162
rasch weiter aus: Wrttemberg, Elsa, Baden, Pommern, viele nord-deutsche Städte, spter (nach des Herzogs Georg Tode) auch das Her-zogtum Sachsen und (unter Joachim Il 1539) die Mark Brandenburg nahmen sie an.
3. Die Hoheuzollem zur Zeit der Reformation. Joachim I. (Nestor)war ein Zeitgenosse und eifriger Gegner Luthers. Er stiftete eine Universitt zu Frank-furt a. O. und errichtete als obersten Gerichtshof das Kammergericht zu Berlin. Unter ihm erwachte die Raublust des Adels von neuem. Und da er diesem Unwesen streng entgegentrat, drohten ihm die Raubritter: Jochimke, Jochimke, hte di; fangen rat di, so hangen rai di." Er aber lie sich nicht einschchtern, auch als sie ihm wirklich nach dem Leben stellten; durch bewaffnete Reiter lie er vielmehr die Wegelagerer und Landschdiger aufgreifen und hngen. Alle Einsprache gegen dieses Verfahren lehnte er ab. Ich habe," sagte er, kein adelig Blut vergossen; die ich dem Henker berliefert, waren Schelme, Straenruber und Mrder. Wren dies rechte Ebelleute gewesen, so wrden sie keine Verbrechen begangen haben." Sein Sohn Joachim Ii. (H ektor) fhrte (1539) die Reformation (nach Luthers Lehre) in der Mark ein. Er schlo mit dem Herzog von Liegnitz einen Erbvertrag, nach welchem beim Erlschen des Mannsstammes der Herzge beren Lanbe Lieg-nitz, Brieg und Wohlau an Branbenburg fallen sollten.
4. Die Reformation im Norden Europas. Gustav Wasa. Die brei skandi-navischen Reiche Dnemark, Norwegen und Schweden waren durch die so-genannte kalmarische Union (1397) zu einem Ganzen verbunden worden. Indes strebten die Schweden danach, sich von dem Bunde loszureien und ihre Selbstndig-keit wiederherzustellen. Zwar suchte der gewaltttige Unionsknig Christian Ii. durch das entsetzliche Stockholmer B lutbad (1520)seineherrschaftberschweden neu zu befestigen; doch gelang es dem Gustav Wasa, nach mancherlei Abenteuern und Gefahren die dalekarlifchen Bauern zum Ausstnde zu bewegen, der zur Vertreibung der dnischen Gruppen aus Schweden fhrte. Nach der Eroberung von Stock-Holm wurde Gustav von dem schwedischen Volke zum König erhoben (1523). Die lutherische Lehre wurde im Lande eingefhrt.
Wie in Schweden wurde dann auch in Dnemark und Norwegen sowie in den Ostseelndern die Reformation nach lutherischem Bekenntnis eingefhrt.
5. Grndung der reformierten Kirche. In der Schweiz war bereits 1518 Ulrich Zwingli (geb. 1484), Pfarrer zu Zrich, als Re-formator aufgetreten. Er predigte, wie Luther, zunchst gegen den Ablahandel, ging jedoch in seinem Widerspruche gegen die bisherige Kirchenlehre noch weiter, als der wittenbergische Reformator: Alles, was nicht aus der heiligen Schrift zu erweisen sei, msse getilgt werden. Von Luther wich er namentlich in der Abendmahlslehre ab, und das Religionsgesprch zu Marburg (1529) konnte eine Einigung beider Männer nicht herbeifhren, da namentlich Luther mit groer Ent-fchiedenheit an seiner Ansicht festhielt. So schieden sich die Anhnger der Reformation in Lutheraner und Reformierte. Mehrere Schweizer Kantone (Zrich, Basel, Bern zc. 2c.) nahmen die reformierte
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Extrahierte Personennamen: Elsa Georg Joachim_Il Joachim_Ii Gustav_Wasa Gustav Christian_Ii Gustav_Wasa Gustav Gustav Gustav Ulrich_Zwingli Luther Luther
Zeittafel.
141
Nach Christus.
1190 Barbarossa stirbt auf dem Kreuzzug.
12541273 Das Zwischenreich oder die Zeit des Faustrechts.
1278 Rudolf von Habsburg besiegt den Bhmenknig (Dttokar auf dem Marchfelde.
14141418 Die Kirchenversammlung zu Konstanz. Verbrennung des Bhmen Johann hu.
1415 Kaiser Sigismund ernennt den Burggrafen Friedrich von hohen-
zollern zum Kurfrsten von Brandenburg.
1440 Johann Gutenberg erfindet die Buchdruckerkunft. i/ 1492 Kolumbus entdeckt Amerika.
14831546 Martin Luther.
31. Gkt. 1517 Luther schlgt 95 Stze gegen den Ablahandel an die Tr der Schlokirche zu Wittenberg.
1521 Luther vor Kaiser Karl V. auf dem Reichstage zu Worms. 1525 Die Reformation im Herzogtum Preußen.
1530 Das Glaubensbekenntnis der evangelischen Fürsten auf dem
Reichstag zu Augsburg.
1539 Die Reformation im Kurfrstentum Brandenburg. 1555 Der Augsburger Religionsfriede.
16181648 Der Dreiigjhrige Krieg.
1630 Der Schwedenknig Gustav Adolf landet in Pommern.
1631 Magdeburg wird von Tilly zerstrt.
1632 Gustav Adolf fllt in der Schlacht bei Ltzen. 1634 Wollenstem wird in Eger ermordet.
16401688 Friedrich Wilhelm, der Groe Kurfürst.
1656 Friedrich Wilhelm siegt mit den Schweden bei Warschau der die Polen.
1660 Der Friede zu (Dliva-. Preußen unabhngig.
1675 Der Groe Kurfürst siegt bei Fehrbellin der die Schweden. 1681 Ludwig Xiv. raubt die deutsche Reichsstadt Straburg. 1685 Der Groe Kurfürst nimmt franzsische Protestanten auf. 16881713 Friedrich (Iii.) I. von Brandenburg-Preuen.
18. Jan. 1701 Begrndung des preuischen Knigtums.
17131740 Friedrich Wilhelm I.
1732 Aufnahme salzburgischer Protestanten.
17401786 Friedrich Ii., der Groe.
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Extrahierte Personennamen: Christus Barbarossa Barbarossa Rudolf_von_Habsburg Rudolf Johann Johann Sigismund Friedrich_von_hohen- Friedrich Johann_Gutenberg Johann Kolumbus Martin_Luther Karl_V. Karl_V. Gustav_Adolf Gustav Adolf Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Amerika Wittenberg Worms Kurfrstentum_Brandenburg Pommern Magdeburg Eger Schweden Warschau Polen Schweden
Schulformen (OPAC): Konfessionell gemischte Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
— 93 -
überall. Ein gemeinsames Deutschland gab es nicht mehr. Jeder Fürst sorgte für sich und seinen kleinen Staat. Eine engherzige Kleinstaaterei trat an die Stelle der geschloffenen kaiserlichen Macht. Ein andrer Staat als Österreich mußte die Führung übernehmen, sollte sich Deutschland wieder zu neuer Macht erheben. Diese Aufgabe fiel dem mächtig ausblühenden brandenburgisch-preußischen Staate zu.
^3. Brandenburg-jdreußen seit der Reformation.
1. Joachim I. und Joachim Ii. Zur Zeit der Reformation regierte über Brandenburg der fünfte der hohenzollernschen Kurfürsten, Joachim I. Während seiner Regierung erwachte von neuem die Raublust des Adels. Da er diesem Unwesen streng entgegentrat, drohten ihm die Raubritter: „Jochimke, Jochimke, hüte dy; fange tut; dy, so hange wy dy." Er aber ließ sich nicht einschüchtern, auch als sie wirklich seinem Leben nachstellten, sondern ließ die Landschädiger aufgreifen und hängen. Alle Einsprache gegen dieses Verfahren lehnte er ab. „Ich habe," sagte er, „kein adliges Blut vergossen, sondern nur Schelme, Räuber und Mörder hinrichten lassen. Wären dies redliche Edelleute gewesen, so würden sie keine Verbrechen begangen haben." Mit großem Eiser sorgte der kräftige Fürst für die Wohlfahrt und Bildung seines Volkes; der Lehre Luthers war er dagegen entschieden abgeneigt. Ja es kam zwischen ihm und seiner Gemahlin Elisabeth, die eine Anhängerin Luthers war, sogar zu schwerem Zerwürfnis. Joachim war erbittert, daß Elisabeth das Abendmahl unter beiderlei Gestalt genommen und sich dadurch von der katholischen Kirche losgesagt hatte. Er wollte sie zum Widerruf zwingen. Da floh Elisabeth aus dem Lande und wandte sich nach Sachsen, wo sie an Luther einen Berater fand. Nach Joachims Tode wurde sie aber von ihren Söhnen mit allen Ehren wieder ins Land zurückgeführt. Ihr Sohn Joachim Ii. führte (1539) die Reformation in seinem Lande ein.
2. Vereinigung Brandenburgs und Preußens. Kurz vor dem Dreißigjährigen Kriege bekam Brandenburg einen bedeutenden Zuwachs. Der Kurfürst Johann Sigismund erwarb durch Erbschaft das Herzogtum Kleve am Niederrhein nebst Mark und Ravensberg in Westfalen, sowie im Osten das Herzogtum Preußen. Auch in dein Ordenslande Preußen (s. Nr. 29,6) hatte (schon 1525) die Reformation Eingang gefunden; der Hochmeister des Ordens Albrecht von Brandenburg war zur evangelischen Kirche übergetreten und hatte
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Brandenburg Luthers Sachsen Joachims Brandenburgs Brandenburg Ravensberg Westfalen
- 126 -
3. Deutschland von 1555 bis zum Ende des dreiigjhrigen
Krieges.
Vorboten des groen Krieges.
. 158. Nach dem Tode Luthers entstanden in der lutherischen Kirche selbst Streitigkeiten. Entgegen der schrofferen Weise Luthers wollte der sanftere Melanchthon gern vermitteln. Der Streit drehte sich besonders um das Verhltnis der guten Werke zum Glauben; den Calvinisten kam Melanchthon in der Abendmahlslehre entgegen. 1560 erlste ihn der Tod von der Wut der Theologen".
Das strenge Luthertum schlo sich 1577 in der Konkordien-sormel schroff gegen die Calvinisten ab (das Konkordienbnch enthlt smtliche lutherischen Bekenntnisschriften). Indessen erfolgte in einigen deutschen Lndern der bertritt vom lutherischen zum resor-mierteu Bekenntnis, so in der Pfalz 1560 (der Heidelberger Katechismus), in Bremen 1562, in Hessen-Kassel 1604 n. s, w. Je schrfer die Spannung zwischen Lutheranern und Calvinisten wurde, desto grere Gefahr drohte von der Gegenreformation.
Zunchst hatte sich der Protestantismus sogar in den streichischen Erblndern ausgebreitet; aber bald begann die Wirksamkeit der Jesuiten. Erzbischof Gebhard von -Mainz, der zur reformierten Lehre bertrat, wurde abgesetzt (welche offene Frage kam hier in Betracht?). Die Reichsstadt Donauwrth wurde in die Acht erklrt (weswegen?), dann von dem Herzog Maximilian von Bayern wider-rechtlich in Besitz genommen. Die evangelische Union unter Fhrung des reformierten Kurfrsten Friedrichs Iv. von der Pfalz 1608; als Gegner die katholische Liga unter Herzog Maximilian 1609.
. 159. Der jlich-clevische Erbfolgestreit verschrft die Zwietracht. Die beiden Hauptbewerber, der Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg und der Pfalzgraf von Neuburg, vereinigen sich gegenber den Absichten des Kaisers (was wollte derselbe?), geraten aber in Streit; der Pfalzgraf tritt zur katholischen, der Knrfrst von Brandenburg zur reformierten Lehre der. Dennoch kommt eine Einigung zustande. Im Teilungsvertrag zu Xanten 1614 erhlt Brandenburg Cleve, Mark und Ravensberg.
Kurfürst Johann Sigismund wurde 1618 Herzog von Preußen unter polnischer Lehnshoheit (auf welche Weise?). Welche Bedeutung haben diese beiden Erwerbungen fr den Besitzstand des branden-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Luthers Bremen Hessen-Kassel Friedrichs Neuburg Brandenburg
72
Erste Periode. Die Zeit der Religionskmpfe.
die Landstraen unsicher.*) Nach einem Jahre aber waren ihrer siebzig gehngt, und kurfrstliche Landreiter bewachten die Straen. Das half. Von dem Gerechtigkeitssinne des Kurfrsten zeugt auch die Einsetzung eines obersten Gerichtshofes, des Kammergerichts.
Joachim hatte den Beinamen Nestor, weil sein Rat viel galt bei den Fürsten des Reiches, und er auf den Reichstagen in Worms und Augsburg durch gewandte Reden glnzte, die er gegen Luther und die Protestanten hielt. Seinem strengen Rechtsgefhl erschien das Auf-treten Luthers nicht als der ordnungsmige Weg zur Abstellung der kirchlichen Mibruche; er empfand es sogar als eine Beleidigung seines Hauses, da sein Bruder Albrecht, Erzbischof von Mainz, ein Beschtzer Tetzels war. Doch vermochte er die neue Lehre nicht von seinem Lande fernzuhalten, und sogar seine Gemahlin Elisabeth von Dnemark nahm das Abendmahl nach lutherischer Weise. Sie entfloh, um dem Zorn ihres Gemahls zu entgehen, nach dem Kurfrstentum Sachsen, wo sie Schutz und im Verkehr mit Luther Strkung fand.
2. Joachim Il, wegen seiner Gewandtheit in Ritterspielen Hektor 1539. genannt, fhrte die Reformation ein, indem er am 1.'November 1539 mit dem gesamten Hofe und zahlreicher Ritterschaft zur lutherischen Lehre bertrat. In wenigen Tagen folgte das ganze Land, und der im fllen lngst vorbereitete bergang vollzog sich ohne jede Erschtterung. Am Schmalkaldischen Bunde aber und am Schmalkaldischen Kriege nahm Joachim Ii. nicht teil, da er wie Luther Glaubenssachen nicht durch Waffen entscheiden wollte.
Auch in anderer Beziehung hat Joachim Ii. bahnweisend gewirkt: er schlo mit dem Herzoge von Brieg, Liegnitz und Wohlau einen Erb-vertrag und erlangte vom polnischen Könige, dessen Schwiegersohn er war, die Mitbelehnung mit dem Herzogtum Preußen.
67. Auerdeutsche Lnder im 16. Jahrhundert.
Frankreich, a) Religionskriege. Die Hugenotten (Refor-mierten) wurden von den franzsischen Knigen verfolgt, während diese die Protestanten in Deutschland begnstigten. In die Zeit Karls Ix., der unter der Vormundschaft seiner Mutter Katharina von Medici stand, fllt der Anfang der blutigen Hugenottenkriege, die mit Unterbrechungen 30 Jahre wteten. Als nach mehrjhrigen Kmpfen Friede geschlossen war, brach der Krieg 1572 von neuem aus durch
*) Vor Kkeritze und Lderitze,
Vor Krachte und vor Jtzenplitze Beht' uns, lieber Herre Gott!
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Extrahierte Personennamen: Joachim Albrecht Albrecht Elisabeth_von_Dnemark Joachim_Il Joachim_Ii Luther_Glaubenssachen Joachim_Ii Karls_Ix. Katharina_von_Medici
Extrahierte Ortsnamen: Worms Mainz Sachsen Brieg Liegnitz Frankreich Deutschland Karls
68. Deutschland vom Tode Karls V. bis zum Ausbruch des Dreiigjbr, Krieges. 75
der Augsburger Religionsfriede bot, herbeigefhrt zu sehen. Doch konnte ein solcher bei der Stimmung der Parteien gegeneinander nicht zu stnde kommen. Auch untereinander waren die Protestanten uneinig, wh-rend die Katholiken zu neuer Einheit zusammengefat wurden (durch welche Kirchenversammlung?); Lutheraner und Reformierte haderten trotz Melanchthons Friedensmahnungen der theologische Lehrstze.
2. Maximilian Ii. und Rudolf Ii. Auf den milden, friedliebenden Maximilian Ii. folgte Rudolf Il, der in den Sternen las und nach dem Steine der Weisen suchte, aber in seinem Reiche ein Fremdling blieb. Unter ihm wuchs der religise Gegensatz zur unheilbaren, bitteren Feindschaft. Die Lutheraner und Reformierten aber erleichterten durch ihre Uneinigkeit die Gewaltttigkeiten, die von katholischen Fürsten ins Werk gesetzt wurden. So unterdrckte Ferdinand von Steier-mark, der lieber der eine Wste, als der ein Land voll Ketzer re-gieren wollte", in seinem Lande den protestantischen Gottesdienst.
Um ihre Rechte und ihren Besitz zu schtzen, schlssen protestantische Fürsten 1608 die Union, welcher 1609 in der Liga ein katho-1608. lischer Bund gegenbertrat. Der drohenden Haltung der Bhmen 1609. begegnete der Kaiser, indem er ihnen im Majesttsbriefe freie Reli-gionsbung zusicherte.
3. Brandenburg. Unter den kraftvollen und besonnenen Nach-folgern Joachims Ii. befestigte sich die evangelische Lehre, der Wohlstand der Städte hob sich, und der Adel gewhnte sich an friedliche Be-schftigungen. Zur Zeit Johann Georgs kamen aus den Nieder-landen gew erb fleiige Ansiedler, die um ihres Glaubens willen die Heimat verlassen hatten. Joachim Friedrich bereitete im Osten und im Westen wichtige Erwerbungen vor, die seinem Sohne Johann Siegmund zu teil wurden:
a) Jlichscher Erbfolgestreit. Der Herzog der vereinigten Lnder Jlich, Kleve, Berg, Mark und Ravensberg starb 1609 kinder-1609. los. Unter den vielen Bewerbern hatten die nchsten Ansprche Johann Siegmund und der ebenfalls protestantische Pfalzgraf von Neuburg. Um die Lnder nicht den Protestanten zu berlassen, wollte das Haus Habs-brg seine Hand darauf legen. Auf seiner Seite stand die Liga, während die Union und Frankreich entschlossen waren, eine Vergrerung der Habs-burgischen Macht, worin zugleich eine Gefahr fr den Protestantismus lag, nicht zu dulden. Der Tod Heinrichs Iv. hinderte den Ausbruch des Krieges, und der Kurfürst von Brandenburg einigte sich mit dem Pfalzgrafen von Neuburg 1614 im Teilungsvertrage zu Xanten: Kleb e, 1614. Mark und Ravensberg kamen an Brandenburg.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Brandenburg Joachims Kleve Neuburg Haus_Habs-brg Frankreich Brandenburg Neuburg Brandenburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
41
Königreichs Sachsen entschädigt. Die entfernt gelegenen Fürstenthümer Anspach und Baireuth trat Preußen an Baiern ab und tauschte dafür die Herzogthümer Jülich und Berg ein. Es erwarb ferner die Erzbisthümer Köln, Trier und Mainz, die Bisthümer Münster und Paderborn, das Fürstenthum Eichsfeld mit den Städten Mühlhausen und Nordhausen und das Fürstenthum Erfurt. Durch Tausch kam noch Schwedisch-Pommern mit Rügen an Preußen.
i. Friedrich Wilhelm's Friedensjahre und seine landesväterliche Regierung. — Die Zeit bis an sein Ende (1840) verging in ununterbrochenem Frieden. Noch im Jahre 1815 schlossen die drei Fürsten Friedrich Wilhelm Iii., Kaiser Alexander und Kaiser Franz den sogenannten heiligen Bund, durch welchen sie sich verpflichteten, ihr Volk nach den Worten der heiligen Schrift zu regieren und Frieden und Gerechtigkeit aufrecht zu erhalten. In streitigen Fällen wollten sie durch persönliche Zusammenkunft die Uneinigkeiten schlichten. Der König theilte den Staat in acht Provinzen, diese in Regierungsbezirke und diese wieder in Kreise; auch setzte er Land- und Stadtgerichte ein. Neue Festungen wurden angelegt, andere verbessert. Die Fürsorge für Handel und Gewerbe bekundete er vurch Gründung des Zollvereins (1833). Er baute eine Menge guter Chausseen und gab zur Förderung von Kunst und Wissenschaft große Geldsummen her. Seine Thätigkeit in der Sorge für die Volksbildung geht daraus hervor, daß die Universität zu Bonn (1818) gegründet und das Predigerseminar zu Wittenberg errichtet wurde. Schullehrerseminare und Volksschulen entstanden, und die Gehälter der Lehrer wurden verbessert. Der 300jährige Gedächtnißtag der Reformation (1817) rief in dem Könige den Gedanken an eine Union (Vereinigung) der reformirten und lutherischen Kirche wach. Da die Behörden aber später bei der Einführung einer gemeinsamen Agende mit Strenge vorgingen, widersetzten sich viele lutherische Gemeiden, und es entstanden die sogenannten Altlutheraner, eine Kirchengemeinschaft, die unter dem folgenden Könige als eine erlaubte Religionsgesellschaft anerkannt wurde (1845). Als Beschützer der Evangelischen bewies sich der König durch die Aufnahme der Zillerthaler aus Tyrol. Sie ließen sich in Schlesien nieder und gründeten den Ort Zillerthal im Kreise Hirschberg, wo wir sie heute noch finden.
k. Seine zweite Gemahlin war die Gräfin Auguste von Harrach, die er zur Fürstin von Liegnitz erhob. Sie ist, wie er selbst sagt, ihm „ein Muster treuer und zärtlicher Anhänglichkeit" bis an sein Ende gewesen.
1. Sein frommer Tod erfolgte, tief betrauert vom ganzen Lande, den 7. Juni 1840. Er ruht neben seiner innig geliebten Luise im Mausoleum zu Charlottenburg bei Berlin. Es folgt sein Sohn
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm's_Friedensjahre Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Alexander Alexander Franz Franz Auguste_von_Harrach
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
C. Joachim tritt zur lutherischen Kirche über und führt die Reformation ein. — Trotzdem der Vater ein so entschiedener Feind Luther's und seiner Lehre war, so neigten seine Söhne sich gleich ihrer Mutter von Herzen der Reformation zu. Johann von Küstrin führte sie bald nach des Vaters Tode in der Neumark ein (1536). Joachim Ii. ließ noch drei Jahre vergehen, ehe er sich öffentlich zum evangelischen Glauben bekannte. 1539 den 1. November nahm er in der St. Nikolaikirche zu Spandau mit den Gliedern seiner Familie, seinen Hofbeamten und einer zahlreichen Ritterschaft das heilige Abendmahl in beiderlei Gestalt und erklärte damit feinen Ueber tritt zur lutherischen Kirche. Den folgenden Tag wurde im Dom zu Berlin der erste evangelische Gottesdienst abgehalten. So wurde Brandenburg ein evangelisches Land.
d. Seine Verträge. — 1537 schloß Joachim mit dem Herzoge von Liegnitz, Brieg und Wohlan einen Erbvertrag. Nach diesem sollten die Fürstentümer beim Aussterben der männlichen Nachkommen an Brandenburg fallen. (Auf diesen sehr wichtigen Vertrag gründete Friedrich der Große später (1740) seine Ansprüche auf die genannten Landestheile.)
Ferner ging Joachim mit Sigismund, dem Könige von Polen, im Jahre 1569 einen Vertrag ein, nach welchem das Herzogthum Ostpreußen als polnisches Lehen an Brandenburg fallen sollte, wenn die Nachkommen des Herzogs Albrecht aussterben würden. Die damaligen Verhältnisse waren aber folgende: Zu Anfange des 13. Jahrhunderts war der deutsche Ritterorden in das Herzogthum Preußen gekommen und hatte sich des Landes bemächtigt. Die Mitglieder des Ordens mußten das Gelübde des Gehorsams, der Ehelosigkeit und der Armuth ablegen. Ihr Oberhaupt hatte in der Marienburg seinen Sitz und hieß Hochmeister. Einer derselben, Winrich von Kniprode, zeichnete sich besonders aus; er brachte den Orden zur größten Macht. Nach und nach verfiel derselbe aber; denn seine Mitglieder führten ein üppiges, herrschsüchtiges Leben. Es kam dahin, daß die Unterthanen des Landes die Polen um Hülse gegen die Ritter anflehten. Erstere fielen in Preußen ein und schlugen den Orden 1410 bei Tannenberg. Im Frieden zu Thont (1466) mußten die deutschen Ritter ganz Westpreußen an Polen überlassen und Ostpreußen als polnisches Lehen annehmen. Um diese Lehnshoheit Polens los zu werden, kam der Orden zu dem Entschlüsse, einem mächtigen Nachbar-fürsten die Hochmeisterwürde zu übergeben. Die Wahl fiel auf Albrecht von Anspach, einen Fürsten aus dem Hause Brandenburg (1511). Auf Luther's Rath verwandelte dieser den Ordensstaat Preußen in ein weltliches, erbliches Herzogthum unter der Lehnshoheit Polens und trat 1525 zur lutherischen Kirche über. Der Orden löste sich auf, und im Vertrage
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Extrahierte Personennamen: C._Joachim Johann_von_Küstrin Johann Joachim_Ii Joachim Friedrich_der_Große Friedrich Joachim Sigismund Albrecht Winrich_von_Kniprode Albrecht_von_Anspach Albrecht
35
Neuen derartigen Uebergriffen entgegenzutreten gründete
Friedrich Iv von der Pfalz 1608 die Union zu Ahausen,
der viele protestantische Stände, namentlich Hessen-Kassel (1604
reformiert), aber nicht Kursachsen, beitraten. Dagegen errichtete
1609 Maximilian von Baiern die Liga der katholischen Reichs-
stände. Den Ausbruch des Kampfes zu bewirken drohte der J ü -
lich-Clevesche Erbstreit, indem auf die Lande des 1609
gestorbnen Herzogs Johann Wilhelm Kursachsen, Kurbranden-
burg und Pfalz-Neuburg Anspruch erhoben. Ohne darauf zu ach-
ten, daß der Kaiser 1610 für Kursachsen entschied, behielten
Johann Sigmund von Brandenburg und Wolfgang Wilhelm von
Pfalz - Neuburg das Land besetzt. Als sich die beabsichtigte Aus-
gleichung zwischen den beiden letztem Fürsten zerschlug, trat
der erstere 1613 zur reformierten Kirche, der letztere zur
katholischen Kirche über und beide suchten sich durch aus-
wärtige Hülfe in den alleinigen Besitz zu setzen, bis 1614 der
Vertrag zu Xanten und 1627 die förmliche Teilung zw
Düsseldorf (Cleve, Mark und Ravensberg an Brandenburg)
erfolgte.
Da Rudolf Ii sich der seit 1593 heldenmütig gegen die Tür-
ken kämpfenden Ungern nicht annahm, erhob sich bei ihnen
Stephan Botsckai und der Verlust des Landes wäre unver-
meidlich gewesen, wenn nicht die übrigen Glieder des habsbur-
gischen Hauses den Frieden bewirkt und Ungern zur Unter-
werfung gebracht hätten. 1608 ward Rudolf von denselben ge-
zwungen, die Regierung von Oesterreich, Ungern und Mähren
und, als er zum Kampfe rüstete, 1611 auch Böhmen und Schlesien
abzutreten.
Matthias 1612—19 bewies sich den Evangelischen uner-
wartet freundlich, gab aber den Jesuiten die Wahl Ferdinands
von Steiermark zum Nachfolger zu.
Kulturgeschichte (Vgl. § 4 u. 21).
Kirche, Staat und Sitten.
§ 38- I. Die Gestaltungen auf dem innern Gebiet der
Kirche sind schon bei den politischen Angelegenheiten, auf die
sie den mächtigsten Einfluß geübt haben, erzählt. Der Ausbrei-
tung des christlichen Glaubens unter den Heiden, wozu die Ent-
deckungen ein weites Gebiet aufgescliloßen hatten, konnten sich
die evangelischen Kirchen jetzt nicht annehmen, weil sie allent-
halben noch um ihr rechtliches Bestehn zu kämpfen und an ihrem
innern Ausbau zu arbeiten hatten. Dagegen übt die katholische
Kirche aufs thätigste die Mission teils durch Feuer und Schwert
(1560 Inquisition in Goa), teils durch die sich den heidnischen
Sitten oft accommodierenden Jesuiten. Franz Xaver wirkte mit
anerkennenswertestem Heldenmut in Brasilien, seit 1542 in Ost-
indien, dann in Japan (f 1552), in China seit 1582 Matthäus
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iv Friedrich Maximilian_von_Baiern Maximilian Johann Wilhelm Johann_Sigmund_von_Brandenburg Johann Wolfgang_Wilhelm Wilhelm Cleve Rudolf_Ii Rudolf Stephan_Botsckai Rudolf Rudolf Matthias_1612—19 Ferdinands Franz_Xaver Franz
Extrahierte Ortsnamen: Hessen-Kassel Neuburg Brandenburg Oesterreich Brasilien Japan China
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
60 Fünftes Kapitel.
allgemeinen der einen Konfession angehörigen größeren Gebietes Enklaven der
andern Konfession eingestreut finden. Die „Konfessionskarte" führt ziemlich
genau die Grenzen der ehemaligen Reichsterritorien vor Augen, wie sie sich
auf einer Karte des 17. Jahrhunderts darstellen.
Da der Herzog von Bayern an der katholischen Kirche festhielt, so stellen sich
die altbayrischen Landesteile als katholisches Gebiet dar, während die neueren Er-
Werbungen Bayerns die evangelischen Gebiete der Fürstentümer Ansbach-Baireuth,
der freien Reichsstädte Nürnberg, Rothenburg a. T. und Nördlingen sowie das
vorherrschend evangelische Gebiet der Rheinpfalz einschließen und nur durch Terri-
torieu der ehemaligen Bistümer Würzburg, Bamberg und Mainz einen Zuwachs
an Katholiken ergeben haben. Im Königreich Württemberg enthalten die ehe-
maligen Besitzungen der Herzöge und einiger freien Reichsstädte eine evangelische,
diejenigen der Fürsten von Fürstenberg und Taxis sowie einige Abteigebiete eine
katholische Bevölkerung. Im Großherzogtum Baden sticht der ehemals markgräs-
lich-badensche Teil mit seiner evangelischen Bevölkerung von dem katholischen Breis-
gau des ehemaligen österreichischen Besitzes ab, wogegen die Gegend von Heidelberg
durch ihre Konfessionsverhältnisse an die ehemalige Kurpfalz erinnert.
In Elsaß-Lothringen hat französischer Einfluß die evangelische Bevölkerung
stark zurückgedrängt, doch erinnern noch jetzt evangelische Landstriche an ehemalige
Besitzungen nassauischer, Hessen-darmstädtischer und pfalz-zweibrückenfcher Fürsten.
In Rheinland-Westfalen sondern sich von den ehemals geistlichen Gebieten
(Kurtrier, Kurköln, Kurmaiuz, Münster, Paderborn) die evangelischen Gebiete ab,
die aus der jülich-kleveschen Erbschaft den brandenburgischen Kurfürsten zufielen
(Kleve, Mark, Ravensberg). In Ostfriesland und im Großherzogtum Olden-
bürg wird die evangelische Bevölkerung südwärts von katholischen Gebieten der
ehemaligen Bistümer Münster und Osnabrück begrenzt, aus denen wiederum die
evangelische Grasschaft Tecklenburg (lange brandenburgisch) sich heraushebt. In dem
früheren Kurhessen tritt das katholische Gebiet von Fulda, in der jetzigen preußi-
schen Provinz Sachsen der ehemalige Besitz von Kurmainz (Eichsfeld, Gegend von
Erfurt) abweichend hervor. In Westpreußen und Posen deuten große katholische
Gebiete auf die frühere Herrschaft Polens, in Ostpreußen find uuter der Herr-
fchaft der hohenzollernschen Herzöge selbst die polnischen Masuren evangelisch ge-
worden, doch schiebt sich in dieses Land das katholische Dreieck des Bistums Erme-
land ein. Die Herrschaft des Katholizismus iu Oberschlesien fällt mit dem
Überwiegen des polnischen Elements zusammen, wobei allerdings bemerkt werden
muß, daß hier im jetzigen Jahrhundert der Katholizismus stark vorgedrungen ist.
Die evangelische Bevölkerung scheidet sich in die lutherische und in die
reformierte Konfession Nachdem anfangs die Lehre Luthers allenthalben Verbrei-
tnng gefunden hatte, wurde dieselbe später durch den Übertritt mehrerer Fürsten
(von Hessen, Brandenburg :e.) zur reformierten Kirche in mehreren Ländern zu
gunsten dieser etwas zurückgedrängt. König Friedrich Wilhelm Iii. stiftete für die
Angehörigen beider Konfessionen die evangelische Union, zu welcher sich die
preußische Landeskirche bekennt. Kleinere evangelische Gemeinschaften bilden im
Deutschen Reiche die Altlutheraner, Herrnhuter, Mennoniten, wozu neuerdings auch
vereinzelte Jrvingianer :e. gekommen sind. Bon der evangelischen Kirchengemein-
schast ausgetreten sind einzelne „freie Gemeinden". Bon den Katholiken der
römischen Kirche, welche die Autorität des Papstes für ihr religiöses Lebeu als maß-
gebend anerkennen, haben sich seit dem letzten vatikanischen Konzile mehrere alt-
katholische Gemeinden abgesondert. Griechische Katholiken sind nur vereinzelt
vorhanden. — Im allgemeinen haben während der letzten Zählungsperioden im
Reiche die Evangelischen etwas mehr zugenommen als die Katholiken, doch zeigt
der preußische Staat im besonderen eine kleine Zunahme der Katholiken (vergl. die
starke katholische Propaganda in den polnischen Gegenden). Im ganzen hat während
der letzten Jahrzehnte in den evangelischen Gegenden die katholische, in den katho-
lischen Gegenden die evangelische Bevölkerung mehr zugenommen.
Die Judeu sind durch ganz Deutschland hin verbreitet, doch ziemlich nn-
gleich. Statistische Erhebungen lassen erkennen, daß im Deutschen Reiche die
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm