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1. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 93

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Aus der Nu»enzeit in Insterburg. 93 Ein Kamerad, der von Ey dt kühnen kommt, berichtet, daß das Bild der Zerstörung dort das hiesige weit in den Schatten stellt. Eigenartig soll es anmuten, daß die Grenze, die sonst so viel Aufhebens von sich machte, ausgelöscht ist und daß man gedankenlos nach Rußland hinübergeht. Auf die Grenze wird der Soldat aber erst aufmerksam, wenn er etwas braucht. In Deutschland gibt es nämlich an der Grenze, wo die Russen gehaust haben, nichts mehr. Einzig und allein aus Rußland ist noch etwas zu holen. Der Bahnhof Wirballen in Rußland ist Unterkunftsgebäude unserer Truppen. Sie liegen auf roher Baumwolle, die nach Rußland eingeführt werden sollte. Große Menge russischer Artillerie- und Infanteriemunition sind in Wirballen vorgefunden worden, ich glaube, 70 Eisenbahnwagen von der einen Sorte und 80 von der anderen. Sie werden nach Deutschland gebracht. F. 60♦ Aus der Russenzeit in Insterburg. Wie in Tilsit und Gumbinnen, so dauerte auch in Insterburg die Russenherrschaft drei Wochen. Gleich nach der Besetzung der Stadt durch die Russen war im Wasserwerk eine Störung vorgekommen. Die zurückgebliebenen Arbeiter verstanden nicht, den Fehler zu beseitigen. Auf diese Weise war es nicht möglich, die hochgelegenen Stadtteile genügend mit Wasser zu versorgen. Der General von Rennenkampf, der beim Großfürsten Nikolai Niko-lajewitsch im Dessauer Hof wohnte,v war darüber sehr ungehalten und befahl: „Es soll sofort mehr Wasser beschafft werden!" Er sandte auch einige russische Fachmänner nach dem Wasserwerk hin, unter diesen seinen ihm befreundeten Adjutanten, einen Petersburger Garde-Rittmeister. Ohne etwas von der Sache zu verstehen, erteilte letzterer die unsinnigsten Befehle. Es erfolgte daher eine Explosion, durch die fünf Jnsterburger Bürger und ein russischer Monteur getötet und der Rittmeister schwer verletzt wurden. Der von den Russen zum Gouverneur ernannte Dr. Bierfreund entging nur wie durch ein Wunder dem Tode. General von Rennenkampf war über die schwere Verletzung seines Adjutanten außer sich, ließ 18 hochgestellte Jnsterburger Bürger kommen und sagte in seinem Zorn zu ihnen: „Ihr sollt alle erschossen werden, wenn der Rittmeister stirbt." Zu diesen dem Tode geweihten Bürgern — Geiseln *) genannt — gehörte auch der russische Gouverneur Dr. Bierfreund, ein praktischer Arzt, der die Behandlung des verletzten Offiziers übernommen hatte. Die Freude war groß, als er ant nächsten Tage den anderen 17 verkünden konnte: „Meine Herren, diesmal geht's uns nicht an den Kragen, der Rittmeister wird wohl mit dem Leben davonkommen!" — 2)te Russen hatten auf dem Bahnhof zu Insterburg mehrere Säcke mit schwärzlichem Thomasmehl gefunden, das bekanntlich als Dünger gebraucht wird. <cte hielten es für Pulver, nahmen vorsichtig einen Sack und brachten 0 Geisel — Leibbürge, das ist eine Person, die mit ihrem Leben für die Erfüllung einer Forderung haftet.

2. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 94

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
94 Die Russen in Landsberg und Preußisch-Eylau. ihn zum Eisenbahntunnel*), um diesen zu sprengen. Nachdem sie eine Zündschnur angelegt hatten, warteten sie der Dinge, die da kommen sollten, aber nicht kamen. Dann schalten sie und sagten: „Die Deutschen verstehen nicht einmal Pulver zu machen." — Überall sah man in allen Farben Bekanntmachungen, große lind kleine, die der Gouverneur auf Verlangen der Russen erlassen mußte. Wie ernst die Lage für die Insterburger Bürger war, sehen wir aus einem Befehl vorn 27. August 1914. Es hieß in demselben: „Gestern abend soll aus einem Hause in der Bahnhofstraße ein Schuß gefallen sein; darum wird folgendes anbefohlen: 1. Fällt noch einmal aus einem Hause ein Schuß, so wird das Haus, fällt ein weiterer Schuß, so werden die Häuser der betreffenden Straße, und beim dritten Schuß wird die ganze Stadt in Brand gesteckt. 2. Jede Person, ohne Unterschied des Alters und Geschlechts, wird von den russischen Patrouillen gefangen genommen, sobald sie sich nach acht Uhr abends auf die Straße begibt. 3. Ich verbiete aufs strengste, sich irgend einem militärischen Gebäude oder Magazin zu nähern; ebenso soll sich jeder von solchen Häusern, vor welchen militärische Posten aufgestellt sind, möglichst fern halten." Einige Tage später erließ der Gouverneur eine Bekanntmachung, daß jeder Bürger, der sich zwischen acht Uhr abends und sechs Uhr morgens auf den Straßen sehen läßt, erschossen wird. F. S. 61. Die Russen in Landsberg und Preußisch-Eylau. In Landsberg, einem Städtchen im Kreise Preußisch-Eylau mit etwa 2400 Einwohnern, haben die Russen am 1. September 1914, als sie von dem für sie verlorenen Gefecht bei Wormditt zurückkamen, in schrecklicher Weise die Läden geplündert. Auch hier wurden mehrere Einwohner getötet. Am 29. August war zuerst eine russische Patrouille von etwa sieben Mann in Landsberg angekommen und von unserer Landsturmpatrouille beschossen worden, wobei ein Russe getötet wurde. Den Karabiner desselben nahm ein Schüler und trug ihn in ein Haus. Ein in diesem Hause wohnender Arbeitet* trug den Karabiner auf die Straße zurück, wurde bald darauf von russischen Soldaten umringt und erschossen. Auch der Schüler, der den Karabiner in das Haus getragen hatte, wurde beim Fortlaufen von der Stätte durch einen Schuß getötet. Der Name dieses Städtchens hat den russischen Offizieren zu großer Siegesfreude Anlaß gegeben. Truppen, die durch Preußisch-Eylau kamen, fragten nämlich, wie weit es bis Landsberg sei. „Zwei Meilen," war die Antwort. — ,,£>; da sind wir ja nicht mehr weit von Berlin." Die russischen Offiziere verwechselten dieses Landsberg in Ostpreußen mit Landsberg an der Warthe, das allerdings nur 129 Kilometer von Berlin entfernt liegt. *) Tunnel — unterirdischer Weg.

3. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 99

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Die Nüssen in Carlshof. 2. Wagen, Maschinen in der Landwirtschaft, Getreidevorräte geraubt........................................................... 2 000 M. 3. Drei Anstaltsscheunen niedergebrannt..............................16 000 „ 4. Die volle Ernte des Jahres.................................... 10 000 „ 5. Ausfall der freiwilligen Liebesgaben und der Hauskollekte im Jahre 1914 ............................................... 30 000 „ 6. Die Störung und Einstellung der 7 Handwerksbetriebe in der Krüppellehranstalt und Dampfwäscherei, Ausfall . 10 000 „ 7. Durchzerstörung der Ortschaften, welche für ihre siechen Pfleglinge Pfleqegeld gezahlt haben und jetzt nichts zahlen können, Verlust......................................... 8 000 ,, Summe des Schadens 86 000 M. Angerburg i. Ostpreußen. H. Braun, Superintendent. 64. Die Russen in Carlshof. Anstaltsdirektor Dembowski. In dem Gebiete Ostpreußens, das von den Schrecken und Nöten des Krieges mit Rußland furchtbar heimgesucht ist, liegen an der Bahnstrecke Angerburg-Rastenburg die Anstalten der Inneren Mission in Carlshof bei Rastenburg. Beim Anblick dieser glaubt man ein liebliches Städtchen vor sich zu haben. In der Mitte ragt der schlanke Turm einer Kirche hervor; rings herum scharen sich Häuser, die in anmutigen Gärten gelegen, etwa 950 Epileptiker*) und Schwachsinnige beherbergen. Es schließen sich ihnen die Trinkerheilstätten mit einer Pfleglingszahl von 60 Alkoholkranken an, die hier Genesung von ihrem schweren, Geist und Körper zerrüttenden Leiden suchen und oft auch finden, dann ein Siechenhaus, ein Arbeitslosenheim, in dem arbeitslose Leute Obdach suchen, hier zu zweckmäßiger Arbeit angehalten und sehr oft zu geordnetem Leben geführt werden, ferner ein dreistöckiges Krankenhaus und die Erziehungsanstalt für schulentlassene Fürsorgezöglinge mit über 100 sittlich gefährdeten Jünglingen, die hier zu einem ordentlichen Beruf erzogen werden. In der Carlshöfer Diakonissenanstalt werden die zu dieser christlichen Arbeit durchaus nötigen christlichen Pfleger ausgebildet. Aufgenommen werden darin Jünglinge, die schon irgend ein Handwerk erlernt oder in einem andern Beruf gearbeitet haben, und die nun in mehrjährigem Kursus für ihr Amt vorbereitet werden. Die Anstalten stehen unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin, sind im Jahre 1881 gegründet und 30 Jahre hindurch von Pfarrer D. Dr. Dembowski bis zu seinem Lebensende geleitet und durch sein segensreiches Wirken zu seiner jetzigen Größe angewachsen. 1500 Personen finden hier Pflege und Arbeit. — *) Epilepsie — die Fallsucht, eine Krankheit des Nervensystems, Krämpfe und Bewußtlosigkeit.

4. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 103

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Trakehnen und das ostpreußische Pferd im Weltkrieg. 103 letzten Augenblick ein Bergungszug gestellt werden. So hatte es die zuständige Eisenbahnbehörde dem Anstaltsleiter zugesagt. All die bangen Wochen und Monate sind jetzt vorüber, Gott schenkte dein tapferen deutschen Heere wiederum herrliche Siege. Ostpreußens Boden ist frei vom Feinde, verstummt ist der Donner der Geschütze, ein Aufatmen geht durch die ganze Bevölkerung der Ostprovinz. Wohl ist der Schaden, der den Carlshöfet Anstalten durch den Brand verursacht ist, reichlich auf 100 000 Mark zu schätzen. . . . Aber schon ist unsere Not nicht unbeachtet geblieben. Christliche Brüder und Schwestern, edle Menschenfreunde haben unserer gedacht. Möge dieser Bericht auch dazu beitragen, in weiteren Kreisen Teilnahme für die Anstalt Carlshof und ihre zahlreichen Pfleglinge zu erwecken. Ostpreußische Kriegserlebnisse von Superintendent Braun.*) (Gekürzt.) 65. Trakehnen und das oftpreußische Pferd im Weltkrieg. 1. Vor dem Krieg. Der größte Schaden, den der Russeneinbruch in Ostpreußen zur Folge hatte, ist der, welcher der ostpreußischen Pferdezucht zugefügt wurde; denn Ostpreußen ist die preußische Provinz, in der die Pferdezucht mehr als in jeder andern gepflegt wurde, und zwar seit Jahrhunderten. Hier, besonders in den litauischen Bezirken, ist jeder Bauer Pferdezüchter, und der Litauer ist der geborene Pferdepfleger und Pferdekenner. Den dem Litauer angeborenen Sinn für Pferdeliebhaberei stärkte und pflegte schon der Ritterorden, und die zähe und kräftige Landpferderasse wurde in vom Orden angelegten Gestüten ziel- und zweckbewußt gezogen. Als Ostpreußen in den Besitz der Hohenzollern kam, wurde die Landespferdezucht von den Herrschern weiter zielbewußt gepflegt, und Friedrich Wilhelm I. von Preußen ließ in den Jahren 1717 bis 1732 all die kleinen Gestüte um einen Zentralpunkt, Trakehnen, zusammenziehen und errichtete hier ein preußisches Hofgestüt. Gezogen werden die für Militärzwecke geeigneten Füllen in der Hauptsache von den kleineren Landwirten, aufgezogen dagegen von den größeren Besitzern; denn die kleineren Bauern haben weder genügende Stallungen noch ausreichende Koppeln (Weiden), um die Remonten bis zum dritten Jahre zu halten und entsprechend zu pflegen. In welchem Umfange die Pferdezucht in . Ostpreußen getrieben wurde, geht am besten daraus hervor, daß von den 14 700 Remonten, die die preußische Armee jährlich braucht, diese Provinz im Jahre 1912 allein über 8700 stellte. Der gesamte Pferdebestand Ostpreußens belief sich am 1. Dezember 1913 auf 501 550 Stück, überragte also den jeder andern Provinz ganz bedeutend. Weit dahinter z. B. stand Schlesien *) Zum Besten des Kinderkrüppelheims. Drucki und Verlag Krüvpellehranstalt Angerburg i. Ostpr.

5. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 105

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Trakehnen und das ostpreußische Pferd im Weltkrieg. 105 Vieh einen traurigen Zug, eine Riesenkarawane, die erst nach vierzehntägiger Wanderung im Landgestüt Marienwerder Unterkunft fand. Aber die große Masse der kleinen Züchter ist von den Russen überrascht worden oder mußte Hals über Kopf flüchten. So fielen eine riesige Anzahl wertvoller Zuchtstuten den Russen in die Hände, und viele Pferde, die von den flüchtenden Bauern nicht mitgenommen werden konnten, gingen an Futtermangel, Krankheiten und Beschädigungen, die sie sich bei dem freien Herumstreifen zugezogen hatten, zu Grunde. Wie groß die Anzahl des Abganges auf diese unrühmliche Art gewesen sein mag, geht daraus hervor, daß noch Anfang Dezember 1914 17 000 Pferde im Lande herrenlos umherliefen. Inzwischen hatte Hindenburg die Russen aus Ostpreußen hinweggefegt. Ende September kehrten Oberamtmann Conradi und eine Anzahl der Beamten und Bediensteten nach Trakehnen zurück, und sie erlebten eine angenehme Überraschung: Die Russen hatten sich verhältnismäßig anständig benommen. Während ringsum alles verwüstet war, zeigte das Gestüt nur geringe Beschädigungen. Zwar hatte man in den Häusern geplündert, und es fehlte auch nicht an vereinzelten Zerstörungen; aber im großen und ganzen hatte man das Gestüt geschont — und zwar auf ausdrücklichen Befehl des russischen Oberkommandierenden v. Rennenkampf, der in Insterburg bei einer Tafelei davon gesprochen hatte, daß er sich das Gestüt vom Zaren als Belohnung für seine Feldherrntat ausbitten werde. Anfang November 1914 brachen die Russen zum zweiten Male in Ostpreußen ein und hausten fast noch schlimmer als in den Augusttagen,, und jetzt wurde auch Trakehnen nicht geschont, weil diesmal ein Beschützer fehlte, wie es Rennenkampf aus selbstsüchtigen Gründen gewesen war. Mit besonderem Haß wurde alles staatliche Eigentum zerstört. Das Schulhaus, das größere Gasthaus, die Apotheke, die Gestütsschmiede, das Postamt und fast alle Wirtschaftsgebäude wurden ausgeraubt und niedergebrannt. Das 1867 erbaute Getreidemagazin war nach dem Russenabzug nur noch ein gewaltiger Trümmerhaufen. Über dem danebengestandenen neuen Mühlspeicher hing das Dach frei auf dem Riesenloch, das die Sprengbombe in das Gebäude gerissen hatte. Der erst vor zwei Jahren mit einem Kostenaufwand von 130 000 Mark erbaute neue Hauptstall gewährte einen grausigen Anblick; durch Sprengbomben war er in eine Ruine verwandelt worden. Die neue Reitbahn war insofern ein Kunstbau, als das Dach nur von Eisenbeton-wandungen ohne Stütze getragen wurde. Auch sie lag in Trümmern — anscheinend durch Dynamit gesprengt — und das schwere Dachgefüge drohte jeden Augenblick einzustürzen. Nach der Vertreibung der Russen wurde bald mit dem Wiederaufbau der berühmten Zuchtstätte begonnen. Vieler Arbeit und bedeutender Geldopfer hat es bedurft, das zerstörte Gestüt wieder herzustellen. Und so wird Trakehnen auch in Zukunft der Mittelpunkt und die Grundlage der ostpreußischen Pferdezucht bleiben; denn gerade dieser Krieg hat gezeigt, ein wie wertvolles Kriegspferd das ostpreußische Pferd Trakehner Zucht ist. Nach Lothar Wende. Swillus, Unser Ostpreußen. I. 8

6. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 108

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
108 Andere ostpreußische Städte und Dörfer nach der Vertreibung der Nusien. Stadt und Heide das Ziel zahlreicher Besucher von nah und fern, welche die Naturschönheiten dieser Gegend immer mehr schätzen und lieben lernten. Der Krieg hat alles geändert, wenn auch das Bild, das die Natur geschaffen, zum Teil erhalten geblieben ist. Goldap ist eine von den ostpreußischen Städten, die am längsten und schwersten unter der Russenherrschaft gelitten haben. So bildete der Stolz der Stadt, ein über acht Morgen großer Marktplatz, nach der Vertreibung der Russen einen Trümmerhaufen; nur noch wenige Gebäude waren an demselben stehen geblieben. Man kann es daher verstehen, wenn unser Kaiser den Befehl gegeben hat, das herrliche Jagdschloß Rominten noch kurz vor der Ankunft der Russen in die Luft zu sprengen. Das 15 Kilometer von der Grenze an der Rominter Heide gelegene Szittkehmen ist von den Russen teilweise zerstört worden. Wie fast überall, so haben sie auch in diesem Orte, der in wundervoller Umgebung liegt, arg gebrandschatzt und geplündert. Selbst das herrlich gelegene Krankenhaus ist von ihnen nicht einmal verschont geblieben. Auch hier haben sie ihre kindische Wut ganz besonders an unserm Kaiserbilde ausgelassen. Man erschrickt vor der bubenhaften Lust am Zerstören, wenn man sieht, daß manche Sachen sogar mit den Zähnen zerrissen worden sind. Schirwindt, die östlichste Stadt Preußens, wurde dem Erdboden gleich gemacht. Es ist auch nicht ein Stein auf dem andern geblieben. Die Stadt ist vom russischen Pöbel niedergebrannt worden, als das russische Militär von den Deutschen gezwungen wurde, Schirwindt zu räumen. In Pillkallen sah es aus, als wenn ein wütender Orkan tagelang zwischen den Mauern getobt hatte, der die Dächer der Häuser, die Zäune der Gärten fortriß, die Türen und Fenster aus den Angeln hob. Auch die Ruinen von Eydtkuhnen, welches unmittelbar an der Grenze liegt, sind furchtbare Zeugen der Russengreuel. So sind unter anderem alle Häuser vernichtet, die um den Markt stehen. In Stalluponen, das ungefähr zehn Kilometer von der Grenze liegt und wie Eydtkuhnen etwa 5500 Einwohner hat, sind Ziemlich alle größeren, neueren und wertvollerm Gebäude in Asche gelegt, nicht durch Granaten, sondern durch absichtliche Brandstiftung. Kirche und Rathaus sind erhalten, desgleichen auch die Neubauten des Gymnasiums und der Volksschule, letztere beide wohl, weil sie schon von den Deutschen für Lazarette eingerichtet waren und als solche auch von den Russen weiter benutzt wurden. Das Städtchen Domnau glich nach dem Abzüge der Russen einer rauchenden Brandstätte. Ungefähr einen halben Fuß hoch lagerten in den Straßen Staub und Schutt, Ziegel und Dachpfannen von Häusern, die durch Brand und Geschosse zerstört waren. Ganze Straßenzüge sind der Vernichtung anheim gefallen. — Ganz ähnlich erging es den nördlicher gelegenen Ortschaften Almenhausen, Abschwangen und Uderwangen. In dem Dorfe Garbnicken bei Domnau war nur ein Gehöft und ein Gasthaus wie durch Zufall verschont geblieben. Auch das Nachbardorf Unruh und das Gut Neu Wal deck gingen in Flammen auf.

7. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 110

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
110 Andere ostpreußische Städte und Dörfer nach der Vertreibung der Russen. Sie mußten sich so schnell zurückziehen, daß sie auf dem Marktplatze zu Bialla nicht nur eine Unmasse von Bagage und Geschützen zurückließen, sondern auch das Postament*) eines Bismarckdenkmals, das sie aus Sensburg entwendet hatten. In dem an der polnischen Grenze im Kreise Lyck gelegenen Marktflecken Prostken mit 2700 Einwohnern haben die Russen das Zerstörungswerk so gründlich ausgeübt, daß nicht nur der Bahnhof, sondern auch die anderen Gebäude vom Erdboden so gut wie verschwunden sind, desgleichen auch in dem südlich sich anschließenden Klein Prostken. Von dem weiter nördlich befindlichen Alt Prostken steht ebenfalls fast nichts mehr. Besser ist Marggrabowa fortgekommen, das über eine Meile von der Grenze entfernt liegt und einen verhältnismäßig sehr lebhaften Verkehr hat. Die Stadt, 5400 Einwohner zählend, bekannt durch den 28 Morgen großen Marktplatz, den größten im Königreich Preußen, wenn nicht in ganz Deutschland, hat durch die beiden Russeneinfälle äußerlieh nicht viel gelitten. Von Granaten wurden nur einige Häuser vernichtet. Jedoch sollte beim Rückzüge der Russen die ganze Stadt in Brand gesteckt werden. Das wurde aber durch die Schnelligkeit des Einmarsches unserer braven Truppen vereitelt. Nur ein Haus, die Stadtschule, brannten sie nieder, um die darin lagernden Vorräte nicht in unsere Hände fallen zu lassen. Die anderen öffentlichen Gebäude sind erhalten geblieben. Die Kirche war sogar auf das schönste ausgeschmückt, da die Russen hier ihren Gottesdienst abgehalten hatten. Verwüstet ist von ihnen recht vieles. In einzelnen Häusern hatten sie arg gehaust und geplündert, auch manch einem die Uhr fortgenommen. Wo solches aber zur Kenntnis des Befehlhabers, eines Kosakenrittmeisters, kam, wurden die Leute mit der Nagaika von ihm bestraft und die geraubten Sachen zurückgegeben. Ermordet ist in Marggrabowa auch beim zweiten Russeneinfall niemand, wohl aber wurden Personen fortgeschleppt. Sie hatten sich trotz des militärischen Ausweisungsbefehls, der von unserer Seite erlassen war, entweder versteckt gehalten oder waren wieder zurückgekehrt. Die Insassen des Siechenhauses mit zwei barmherzigen Schwestern, die auch hier geblieben waren, sind von den Russen mit Lebensrnitteln unterstützt worden. Ja, als sie in Eile abziehen mußten, wurde ihnen sogar noch ein Vorrat zurückgelassen. Lyck, eine schöne und freundliche Stadt, wurde leider bereits beim zweiten Einfall der Russen zum Teil in eine Trümmerstätte verwandelt. Gerade die schönste Stadtgegend haben die feindlichen Granaten verwüstet. Der ganz neue Häuserteil am Bahnhöfe ist der Zerstörungswut zum Opfer gefallen. Die Kirche brannte bis auf die Ringmauern nieder. Etwa 60 Häuser, wie das Gas- und Wasserwerk, sind von den Russen vernichtet worden. Wie Lyck und verschiedene andere Orte, so ist auch Widminnen von den Feinden sogar dreimal heimgesucht worden. Beim dritten Einfall blieb niemand von den Bewohnern in Widminnen zurück; denn es war ihnen noch *) P'0 st a m'e n't = Fußgestell.

8. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 111

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Noch einiges aus der Ruffenzeit im Regierungsbezirk Gumbinnen. Hl allzu gut im Gedächtnis, daß die Russen beim zweiten Mal verschiedene Einwohner erschossen hatten, nach einer Nachricht 32. Widminnen war für die Russen von großer Bedeutung, weil sie bis hierher die Bahnlinie vollkommen in Besitz hatten. Von hier gingen all die Züge mit geraubten Gütern aus der Gegend von Lötzen ins „heilige russische Reich" ab, von denen unsere tapferen Soldaten ja mehrere wieder zurückerobert haben. Bei dieser guten Beförderungsgelegenheit ist in Widminnen nicht mehr viel von Möbeln usw. geblieben, und was die Russen nicht mitzunehmen gerieten, ist verbrannt worden. Auf ihrer schleunigen Flucht fanden sie doch noch soviel Zeit, trotz des Straßenkampfes in fast alle Häuser die Brandfackel zu werfen, und zwar meist auf die Böden. Auf diese Weise wurde in kurzer Zeit drei Viertel des 1100 Einwohner zählenden Marktfleckens ein Raub der Flammen. Von dem eigentlichen Widminnen, das sich an der Chaussee Lötzen-Lyck dahinzieht, ist die eine Straßenseite in Länge von etwa einem Kilometer außer vier Häusern vollständig niedergebrannt, von der anderen alles außer der Kirche und etwa zehn Häusern. Den zurückkehrenden Bewohnern bot die zerstörte Heimat einen furchtbaren Anblick, so daß manche verzagten. — Unser Kaiser fuhr bald darauf durch Widminnen nach Lyck. Er sah die Greuel der Verwüstung in jener Gegend, insonderheit in Widminnen, und Tränen sollen ihm in die Augen getreten sein. Tiefbewegt soll er ausgerufen haben: „Mein schönes Masuren land ist eine Wüste!" * Wer die heimgesuchten Städte und Dörfer nicht selbst gesehen, kann sich kaum eine Vorstellung davon machen, wie furchtbar Ostpreußens Not war und immer noch ist, wie unermeßlichen Schaden unsere Provinz erlitten hat. Nur wenige Landkreise sind gänzlich verschont geblieben, in den Grenzgebieten fast alle Gehöfte verbrannt, besonders die Königlichen Domänen. Noch Jahrzehnte wird es dauern, bis deutscher Fleiß und deutscher Geist wieder blühendes Leben und Wohlstand geschaffen haben werden. Großer Tatkraft bedarf es, um unsere geliebte Heimatprovinz zu früherer Blüte zu bringen. F. S. nach Einzelbildern der „Kbg. Woche" u. a. 68. Noch einiges aus der Russenzeit im Regierungsbezirk Gumbinnen. Seit dem zweimaligen Besuch der Russen in Goldap vom 1. August bis zum 11. September 1914 und vom 11. November bis 11. Februar 1915 war die Stadt buchstäblich ausgestorben; erst allmählich erwachte sie wieder zum Leben. Der Markt bot einen mehr als traurigen Anblick. Mit Ausnahme von drei waren an demselben alle Gebäude niedergebrannt, und die rußigen, nackten Mauern standen mit klaffenden Fenstern da. Das Wasserwerk der Stadt war zerstört, wahrscheinlich beim Abzug. Die Brauerei Schulz uw in die Luft gesprengt, um die Nüchternheit der Soldaten zu fördern. Von den 450 Häusern der Stadt waren 150 niedergebrannt, alle übrigen

9. Bilder aus dem Weltkrieg - S. 118

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
118 Ostdeutsche Ansiedlerhilfe. 70. Ostdeutsche Ansiedlerhilsc. Durch den dreimaligen Einbruch der Russen (August und November 1914, März 1915) ist die Provinz Ostpreußen das Opfer schrecklicher Verheerungen und tiefgehender Schädigungen geworden. . . . Wie hoch sich der Schaden zahlenmäßig beläuft, läßt sich zur Zeit noch nicht genau angeben. Bedenkt man aber, daß die Gebäudeschaden auf 300 Millionen, die Plünderungs- und Trümmerschäden auf 450 Millionen, die Verluste an Großvieh auf 700 Millionen geschätzt werden, so wird man sich ohne weiteres darüber klar sein, daß hier das Vermögen eines ganzen Volkes zu Grunde gegangen ist. Aber nicht dieser Verlust ist es, der die Notlage in Ostpreußen so schwer macht. Was an Mitteln fehlt, wird durch das dankbare Vaterland unserer Provinz, die nun schon zum vierten Male seit ihrer Zugehörigkeit zu Brandenburg den Einbruch des Feindes durchmachen mußte, gewiß reichlich ersetzt werden. Aber wie ist der Verlust an Menschen zu ersetzen, an dem Ostpreußen schon seit Jahrzehnten zu leiden hatte? Hier kommen ohnehin nur 56 Einwohner auf den Quadratkilometer, gegen 120 im deutschen Reich, im Rhei-nisch-Westfälischen Industriegebiet, Bezirk Wiesbaden, sogar 200. . . . Bereits in Friedenszeiten wanderten alljährlich etwa 30 000 arbeitsfähige junge Leute beiderlei Geschlechts „ins Reich" ab, um in den Großstädten und Industriegebieten von Mittel- und Westdeutschland größeren Geldverdienst zu suchen. Kein Wunder, daß schon 1900 nicht weniger als 34% des Bedarfs an Knechten, 27 o/0 an Mägden, 33 o/o an Jungen, 23 o/0 an Arbeitsfamilien fehlten. Um diesen Ausfall an Arbeitskräften zu decken, wurden jährlich aus 14. Vereinigung der Kommunalverbände des Regierungsbezirks Wiesbaden ohne Frankfurt a. M. und Obertaunuskreis für die Landgemeinden des Kreises Stallupönen einschließlich Eydtkuhnen. 15. Ostpreußenhilfe der Provinz Schleswig-Holstein für den Landkreis Tilsit. Iii. Regierungsbezirk Allenstein. 1. Ostpreußenhilfe der Provinz Posen für den Kreis Allenstein. 2. Kriegshilfsverein der Provinz Sachsen für den Kreis Johannisburg. 3. Hallische Ostpreußenhilfe für Bialla im Kreise Johannisburg. 4. Kriegshilfsverein des Regierungsbezirks Oppeln für den Kreis Lyck. 5. Kriegshilfsverein Frankfurt a. M. (einschl. Obertaunuskreis) für den Kreis Lötzen. 6. Ostpreußenhilfe des Regierungsbezirks und der Stadt Cöln für Kreis und Stad^ Neiden bürg. 7. Kriegshilfsverein Charlottenburg für Sold au. 8. Kriegshilfsverein Berlin für den Kreis Ortelsburg. 9. Kriegshilfsverein Wien für Ortelsburg (Stadt). 10. Kriegshilfsverein der „Deutschwehr" für Schwentainen (Kreis Ortelsburg). 11. Kriegshilfsverein des Regierungsbezirks Minden für den Kreis Osterode. 12. Kriegshilfsverein Leipzig für Hohenstein. 13. Bayrische Ostpreußenhilfe für den Kreis Rössel. 14. Kriegshilfsverein des Regierungsbezirks Arnsberg für den Kreis Sens bürg.

10. Bilder aus dem Weltkrieg - S. uncounted

1917 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
„Mg. Wochc." Phot. Ludeneit & Nickel, Kbg. Abb. 41. Eine Krankenstube in einem Königsberger Lazarett (neue Fort: bildungsschule). Au Nr. 55. „Kbg. Wockc." Abb. 42. Liebesarbeit des Noten Kreuzes auf dem Produktenbahnhof in Königberg. Iu Nr. 56. (In der Küche werden Brote belegt. X Frau Prof. Samter, die Leiterin.)
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TM Hauptwörter (200)200

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