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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 95

1906 - München : Oldenbourg
22. Kloster Ettal und der Pfaffenwinkel. 95 Laufe der Jahre in Ettal sich gewandelt. Dort bestatteten ihn seine Geführten, als er um das Jahr 910 aus dem Leben schied. Dann verwuchsen die Rodungen wieder zu undurchdringlichem Urwalde, in welchem der schlanke Elch und der grimmige Bär schweigend ihre Fährte zogen und -ungefüge Nanbgesellen ihr lichtscheues Wesen trieben. Jahrhunderte vergingen. Von den Welfen waren die Siedelungen der Gegend durch Kauf an die Hohenstaufen gekommen, von diesen hatten sie die Wittelsbacher ererbt, als der letzte jenes Stammes, der junge Konradin, auf dem Blutgerüste in Neapel sein Leben hatte lassen müssen. Ein Wittelsbacher — Kaiser Ludwig der Bayer — ist es gewesen, der durch eine Klostergründung gar eigener Art neues Leben in das öde Tal brachte. Es waren schwere und doch auch ruhmvolle Zeiteu damals für Bayern. Am 20. Oktober 1314 hatte man in der Kirche des heiligen Bartholomäus au der alten Wahlstätte zu Frankfurt dem 32 jährigen Bayernfürsten als deutschem Könige gehuldigt, am 28. September 1322 war in hartem Strauße auf der Ebene von Mühldorf sein Gegenkönig Friedrich der Schöne von Österreich geschlagen und gefangen worden und in der rückhaltslosen Aussöhnung mit seinem Gegner hatte Ludwig seinen milden, edlen Sinn betätigt. Dann war er nach Welschland gezogen. In Rom hatte er am 17. Januar 1328 die Kaiserkrone empfangen, doch nicht ans des Papstes Händen, der damals in Avignon weilte und in heftigem Streit schweren Kirchenbann über ihn verhängte. Vergeblich hatte Ludwig versucht des Reiches Ansehen in dem zerrissenen Italien herzustellen; schwer enttäuscht ob des nutzlosen Kampfes war er in den ersten Wochen des Jahres 1330 nach Bayern zurückgekehrt. An der Stelle, wo er zuerst wieder nach Überschreitung des damals noch sreisingifchen Gebietes um Parteukircheu den heimischen Boden betreten, hat der Fürst das Kloster „ze unser Frawen Etal" gegründet „unserm Herrn Got ze Lob und unser frawen ze Ern", damit „unserm Herren als löblich und als andechtichlich darinne gedient werde, das wir und alle unser Vordern und Nachkommen und alle Kristenheit an Seel und an Leib gen Got getröstet werden", und hat am Montage nach Mariä Himmelfahrt 1332 die seltsame Regel gefestet, der zu Willen die geistlichen und weltlichen Insassen des Stiftes fürder leben sollten. Denn nicht allein ein Kloster sollte hier erstehen sondern auch ein Psründehans für ritterbürtige Genossen, welche dem Kaiser in seinen Kriegen gute Dienste geleistet. Den 20 Mönchen nach Sankt Benedikts Regel waren 13 Ritter mit ihren Frauen beigegeben und sollen, besagt der herzige Stiftungsbrief, „die Munich iren Orden und die Ritter und Frauen ir Ee recht und redlich heilten". Einer von den Rittern stand der Gemeinde als Meister vor, auf daß er „des Chlosters pfleg mit allen Sachen", Geistliche und Laien aber umschlang das gemeinsame Band der Gottesverehrung, und wenn auch die Ritter mit des Meisters Erlaubnis standesgemäße Kurzweil mit Armbrnst-

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 340

1906 - München : Oldenbourg
340 65. Eine geistliche Stadt. 65. Eine geistliche Stadt. Von Wilhelm Heinrich Riehl?) Eine geistliche ©tobt — so nenne ich Freising. Damit ist freilich noch nicht viel Unterscheibenbes gesagt; bertn es gibt auch anßerbem geistliche Städte genug in Deutschland und barunter größere und berühmtere. Allein eine geistlichere Stadt unter unseren geistlichen Städten gibt es schwerlich. Darum nehme ich jenes Beiwort hier im engen, gesteigerten Sinne und präge es baburch zu einem unterscheibenben, für unsere Stadt besoubers charakteristischen Worte. Was Freising war und teilweise heute noch ist, das würde es durch bcn Klerus. Freising ist berühmt in der deutschen Geschichte, aber nur durch seine Kirche und Schule, durch seine Bischöfe und geistlichen Gelehrten. Als Hauptstabt der Diözese lag es vortrefflich; als Lanbeshauptftabt des Hochstiftes höchst ungünstig, am äußersten Norbsanme eines zerstückten, zum Teil weit entfernten Gebietes. Der Bischof konnte bequem seinen Sprengel beherrschen, aber die Stadt beherrschte kein Land. Der Freisinger Domberg ragt, auf viele Meilen sichtbar, weit über die enblose Ebene bis zu beit fern anf-schimmernben Alpen; die Stadt liegt versteckt hinter dem Berge. Volkreich, politisch groß, selbstänbig in der Macht des Bürgertums ist sie niemals geworben. Sie besaß kein reiches Patriziat, keine trntzigen Zünfte, kein eigenartiges Gewerbe, keinen bebentenben Handel, keine erhebliche Wehrkraft und die Kriegsgeschichte Freisings ist überwiegen!) eine Leibensgeschichte. Freising hat seine eigentümliche Rechtsentwicklnng; sie würde aber nicht wie anderwärts im Kriege gegen die Bischöfe und im Streben nach reichs- stäbtischer Selbstünbigkeit gewonnen, sonbern auf frieblichem Wege und großenteils durch die Bischöfe. Die klerikalen Einflüffe umschlangen und burchbrangen das bürgerliche Leben Freisings allerorten. Und zwar gilt dies alles nicht bloß vom Mittelalter sonbern auch von den folgenben Jahrhunberten bis zur Säkularisation. Ja selbst ans unsere Zeit ist noch ein Schattenbilb jener alten Zustände übergegangen, schattenhaft gegen sonst, aber boch beutlicher als bei fast irgenb einer cinbern niobernen, weilanb geistlichen Stadt. Ein Blick auf andere deutsche Bischofsstäbte möge zeigen, daß ich nicht zu viel gesagt, inbent ich Freising den besonbers reinen und ansschließenben Typus der geistlichen Stadt beilege. Das heilige Köln war neben seiner Heiligkeit zugleich auch Quartierstabt der Hansa, hanbelsmächtig, und wenn man im Mittelalter von den „Herren von Köln" sprach, so beichte man babei nicht an die Geistlichen, sonbern an die Kaufleute und Tuchmacher, welche sich wohl auch eines Kampfes mit dem *) Wanderbuch, als zweiter Teil zu „Land und ßeute", S. 219 ff. Stuttgart 1869, Cotta.

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 348

1906 - München : Oldenbourg
348 65. Eine geistliche Stadt. Bildern so ganz anders dreinschaut als sonst jene mittelalterlichen Städte, bei welchen die Festungstürme mit den Kirchtürmen wetteifern, ja sie an Masse überbieten, während Freisings unansehnliche Tor- und Mauertürmchen von der Schar großer und kleiner Kirchturmspitzen tief in Schatten gestellt sind. Schon von fernher verkündete sich dem Auge die geistliche Stadt. Die Säkularisation von 1803 trachtete bei Freising vor allen Dingen den Charakter der geistlichen Fürstenstadt zu verwischen; sie wandte darum ihren Zerstörungseifer besonders scharf gegen die beiden Berge Weihenstephan und den Domberg. Wer es nicht weiß, der sieht dem Berge des Hl. Stephan jetzt nicht entfernt mehr an, daß dort einmal zwei Klöster mit so vielen Kirchen und Kapellen gestanden haben; alle Bauwerke von irgend kirchlichem Charakter sind entweder abgebrochen oder umgebaut. Auch aus dem Domberge wurde beträchtlich aufgeräumt. Mau nannte ihn damals lieber den „Residenz-berg"; Dom klang zu dumpf und dunkel. Wo früher die Andreaskirche stand, wurde Wäsche getrocknet^, die Stätte der Peterskirche bezeichnete ein Kreuz, die Johannes- und Martinskirche wurden in Magazine verwandelt und auch der Abbruch der altehrwürdigen Domkirche war bereits beantragt wegen vorgeblicher Baufälligkeit. Den ersten Anstoß zu ihrer Rettung gab ein französischer Dragoneroberst, welcher im Jahre 1805 den längst geschlossenen Dom als den besten Platz erkannte um eine Kirchenparade zum Geburtsfeste des Kaisers Napoleon abzuhalten. Mit dem Verschwinden des Domes würde die Physiognomie von Freising ganz anders, das heißt höchst charakterlos geworden sein. Nicht dies aber ist zum Verwundern, daß so viel zerstört wurde auf dem Domberg, sondern daß man so viel übrig gelassen hat. Obgleich kein Bischof mehr da droben sitzt und keine Domherren, kein geistlicher Hofstaat und kein Einsiedler, obgleich längst schon Laien genug innerhalb der beiden Tore wohnen, so ist der Domberg doch auch heute noch ein geistlicher Berg. Er beherrscht nicht mehr die Stadt, aber auf seiner Höhe herrschen wenigstens sozial die Geistlichen und durch den Domberg behauptet Freising einen entschieden geistlichen Zug, wenn man es auch nicht mehr schlechthin eine geistliche Stadt nennen kann. Man darf auch noch von dem „gelehrten" Berge sprechen wegen der vielen geistlichen Lehranstalten (Lyzeum, Klerikalseminar, Knabenseminar, Gymnasium, Realschule, Schullehrerseminar), die auf seiner engen Fläche vereinigt liegen, gleichsam als die letzten Absenker der uralten Domschule. Ist er auch nicht mehr ein gelehrter Berg fürs römische Reich wie zu den Zeiten Ottos2), so ist er doch ein gelehrter Berg für Freising und Altbayern. *) Nunmehr steht ebenda der imposante Neubau des Klerikalseminars. *) Verfasser meint den Fürstbischof Otto I., den Oheim Kaiser Friedrichs I. Barbarossa, den berühmten Geschichtschreiber, der außer einer Chronik ein weiteres wichtiges Quellenwerk „Die Taten des Kaisers Friedrich" hinterlassen hat. Sein würdiges Denkmal von K. Zumbusch ziert seit 1855 den Domplatz.

4. Der moderne Geschichtsunterricht - S. 160

1900 - München : Oldenbourg
i6o Religiöse Fragen, beiden Fällen war es wieder nur die Staatsgewalt, die von dem oben ausgeführten Staatsgrundrecht Gebrauch machte. Doch selbst wenn diese Greuelthaten auf Rechnung der Konfessionen gesetzt werden müssten, so würde der echte Historiker deswegen immer noch nicht verzweifeln. Weiss er doch, dass man den sittlichen Wert einer Idee nicht beurteilen darf nach den jeweiligen Trägern derselben, und dass auch hier das schöne Wort gilt: » Und ob die Wolke sie verhülle, die Sonne strahlt am Himmelszelte. Wenn auch die Träger der Konfessionen sich befehden, die Konfessionen als solche haben doch das gleiche sittliche Prinzip, und das muss doch immer wieder trotz aller Verdunkelungen zum Durchbruche kommen. Es ist dies das Prinzip der allgemeinen Menschen- und Nächstenliebe, die schönste Blüte der echten Humanität, die, von dem schönen Griechenworte: »Nicht mitzuhassen, mit zu he bene und dem hohen Liede der Liebe, das der Apostel Paulus singt, ausgehend, durch alle Religionen und Konfessionen sich hindurchzieht und erst mit dem vorletzten Menschen erlöschen kann; eigentlich zählen. In Schweden und Dänemark war im 17. Jahrhundert auf Ausübung der katholischen Religion Todesstrafe gesetzt, und kein Geringerer als Gustav Adolf selbst hat diese an mehreren jungen Männern aus diesem Grunde vollziehen lassen. (Baaz, Inventar, eccl. Sueogoth. Lincop., 1642, p. 739). Der sonst so milde Melanch-thon verlangte die Todesstrafe gegen die Wiedertäufer (Corpus Ref. ed. Bret-schneider, Ii, 18, 711! 7i3 u- a-)- Calvin forderte den Herzog von Somerset als Regenten von England auf, die Gegner des neuen Kirchenwesens, besonders die Katholiken, mit dem Schwerte zu vertilgen (epistolae, Genev. 1579, p. 40). Sein Freund Beza verlangte sogar, dass die Antitrinitarier, auch wenn sie widerriefen, hingerichtet werden sollten. (Crenii animadversiones, Xi, 90.) In England wurden von 1660—1685 gegen 25000 Personen wegen der Religion eingekerkert, wovon nach dem Quäker William Penn 5000 umkamen. (Mackintosh, History of the English revolution, p. 158—160.) Die Presbyterianer liessen selbst im freien Amerika viele Katholiken enthaupten, viele Quäker hängen. (Die blue laws von Neu-England. Spalding, Miscellanea, comprising Reviews, Lectures and Essays, p. 355—380.) In Schweden wurde ferner Banier aus Stargard hingerichtet, weil er in der Rechtfertigungslehre nicht rein lutherisch dachte. In Königsberg wurde 1636 Joh. Adelgreiff verbrannt. In Lübeck wurde 1687 Günther wegen socinianischer Ansichten auf das Gutachten der theologischen Fakultät zu Wittenberg hin enthauptet. (Arnolds Kirchenhist. Ii. 643.) In Dänemark wurde noch 1779 katholischen Ordensgeistlichen das Betreten des Landes bei Todesstrafe verboten. (Reuter, Theolog. Repertorium Bd. 70, p. 168). Doch genug! Ziehen wir einen Schleier über diese Verirrungen, die aus der Lehre von der »Omnipotenz der landesherrlichen oder Staatsgewalt« hervorgingen und deshalb, wie gesagt, nicht auf Konto der Religion gesetzt werden dürfen.

5. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 449

1868 - München : Lindauer
449 Beilagen zum fünften Zeitraum. und Geleitsmann auf der nun beginnenden Reise sei". Sie warfen sich aus ihre Kniee, lang und inbrünstig war das Gebet. Als Marian sich erhebt, um den geweihten Ort zu verlassen: Fällt mild und schön aus Morgen Der Sonne erstgeborner Strahl Ihm in das Aug. — Zurück', ruft er Begeistert aus, hier ist — der Sorgen Der ird'schen Laufbahn Ziel, Der Ort, der meines Wirkens Rest, Der mein Gebein verschließen will. Als Hemma, die Aebtissin von Obermünster, hievon hörte, schenkte sie einen Theil des Grundes, worauf die Kapelle stand, den schottischen Geist- lichen. Be zolin, ein reicher Bürger, baute daraus ein Haus, in welchem die Schotten ungefähr 40 Jahre wohnten. Die ursprüngliche Stiftung mehrte sich durch fromme Schenkungen, die Anzahl der Brüder durch neue Ankömm- linge aus dem Vaterland. Als der enge Raum sie nicht mehr fassen konnte, kaufte der Burggrafotto der Riedenburger in Verbindung mit einigen Bür- gern Regensburgs einen Platz beim Westenthor und bewerkstelligte 1108 den Bau des Klosters und der Kirche von St. Jakob, die König Heinrichs 1111 in die Zahl der unter seinem unmittelbaren Schutz stehenden Reichsklöster er- hob. In der neuesten Zeit ward dieses Kloster durch den Bischof Ignaz von Regensburg als seinem Zwecke nicht mehr entsprechend eingezogen. Ium fünfte»r Zeitraum gehörig von Ziffer 32-100 incl. 32. Kärnthen nebst Istrien, Krain und Verona hatte Kaiser Otto 111 (983—1002) im Jahre 995 an den fränkischen Otto, des Herzogs Conrad von Lothringen und der kaiserlichen Prinzessin Luitgarde Sohn, ge- geben; Steyermark hatte Friedrich I (1152 —1190) im Jahre 1180 zu einem selbstständigen Herzogthum erhoben und dem Markgrafen Ottokar Vi verliehen, nach dessen kinderlosem Absterbeu (1192) der ganze Besitz an den Herzog Leopold Ol von Oesterreich überging; Tyrol, ein Theil der nach- maligen gefürsteten Grafschaft, war durch Kaiser Otto I (936 — 973) im Jahre 939 dem Luitpoldiuger Arnulf Ii überlassen worden, als der Kaiser den Luitpoldinger Berthold zum Herzog in Bayern erhob, und ging nach dem Tode des Grafen Albert Iii von Tyrol (ch 1254) an dessen Schwie- gersohn Mainhard Iii von Görz über, der auch die 1248 an Albert Iii gefallenen Güter von Meran erbte; Oesterreich endlich, gebildet aus den Marken unter und ob der Ens, welche letztere F ri ed rich B arb ar ossa 1156 von Bayern abgetrennt hatte, erhob derselbe Kaiser im Jahre 1156 zum un- mittelbaren, auch in weiblicher Linie erblichen Herzoathum für Heinrich Xi Jasomirgott (1156—1172). 33. Die Bürger Regensburgs scheinen die Verleihung der Burggrafschaft an Ludwig den Kelheimer gebilligt zu haben, denn sie schritten zur Wahl ihrer Beamten, die ihre Würden von dem neuen Burggrafen, dem bayerischen Herzog, zu Lehen nahmen. Des Herzogs Land und Macht war dadurch bedeutend vermehrt worden, aber der Friede im Innern des Landes war auf lange Zeit dahin, weil der Bischof Kon rad Ii von Regens bürg beständig Klage über Beeinträchtigung an Einkünften und Gerechtsamen durch die herzoglichen Beamten führte und zuletzt einen Krieg hervorrief, der sich über das ganze Land verbreitete (1203). Der Erzbischof von Salzburg schloß sich dem Bischof vou Regensburg an und beide forderten gradezu die Unabhängigkeit von der herzoglichen Gewalt für sich und ihre in Bayern gelegenen Besitzungen, Richter und Vögte. Nach wechselseitig erlittenen Nachtheilen starb der Bischof von Regensburg (23. April 1204) und dessen Nachfolger, Konrad Iii, vormals Dompropst in Freysing, aus dem mäch- Sattler, bayer. Geschichte. 29

6. Kursus 3 = Schulj. 7 - S. 36

1883 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
36 Erster Abschnitt. Höfen in die aufblühenden Städte; sie geriet aus den Händen der Ritter und Herren in die der Bürger und Meister; der ritterliche Gesang wurde Meistergesang. In den Städten Süd- und Mitteldeutschlands, namentlich in Mainz, Augsburg, Nürnberg, Ulm vereinigten sich die Handwerksmeister zu besonderen Zünften und hießen im Gegensatz zu den ritterlichen Sängern Meistersänger. Auf der Herberge übten sich in den Feierstunden die ehrsamen Bürger und Handwerker nach strengen Regeln in der edlen Sangeskunst; an Sonn- und Festtagen nachmittags aber versammelten sie sich in der Kirche oder aus dem Rathause, um im Wettstreite ihre Gesänge, denen biblische Texte untergelegt waren, öffentlich vorzutragen. Am lautesten klang der Meistergesang irrt l 6. Jahrhundert, wo der größte Meistersänger, Kans Sachs, lebte, Nürnbergs ehrsamer Schnster, dessen geistliche und weltliche Dichtungen in großer Zahl unserer Zeit erhalten blieben. Von den Stürmen des 30 jährigen Krieges nicht zum Schweigen gebracht, ließ sich die bürgerliche Handwerkerdichtung bis in unser Jahrhundert herein vernehmen. In Mainz, wo die erste Meistersängerschule gegründet wurde, und in Nürnberg verstummte sie im 18., in Ulm erst im 19. Jahrhundert. 15. Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft. Um den reizenden Vierwaldstätter See liegen die sogenannten „drei Waldstätte": Uri. Schwyz und Unterwalden, die den Schauplatz der Entstehung einer schweizerischen Eidgenossenschaft im Alpenlande bilden. a. Geschichtliches über Entstehung. Als Bestandteil des römisch-deutschen Reiches gehörte früher die deutsche Schweiz zum Herzogtum Schwaben und wurde durch Reichsvögte verwaltet. Später zerfiel das Land in viele kleinere Gebiete, die teils unter klösterlicher und fürstlicher, teils unter kaiserlicher Oberhoheit standen oder freie Reichsstädte waren; dazwischen lagen die Besitzungen der Edelleute, unter denen insbesondere die Habsburger hervorragten. Diese waren nicht allein reich begütert, sondern besaßen zugleich die Landvogtei über die unter Kaiser und Reich stehenden drei Waldstätte und trachteten auch danach, hier ein abgeschlossenes Fürstentum zu begründen.

7. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 611

1895 - München : Oldenbourg
131. Das Rittertum im Mittelalter. 611 ,chaft selbst aufgenommen. Nach vorhergegangenem Fasten und Beten empfing er die Sakramente und aus den Händen der Nitter oder Edelfrauen Sporen, Panzer und Handschuhe. Dann kniete er nieder, und einer der Ritter gab ihm mit entblößtem Schwerte drei Schläge ans die Schulter, wobei er durch feierlichen Eid gelobte, allen Pflichten eines ehren- werten Ritters getreu zu leben, die Wahrheit zu reden, das Recht zu schützen, und sein Schwert zur Verteidigung der Religion, der Witwen und Waisen und der verfolgten Un- schuld, vor allem aber gegen jeden Ungläubigen zu führen; zuletzt empfing er auch Helm, Schild, Lanze und Schwert. So wurden in der begeistertsten Stunde des Jünglingslebens durch feierlichen Eid die männlichen Tugenden nochmals zum unverbrüchlichen Gesetze des ganzen Lebens erhoben, die Wahrheit, die Gerechtigkeit und die Frömmig- keit. Und als Inbegriff und zugleich als Lohn der voll- kommenen Übung derselben stand die Ehre gleich einem leuchtenden Sinnbilde vor den Augen des jungen Ritters. In den Zeiten von Heinrich I. bis auf Heinrich Iv., unter den sächsischen und fränkischen Kaisern war das Rittertum erst in seinem Entstehen; die ganze Zeit war einfach und ernst. Durch die Kreuzzüge aber erhielt es einen neuen, hohen Aufschwung. Vor allen Dingen fesselten die drei geistlichen Ritterorden, welche durch die Kreuzzüge ihr Dasein erhielten, durch ein hohes Gelübde den Nitter an die große Sache der ganzen Christenheit: die Johanniter, welche bis auf unsere Zeiten, treu dem Geiste alter Ritter- lichkeit, den Kampf gegen die Ungläubigen zu ihrer Pflicht gemacht hatten; die d eutschen Nitter, welche im 13. Jahr- hunderte sich nach Preußen wandten, mit großer Kühnheit dort für die Ausrottung des Heidentums stritten und die blühendste deutsche Ansiedlnng an diesem Gestade stifteten, und endlich die Tempelherren, welche große Macht er- langten, zuletzt aber durch die französischen Könige, die nach ihren Gütern lüstern waren, vernichtet wurden.

8. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 615

1895 - München : Oldenbourg
133. Ein Bild der Städte aus dem Mittelalter. 615 welches meistens das reichverzierte Bild des Patrons der Hauptkirche enthielt. Lübecks Siegel zeigt bedeutsam das Schiss auf hoher Flut; der alte Steuermann mit spitzer Kappe leitet das Fahrzeug durch die Wogen; ein Jüngling am Tauwerke weiset nach oben (aus den göttlichen Beistand hindeutend). Köln hat als ältestes Wappen den heil. Petrus, mit den Schlüsseln auf dem Stuhle sitzend. Magdeburg hatte seit uralter Zeit eine Jungfrau über den Zinnen sich erwählt. Worms zeigte den Lindwurm und deutete damit vielleicht auf den Drachen, den Siegfried erschlug. Hamburg mit vielen andern Städten behagte das dreifach betürmte Stadtthor. Berlins ältester Bür schritt aufrecht zum An- griffe und trug nicht Halsband und Kette. Hinter den düstern Mauern der Städte wurde Gesang und Saitenspiel gepflegt. Auch diese Kunst bildete sich nach der Sitte der Zeit in Zunft und Schule aus und erheiterte das ernste Leben der Bürger. Manche Städte unseres Vaterlandes waren erfüllt mit einer Anzahl von Spielleuteu. Fiedel, Harfe, Pfeife und Zinke waren ihre Instrumente. Alte Heldensagen ließ man in Liedern erklingen. Auch die Lust an der Natur war aus dem freien Landleben in die dumpfen Gassen eingezogen. Überall sehen wir in deutschen Städten das Frühlingsfest mit Jubel und Tanz im Freien begehen. Das Kriegswesen lag noch den Bürgern ob. Jeder zünftige Meister mußte mit Waffen versehen sein. Diese waren von der verschiedensten Art und den wunderlichsten Namen. Im gewöhnlichen Leben auf Markt und Gasse, zumal vor Gericht war das Tragen derselben verboten. Aus Reise und Fahrt ging dagegen jedermann bewehrt. Jede Zunft war im Besitze eigener Banner und Zeughäuser. Die Zunftmeister waren die Führer gegen den Feind. Als Waffe, die am geeignetsten sich der Faust des Zünftlers bot, hatte das dreizehnte Jahrhundert die Armbrust, deren Erfindung dem Morgenlaude gehört. Die Bürger gebrauchten sie mit

9. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 20

1914 - München : Oldenbourg
— 20 — An das Kirchlein bauten die Mönche hölzerne Zellen, worin sie armselig wohnten. Kirchlein und wohnplatz umfriedeten sie mit einem starken Zaune aus Pfählen. hieraus entwässerten sie den sumpfigen Loden, rodeten wald-bämrte und Hecken aus und schufen sich so Ackerland, das sie mit dem schon seither um das Jagdschloß gelegenen Bauerngut vereinigten. Sie bauten Getreide, hielten Dieh, Schweine und Hühner, auch Schafe. Am Main legten die fleißigen Mönche Gruben an für die Fischzucht. 3hr Garten trug Gemüse, Rettiche und Blumen, Neben wilden Obst-bäumen besaß man schon veredelte. Die umwohnenden Leute kamen herbei, halfen mit, bekamen Lohn und lernten etwas. Burkardus wurde Bischof zu Würzburg. Sein Nachfolger zu Rorlach war Megingaud, der dem Hl. Burkard auch auf dem bischöflichen Stuhle nachfolgte. Die fleißigen Mönche wurden unter feiner Leitung sehr geschickt im Bauen und begannen ein steinernes Gotteshaus kunstvoll aufzurichten. Diese schöne Kirche wurde 78^ in Gegenwart Karls des Großen und der Bischöfe Willibald von (Eichstätt und Lullus von Mainz feierlich eingeweiht Zwei Jahre später machte König Karl dem Kloster eine große Schenkung zur (Ernährung der Armen und zum Unterhalt der Mönche, indem er ihm einen (Teil des Spessartwaldes in einer Länge von gut drei und einer Breite von zwei Stunden verlieh. In diesem Gebiete lagen das Königsgut Michelrieth, das Dorf Altfeld, wiesen, weiden, tierreiche Waldungen; es wurde durchflossen von fischreichen Bächen (Hafenlohr, Haslochsbach). Don da an wurde das Kloster Neustadt geheißen. 3 n der Abtei ums 3 a f?r looo. Man feiert heute, am 2\. März, das Hauptfest des Ordens: den Tag des hl. Benedikt. Mit Frühlingsblumen und Kränzen ist das Gotteshaus geschmückt. Auf den Altarstufen liegen schwere Teppiche, gewebt und geschenkt von den frommen Klosterfrauen zu Aschaffenburg. Der Bruder Heiligenmeister hat viele Kerzen angezündet, die er aus Bienenwachs herstellte. Die Glocken läuten. (Ein Zug Mönche schreitet ernst den Gang des Mittelschiffes herauf zum Hochaltar, wo sie sich nach tiefer Kniebeugung rechts und links in Reihen aufstellen. Der Abt mit dem Abtsstabe in der Hand bleibt in der Mitte vor dem Altare stehen und stimmt einen Hymnus an. Die Mönche fingen weiter. Dann predigt ein Pater von den Verdiensten des Drdens-ftifters. während des Hochamtes singen die Mönche im Wechsel lateinische Lieder. Nach dem Gottesdienste erhalten die Leute aus der Umgegend im Kloster gutes Essen und einige Kannen wein oder Bier. wir besuchen jetzt das eigentliche Kloster. Frauenleute dürfen es nicht betreten, nicht einmal die nächsten weiblichen Verwandten der Mönche.

10. Bilder aus Frankens Vergangenheit - S. 81

1914 - München : Oldenbourg
— 8* — sechster Abschnitt. Der Dreißigjährige Krieg. 1. Julius Echter von Mespelbrunn (1573—1617). V Seine Jugendzeit. 3m tiefen Speffarttvalde ragt ein liebliches Schlößlein aus smaragdgrünem See, Ihespclbrunn geheißen. Hier in dieser friedensstillen Wasserburg ward *5q<5 dem Ritter Peter Echter von Zuespelbrunn ein Sohn geboren, der in der Taufe Julius genannt wurde und der berufen war, den Namen seines Geschlechtes im Frankenlande unsterblich zu machen für alle Zeiten. Schon im zehnten Jahre seines Lebens erhielt er eine Dompräbende in würzburg. hierauf machte er gelehrte Studien in Mainz, dann besuchte er mit seinem Bruder Sebastian zwei Jahre lang mit rühmlichstem Eifer die Universität Löwen. Mit Erlaubnis des Domkapitels zu Würzburg, dem sie die jeweiligen Universitätszeugnisse vorzulegen hatten, gingen die beiden Echter sodann auf die Hochschule zu Douai in Artois und im Jahre *566 nach Paris. Hier war ihres Bleibens nicht lange, denn schon nach einem halben Jahre oblagen sie ihren Studien auf der berühmten Universität zu Angiers. 3m Spätsommer *567 griffen sie wiederum zum wanderstabe, um ihre gelehrte Bildung in pavia und Rom zu vollenden. Land und Leute hatte Julius Echter sonach genug gesehen, als er in die fränkische Heimat zurückkehrte. Am *o. November *569 wurde der hochgebildete junge Freiherr auf den ihm gebührenden Sitz als wirklicher Kapitular in das Domkapitel eingeführt. Seine tiefe wissenschaftliche Gelehrtheit, seine wahrhafte Religiosität und Humanität, vereint mit ausgebreiteter Welt- und Menschenkenntnis und reicher Erfahrung, und sein offener Sinn für alles (Sute, Schöne und Nützliche kennzeichneten seine ganze Persönlichkeit und erwarben ihm gar bald die allgemeine Achtung und Liebe, infolgedessen stieg er rasch von würde zu würde im Stifte empor. Am *5. April *569 wurde er Domscholaster und schon am August *570 Domdechant. 2. Die Bischofswahl. Bischof Friedrich von wirsberg war am *2. November *573 verschieden und das Domkapitel schritt ungesäumt zu einer neuen Wahl. Am 29. November fand ein höchst feierlicher Gottesdienst in der Domkirche statt, welchem der fürstliche Hofstaat und viel Volk beiwohnten und wobei bewaffnete Bürger unter Anführung des Oberschultheißen die Ordnung aufrecht erhielten. Dann begann die Wahl im Kapitelshause. Sie fiel aus Julius Echter, der als Domdechant das Wahlgeschäft leitete. Bei der alsbaldigen Verkündigung des Wahlergebnisses und der Vorstellung des Neugewählten geriet das Volk in Erstaunen, da es die Wahl eines älteren Kapitulars in Ansehen und würden erwartet Eichelsbacher, Bilder aus Frankens Vergangenheit. ^
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TM Hauptwörter (200)200

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