Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Lüneburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 21 —
Regierungsbezirk von den Provinzen Brandenburg und
Sachsen, im Süden von dem Herzogtum Braunschweig und
den Regierungsbezirken Hildesheim und Hannover, im Westen
vom Regierungsbezirk Stade begrenzt.
3. Bodenbeschaffenheit.
Der Regierungsbezirk Lüneburg ist ein Teil der großen
norddeutschen Tiefebene und gehört in seiner nördlichen
Hälfte dein Flußgebiet der Elbe, in seiner südlichen dem der
Weser an. Die Nebenflüsse der Elbe sind Aland, Jeezel,
Ilmenau, Seeve und Este von der linken und Sude von
der rechten Seite. Der einzige und zugleich größte Neben-
fluß der Weser im Lüneburgschen ist die Aller, in die sich
von rechts die Jse, Lachte, Örze und Böhme, von links die
Oker, Fuse, Wieze und Leine ergießen. Fruchtbares Marsch-
land haben die Elbe, Aller, Leine und Oker durch die fort-
währenden Schlammablagerungen gebildet. Diese setzen sich
aus einem Gemisch von Thon, Lehm, Sand und Pflanzen-
teilen zusammen. Der schwere Boden umsaßt ungefähr
1000 qkm. Gegen die häufigen Überschwemmungen ist er
an der Elbe und Aller (von Rethem an abwärts) durch
Deiche geschützt. Einen eigentümlichen Anblick gewährt es,
wenn man von den Elbdeichen in die sich an diesen hin-
ziehenden Dörfer sieht. Die Häuser liegen meistens un-
mittelbar hinter dem Deiche und ragen mit den Giebeln oft
kaum hinüber. Eine weite, flache, fast baumlose Ebene dehnt
sich aus, schnurgerade Kanäle und Dämme durchziehen die
Marschen. Da reiht sich Acker an Acker, Wiese an Wiese,
kein Fleckchen Erde liegt unbenutzt Große Viehherden weiden
in dem üppigen Grase. Der Ackerboden ist so schwer zu
bestellen, daß der Bauer wohl vier Pferde vor den Pflug
spannen muß. Die ertragreichen Wiesen und die fetten Äcker
haben den Marschbaner ziemlich wohlhabend gemacht. Doch
leiden die Grundstücke oft unter den Überschwemmungen, die
in den Jahren 1854 und 1888 an der Elbe sogar zu
Deichbrüchen führten und den Segen vieler Dorffluren auf
Jahrzehnte vernichteten. — Ganz anders ist der landfchaft-
liche Charakter der Heide. Dieselbe nimmt den größten
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Regionen (OPAC): Lüneburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 25 —
nähme der Flußniederungen ist der Boden meist sandig. Im
Osten sind die 9200 ha großen Höhenwaldungen, die dem
Grafen von Bernstorff zu Gartow gehören. Der Kreis um-
saßt einen großen Teil des Wendlandes, das in Bauart der
Dörfer, in Sitte und einzelnen Wörtern der Bewohner an
die alten Wenden erinnert. (Vgl. S. 4.) Drawän (sog. von
den Drewjanern, einem Zweige der Wenden, Drawän = Wald-
land), westlich von der Jeezel, Lemgow, östlich von der Jeezel,
haben sich als alte Gaunamen bis heute erhalten. Die
Eisenbahn Stendal-Ülzen berührt den südwestlichen Teil des
Kreises. Eine Zweigbahn verbindet Lüchow mit Salzwedel.
Die Kreisstadt Lüchow liegt 16 km südlich von
Dannenberg an der Jeezel und hat 2700 Einwohner. Sie
treibt Bierbrauerei und Branntweinbrennerei und hat eine
Leinenweberei, eine Stärke- und Kunstdüngerfabrik. In der
Umgegend wird besonders Hopfen- und Flachsbau betrieben.
Der wendische Name bedeutet einen Strich Landes, das an
einem vom Fluß gebildeten See liegt (Lub = See, Go = Gau).
Da die Jeezel sich in viele Arme teilt, so befand sich hier
srüher eine sumpfige Niederung, so daß man, um festen
Untergrund zu erlangen, bei Erbauung der Häuser 2—3 m
tief eichene Bohlen in die Erde rammen mußte. Deshalb
stößt man beim Graben von Brunnen noch oft auf solche
Bohlwerke. Wiederholt sah man sich auch genötigt, das stetig
sinkende Steinpflaster zu erhöhen. So fand man im 17.
Jahrhundert drei Steindämme übereinander liegend. Da
die Wenden sich nach ihrer Gewohnheit in der Runde an-
bauten, so erhielt der Ort die jetzige Kreisform. In der
Mitte der Stadt ist das Rathaus gelegen. Die Straßen
der alten Stadtteile sind sehr eng. Das im 16. Jahrhundert
erbaute Schloß wird jetzt als Amtshaus benutzt.
Wustrow an der Jeezel, Bergen an der Dumme,
Klenze, Gartow an der Garte und Schnaken bürg
an der Elbe sind Flecken.
2. Der Kreis Dannenberg.
Der Kreis liegt zu beiden Seiten der Jeezel und an
der Elbe. Der Boden an diesen Flüssen ist Marschland.
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 27 —
nore Prochaska in die Augen. (Sögt. S. 16.) Es besteht
aus schönem Pirnaer Sandstein und ist 3 1/2 m hoch. Auf
einem Unterbau ruht ein Würfel von 1 m, auf ihm erhebt
sich eine Pyramide. Der Würfel enthält die Inschrift:
Eleonore Prochaska,
als freiwillige Lützower Jäger gen. August Renz
geb. zu Potsdam, 11. März 1785,
tödtlich verwundet in der Schlacht an der Göhrde
am 16. September 1818.
gest. zu Dannenberg am 5. Octbr. 1813,
mit militärischen Ehren begraben am 7. Oct. 1813.
Noch eines Ereignisses muß gedacht werden, das in der
Geschichte der Elbmarschen, besonders Dannenbergs, unver-
geßlich sein wird : der Überschwemmung im Jahre 1888. Ob-
wohl die Elbdeiche an 20 m breit und 6 m Hoch sind, so
vermochten sie doch nicht dem Andränge der lärmenden Wogen
und kreischenden Eisschollen zu widerstehen. In der Nacht
vom 21. auf den 22. März brach bei Jasebeck der Elbdeich.
Unter donnerähnlichem Gebrüll ergoß sich die erregte Flut
in die weite Marschniederung, alles verschlingend. Bald
klaffte der Deich über 100 m auseinander. Am Morgen
ragten von 15 Dörfern nur noch die Dächer aus der end-
losen, tosenden See. Die frierenden, rufenden Menschen saßen
auf den Dächern und erwarteten in starrer Verzweiflung den
Einsturz des Hauses und den — Tod. Größer wurde die
Not, als an einer zweiten Stelle der Elbdeich in einer Länge
von 370 m zerrissen ward. Das Wasser stieg bis an die
Dachfirsten. In das Brausen der Sturmflut mischte sich das
Brüllen des ertrinkenden Viehes und das Schreien der ge-
ängstigten Menschen. Die Jeezeldeiche brachen gleichzeitig an
vier Stellen, und in dem niedrigen Stadtteile Dannenbergs
wuchs das Wasser so hoch, daß die Kähne in das zweite
Stockwerk fuhren. Kein Bäcker konnte backen, kein Feuer auf
dem Herd angezündet werden So schien zu dieser Not noch
der Hunger zu kommen. Der Eisenbahndamm war zerstört, die
Jeezelbrücke eingestürzt und die Telegraphendrähte schwammen
im Wasser. Woher sollte Hülfe kommen? Endlich drangen
wackere Pioniere mit ihren Pontons todesmutig in die Häuser,
retteten und brachten Kleidungsstücke und Nahrungsmittel.
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Extrahierte Personennamen: Prochaska Eleonore_Prochaska August
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Regionen (OPAC): Lüneburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 31 —
4. u. 5. Stadt- und Landkreis Lüneburg.
Den Kreis durchzieht von Süden nach Norden die
Ilmenau, die von rechts die Neeze ausnimmt. Der nördliche
Teil an der Neeze und Elbe ist ein weites flaches Wiesen-
land und so wasserreich, daß zur Entwässerung der Niederung
der Neezekanal angelegt werden mußte; der südliche Teil ist
Heideland. Drei Eisenbahnen durchschneiden den Kreis:
Wittenberge-Lüneburg-Buchholz, Hannover-Lüneburg-Hamburg
und Lüneburg-Lübeck.
Die Stadt Lüneburg, der Sitz der Regierung und
des Landrats, hat 22 000 Einwohner. Sie ist altertümlich
gebaut. Die Giebelseite der alten Häuser sieht nach der
Straße und hat treppensörmige Aufgänge. Der quadratisch
angelegte Marktplatz wird von schönen Bauten umgeben.
Auf der Westseite liegt das Rathaus, das sehr viele Alter-
tümer, Kunstsachen und Gemälde enthält. Es trug ehemals
sieben Türme, hat aber bei einer Reparatur nur einen Turm
erhalten. Die Nordseite nimmt das Schloß ein, das jetzt
als Kaserne benutzt wird. Die in der Nähe gelegene
Nikolaikirche ist im rein gotischen Stil erbaut, doch ist der
Turm nicht fertig geworden. Die Michaeliskirche unweit des
Kalkberges birgt in ihrem Grabgewölbe die Überreste Lüne-
burger Fürsten. Mit dieser Kirche äußerlich verbunden ist
das ehemalige Michaeliskloster, in dessen Räumen jetzt das
Lehrerseminar ist. Weithin schaut der Iii m hohe Turm
der Johanniskirche, an einem rechteckigen Platze, dem Sand,
gelegen. In der Nähe befindet sich das Johanneum mit der
Realschule und dem Gymnasium. Zu erwähnen sind noch
die katholische Marienkirche, das Schwur- und Landgerichts-
gebäude und die Post. — Lüneburg ist Knotenpunkt der
Bahnen und entwickelt deshalb einen lebhaften Verkehr.
Veranlaßt wird derselbe besonders durch die sehr ergiebigen
Gips- und Kalkbrüche, die altberühmte Saline und eine rege
Fabrikthätigkeit (Eisengießerei, Zementfabrik, Tapetenfabrik:e).
Die Saline liegt vor dem Sülzthor, im Südwesten der
Stadt; unaufhörlich entsteigt den zahlreichen hohen Schorn-
steinen ein dunkelschwarzer Rauch. Die Salzquelle ist neben
der von Halle die bedeutendste Norddeutschlands. Sie hat
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Regionen (OPAC): Lüneburg
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 40 —
10. Der Kreis Fallingbostel.
Der Höhenrücken der Heide fällt nach der Aller zu
allmählich ab. Die höchste Erhebung des Kreises ist der
Falkenberg (151 m). Er ist mit einem Aussichtsturm ge-
krönt, von dem man einen Überblick über die endlosen Moor-
und Heideflächen und die einförmigen Föhrenmaldungen
erhält. Inmitten der Einöde verkündigen uns wunderbare
Denkmäler von einer längst verschollenen Zeit. Das sind
die sieben Steinhäuser bei Südbostel. Von den sieben Hünen-
gräbern sind nur noch fünf vorhanden Sie sind im Viereck
errichtet. Auf gewaltigen steinernen Trägern ruhen riesige
Decksteine, von denen einige m lang und 3x/2 m breit sind.
Das größte Hünenbett ist noch ziemlich erhalten. Es wird
von sieben aufrecht stehenden Granitblöcken gebildet, über
denen ein Deckstein ruht. Zwei der Blöcke befinden sich am
Eingang als Thürpsosten. Der Deckstein ist 5j/2 m lang,
4v5 m breit und 1/2 m dick; sein Gewicht wird auf 1700
Zentner geschätzt. Die Öffnung ist 11/2 ra hoch und über
3/4 m breit. — Neben den unwirtsamcn Gegenden hat der
Kreis auch stärker bevölkerte Gebiete; ja, in ihm ist das
„Paradies der Heide," nämlich an der rasch flutenden, von
Hügeln vielfach eingeengten Böhme bei Fallingbostel, das
noch 150^ über dem Meeresspiegel gelegen ist. Auch haben
das Mündungsgebiet der Leine (= Bergfluß) und die Aller
sehr ergiebigen Lehmboden und fette Wiesen. Doch nimmt
wieder das an der Meiße ausgedehnte Moor ein großes
Stück des Kreises ein. — Eine wahre Wohlthat für den
Kreis ist die Anlage der kürzlich eröffneten Eisenbahn von
Hannover über Riethagen (Hudemühlen) und Walsrode nach
Visselhövede. In Aussicht genommen ist eine Zweigbahn von
Walsrode über Fallingbostel nach Soltau.
Der Sitz der Kreisverwaltung ist das 1000 Einwohner
zählende Dorf Fallingbostel. Es ist in der „Schweiz" und
dem „Paradiese der Heide" an der Böhme gelegen. Be-
merkenswert ist die Pnlvermühle. Bedeutender als Falling-
bostel ist Walsrode. Die wohlgebaute Stadt hat 2300
Einwohner, liegt ebenfalls an der Böhme und hat Fabriken
für Leder, Pulver und Stärke. — Walsrode verdankt seine
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 50 —
Wittingen (1700 Einwohner). Der Verkehr in der ab-
gelegenen Stadt ist so außerordentlich gering, daß sie wohl
die „tote Stadt" genannt wurde. Der gute Boden weist die
Bewohner meist auf den Ackerbau hin. Ursprung und Namen
hat der Ort vom Sachsenherzog Wittekind erhalten, der ihn
zu einer wichtigen Grenzfestung gegen die Wenden erhob. Im
Mittelalter hausten in dieser Gegend die Raubritter von
demknesebeck (Kneisen^ Fürsten) und Hodenberg. Ihre Burgen
standen in dichten Wäldern und unwirtsamen Mooren zu
Knesebeck (800 Einw.) und Mahrenholz (700 Einw.)
Eine schaurige Sage geht von Mahrenholz, daß ein dortiges
Kloster wegen der Gottlosigkeit der Mönche und Nonnen
unter furchtbarem Getöse in die Tiefe gesunken sei. Noch
glaubt man das Ächzen und Stöhnen der Mönche und leisen
Frauengesang zu vernehmen, wenn des Abends die melan-
cholischen Töne der Unken und Frösche über die stille Moor-
fläche ziehen. In den sumpfigen Gegenden der Ohre, nahe
dem Drömling, liegt der Flecken Brome.
16. Der Kreis Gifhorn.
Der Kreis gehört dem Oberlauf der Aller an. Dieser
Fluß entspringt in der Provinz Sachsen bei Seehausen in
einer Meereshöhe von nur 155 m, woraus sich das geringe
Gefälle erklärt. Die Ufer sind niedrig und sumpfig. Um
die großen Wassermengen abzuleiten, ward 1360 die Aller-
Korrektion mit einem Kostenaufwand von 900 000 Mark be-
gönnen, indem man einen Kanal von Weyhausen bis Diek-
horlt grub. Eine weit größere Wassermenge bringt der Harz-
fluß Oker (^Hochbergfluß). Daher staut das Wasser in der
Aller und Oker auf und überschwemmt öfter die Gegend.
(Vgl. Flaudewell S. 43.) Aber gerade das Wasser hat die
fruchtbare Marschniederung, den Papenteich, im südlichen Teil
des Kreises geschaffen. Der nördlich der Aller gelegene Teil
ist meist moorig und ödes Heideland.
Die Kreisstadt Gifhorn, auf einer kleinen Anhöhe
an der Mündung der Jfe in die Aller gelegen, zählt 3000
Einwohner und hat Garten und Gemüsebau, Fabriken für
Tabak, Glas, Woll- und Baumwollspinnerei. Der Bahnhof
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Regionen (OPAC): Lüneburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 22 —
Teil ein, ungefähr 10 500 qkm. Der Boden besteht aus
gelblichem Sand, Lehm, Granit und Steingeröll. Im Norden
bildet die Heide einzelne Höhenzüge. Die höchsten Punkte
sind der Wilseder Berg (170 m), der Falkenberg (151m),
die Osterhöhe (150 m), der Hohe Mechtin (150 m), der
Holxerberg (148 m), der Weinberg, die Klötzie und die hart
an die Elbe stoßenden Elbberge. Von den Vorsprüngen des
Garlsdorser Waldes sieht man nach einer Seite die Türme
des 6—8 Stunden entfernten Hamburg, nach der andern die
130 m hohen Züge der Hanstedter Berge, nach der dritten
den schlanken Johannisturm und den Kalkberg zu Lüneburg.
Die südlichen und westlichen Gebiete sind weitgedehnte Ebenen
ohne nennenswerte Erhebungen. Da kann man stundenlang
wandern, ohne ein Haus, ein Dorf, einen Baum zu treffen.
Nur Heide, trostlose Heide auf dürrem Sande! Und wenn
sich in der Ferne wirklich grüne Flächen zeigen, so erweisen
sie sich bald als Täuschung. Statt des frischen Rasens ge-
wahrt man nur Binfen, Moos, Riedgras und Gagelsträucher,
statt des erhofften Quellwassers trübe Lachen. Der Ruf der
Lüneburger Heide ist kein guter, obwohl das deutsche Vater-
land noch viel traurigere Einöden einschließt. Ehe die
Eisenbahnen die Entfernungen zwischen den größeren Handels-
städten abkürzten, zogen schwere Fuhrwerke die stillen Straßen.
Damals sührten die Heerstraßen von Braunschweig über
Gifhorn, Ülzen, Bardowik (Lüneburg) nach Hamburg; von
Hannover einerseits über Walsrode und Soltau nach Hamburg,
andrerseits über Walsrode und Verden nach Bremen; von
Verden über Soltau nach Bardowik (Lüneburg) u. s. w.
gerade durch die einförmigsten Gegenden, und die Fuhrleute,
denen sich bei der langsamen Fortbewegung des Transports
keine Abwechselung bot, machten die Lüneburger Heide durch
übertriebene Schilderungen nur noch verrufener. Jedoch kann
die Heide das „Land der traurigen Berühmtheit" nur für
den sein, der sie aus Büchern kennt, nicht aber für den
kundigen Forscher.
Tier- und Pflanzenleben.
Ein reiches Tierleben wimmelt zu den Füßen des auf-
merksamen Beobachters und durchschwirrt die heiße Luft.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Lüneburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 28 —
In den Bürgerhäusern, im Schulgebäude und im Johanniter-
Krankenhaus fanden die Unglücklichen Aufnahme. Nach einigen
Tagen verlief sich das Wasser, der untere Stadtteil ward
frei. Aber wie sah's dort aus! Das Straßenpflaster war
aufgerissen, die Häuser waren halb eingestürzt; Eisenbahn-
schwellen, Wagen, Hausgerät, Zäune, Wegweiser, Bäume
lagen in grausem Gemisch durcheinander. In Bäumen fand
man ertrunkene Menschen und tote Kühe hängen. Das Acker-
land, die Wiesen, die Gärten waren mit unfruchtbarem
Schlamm, Sand und Steingeröll fußhoch bedeckt. Doch die
erbarmende Nächstenliebe brachte Geld, Kleidungsstücke und
Nahrungsmittel, daß der größten Not bald gewehrt ward.
Der Bauer konnte fein Gehöft und der Bürger sein Wohn-
haus wieder aufbauen.
Sechs km nördlich von Dannenberg, an der Mündung
der Jeezel, liegt Hitzacker, ein Städtchen von 1500 Ein-
wohnern. Die Stadt treibt lebhafte Schiffahrt, Fischerei
und Kornhandel. Am 2 km entfernten Bahnhofe entspringt
eine eisenhaltige Quelle (Stahlbrunnen). Das Wasser wird
entweder getrunken oder zu Bädern verwandt. Es schmeckt
herbe und wird darum häufig mit Wein vermischt getrunken.
Seit der Entdeckung dieser Quelle ist Hitzacker ein bekannter
Kurort geworden, der von Gästen nah und fern besucht
wird. Große Hotels sorgen für Unterbringung der Kurgäste.
Schöne Aussichten aus die Elbe gewähren der Weinberg und
die Klötzie. Auf dem Weinberg ist zu Ende des 17. Jahr-
Hunderts thatsächlich Wein gebaut worden, der an fürstlichen
Tafeln getrunken wurde. Der verfeinerte Geschmack in
unserer Zeit würde ihn gewiß zu sauer finden. Unter Eichen
gewahrt man auf der Spitze diefes Berges die Reste einer
Burg, in der nach der Sage Raubritter gewohnt haben.
Wenn die Schiffer an dieser Stelle glücklich vorüber waren,
sollen sie ausgerufen haben: „Hei is sicker!" (Er ist sicher),
und dieser Ausruf soll die Veranlassung zu dem Namen
Hitzacker sein. Dem ist jedoch nicht so. Vielmehr war die
Burg eine Grenzfeste gegen die Wenden, in der Heinrich der
Löwe eine Burgmannfchaft unterhielt. Der Name der Stadt
hängt wahrscheinlich eng mit der Jeezel zusammen, so daß
er Jeez - Acker d. h. Acker an der Jeezel bedeutet. Seine
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Lüneburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 35 —
6. Der Kreis Winsen.
Der Kreis gehört dem Unterlauf der Ilmenau an, die
kurz vor ihrer Mündung die Luhe aufnimmt. Die oberhalb
Harburg in die Elbe fallende Seeve bildet gegen den Kreis
Harburg die Grenze. An der Ilmenau, Elbe und unteren
Luhe ist Marschboden; der größte Teil des Kreises ist jedoch
Geest (Hanstedter Berge, Garlsdorfer Wald, Osterhöhe).
Die Bahnen Lüneburg-Buchholz und Hannover - Hamburg
durchschneiden den Kreis.
Die Kreisstadt Winsen liegt am rechten Luheuser, eine
Stunde von der Elbe, und hat 3300 Einwohner, die Schiff-
fahrt, Fischfang, Ackerbau und Bierbrauerei treiben. Außer-
dem befinden sich dort Fabriken für Tabak, Wollwaren und
Papier. Der sehr alte Ort war ehemals befestigt und besaß
ein Schloß, in dem Ernst des Bekenners Vater zeitweilig
residierte.
Noch älter ist das Dorf Ramelsloh, wo Bifchof Ans-
gar ein Kloster gründete. (Vgl. S. 3.)
7. n. 8. Stadt- und Landkreis Harburg.
Der größte Teil des Kreises ist trockener Geestboden,
der in der Haake bei Harburg seine höchste Erhebung hat.
Unmittelbar vor Harburg liegt der „Schwarze Berg", der eine
prächtige Fernsicht bietet. Bei Heimfeld erhebt sich ein fast
30 m hoher Aussichtsturm, von dem man die herrlichsten
Blicke aus Hamburg-Altona hat. Von der sich zwischen
Hamburg und Harburg teilenden Elbe werden viele Inseln
gebildet, unter denen Wilhelmsburg die größte ist. Die Ufer
sind im Osten gegen die Norder-Elbe, im Süden gegen die
Süder-Elbe und im Westen gegen den Reiherstieg mit 5—6 m
hohen Deichen geschützt. Die Feldmarken der wenig gesondert
liegenden Ortschaften haben wieder ebenfalls eigene Deiche.
Die westlich von Wilhelmsburg liegende Insel „Hohe Schar"
ist eine Viehweide; dagegen sind die Inseln Altenwärder und
Finkenwärder dicht bewohnt. Der Ort Altenwärder ist
ein sauberes und wohlhabendes Fischerdorf mit bedeutender
Milchwirtschaft. Die Ortschaft Finkenwärder gehört
3*
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TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Lüneburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 47 —
gemeinden mit eigenen Kircten entstehen lassen. In neuerer
Zeit scheint sich die sehnlichst gewünschte Einigung anzubahnen
— gewiß nur zum Segen der Hermannsburger Mission und
der Lüneburger Bevölkerung. Das alljährlich in Hermanns-
bürg um Johannis stattfindende Missionsfest wir) von vielen
Tausenden besucht.
Die Örze führt uns durch das fruchtbare ehemalige
Amt Bergen nach Winsen an der Aller, einem großen
Dorfe. Unterhalb Winsen nimmt die Aller links die Wieze
auf. Parallel mit diesem Flusse zieht sich ein mächtiges
Salz-, Teer- und Thonlager hin. 1882 begann man bei
den Dörfern Wieze und Steinförde mit der Bohrung von
Petroleum Jetzt sind dort schon 30 Türme zum Bohren
des Öls angelegt. Auch ist der Anfang mit der Ausbeutung
des 400 m starken Salzlagers bei Wieze gemacht worden.
14. Der Kreis Ülzen.
Der von einem Höhenrücken durchzogene Kreis hat seine
höchsten Erhebungen im Holxerberg bei Suderburg (130 m)
und in der Göhrde im Hohen Mechtin. In tiefer Thalsenkung
fließt die Ilmenau (= eilendes Wasser) durch schöne Wiesen-
gründe, der eigentliche Quellflutz der Ilmenau ist der Bokeler
Bach, der an Bodenteich vorbeifließt. Die übrigen Bäche sind
von links die Gerdau mit der Schwienau, an der Ebstorf
liegt, und der Hardau, die von Suderburg kommt, von rechts
die Wipperau. Alle diese Bäche sind reich an Perlenmuscheln
Etwa 5/8 des Bodens ist sandiges Heideland, 2/8 Moor und
*/8 fetter Lehmboden, der Zuckerrüben verträgt. Von Ebstorf
bis Munster und Amelinghausen dehnt sich die beeren- und
wildreiche Raubkammer aus. Im Mittelalter war diese
Waldung, durch die die Heerstraßen von Lüneburg nach Celle
und von Hamburg über Soltau uach Hannover führten, be-
rüchtigt durch die Raubritter, die hier zwei Burgen (Bockum
und Bode) besaßen.
Ülzen liegt inmitten üppiger Wiesen, reicher Kornfelder
und schattiger Laubwälder an der Ilmenau und einem Kanal
dieses Flusses, ist Knotenpunkt der Bahnen Hannover-Hamburg
und Stendal (Berlin)-Bremen und zählt 8000 Einwohner,
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