328 Xix. §. 3. Neue Epoche durch Gregor den Großen.
schenke in Bewegung setzte, so konnte in den neubekehrten Heidenlan-
den das Reich Gottes unmöglich tiefe Wurzeln schlagen. Die
Veräußerlichung und Verweltlichung der Kirche wuchs mit ihrer Aus-
breitung, da das Weib über vielen Wassern thront, die da sind Völker
und Stämme der Heiden (Offb. 17), da ist ihre Ehre längst dahin.
Immerhin war und blieb doch noch so viel Gnadenkraft und Se-
gensfülle, so viel -Same des ewigen Wortes bei ihr vorhanden, daß
sie der germanischen und slavischen Welt ein Wegweiser zum Heile,
gleichsam ein alttestamentlicher Zuchtmeister auf Ehristum hin werden
und vielen nach Gerechtigkeit hungernden Seelen das verborgene
Manna darbieten konnte.
Da Gregor noch zu den alten Kirchenlehrern gezählt wird, so
ist damit schon gesagt, daß er nicht ohne Gelehrsamkeit gewesen sei.
Aber seine Gelehrsamkeit geht nicht über die Kenntniß der früheren la-
teinischen Kirchenväter hinaus. Die classische Literatur des alten Hei-
denthums, die griechische und hebräische Sprache kennt er nicht. Auf
dogmatische Spitzfindigkeiten, auf scharfsinnige Schlußfolgerungen und
Begrifssspaltungen läßt er sich nicht ein. Er ist durch und durch prak-
tisch, und die ganze Kraft und Zähigkeit seines praktischen Wesens ist
einzig und allein auf Ordnung und Hebung des Kirchenwesens durch
Feststellung und Erhöhung der Gewalt des römischen Bischofs ge-
richtet. Um die reichen päpstlichen Besitzungen (Petri Erbgut) mög-
lichst ertragsfähig und seine eigne Stellung dadurch möglichst unab-
hängig zu machen, ist er ein sehr sorgfältiger Rechnungsführer und
Verwalter seiner Güter. Um sich unter den Unruhen und Zerwürf-
nissen Italiens einen möglichst gesicherten Platz zu verschaffen, schließt
er aus eigne Hand Verträge mit den immer mächtiger um sich greifen-
den Longobarden, selbst gegen den Willen des byzantinischen Statthalters
in Rom. Er sucht sich an die Könige des Frankenreichs anzulehnen
zum Schutz gegen die Uebermacht der oströmischen Kaiser, und weiß
doch auch bei diesen Kaisern durch eine kluge Mischung von Festigkeit
und Nachgiebigkeit sich so sehr zu empfehlen, daß der Kaiser Phocas
den römischen Bischof zum allgemeinen Oberbischof erklärt, ein Titel,
den Gregor noch eben vorher dem Patriarchen zuconstanünopel auf
das Heftigste bestritten hatte. Durch den Uebertritt des spanischen
Westgothenkönigs R eccared vom Arianismus zum katholischen Glau-
den und durch die Annäherung der Longobarden an das katholische
Kirchenthum gewann er über die Bischöfe Spaniens und Italiens
eine noch unzweifelhaftere Autorität, als über die griechischen und orien-
talischen Bischöfe. Schlugen ihm auch seine Versuche fehl, eine gleiche
oberrichterliche Stellung über die gallischen Bischöfe zu gewinnen,
so that sich doch alsbald durch die Christianiflrung Englands ein
noch bedeutenderes Feld für sein oberbischösticheö Ansehen auf. Ganz
besonders aber wußte er als „Vater der Mönche" durch die entschie-
denste Begünstigung der überall vordringenden Benedictiner, deren Klö-
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Extrahierte Personennamen: Gregor Gregor Gregor Gregor Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Heidenlan- Gottes Petri Italiens Rom Oberbischof Spaniens Italiens Englands