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Nach der Schlacht an der Dessauer Brücke (1626) hatte Brandenburg von den fliehenden, aber auch von den siegreichen Truppen harte Drangsale zu erdulden. Da die Stände sich weigerten, die nötigen Gelder zur Werbung und Unterhaltung der Truppen zu bewilligen, fehlte dem Kurfürsten ein Heer, um dqs neutrale Gebiet gegen die wilden Kriegsscharen zu verteidigen.
Als Gustav Adolf, der bereits in seinem Kriege mit den Polen in Ostpreußen eingedrungen war und hier die sesten Plätze Pillan und Memel (1629) durch Schwertstreich genommen hatte, aus deutschem Boden landete, wurde Brandenburg gezwungen, aus seiner neutralen Stellung herauszutreten. Der Schwedenkönig besetzte die Neumark, eroberte Frankfurt a. d. Oder und nahm Landsberg a. d. Warthe in Besitz. Dann rückte er vor Berlin und nötigte seinen Schwager, ihm die Festung Spandau einzuräumen und den Durchzug durch Küstrin zu gestatten; ferner mußte der Kursürst seine Truppen zu den Schweden stoßen lassen und monatlich 90 000 Mark Kriegskosten zahlen.
Nach dem Tode Gustav Adolss schloß der Kurfürst mit dem Kaiser Frieden, wodurch er die Bestätigung seiner Anwartschaft ans Pommern erhielt. Da aber die Schweden dieses Land nach dem Tode des letzten Herzogs (1637) dennoch besetzt hielten, fielen sie in die Mark ein und verwüsteten das Land in der ärgsten Weise.
Zustand Zier Marken mich Dem Kriege. Feuer, Schwert und Raub hatten fast das ganze Land in eine Wüste verwandelt. Wo früher gewerbliche Städte und blühende Dörfer mit Feldern und Wiesen waren, breitete sich jetzt Gestrüpp und Wildnis aus; die Wölfe hatten sich so sehr vermehrt. daß sie in die Dörser einbrachen. Nach dem Berichte des schwedischen Feldherrn Baner war alles Land zwischen Oder und Elbe derart verwüstet, daß daselbst weder Hunde noch Katzen, geschweige denn Menschen und Pferde sich aushalten könnten; Baner mußte deshalb sein Heer von Pommern durch Schlesien und Sachsen führen, um nach Thüringen zu gelangen. — Eine furchtbare Pest, die mehrere Jahre hindurch in Berlin und anderen Gegenden der Mark Tausende von Menschen hinweggerissen, hatte die allgemeine Not noch bedeutend vermehrt. Viele Bewohner suchten durch Selbstmord ihrem elenden Dasein ein Ende zu machen; andere, bettelarm, verließen das Land, um anderwärts mit Weib und Kind einem noch schlimmeren Schicksal entgegenzugehen. — In der Hauptstadt Berlin waren von 20000 Einwohnern nur 6000 übrig geblieben, und es gab mehr leere als bewohnte Häuser.
Zu dem materiellen Elende gesellte sich eine entsetzliche Verwilderung der Sitten, welche sich in einem unglaublichen Grade aller Klassen bemächtigt hatte.
Sein Tod. Georg Wilhelm, der seine Residenz in Feindeshand sah, verließ tief betrübt die Mark und begab sich nach Preußen. Hier endete zu Königsberg fein leidvolles Leben und seine unglückliche Regierung; er hinterließ feinem Sohne Friedrich Wilhelm das Kurfürstentum Brandenburg in einem höchst traurigen Zustande.
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Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst.
Handel und Gewerbe. In den Städten Hollands wohnten geschickte Handwerker und geschäftige Kaufleute, von denen mancher reicher war, als in Deutschland Grafen und Fürsten. Auch in Holland hatte der Kriegslärm getobt, aber das Land war nicht in eine Wüste verwandelt worden; denn nicht fremde, zügellose Söldnerscharen, sondern die eigenen Bürger hatten hier Gut und Blut für Freiheit und Unabhängigkeit eingesetzt. Der Prinz sah, daß durch Fleiß und Ausdauer der Bewohner und durch die gute Regierung vortrefflicher Fürsten auch ein kleines Land zu hoher Blüte gelangen könne. Er merkte sich manches und nahm sich vor, später sein Land und sein Volk auf gleiche Weise reich und glücklich zu machen. Auch lernte er hier unter Leitung seines Vetters, des Prinzen von Oranten, das Kriegswesen kennen.
Ii. Friedrich Wilhelm als Kurfürst.
1. Die ersten Negierungsjahre.
Die Thronbesteigung. Im Alter von 20 Jahren folgte Friedrich Wilhelm seinem Vater in der Regierung. Dem Alter nach noch ein
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Extrahierte Ortsnamen: Hollands Deutschland Holland
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Hier wollte er mit seinem mächtigen Heere den Winteraufenthalt nehmen. Aber bereits in der folgenden Nacht brachen an verschiedenen Stellen der Stadt gräßliche Feuersbrünste aus; in wenigen Tagen war die große, reiche Stadt von den Flammen vernichtet. Die Franzosen mußten den Rückzug antreten, verfolgt von den Scharen der wilden Kosaken. Ein auch für jene Gegenden strenger Winter (32° —) trat ein, und von Eis und Schnee hatten die fliehenden Soldaten arg zu leiden. Ihre Kleider waren zerrissen; kein Stückchen Brot war zu finden, um den nagenden Hunger zu stillen. Viele Tausende erfroren oder verhungerten, Taufende wurden von dem Schwerte der Ruffeu erschlagen oder fanden ihren Tod in den Fluten der Berefina. Napoleon verließ heimlich das Heer und floh in einem Schlitten nach Paris. Der Herr hatte gerichtet, und seine Hand hatte den übermütigen Kaiser schwer getroffen.
Preußens Erhebung. Napoleons Macht war vernichtet; die Morgenröte der Freiheit brach an.
Der preußische General Aork. der mit 20000 Mann preußischer Hilfstruppen Liv- und Kurland erobern sollte, schloß mit dem russischen General Diebitfch den Vertrag von Tauroggenj), nach welchem die preußischen Corps die Feindseligkeiten gegen Rußland einstellten. Zwar mußte König Friedrich Wilhelm Iii., der in Potsdam von den Franzosen umstellt war, diesen Vertrag mißbilligen und das kriegsrechtliche Verfahren gegen Jork einleiten. Allein die königlichen Boten wurden von den Russen zurückgehalten, und so behielt Aork das Kommando in der Provinz Ostpreußen.
Um freier handeln zu können, verließ der König seine Hauptstadt und begab sich nach Breslau. Von hier erließ er am 3. Februar 1813 einen „Ausrus" zur Bildung freiwilliger Jägerkorps, und ein Erlaß vom 9. Februar ordnete die allgemeine Wehrpflicht für die Dauer des Krieges an. „Der König rief, und alle, alle kamen!" Aus allen Gauen Deutschlands strömten Freiwillige zu den Waffen, Männer, Greise und Jünglinge^ Vornehme und Geringe; sie alle wollten ihr Leben für die Freiheit des Vaterlandes opfern. Auch zahlreiche Freikorps bildeten sich, so das Lützow'sche mit dem Totenkopse vor der Mütze und der schwarzen Umform.2) Was noch nie und nirgends erreicht worden ist, das vermochte der kleine, von den Feinden so arg ausgesogene preußische Staat im Jahre 1813: nicht weniger als 275 000 Streiter, sämtlich Landeskinder, brachte er unter die Fahne, obgleich er damals nur 5 Millionen Einwohner zählte, von 17 Einwohnern war einer Soldat.
In Littauen, östl. von Tilsit.
Dem Ltttzow'schen Freikorps gehörte auch die 21jährige Helden-jungfrau Eleonore Prohaska aus Potsdam als Jäger an. In dem Gefechte an der Görde wurde sie tödlich verwundet und starb am 5. Oktober 1813 in Tannenberg. Ihre Beerdigung erfolgte am 7. unter großen militärischen Ehren.
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ferner der König den aufstrebenden Geist seines Sohnes verkannte, jo geschah es, daß zwischen beiden eine Spannung entstand, die immer größer wurde. Dazu kam noch, daß sich der König oft vom Zorne hinreißen ließ, den Prinzen öffentlich mit harten Worten schalt und von seinem Züchtigungsrechte nicht selten in der empfindlichsten Weise Gebrauch machte. „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet," pflegte er wohl zu sagen, „er macht sich nichts, aus Soldaten und wird mir die ganze Arbeit verderben."
Nur heimlich wagte es Fritz, seinen Lieblingsbeschäftigungen obzuliegen. Als einst der berühmte Flötenspieler Quanz, den der Kronprinz auf einer Reise nach Dresden kennen gelernt hatte, und der seitdem sein Lehrmeister im Flötenspiel wurde, bei ihm war, hörten sie plötzlich den König kommen. Eilig verbarg sich der Lehrer, Fritz versteckte Flöte und Noten und zog statt des Schlafrockes schnell die Uniform an. Da trat der Vater ein; aber bald hatte sein scharfes Auge Bücher und Schlafrock entdeckt. Letzteren warf er ins Feuer, die Bücher aber wurden dem Buchhändler zurückgeschickt.
Die Kluft zwischen Vater und Sohn erweiterte sich noch mehr, als die Mutter, die Königin Sophie Dorothea, zwischen ihren und den Kindern ihres Bruders, des Königs von England, eine Doppelheirat einzuleiten suchte. Der König wollte hiervon nichts wissen, wünschte vielmehr eine Verbindung seines Sohnes mit der Prinzessin Elisabeth von Brannschweig-Bevern. Als der Kronprinz hierauf nicht eingehen wollte, mußte er sich in Gegenwart der Hofbedienten die empfindlichste Behandlung gefallen lassen.
Der Fluchtversuch. Durch eine Flucht suchte sich der Prinz aus seiner harten Lage zu befreien. Als er feinen Vater im Jahre 1730 auf einer Reife nach Süddeutschland begleiten mußte, gedachte erden Plan auszuführen und zu feinem Oheim, dem Könige von England, zu entfliehen. Zwei befreundete Offiziere, von Katte in Berlin und von Keith in Wesel, wurden mit ins Vertrauen gezogen, um bei der Flucht behilflich zu sein. Von Sinsheim aus (zwischen Heilbronn und Heidelberg) sollte die Flucht vor sich gehen. Schon war alles bereit, da scheiterte das Vorhaben, und Friedrich bereitete sich eine noch härtere Lage. Der Leutnant von Keith entkam glücklich, Friedrich aber und von Katte wurden gefangen genommen und beide nach der Festung Küstrin geschickt; von Katte wurde zum Tode verurteilt und aus dem Gefängnisplatze zu Küstrin hingerichtet.
Der König sah in dem Plane seines Sohnes eine Lieblosigkeit gegen den Vater, eine Schädigung des Ansehens des Staates, in allem eine arge Pflichtvergessenst eines Soldaten. Als er zum erstenmal mit dem Prinzen zusammentraf, wurde er derart vom Zorne hingerissen, daß er seinen Sohn mit dem Stocke Mutig schlug. Dann stieß er den Kronprinzen aus dem Heere und stellte ihn vor ein Kriegsgericht, ino er als Fahnenflüchtiger verurteilt werden sollte. D)ie Richter aber sahen in der That des Kronprinzen keine Fahnenflucht; weil aber der König mit diesem Urteile nicht zufrieden war,
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10 000 Mann bat, sagte der König; „Es ist schon gesorqt, die fehlenden 10 000 Mann seid Ihr selber, Herr Feldmarschall." 9 Mlenoen
In der Schlacht bei Prag rettete der mutige Held die Ehre der preußischen Fahnen. Das Fußvolk hatte unter dem vernichtenden Feuer der feindlichen Geschütze arg zu leiden und begann zu weichen. Die Schlacht war verloren, wenn nicht ein kühner Angriff eine glückliche Entscheidung herbeiführte. Kurz entschlossen sprang der 73 jährige Held vom Pferde ergriff eine Fahne, und mit den Worten: „Mir nach, Kinder, das Schlachtfeld muß unser sein!" führte er die braven Soldaten von neuem den Feuerschlünden der Österreicher entgegen. Die Schlacht war gewonnen, aber der heldenmütige Feldmarschall lag, von mehreren Kugeln durchbohrt! entseelt auf der Walstatt. Sein Tod war für den König ein herberer Verlust, als die Vernichtung eines ganzen Heeres.
„Der Mensch muß mit einem Auge zur Erde, mit dem anderen zum Himmel hinsehen, sonst gelingt keine Arbeit, und ba§ Herz wird schmutzig und unflätig," war der Leitspruch des großen Helden.
General von Ziethen. Haus Joachim von Ziethen stammte aus der Grafschaft Rnppin, wo sein Vater von dem Ertrage seiner Ländereien lebte. Im elterlichen Hause wuchs er schlicht und einfach auf und genoß weder eine genügende Erziehung, noch einen eigentlichen Unterricht. In seinem 14. Lebensjahre trat er als Fahnenjunker unter Friedrich Wilhelm I. m das Heer ein, kam dann zu den Husaren und erwarb sich bald Ruf und Achtung.
Unter Friedrich Ii. nahm er an dem ersten und zweiten schlesischen Kriege teil und zeichnete sich wiederholt durch Mut, aber auch durch Verwegenheit aus, so daß er zum Generalmajor ernannt wurde.
Im zweiten schlesischen Kriege zeigte Ziethen seine List in einer höchst verwegenen Weise. Friedrich wollte einem seiner Feldherren eine wichtige Nachricht zukommen lassen; aber zwischen den beiden preußischen Heeres-abteilungen lagen die Österreicher. Ziethen bekam den Auftrag, sich durch die Feinde durchzuschlagen, selbst wenn sein ganzes Regiment geopfert werden müßte. Das that dem General, der seine Husaren wie seine ft'in-der liebte, sehr leid; er wollte eine List versuchen. Seine Husaren, welche erst jüngst neue Uniformen erhalten hatten, konnten mit ungarischen Reitern leicht verwechselt werden. Ziethen ließ einige Soldaten, welche der ungarischen Sprache mächtig waren, an die Spitze des Regiments kommen und befahl ihnen, sich fortwährend ungarisch zu unterhalten. So gings keck hinter einem österreichischen Dragoner-Regiment her, und ungefährdet kamen die Preußen an einem großen Teile der Feinde vorüber. Als ein österreichischer Offizier herankam, um die vermeintlichen Ungarn zu begrüßen, wurde er sogar gefangen genommen. Endlich jedoch wurde die List von einem Vorposten erkannt; aber bei dem Rufe: „Ziethen! Preußen!" brach eine solche Verwirrung unter den Feinden ans, daß der kühne Befehlshaber, der seine Husaren so schnell als möglich reiten ließ, glücklich feinen Auftrag überbrachte.
Weil Ziethen beim Könige verleumdet und infolgedessen von diesem mit Zurücksetzung behandelt wurde, nahm er, wenn auch höchst uuaeru, seinen Abschied.
Es brach der dritte schlesische Krieg aus. Friedrich hielt Heerschau ab; alles fand er in bester Ordnung, all die tapfern Helden und Kämpfer aus den früheren Kriegen waren wieder zur Stelle, nur einer fehlte: das war Ziethen. Der König ließ den alten Haudegen nach Berlin kommen; er erschien, aber mitziehen wollte er nicht. Da sprach Friedrich zu ihm: „Besinne Er sich doch! «soll ich sagen, wenn die Husaren ausrücken und dann fragen: „Wo ist Vater Ziethen?" „„Der liegt zu Hause auf der Bärenhaut, weil er mir ein rasches Wort übelgenommen hat?"" Was
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Landtage" zusammen und gab ihm das Recht der Bewilligung neuer Steuern und Anleihen;" für die Gesetzgebung hatte er nur das Recht der Beratung. „Von dieser Zeit ab," so erklärte der König, „weiß jedermann im Lande, daß Ich keine Staatsanleihe abschließen, keine Steuer erhöhen, keine neue Steuer einführen werde ohne die freie Zustimmung aller Stände." Als er bei dieser Gelegenheit die kirchlichen Verhältnisse berührte, sprach er das berühmte Wort: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen!"
Aber auch obige Zugeständnisse genügten nicht allen; viele verlangten einen vom Volke gewählten Reichstag, einen größeren Einfluß auf die Gesetzgebung, vollständige Freiheit der Presse u. s. w. Da der König auf diese Forderungen, die auf vollständige Beseitigung der absoluten Regierungsform hinzielten, nicht eingehen konnte, löste sich der Landtag unverrichteter Sache auf, und durch die feurigen Reden der Demokraten entstand im ganzen Reiche eine große Mißstimmung gegen den König und seine Regierung.
Die Unzufriedenheit fand neue Nahrung an den Vorgängen, welche in Frankreich stattfanden. Im Februar 1848 war dort abermals eine Revolution ausgebrochen. Die Franzosen hatten ihren König Louis Philipp von dem Throne gestoßen, und „Freiheit und Gleichheit" erscholl es wieder an allen Enden. Die Wogen der Revolution wälzten sich auch nach Preußen, und namentlich in Berlin kam es zu höchst beklagenswerten Auftritten. Bedingungslos verlangte das Volk durch seine Deputationen aus den Provinzen nach einer konstitutionellen Verfassung.
Der König versprach, die Wünsche des Volkes zu erfüllen, ihnen eine Verfassung zu geben und Preßfreiheit zu gewähren, aber damit war den Volksaufwieglern nicht gedient, die eine gewaltsame Umwälzung aller Ordnung herbeizuführen suchten.
Am Mittag des 18. März erschien der König zweimal auf dem Barnrn des königlichen Schlosses, um seine Versprechungen zu wiederholen. Lauter Jubel empfing ihn; aber plötzlich fielen zwei Schüsse, welche das Volk tn furchtbare Aufregung versetzten. Mit dem Rufe: „Wtr find verraten; zu den Waffen!" flog die Menge auseinander. In wenigen Stunden waren die Straßen durch Barrikaden gesperrt und das Volk stand unter Waffen. Ein fürchterlicher Straßenkampf entbrannte, in welchem das Militär die Straßen und Häuser erstürmte, während von den Dächern und ans den Fenstern ein Hagel von Stemm herabflog. Bis tief in die Nacht hinein dauerte der blutige Kampf; überall jedoch blieben die Soldaten Sieger.
Dem landesväterlichen und besorgten Herzen des edlen Monarchen bereitete es tiefen Kummer, daß er gegen seine eigenen Unterthanen nur der Gewalt der Waffen hatte einschreiten müssen. Auf Wunsch vieler angesehenen Bürger, welche versprachen, für Ruhe und Ordnung und für den Schutz der Person und des Eigentums zu sorgen, ließ
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thätigkeit immer mehr hervortraten. Die demokratische Volksmasse erhob sich zum offenen Kampfe, in dem die beiden preußischen Abgeordneten Auers Wald und Lichnowsky durch Mörderhand einen gräßlichen Tod fanden.
Unter fortdauernden Fehden, Reibungen und äußeren Einflüssen kam endlich (27. März 1849) eine Rei chsv erfassun g zu stände, und die kleindeutsche Partei setzte deu Beschluß durch, einen deutschen Bundesstaat mit Ausschluß Österreichs zu bilden. Am 28. März 1849 wurde König Friedrich Wilhelm Iv. zum Deutscher: Kaiser gewählt. Doch dieser lehnte die angebotene Kaiserkrone entschieden ab, weil er wohl wußte, daß das Volk allein über die Krone nicht zu verfügen hatte. Nur im Einverständnisse mit allen deutschen Fürsten und freien Städten wollte er die Kaiserwürde annehmen.
Als dann seitens der Regierungen die Ablehnung der Reichsverfassung erfolgte, forderte die Revolutionspartei das Volk auf, die Reichsverfassung mit Gewalt zur Geltung zu bringen. Infolgedessen kam es im Frühjahre 1849 zu blutigen Aufständen in Dresden, in Baden und in der Pfalz. Mit Hilfe preußischer Truppen wnrde die Ordnung in Sachsen in kurzer Zeit wiederhergestellt, und unter dem Oberbefehle des Prinzen Wilhelm von Preußen wurde die Pfalz durch ein Bnndes-heer gesäubert und ebenfalls der Großherzog von Baden in seine Hauptstadt wieder zurückgeführt.
Der Krieg gegen Dänemark. 1848—1851. a. Der Krieg von 1848. Dänemark suchte Schleswig-Holstein seinem Reiche einzuverleiben, obgleich dies eine Verletzung der' ihm verbrieften Rechte war. Die Schleswig-Holsteiner griffen deshalb zu den Waffen und saudeu Bundesgenossen an Preußen und anbereu deutschen Staaten. Die Verbündeten siegten bei Schleswig unter dem General v. Wrangel. Da trat England, Rnßlanb und Schweden für Dänemark ein; Preußen zog nach dem Waffenstillstände zu Malmö seine Truppen zurück.
b. Der Krieg von 1849. Nach Ablaus des Waffenstillstandes, der den Frieden nicht gebracht hatte, wurden die Feindseligkeiteil wieder angenommen. Eine Strandbatterie schoß ein dänisches Kriegsschiff in Brand, ein anderes wurde erbeutet, die Bayern und Sachsen erstürmten die Düppeler Schanzen, die Preußen und Schleswig-Holsteiner siegten bei Kolding. Unter dem Drucke der Diplomatie wurde Friede geschlossen. Preußen zog sich zurück, die Herzogtümer würden sich selbst überlassen.
c. Der Krieg von 1850 und 51. Die Schleswig-Holsteiner verzagten nicht und setzten den Kamps auf eigene Faust fort/ wurden aber in der blutigen Schlacht bei Jdstedt geschlagen. Durch das Protokoll zu London beschlossen die Großmächte, daß Schleswig-Holstein bei Dänemark verbleibe, daß aber seine Rechte geachtet werden sollten.
Sorge für Ackerbau, Handel und Gewerbe. Unter der Regie-ntttg Friedrich Wilhelms Iv. machte die Land wirtschaft bedeutende Fortschritte. Große Flächen wüsten Landes wurden für den Ackerbau gewonnen; von 1849—1852 wurden nicht weniger als 12 200 qkm Landes urbar 'gemacht. Der Maschinenbetrieb kam in
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in der Schlacht bei Sedan, wo er auch zum erstenmal seit Beginn des Krieges mit seinem Vater zusammentraf.
Während der Belagerung von Paris nahm der Kronprinz sein Hauptquartier ebenfalls zu Versailles, und manchen Ausfall der Franzosen ans ihrer Hauptstadt halfen die kronprinzlichen Truppen blutig zurückschlagen. In dieser Zeit wurde ihm auch die höchste Auszeichnung zu teil, die niemals vor ihm ein preußischer Prinz empfangen hat; mit feinem Vetter, dem Prinzen Friedrich Karl, wurde er zum Feld marsch all ernannt.
Gleich zu Anfang des Krieges war fein Gedanke auf die Einigung Deutschlands und auf die Erneuerung der kaiserlichen Würde gerichtet. Seinem gewaltigen Einflüsse, den er besonders auch bei den Süddeutschen hatte, ist es nicht an letzter Stelle zu verdanken, daß das große Werk zu stände kam.
Als Kronprinz des Deutschen Reiches kehrte Friedrich Wilhelm nach beendigtem Kriege nach Deutschland zurück, laut begrüßt von unbeschreiblichem Jubel. Ganz Deutschland schaute voll Stolz und Hoffnung auf den tapfern Helden, in dem ihnen ein neuer Siegfried erstanden zu fein schien.
Wirken im Frieden. Nach der Rückkehr aus dem Feldzuge wurde dem Kronprinzen des Deutschen Reiches noch manche Auszeichnung zu teil. Der Kaiser von Rußland verlieh ihm den Rang eines General-Feldmarschalls, sein kaiserlicher Vater ernannte ihn zum General-Inspektor der Iv. Armee-Inspektion, wodurch er mit den süddeutschen Truppen, die auch ferner zu ihrem glorreichen Feldherrn mit Bewunderung und Verehrung emporblickten, in inniger Berührung blieb.
Der politischen Thätigkeit gegenüber legte sich der Kronprinz eine fast ängstlich besorgte Zurückhaltung auf, um durch keine Handlung der Vergangenheit gebunden zu sein, wenn er einst selber die Zügel der Regierung in die Hand nehmen würde. Er begleitete seinen kaiserlichen Vater auf den großen Herbstmanövern, war bei den großen Nationalfesten an seiner Seite und übernahm in seinen: Namen Reisen an befreundete Höfe, überall begrüßt wegen seiner edlen Erscheinung und seines gewinnenden Wesens. Als infolge eines feigen Mordversuches auf die geheiligte Person des Kaisers (1878) Wilhelm I. von den Regierungsgeschäften zurücktrat, übernahm der Kronprinz . für ein halbes Jahr die Vertretung des verwundeten Vaters.
In dieser Zeit schrieb er seine versöhnlichen Briefe an den Papst, um die Beziehungen zwischen Berlin und dem apostolischen Stichle friedlicher zu gestalten, und auf einer Reise nach Spanien (1883) benutzte er seinen Aufenthalt in Rom auch dazu, um mit dem Oberhaupte der katholischen Kirche in nähere Beziehung zu treten. Die feierliche Audienz, die ihm vom Papste zu teil wurde, hat sicherlich zu einer schnelleren Beilegung der kirchlichen Wirren beigetragen.
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Brandenburg und erhielten Hilfe. Als jedoch der Fürst von Rügen Bundesgenossen an den Dänen, Schweden und Polen fand, wurde Waldemar in der Schlacht bei Gransee*) (1316) geschlagen. Die Feinde hatten aber eine solche Achtung vor der Tapferkeit ihres Gegners, daß der Markgraf im Frieden zu Templin?) (1317) seine Besitzungen und Stralsund seine Freiheit behielt.
Waldemar, obgleich klein von Gestalt, war ein gewaltiger Kriegssürst, der den Fuß selten aus dem Steigbügel setzte und ebenso selten das Schwert aus der Hand legte. Aber er vergaß dabei auch die Wohlfahrt seines Landes nicht; die Marken gelangten unter ihm zu einem bedeutenden Wohlstände, und Brandenburg stand damals auf einem solchen Gipfel der Macht und des Ansehens, wie nie zuvor. Leider raffte ein früher Tod den thatkräftigen und von seinem Volke so sehr geliebten Fürsten im Alter von erst 28 Jahren hinweg.
Ihm folgte bereits nach einem Jahre (1320) sein Vetter Heinrich von ^andsberg, der letzte Sprößling des brandenbnraisch-anhaltinischen Hauses, ins Grab.
Die Anhaltiner hinterließen in den Marken ein gesegnetes Andenken. Ihr ursprüngliches Besitztum hatten sie bedeutend vergrößert. Zur Markgrafschaft Brandenburg gehörte beim Aussterben
dieser Herrscherfamilie: die Alt mark, die Mittelmark, die Neu-mark, die Priegnitz und die Ukermark, die Ober- und Niederlaufitz, Landsberg und Lebns.
Christliches und deutsches Wesen hatte allenthalben die Oberhand gewonnen, Kirchen und Klöster waren gegründet, viele deutsche Dörfer und Städte angelegt. — In den Städten blühten Handel und Gewerbe, die Gewerbetreibenden verbanden sich zu Innungen, und die Kaufleute suchten ihr Besitztum durch Anschluß an die Hansa zu schützen. — Die Verwaltung des Landes war geordnet; auf den Landtagen, wo die Bischöfe, der Lehnsadel und die Behörden der Städte erscheinen mußten, wurden die Abgaben geregelt.
Mit dem letzten Anhaltiner sank die Blüte der Marken ins Grab, und den guten und gedeihlichen Zeiten folgten schon bald recht traurige und böse.
Iii. Abschnitt. 1320—1415. Das Interregnum. Brandenburg unter den Vayern und Luxemburgern. Das Interregnum. 1320-1-324.
Nach dem Aussterben der anhaltinifchen Markgrafen fielen die benachbarten Fürsten — die Herzöge von Mecklenburg, Pommern, Glogau und der König von Böhmen — über die verwaisten Gebiete
J) Nördlich von Berlin an der mecklenburgischen Grenze. — 2) Daselbst.
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Extrahierte Personennamen: Waldemar Waldemar Heinrich_von_^andsberg Heinrich
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e. Verfall des Ordens. 1386-1525- Nachdem der Großfürst Jagiello von Litauen sich mit seinem Volke zum Christentums bekehrt hatte, hörte der Glaubenskrieg auf. Der Zuwachs an Mitgliedern aus dem Reiche wurde geringer, und auch im Innern zeigte der Orden bereits Anzeichen des drohenden Verfalls. Die strenge Zucht lockerte sich, Üppigkeit *) und Eigendünkel machten sich bemerkbar, und Habsucht und Druck führten zu Zerwürfnissen. Der Landesadel, der von der Teilnahme an der Regierung ausgeschlossen war, und die Bürger vereinigten sich mit den Polen zum gemeinsamen Kampfe gegen den Orden?) Eine große Niederlage erlitt derselbe 1410 in der Schlacht öei Tannenberg (im Südwesten von Ostpreußen), wo der Hochmeister und 600 Ordensritter den Tod fanden.
Der neue Hochmeister Heinrich von Plauen schloß einen ziemlich günstigen Frieden; er hatte die Marienburg gerettet und neue Hilse herangezogen. In dem ersten Frieden zu Thorn (1411) verlor der Orden nur Samogitieu.
Im Lande wuchs die Unzufriedenheit mit der Herrschaft der Ordensritter auch ferner zusehends. Zum Schutze ihrer Freiheit und ihrer Rechte schlossen Landadel und Städte den „preußischen Bund",
erhoben die Waffen _ und riefen den König Kasimir von Polen ins
Land; es entstand ein 13 jähriger Kampf.
Um Geld zu gewinnen, verkaufte der Orden die Neumark an den Kurfürsten Friedrich Ii. von Brandenburg. Aber da auch jetzt die Söldnertruppen nicht bezahlt werden konnten, überlieferten diese die Marienburg in die Hände der Feinde. Das ganze Land wurde schrecklich verwüstet, und nach völliger Erschöpfung schloß der Orden im Jahre 1466 den zweiten Frieden zu Thoru. Er verlor Westpreußen und das Ermland und behielt nur Ostpreußen und auch dieses Gebiet bloß als polnisches Lehen. Der Hauptsitz des Ordens wurde von Marienburg nach Königsberg verlegt; die
Macht des Ordens war für immer gebrochen, der Wohlstand des
Landes vernichtet.
Das Herzogtum Preußeu. a. Albrecht. 1525-1568. Nachdem mehrere vergebliche Versuche gemacht waren, sich von der lästigen polnischen Lehnsabhängigkeit zu befreien, wählten die Ordensritter den Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Ansbach, einen Neffen des Polenkönigs, zum Hochmeister. Man hoffte, der Polenkönig werde den Orden von der polnischen Oberhoheit befreien. Als Albrecht sich weigerte, dem König von Polen als seinem Lehns-
2) Spottreim: „Kleider aus, Kleider an,
Essen, trinken, schlafen zahn,
Ist die Arbeit, so die deutschen Herren harr."
., cr ®r^en vertrat den Polen gegenüber die deutsche Sache und
Ichnitt ste von der Ostsee ab.
Brockmann, Geschichte des preußischen Staates. o
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_von_Plauen Heinrich Kasimir_von_Polen Friedrich_Ii Friedrich Albrecht Albrecht Albrecht_von_Brandenburg-Ansbach Albrecht Albrecht Albrecht Brockmann