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gewählt und so auch durch den Stand der Gewählten die neuere
Würde mit einem größern Glanze umgeben. Ihr Amt dauerte
anfangs fünf Jahre, von einem Lustrum bis zum andern; später
aber, seit 434, achtzehn Monate.
§• 24. Sp. Mlälins. — Eroberung von Idfjt durch Eamillus.
Kaum hatte dieser Sturm ausgetobt, als in Rom eine große
Hungersnoth ausbrach (440), die neue Bewegungen veranlagte.
Vergebens trat der Senat helfend ein, vergebens errichtete er
ein besonderes Verpflegungsamt (praeleetma annonae) und über-
trug dasselbe dem L. Minucius; sie erreichte eine solche Höhe,
daß ungeachtet aller Vorkehrungen viele arme Hausväter bis
zum Selbstmorde verzweifelten. Da erbarmte sich der reiche
plebejische Ritter Spurius Mälius der hungernden Menge. Mit
Aufbietung seines ganzen Vermögens kaufte er in Etrurien ei-
nen großen Vorrath Getreide ein und vertheilte diesen den ganz
Armen umsonst, den Dürftigen zu einem niedrigen Preise. Da-
durch ward er so recht der Mann des Volkes, das nunmehr ihn
als seinen Wohlthäter und Schutzherrn fast vergötterte. Ob bei
jener Wohlthätigkeit des Mälius ehrsüchtige Absichten im Hinter-
gründe lagen, ob der etwas eitle Mann nach der höchsten ihm
bisher verschlossenen Ehrenftelle lüstern war, ist ungewiß; aber
die Patricier hegten diesen Verdacht und beschlossen jetzt, die
Plebejer in ihrem Gelüsten nach dem Consulat und Kriegestri-
bunat durch Schrecken zu lähmen. Auf eine von Minucius ge-
machte Anzeige, daß im Hause des Mälius geheime Versamm-
lungen gehalten, und Waffen dahin zusammengebracht würden,
ernannte der Senat sofort, unter dem Scheine hochverrätherischer
Umtriebe, den achtzigjährigen Greis Q. Cincinnatus zum Dik-
tator und besetzte während der Nacht das Capitol und die festen
Plätze der Stadt. Am andern Morgen erschien der Diktator
mit seinem Magister Equitum, Servius, Ahäla im kriegerischen
Gepränge auf dem Markte. Neugierig strömte von allen Seiten
das Volk herbei, um die Ursache dieses Auftrittes zu erfahren.
Auch Sp. Mälius befand sich unter demselben. Ans diesen ging
Ahala los und forderte ihn auf, sofort vor den Richterftuhl des
Diktators zu treten, um sich wegen der von Minucius gegen
ihn erhobenen Anklage zu rechtfertigen. Mit lautem Hülfsge-
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Extrahierte Personennamen: Mlälins L._Minucius Ritter_Spurius_Mälius Minucius Servius Mälius
107
sich noch zu demselben begeben wollten, zu vercheilen. Hiedurch
bekam das Heer einen außerordentlichen Zuwachs. Während nun
der größere Theil desselben den Sturm von Außen begann, drang
Camillus selbst mit einer auserlesenen Schar durch den unterir-
dischen Gang in das Innere der Stadt und öffnete den Stür-
menden die Thore. Furchtbar war jetzt der Kampf in den Stra-
ßen, in den Häusern, bis endlich der Diktator den Befehl erließ,
der Wehrlosen zu schonen. Die dem Blutbade Entronnenen wur-
den als Sklaven verkauft. Unermeßlich war die Beute, die man
in der eroberten Stadt (396) fand. Ein glänzender Triumph
verherrlichte die Rückkehr des Siegers. Der Dictator selbst fuhr
in einem mit vier weißen Rossen bespannten Wagen das Capitol
hinan. Hieran aber nahm das Volk Anstoß, weil weiße Rosse
dem Jupiter und der Sonne heilig waren.
So wurde Veji, wie einst Troja, nach zehnjähriger Bela-
gerung erobert, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß Dichtung
und Sage manche verschönernde Züge von der Belagerung und
Eroberung von Troja auf die von Veji übertragen hat. Die
Einnahme dieser schönen etruscischen Stadt mit den fruchtbaren
Fluren umher erregte bei den Plebejern den Wunsch, ja selbst
den Entschluß, sich in derselben niederzulassen. Und dieser Ent-
schluß würde auch zur Ausführung gekommen sein, hätten sich
demselben nicht der Dictator, alle Patricier und selbst zwei Volks-
tribunen auf das eifrigste widersetzt. Und in der That, wäre der
Plan zur Ausführung gekonnnen, so würde Veji die gefährlichste
Nebenbuhlerin Roms geworden sein; und vielleicht hätte Rom das-
selbe Schicksal von der Tochterstadt Veji wieder erlitten, welches
Nom selbst einst der Mutterstadt, Alba longa, bereitet hatte. Die
Plebejer gaben endlich nach und beschlossen zu bleiben. Eine reiche
Ackervertheilung im Gebiete von Veji wirkte hierauf wesentlich ein.
Camillus eroberte auch bald nachher die etruscische Stadt
F alerii. Desungeachtet sank der siegreiche Held mehr und mehr
in der Achtung und Liebe des Volkes, besonders seitdem es ihn
bei den über weitere Zugeständnisse gepflogenen Verhandlungen
als seinen Hauptgegner kennen gelernt hatte. Ja er kam sogar
in den Verdacht, einen beträchtlichen Theil der Beute von Veji
unterschlagen zu haben; und die Tribunen luden ihn vor die
Volksgemeinde. Zu stolz, um sich gegen eine solche Anklage zu
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247
einander die Sklaven auf Sicilien. Die letzten Kriege hatten ihre
Zahl bis in's Unendliche vermehrt. Diese Unglücklichen, die
einst in ihrer Heimath selbst frei und unabhängig, zum Theil
im Wohlstände, gelebt hatten, waren jetzt argen Mißhandlungen
von Seiten ihrer habgierigen und gewinnsüchtigen Herrn ausge-
setzt. Bei schmaler Kost mußten sie unter harten Zuchtmeistern
die mühevollsten Arbeiten verrichten, und nach den Mühen des
Tages fanden sie in engen, verschlossenen Behältern eine klägliche
Lagerstätte. Ein Theil der Sklaven wurde in besonder« Caser-
nen unter einem Fechtmeister zu Gladiatoren oder Fechtern ab-
gerichtet, dann .bei großen Volksfesten und andern Festlichkeiten
vermiethet. Dann mußten sie auf öffentlichen Schauplätzen zur
Ergötzung der gaffenden Menge nach allen Regeln der Kunst
auf Leben und Tod gegen einander kämpfen.
Aus einer Gladiatorcncaserne zu Capua entliefen einst vier-
undsiebenzig Sklaven, meist Gallier und Thracier, und riefen
unter ihrem Führer Spartacus, einem kühnen, talentvollen
Thracier, alle Sklaven und Gladiatoren zum Freiheitskampfe
aus. Überall wurden die Sklavenkerker erbrochen, die Fesseln
gelöset, und in kurzer Zeit stand Spartacus an der Spitze eines
Heeres von 70,000 bewaffneten Sklaven. Raubend, mordend
und brennemd durchstreiften die wilden Rotten zunächst Campa-
nien und Lucanien und eröffneten hier einen Krieg auf Leben
und Tod. Über zwei Jahre dauerte derselbe. Drei Prätoren
und zwei consularische Heere wurden gänzlich geschlagen, eine
große Menge Städte erstürmt und fuxchtbar verheert. Schon
hatte sich Spartacus den Weg bis an die Alpen gebahnt, um
Italien zu verlassen und sich jenseits des Gebirges anzusiedeln;
als seine raubsüchtigen Horden ihn zur Rückkehr zwangen. Rom
selbst, die Hauptstadt der übermüthigen Welteroberer, sollte er-
stürmt und rein ausgeplündert werden; und gegen 120,000
Sklaven setzten sich in getrennten Haufen dahin in Bewegung.
Groß war die Gefahr der Römer. Aber Mangel an Krieges-
zucht und Eintracht führte eine Trennung der Sklaven und plan-
lose Streifzüge herbei; und es gelang dem Prätor M. Licinius
Crassus, dem die Römer den Oberbefehl übertragen hatten, die
Horden bis nach Bruttium zurückzudrängen, wo Spartacus auf
dem Gebirge Sila eine feste Stellung nahm. Crassus vermied
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220
fertige absichtlich in die Länge ziehe, nur um den Oberbefehl zu
behalten. Im stolzen Selbstgefühle seiner Kraft und seiner Ver-
dienste begab er sich ohne Urlaub nach Rom, um jetzt das Con-
sulat und die Führung des jugurthinischen Krieges für sich selbst
nachzusuchen; und wurde bei seiner Ankunft mit außerordentlicher
Gunst von dem Volke ausgenommen. Hier wiederholte er seine
Schmähungen gegen Metellus und den Adel überhaupt, dessen
Anmaßungen mit seiner Verdorbenheit wüchsen; dagegen rühmte
er sich, mit der Hälfte der Truppen in einem Feldzuge den nu-
midischen Krieg zu endigen und den Jugartha entweder todt oder
gefangen einzubringen. Das Volk war auf das günstigste ge-
stimmt für diesen Mann aus seiner eigenen Mitte: und er, der
Bauerssohn, erlangte das Consulat nebst Führung des numidi-
schen Krieges (107). Da sprach Marius das stolze Wort: er
trage das Consulat als eine Beute davon, die er der Weichlich-
keit des Adels abgenommen habe; nicht der Denkmale und Bil-
der seiner Ahnen, sondern seiner Wunden rühme er sich. Bevor
er zum Heere in Afrika abging, stellte er zur Ergänzung der
Legionen neue Werbungen an; und er, der Mann des Volkes,
nahm, jetzt zum ersten Male, auch die früher vom Kriegesdienste
ausgeschlossene, niedrigste Klasse des Volkes, die Proletarier, die
durch keinen Besitz an den Boden des Vaterlandes und sein
Geschick geknüpft waren, in die Legionen auf. Mit ihnen eilte
er zum sicheren Siege nach Afrika.
Metellus, gekränkt, daß Marius sich so schändlich auf Kosten
seiner eigenen Ehre ernporgeschwungen hatte, wartete die Ankunft
dieses Emporkömmlings nicht ab, und reifete nach Rom, um
Rechenschaft von seiner Verwaltung abzulegen. Er hatte die
vollgültigsten Beweise für sich; und zur Belohnung seiner Ver-
dienste wurde ihm nicht nur der Triumphzug, sondern auch der
Name, „Numidieus" zuerkannt.
Marius eröffnete den Feldzug mit rastloses Thätigkeit. Er
entriß dem Jugurtha eine Stadt nach der andern und bemäch-
tigte sich durch Überraschung sogar des großen,, in der Wüste
gelegenen Waffenplatzes Capsa (Gaffa). Der flüchtige Jugurtha
vereinigte sich bei Cirta (Constantien) mit seinem Schwiegervater,
und hier kam es zur Entscheidungsschlacht, in welcher die beiden
verbündeten Könige völlig geschlagen wurden. Jugurtha floh mit
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Marius Marius Marius Marius Cirta
Extrahierte Ortsnamen: Rom Weichlich- Afrika Afrika Rom Waffenplatzes_Capsa_(Gaffa
302
trieben eilte er, für dessen Größe so viele Tausende von Ta-
pfern kämpften, kleinmüthig und verzagt, seiner verräterischen
Gebieterin nach. Vier Stunden noch hielt sich die Flotte, und
erst bei einbrechender Nacht ergab sie sich. Das Landheer, ge-
treu und kampflustig, harrte sieben Tage lang der Ankunft des
Triumvirs; aber er kam nicht. Da traten die Häupter, da
traten endlich Alle, weil sie sich verlassen sahen, zu dem er-
staunten Sieger über.
Octavian folgte den Geflohenen nach Ägypten. Hier rü-
stete sich Antonius noch einmal zur Gegenwehr und stellte seine
Streitmacht vor den Thoren von Alerandria auf; aber mit
Schrecken mußte er sehen, wie eine Schar nach der andern,
wahrscheinlich auf Geheiß der Cleopatra, zum Sieger über-
ging. Auch sie, die Treulose, verließ ihn jetzt. Sie verbarg
sich in dem schwer zugänglichen Begräbnißgewölbe, das sie sich
nach der Sitte ihrer Nation hatte erbauen lassen, und ließ das
Gerücht ausstreuen, daß sie sich den Tod gegeben. Bei dieser
Nachricht stürzte sich der Unglückliche, welcher nur für sie lebte,
in sein eigenes Schwert. Aber während er in seinem Blute
zuckend dalag, kam die neue Nachricht, Cleopatra lebe noch.
Nun ließ er sich nach dem Gewölbe zu ihr hintragen und starb
nach langen Zuckungen zu ihren Füßen. Als sie seiner entledigt
war, hoffte sie, wie schon die beiden andern, so auch den dritten
Herrn der Welt sich unterwerfen zu können und bot hiezu ihre
letzten Reize auf. Allein Octavian, welcher einzig darnach
strebte, die Pracht seines Triumphes durch jene berühmte Schön-
heit zu vergrößern, blieb kalt gegen sie und ließ sie heimlich
überwachen. Da sah die enttäuschte Königin den Tod für das
geringste der Übel an, welche ihr bevorstehen konnten. Sie ließ
sich in einein Korbe, heißt es, ein Paar giftige Schlangen
bringen, die mit Früchten bedeckt waren, um die Wächter zu täu-
tchen. Diese hielt sie sonder Grauen an ihre Brust und starb an
ihren giftigen Bissen. Ägypten ward jetzt (30) römische Provinz.
Nach dem Tode des Antonius, des letzten Nebenbuhlers,
stand Octavian als Alleinherrscher des Ungeheuern römischen Rei-
ches. Dasselbe erstreckte sich über die drei damals bekannten Welt-
theile hindurch, vom atlantischen Meere bis zum Euphrat, vom
Rhein, von der Donau und dem schwarzen Meere bis an die
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Extrahierte Personennamen: Octavian Antonius Antonius Alerandria Cleopatra Octavian Antonius Octavian
90
zweiflung auf das Höchste. Die Männer liefen mit den Waffen
nach den Mauern, während die Weiber sich in den Tempeln vor
den Altären der Götter weinend niederwarfen und um Rettung
fleheten. Die römischen Matronen wurden endlich die Schutz-
engel der Stadt. Sie wandten sich an Coriolan's Mutter, Ve-
turia, und vermogten sie, mit seiner Gattin Volumnia und noch
einigen vornehmen Frauen, zu ihm in's Lager zu gehen, um den
letzten Versuch auf das Herz des Siegers zu machen. Coriolan
empfing auch sie mit großer Ehrfurcht, jedoch mit dem Ent-
schlüsse, keine ihrer Bitten zu bewilligen. Als aber seine alte
Mutter, wie verzweifelnd, sich bittend und flehend zu seinen Fü-
ßen warf, als Weib und Kinder weinend sich um seine Kniee
schmiegten, da endlich siegte die Stimme der Natur über das
Herz des erzürnten Siegers. Gerührt hob er die innig geliebte
Mutter auf, und mit Thränen rief er an ihrem Halse: „O
Mutter! Mutter! Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn ver-
loren!" Er entließ die Frauen, führte das Heer zurück uni>
ward dafür von den getäuschten Volskern erschlagen Die
Römer aber errichteten, zum Andenken der schönen That der
Frauen, dem weiblichen Glücke einen Tempel, und zwar an der
Stelle, wo diese den Helden erweicht hatten.
§. 21. Spurius Äafstus und fein Ackcrgcfctz. 486.
Kaum war jene Gefahr glücklich abgewandt, so erneuerte
sich auch wieder der Kampf der Plebejer gegen die Patricier,
der jetzt um so heftiger wurde, da jene ihre Macht bereits er-
probt hatten. In den nächsten fünfzig Jahren jedoch gingen die
Forderungen der Plebejer durchaus nicht auf Theilnahme an der
Negierung und den Würden des Staates, sondern nur auf Zu-
sicherung dreier gegen Mißbrauch deö Herkommens gerichteten
Schutzmittel und zwar erstens: auf Bert Heilung von Acker-
land, um gegen Hunger und Noth geschützt zu fein; zweitens:
9 Nach einer anderen Sage lebte er bis in's hohe Greiftnalter
unter den Volskern, die ihm die Eroberung mehrer latinischcn Städte
und einen ruhmvollen Frieden verdanken. — Übrigens ist wohl die ihrem
Wesen nach richtige Geschichte des Coriolan später durch Dichtung und
Sage vielfach ausgeschmückt worden. (adticu xai v/nvenut iog
¿voeßrjg xui dixaiog uv/]Q. Dionys Viii. 62.)
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164
wohin sich Hannibal wenden mogte, immer zog er auf seinen
Bergen neben ihm her und ließ sich durch Nichts zu einer offe-
nen Feldschlacht herunterlocken. Bald aber wurden die römischen
Soldaten, gewohnt, den Feind zuerst anzugreifen, dieser langwei-
ligen Art der Kriegführung, dieses müßigen Hin- und Herziehens
durch die Wolken, wie sie es in ihrem Unwillen nannten, höchst
überdrüssig. Sie schalten ihren Feldherren feige und nannten
ihn spöttisch Ounetutor d. i. Zauderer. Allein Fabius ließ sich
durch Nichts in seinem Entschlüsse wankend machen. Er wollte
lieber von einem klugen Feinde gefürchtet, als von einem thö-
richten Volke gelobt sein. Er hoffte, sein Zaudern werde den
Hannibal in die größte Verlegenheit bringen müssen; auch
könnte wohl der feurige Mann, durch sein Zaudern ermü-
det und weniger vorsichtig, ihm endlich eine Blöße geben. So
geschah es auch. Ehe Hannibal es sich versah, war er in einer
Bergschlucht cingeschlossen, alle Ausgänge hatte Fabius sorgfältig
besetzt. Jedoch durch eine List rettete er sich glücklich aus der
Falle, in welche er gerathen war. Er ließ zweitausend Ochsen
zusammenbringen, ihnen zwischen den Hörnern Reisbündcl bin-
den, diese bei Anbruch der Nacht anzüuden und dann die Thicre
die Höhe hinantreiben. Voll Schrecken und Verwirrung änder-
ten die Römer ihre vortheilhafte Stellung, und Hannibal entkam
glücklich aus der drohenden Gefahr. Hiedurch ward der Un-
wille gegen den Dictator noch gesteigert. Es hieß sogar, er
müsse wohl mit Hannibal in einem geheimen Bunde stehen. Denn
dieser verwüstete alle Ländereien um Rom mit Feuer und Schwert,
nur die des Fabius ließ der Listige sorgfältig erhalten, um
ihn in einen solchen Verdacht zu bringen. Eben so unbesonnen
wie die gemeinen Soldaten, urtheilte auch der Magister Equi-
tum, Minucius Rufus. Dieser rühmte öffentlich von sich,
wie er, falls ihm der Oberbefehl übertragen wäre, den Feind
sogleich im offenen Felde angreifen und schlagen würde. — Der
Dictator mußte selbst nach Rom kommen. Vor seiner Abreise
verbot er dem Minucius, sich mit dem Feinde in einen Kampf
einzulassen. Allein Minucius brannte vor Begierde, sich mit
diesem zu messen. Hannibal gab ihm dazu Gelegenheit. Er
schickte eine Abtheilung seines Heeres aus, um Getreide herbei-
zuholen. Minucius überfiel dieselbe und hauete einen Haufen
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221
Lebensgefahr in die gätulifchen Wüsten, und unverzagt wie im-
mer, unterhielt er von hieraus eine Verbindung mit seinem
Schwiegervater; dieser aber knüpfte, treulos und feige, mit den
Römern Friedensunterhandlungen an. Es leitete diese vorzüg-
lich Sulla, der Quästor des Marius, ein gelehrter, fein gebil-
deter Mann von altem Adel, und ein Meister in der Unter-
handlungskunst. Auslieferung des Jugurtha war die Bedingung,
unter welcher die Römer dem Könige Frieden und Bündniß be-
willigen wollten; und Sulla wußte es durch diplomatische Fein-
heit dahin zu bringen, daß der Schwiegervater zum Verräther
an seinem eigenen Schwiegersöhne wurde. Bocchus ließ diesen
zu einer Unteredung einladen, und als er arglos am bestimmten
Tage und Orte erschien, denselben ergreifen und gefesselt dem
Sulla ausliefern. Die Auslieferung des verrathenen Königs ge-
schah fast auf derselben Stelle am maroccanischeu Grenzflüsse
Malucha, wo im December 1847 Abdel-Kaber sich den Fran-
zosen ergab. Der Ruhm des Sulla, der so den Krieg beendigt
hatte, reizte den Marius zum unversöhnlichen Hasse gegen seinen
Nebenbuhler, der selbst auf seinem Siegelringe die Auslieferung
des Jugurtha hatte darstellen lassen.
Jugurtha wurde wie ein wildes Thier in Ketten nach Rom
abgeführt und, nachdem er hier mit seinen beiden Söhnen zur
Verherrlichung des Triumphzuges des Marius gedient hatte, nackt
in einen feuchten Kerker geworfen, in welchem man ihn verhun-
gern ließ. Sechs Tage dauerte der Todeskampf 3). So kläglich
endete der Abdel-Kader des Alterthums (104). Sein Land fiel
an Bocchus und an die Nachkommen des Mafinissa.
§. 52. Der Krieg mit den Cimbcrn und Teutonen. 113—101.
Eine zweite, noch größere Ehre war dem stolzen Marius
aufgespart. Während er noch in Afrika gegen Jugurtha kämpfte,
kam die Botschaft nach Rom: es sei ein großes, furchtbares Volk
im Anzuge, mit blauen Augen und goldgelben Haaren, von rie-
senmäßiger Größe, in nie gesehenem Kriegesschmucke, aus einem
Lande, wo es sehr kalt und immer Nacht sei. Es waren die
Eimbern und Teutonen, wahrscheinlich deutsche Völker von
3) In carcere necatus. Liv. ep. Lxvii. Der Kerker lag unter der
jetzigen Kirche de san Pietro in carcere.
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Extrahierte Personennamen: Sulla Marius Marius Sulla Sulla Sulla Marius Marius Marius Marius Marius Marius Pietro
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hier mit den italischen Bundesgenossen zu verbinden. Unter so
verchängnißvollen Umständen söhnte der Senat die Bundesgenos-
sen durch Verleihung des römischen Bürgerrechtes mit sich aus
und erließ sofort eine Kriegeserklärung gegen Mithridates. Corn.
Sulla, ein Mann von der Partei der Adeligen, welcher zum
Siege über die Verbündeten mächtig beigetragen hatte, erhielt
nun zur Belohnung das Consulat (88) und den Oberbefehl des
gegen Mithridates bestimmten Heeres. Nach diesem Oberbefehle
trachtete aber auch der noch als siebenzigjähriger Greis rüstige
Marius; und nun kam die Eifersucht, die schon lange zwischen
den beiden großen Gegnern im Stillen geglommen hatte, zum
verheerenden Ausbruche. Voll Haß gegen das parteiische Wal-
ten der Aristokraten und begierig nach dem Lorbeer eines solchen
Kampfes suchte er den Sulla seines Oberbefehles zu berauben.
Zu dem Zwecke verbaud er sich mit dem talentvollen, aber nichts
würdigen Tribunen P. Sulpicius, und beide verstärkten ihre Par-
tei durch die Masse der ueuen Bürger, welche im Genüsse ihres
Rechtes den alten gleich gestellt sein wollten. Sulpicius, welcher
mit einer verwegenen Schar von 3000 Gladiatoren und 600
jungen Rittern, die er seinen „Gegensenat" (^ntisengtus) nannte,
auf dem Forum gebot, setzte den Antrag durch, daß die neuen
Bürger als gleich Berechtigte in die 35 alten Tribus vertheilt
würden. Zugleich bewirkte er durch die ihm dienstbare Menge,
daß dem Marius statt des Sulla der Oberbefehl im mithridati-
schen Kriege übertragen wurde. Sulla stand noch mit seinem
Heere im Lager vor Nola und wünschte dem Kampfe mit den
Samnitern ein Ende zu machen, bevor er zu dem auswärtigen
Kriege abging; als er von den Wahlumtrieben in Rom Nach-
richt erhielt. Sofort eilte er an der Spitze von sechs Legionen
von Nola nach Nom, zersprengte hier nach kurzem, aber wüthen-
dem Kampfe vor den Thoren und innerhalb der Stadt die Ge-
walthaufen seiner Gegner und stand als Herr und Gebieter in
Rom. Marius und Sulpicius nebst zehn ihrer Hauptanhänger
wurden als Feinde des Vaterlandes in die Acht erklärt und Tra-
banten ausgeschickt, die Geächteten aufzusuchen. Sulpicius wurde
aus einem Versteck hervorgezogen; man hieb ihm den Kopf ab
und stellte diesen auf einer Stange vor der Rednerbühne auf
dem Forum zur öffentlichen Schau aus. Marius floh nach Ostia,
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Sulla Marius Marius Sulla P._Sulpicius Sulpicius Marius Marius Sulla Sulla Marius Marius Sulpicius Marius Marius
233
von da der Seeküste entlang; und als er ln der Nachbarschaft
von Mlnturnä seine Verfolger in der Nähe witterte, verbarg er
sich in den Sümpfen daselbst so tief, daß kaum sein graues Haupt
aus dem Schlamme hervorstand. Allein er wurde entfcecft und )o,
wie er war, mit Schlamm und blnflath bedeckt, in den Kerker des
Städtchens abgeführt. Sofort schickte der Magistrt einen Sklaven
dahin, mit dem Befehle, den Gefangenen zu tödten. Als aber
Marius diesen mit einem furchtbaren Herrscherblicke anfunkelte
und mit der Donnerstimme ihn anfuhr: „Du, Du willst den
Casus Marius tödten!" — da entfiel dem Sklaven vor Schreck
das Schwert: und mit dem Schrei: „Ich kann den Marius
nicht tödten!" eilte er davon. Diesen Vorfall hielten die Ein-
wohner von Minturnä für einen Götterwink, und waren ihm
nun selbst zu seiner Flucht behülflich. Ein Boot nahm ihn auf,
und der Flüchtling, kam unter mancherlei Gefahren und Aben-
teuern nach Afrika, dem Schauplatze seiner früheren Thaten. Hier,
in den schauerlichen Trümmern des einst so blühenden Karthago's,
sah er wehmüthig das Bild seiner eigenen hingesunkenen Größe
und den Unbestand allkr" menschlichen Dinge. Und als hier ein
Lictor ihm den Befehl des Prätors überbrachte, Afrika zu ver-
lassen, sprach er mit finsterer Miene: „Gehe und sage dem Prä-
tor, du habest den verbannten Marius auf den Trümmern von
Karthago sitzen gesehen!" — In Afrika wollte er ruhig den
Gang der Ereignisse abwarten und danach seine ferneren Maß-
regeln bestimmen.
Sulla benutzte seinen Sieg mit vieler Mäßigung und suchte
durch friedliche Anordnungen die Ruhe und Ordnung fester zu
begründen. Er ließ die Gesetze des Sulpicius aufheben und ver-
ordnete, daß kein Vorschlag an das Volk gebracht werden solle,
den nicht vorher der Senat berathen habe. Auch ließ er noch
bei seiner Anwesenheit die Wahl der Cousuln für das nächste
Jahr 87 vornehmen. Sie siel auf Männer, die zu ganz ver-
schiedenen Parteien gehörten, auf En. Octavius, den Freund des
Sulla, und auf Corn. Cinna, den eifrigsten Anhänger des Ma-
rius. Sulla duldete die Wahl, um das Gleichgewicht der ari-
stokratischen und demokratischen Partei scheinbar zu bewahren und
schien jetzt um so sicherer zu seinem überseeischen Kriege abgehen
zu können, da er das eidliche Versprechen von Cinna erhalten
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Karthago Afrika