finkenfang beschäftigt war. Daher hat man ihm den Beinamen w Jfj nt i er ober Vogelsteller gegeben. Aber er verdiente wohl eher noch der Ghh'zü'heißen. Denn dieser Heinrich I., mit dem nun die Reihe der Kaiser aus de_m_el4luum__b_e S a ch s el- beginnt, war ein gar trefflicher Herrfcher. Er wußte die trotzigen Herzöge zum Gehorsam zu zwingen. Dann galt es, die äußeren Feinde des Reiches zu bekämpfen, vor allen die schrecklichen Ungarn. Aber dazu war Heinrichs Macht anfänglich noch zu gering; er mußte das Volk erst zu dem schweren Kampfe tüchtig machen. Daher schloß er zunächst einen neunjährigen Waffensm ftand mit den Ungarn, bei welchem er sich freilich zu einem jährlichen Zins an die Feinde verstehen mußte. Allein nun hatte er doch für's erste Ruhe vor ihren Einfällen. Und diese Zeit der
Ruhe benutzte er auf's beste.
2. Städtegründunge n^— Es fehlte damals in Deutschland noch an festen Plätzen. Die Orte lagen offen da, ohne Mauern, ohne Gräben: Niemand konnte beim Eindringen der Feinde seine Habe in Sicherheit bringen. Daher legte Heinrich jetzt befestigte Städte an: man nannte sie Burgen,und ihre Bewohner Bürger. Aber es hielt schwer, Leute zu finden, die in diesen Städten wohnen mochten. Denn die Deutschen liebten von Alters her das Wohnen aus dem Lande, und sagten: „Sollen wir uns in's Gefängniß setzen? Die Städte mit ihren engen Mauern sind nichts anderes, als Gefängnisse." Da befahl Heinrich, die Leute sollten loosen und je der neunte Mann vom Lande ttt die Stadt ziehen. In der Stadt aber wurde ein Theil des Ertrages der Felder in Vorrathskammern aufbewahrt und dem Landmanne in Kriegszeiten eine sichere Zuflucht gewährt. Allmählich blühten diese Städte empor. Die Bürger, welche im Kriege die Waffen zu führen hatten, trieben im Frieden Handel und
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich_I. Heinrich_I. Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Ungarn Ungarn Deutschland
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euch dieser Ehrgeiz fehlte, so würdet ihr des Namens von Prinzen und Enkeln des großen Friedrich unwürdig sein!" Prinz Wilhelm sollte diese mütterliche Ermahnung herrlich erfüllen. Als sechzehnjähriger Jüngling nahm er an dem Freiheitskriege Theil, that sich 1814 in der Schlacht bei Bar am Aubeflufse durch kühnen Muth hervor und folgte dem Vater bis zum siegreichen Einzuge in Paris. Seitdem widmete er sich als „des Königs erster Soldat", wie er sich nannte, vorzugsweise der Pflege des preußischen Militärwesens, und mit freudigem Stolze schaute das Heer in dem ritterlichen Prinzen ein hohes Vorbild kriegerischer Tüchtigkeit. 1829 vermählte er sich mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar, einer Fürstin von hoher geistiger Begabung und edelster vaterländischer Gesinnung. Als bei den Revolutionsstürmen 1849 im Großherzogthum Baden und in Rheinbayern die Republik ausgerufen worden war, besiegte er als Oberbefehlshaber eines preußischen Heeres in einem kurzen, glücklichen Feldzuge den Aufstand und stellte die Ruhe in jenen Ländern wieder her. Im Jahre 1858 übernahm er, da sein königlicher Bruder unheilbar erkrankt war, unter dem Namen eines Prinz-Regenten die Regierung des preußischen Staates. Er wolle — so äußerte er sich beim Antritte der Regentschaft — die Staatseinrichtungen auf den altbewährten Grundlagen weiter entwickeln, aber die sorglich bessernde Hand anlegen, wo sich Willkürliches oder gegen die Bedürfnisse der Zeit Lausendes zeige. In allen Regierungshandlungen solle sich Wahrheit, Gesetzlichkeit und Cousequenz aussprechen; dann sei die Regierung stark, weil sie ein reines Gewissen habe und mit diesem könne man allem Bösen kräftig wiverstehen. Den versammelten Landtag forderte er auf, mit ihm Preußens Fahne hoch zu halten, auf welcher stehe: „Königthum von Gottes Gnaden, Festhalten an Gesetz und Verfassung, Treue des Volkes und des siegreichen Heeres, Gerechtigkeit, Wahrheit, Vertrauen, Gottesfurcht." Als er dann, nach dem Heimgänge Friedrich Wilhelms Iv., den Königsthron bestieg, verhieß er öffentlich: „das hohe Vermächtniß feiner Ahnen getreulich zu wahren, das Wohl und das Recht Aller in allen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelms_Iv. Friedrich Wilhelms_Iv.
Extrahierte Ortsnamen: Paris Sachsen-Weimar Baden Rheinbayern Gottes
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bebaut ober bürgerliche Gewerbe betrieben hatten, bildete er in kurzer Zeit kampfestüchtige Soldaten, wußte auch unter den schwierigsten Umständen ihren Muth aufrecht zu erhalten und führte sie gegen einen starken, wohlgerüsteten Feind zu entscheidenden Siegen. So nöthigte er England endlich, vom Kampfe abzustehen und seiner Herrschaft über Nordamerika zu entsagen. Nordamerika wurde ein unabhängiger Freistaat. Nach der Erreichung dieses herrlichen Zieles legte der edle Held feine Feldherrnstelle nieder und zog sich, mit dem Danke eines ganzen Volkes belohnt, in die Einsamkeit des Landlebens zurück.
4. Washington Präsident des Freistaates. — Allein seine Mitbürger bedurften seiner noch ferner. Er erschien ihnen unter allen der Würdigste, dem neuen Staate vorzustehen. Sie hoben ihn daher einmüthig zu der obersten Stelle in feinem Vaterlande, zum P rä s i d e u t e n des nordamerikanischen Freistaats. Auch dieses Amt bekleidete er in hohen Ehren. Als er nach achtjähriger weisheitsvoller und gesegneter Regierung von neuem auf feiu Landgut zurückkehrte, um dort als einfacher Bürger seine letzten Tage zu verbringen, folgte ihm der Beifall der ganzen Welt in seine Zurückgezogenheit. Er starb dort nach zwei Jahren. Ihm zu Ehren wurde die Stadt Washington gegründet und zur Hauptstadt des ganzen Freistaates erhoben.
5. Der Buchdrucker Fraukliu. — Neben Wafhington hat sich noch ein anderer Nordamerikaner große Verdienste um fein Vaterland erworben. Das war Benjamin Franklin, der Sohn eines Seifensieders in der Stadt Boston. Er erlernte die Buchdrnckerknust, beschäftigte sich aber in allen feinen freien
Stunden und oft bis spät in die Nacht hinein mit dem Lesen
guter Bücher. Hierdurch erwarb er sich tüchtige Kenntnisse, und kleine Aufsätze, welche er erscheinen ließ, wurden mit Beifall aufgenommen. Allmählich brachte er es dahin, in Philadelphia eine eigene Druckerei zu errichten, und sein unermüdlicher Fleiß, seine Mäßigkeit und Sparsamkeit verschafften ihm ein gutes Auskommen, während er durch seine Rechtlichkeit und Einsicht sich die Liebe
und Achtung aller feiner Mitbürger erwarb. Eine Zeitung, die
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Extrahierte Ortsnamen: England Nordamerika Nordamerika Washington Boston Philadelphia
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Liebe und Anhänglichkeit seiner Franzosen zu erwerben. Das Land blieb auch unter seiner Regierung in Parteien zerrissen. Zu wiederholten Malen wurden von überspannten Menschen sogar Angriffe auf des Königs Leben gemacht. Er entging denselben zwar unverletzt; aber die Unzufriedenheit griff bei dem unbeständigen, reizbaren Volke immer weiter um sich. Man warf dem Könige vor, er habe bei seinen Regierungshandlungen mehr seinen eigenen Vortheil, als des Landes Wohlfahrt und Größe im Auge. Namentlich wurde die Aufregung gemehrt, als Ludwig Philipp sich abgeneigt zeigte, die dringend begehrte Erweiterung der Volksrechte zu gewähren. Am 22. Februar 1848 füllte in Paris eine große Versammlung der Unzufriedenen gehalten werden, um sich für die Ausdehnung des Wahlrechts zur Volksvertretung mit Entschiedenheit auszusprechen. Die Regierung verbot die gefahrdrohende Versammlung. Aber dieses Verbot brachte die herrschende Erbitterung erst recht zum Ausbruch. Bald befindet sich Paris in vollem Ausstand. Die Straßen bedecken sich mit Barrikaden, das Volk ergreift die Waffen zum Kampfe gegen die Regierung. Am folgenden Tage verspricht der geängstete König, seine bisherigen Rathgeber zu entlassen und neue Minister einzusetzen, von denen die Erfüllung der Volkswünfche zu erwarten stand. Einen Augenblick scheint durch diese Maßregel das Revolutionsfeuer gedämpft. Die Waffen ruhen: wie an einem Freudenteg werden des Abends viele Häuser der Stadt festlich beleuchtet. Da fällt vor der Wohnung eines der entlassenen Minister aus einem Menschenhaufen, der sich dort lärmend und tobend umhertreibt, plötzlich ein Schuß, die Wache stehenden Soldaten halten sich für angegriffen und geben eine volle Salve auf den dichtgedrängten Haufen. Gegen fünfzig Menschen stürzen todt oder verwundet zu Boden. Sofort schreit die Menge, außer sich vor Wuth: „Mord! Verrath! Zu den
Waffen!" Die blutenden Leichen werden auf Karreu geladen und durch die Straßen gefahren, um durch den gräßlichen Anblick das Volk aufzuwiegeln. Ueberall entstehen neue Barrikaden, die Trommeln wirbeln, die Sturmglocken heulen; aus den Feu-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Philipp Ludwig Philipp
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gefaxt, wo König Wilhelm sich zur Kur aufhielt, um ihn aufzufordern, dem Prinzen die Annahme der spanischen Krone zu verbieten. <W sonnte jedermann erkennen, daß Frankreich nur nach einer Ursache zum Kriege suchte, ^nnz Leopold, der nicht wünschte, daß sein Vaterland seinetwegen m einen blutigen Krieg verwickelt würde, entsagte der Krone freiwillig. Aber es war zu spät. Der französische Uebermut fand in der bofttchen Antwort König Wilhelms und in der ruhigen Haltunc, £reu3ens nur Furcht vor Frankreich und wurde noch schrankenloser. Sentdettt mußte nochtnals zum Könige. Er stellte die Forderung, König Wilhelm solle sich schriftlich verpflichten, nie seine Zustimmung zu geben, falls ein Hohenzoller von den Spaniern zum König gewählt würde. Ja er deutete noch an, daß ein entschuldigender Brief des Königs an Napoleon am besten geeignet wäre, Frankreich zu versöhne». Nun war aber dev Königs Geduld zu Ende. Diese freche Zumutung wurde zurückae-wiesen, wie sie es verdiente. In ganz Deutschland aber empfand man ,,.lnujl9un9' ,^Ie inan dem Heldenkönig hatte anthun wollen, und beschloß, sie zu rächen. Hatte Frankreich den Krieg gewollt, Deutschland hatte ihn Nicht gesucht, so sollte es den Krieg haben. Der König kehrte unter dem Jubel des Volkes von Ems nach Berlin zurück. Die Vor-bemtungen zum großen Kriege nahmen ihren Anfang.
§ 40 Der Krieg gegen Frankreich.
A. Die Aufstellung der Armee'n.
1. Sobald man deutscherseits erkannt hatte, daß der Krieg unabwendbar sei, wurde der Reichstag des norddeutschen Bundes einberufen und das Heer mobil gemacht; und es war ein erhebendes Gefühl zu sehen, wie treu die Süddeutschen ihr Bündnis hielten. Schon am 16. und 17. Juli erließen Bayern, Württemberg und Baden den Befehl zur Mobilmachung. — Am 19. wurde die Kriegserklärung Frankreichs in Berlin übergeben, und ein erschütternder Beisallsruf erfüllte den Saal des Reichstages, als Bismarck dieselbe vorlas. Alle Mittel wurden bereitwilligst zur Verfügung gestellt. Von allen Orten, wo Deutsche weilten, trafen Zultimmungstelegramme ein. Mit einem Schlage ronr der Norden und Süden Deutschlands geeinigt. Begeisterung aller Orten. Jedermann wollte mit helfen oder wenigstens durch Gaben seinen Patriotismus bezeugen. Vereine bildeten sich, die durchziehenden Truppen zu verpflegen, Gaben für Verwundete zu sammeln und auf die Schlachtfelder zu
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Leopold Leopold Wilhelms Wilhelm Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich König_Wilhelms Frankreich Frankreich Deutschland Frankreich Deutschland Berlin Frankreich Württemberg Baden Frankreichs Berlin Deutschlands
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4. Die Erweiterung und Verschönerung seiner Hauptstadt lag ihm besonders am Herzen, und er zwang die Reichen zum Bauen von Häusern: „Der Kerl hat Geld, muß bauen!" hieß es nur; alle Vorstellungen waren vergeblich.
5. Die Rechtspflege verbesserte er und ordnete die schleunige Erledigung und die größte Gerechtigkeit an. „Die schlimme Justiz schreit zum Himmel", sagte er, „und wenn ich sie nicht ändere, so lade ich selbst die Verantwortung auf mich!"
6. Ganz besonders verdient machte sich Friedrich Wilhelm um die Bildung des Volkes. Den Eltern wurde zur strengen Pflicht gemacht, die Kinder vom 5.—12. Jahre zur Schule zu schicken, und überall wurden Schulen gegründet. In Preußen allein hat er über 1000 Schulen neu angelegt.
b. Neben dieser Sorge für die innere Wohlfahrt seines Landes, vergaß er auch das Heer nicht. Er übte, vervollkommnete und vermehrte die Armee bis auf 83,000 Mann und nannte seine Soldaten nur „seine lieben blauen Kinder." Das Leibregiment in Potsdam bestand aus lauter sehr großen Leuten, und mit großen Kosten suchte er aus allen Ländern „lange Kerls" für dasselbe herbeizuschaffen. Seilte Werber durchzogen nicht nur Preußen, sondern auch das Ausland, und oft brauchten sie List oder Gewalt, die Leute in ihre Häude zu bringen und zum Soldatenstande zu zwingen.
Das Leibregiment war das Musterregiment für die andern, und mit großer Strenge wurde das Exercieren ge-handhabt; Prügel und Spießrutenlaufen fehlten nicht. Aber das preußische Heer wurde auf diese Weise das 6eft-geübteste uni) trefflichste, und sein Sohn konnte dann später mit ihm halb Europa Widerstand leisten.
c. In die auswärtigen Händel mischte sich Friedrich Wilhelm nicht gern. Seinem geraden Sinn waren die Winkelzüge der Politik ein Greuel. Wo er es aber that, da trat er mit Kraft und Erfolg auf. Im Kriege gegen Karl Xii. von Schweden erwarb er das vom großen Kurfürsten so
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