Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Der Sieg der Zünfte über die Geschlechter. 205
Geld- und Familien-Interesse regierten. Immer parteiischer wurden die Aussprüche des patrizischen Stadtrats, wenn er zu Gericht saß, der Arme konnte selten zu seinem Rechte kommen.
Mehr und mehr schwand damit in den mittleren und unteren Klassen der städtischen Bevölkerung das Gefühl, daß die Patrizier mit Recht den Löwenanteil des gesteigerten Reichtums besäßen. Die soziale Mißstimmung, die auf dem Lande mit dem steigenden Drucke der Feudallasten, mit dem Untergange der Altfreiheit sich längst vorbereitet hatte, wuchs in den Städten noch ganz anders als auf dem Lande. In den Städten maßen sich Reichtum und Armut, Übermut und Elend näher aneinander.
Es ist charakteristisch für die Zustände in den Städten zu Anfange des 14. Jahrhunderts, daß so viel von dem Gegensatze zwischen arm und reich die Rede ist. Fast in allen Urkunden der Zeit wiederholt sich der Ausdruck, man wolle die Dinge so ordnen, daß Reiche und Arme zu ihrem Rechte kommen könnten. Und doch gelang dies so wenig, immer anss neue, immer schärfer, immer erbitterter stehen sich reich und arm gegenüber.
Die Ungerechtigkeit der Steuerverteilung, die in vielen Städten vorhanden war und an die man auch da glaubte, wo sie nicht vorhanden war, weil man dem Handwerkerstande keinen Einblick in die städtischen Kassenverhältnisse gestattete, wirkte überall, die Mißstimmung und das Mißtrauen zu erhöhen. Ein ziemlicher Teil des Handwerkerstandes war verschuldet, und kaum erschwinglich waren die hohen Zinsen. Furchtbar wirkten die zahlreichen Hungerjahre aus den kleinen Mann, der ohne Besitz von der Hand in den Mund lebte, dem oftmals die Arbeit und der Absatz stockte, der in den teuern Jahren sich tief verschuldete, nur um nicht Hungers zu sterben. Übermäßig war der Gewinn, den in solcher Zeit die größeren Grundbesitzer, die Kaufleute und vor allem die Inden machten. Die Juden waren vieler Orten die Günstlinge des Patriziats, und der Haß der Handwerker erstreckte sich ans beide in gleicher Weise.
So drängte alles ans einen Umschlag hin, aber es bedurfte noch einer fest bestimmten Strömung, die im Lause eines Jahrhunderts fast alle deutschen Städte im gemeinsamen Zuge hinriß, daß die unteren Schichten überall mit denselben Forderungen gegen die oberen sich wandten. Diese Strömung wurde hervorgerufen durch die politische Parteinahme der Städte im Kronstreite zwischen Ludwig von Bayern und Friedrich von Österreich, zwischen dem gebannten deutschen Könige Ludwig und dem Papste Johann Xxii. Wie sich in Italien das freie Bürgertum im Kampfe gegen das ausländische Königtum hob, wie es im Bunde mit der Kirche die Idee der Unabhängigkeit wider das hohenstaustsche Hans verfocht, so gab in Deutschland umgekehrt der Angriff der päpstlichen Herrschaft zu Avignon auf den volkstümlichen Ludwig das Signal zu einer allgemeinen Bewegung. Obwohl das Glück der Waffen und mehr noch die Stimme des Volkes sich für den Bayern Ludwig entschieden hatte, so glaubte Johann Xxii. doch, durchdrungen von den Überlieferungen eines Gregor Vii.,
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_von_Bayern Ludwig Friedrich_von_Österreich Friedrich Ludwig Ludwig Johann_Xxii Johann Hans Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Johann_Xxii Johann Gregor_Vii Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Avignon
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
Inhalt: Zeit: Antike
Auch war es allerdings richtig, daß der Bevölkerung des Reiches durch Naturereignisse, wie Erdbeben und Pestilenzen, mehrmals so arg mitgespielt wurde, daß die einzelnen Fälle geradezu epochemachend für die ganze innere Entwicklung geworden sind. In ähnlicher Weise, wie es bei der Pest des I. 429 v. Chr. für Athen der Fall war.
So wütete unter Kaiser Marc Aurel eine Pest, welche Soldaten aus dem Orient eingeschleppt hatten. Das Reich wurde so entvölkert, die Reihen der Legionen derart gelichtet, daß der Kaiser sich genötigt sah, ganze Landstriche mit Barbaren zu besiedeln, damit der Boden bebaut würde; die Reihen der Armee mußten durch Sklaven und Gladiatoren ergänzt werden.
Nicht weniger verheerend wirkte eine Pest, die um die Mitte des dritten Jahrhunderts ausbrach und durch welche in manchen Gegenden, wie z. B. in Alexandria, die Hälfte der Bewohner dahingerafft wurde.
Von diesen Zeiten datiert die physische Entartung der römischen Rasse und der rasche Rückgang Italiens: deutlich tritt dies an den Bildnissen der Denkmäler zu Tage, die im Gegensatz zu früher von jetzt an skrophnlöse, krankhafte Gestalten uns vorführen. Mit dem physischen Vermögen gingen aber auch die geistigen Vorzüge verloreu und die folgende Zeit ist durch das Absterben derselben gekennzeichnet.
Die Abnahme der Lebenslust äußerte sich auch in dem Umstande, daß die Ehelosigkeit von Philosophen und religiösen Sekten als oberstes Prinzip mit steigendem Erfolg angepriesen wurde. So von dem Philosophen Epictet, dem Zeitgenossen des Hadrian, dem eine ganze Reihe anderer folgten. Man könne nicht zugleich der Philosophie obliegen und eine Frau haben; ein Grundsatz, der, schon von einigen Griechen des Altertums entwickelt, jetzt besonders eifrige Vertreter und Hörer fand. Es hing die Empfänglichkeit für diese Lehre wohl mit den sozialen Mißverhältnissen zusammen, die in der Familie hauptsächlich eine Last erblicken ließen.
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31(3 Die Rückkehr des angelsächsischen Königshauses 1042 — 66.
seinen König auf; allein der Jubel verwandelte sich schnell in schmerzvolle
Klage. Nicht allein, daß Emma für Alfreds Ermordung Rache nahm, welcher
sich indes Godwin durch ein glänzendes Geschenk an Harthakuud zu entziehn
wüste, mit äußerster Strenge wurden zur Bezahlung der dänischen Krieger
und Schiffsleute 32,000 Pfund Silbers eingetrieben. Daß 1041 Eduard
an den Hof berufen ward, vermochte die Angelsachsen nicht mit dem von den
Dänen ungescheut geübten Übermut zu versöhnen, die reichen geistlichen
Stiftungen nicht mit einem König zu befreunden, welcher der Trunksucht
ergeben, sich Dänemark unthätig fast entreißen ließ. Der plötzliche Schlag-
fluß, der Harthaknuds Leben beim Weingelag (8. Jun.) 1042 ein Ende machte,
enthob ihn größrer Schmach und Unruhe.
Die Rückkehr des angelsächsischen Königshauses 1042 — 66.
10. Seine Neigung zu klösterlichem Leben uitb die Erwägung der
Schwierigkeiten, welche den Thron umstanden, hätten Eduard Iii (den
Bekenner) bestimmt seiner Berufung zur Krone sich zu versagen, wenn
nicht Godwin ihn zur Annahme bewogen hätte. Allerdings wollte dieser,
mit seinen kräftigen Söhnen und seinem ausgedehnten Besitzt) der mächtigste
und geachtetste Mann des Reichs, die Herschaft führen und suchte seinen
Einfluß durch Vermälung des Königs mit seiner Tochter Eadgyth^) zu
sichern, doch das Reich bedurfte auch einer starken Hand und er verstand den
allgemeinen Bedürfnissen eben so vollständig Rechnung zu tragen, wie seinen
Wünschen Befriedigung zu verschaffen^). Sein Werk war es, daß Emma
die Schätze Knuds herauszugebcn genötigt und auf anständig versorgten
Haushalt in Winchester angewiesen ward. Bei der Beseitigung der Ansprüche
Swends Estridsen von Dänemark und Magnus' von Norwegen^) hinderte
zwar sein Gegner, der ihm au Macht zunächst stehende Leofric, die Aus-
führung seiner Vorschläge, doch schloßen nach Magnus' Tod sein Sohn
Harald Hardrade, wieswen, Frieden. Daß sein eigner Sohn Swen, wegen
eines Frevels verbannt, an Balduins von Flandern^) Hof die Erzwingung
seiner Wiederherstellung vorbereitete, schadete seinem Einfluß nichts, viel-
mehr vermochte er jenem 1050 die Rückkehr auszuwirken. Wie freudig
erkannten die Angelsachsen an, daß der dänische Einfluß vom Hofe verbannt
und bis zum I. 1050 die drückende Abgabe des Dänengeldes gänzlich
abgeschafft ward, was wesentlich Godwins Verdienst war! Der König
Eduard trug im Herzen und übte aufrichtige Frömmigkeit, wärend des
langen Aufenthalts in der Normandie war er ganz den die katholische
Welt durchdringenden Ideen gewonnen worden. Rom ehrte er auf alle
Weise: baute er doch um vom Gelübde der Pilgerung zu St Peters Grab,
weil ihn seine Hcrscherpflicht davon zurückhielt, entbunden zu werden, auf
Papst Lco's Ix Geheiß die herliche Westminsterkirche, ^das kostbarste
Vermächtnis der von Wodan und Cedric sich ableitenden angelsächsischen
Dynastie'^). Die angelsächsische Geistlichkeit war die einzige, welche dem
skandinavischen Norden die Glaubensboten lieferte, aber sie war nicht so 1
1) Godwin hatte selbst die Verwaltung von Kent, Sussex und des größern
südlichen Teils von Wester in Händen, sein S. Harald Ostanglien ltnb Esser, Swen,
der zweite S. erhielt das nördliche Wester, und auch die übrigen: Tostig, Gurth,
Leofwin und Wulfnoth, fanden bedeutende Ausstattung. — 2) Eduard hat keine Nei-
gung für sie gefaßt. — 3) Läppend. I 517. — 4) § 115. — 5) Dies war die Ursache,
weshalb Eduard dem Kaiser Heinrich Iii gegen Balduin Hülfe leistete; s. § 107, 4.
— 6) Lappend. I 504 f.
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Extrahierte Personennamen: Emma_für_Alfreds Eduard Eduard Eduard_Iii Eduard Emma
die_Schätze_Knuds Harald_Hardrade Eduard Eduard Peters Cedric Godwin Kent Wester Harald_Ostanglien Esser Gurth Eduard Eduard Eduard_dem_Kaiser_Heinrich_Iii Eduard Heinrich Balduin_Hülfe
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Hände der Rechtsgelehrten und erfolgte nach römischem Rechte. Die sogenannten cas royaux wurden ausschließlich vor die königlichen (Berichte, die Parlamente — vergl. sie mit den englischen Parlamenten! — gewiesen. Die Berufung (Appellation) an die Parlamente von den Gerichten der Vasallen wurde eingeführt und diente zur Schwächung der Lehnsaristokralie. Auch die Selbsthilfe der Einzelnen wurde wesentlich eingeschränkt, Privatfehden wurden untersagt, die gerichtlichen Zweikämpfe in den königlichen Landen verboten.
Ebenso weise und segensreich schaltete Ludwig in andern Beziehungen. Trotz seines religiösen Sinnes gestattete er der geistlichen Gewalt keine Übergriffe. Die päpstlichen Geldforderungen mußten eingeschränkt werden, der Zustand der französischen Kirche wurde durch eine „pragmatische Sanktion" geordnet. Auch die Stadtgemeinden erfreuten sich starker Förderung; ihre Bedeutung nahm zu, besonders als nach der Errichtung des lateinischen Kaisertums Handel und Reichtum sich mächtig hoben. Seit 1262 wurden Abgeordnete der Städte zur Teilnahme an der Gesetzgebung berufen. So gedieh das Land herrlich unter Ludwigs Regierung. „Während in allen andern Ländern die Fehden entbrannten, waltete hier Frieden, und Frankreich nahm sich auf an Menschenzahl und fortgehender Kultur."
Über die beiden Kreuzzüge Ludwigs des Heiligen s. Seite 82 u. 83.
England bis zum Ende der Kreuzzüge.
Die Eroberung Englands durch die Normannen 1066 (s. Seite 54) führte zugleich das Eindringen des normannisch-französischen Elements in ihre Kirche und in ihren Staat im größten Maßstab herbei. Wilhelm der Eroberer nahm allen, welche die Waffen gegen ihn getragen hatten, ihr Eigentum und vergab die Güter an seine Getreuen. Da die neue, harte Herrschaft zu fortwährenden Empörungen führte, so waren in kurzer Zeit sehr bedeutende Gebiete in den Händen der Normannen. Ein neues Recht wurde eingeführt und durch grausame Strafgesetze (Forstgesetze!) zur Geltung gebracht. Bald war nur noch die Hälfte der Kronvasallen angelsächsisch, und es begann jener erbitterte Gegensatz zwischen dem angelsächsischen und dem normannischen Teil der Bevölkerung, welcher erst nach anderthalb Jahrhunderten, seit dem Erlaß der Magna Charta, zu schwinden begann und erst nach drei Jahrhunderten, in den Tagen Eduards Iii., ganz beseitigt war. Auch in England waren die Normannen treue Anhänger des Papsttums. Dennoch wurde Gregors Vii. Anspruch auf die Oberlehnshoheit über England von Wilhelm I. energisch zurückgewiesen.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwigs Kreuzzüge_Ludwigs Ludwigs Wilhelm Eduards_Iii Eduards Gregors Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Englands England England
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Durch seine streng-kirchliche Erziehung und durch seine Vermählung mit Agnes von Poitiers war Heinrich mit den Cluniacensern in Verbindung gekommen und hatte die Reform der Kirche in ihrem Sinne sich zur Aufgabe gestellt. Daher trat er dem immer mehr um sich greifenden Fehdewesen entgegen, indem er in Deutschland den Gottesfrieden (pax oder treuga dei; Waffenruhe von Mittwoch abends bis Montag früh) verkünden ließ.
Dann unternahm der Kaiser die Verbesserung der kirchlichen Zustände. Die höheren Kirchenämter wurden meist für Gunst oder Geschenke verliehen und die Simonie (Erwerbung geistlicher Ämter auf unrechtem Wege, besonders durch Kauf oder Bestechung) in hohem Maße geübt. Dagegen kämpfte die Kirche selbst vergeblich an. Der niedern Geistlichkeit fehlte es an allgemeiner Bildung, dem gesamten Klerus an Zucht und Sittlichkeit. Am schlimmsten stand es in Rom. Das Papsttum war damals fast ein Besitz der Grasen von Tusculum geworden, aus deren Hause Benedikt Ix., „der Teufel auf dem Stuhle Petri", als zehnjähriger Knabe Papst wurde. Zwar verkaufte Benedikt seine Würde an Gregor Vi., welcher sich im übrigen redlich um die Besserung der kirchlichen Zustände bemühte. Bald aber hatte Rom schon damals das Ärgernis von drei gleichzeitigen, sich befehdenden Päpsten.
Da wurde Heinrich herbeigerufen, um bessere Zustände zu schaffen. Er beseitigte durch die Kirchenversammlung zu Sutri 1046 die alten Päpste, setzte einen Deutschen, einen Priester ohne Tadel, an ihre Stelle und sorgte auch in der Folge noch dreimal für geeignete deutsche Nachfolger, denn die deutsche Geistlichkeit stand an Bildung und Sittenreinheit weit über der römischen. So hob er das päpstliche Ansehen wieder und bereitete dadurch km Streben Gregors Vii. nach geistlicher Allgewalt die Wege. Pam und Kaiser arbeiteten jetzt gemeinsam energisch der Simonie entgegen. Zum letztenmal waren diese beiden Mächte in einträchtigem Streben verbunden.
So stand das Kaisertum aus der Höhe seiner Macht. Eine deutsche Universalmonarchie schien von neuem zu erstehen. Allein bald zeigte sich, daß sie nicht von Dauer war. „Die Stellung eines Kaisers war ebenso gefährlich wie großartig. Die ihn umgebenden Magnaten konnte er nur in stetem Kampfe im Zaume halten. Er mußte sich auf die Geistlichen stützen. Die europäische Bedeutung seiner Würde konnte er doch nie völlig erfüllen. Wie kontrastiert mit der Ruhe und Selbstgenügsamkeit des Reichs, das Karl d. Gr. beherrschte, dies ewige Hin- und Wiederfluten entgegengesetzter Parteien, dies stete Sichausrichten widerspenstiger Gewalten. Es gehörte Kraft und Mannhaftigkeit ohne Gleichen dazu, sich zu behaupten" (Leop. v. Ranke).
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Extrahierte Personennamen: Agnes_von_Poitiers Heinrich Heinrich Gregor_Vi Gregor Heinrich Heinrich Gregors Karl_d Karl
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zu gewinnen trachtete. Nach dem Sturze Friedrichs Ii. endete das Bündnis mit den Päpsten, und es begann ein heftiger Kampf gegen die Kirche, deren Herrschergelüste die Städte zurückwiesen. Um dieselbe Zeit entstanden auch die Streitigkeiten um den Anteil an der Regierung, welchen die Handwerker den Patriziern gegenüber für sich in Anspruch nahmen. Glückliche Söldnerführer oder angesehene Familien gewannen dann die Herrschaft. In Frankreich erlangten die Städte eine ähnliche Entwickelung, ihre Bedeutung aber beruhte hauptsächlich in der Unterstützung der Könige gegen die Feudalmächte.
Die deutschen Städte traten zuerst unter Heinrich Iv., dem sie gegen seine Feinde beistanden, politisch hervor. Sie waren von da an meistens auf Seiten der Kaiser, die natürlichen Verbündeten derselben gegen ihre Landesherren, deren Gewalt sich zu entziehen sie bestrebt waren. Die Rechte, nach denen sie besonders trachteten, waren die persönliche Freiheit, Sicherung vor willkürlichen Abgaben und vor allem freie Wahl der Richter und Obrigkeiten. Die Blüte der deutschen Städte begann mit dem dreizehnten Jahrhundert. Sie bildeten damals die Einungen und Bündnisse, von denen später zu sprechen ist. Auch in Deutschland hatten zuerst die großen Grundbesitzer die Herrschaft in den Städten. Allmählich wurden sie durch die Kaufleute verdrängt. Im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert erstrebte auch hier der Gewerbestand Teilnahme an der Verwaltung und erlangte dieselbe unter vielen inneren Kämpfen mehr und mehr. Der Bürgerstand wurde dann der Träger der höheren Bildung und der nationalen Entwickelung.
Den bedeutendsten Aufschwung brachten die Kreuzzüge dem Bürgertum durch die bis dahin ungeahnte Erweiterung des Welthandels und die sich daraus ergebende Steigerung des Reichtums. Das Gebiet des Handels wurde weit ausgedehnt, Länder von hoher Kultur und unermeßlichem Reichtum wurden dem Abendland erschlossen. Da hob sich der Wohlstand der abendländischen Städte mit großer Schnelligkeit. Äußerlich wurden sie stattlicher, die Häuser wohnlicher und ansehnlicher. Auch der Kirchenbau zeugt davon. Aus dem zwölften und dreizehnten Jahrhundert stammen Die Dome zu Trier, Mainz, Worms, Speier; die zu Köln und Straßburg wurden gleichfalls im dreizehnten Jahrhundert begonnen.
Handel und Handelswege.
Das Morgenland wurde hauptsächlich durch die Eroberung von Äonslanlinopel im liierten Äreuzzug geöffnet. Schon seit dem Altertum war Konstantinopel der Stapelplatz für die Waren des Orients. Alt waren
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c. In Burgund erwarb er von König Rudolf Iii. das Versprechen der Erbfolge und versuchte in wiederholten Kämpfen die widerstrebenden Grofsen dieses Reichs (1016 —1018) zur Anerkennung seiner Ansprüche zu zwingen.
d. In Deutschland gelang es dem Kaiser nach manchen Kämpfen die Ordnung überall wieder zu festigen und die Fürsten zum Abschlufs von Friedensbündnissen untereinander zu bestimmen. Durch Gründung des von ihm und seiner gelehrten Gemahlin Kunigunde aufs reichste ausgestatteten Bistums Bamberg, welches bald auch als wissenschaftliche Bildungsstätte glänzte, schuf er einen Mittelpunkt für die Bekehrung und Sittigung der damals an Main und Rednitz zahlreich angesiedelten und noch im Heidentum befangenen Slaven. Den kirchlichen Interessen nicht nur durch zahlreiche Stiftungen, sondern auch durch Förderung strengeren geistlichen Lebens eifrig zugewandt, wahrte er sich doch in allen äufseren Dingen die Herrschaft über die Kirche und suchte durch Ausnutzung ihrer wirtschaftlichen Erträgnisse für den Reichsdienst die Machtmittel der Krone zu erhöhen. Deshalb unterstützte er die kluge Wirtschaftspolitik der Bischöfe und stellte sie namentlich durch Übertragung der Grafschaftsrechte vor den Laiengewalten sicher. Zugleich wahrte er sich das Einsetzungsrecht der geistlichen Oberen und drang häufig den reichen Klöstern sparsame Äbte auf, welche durch Verkürzung oder Einziehung der mönchischen Pfründen neue Lehen zur Vermehrung der Vasallen und neue lieferungspflichtige Höfe schufen. Das unter Otto Iii. verloren gegangene innige Einvernehmen zwischen Königtum und Episkopat wurde zum Wohle des Reichs durch H. hergestellt. Mehr und mehr aber wandte er sich auch den Bestrebungen der Cluniacenser zu. Hand in Hand mit ihnen und dem thatkräftigen Papst Benedikt Viii. sowie im Bunde mit den Königen von Frankreich und Burgund wollte er eine allgemeine Kirchenreform durchführen, als er am 13. Juli 1023 zu Grona kinderlos starb.
8. Steigerung der kaiserlichen Macht durch die ersten Salier und Reform des Papsttums1).
^Konrad Ii. (1024—39), gewählt unter der mafsgebenden Teilnahme der hohen Geistlichkeit von allen Stämmen in der Rheinebene zwischen Mainz und Worms, Urenkel Konrads von Lothringen, des Schwiegersohnes Ottos d. Gr., vermählt mit
*) Vgl. Zeittafeln S. 60 ff. Konrads und Heinrichs Iii. Persönlichkeit nach Wipo S. 51. 55.
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Extrahierte Ortsnamen: Burgund Deutschland Bamberg Main Frankreich Burgund Rheinebene Mainz Worms Lothringen Ottos
Aribert aussprechen. Nachdem er für Benevent und öapua neue Gesetze erlassen und den Normannen Rainulf mit der Grafschaft Aversa belehnt hatte, liefs er Mailand aufs neue einschliefsen, wurde aber im Sommer 1038 durch eine Pest zur Rückkehr nach Bayern genötigt.
Ii. In Deutschland hatte Konrads Stiefsohn Ernst von Schwaben, weil er die Herrschaft Burgunds sich entgehen sah, schon vor dem ersten Römerzug mit mehreren Grofsen eine feindliche Verbindung gegen den Vater geschlossen und sowohl im Elsafs als in Burgund Feindseligkeiten verübt, mufste sich aber, als beim Herannahen des Kaisers sein Anhang ihn verliefs, gefangen geben. Nach zweijähriger Haft auf Giebichenstein freigelassen weigerte er sich seinen Freund Werner von Kyburg, der die Empörung fortgesetzt hatte, zu bekämpfen, ward deshalb geächtet und fiel mit seinen Getreuen im Schwarzwald. Sein Andenken lebt in der Sage fort. Das Herzogtum in Schwaben kam nun an Ernsts Bruder Hermann, nach dessen Tod (1038) an des Kaisers Sohn Heinrich, der bereits Bayern besafs; Kärnthen blieb nach Konrads Tode unbesetzt. Der Kaiser schien auf dem Wege, die Herzogtümer ganz an sein Haus zu bringen. Seine Macht im Reiche beruhte teils auf dem Ein-flufs auf die zahlreichen kleinen Vasallen, für welche er den Grundsatz der Erblichkeit ihrer Lehen durchführte, teils auf seiner festen Verbindung mit dar Kirche und der freien Verfügung über deren Reichtümer, auf deren Steigerung und sparsame Verwendung er sorglich Bedacht nahm. Um auch an den wachsenden Geldeinkünften der Stifter gesicherten Anteil zu gewinnen, forderte er von jedem neu eingesetzten Bischof oder Abt ertie bestimmte Geldzahlung an den Hof, was ihm den Vorwurf der Simonie zuzog. Zugleich war er bemüht, das unter den Ottonen veräufserte Königsgut zurückzugewinnen und nach dem Muster der kirchlichen Verwaltung die Gutswirtschaft auf den königlichen Pfalzgütem, welche sich vom Harz bis tief nach Italien hinein erstreckten, zu heben und ihre Erträgnisse zu steigern. Auf diesem wirtschaftlichen Sinn beruht ein grofser Teil seiner Erfolge. So hat er das Reich gemehrt und die Kaisermacht wesentlich gekräftigt, den kirchlichen Fragen aber ist er nicht nähergetreten. Tod des Kaisers zu Utrecht am °
4. Juni, sein Grab in Speier, dessen Dom er gegründet.
Heinrich. Iii. (1039—56) kam 22jährig zur Regierung1). Im Gegensatz zum Vater hochgebildet und von tiefreligiöser Ge-
*) Lambert von Hersfeld: nigro erat, sed venusto aspectu, statura procerus, nam ab humero et sursum eminebat super omnem populum.
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Extrahierte Personennamen: Aribert Konrads_Stiefsohn_Ernst_von_Schwaben Konrads Ernst Werner_von_Kyburg Ernsts Ernsts Hermann Heinrich Heinrich Konrads Heinrich Heinrich Lambert_von_Hersfeld
durch den Kanzler Otto, den Burggrafen Friedrich, von Nrnberg und den Grafen Gottfried von Sayn, Ottokar durch die Bischfe Bruno von Olmtz und Wernhart von Seckau, Alfonsdurchbischofmeleudo von Astorga, den Dominikaner Ademar und durch den kniglichen Notar Magister Fern a nd ez. In seiner Erffnungspredigt bezeichnete Gregor X. als Aufgaben des Konzils: Beratung der eine wirksame Hilsleistuug fr das heilige Land, Herbeifhrung einer Union der abend- und /norgenlndifchen Kirche und Verbesserung der sittlichen Schden in Kirche und Staat. Die Verhandlungen trugen einen durchaus kirchlichen Charakter, politische Fragen wurden nicht berhrt und fast mit ngstlichkeit von der ffentlichen Diskussion ausgeschloffen. In sechs Sitzungen lste das Konzil die ihm gestellten Aufgaben. Die Mittel zur Ausrstung der Kreuzfahrt sollten durch einen sechs Jahre hindurch von allen geistlichen Einknften zu zahlenden Zehnten aufgebracht werden. Die Gesandten des ostrmischen Kaisers Michael Palologos, die am 24. Juni in Lyon eintrafen, erklrten in der vierten Sitzung des Konzils die Rckkehr der morgenlndischen Kirche in den Scho der rmischen; zur Hebung der Sittlichkeit wurde eine lange Reihe von Konstitutionen publiziert, die in mancher Hinsicht die von Bruno von Olmtz gemachten Bessernngsvor-schlage bercksichtigten/) Die fr die Kirchenverfassung wichtigste Bestimmung war die Neuordnung der Papstwahlen, die trotz des von verschiedener Seite erhobenen lebhaften Widerspruchs zum Gesetz erhoben ward. Danach waren die beim Tode des Papstes anwesenden Kardinle verpflichtet, binnen 10 Tagen zur Neuwahl zu schreiten, ohne derer zu warten, denen die weite Entfernung vom Wahlorte ein rechtzeitiges Erscheinen unmglich machte. Die Fragen rein politischer Natur wurden nur im geheimen Konsistorium des Papstes verhandelt. Rudolf bewies den Wnschen der Kurie das grte Entgegen-kommen. Er hatte den Propst Otto mit den weitgehendsten Vollmachten aus-gerstet, dem Papste in allem zu Willen zu sein, sofern es sich nicht um eine Entgliedernng des Reiches " handle (sine demembratione imperii) und in seinem Namen die Besttigung aller von seinen Vorgngern dem heiligen Petrus und der rmischen Kirche gewhrten Zugestndnisse und Privilegien zu erneuern, sich auch erboten, die von seinem Gesandten gemachten Versprechungen zu beschwren, wann der Papst es fordete.2) Selbst das Recht, der alle Ab-machuugen mit der Kurie fr den König rechtsverbindliche Urkunden anszu-fertigen, hatte er feinem Bevollmchtigten zugestanden.^) Trotz der demtigen Sprache Rudolfs entschied sich Gregor doch nicht sofort fr ihn, da Ottokar seinen Widerspruch gegen die Wahl, Alfons sein Recht auf den Thron durch ihre Vertreter gleichfalls geltend machten. Nach eingehenden Verhandlungen jedoch schlo er in der Erwgung', da die Angebote Rudolfs der Kurie greren Vorteil bringen wrden, als Ottokar und Alfons ihr gewhren knnten, mit den deutschen Gesandten einen Vertrag ab, der am 6. Juni 1274 vor einem Konsistorium von 14 Kardinlen in Anwesenheit der Erzbischfe von Mainz, Kln, Trier, Magdeburg und Bremen, sowie acht deutscher
1) Vgl. Lorenz D. &. It, 29. A. 1. 2) Das Beglaubigungsschreiben Ottos,
datiert vom 9. April 1274 (Otto war von seiner ersten Mission nach Lyon im Februar zurckgekehrt), findet sich M. Gr. L. Ii, 304flg., Emier no. 867. der die von Lorenz beanstandete doppelte Reise Ottos nach Lyon vgl. Kopp Ii, 3, 4. A. 5. 3) Da er ihm auch das Recht gegeben, des Knigs eignes Siegel zu führen, wie Lorenz Ii, 33. berichtet, sagt das Schreiben nicht.
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Extrahierte Personennamen: Otto Friedrich Friedrich Gottfried_von_Sayn Ottokar Ottokar Bruno_von_Olmtz Alfonsdurchbischofmeleudo_von_Astorga Ademar Gregor_X Gregor Michael_Palologos Bruno_von_Olmtz Rudolf Rudolf Otto Rudolfs Rudolfs Gregor Gregor Ottokar Ottokar Alfons Rudolfs Ottokar Ottokar Alfons Lorenz_D. Ottos Otto Lorenz Ottos Lorenz
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
182 Die deutschen Städte unter den Bischöfen.
ein- für allemal auf 10 Psunb festgesetzt, für die Romfahrt wird er jebes-ntal bcsoubers zwischen Bischof und Bürgern vereinbart.
S>tufe tiefer alv die freien Kaufleute und Grundeigentümer stehen me Handwerker; gegenüber den alten hofrechtlichen Verhältnissen sind sie jcioch weit vorgeschritten. Früher waren sie in gemeinsamen Arbeitshäusern untergebracht, hatten kein eigenes Vermögen, empfingen Kost, Kleidung Wohnung von ihren Herren, sie arbeiteten nur, was der Herr von ihnen verlangte und nur für ihn, waren ihm aber zu ungern effetten Diensten verpflichtet: jetzt liefern sie dem Herrn nur ein festgesetztes Maß von Arbeit im übrigen arbeiten sie für sich selbst; der Gewinn ihrer Arbeit kommt [Pen selbst zu gute; es entsteht zwischen ihnen ein Wetteifer, und die Folge desselben ist ein früher nicht geahnter Fortschritt in der Technik; jetzt hat der Handwerker sein Haus, das zwar wie alle städtischen Grundstücke mit einem Grundzins belastet ist, im übrigen aber ihm unentziehbar gehört; der Fleißige und Sparsame gelangt jetzt zu Wohlstand und Ansehen, und damit entsteht 'ätandesehre, Berufsfreudigkeit und Empfänglichkeit für höhere Kultur C sie dem Bischöfe persönlich Dienste zu leisten, aber gerade aus
oer Beschaffenheit derselben ersehen wir, daß dieselben mehr nur eine Art Anerkennung der Abhängigkeit, eine Abfindung für frühere härtere Verpflichtungen sind. So mußten in Straßburg die Kürschner die Felle und Pse für den Bifchof bereiten, den nötigen Stoff jedoch sollten sie auf bischöfliche Kosten in Mainz ober Köln einkaufen. Die Schuster lieferten die schwarzen Leberfutterale zu Leuchtern, Geschirren u. bergl., wenn der Bifchof an den kaiserlichen Hos ober zur Heerfahrt reiste, die Schmiede die Hufeisen, die Nägel, Pseile it. s. w., währenb die Schwertfeger die Schwerter und Helme der Hofbeamten putzen mußten. Die Weinwirte sollten jeben Montag, wenn der Bifchof es verlangte, die Vorratskammern reinigen, Müller und Fischer auf dem Rheine fahren, wozu der Zöllner die Schiffe stellte.
Schlimmer war die Lage der Kirchenhörigen, die meist aus Kolonen, Tagwerkern und nieberen Bebiensteten bestauben. Nur leise Spuren beuten auch bei ihnen eine Besserung der ursprünglichen Verhältnisse an. So ist es wohl ein Fortschritt, daß bei dem Tode eines Kirchenhörigen nicht mehr der ganze Nachlaß au den Herrn siel. Dies geschah jetzt nur noch, wenn der Hörige feute Erben zurückließ, sonst war es allgemeine Sitte geworben, den Über-gang auf bic Erben zu gestatten und nur einen Teil der Habe zu forbern: ba» wai bay Buteil ober Sterbfallrecht, ein Teil des Nachlasses, mit dem die Hörigen die Erbschaft von dem Herrn loskauften.
Diese patriarchalischen Zustände konnten nur so lange andauern, als das Verhältnis der Kirche zum Reiche ein eng verknüpftes blieb. In dem Augenblicke, in welchem sich der alte Freunbschaftsbunb löste, mußte an den Einzelnen die Frage herantreten, für welche der betben ftreitenben Parteien man in bett Kampf eintreten wolle. Dieser Augenblick war mit dem Regierungsantritt Heinrichs Iv. gekommen. In dem großen Kampfe zwischen Papst-
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