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1. Geschichte des preußischen Staates - S. 28

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 28 — jedoch der Kurfürst, diesem nachzukommen, und suchte seinen Stiefbruder anderweitig zu entschädigen. Da die Linie der fränkischen Hohenzollern dem Aussterben nahe war, schloß Johann Friedrich mit dem letzten Markgrafen von Ansbach und Bayreuth, Georg Friedrich, 1598 den Geraer Hausvertrag. Nach diesem blieben, wie von neuem festgesetzt wurde, die Marken ungeteilt; Ansbach und Bayreuth fielen seinen Stiefbrüdern Christian und Joachim Ernst zu. Seinem zweiten Sohne Johann Georg verlieh er das von den fränkischen Fürsten erworbene Fürstentum Jägerudors in Schlesien. Letzterer wurde aber wegen Beteiligung am böhmischen Aufstande 1621 in die Acht erklärt, und der Kaiser zog das Läudchen ein. Friedrich der Große erneuerte später den Anspruch Brandenburgs auch auf diese Besitzung. — Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin verheiratete sich Joachim Friedrich mit der jüngeren Tochter Eleonore des blödsinnigen Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen und erlangte die Vormundschaft und Regentschaft in Preußen. Das Geheimratskollegium. Zur besseren Verwaltung des Landes schuf der Kurfürst eine Centralbehörde, das Geheimratskolle-gium, welches aus neun rechtskundigen Männern zusammengesetzt wurde. Wöchentlich zweimal versammelten sich die Mitglieder, um über Handel und Gewerbe, Finanzen und Kriegswesen zu beraten. — Das Geheimratskollegium kann als Anfang des späteren Staatsministeriums betrachtet werden. Fürstenschule und Schloßapotheke. Zur Förderung der wissenschaftlichen Bildung gründete Joachim Friedrich auf dem Schlosse Joachimsthal in der Ukermark ein Gymnasium, die Fürstenschule, die er aufs reichlichste ausstattete. — Seine erste Gemahlin, die Kurfürstin Katharina, eine sparsame und mildthätige Frau, erübrigte bei einer Meierei, die sie selber bewirtschaftete, soviel, daß sie die Schloßapotheke zu Berlin anlegen konnte, in der dürftigen Kranken unentgeltlich Heilmittel gereicht wurden. Zohanu Sigismund. 1608—1619. Wahlspruch: „Für Gesetz und Ssolf."3) Durch glückliche Familienverbindungen war es Johaml Sigismund möglich, den Besitzstand Brandenburgs um ein ganz bedeutendes Stück zu vergrößern. Erwerbungen am Rhein und in Westfalen Am Niederrhein und an der Ruhr, bezw. am Teutoburger Wald hatte sich mit der Zeit ein bedeutendes Besitztum gebildet; es bestand aus den Gebieten: Jülich, Kleve, Berg, Mark, Ravensberg und Ravenstein. ]) „Pro lege et pro grege.“ I

2. Geschichte des preußischen Staates - S. 85

1900 - Münster i. W. : Schöningh
— 85 — ab und machte ebenfalls den Hexenprozessen für immer ein Ende. — Der König fetzte rechtskundige Richter ein und forderte von ihnen strenge Gerechtigkeit. „Ihr müßt wissen," sagte er zu ihnen, „daß der geringste Bauer, ja Bettler ebensowohl ein Mensch ist, wie Se. Majestät, indem vor der Justiz alle Leute gleich sind, es mag sein ein Prinz, der gegen einen Bauer klagt, oder auch umgekehrt, so ist der Prinz vor der Justiz dem Bauer gleich und muß nach der Gerechtigkeit verfahren werden ohne Ansehen der Person." Auch sorgte der König sür ein auskömmliches Gehalt der Richter, damit ihnen nichts daran gelegen sein könnte, zur Verbesserung ihres Einkommens einen Rechtsstreit in die Länge zu ziehen. Die Gebühren, auf die früher die Richter angewiesen waren, flössen von jetzt ab in die Staatskasse. Von dem großen Gerechtigkeitssinne des Königs zeugt auch die Anekdote vom Windmüller zu Sanssouci und sein Urteil im Müller Arnold'schenx) Prozeß. Friedrich dem Großen gebührt das hohe Verdienst, einen pflichttreuen, unabhängigen Richter st and geschaffen und aus dem Militärstaate Preußen einen hervorragenden Rechtsstaat gemacht zu haben.2) Sorge für die Schulen. Zur Ordnung und Hebung des Schulwesens im ganzen Lande erließ der König das „Generalschulreglemeitt für die gef amte Monarchie", bearbeitet von dem Berliner Pädagogen Hecker, dem später sür die Katholiken Schlesiens ein eigenes Schulreglemeut folgte, dessen Bearbeiter der Saganer Abt Ignaz Felbiger war. — Friedrich verlangte, daß alle Kinder, Knaben und Mädchen, vom 5. bis zum 14. Lebensjahre die Schule besuchen und solange damit fortfahren sollten, bis sie das Notige vom Christentum gefaßt, ferner fertig lesen und schreiben könnten. Eltern, welche ihre Kinder nicht zur Schule schickten, sollten bestrast werden; ebenfalls hatten die Eltern das Schulgeld zu bezahlen; für arme Leute mußte es die Gemeinde übernehmen. — Um tüchtige Lehrer zu erhalten, wurden zu Berlin, Halberstadt, Magdeburg, Minden und Wesel Lehrerseminare errichtet. — Mehrere hundert Volksschulen wurden gegründet, und in Berlin wurde die erste Realschule ins Leben gerufen. Sorge für Wissenschaft und Kunst. Wissenschaft und Kunst, für die der Kronprinz bereits so große Begeisterung gezeigt hatte, wurden von dem Könige trotz der vielen Arbeiten eifrig gepflegt. Von den Künsten liebte er am meisten Poesie und Musik, von den Wissenschaften Philosophie und Geschichte. Leider stand der geistvolle Monarch der deutschen Litteratur sremd gegenüber, obgleich er sich der Hoffnung hingab, daß dieselbe bald ein schönes Aufblühen erleben werde, und obgleich gerade er es war, der zur Anregung der Geister r) Näheres siehe: Zurborsen, Quellenbuch. *) Erg. Nr. 21.

3. Geschichte des preußischen Staates - S. 158

1900 - Münster i. W. : Schöningh
- 158 — sechs Geschütze hatten die wackeren Streiter bei dem ungleichen Ringen eingebüßt. Voll Dank im Herzen gegen den obersten Leiter und Lenker der Schlachten berichtete Kaiser Wilhelm I. am 2. März an seine hohe Gemahlin, die Kaiserin Augusta: „Der Herr der Heerscharen hat überall unsere Unternehmungen sichtlich gesegnet und diesen ehrenvollen Frieden in ,emer Gnade gelingen lassen. Ihm sei die Ehre! Der Armee, dem Baterlande rmt tieferregtem Herzen Meinen Dank." Licbesthätigkcit im Kriege. Nach jeder Schlacht war der Kampfplatz mit Tausenden von tapferen Soldaten bedeckt, mit Toten, Schwer- und Leichtverwundeten. Die Feldgeistlichen eilten hin, den Sterbenden die letzten Tröstungen zu bringen, die Verwundeten wurden zu den Verbandplätzen getragen, wo sie von einer großen Anzahl Arzte die erste Hilfe erhielten. Später kamen sie in die Lazarette, die in Frankreich und Deutschland m reicher Zahl errichtet waren. Uber 25 000 Personen hatten sich freiwillig der Krankenpflege gewidmet. An der Spitze dieses Heeres von Barmherzigen stand die edle Königin Augusta. Ein rotes Kreuz im weißen Felde war das Abzeichen dieser Braven. Ganz besonders zeichneten sich die Malteser- und Johanniter-Ritter, die barm-herigen Schwestern und die Diakonissen durch ihre unermüdliche Mildthätigkeit aus, sowohl auf den Schlachtfeldern, wo sie sich vor den feindlichen Kugeln nicht fürchteten, als auch in den Lazaretten. Auch in der Heimat war man rastlos thätig für die verwundeten und kranken Soldaten. Frauen und Jungfrauen verfertigten Verbandzeug und warme Kleidungsstücke. Kinder zupften Charpie. Auf den Bahnhöfen wurden die zurückkehrenden kranken Krieger aufs reichlichste bewirtet. Liebesgaben wurden gesammelt; ganze Eisenbahnzüge mit Lebensmitteln, Wein und Zigarren gingen nach dem Kriegsschauplätze ab. Rückkehr in die Heimat. Im März 1871 kehrte das siegreiche Heer unter Führung seiner ruhmgekrönten Feldherren in die deutschen Gaue zurück, überall mit der größten Begeisterung und mit unbeschreiblichem Jubel begrüßt. In allen Kirchen würde ein Festgottes-bienst abgehalten, um Gott für seine außerorbentliche Hilfe in dem großen, glücklichen Kriege zu banken. der Schlacht von den Feinden mit Blut getränkt, zerschossen und zerbrochen unter einem Hügel von Leichen gefunden. — König Wilhelm verlieh dem Bataillon unter ehrenvoller Anerkennung seiner Tapferkeit eine neue Fahne, und der Dichter I. Wolff hat den Vorgang in dem Gedichte: „Die Fahne der Einundsechziger" besungen.

4. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 73

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
fangen sollte um vor die rechte Schmiede zu kommen. Auf einmal ruft eine weibliche Stimme: „He, lieber Mann, was suchen Sie denn?" Ich sehe auf und — wunderbar — 'C§ war die Frau vom Kirchen- konzert. Ehe ich noch den Hut recht abgezogen hatte, stand schon ein Dienstmädchen neben mir, das mich einlud hinauf ins Zimmer zu kom- men. Daß ich's kurz mache! Hier war ich an die rechte Schmiede ge- kommen. Der Mann der Frau wies mir die Wege, gab mir Rat, und — meine Angelegenheit wurde bald und gut zu Ende gebracht. Wer hätte mir damals in der Kirche gesagt, daß der Mann jener Frau bald in die Hauptstadt befördert werden und mir für solch geringe Höflichkeit ein zehnfacher Vergelter sein würde? Kurz, Höflichkeit macht Edelmann und Bürger, jung und alt, Mann und Weib beliebt. Wer's besser wissen will, versuche es mit der Unhös- lichkeit. Er wird wohl sehen, wie weit er kommt. Nach Hugo Weber. 45. Aus dem Nadelstand in den Adelstand. Jm Jahre 1832 wurde ganz Hyeres, ein Städtchen in der Nähe von 1 Toulon, durch die Nachricht in Trauer versetzt, daß der Freiherr Stulz von Ortenberg gestorben sei. Dieser Mann war wenige Jahre vorher als Millionär nach Hyeres gekommen und war hier bald ein doppelter Millionär geworden; denn alles, was er anfaßte, schien sich unter seinen Händen in Gold zu verwandeln. Aber er hatte auch alle Zeit eine offene Hand und liebte, sein Glück mit anderen zu teilen. In Hyeres stiftete er ein Krankenhaus, ließ einen herrlichen Brunnen herstellen und beschenkte die katholische Kirche mit einer kostbaren Orgel. Die Mittel für die evangelische Kirche in Marseille wurden fast gänzlich von ihm hergegeben. Kein Wunder, daß die Nationalgarde mit Fahnen und Trauermusik den Leichenzug begleitete und daß an der Gruft tief empfundene Reden die Verdienste dieses Mannes priesen. In seinem Heimatdorf Kippenheim in Baden aber setzte man Georg Stulz ein Denkmal; denn auch hier hatte er ein Krankenhaus errichten und die Kirche ausbauen lassen. Für die Polytechnische* Schule und das Lehrerseminar in Karlsruhe hatte er je 30 000 Franken gestiftet und verschiedenen wohltätigen Zwecken hatte er 300 000 Franken zugewandt. Um dieser Ehrentaten willen hatte ihn der Großherzog von Baden in den Adelstand erhoben. Georg Stulz war L J. 1778 in Kippenheim bei Lahr geboren. Ein Schneider war sein Vater und Schneider sollte auch Georg Sieh Fußnote Seite 49.

5. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 222

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
222 Vater: „Sie ist verpflichtet den Grundstock ihres Vermögens ungeschmälert zu erhalten." — Als aber jetzt ein Trupp Saarbrücker Dragoner die Straße dahertrabte, war plötzlich bei unserem Knaben alles Interesse an den Gemeindeangelegenheiten verschwunden und das Zwiegespräch nahm eine andere Wendung. Nach Iohann Lex. 117. Heimat- und Bürgerrecht. S)f n einem regnerischen Novcmbertage kam der reisende Küfergeselle Karl Klein aus Würzburg durchnäßt und ermattet in der „Herberge zur Heimat" zu Neustadt a. d. H. an. Nachts wurde er ernstlich krank und mußte auf Anordnung des Arztes Dr. Weißmann in das Krankenhaus „Hetzelstift" übergeführt werden. Nach dreiwöchigem Aufenthalt daselbst war er wiederhergestellt. Dem Wiedergenesenen fehlten die Mittel die Aufwendungen für Kost und Pflege im Betrage von 73,50 Mark zu bezahlen. Er gab an, seine Eltern, die kurz vor seiner Geburt ihren Wohnsitz von Speyer nach Würzburg verlegt hätten, seien vor einigen Jahreil ohne Hinterlassung von Vermögen gestorben. Die Verwaltung des Krankenhauses wandte sich daher an das Bür- germeisteramt Würzburg um Bezahlung der Schuld. Dieses jedoch ant- wortete folgendes: „Karl Klein ist am 1. Juli 1876 als der Sohn des Fabrikarbeiters Franz Klein zu Würzburg geboren und verlebte dahier auch seine Jugendzeit bis zum Tode seines Vaters im Jahre 1891. Dennoch besitzt er in hiesiger Stadt kein Heimatrecht; denn sein Vater hat dasselbe weder unter Bezahlung der Heimat- gebühr erworben, noch wurde es ihm unentgeltlich verliehen, da er Armenunterstützungen wiederholt beansprucht und erhalten hat. Als Heimatgemeinde des verstorbenen Franz Klein muß daher Speyer betrachtet werden, woselbst er zuletzt heimatberechtigt war. Aus diesem Grunde ist ge- nannte Stadt auch die „ursprüngliche Heimat" sei- nes Sohnes Karl Klein und hat für die Kosten aufzukommen, die durch dessen Krankheit entstanden sind." Zwölf Jahre später! In Deidesheim, einem freundlichen Städtchen an der rebenumrankten Mittelhaardt, prangt an einem gefälligen zwei- stöckigen Hause stolz das Schild: Karl Klein, Küfer- und Kellermeister. Der Inhaber ist unser ehemaliger Küfergeselle. Nach seiner Entlassung aus dem Neustadter Krankenhause fand er Anstellung in einer Deidesheimer Weingroßhandlung und nach zehnjähriger eifriger Tätigkeit hatte er sich

6. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 231

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
231 Die Kretsarmenpflege betrifft vor allem die Errichtung und Unterhaltung von Kranken-, Irren-, Urmen- und Beschäftigungs- anstalten sowie die Unterstützung der mit Urmenlasten überbürdeten Distriktsgemeinden. Nach Johann Lex. 122. Wohltätigkeitsvereine. „Arme habt ihr allezeit bei euch." Dieses ernste Wort Christi ist bis auf den heutigen Tag völlig wahr geblieben und wird wohl auch wahr bleiben, solange die Welt steht. Das stolze 19. Jahrhundert hat das Elend in den verschiedensten Ge- stalten gesehen und auch das hoffnungsreiche 20. Jahrhundert wird die Not nicht aus der Welt verbannen können. Armut und Krankheit, Miß- geschick und Unglück aller Art suchen immerfort die Menschheit heim und verbreiten Jammer und Trauer. Aber gerade inmitten dieser düsteren Erscheinungen blüht eine Blume, so schön und rein und herrlich, daß sie jedes fühlende Men- schenherz mit hoher Freude erfüllen muß. Das ist die Nächstenliebe, die Wohltätigkeit, die christliche Liebe. Staat und Gemeinde tun schon sehr viel zur Hebung und Linderung der Not. Aber alles können sie nicht tun. Da muß freiwillige Hilfe hinzukommen. Und weil der einzelne der viel- gestaltigen leiblichen und geistigen Not gegenüber ziemlich machtlos ist, darum hat man sich zu Vereinen zusammengeschlossen und mit vereinter Kraft das schwierige Werk begonnen und fortgeführt. Alle diese Vereine nun nennt man kurz Wohltätigkeitsvereine. Für jedes Alter, für jedes Geschlecht, überall in Stadt und Land, besonders aber in den Großstädten entfalten diese Vereine ihre segensreiche Tätigkeit. Da ist eine Familie, die gar schwer mit der Not des Lebens zu kämpfen hat. Der karge Lohn des Vaters reicht nicht hin die vielen Ausgaben zu bestreiten. Gern möchte die Mutter durch Taglohn- oder Fabrikarbeit die Einnahmen vermehren helfen. Aber wo soll sie während ihrer Abwesenheit die Kinder lassen? Allein dürfen sie nicht bleiben. Gar vieles Unglück ist schon dadurch entstanden, daß Kinder sich allein überlassen waren. Hilfe in dieser Not leisten die sogenannten Krippenvereine. Auch Frauenvereine, Erziehungsvereine, Fürsorgevereine, Pflegevereine springen helfend bei. Durch Gründung oder Unterstützung von Krippen- anstalten, Volkskindergärten, Kinderbewahranstalten u. s. w. schaffen sie die Möglichkeit Kinder zu bewahren, zu speisen, zu beaufsichtigen, zu unter- richten. So nehmen sie denjenigen Eltern, die beide, Vater und Mutter, dem Verdienste nachgehen müssen, eine der schwersten Sorgen vom Herzen. Für schulpflichtige Kinder werden Kinderheime, Kinderhorte, Hand- sertigkeitsschulen, Suppenanstalten ins Leben gerufen. In manchen dieser Anstalten können auch Kinder auf längere Zeit untergebracht werden, wenn die Eltern aus irgend einem Grunde verhindert sind die Sorge für ihre Kinder selbst zu übernehmen. Auch Waisenhäuser werden von der- artigen Vereinen gegründet und unterhalten oder mit Geldmitteln unter- stützt.

7. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 232

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
232 Wieder eine andere Art von Vereinen sind die sogenannten Ferien- kolonien. In der ungesunden, verstaubten Luft der Großstädte bleibt eine große Zahl von Kindern schwach und hinfällig; sie siechen dahin ohne bettlägerig zu sein. Da tut frische Land- und Waldluft und kräftige Kost dringend not. Deshalb haben es sich die Ferienkolonienvereine zur Ausgabe gemacht armen Kindern Stätten der Erholung entweder in Kinderheilanstalten, Milchkurorten, Badeorten oder in Familien auf dem Lande zu verschaffen. Groß und überaus segensreich ist das Verdienst solcher Wohltätigkeit. Gar manches arme Großstadtkind ist auf diese Weise dem sicheren Tode oder einem leidensvollen Leben entrissen worden. In manchen Fällen leben Kinder in einer Umgebung, die für ihre sittliche Gesundheit von größtem Schaden ist. Oftmals werden Kinder durch die eigenen Eltern auf die Verbrecherlaufbahn geführt. Da bleibt nichts übrig, als solche bedauernswerte Kinder den Händen ihrer Verführer zu entziehen und sie dorthin zu bringen, wo sie zu guten, braven Menschen erzogen werden. Neben dem Staat und den Gemeinden übernehmen diese wichtige Aufgabe die Fürsorgevereine, Erziehungsvereine, Pflege- vereine. Auch die „Innere Mission" bei den Protestanten und manche Ordensgesellschaften bei den Katholiken nehmen sich solcher armen Kinder an. In Rettungshäusern, Erziehungshäusern, auch in Waisenhäusern, am liebsten aber in braven, guten Familien werden solche Kinder unter- gebracht. Schon manches arme Kind ist so davor bewahrt worden, später ein Verbrecher zu werden. Die erwachsenen Knaben und Mädchen bleiben nicht immer daheim bei Vater und Mutter. Viele gehen hinaus in die Fremde um entweder ihr Geschäft noch besser zu erlernen oder als Geselle oder Dienstbote größeren Verdienst zu suchen. Nicht selten sind aber diese alleinstehenden jungen Leute da draußen in der Welt den größten Gefahren ausgesetzt. Es hat sich deshalb eine ganze Reihe von Jünglings- und Jungfrauenvereinen, Gesellen-, Lehrlings-, Arbeiterinnen- und Mägdevereinigungen gebildet, die sich dieser jungen Leute annehmen, sie vor den Gefahren der Welt behüten, ihnen Gelegenheit zu geselliger Unterhaltung verschaffen und sie so vor den Schlingen gewisser Verführer bewahren. Gesellen- und Pflegehäuser, Gesellen- und Mägdeherbergen, Mädchenheime u. s. w. dienen diesem Zwecke. Besonders wichtig ist die sogenannte Bahnhofsmission, die von den Marianischen Kongregationen sowie von Frauenvereinen (Verein der Freundinnen junger Mädchen) geübt wird. Sie besteht darin, daß alleinreisende Mädchen auf den großen Bahnhöfen von eigens dazu aufgestellten Personen abgeholt und ihrem Bestimmungsort oder einer guten Herberge zugeführt werden. Ferner sind auf allen Bahnhöfen und in den Bahnzügen selbst Tafeln angebracht, wo die Häuser verzeichnet sind, in denen die jungen Mädchen Herberge und Pflege finden können. Für solche Leute, die gar übers Meer in einen anderen Erdteil wandern, besteht die große Gefahr, daß sie in den Hafenstädten von gewissenlosen Geschäftsvermittlern irregeführt und schändlich betrogen wer- den. Aber die „Innere Mission" protestantischerseits und der Raphaelverein katholischerseits haben unter den größten Schwierigkeiten jenen Leuten das

8. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 233

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
233 Handwerk teilweise schon gründlich gelegt und man ist jetzt schon so weit gekommen, daß Tausende von Auswanderern unter dem Schutze und der Leitung jener Vereinigungen die folgenschwere Reise übers Meer an- treten. Eine Reihe von Wohltätigkeitsvereinen dient verschiedenen Zwecken, die schon aus ihren Namen leicht erkennbar sind. Es sind zunächst die Sparvereine, Mäßigkeitsvereine, Sittlichkeitsvereine. Sie haben sich be- sonders die Bekämpfung der furchtbaren Laster der Verschwendungssucht, der Trunksucht und der Sittenlosigkeit zum Ziele gesetzt und bereits schöne Erfolge zu verzeichnen. Andere dienen mehr der Bekämpfung augen- blicklicher Geldverlegenheit und anderer Notlagen. Hier sind zu nennen: Privatkrankenkassen, Unterstützungsvereine, Versicherungsvereine für Ar- beitslose, Sterbekassen, Fürsorgevereine für entlassene Gefangenen, Ar- beiterkolonien u. s. w. Und nun kommen wir zu jenen Vereinigungen, die sich besonders der am meisten hilfsbedürftigen Menschen, der Kranken, Irr- und Schwach- sinnigen, der Blinden, Taubstummen, der Erwerbsunfähigen und Ge- nesenden, annehmen. Im Vordergründe steht da die große Zahl katholischer Ordensgenossenschaften und protestantischer Diakonissenvereine. Aber auch die weltlichen Vereine, die vaterländischen Frauenvereine, die Elisa- bethen- und Vinzenzvereine, der Verein vom Roten Kreuz und wie sie alle heißen, wirken hier Großes. Nicht bloß durch Geldmittel sondern auch durch ihre eigene persönliche Mithilfe, nicht selten durch eine heldenmütige, aufopferungsfreudige Tätigkeit suchen die Mitglieder dieser religiösen und weltlichen Vereine der leidenden Menschheit zu Hilfe zu eilen. Teils wirken sie in staatlichen, gemeindlichen oder kirchlichen Anstalten, teils haben sie aber auch eigene Anstalten, Krankenhäuser, Heilanstalten, Ge- nesungsheime, Irren-, Blinden- und Taubstummenanstalten, gegründet und entfalten mit eigenen Mitteln und eigenen Kräften eine höchst segens- reiche Tätigkeit. Wieviel Tränen hat dieses stille Wirken schon getrocknet! Wieviel Jammer, wieviel Elend ist durch diese Liebestätigkeit schon gestillt worden! So umspannt also ein ganzes Netz mannigfaltigster Wohltätigkeits- vereine unser geliebtes Vaterland. Mit allen Kräften suchen Tausende edler Männer und Frauen der herrschenden und immer neu erscheinenden geistigen und leiblichen Not Herr zu werden. Ein herzliches „Vergelt's Gott!" den braven Menschen! Möge ihr hochherziges Streben von reichstem Segen begleitet sein! Andreas Wahrheit. 183. Der Distrikt. jqie Vereinigung einer größeren Anzahl nebeneinander liegender Gemeinden zu dem Zwecke, gemeinschaftliche Aufgaben ge- meinschaftlich zu erfüllen, nennt man Distrikt. Wenn auch die Glieder eines Distriktes nicht in einer so engen Verbindung wie die der Gemeinde stehen, so finden sich immerhin recht viele

9. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 367

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
3. In der Hand die fromme Waffe, Die mit Mut beseelt den Schwachen, Die durch Huld bezwingt die Völker Und besiegt um freizumachen; 4. Ernste Männer, vielgeprüfte, Die in harter Weltverachtung Einsam sich der Arbeit weihten, Dem Gebet und der Betrachtung; 5. Stille Siedler, die sich mühten, Mit dem Spaten wilde Schluchten, Wildre Herzen mit der Lehre Lindem Samen zu befruchten. 6. Klugen Sinns und unverdrossen Bauten sie mit Lot und Wage, Winkelmaß und Säg' und Hammer, Axt und Kelle Tag' auf Tage, 7. Bis es ihrem Fleiß gelungen Haus und Kirche fest zu gründen, Bis der Brunnen rauscht' im Hose Des Konvents von Dreizehnlinden. 8. In Gehorsam, Zucht und Armut Schassten still die tapfren Streiter: Reuteten des Urwalds Riesen, Dorn und Farn und wüste Kräuter; 9. Zogen Wall und Zaun und Hecke, Hirsch und Keiler abzuwehren, Daß im Tale wohlumfriedet Grünten menschenholde Ähren; 10. Zwängten ein den ungestümen Strom durch Pfahlgeflecht und Dämme, Pfropften milde Südlandsreiser Aus des Nordens herbe Stämme. 11. Kräftig sproß im jungen Garten Akelei und Ros' und Quendel, Blasse Salbei, Dill und Eppich, Eberraute und Lavendel.

10. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 369

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
369 21. Was der Geist geweihten Sehern Offenbart in Sturm und Stille, Wort und Werk des Gottessohnes, Als er ging in Manneshülle: 22. Von der Mönche Hand geschrieben Blatt auf Blatt mit Müh' und Sorgen, In den Truhen der Abteien Lag es liebevoll geborgen. 23. Zärtlich ward der Schatz betrachtet, Mit bescheidnem Stolz gepriesen Und als Klosterhort dem fremden Schrifterfahrnen Mann gewiesen. 24. Solch ein kostbar Gut zu sichern Treu dem künftigen Geschlechte, Schrieben sie, die braven Mönche, Sommertag' und Winternächte. 25. Rot und blau und grün und golden Schimmerten die Anfangslettern, Reich umrankt von Blumendolden Und von traumhaft bunten Blättern. 26. Rührend bat der fromme Schreiber An des langen Werkes Ende, Daß man seiner armen Seele Des Gebets Almosen spende. 27. Auch zu rauherm Dienste stählten Die Geschornen ihre Kräfte: Schicklich wußten sie zu führen Bogen, Beil und Lanzenschäfte, 28. Waren Feinde zu verjagen, Die des Feldes Frucht verbrannten, Oder Räuber, die der frommen Spendebringer Weg verrannten; 29. Oder war ein Festtagsbraten Zu erbirschen in den Forsten, Sei's ein stolzer Sechzehnender, Sei's ein Bursch mit Wehr und Borsten. Lesebuch für die Volksfortbtldungsschuleu der Pfalz. 24
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