Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte des preußischen Staates - S. 13

1900 - Münster i. W. : Schöningh
Zweiter Zeitraum. 1415—1701. „Hohenzollern. du wehrhaft' Haus, Wie weit hast du geschanet hinaus, Nah' und fern im Schwabenland Warst du vor allen Burgen bekannt. Wer dich jemals hat gesehen, Mag wohl bekennen und gestehen: Solch' ein Haus nicht funden ist, Als du bisher gewesen bist!" (Aus dem 14. Jahrh.) Die Hohenzollern als Kurfürsten von Brandenburg und seit 1618 auch als Herzöge von Preußen. I. Abschnitt. 1415-1618. Dir Hohemollern als Rursiiracn von Vrandcnburg. Friedrich I. 1415-1440. Wahlspruch: „Wer aus Gott vertraut. den verläßt er nicht." Herkunft. Nicht weit von der Stadt Hechingen erhebt sich in der schwäbischen Alp ein schön geformter Bergkegel, der Hohe Zollern, der in alten Urkunden bereits im 9. Jahrhundert genannt wird. Schon um jene Zeit stand auf dem Hohen Zollern eine feste Burg, und hier wohnten um die Mitte des elften Jahrhunderts die Grafen von Zollern, die Ahnen unseres erhabenen Herrscherhauses. Ein Sprößling dieses erlauchten Geschlechtes. Friedrich mit Namen, vermahlte sich gegen Ende des zwölften Jahrhunderts mit der Erbtochter des Burggrasen von Nürnberg und erhielt somit nicht bloß die reichen Familiengüter seiner Gemahlin, sondern er wurde infolgedessen auch vom Kaiser Heinrich Vi. mit der Bnrggrasenwnrde belehnt. Als Burggraf nannte er sich Friedrich I. Die Burggrasen verteidigten die neben einer Stadt liegende Burg mit ihren Burgmannen und waren cm Kaisers Stelle Richter und Kriegsherren. Obgleich die Burggrafschaft von Nürnberg nur die Städte Fürth, die Kadolzburg und einige Dörfer umfaßte — Nürnberg selber war Reichsstadt — so hatte der Burggraf in der Reichsburg zu Nürnberg den Vorsitz in dem kaiserlichen Landgerichte, dessen Gewalt sich übet Franken, Schwaben, Sachsen und Rheinland erstreckte. Die hohenzollernschen

2. Geschichte des preußischen Staates - S. 21

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 21 — deren Eröffnung er jedoch nicht mehr erlebte. Auch legte er zu Stendal die erste Buch druck er ei in den Marken an und errichtete in Berlin die erste Apotheke. Infolge einer geordneten und sparsamen Wirtschaft war es ihm möglich, die Herrschaft Zossen (1490) zukaufen. Dagegen verzichtete er 1493 auf die Oberlehnshoheit über Pommern, ließ sich jedoch das Versprechen geben, daß dieses Land nach dem Aussterben der Herzöge an Brandenburg fallen folle. Sein Tod. Johann Cicero starb bereits in seinem 44. Lebensjahre. Wie er der erste Fürst aus dem Hause Hoheuzolleru war, der dauernd seine Residenz in Brandenburgs nahm, so ist er auch der erste Fürst gewesen, der in den Marken seine letzte Ruhestätte fand. Seine irdische Hülle wurde anfangs im Kloster Lehnin beigesetzt, später nach Berlin überführt. Auf seinem Grabe in der früheren Domkirche zu Berlin erblickte man fein prächtiges Denkmal, ein Kunstwerk des berühmten Nürnbergers Peter Bischer. Joachim I., Uestor. 1499—1535. Wahlspruch: „Durch Gericht und Gerechtigkeit."2) Persönliches. Joachim kam bereits in einem Alter von 15 Jahren zur Regierung. Er vereinigte eine schöne Gestalt mit einer tüchtigen Bildung und einem festen Willen. Seine Fertigkeit im Gebrauche der lateinischen und französischen Sprache und seine Kenntnisse in der Geschichte und Astronomie erwarben ihm die Bewunderung feiner Zeitgenossen und seine wohldurchdachten und formengewandten Reden, die er als Sprecher der Kurfürsten auf den Reichstagen hielt, den Beinamen „Nestor". Seine Regierung, a. Kamps gegen die Raubritter. Hungersnot und Pest suchten das Land heim, als der Kurfürst zur Herrschaft gelangte. Dazu hatten sich unter der nachsichtigen Regierung feines Vaters die Zustände des Landes verschlimmert. Der zügellose Adel hielt die Jugend Joachims sür eine günstige Gelegenheit, Raub und Plünderung wieder aufzunehmen. Die Landstraßen waren von neuem unsicher, der wehrlose Kaufmann wurde überfallen und feiner Waren beraubt. Bauer und Kaufmann beteten gar oft das Sprüchlein: „Vor Köckeritze und Lüderitze, Vor Krachten und vor Jtzenplitze Bewahr' uns, lieber Herre Gott!" Der junge Kurfürst suchte diesem Unwesen ein Ende zu machen und verfolgte die Wegelagerer ohne Ansehen der Person mit den strengsten Maßregeln. Durch bewaffnete Reiter, in deren Gefolge *) Zu seinem Wohnsitze wählte er Spandau. 2) „Judicio et justitia.“

3. Geschichte des preußischen Staates - S. 22

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 22 — sich ein Scharfrichter befand, ließ er das Land durchstreifen und die Räuber aufgreifen und hinrichten. So büßten in einem Jahre 70 Junker und Knechte ihr frevelhaftes Treiben mit dem Tode. v ®jer ftren8e Gerechtigkeit des Kurfürsten erregte den Hellen Zorn des Raubadels Ern Herr von Otterstädt soll sich sogar erdreistet haben, an das Schlafgemach des Landesfürsten die Worte zu schreiben: „Ioachimke, hyte dy, Fange loh dh, so hange toh dh!" Einzelne Raubritter, unter diesen auch der genannte Otterstädt, sollen dem Fürsten einst auf einer Heide aufgelauert haben, um ihn zu überfallen. Joachim erhielt Kunde hiervon, verstärkte fein Gefolge und ließ die Wegelagerer gefangen nehmen und hinrichten. Otterstädt büßte sein hoch-verräterisches Treiben mit dem Tode auf dem Rade. Als der Markgraf von Ansbach dem Kurfürsten wegen zu großer Strenge gegen den Adel seines Landes Vorstellungen machte, erwiderte Joachim seinem Oheim: „Adlig Blut habe ich nicht vergossen, sondern nur Schelme, Räuber und Mörder hinrichten lassen. Wären sie redliche Edelleute gewesen, so würden sie keine so schändlichen Verbrechen begangen haben." d. Errichtung des Kammergerichts und Eröffnung der Universität Frankfurt a. d. Oder. Um der Fehdelust und dem Streben nach Selbsthilfe ein Ende zu machen und auch die Grafen, Ritter und Hofbeamte, die bisher keinem Gerichte unterstanden, der staatlichen Gerechtigkeit zu unterwerfen, gründete Joachim (1516) das Kammergerichn) in Berlin nach Art des Reichsgerichts, das Maximilian geschaffen hat. Die Räte dieses Gerichtes waren gehalten, wenn der Weg des Vergleiches nicht zum Ziele sühre, streng unparteiisch Recht zu sprechen. Das Kammergericht hatte zugleich als oberster Gerichtshof in allen Rechtsfragen die höchste Entscheidung und war die Aufsichtsbehörde der übrigen Gerichte. Als Rechtsquelle diente das römische Recht. Irrt Jahre 1506 eröffnete Kursürst Joachim die von seinem Vater gegründete Universität zu Frankfurt a. d. Oder und förderte diese mit aller Kraft, so daß sie sich schon bald eines hohen Rufes erfreute. Durch sie wurde auch das römische Recht in Brandenburg eingeführt. e. Fürsorge für das Land. Joachim verglich den Staat wohl mit einem menschlichen Körper. „Der Adel", pflegte er zu sagen, „ist der Kops, der Bürgerstand das Herz, die Bauern sind die Füße. Der Fürst _ aber ist da, damit er für Ruhe und Wohlfahrt aller sorge." Fleißig bereiste er das Land, urrt sich mit eigenen Augen von dessen Zustande zu überzeugen. Im Verkehr mit den Bewohnern war er überall herablassend und freundlich. Um in den Städten Frieden und Ordnung zu begründen und den Wohlstand zu mehren, erließ Joachim im Jahre 1515 eine Städteordnung. Er gab *) Vergleiche das Reichs kammergericht, das vom Kaiser Maximilian I. 1495 zu Frauksurt a. M. eröffnet wurde.

4. Geschichte des preußischen Staates - S. 30

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 30 — (81000 qkm) gegen früher einnahm; es bestand ans einer Hauptmasse tn der Mitte und zwei getrennten Teilen im Osten und im Westen. Johann Sigismund erlebte auch noch den Ausbruch des dreißigjährigen Krieges. Im Jahre 1618 wurde er vom Schlage gerührt und mußte die Regierung seinem Sohne Georg Wilhelm überlassen. Er starb 1619, zwei Tage vor Weihnachten. Ii. Abschnitt. 1618—1701. Die Hohen.rollern als Kurfürsten von Vrandenbnrg und Herröge von Preußen. Geschichte Preußens. Das 2arid und seine Bewohner, a. Das Land. Das Küstenland der Ostsee von der Weichsel bis zur Memel bewohnten in älterer Zeit die Astier, d. i. Ostleute. Sie zersielen in mehrere Stämme; diejenigen, welche den Russen oder Reussen zunächst wohnten, wurden Po-Russen, Prnzzen oder Preußen genannt. >) Dcts Land hatte damals dichte und weite Wälder mit einem reichen Wildbestand an Auerochsen, Bären und Elchen, aber auch vielfach fruchtbaren Boden, wo jetzt öde Sandflächen liegen. — Die vielen und großen Dörfer waren durch hölzerne Burgen, welche auf Hügeln lagen, geschützt. d. Die Bewohner. Die Preußen waren hohe, kräftige Gestalten mit langen, blonden Haaren und blauen Augen. Seit alter Zeit trieben sie Ackerbau und Viehzucht, desgleichen Lein- und Wollweberei; Töpferei und Schmiedekunst standen bei ihnen in beachtenswerter Blüte. Ihre Nahrung war besonders Brot und Kuchen, ihr Getränk Met und gegorene Stutenmilch. — Sie bekleideten sich mit Leinen- und Wollzeug, trugen Schuhe von Leder und Rinde und spitze Woll- und Pelzmützen. Die Frauen liebten lange Kleider aus farbigem Leinen, eine Art Mantel, allerlei Schmuck aus Metall, Thon und Bernstein. Die Mädchen durchflochten ihr langes Haar mit Blumen, die Frauen schnitten es ab und bedeckten den Kops mit einer Haube. — Die alten Preußen liebten Frohsinn und den Gesang -gefühlvoller Lieder. Diebstahl und Untreue bestraften sie mit dem Tode; Schlösser und Riegel suchte man in dem Lande vergebens. Gastfreundschaft übten sie freudig und reichlich, besonders auch gegen Gestrandete. 6. Religion. Der Hauptgott der alten Preußen war der Donnergott Perkunos, der durch den Donner spricht und durch J) Vielleicht auch abzuleiten von po = bei und Ruß, dem einen Mündungsarme der Memel.

5. Geschichte des preußischen Staates - S. 39

1900 - Münster i. W. : Schöningh
die angeworbenen Truppen dem Kaiser den Treueid schwören, dem Kurfürsten waren sie dagegen nur durch Handschlag verpflichtet. Friedrich Wilhelm forderte von den Soldaten für sich den Eid der Treue und des Gehorsams, und wer dieser Forderung keine Folge leistete, wurde entlassen, war er nun Offizier oder Gemeiner. Auf diese Weise bildete der Kursürft ein stehendes Heer,x) das nur ihm gehorchte, und das er bald von 8000 Mann auf 28000 brachte. Er rüstete es stattlich aus, gab den Soldaten schmucke blaue Uniformen und übte sie tüchtig in dem Gebrauche der Waffen. Nach geleistetem Dienste überwies er ihnen in den entvölkerten Gebieten seines Landes Unterhalt und freie Wohnungen; dagegen hatten die Soldaten die Verpflichtung, im Falle eines Krieges gegen den üblichen Sold sosort unter die Waffen zu treten. Der westfälische Friede. In den ersten Jahren der Regierung des großen Kurfürsten wurde Deutschland und besonders auch die Mark Brandenburg noch von den Schrecknissen des 30 jährigen Krieges heimgesucht. Des Kurfürsten eifrigstes Bestreben war nun darauf gerichtet, eine feste Neutralität zu beobachten. Zu dem Ende schloß er mit den Schweden einen Waffenstillstand, welcher das schwedische Heer auf einige feste Plätze in Brandenburg beschränkte. Ebenfalls durch einen Waffenstillstand mit den Hessen erlangte er die Räumung eines großen Teils des Klevischen von hessischen und holländischen Truppen. Mit großer Weisheit und seltener Festigkeit wußte Friedrich Wilhelm seine neutrale Stellung bis zum Ende des Krieges zu behaupten. Auf dem westfälischen Frieden machte der Kursürst seine berechtigten und wiederholt bestätigten2) Anrechte aus Pommern geltend, konnte aber nur Hinterpommern erhalten. Als Entschädigung für Vorpommern, welches mit Einfchlnß der wichtigen Odermündung an Schweden kam, mußte er sich mit den säkularisierten Stiftern Kamin, Magdeburg, Halberstadt und Minden begnügen. Als der letzte schlesische Herzog Georg Wilhelm irrt Jahre 1675 starb, zog der Kaiser Leopold die Herzogtümer Liegnitz, Brieg und Wohlau als erledigte Lehen ein, Brandenburg bekam das Gebiet von Schwiebus. 2. Der große Kurfürst als Kriegsheld. Der schwedisch-polnische Krieg. 1656—1660. Auf Gustav Adolf folgte in Schweden feine Tochter Christine. Sie legte schon bald die Regierung nieder und trat zur katholischen Kirche über. Als nun ihr Vetter, der Psalzgraf von Zweibrücken, als Karl X. *) Das Heer bestand aus dem Lehensaufgebote und den Bewaffneten, die die Städte zu stellen hatten; letztere stellten aus je 10 Häuser, die lehnpslichtigen Ritter aus je 20 Husen einen Mann. 2) Siehe Seite 7, 21, 23, 35.

6. Geschichte des preußischen Staates - S. 49

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 49 — Als Fürst war Friedrich gewissenhaft in der Erfüllung seiner Herrscherpflichten. Wenn andere Leute noch schliefen, saß er bereits an seinem Arbeitstische. — Vom Throne herab gab er das Beispiel eines sittenreinen Lebens; er achtete die Religion und pflegte wohl zu sagen: „Gleichwie andere Menschen durch Belohnen und Strafen der höchsten Obrigkeit vom Bösen ab- und zum Guten angehalten werden, also muß solches allein die Furcht Gottes bei großen Fürsten, über welche kein menschliches Gericht Strafen und Belohnungen erkennt, aufwecken." Im Umgange zeigte sich Friedrich freundlich und wohlwollend; Armen und Bedrängten widmete er besonders seine Fürsorge. Wegen seiner edlen Eigenschaften gehört er zu den beliebtesten Fürsten, die jemals über unsern Staat geherrscht haben. Seine Regierung, a. Das Testament des großen Kurfürsten. Auf Drängen feiner zweiten Gemahlin Dorothea hatte der große Kurfürst seine Söhne aus zweiter Ehe zu Markgrafen ernannt und ihnen Ländergebiete zugewiesen. Gleich nach seinem Regierungsantritte suchte Friedrich einer Zersplitterung der brandenburgischen Länder vorzubeugen und erklärte das Testament seines Vaters für ungültig, weil es dem hohenzollernfchen Hansgefetze und dem Geraer Hausvertrage zuwiderlaufe. Im Einverständnisse ° mit dem deutschen Kaiser, dem er das Schwiebnser Gebietx) wieder abgetreten hatte, fand er seine Stiefbrüder mit Landgütern, Renten und hohen Staatsämtern ab, doch ließ er thuen den Titel „Markgrasen". Auf diese Weise blieben die Erblande ungeteilt. b. Teilnahme an den Kriegen gegen die Türken und Franzofen. Die Türken fnchten beim Regierungsantritte Friedrichs den Österreichern ihr Besitztum in Ungarn zu entreißen (1683—1699). Als treuer Vasall unterstützte der Kurfürst den Kaifer mit feinem Heere, und die brandenburgischen Truppen, 6000 Mann, kämpften mit Auszeichnung in den Schlachten bei Salankemen (1691) unter Ludwig von Baden und bei Zentha (1697) unter dem gefeierten Helden Prinz Eugen von Savoyen. Währenddessen brach der König Ludwig Xiv. von Frankreich von neuem in Deutschland ein und verheerte die Pfalz, besonders Speier, in der schrecklichsten Weise (1688—1697) 2). Schnell eilte Friedrich an der Spitze von 30 000 Brandenburgern den bedrängten Gegenden zu Hilfe und eroberte die Festungen Kaiserswerth und Bonn. J) Als der Kurfürst den Vertrag unterzeichnete, infolgedessen er den Kreis Schwiebus gegen eine Entschädigung von 250000 Gulden und für die Anwartschaft auf Ostfriesland an den Kaiser abtrat, sprach er: „Ich will und werde mein Wort halten, weil ich muß. Unsere Rechte auf die schlesischen Fürstentümer auszuführen, überlasse ich meinen Nachkommen, die ich bei diesen widerrechtlichen Umständen weder binden kann, noch will." — 2) Der dritte Raubkrieg. Vrockmann, Geschichte des preußischen Staates. 4

7. Geschichte des preußischen Staates - S. 52

1900 - Münster i. W. : Schöningh
Am 15. Januar 1701 nahmen diese ihren Anfang. Vier Herolde in prächtigem Anzuge ritten durch die Straßen der Stadt und verkündigten die Erhebung Preußens zum Königreiche. Am Vorabende der eigentlichen Feier stiftete Friedrich den schwarzen Adlerorden, den höchsten Orden des preußischen Staates. Das Ordenszeichen ist ein blaues, achtspitziges Kreuz mit Adlern in den Winkeln und dem verschlungenen Namenszuge F. R. (Friedericus rex = Friedrich König) im goldenen Schilde; es wird an einem orangefarbigen Bande über die linke Schulter getragen. Dazu gehört auf der Brust ein silberner, achtspitziger Stern mit eurem schwarzen Adler und der Inschrift: „Suum cuique“ Den Adler wählte Friedrich als Zeichen der Gerechtigkeit. Um dies deutlicher auszudrücken, trägt der Adler in der einen Klaue einen Lorbeerkranz, in der andern den Blitz und über dem Haupte den genannten Spruch. Der Kranz bedeutet „die Gerechtigkeit der Belohnung", der Blitz „die Gerechtigkeit der Strafen". „Jedem das Seine" soll also andeuten: „Jedem soll nach Verdienst Lohn oder Strafe zu teil werden." Am 18. Januar 1701 setzte Friedrich sich und seiner Gemahlin Sophie Charlotte im Schlosse zu Königsberg die Krone auf. Die Krönungsfeierlichkeit vollzog sich in größter Pracht. Frühmorgens erdröhnten die Kanonen, die Glocken läuteten, und rauschende Musik erscholl in den Straßen. Die Großen des Staates, prächtig in Sammet und Seide gekleidet, versammelten sich im Krönungssaale. Dann erschien der König. Er trug ein Kleid von scharlachrotem Sammet, mit Gold gestickt und mit Diamantknöpfen besetzt. Um die Schultern hing der präck>tige Krönungsmantel, in welchen goldene Kronen und Adler gewirkt waren. Die Spange an demselben war mit drei großen Diamanten geschmückt, deren Wert man auf eine Tonne Goldes (300 000 Mark) schätzte. — Der König trat zum Throne, setzte sich mit eigener Hand die Krone aufs Haupt und nahm dann das Scepter in die rechte und den Reichsapfel in die linke Hand. Hierauf erschien die Königin im Saale, die ebenfalls herrlich geschmückt war. Der König setzte auch ihr eine Krone aus. Dann nahm das Königspaar auf dem silbernen Throne Platz und empfing die Huldigung der höchsten Beamten, der Großen des Landes und der Abgesandten des Volkes. — Unter dem Geläute der Glocken und dem Donner der Kanonen begab sid> der feierliche Zug zur Schloßkirche, wo die kirchliche Feier stattfand. Nach der Predigt knieten der König und die Königin am Altare nieder und wurden an der Stirn und an den Pulsen beider Hände gesalbt. In demselben feierlichen Zuge ging es dann zurück in den Festsaal, wo ein herrliches Krönungsmahl stattfand. Auch das Volk sollte an diesem Tage erfreut werden. Goldene und silberne Münzen wurden unter dasselbe verteilt. Aus einem freien Platze wurde ein Ochs gebraten, gefüllt mit Ferkeln, Rehen, Schafen und Geflügel. Aus zwei Adlern strömte für alle roter und weißer Wein. Ein prachtvolles Feuerwerk und die Beleuchtung der Stadt beschlossen das denkwürdige Fest. — Zur Erinnerung an die Krönungsfeier stiftete der König in Königsberg ein großes Waisenhaus, in Berlin ein Armenhaus, und 3000 Mark schenkte er den Armen. Das Herzogtum Preußen war somit zu einem Königreiche erhoben, und der neue König rief nach den Worten Friedrichs des Großen seinen Nachfolgern zu: „Ich habe Euch den Titel erworben, macht Euch desselben würdig; ich habe den Grund zu Eurer Größe

8. Geschichte des preußischen Staates - S. 57

1900 - Münster i. W. : Schöningh
König Friedrich Wilhelm I. • ©öfjnert seines Alters gebildet war, stellte er unermüdlich militärische Übungen an. Er war ein Meister in allen Leibesübungen. In der Schlacht bei Malplaquet zeigte er Mut und Ausdauer. v- ^l?tl 1.ein er Abneigung gegen nichtigen Prunk und überflüssigen Luxus gab Friedrich Wilhelm schon als Kronprinz mehrfache Beweise. ©inst wurde ihm ein Schlafrock von golddurchwirktem Stoff überbracht. Er betrachtete ihn von allen Seiten und sprach: „Ein guter Schlafrock muß von Wolle sein : dieses Narrenkleid werde ich nicht anziehen", und damit warf er den kostbaren Schlafrock ins Feuer. — . .®§c.toar damals die Mode aus Frankreich nach Deutschland gekommen, m ^>aare abschneiden zu lassen und dafür große, ungemein lästige Perücken zu tragen. Dem Kronprinz war diese Mode äußerst verhaßt. Eines Tages traf er mit mehreren Hofleuten zusammen, die sich zu einem Kaminfeuer gesetzt hatten und die Köpfe weit znrückbogen, damit ihre Ichonen und wertvollen Perücken nicht durch ein Feuerfünkchen beschädigt wurden Der Kronprinz setzte sich zu ihnen und unterhielt sich eine Zeitlang mtt ihnen über die lächerlichen Modethorheiten. Dann sagte er: „Es

9. Geschichte des preußischen Staates - S. 84

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 84 — führte Friedrich das spanische Edelschaf ein, und, die Bienenzucht wurde in den östlichen Gebieten als lohnende Nebenbeschäftigung warm empfohlen. Sorge für Handel und Gewerbe. Nach des Königs Wunsch und Willen sollte nichts im Auslande gekauft werden, was im eigenen Lande hergestellt werden konnte. Er rief geschickte fremde Handwerker und Fabrikanten herbei, damit sie die Einheimischen, die den Betrieb vieler neuer Gewerbe noch nicht kannten, belehren und anspornen sollten. Die schlesische Leinwandweberei kam unter seiner Regierung zu großer Blüte.*) In Berlin gründete er eine Spinnerei und eine Weberei, eine Zuckersiederei und eine große Porzellanfabrik. Die Waisenkinber in Potsbam mußten Spitzen klöppeln; in Oberschlesien ließ er Bergwerke und Fabriken anlegen. Durch den Anbau des Maulbeerbaumes suchte er die Seidenfabrikation in Preußen heimisch zu machen. Die Einfuhr solcher Waren, welche im Lande selber hergestellt werden konnten, verbot der König oder belegte sie mit sehr hohen Ein-gangszölleu. Auf diese Weise erhielten Tausende von Menschen eine lohnende Beschäftigung, und preußische Erzeugnisse fanden ihren Weg bis nach Amerika. Auch gründete Friedrich zu Berlin eine Bank, bei der sich die Kaufleute zur Anlage oder zum Betriebe ihres Geschäftes gegen mäßige Zinsen Geld leihen konnten, damit sie den Wucherern nicht in die Hände sielen. — Die Seehandlung sollte den überseeischen Handel Preußens unterstützen. Zur Hebung des Handels und Erleichterung des Verkehrs setzte Friedrich Weichsel, Elbe und Ober mit einanber in Berbinbung; er legte den Bromberger, Plauenschen und Finow-Kanal an. Durch Schaffung eines Seehafens am Ausfluffe der Ober in die Ostsee, in Swinemünbe, würde Stettin balb eine sehr wohl-habenbe Hanbelsstabt. Für Handel und Gewerbe rief er gleich zu Anfang feiner Regierung eine eigene Ministerialab teilung ins Leben. Sorge für die Rechtspflege. Ilm die Rechtspflege hat sich Friedrich außerorbentltch verbient gemacht. Im Vereine mit den tüchtigen Juristen Eocceji und Earmer arbeitete er an der Verbesserung des Gerichtswesens. Er trennte die Justiz von der Verwaltung und gab eine neue Gerichtsordnung. Eine neue Prozeßordnung bestimmte, daß jeder Prozeß binnen Jahresfrist erledigt fein mußte. Von feinem Großkanzler von Earmer ließ er das allgemeine Landrecht ausarbeiten, das erste Gesetzbuch in deutscher Sprache. Zu Friebrichs Zeiten war hier und bort die Folter noch im Gebrauch; er schaffte sie *) Erg. Nr. 19.

10. Geschichte des preußischen Staates - S. 85

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 85 — ab und machte ebenfalls den Hexenprozessen für immer ein Ende. — Der König fetzte rechtskundige Richter ein und forderte von ihnen strenge Gerechtigkeit. „Ihr müßt wissen," sagte er zu ihnen, „daß der geringste Bauer, ja Bettler ebensowohl ein Mensch ist, wie Se. Majestät, indem vor der Justiz alle Leute gleich sind, es mag sein ein Prinz, der gegen einen Bauer klagt, oder auch umgekehrt, so ist der Prinz vor der Justiz dem Bauer gleich und muß nach der Gerechtigkeit verfahren werden ohne Ansehen der Person." Auch sorgte der König sür ein auskömmliches Gehalt der Richter, damit ihnen nichts daran gelegen sein könnte, zur Verbesserung ihres Einkommens einen Rechtsstreit in die Länge zu ziehen. Die Gebühren, auf die früher die Richter angewiesen waren, flössen von jetzt ab in die Staatskasse. Von dem großen Gerechtigkeitssinne des Königs zeugt auch die Anekdote vom Windmüller zu Sanssouci und sein Urteil im Müller Arnold'schenx) Prozeß. Friedrich dem Großen gebührt das hohe Verdienst, einen pflichttreuen, unabhängigen Richter st and geschaffen und aus dem Militärstaate Preußen einen hervorragenden Rechtsstaat gemacht zu haben.2) Sorge für die Schulen. Zur Ordnung und Hebung des Schulwesens im ganzen Lande erließ der König das „Generalschulreglemeitt für die gef amte Monarchie", bearbeitet von dem Berliner Pädagogen Hecker, dem später sür die Katholiken Schlesiens ein eigenes Schulreglemeut folgte, dessen Bearbeiter der Saganer Abt Ignaz Felbiger war. — Friedrich verlangte, daß alle Kinder, Knaben und Mädchen, vom 5. bis zum 14. Lebensjahre die Schule besuchen und solange damit fortfahren sollten, bis sie das Notige vom Christentum gefaßt, ferner fertig lesen und schreiben könnten. Eltern, welche ihre Kinder nicht zur Schule schickten, sollten bestrast werden; ebenfalls hatten die Eltern das Schulgeld zu bezahlen; für arme Leute mußte es die Gemeinde übernehmen. — Um tüchtige Lehrer zu erhalten, wurden zu Berlin, Halberstadt, Magdeburg, Minden und Wesel Lehrerseminare errichtet. — Mehrere hundert Volksschulen wurden gegründet, und in Berlin wurde die erste Realschule ins Leben gerufen. Sorge für Wissenschaft und Kunst. Wissenschaft und Kunst, für die der Kronprinz bereits so große Begeisterung gezeigt hatte, wurden von dem Könige trotz der vielen Arbeiten eifrig gepflegt. Von den Künsten liebte er am meisten Poesie und Musik, von den Wissenschaften Philosophie und Geschichte. Leider stand der geistvolle Monarch der deutschen Litteratur sremd gegenüber, obgleich er sich der Hoffnung hingab, daß dieselbe bald ein schönes Aufblühen erleben werde, und obgleich gerade er es war, der zur Anregung der Geister r) Näheres siehe: Zurborsen, Quellenbuch. *) Erg. Nr. 21.
   bis 10 von 111 weiter»  »»
111 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 111 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 4
2 1
3 1
4 15
5 5
6 0
7 4
8 1
9 1
10 38
11 1
12 8
13 0
14 2
15 0
16 12
17 0
18 1
19 0
20 2
21 0
22 1
23 1
24 1
25 10
26 37
27 5
28 3
29 1
30 0
31 3
32 0
33 2
34 6
35 2
36 7
37 24
38 1
39 14
40 1
41 1
42 13
43 2
44 0
45 25
46 17
47 14
48 6
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 3
1 82
2 11
3 24
4 39
5 1
6 3
7 44
8 69
9 140
10 5
11 6
12 2
13 39
14 15
15 20
16 123
17 340
18 2
19 108
20 38
21 15
22 14
23 124
24 3
25 50
26 23
27 1
28 13
29 68
30 9
31 15
32 19
33 4
34 29
35 22
36 22
37 58
38 143
39 53
40 11
41 123
42 15
43 122
44 24
45 112
46 24
47 5
48 3
49 8
50 3
51 62
52 63
53 6
54 23
55 22
56 68
57 6
58 35
59 82
60 65
61 18
62 5
63 17
64 18
65 54
66 10
67 47
68 93
69 44
70 6
71 134
72 75
73 22
74 33
75 19
76 31
77 49
78 24
79 4
80 6
81 6
82 49
83 94
84 6
85 63
86 53
87 51
88 14
89 19
90 21
91 20
92 324
93 2
94 30
95 12
96 56
97 5
98 162
99 6

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 1
2 0
3 4
4 1
5 7
6 0
7 7
8 1
9 2
10 8
11 0
12 1
13 0
14 0
15 1
16 5
17 0
18 5
19 7
20 0
21 0
22 3
23 0
24 0
25 0
26 11
27 0
28 2
29 1
30 1
31 1
32 0
33 7
34 0
35 2
36 0
37 0
38 1
39 12
40 2
41 1
42 0
43 2
44 4
45 2
46 0
47 1
48 1
49 2
50 4
51 1
52 6
53 0
54 7
55 7
56 1
57 1
58 0
59 15
60 2
61 2
62 28
63 1
64 0
65 8
66 0
67 2
68 1
69 0
70 1
71 1
72 2
73 5
74 0
75 1
76 0
77 5
78 1
79 3
80 14
81 20
82 1
83 0
84 1
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 6
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 9
98 1
99 11
100 8
101 0
102 3
103 1
104 0
105 0
106 2
107 0
108 1
109 0
110 1
111 2
112 2
113 0
114 0
115 0
116 0
117 1
118 3
119 0
120 0
121 2
122 0
123 7
124 1
125 0
126 1
127 8
128 0
129 0
130 0
131 8
132 2
133 0
134 0
135 0
136 16
137 0
138 0
139 1
140 0
141 0
142 4
143 5
144 1
145 11
146 1
147 0
148 4
149 0
150 1
151 4
152 4
153 1
154 1
155 5
156 2
157 6
158 2
159 0
160 0
161 2
162 2
163 0
164 0
165 4
166 11
167 5
168 1
169 6
170 0
171 10
172 0
173 8
174 1
175 3
176 1
177 23
178 0
179 1
180 0
181 0
182 8
183 17
184 1
185 1
186 0
187 0
188 1
189 0
190 0
191 3
192 0
193 1
194 1
195 1
196 4
197 0
198 1
199 2