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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 21

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 21 — Regierungsbezirk von den Provinzen Brandenburg und Sachsen, im Süden von dem Herzogtum Braunschweig und den Regierungsbezirken Hildesheim und Hannover, im Westen vom Regierungsbezirk Stade begrenzt. 3. Bodenbeschaffenheit. Der Regierungsbezirk Lüneburg ist ein Teil der großen norddeutschen Tiefebene und gehört in seiner nördlichen Hälfte dein Flußgebiet der Elbe, in seiner südlichen dem der Weser an. Die Nebenflüsse der Elbe sind Aland, Jeezel, Ilmenau, Seeve und Este von der linken und Sude von der rechten Seite. Der einzige und zugleich größte Neben- fluß der Weser im Lüneburgschen ist die Aller, in die sich von rechts die Jse, Lachte, Örze und Böhme, von links die Oker, Fuse, Wieze und Leine ergießen. Fruchtbares Marsch- land haben die Elbe, Aller, Leine und Oker durch die fort- währenden Schlammablagerungen gebildet. Diese setzen sich aus einem Gemisch von Thon, Lehm, Sand und Pflanzen- teilen zusammen. Der schwere Boden umsaßt ungefähr 1000 qkm. Gegen die häufigen Überschwemmungen ist er an der Elbe und Aller (von Rethem an abwärts) durch Deiche geschützt. Einen eigentümlichen Anblick gewährt es, wenn man von den Elbdeichen in die sich an diesen hin- ziehenden Dörfer sieht. Die Häuser liegen meistens un- mittelbar hinter dem Deiche und ragen mit den Giebeln oft kaum hinüber. Eine weite, flache, fast baumlose Ebene dehnt sich aus, schnurgerade Kanäle und Dämme durchziehen die Marschen. Da reiht sich Acker an Acker, Wiese an Wiese, kein Fleckchen Erde liegt unbenutzt Große Viehherden weiden in dem üppigen Grase. Der Ackerboden ist so schwer zu bestellen, daß der Bauer wohl vier Pferde vor den Pflug spannen muß. Die ertragreichen Wiesen und die fetten Äcker haben den Marschbaner ziemlich wohlhabend gemacht. Doch leiden die Grundstücke oft unter den Überschwemmungen, die in den Jahren 1854 und 1888 an der Elbe sogar zu Deichbrüchen führten und den Segen vieler Dorffluren auf Jahrzehnte vernichteten. — Ganz anders ist der landfchaft- liche Charakter der Heide. Dieselbe nimmt den größten

2. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 25

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 25 — nähme der Flußniederungen ist der Boden meist sandig. Im Osten sind die 9200 ha großen Höhenwaldungen, die dem Grafen von Bernstorff zu Gartow gehören. Der Kreis um- saßt einen großen Teil des Wendlandes, das in Bauart der Dörfer, in Sitte und einzelnen Wörtern der Bewohner an die alten Wenden erinnert. (Vgl. S. 4.) Drawän (sog. von den Drewjanern, einem Zweige der Wenden, Drawän = Wald- land), westlich von der Jeezel, Lemgow, östlich von der Jeezel, haben sich als alte Gaunamen bis heute erhalten. Die Eisenbahn Stendal-Ülzen berührt den südwestlichen Teil des Kreises. Eine Zweigbahn verbindet Lüchow mit Salzwedel. Die Kreisstadt Lüchow liegt 16 km südlich von Dannenberg an der Jeezel und hat 2700 Einwohner. Sie treibt Bierbrauerei und Branntweinbrennerei und hat eine Leinenweberei, eine Stärke- und Kunstdüngerfabrik. In der Umgegend wird besonders Hopfen- und Flachsbau betrieben. Der wendische Name bedeutet einen Strich Landes, das an einem vom Fluß gebildeten See liegt (Lub = See, Go = Gau). Da die Jeezel sich in viele Arme teilt, so befand sich hier srüher eine sumpfige Niederung, so daß man, um festen Untergrund zu erlangen, bei Erbauung der Häuser 2—3 m tief eichene Bohlen in die Erde rammen mußte. Deshalb stößt man beim Graben von Brunnen noch oft auf solche Bohlwerke. Wiederholt sah man sich auch genötigt, das stetig sinkende Steinpflaster zu erhöhen. So fand man im 17. Jahrhundert drei Steindämme übereinander liegend. Da die Wenden sich nach ihrer Gewohnheit in der Runde an- bauten, so erhielt der Ort die jetzige Kreisform. In der Mitte der Stadt ist das Rathaus gelegen. Die Straßen der alten Stadtteile sind sehr eng. Das im 16. Jahrhundert erbaute Schloß wird jetzt als Amtshaus benutzt. Wustrow an der Jeezel, Bergen an der Dumme, Klenze, Gartow an der Garte und Schnaken bürg an der Elbe sind Flecken. 2. Der Kreis Dannenberg. Der Kreis liegt zu beiden Seiten der Jeezel und an der Elbe. Der Boden an diesen Flüssen ist Marschland.

3. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 27

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 27 — nore Prochaska in die Augen. (Sögt. S. 16.) Es besteht aus schönem Pirnaer Sandstein und ist 3 1/2 m hoch. Auf einem Unterbau ruht ein Würfel von 1 m, auf ihm erhebt sich eine Pyramide. Der Würfel enthält die Inschrift: Eleonore Prochaska, als freiwillige Lützower Jäger gen. August Renz geb. zu Potsdam, 11. März 1785, tödtlich verwundet in der Schlacht an der Göhrde am 16. September 1818. gest. zu Dannenberg am 5. Octbr. 1813, mit militärischen Ehren begraben am 7. Oct. 1813. Noch eines Ereignisses muß gedacht werden, das in der Geschichte der Elbmarschen, besonders Dannenbergs, unver- geßlich sein wird : der Überschwemmung im Jahre 1888. Ob- wohl die Elbdeiche an 20 m breit und 6 m Hoch sind, so vermochten sie doch nicht dem Andränge der lärmenden Wogen und kreischenden Eisschollen zu widerstehen. In der Nacht vom 21. auf den 22. März brach bei Jasebeck der Elbdeich. Unter donnerähnlichem Gebrüll ergoß sich die erregte Flut in die weite Marschniederung, alles verschlingend. Bald klaffte der Deich über 100 m auseinander. Am Morgen ragten von 15 Dörfern nur noch die Dächer aus der end- losen, tosenden See. Die frierenden, rufenden Menschen saßen auf den Dächern und erwarteten in starrer Verzweiflung den Einsturz des Hauses und den — Tod. Größer wurde die Not, als an einer zweiten Stelle der Elbdeich in einer Länge von 370 m zerrissen ward. Das Wasser stieg bis an die Dachfirsten. In das Brausen der Sturmflut mischte sich das Brüllen des ertrinkenden Viehes und das Schreien der ge- ängstigten Menschen. Die Jeezeldeiche brachen gleichzeitig an vier Stellen, und in dem niedrigen Stadtteile Dannenbergs wuchs das Wasser so hoch, daß die Kähne in das zweite Stockwerk fuhren. Kein Bäcker konnte backen, kein Feuer auf dem Herd angezündet werden So schien zu dieser Not noch der Hunger zu kommen. Der Eisenbahndamm war zerstört, die Jeezelbrücke eingestürzt und die Telegraphendrähte schwammen im Wasser. Woher sollte Hülfe kommen? Endlich drangen wackere Pioniere mit ihren Pontons todesmutig in die Häuser, retteten und brachten Kleidungsstücke und Nahrungsmittel.

4. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 31

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 31 — 4. u. 5. Stadt- und Landkreis Lüneburg. Den Kreis durchzieht von Süden nach Norden die Ilmenau, die von rechts die Neeze ausnimmt. Der nördliche Teil an der Neeze und Elbe ist ein weites flaches Wiesen- land und so wasserreich, daß zur Entwässerung der Niederung der Neezekanal angelegt werden mußte; der südliche Teil ist Heideland. Drei Eisenbahnen durchschneiden den Kreis: Wittenberge-Lüneburg-Buchholz, Hannover-Lüneburg-Hamburg und Lüneburg-Lübeck. Die Stadt Lüneburg, der Sitz der Regierung und des Landrats, hat 22 000 Einwohner. Sie ist altertümlich gebaut. Die Giebelseite der alten Häuser sieht nach der Straße und hat treppensörmige Aufgänge. Der quadratisch angelegte Marktplatz wird von schönen Bauten umgeben. Auf der Westseite liegt das Rathaus, das sehr viele Alter- tümer, Kunstsachen und Gemälde enthält. Es trug ehemals sieben Türme, hat aber bei einer Reparatur nur einen Turm erhalten. Die Nordseite nimmt das Schloß ein, das jetzt als Kaserne benutzt wird. Die in der Nähe gelegene Nikolaikirche ist im rein gotischen Stil erbaut, doch ist der Turm nicht fertig geworden. Die Michaeliskirche unweit des Kalkberges birgt in ihrem Grabgewölbe die Überreste Lüne- burger Fürsten. Mit dieser Kirche äußerlich verbunden ist das ehemalige Michaeliskloster, in dessen Räumen jetzt das Lehrerseminar ist. Weithin schaut der Iii m hohe Turm der Johanniskirche, an einem rechteckigen Platze, dem Sand, gelegen. In der Nähe befindet sich das Johanneum mit der Realschule und dem Gymnasium. Zu erwähnen sind noch die katholische Marienkirche, das Schwur- und Landgerichts- gebäude und die Post. — Lüneburg ist Knotenpunkt der Bahnen und entwickelt deshalb einen lebhaften Verkehr. Veranlaßt wird derselbe besonders durch die sehr ergiebigen Gips- und Kalkbrüche, die altberühmte Saline und eine rege Fabrikthätigkeit (Eisengießerei, Zementfabrik, Tapetenfabrik:e). Die Saline liegt vor dem Sülzthor, im Südwesten der Stadt; unaufhörlich entsteigt den zahlreichen hohen Schorn- steinen ein dunkelschwarzer Rauch. Die Salzquelle ist neben der von Halle die bedeutendste Norddeutschlands. Sie hat

5. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 40

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 40 — 10. Der Kreis Fallingbostel. Der Höhenrücken der Heide fällt nach der Aller zu allmählich ab. Die höchste Erhebung des Kreises ist der Falkenberg (151 m). Er ist mit einem Aussichtsturm ge- krönt, von dem man einen Überblick über die endlosen Moor- und Heideflächen und die einförmigen Föhrenmaldungen erhält. Inmitten der Einöde verkündigen uns wunderbare Denkmäler von einer längst verschollenen Zeit. Das sind die sieben Steinhäuser bei Südbostel. Von den sieben Hünen- gräbern sind nur noch fünf vorhanden Sie sind im Viereck errichtet. Auf gewaltigen steinernen Trägern ruhen riesige Decksteine, von denen einige m lang und 3x/2 m breit sind. Das größte Hünenbett ist noch ziemlich erhalten. Es wird von sieben aufrecht stehenden Granitblöcken gebildet, über denen ein Deckstein ruht. Zwei der Blöcke befinden sich am Eingang als Thürpsosten. Der Deckstein ist 5j/2 m lang, 4v5 m breit und 1/2 m dick; sein Gewicht wird auf 1700 Zentner geschätzt. Die Öffnung ist 11/2 ra hoch und über 3/4 m breit. — Neben den unwirtsamcn Gegenden hat der Kreis auch stärker bevölkerte Gebiete; ja, in ihm ist das „Paradies der Heide," nämlich an der rasch flutenden, von Hügeln vielfach eingeengten Böhme bei Fallingbostel, das noch 150^ über dem Meeresspiegel gelegen ist. Auch haben das Mündungsgebiet der Leine (= Bergfluß) und die Aller sehr ergiebigen Lehmboden und fette Wiesen. Doch nimmt wieder das an der Meiße ausgedehnte Moor ein großes Stück des Kreises ein. — Eine wahre Wohlthat für den Kreis ist die Anlage der kürzlich eröffneten Eisenbahn von Hannover über Riethagen (Hudemühlen) und Walsrode nach Visselhövede. In Aussicht genommen ist eine Zweigbahn von Walsrode über Fallingbostel nach Soltau. Der Sitz der Kreisverwaltung ist das 1000 Einwohner zählende Dorf Fallingbostel. Es ist in der „Schweiz" und dem „Paradiese der Heide" an der Böhme gelegen. Be- merkenswert ist die Pnlvermühle. Bedeutender als Falling- bostel ist Walsrode. Die wohlgebaute Stadt hat 2300 Einwohner, liegt ebenfalls an der Böhme und hat Fabriken für Leder, Pulver und Stärke. — Walsrode verdankt seine

6. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 50

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 50 — Wittingen (1700 Einwohner). Der Verkehr in der ab- gelegenen Stadt ist so außerordentlich gering, daß sie wohl die „tote Stadt" genannt wurde. Der gute Boden weist die Bewohner meist auf den Ackerbau hin. Ursprung und Namen hat der Ort vom Sachsenherzog Wittekind erhalten, der ihn zu einer wichtigen Grenzfestung gegen die Wenden erhob. Im Mittelalter hausten in dieser Gegend die Raubritter von demknesebeck (Kneisen^ Fürsten) und Hodenberg. Ihre Burgen standen in dichten Wäldern und unwirtsamen Mooren zu Knesebeck (800 Einw.) und Mahrenholz (700 Einw.) Eine schaurige Sage geht von Mahrenholz, daß ein dortiges Kloster wegen der Gottlosigkeit der Mönche und Nonnen unter furchtbarem Getöse in die Tiefe gesunken sei. Noch glaubt man das Ächzen und Stöhnen der Mönche und leisen Frauengesang zu vernehmen, wenn des Abends die melan- cholischen Töne der Unken und Frösche über die stille Moor- fläche ziehen. In den sumpfigen Gegenden der Ohre, nahe dem Drömling, liegt der Flecken Brome. 16. Der Kreis Gifhorn. Der Kreis gehört dem Oberlauf der Aller an. Dieser Fluß entspringt in der Provinz Sachsen bei Seehausen in einer Meereshöhe von nur 155 m, woraus sich das geringe Gefälle erklärt. Die Ufer sind niedrig und sumpfig. Um die großen Wassermengen abzuleiten, ward 1360 die Aller- Korrektion mit einem Kostenaufwand von 900 000 Mark be- gönnen, indem man einen Kanal von Weyhausen bis Diek- horlt grub. Eine weit größere Wassermenge bringt der Harz- fluß Oker (^Hochbergfluß). Daher staut das Wasser in der Aller und Oker auf und überschwemmt öfter die Gegend. (Vgl. Flaudewell S. 43.) Aber gerade das Wasser hat die fruchtbare Marschniederung, den Papenteich, im südlichen Teil des Kreises geschaffen. Der nördlich der Aller gelegene Teil ist meist moorig und ödes Heideland. Die Kreisstadt Gifhorn, auf einer kleinen Anhöhe an der Mündung der Jfe in die Aller gelegen, zählt 3000 Einwohner und hat Garten und Gemüsebau, Fabriken für Tabak, Glas, Woll- und Baumwollspinnerei. Der Bahnhof

7. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 22

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 22 — Teil ein, ungefähr 10 500 qkm. Der Boden besteht aus gelblichem Sand, Lehm, Granit und Steingeröll. Im Norden bildet die Heide einzelne Höhenzüge. Die höchsten Punkte sind der Wilseder Berg (170 m), der Falkenberg (151m), die Osterhöhe (150 m), der Hohe Mechtin (150 m), der Holxerberg (148 m), der Weinberg, die Klötzie und die hart an die Elbe stoßenden Elbberge. Von den Vorsprüngen des Garlsdorser Waldes sieht man nach einer Seite die Türme des 6—8 Stunden entfernten Hamburg, nach der andern die 130 m hohen Züge der Hanstedter Berge, nach der dritten den schlanken Johannisturm und den Kalkberg zu Lüneburg. Die südlichen und westlichen Gebiete sind weitgedehnte Ebenen ohne nennenswerte Erhebungen. Da kann man stundenlang wandern, ohne ein Haus, ein Dorf, einen Baum zu treffen. Nur Heide, trostlose Heide auf dürrem Sande! Und wenn sich in der Ferne wirklich grüne Flächen zeigen, so erweisen sie sich bald als Täuschung. Statt des frischen Rasens ge- wahrt man nur Binfen, Moos, Riedgras und Gagelsträucher, statt des erhofften Quellwassers trübe Lachen. Der Ruf der Lüneburger Heide ist kein guter, obwohl das deutsche Vater- land noch viel traurigere Einöden einschließt. Ehe die Eisenbahnen die Entfernungen zwischen den größeren Handels- städten abkürzten, zogen schwere Fuhrwerke die stillen Straßen. Damals sührten die Heerstraßen von Braunschweig über Gifhorn, Ülzen, Bardowik (Lüneburg) nach Hamburg; von Hannover einerseits über Walsrode und Soltau nach Hamburg, andrerseits über Walsrode und Verden nach Bremen; von Verden über Soltau nach Bardowik (Lüneburg) u. s. w. gerade durch die einförmigsten Gegenden, und die Fuhrleute, denen sich bei der langsamen Fortbewegung des Transports keine Abwechselung bot, machten die Lüneburger Heide durch übertriebene Schilderungen nur noch verrufener. Jedoch kann die Heide das „Land der traurigen Berühmtheit" nur für den sein, der sie aus Büchern kennt, nicht aber für den kundigen Forscher. Tier- und Pflanzenleben. Ein reiches Tierleben wimmelt zu den Füßen des auf- merksamen Beobachters und durchschwirrt die heiße Luft.

8. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 28

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 28 — In den Bürgerhäusern, im Schulgebäude und im Johanniter- Krankenhaus fanden die Unglücklichen Aufnahme. Nach einigen Tagen verlief sich das Wasser, der untere Stadtteil ward frei. Aber wie sah's dort aus! Das Straßenpflaster war aufgerissen, die Häuser waren halb eingestürzt; Eisenbahn- schwellen, Wagen, Hausgerät, Zäune, Wegweiser, Bäume lagen in grausem Gemisch durcheinander. In Bäumen fand man ertrunkene Menschen und tote Kühe hängen. Das Acker- land, die Wiesen, die Gärten waren mit unfruchtbarem Schlamm, Sand und Steingeröll fußhoch bedeckt. Doch die erbarmende Nächstenliebe brachte Geld, Kleidungsstücke und Nahrungsmittel, daß der größten Not bald gewehrt ward. Der Bauer konnte fein Gehöft und der Bürger sein Wohn- haus wieder aufbauen. Sechs km nördlich von Dannenberg, an der Mündung der Jeezel, liegt Hitzacker, ein Städtchen von 1500 Ein- wohnern. Die Stadt treibt lebhafte Schiffahrt, Fischerei und Kornhandel. Am 2 km entfernten Bahnhofe entspringt eine eisenhaltige Quelle (Stahlbrunnen). Das Wasser wird entweder getrunken oder zu Bädern verwandt. Es schmeckt herbe und wird darum häufig mit Wein vermischt getrunken. Seit der Entdeckung dieser Quelle ist Hitzacker ein bekannter Kurort geworden, der von Gästen nah und fern besucht wird. Große Hotels sorgen für Unterbringung der Kurgäste. Schöne Aussichten aus die Elbe gewähren der Weinberg und die Klötzie. Auf dem Weinberg ist zu Ende des 17. Jahr- Hunderts thatsächlich Wein gebaut worden, der an fürstlichen Tafeln getrunken wurde. Der verfeinerte Geschmack in unserer Zeit würde ihn gewiß zu sauer finden. Unter Eichen gewahrt man auf der Spitze diefes Berges die Reste einer Burg, in der nach der Sage Raubritter gewohnt haben. Wenn die Schiffer an dieser Stelle glücklich vorüber waren, sollen sie ausgerufen haben: „Hei is sicker!" (Er ist sicher), und dieser Ausruf soll die Veranlassung zu dem Namen Hitzacker sein. Dem ist jedoch nicht so. Vielmehr war die Burg eine Grenzfeste gegen die Wenden, in der Heinrich der Löwe eine Burgmannfchaft unterhielt. Der Name der Stadt hängt wahrscheinlich eng mit der Jeezel zusammen, so daß er Jeez - Acker d. h. Acker an der Jeezel bedeutet. Seine

9. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 35

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 35 — 6. Der Kreis Winsen. Der Kreis gehört dem Unterlauf der Ilmenau an, die kurz vor ihrer Mündung die Luhe aufnimmt. Die oberhalb Harburg in die Elbe fallende Seeve bildet gegen den Kreis Harburg die Grenze. An der Ilmenau, Elbe und unteren Luhe ist Marschboden; der größte Teil des Kreises ist jedoch Geest (Hanstedter Berge, Garlsdorfer Wald, Osterhöhe). Die Bahnen Lüneburg-Buchholz und Hannover - Hamburg durchschneiden den Kreis. Die Kreisstadt Winsen liegt am rechten Luheuser, eine Stunde von der Elbe, und hat 3300 Einwohner, die Schiff- fahrt, Fischfang, Ackerbau und Bierbrauerei treiben. Außer- dem befinden sich dort Fabriken für Tabak, Wollwaren und Papier. Der sehr alte Ort war ehemals befestigt und besaß ein Schloß, in dem Ernst des Bekenners Vater zeitweilig residierte. Noch älter ist das Dorf Ramelsloh, wo Bifchof Ans- gar ein Kloster gründete. (Vgl. S. 3.) 7. n. 8. Stadt- und Landkreis Harburg. Der größte Teil des Kreises ist trockener Geestboden, der in der Haake bei Harburg seine höchste Erhebung hat. Unmittelbar vor Harburg liegt der „Schwarze Berg", der eine prächtige Fernsicht bietet. Bei Heimfeld erhebt sich ein fast 30 m hoher Aussichtsturm, von dem man die herrlichsten Blicke aus Hamburg-Altona hat. Von der sich zwischen Hamburg und Harburg teilenden Elbe werden viele Inseln gebildet, unter denen Wilhelmsburg die größte ist. Die Ufer sind im Osten gegen die Norder-Elbe, im Süden gegen die Süder-Elbe und im Westen gegen den Reiherstieg mit 5—6 m hohen Deichen geschützt. Die Feldmarken der wenig gesondert liegenden Ortschaften haben wieder ebenfalls eigene Deiche. Die westlich von Wilhelmsburg liegende Insel „Hohe Schar" ist eine Viehweide; dagegen sind die Inseln Altenwärder und Finkenwärder dicht bewohnt. Der Ort Altenwärder ist ein sauberes und wohlhabendes Fischerdorf mit bedeutender Milchwirtschaft. Die Ortschaft Finkenwärder gehört 3* \l

10. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 47

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 47 — gemeinden mit eigenen Kircten entstehen lassen. In neuerer Zeit scheint sich die sehnlichst gewünschte Einigung anzubahnen — gewiß nur zum Segen der Hermannsburger Mission und der Lüneburger Bevölkerung. Das alljährlich in Hermanns- bürg um Johannis stattfindende Missionsfest wir) von vielen Tausenden besucht. Die Örze führt uns durch das fruchtbare ehemalige Amt Bergen nach Winsen an der Aller, einem großen Dorfe. Unterhalb Winsen nimmt die Aller links die Wieze auf. Parallel mit diesem Flusse zieht sich ein mächtiges Salz-, Teer- und Thonlager hin. 1882 begann man bei den Dörfern Wieze und Steinförde mit der Bohrung von Petroleum Jetzt sind dort schon 30 Türme zum Bohren des Öls angelegt. Auch ist der Anfang mit der Ausbeutung des 400 m starken Salzlagers bei Wieze gemacht worden. 14. Der Kreis Ülzen. Der von einem Höhenrücken durchzogene Kreis hat seine höchsten Erhebungen im Holxerberg bei Suderburg (130 m) und in der Göhrde im Hohen Mechtin. In tiefer Thalsenkung fließt die Ilmenau (= eilendes Wasser) durch schöne Wiesen- gründe, der eigentliche Quellflutz der Ilmenau ist der Bokeler Bach, der an Bodenteich vorbeifließt. Die übrigen Bäche sind von links die Gerdau mit der Schwienau, an der Ebstorf liegt, und der Hardau, die von Suderburg kommt, von rechts die Wipperau. Alle diese Bäche sind reich an Perlenmuscheln Etwa 5/8 des Bodens ist sandiges Heideland, 2/8 Moor und */8 fetter Lehmboden, der Zuckerrüben verträgt. Von Ebstorf bis Munster und Amelinghausen dehnt sich die beeren- und wildreiche Raubkammer aus. Im Mittelalter war diese Waldung, durch die die Heerstraßen von Lüneburg nach Celle und von Hamburg über Soltau uach Hannover führten, be- rüchtigt durch die Raubritter, die hier zwei Burgen (Bockum und Bode) besaßen. Ülzen liegt inmitten üppiger Wiesen, reicher Kornfelder und schattiger Laubwälder an der Ilmenau und einem Kanal dieses Flusses, ist Knotenpunkt der Bahnen Hannover-Hamburg und Stendal (Berlin)-Bremen und zählt 8000 Einwohner,
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