169 —
zog er sich nach Halberstadt zurück, wo er in Folge seines
zügellosen Lebens starb (im Mai 1641).
Schlacht bei Arcitenfctd (1642). — Nach Baner's Tode
kam Torstenson mit Geld und frischen Truppen aus Schwe-
den herüber. Von zartester Kindheit an war er als Edelknabe
um Gustav Adolf gewesen, unter welchem er auch das furcht-
bare Kriegeshandwcrk erlernt hatte. Obschon er im besten
Mannesalter sehr an der Gicht litt, so machte er dennoch die
beschwerlichsten Winterfeldzüge mit reißender Schnelligkeit und
ertheilte vom Tragsessel oder aus der Sänfte seine Befehle.
Von Lüneburg aus zog er durch Brandenburg nach Schlesien,
eroberte Großglogau und schlug am 31. Mai 1642 bei Schweid-
nitz die Kaiserlichen unter dem Herzoge Franz von Sachsen-
Lauenburg, der einst General der Schweden war. Dann drangen
die Schweden in Mähren ein, eroberten Ollmütz und streiften
nun keck, das feste Brünn zur Seite lassend, bis tief in Oester-
reich; ja sechs Reiter wagten sich bis an die Wiener Donau-
brücke; sie wurden aber gefangen und in die Stadt gebracht,
wo sie durch ihre sonderbare Tracht, Haltung und Sprache der
zusammengelaufenen Menge ein seltsames Schauspiel gewährten.
Bei der sichtbaren Gefahr der Kaiserstadt eilte schnell das kaiser-
liche Heer unter dem Erzherzoge Leopold Wilhelm und Picco-
lomini herbei und drängte die Schweden nach Sachsen zurück.
Bei Breitenfeld aber, irr der Nähe von Leipzig, auf Gustav
Adolfs Siegesfeld über Tilly, gewann Torstenson am 2. No-
vember 1642 einen glänzenden Sieg über die Kaiserlichen, rückte
in Folge dessen neuerdings in Mähren und forderte auch den
Fürsten von Siebenbürgen, Georg Nägoczp, auf, ihm die Hand
zu bieten und die Pforte zum Bruche zu mahnen. Torsten-
son's Riesenplan war, gerade auf Wien loszugehen und dem
Kaiser in seiner eigenen Hauptstadt den Frieden vorzuschreiben.
Aber dieser Plan ward ihm bald vereitelt.
Die Schweden hatten nämlich einen neuen Feind erhalten
an den Dänen, die das Waffenglück ihrer Grenznachbaren schon
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Franz_von_Sachsen- Franz Leopold_Wilhelm Leopold Wilhelm Gustav
Adolfs_Siegesfeld Gustav Adolfs Tilly Georg_Nägoczp
157
die ihm von Schweden aus gefolgt war; sie sah ihn erst im
Sarge wieder! — Auf seinem Zuge durch Sachsen ward Gu-
stav von den zuströmenden Menschen mit unbeschreiblichem Ju-
bel empfangen. Sie drängten sich um ihn, warfen sich vor
ihm als Retter auf die Kniee, suchten den Saum seines Kleides
oder die Scheide seines Schwertes zu berühren, so, daß der
König, unwillig über die fast abgöttische Verehrung des Volkes,
in die prophetischen Worte ausbrach: „Ist es nicht, als ob
dieses Volk mich zum Gotte mache! Unsere Sachen stehen gut,
aber ich fürchte, die Rache des Himmels werde mich für dieses
verwegene Gaukelspiel strafen, um diesem thörichten Haufen
meine schwache sterbliche Menschheit früh genug zu offen-
baren." Dann bezog er ein verschanztes Lager bei Naumburg
an der Saale.
Wallenstein glaubte, der König würde wohl wegen der
vorgerückten Jahreszeit — es war schon November — keinen
Angriff mehr unternehmen, und schickte den Grafen von Pap-
penheim mit einem beträchtlichen Theile des Heeres zur Erobe-
rung der Moritzburg bei Halle; von da sollte er nach dem
Rhein gehen. Aber kaum hatte Gustav dieses gehört, als er
schnell seine Truppen zusammenzog und über Weißenfels nach
Lützen, einem Städtchen unweit Leipzig, eilte. Hier lagerte
er sich am Abende des 15. November 1632 dem Wallenstein-
schen Heere gegenüber.
Schlacht bei Fiitzen (1632) *). — Als der neue Tag an-
bricht, der eine blutige Entscheidung herbeiführen soll, bedeckt
ein dichter Nebel die ganze Gegend. In Dunkel gehüllt ordnen
die beiderseitigen Feldherren ihre Scharen. Der König sinkt
betend in die Kniee, mit ihm sein ganzes Heer und stimmt unter
*) In demselben Jahre machte der um die Naturlehre durch die
wichtigsten Entdeckungen und Andeutungen hochverdiente Galilei aus
Pisa sein berühmtes Weltsystem bekannt, in welchem er alle seine Ent-
deckungen am Himmel auseinander setzte. Auch Gustav Adolf hatte einst
seinen lehrreichen Vorträgen zu Padua Leigewohnt.
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Gustav_Adolf Gustav Adolf
233
Leben geben. Aber alle an der Ostsee gelegenen Länder, Finn-
land, Jngermannland, Esihland und Liefland waren im Besitze
der Schweden. Schon längst hatte er sich diese zur Beute aus-
ersehen; der gegenwärtige Augenblick schien ihm zur Ausfüh-
rung seines Vorhabens der geeignetste zu sein; denn der neue
König von Schweden, Karl Xii., war erst siebenzehn Jahre
alt und schien wenig zu versprechen. Um des guten Erfolges
noch gewisser zu sein, trat er mit dem Könige von Dänemark,
Friedrich Iv., und mit dem Kurfürsten von Sachsen Au-
gust Ii., demselben, welchen sich die Polen im Jahre 1696
zu ihrem Könige gewählt hatten, in ein Bündniß. Der junge
König von Schweden sollte zur Rückgabe aller Länder ge-
gezwungen werden, die seine Vorfahren den Russen, Dänen
und Polen entrissen hatten. Die Jugend und Unerfahrenheit
des Schwedenköniges schienen den Waffen der Verbündeten ei-
nen eben so leichten als sichern Erfolg zu versprechen. Allein
der Krieg war kein Spiel für sie. Karl brach sogleich nach
Dänemark auf, belagerte die Hauptstadt Kopenhagen und jagte
dem Könige einen solchen Schrecken ein, daß dieser noch in
demselben Jahre (1700) zu Travendal den Frieden an-
nahm. Nachdem er den ersten Feind zur Ruhe gebracht hatte,
ging er rasch auf den zweiten, die Russen, los, welche, achtzig-
tausend Mann stark, die Festung Narva in Esthland belagerten.
Obschon Karl's Heer nur aus achttausend Mann bestand, so
griff er dennoch mit diesem Häuflein am 30. November 1700
den zehnmal stärkeren Feind an. Schon in einer Viertelstunde
war der Sieg für die Schweden entschieden. Grauenvoll war
die Niederlage und Flucht der Russen. Dennoch erschütterte
dieser Unfall Pcter's große Seele nicht. „Ich weiß es wohl,"
sagte er, „die Schweden sollen uns noch manchmal schlagen;
aber wir lernen! Die Zeit wird kommen, wo wir sie wie-
der schlagen werden. Diese Schlacht sott, denke ich, die Rus-
sen aus ihrer Trägheit reißen und sic zwingen, zu lernen,
was sie nicht wissen!" — Des blutigen Weges aber zu
solchem Ziele achtete er wenig.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Xii Karl Friedrich_Iv. Friedrich_Iv. Karl Karl
als die Böhmen sie ihm wegen seiner ausgebreiteten wichtigen
Verbindungen gern übergaben; denn er war ein Neffe des
großen Helden Moritz von Oranien und Schwiegersohn Ja-
kob's I. von England. Aber gerade in dem Augenblicke, als
man ihm die Krone anbot, trug er Bedenken, das gefährliche
Geschenk anzunehmen. Jedoch seine Gemahlin trieb ihn dazu.
„Kannst Du Dich vermessen," sprach sie stolz, „die Hand einer
Königstochter anzunehmen, und Dir bangt vor einer Krone,
die man Dir freiwillig entgegenbringt! Ich will lieber Brod
essen an Deiner königlichen Tafel, als an Deinem kurfürstlichen
Tische schwelgen." — Er nahm das gefährliche Geschenk an, und
die Krönung wurde zu Prag mit beispielloser Pracht vollzogen
(4. Nov. 1619). Das Glück schien ihm auf den Thron zu fol-
gen; denn auch Schlesien, Mähren und die Lausitz huldigten ihm.
Schlacht aus dem weihen Derge (1620). — Aber nur von
kurzer Dauer war seine Herrlichkeit; denn Friedrich war nicht
der Mann, der sich in einer so mißlichen Lage zu behaupten
wußte. Er verschwendete seine Zeit und die Einkünfte des
Landes in Ergötzlichkeiten, ohne die Gefahr zu ahnen, die über
ihn einbrach. Des Kaisers Lage hingegen wurde mit jedem
Tage günstiger. Für ihn erklärte sich die Liga, auch Spanien
bot Unterstützung und schickte ein Heer aus den Niederlanden,
welches die Pfalz besetzte; selbst der protestantische Kurfürst
Johann Georg von Sachsen trat, aus Haß gegen den Cal-
vinismus, auf seine Seite und versprach ihm die Unterwerfung
Schlesiens und der Lausitz. Vor allen aber nahm der zuvor ge-
nannte edle Herzog Maximilian von Bayern, der einsichtsvollste
deutsche Fürst seiner Zeit, sich des Kaisers an. Das kaiserlich-
bayerische Heer eilte mit Blitzesschnelle von Ulm nach Böhmen
und stand vor Prag, ehe Friedrich an Gegenwehr dachte. Am
8. November 1620 entschied eine blutige Schlacht auf dem
weißen Berge im Angesichte Prags das Schicksal Böhmens.
Der tapfere bayerische Feldherr Tilly gewann innerhalb we-
niger Stunden den vollständigsien Sieg über die Böhmen.
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Extrahierte Personennamen: Moritz_von_Oranien Friedrich Friedrich Johann_Georg_von_Sachsen Johann Maximilian_von_Bayern Maximilian Friedrich Friedrich Tilly
Extrahierte Ortsnamen: England Niederlanden Cal- Schlesiens Lausitz Prags
144
Fürsten Gegenvorstellungen; Aufschub auf ein Jahr war Alles,
was sie vom Kaiser erhalten konnten. Aber innerhalb dieser
Frist hatte sich die Lage der Dinge sehr geändert.
Wallenstcin's Abdankung (1630). — Im Jahre 1630 be-
rief der Kaiser einen Kurfürsten tag nach Negensburg,
hauptsächlich um die Wahl seines Sohnes zum römischen Kö-
nige zu bewirken. Aber die Wahlangelegenheit trat bald in
den Hintergrund, da ein gewaltiger Sturm gegen den mäch-
tigen Emporkömmliug Wattenstein und sein Heer von allen
Seiten losbrach. Diese mächtige Stütze des Kaisers sollte ge-
stürzt werden. Alle Stände erhoben laute Klagen über den
wegen seiner raschen Erhebung und seiner unumschränkten Ge-
walt allgemein verhaßten Wallenstein und über die Zucht-
losigkeit seines Heeres. Alle verlangten mit Ungestüm die Ent-
lassung Wallenstcin's und seiner verwegenen Naubscharen, be-
sonders Maximilian von Bayern, der sich zurückgesetzt fand,
seit Wallenstein anführte. Frankreich war wieder bei dieser
ganzen Angelegenheit der Deutschen besonders thätig gewesen.
Die Schwächung der kaiserlichen Macht stellte ja eine Be-
reicherung Frankreichs mit deutschen Provinzen in lachende Aus-
sicht, die deutschen Fürsten selbst sollten ihm hierzu hülfreiche
Hand bieten, durch glänzende Versprechungen waren sie für
Frankreichs arglistige Plane gewonnen worden. Mit schwerem
Herzen mußte sich endlich der betroffene Kaiser dem allgemeinen
Wunsche der Fürsten fügen und einen Mann entlassen, dem
er Alles verdankte.
Wallenstein stand damals mit seinem Heere in Schwaben,
um die Fürsten zu Negensburg zu beobachten und nöthigellfalls
dem Kaiser zu Hülfe zu eilen. Da kamen die Gesandten und
brachten ihm sein Urtheil. Wider Erwarten blieb er ganz
ruhig und versprach, Gehorsam zu leisten. Er wußte schon
von Allem und hatte es, wie er vorgab, in den Sternen ge-
lesen. Wegen seiner Entlassung schien er den Kaiser mehr zu
bedauern, als zu hassen. Er schrieb selbst an ihn, dankte ihm
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Bayern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Negensburg Wattenstein Frankreich Frankreichs Frankreichs Schwaben
146
lich Frankreich. Schon längst war dieses höchst eifersüchtig
auf das Haus Oesterreich, welches seit Karl V. zu einer Größe
herangewachsen war, die das Gleichgewicht Europas gänzlich
aufzuheben drohete. Um die Macht dieses Hauses zu schwächen,
schien jenem kein Mittel zu schlecht. Deshalb hatten die fran-
zösischen Könige, obschon sie die Protestanten in ihrem eigenen
Staate auf das blutigste verfolgten, dieselben in Deutschland
unaufhörlich gegen den Kaiser aufgewiegelt und unterstützt;
ja sie hatten sich sogar mit dem Erbfeinde der Christenheit,
dem türkischen Sultan, gegen den Kaiser verbündet, wie wir
dieses früher sahen.
Eben jetzt herrschte in Frankreich Ludwig Xiii., ein
schwacher unthätiger Mann, der aber einen Minister hatte,
welcher mit außerordentlicher Klugheit die Angelegenheiten die-
ses Reiches leitete und die Verhältnisse der europäischen Staaten
mit einer Klarheit durchschaute, wie noch kein Staatsmann
vor ihm. Das war der Kardinal Richelieu. Das einzige
Ziel, welches er mit der ganzen Kraft seines außerordentlichen
Geistes zu erreichen strebte, war die Schwächung Deutschlands
und Oesterreichs; um die Rechtlichkeit der Mittel hiezu war
er unbekümmert. Anfangs jedoch scheute er sich, als Kardinal
und Minister eines katholischen Königes, die Sache der Pro-
testanten in Deutschland gegen den Kaiser öffentlich zu unter-
stützen. Deshalb richtete er sein Augenmerk auf den muthig-
sten und kräftigsten der damaligen protestantischen Fürsten, auf
Gustav Adolf, und vermittelte für diesen einen Waffenstillstand
mit Polen, damit er jetzt an der Spitze der Protestanten in
Deutschland gegen den Kaiser auftrete, der in Wallenstein seine
Hauptstütze verloren hatte. Die innere Zerrissenheit Deutsch-
lands selbst schien den Erfolg der fremden Einmischung nicht
zweifelhaft zu lassen.
Sobald Gustav Adolf die Angelegenheiten seines eigenen
Reiches geordnet hatte, schiffte er, ohne einmal dem Kaiser
den Krieg angekündigt zu haben, mit einem ausgesuchten, im
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Ludwig_Xiii Ludwig Richelieu Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Haus_Oesterreich Europas Deutschland Frankreich Deutschlands Oesterreichs Deutschland Deutschland
Sachsen wollte aus Furcht weder an Schweden noch Oesterreich
sich anschließen. Vertrauungsvoll und kräftig dagegen boten
der Landgraf Wilhelm V. von Hessen und der Herzog von
Sachsen--Weimar dem Schwedenkönige ihre Hülfe an, während
fast alle übrigen protestantischen Fürsten zu Leipzig, unter dem
Vorsitze des Kurfürsten von Sachsen, ein Bündniß (Conven-
tion) zur Sicherung ihrer Selbständigkeit sowohl gegen Schwe-
den als gegen den Kaiser schlossen. Nur das protestantische
Volk war günstiger für die Schweden gestimmt. Gustav war
seine Hoffnung. Diejenigen, welche unter den Einquartirungen
und Plünderungen der kaiserlichen Truppen seufzeten, sahen
in ihm nur ihren Netter, ohne zu wissen, wie gräßlich einst
die Schweden auf deutschem Boden hausen würden.
Unterdessen rückte Gustav, die Kaiserlichen vor sich her-
treibend, immer weiter voran. Ihm kam es sehr zu statten,
daß gerade bei seinem Auftreten in Deutschland der Kaiser auf
Verlangen der Neichsfürsten einen Theil seines Heeres, beson-
ders den mächtigen Wallenftein mit seinen zahlreichen Scharen,
entlassen hatte; denn dadurch hatte er nicht nur einen mächti-
gen Feind weniger gegen sich, sondern erhielt auch Gelegenheit,
viele dienstlos gewordene Krieger in seinen Sold zu nehmen.
33. Zerstörung Magdeburgs am 20. Mai 1631.
Schon längst war Magdeburg durch ihre unerschütter-
liche Beharrlichkeit eine Hauptstütze der Protestanten und die
größte Feindin des Kaisers. Kaum hatte sie jetzt von der
Landung des Schwedenköniges gehört, als sie ihm sogleich mit
dem Anerbieten entgegenkam, ihm ihre Thore zu öffnen und
sich seinem Schutze ganz zu vertrauen. Allein Tilly war ihm
zuvorgekommen und hielt, von Pappenheim unterstützt, die wi-
derspenstige Stadt auf das engste eingeschlossen. Sie hatte
nur eine geringe Besatzung, befehligt von dem schwedischen
Obersten von Falkenberg, welchen Gustav dahin gesandt
hatte, um die Einwohner zur Beharrlichkeit aufzumuntern und
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_V._von_Hessen Wilhelm_V. Gustav Gustav Gustav Gustav Tilly Pappenheim Falkenberg Gustav Gustav
152
Verfolgung der Sachsen sich gegen die Schweden wandte.
Diese griffen bald selbst an. Der schwedische General Horn
durchbrach siegreich die Linien der Feinde, während der König
eine Anhöhe erstürmte, auf welcher der größte Theil des feind-
lichen Geschützes aufgestellt war; dieses ließ er sogleich in die
Feinde spielen. Da wurde die Verwirrung, die Flucht unter
ihnen allgemein. Siebentausend blieben todt auf dem Schlacht-
felde; fast wäre Tilly selbst, der bis dahin noch unbesiegte
Held, auf der Flucht umgekommen. Ein schwedischer Ritt-
meister, der ihm bereits mehrere Wunden beigebracht hatte, war
schon so nahe hinter ihm, daß er ihn mit dem Kolben eines
Carabiners in den Nacken schlug; da sprengte noch zur rechten
Zeit der Herzog Rudolf von Lauenburg herbei und schoß den
Rittmeister nieder. Tilly flüchtete sich nach Halberstadt, wohin
ihm Pappenheim mit vierzehnhundert Reitern folgte.
Durch diese entscheidende Schlacht veränderte sich sogleich
die ganze Lage der Dinge. Dem Kaiser waren mit einem
Schlage alle Vortheile des zwölfjährigen Krieges entrissen.
Das Zutrauen der Protestanten zu Gustav Adolf ward erhöht.
Er war der gefeierte Held des Tages, ihm schlossen sie sich
an, ihm huldigten die Städte, ganz Deutschland schien ihm
offen zu stehen. Neue Wünsche, neue Hoffnungen stiegen in
seiner Seele auf.
Der Schwedenkönig entwarf jetzt einen neuen Feldzugs-
plan. Der Kurfürst von Sachsen sollte mit seinem Heere durch
die Lausitz in Böhmen eindringen und die kaiserlichen Erblän-
der bedrohen, er selbst wollte durch Thüringen und Franken
an den Rhein und nach Bayern, dem Mittelpunkte der Liga,
ziehen. Wie im Triumphe durchzog der König diese Länder;
überall jubelte ihm die protestantische Bevölkerung entgegen.
Bei den Fürsten aber erregte seine Erscheinung fortwährende
Besorgniß. Er erschien größer, als seine Freunde gedacht, ja
gewünscht hatten. Sie selbst erschienen nur noch als Waffen-
träger für fremde Zwecke. Sie sahen ihn überall schalten und
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Extrahierte Personennamen: Tilly Rudolf_von_Lauenburg Rudolf Tilly Gustav_Adolf Gustav Adolf
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Schweden Halberstadt Pappenheim Deutschland Sachsen Rhein Bayern
104
lichen Tische schwelgen.^ — Er nahm das gefährliche Geschenk
an, und die Krönung wurde zu Prag mit beispielloser Pracht
vollzogen. Das Glück schien ihm auf den Thron zu folgen; denn
auch Schlesien, Mahren und die Lausitz huldigten ihm.
Aber nur von kurzer Dauer war seine Herrlichkeit; denn
Friedrich war nicht der Mann, der sich in einer fo mißlichen
Lage zu behaupten verstand. Ec verschwendete seine Zeit und die
Einkünfte des Landes in Ergötzlichkeiten, ohne die Gefahr zu ah-
nen, die über ihn einbrach. Des Kaisers Lage hingegen wurde
mit jedem Tage günstiger. Für ihn erklärte sich die Ligue, auch
Spanien bot Unterstützung; vor allen aber nahm der zuvor ge-
nannte edele Herzog Maximilian von Baiern, der einsichtsvollste
deutsche Fürst seiner Zeit,' sich des Kaisers an. Das kaiserlich-
baiersche Heer eilte mit Blitzesschnelle von Ulm nach Böhmen
und stand vor Prag, ehe Friedrich an Gegenwehr dachte. Den
8. November 1620 entschied eine blutige Schlacht auf dem
weißen Berge im Angesicht Prags das Schicksal Böhmens.
Der tapfere baiersche Feldherr Tilly gewann innerhalb einer Stunde
einen vollständigen Sieg über die Böhmen.
Wahrend der Schlacht saß der neue böhmische König bei
einem üppigen Gelage in der Stadt und ließ sich gar nicht ein-
fallen, daß es bereits zu einer Schlacht gekommen, und daß diese
verloren sei. Als der Donner der Kanonen ,schon nach Prag
hinüberscholl, als Boten auf Boten ihm die mit jedem Augen-
blicke wachsende Gefahr verkündigten, da erst stand er auf und
sah von dem Walle der Stadt her die grauenvolle Flucht und
Niederlage der Seinigen. Dieses Unglück schlug plötzlich seinen
Muth ganz darnieder. Er ließ, als wäre durch Eine Schlacht
Alles verloren, das Heer, das Reich, die Krone, und, zum größ-
ten Unglücke seiner Freunde, auch alle seine geheimen Papiere im
Stiche und floh in hastiger Eile über Schlesien nach Holland.
Nur einen Winter hatte seine Herrlichkeit gewahrt, weshalb man
ihn auch spöttisch den Winterkönig nannte.
Gleich am Tage nach der Schlacht öffnete das bestürzte
Prag dem Sieger die Thore. Ganz Böhmen unterwarf sich dem
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Maximilian_von_Baiern Maximilian Friedrich Friedrich Tilly
114
gewiesen worden waren. Gegen diesen insbesondere näherte er in
seinem Herzen einen bittern Groll, weil der Friedländer noch jüngst,
bei der Belagerung von Stralsund, welchem schwedische Truppen
zu Hülfe gezogen waren, höhnend ausgerufen hatte: „Wenn der
Schneekönig (Gustav Adolf) selbst herüberkommt, so werde
ich ihn mit Ruthen nach Hause peitschen!^ Als König von
Schweden fand er sich beleidigt, daß der kaiserliche Feldherr den
König Sigismund von Polen, der wegen der Ansprüche, die solcher
auf den schwedischen Thron machte, schon seit mehren Jahren mit
ihm im Kriege lag, nicht nur zur Fortsetzung des Krieges auf-
gemuntert, sondern ihm auch Hülfstruppen geschickt und eine Lan-
dung in Schweden, versprochen hatte.
Dennoch würde der Schwede den Krieg gegen den Kaiser,
wenigstens jetzt noch nicht, haben unternehmen können; hätte sich
nicht ein mächtiger Staat für ihn in's Mittel gelegt, nämlich
Frankreich. Schon langst war dieses höchst eifersüchtig auf das
Haus Ostreich, welches seit Karl V. zu einer Größe herangewach-
sen war, die das Gleichgewicht Europas gänzlich aufzuheben drohete.
Um die Macht dieses Hauses -u schwächen, schien jenem kein
Mittel zu schlecht. Deshalb hatten die französischen Könige, ob-
schon sie die Protestanten in ihrem eigenen Staate auf das blu-
tigste verfolgten, dieselben in Deutschland unaufhörlich gegen den
Kaiser aufgewiegelt und unterstützt, ja sie hatten sich sogar mit
dem Erbfeinde der Christenheit, dem türkischen Sultan, gegen den
Kaiser verbündet, wie wir dieses oben sahen.
Eben jetzt herrschte in Frankreich Ludwig der Xiii., ein
schwacher, unthätiger Mann, der aber einen Minister hatte, wel-
cher mit außerordentlicher Klugheit die Angelegenheiten dieses Reiches
leitete und die Verhältnisse der europäischen Staaten mit einer
Klarheit durchschauete, wie noch kein Staatsmann vor.ihm. Das
war der Kardinal Richelieu. Das einzige Ziel, welches er mit
der ganzen Kraft seines außerordentlichen Geistes zu erreichen strebte,
war die Schwächung des östreichischen Hauses; um die Rechtlich-
keit der Mittel hiezu war er unbekümmert. Anfangs jedoch scheuele
er sich, als Kardinal und Minister eines katholischen Königes, die
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