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1. Altertum - S. 34

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 34 — nicht ohne ihn selbst zurückkommen zu lassen. Pausanias, der allen Verdacht so viel als möglich vermeiden wollte und glaubte, er würde den Prozeß mit Geld schlichten können, ging wirklich abermals nach Sparta zurück. Hier ließen ihn die Ephoren anfänglich festsetzen, denn dieses Recht haben sie gegen den König; allein nachher trieb er seine Sache so geschickt, daß er wieder los kam und sich dann selbst erbot, gegen jedermann, der etwas gegen ihn vorzubringen habe, sich vor Gericht zu stellen. 9hm hatten die Spartaner, sowohl seine Feinde wie die ganze Stadt, keine offenbaren Beweise in Händen, um einen Mann, der nicht nur von königlichem Geblüte war, sondern auch wirklich diese Würde bekleidete — da er als Vetter des minderjährigen Königs Pleistarchos, des Leonidas Sohn, die Vormundschaft über denselben führte — zur Strafe zu ziehen. Allein er erweckte doch durch feine Verfchmähung der spartanischen und die gesuchte Nachahmung der persischen Lebensart einen gewaltigen Verdacht. Unter anderen Anzeichen fiel ihnen jetzt besonders auf, daß er sich einst erlaubt hatte, auf den Dreifuß in Delphi, welchen die Griechen als eine Erstlingsgabe von der persischen Beute geweiht hatten, eigenmächtig das Distichon zu fetzen: Führer hellenischen Volks, als er Mediens Scharen vertilgte. Weihte Pausanias hier dieses Geschenk dem Apoll. Dieses Distichon nun ließen die Lazedämonier damals gleich schon von dem Dreifuß abmeißeln und dafür die Namen der Städte, welche nach ihrem gemeinschaftlichen Siege über die Perser dieses Denkmal aufgestellt hatten, darin eingraben. Auch daraus machte man ihm also jetzt ein Verbrechen. Überdies verlautete auch, er habe die Heloten aufzuwiegeln gesucht, was auch feine Richtigkeit hatte; denn er hatte denselben die Freiheit und das Bürgerrecht versprochen, wenn sie seiner Empörung beitreten und ihm zur Ausführung behilflich fein wollten. Dessen ungeachtet wollte man der Anzeige einiger Heloten noch keinen rechten Glauben schenken, bis endlich, wie es heißt, ein gewisser Mann aus Argilos, ein ehemaliger treuer Liebling von ihm, der jetzt dem Artabazos den letzten Brief an den König zustellen sollte, solches angab. Diesem war es nämlich aufgefallen, daß keiner von denen, die vor ihm abgesendet worden, wieder zurückgekommen war. Er machte also zuvörderst das Siegel nach, damit er, wenn er sich in feiner Vermutung betrogen fände oder Pausanias den Brief noch einmal zurückfordern sollte, um etwas darin zu ändern, nicht verraten würde; und hierauf öffnete er das Schreiben, worin denn wirklich, wie er geahnt, feine Tötung bestimmt war. Nunmehr waren die Ephoren, denen er den Brief zeigte, geneigter zu glauben. Indessen wollten sie doch aus des Pausanias eigenem Munde davon hören. Jener Mensch mußte also als Schutzbedürftiger nach Tänaron flüchten und daselbst in einer Hütte feinen Aufenthalt nehmen, die in der Mitte durch eine Scheidewand abgeteilt war. Hinter derselben versteckte er ein paar Ephoren, welche hernach, da Pausanias zu ihm kam und nach der Ursache seiner Flucht fragte, alles klar und deutlich ver-

2. Altertum - S. 144

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 144 — 2. Brief einer Christin an ihren Gatten, 4. Iahrh. n. Ehr. v. Wilamowitz-Möllendorff I 2, S. 399. Griechisch. (Aus der Grenfell Greec Papyri.) Ubers, vom Herausgeber. [3$] Strtemts1) meinem Gatten Theodor Gruß im Herrn. Vor allem bitte ich Gott den Herrn, daß wir dich wohlbehalten wiedersehen. Durch deinen Kameraden Apion sende ich dir diesen Brief und den Mantel. Hoffentlich geht es dir wohl. Deine Kinder senden dir einen Gruß; die kleine Amuszürnt dir sehr, weil du oft geschrieben und an alle einen Gruß geschickt hättest außer an sie. Auch 2lra3) läßt dich grüßen. 1) Abkürzung für Artemisia, also nicht mit dem Namen der griechischen Göttin Artemis zu verwechseln. 2) Ein Töchterchen des Paares. 3) Wohl auch zur Familie gehörige Person. Druck der Westfälischen Vereinsdruckerei vormals Loppenrath'schen Buchdruckerei, Münster i W.

3. Altertum - S. 113

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 113 — Knabe, aber reich an Mitteln, führte derselbe Krieg mit seiner Schwester Kleopatra, die er einige Monate vorher mit Hülse seiner Verwandten und Freunde aus dem Reiche vertrieben hatte. Das Lager der Kleopatra war nicht weit von dem seinigen entfernt. Zu ihm nun sandte Pompejus mit der Bitte, er möge ihn als seines Vaters Gastfreund in Alexandria aufnehmen und durch seine Macht im Unglücke schützen. Auch auf die Soldaten des Königs begannen die Gesandten einzuwirken und sie aufzufordern, sie möchten dem Pompejus ihre Dienste leisten und ihn im Mißgeschicke nicht allein lassen. Die Freunde des Königs, welche seiner Jugend wegen die Regierung führten, gaben ihnen zwar öffentlich (offiziell) eine zuvorkommende Antwort und hießen sie zum Könige gehen, schickten aber, wozu sie heimlich den Plan gemacht hatten, den Achillas, einen königlichen General, einen Mann von besonderer Kühnheit, und den Lucius Septimius, einen Kriegstribunen, ab, um den Pompejus zu ermorden. Entweder trieb sie dazu, wie sie nachher erklärten, die Furcht, Pompejus möchte das königliche Heer aufwiegeln und Alexandrien und Aegypten erobern, oder die Geringschätzung seiner Person in dieser traurigen Lage, da ja meist aus Freunden im Unglücke Feinde werden. Von jedem höchst freundlich angeredet und durch einige Bekanntschaft mit dem Septimius, der im Seeräuberkriege unter ihm eine Kohorte geführt hatte, ihm zu folgen verleitet, stieg Pompejus mit wenigen der Seinigen in ein kleines Fahrzeug und wurde in diesem von Achillas und Septimms getötet. Eben so wurde auch Lucius Len-tulus auf des Königs Befehl ergriffen und im Gefängnisse umgebracht. 79. „Vrot und Spiele!" Der berüchtigte Ruf der niederen Volksmassen („Pariern et Circensee!“), dem auch Caesar sich nicht entzog, charakterisiert mehr wie alles andere die Lage der Dinge in der untergehenden Republik. Sueton, Leben Cäsars, Kap. 38—40; übers, von A. Stahr. Sueton, geb. 70 n. Chr., gest. nach 140, unter Hadrian kaiserlicher Geheimschreiber, verfaßte u. a. „Lebensbeschreibungen der — 12 ersten — Kaiser" sowie ein Werk „Uber berühmte Männer". Die Schriften enthalten eine reiche Ausbeute wichtigster Einzelheiten aus der Kaiserzeit. Nachdem Caesar eine Zählung des Volkes von Gasse zu Gasse durch die Hauseigentümer hatte vornehmen lassen, strich er von den 320000, welche aus Staatsmitteln Brotkorn erhielten, gegen 150 000 aus den Listen. Und damit niemals die Zählung zu weiteren Tumulten Veranlassung werden könne, setzte er fest, es solle jährlich an Stelle der verstorbenen Getreideempfänger eine Ergänzung aus der Zahl der nicht in die Listen Aufgenommenen durchs Los vom Prätor vorgenommen werden. Vom Volke schenkte Caesar [aus seinem Vermögen] jedem einzelnen Bürger 10 Mofcrien'1) Getreide und ebensoviel Psund Ol. Ein Modius — 83/4 Liter. — 2) Zusammen — 31/* Kgr. Zurbonsen, Ouellenbuch. I. 8

4. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 147

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 147 — Als er nun zu der Keis. Mai. nahet, sprach er: „Allergnedigster Keiser" — in dem fett1) im die Keis. Mai. in die red: „Ja, ja, bin ich nun gnediger Keiser?" Sprach der gefangene Fürst: „Ich bin euer Röm. Keis. Mai. gefangener, bitt euer Keis. Mai. um6 ein Fürstlich gefengknus!" Tie Keis. Mai. antwort: „Ja, wie ir verdient habt — fürt in hin, wir wissen uns wol zu halten!" Die Königliche Mai. redet in was Hitzigers an, fürwerffende, Er hab In und feine Kinder verjagen und in arrnut bringen wollen: „Ir seid ein feiner mann!" Darnach ist gedachter von Sachssen sainpt Hertzog Ernst von Grubenhagen, der auch mit im gefangen worden, dem Meister de Campo 2) überantwort und im zugelassen, nach etlichen feinen dienern, die er begert, nach Wittemberg zu schreiben, die auch zu im foinen find und fein warten. Er wird in seinem Wagen, des er sich zuvor gebraucht hat, Ket. Maie, nachgefürt und mit Spanischen hackenschützen verwart und auff das beste gehalten und traktiret, so man haben mag. 104. Auf dem Reichstage von Augsburg. 1547. Aus den Lsbenserinnernngen des Bartholomäus Sastrow, herausgegeben von M. Goos (Deutsches Bürgerturn und deutscher Adel im 16. Jahrh ), Hamburg 1907, 6. 128 ff. Barthol. Sastrow, geb. 1520 zu Greifswald, studierte in Rostock und trat nach mancherlei Jugendschicksalen 1547 in den Dienst seiner pommerschen Herzöge, der ihn in die Politik hineinzog. 1550 wurde er Stadtschreiber in Greifswald, sodann in Stralsund, wo er es zum ersten Bürgermeister bringt; er starb daselbst 1603. Am 29. August 1547 bin ich in Augsburg eingeritten und habe in einer öffentlichen Herberge am Weinmarkt Quartier genommen. Mein Wirt war ein vornehmer, verständiger Mann, einer von den Zunftmeistern, welche 100 Jahre lang das Stadtregiment inne gehabt hatten. Aber gerade am Beginn dieses Reichstages hat die Kaiserliche Majestät die Herren Zunftmeister ihres Regimentes entsetzt, weil sie evangelisch waren und in diesem Kriege auf der Gegenpartei des Kaisers gestanden hatten. So kam die Regierung wieder an die Patrizier, dieweil dieselben der alten Religion noch treu geblieben waren. Am Ende des Heumonats ist der Kaiser mit feinem ganzen Gefolge herbeigezogen gekommen. Den Landgrafen3) hatte er mit einem Haufen Spanier in Donauwörth gelassen, aber den gefangenen Kurfürsten brachte er mit nach Augsburg und ließ ihn ins Haus der Welser führen, das am Weinmarkt liegt, zwei Häuser vom Kaiserlichen Palast entfernt.4) Durch die Nebenhäuser aber hatte der Kaiser einen Gang brechen lassen und über *) Fällt. — 2) Lagermeister. 3) Philipp von Hessen. 4) Hier soll damals Erzherzog Ferdinand, des Kaisers Bruder, die Philippine Welser kennen gelernt haben, die er bald darauf heiratete. 10*

5. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 160

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 160 — Es bleibt mir übrig, Sie als allerchristlichsten König, meinen Schwager, Freund und Alliierten . . . anzuflehen, daß Sie in diesem Moment Ihre Tugend in all diesen Eigenschaften dadurch beweisen, daß Sie aus christlicher Liebe mir tun helfen, was ich zur Entlastung meines Gewissens nicht kann ohne Sie: nämlich meine verlassenen Diener belohnen. Lassen Sie ihnen ihre Besoldung und lassen Sie beten für eine Königin, die allerchristlichst genannt worden istx) und katholisch und aller Mittel entblößt stirbt. Was meinen Sohn2) betrifft, so empfehle ich Ihnen denselben, insofern er es verdient, denn ich kann nicht dafür bürgen. Und für meine Diener bitte ich mit gefalteten Händen. Ich bin so frei. Ihnen zwei seltene heilkräftige Steine zu senden, Ihnen vollkommene Gesundheit und ein glückliches langes Leben wünschend. Sie wollen sie annehmen als Gabe Ihrer sehr geneigten Schwägerin, die Ihnen ihr herzliches Wohlwollen bezeugend stirbt. Ich werde Ihnen meine Diener durch ein Memoire empfehlen, und Sie werden anordnen, daß für meine Seele ein Teil dessen, was Sie — wenn es Ihnen gefällt — mir schulden, gezahlt werde, und daß zur Ehre Jesu Christi, zu dem ich morgen sterbend für Sie beten werde, noch etwas übrig bleibt zur Stiftung eines Totenamtes und für die nötigen Almosen. Heute, Mittwoch, 2 Uhr nach Mitternacht. Ihre sehr geneigte gute Schwester Marie. 116. Der Majestälsbrief. 1609. Lünig, Das Teutsche Reichsarchiv, V, 55. Wir Rudolf der Andere x. tun kund zu ewigem Gedächtnis mit diesem Brief allmänniglich: Nachdem alle drei Stände unsers Königreichs Böhmen, so den Leib und das Blut unsers Herrn Jesu Christi unter beiderlei Gestalt empfangen, in aller Demut nachgesuchet, daß sie bei der gemeinen böhmischen, von etlichen Augsburgisch genannten Konsession gelassen werden und für ihre Religion sub utraque frei und ungehindert männiglich exerzieren möchten, . . . also haben Wir beschlossen und die Stände sub utraque mit diesem Unserm Majestätsbries versorgt, daß sie einander nicht bedrängen, sondern für einen Mann als gute Freunde beieinander stehn, auch kein Teil den andern schmähen soll. — Ferner tun wir den Ständen sub utraque die besondere Gnade und geben ihnen das untere Pragische Konsistorium wiederum in ihre Gewalt und bewilligen, daß sie ihre Priester in böhmischer und deutscher Sprache ordnen lassen oder die geordneten ohne alle Verhinderung des Pragischen Erzbischofs aufnehmen. Nicht weniger auch die Pragische (von altersher denen sub utraque) Universität, die Wir den Ständen samt aller ihrer Zugehör ebenfalls gnädigst in ihre Gewalt geben dergestalt, damit sie dieselben gleichermaßen mit tauglichen und gelehrten Leuten besetzen, gute löbliche Ordnung x) Als Gemahlin Franz' Ii. — 2) Nachmals König Jakob I. von England, Sohn Marias und Darnleys.

6. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 162

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 162 — bey Gott sein! Wer nicht darbey sein wollte, möchte es lassen; daß [wenn] sich aber Jemandt darwieder setzet) so sollte ihm soviel geschehen als diesen!" Doch darneben auch mich angehenget,2) ich sollte nur auffs Schloß komben undter die Stände, es würde zuvorhin darüber deliberirt werden, obs zu thun sei oder nicht. Darauf ich mich praesentirt und mir gedacht: Kombt diese böse Intention und Vorhaben vor die Ständt, so bewielligen die darzu nicht, sondern wird alsbald — weil der Ausgeworfenen viel nahe Blutssreundt damals dabey waren — offenbar gemacht. Aber der falsche, heillose Mann hat mich undt den grossen Haussen undt meiste Anzahl der anwesenden unschuldigen Stände schändlichen betrogen undt hinter das Liecht gesühret. Denn nachdem ich neben Andere aufs Schloß in die grüne Stube3) komben, haben die Stände außer der Rädelsführer nicht anders vermeint, man würde sich mit einander zuvorhin darvon undterreden, was den damaligen Stadthaltern zu proponiren sey. Aber er ist alsbaldt von Tisch aufgestanden undt [hat] männiglichen ermahnet, mit ihm in die Cantzley [der Statthalter] zu gehen. So geschehen. Meines theils bin ich zwar auch darbey gewesen, weil ich bey besetzten Wachen nunmehr nit ändern köndte, habe aber darzu meine Handt nicht angeleget,4) sondern durch die des Grafen von Thurn darzu depu-tirte Gamiftces5) feindt sie hinausgeworffen worden. — 118. Eine Plünderungsszene ans dem 30jährigen Kriege. Aus dem „Simplizissimus" des Christoph von Grimmelshausen, I. Kap. 4. Ausg. von M. Gorges, Münster 1904, S. 31 ff. Grimmelshausen (geb. 1625 zu Gelnhausen, Soldat im 30jährigen Kriege, gest. als bischöflich straßburgischer Schultheiß zu Renchen am Schwarzwalde 1676), wurde als lojähriger Knabe von Hessen aufgegriffen, irrte im Spessart umher und wurde von einem Bauern gefunden und aufgezogen. In folgendem beschreibt er die Plünderung des Bauernhofes durch einen Trupp Kürassiere, wie er denn in seinem berühmten Romane viel Selbsterlebtes berichtet. Das erste, was diese Reiter taten, war, daß sie ihre Pferde einstallten ; hernach hatte jeglicher seine sonderbare Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Verderben anzeigte. Denn obzwar etliche ansingen zu metzgcn, zu sieden und zu braten, daß es aussah, als sollte ein lustig Bankett gehalten werden, so waren hingegen andere, die durchstürmten das Haus unten und oben. Andere machten von Tuch, Kleidungen und allerlei Hausrat große Packen zusammen, als ob sie irgend einen Krempelmarkt anrichten wollten; was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen. Etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, als ob sie nicht Schafe und Schweine genug zu stechen gehabt hätten, etliche schütteten die Federn aus den Betten und fülleten hingegen widersetze. — 2) angegangen. 3) Landtagssaal. 4) Der Sekretär Fabricins hatte sich vergeblich hilfeflehend an ihn ge- wendet. — 5) Henker, d. h. andere Edelleute.

7. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 166

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 166 — lichen hatten über viermal gestürmet, waren aber allezeit abgeschlagen worden. Allein dieser Sturm wurde je länger, je heftiger. Jnmittelst kommt unser Vater *) vom Rathause gelaufen. Denn es war die Nachricht gekommen, der Feind sei in der Stadt, wie denn solches ein Kurier alsbald dem Kommandanten Falkenberg 2) auf das Rathaus gemeldet; daher er sich sofort auf sein Pferd gesetzet und mit den bewehrten Bürgern, soviel derer ihm ausgestoßen, nach dem Orte des Sturmes geeilet und daselbst gute Gegenwehr getan. Die andern Ratsverwandten und Bürgermeister aber haben sich [tute der Better] vom Rathause hinunter jeder in seine Behausung gemacht. Wir Kinder beteten unterdessen und riefen flehentlich zu Gott, daß er uns gnädiglich erhalten wolle. Die Mutter mußte alfobald ihre alten schwarzen, zerrissenen Kleider anziehen, wie denn auch der Vater ein alt ledern Wams und ein paar graue Hosen anzog, damit man ihn nur für einen gemeinen Bürger halten solle. Denn er war unterschiedliche Male bei den kaiserlichen Generalen Tilly, Pappenheim und anderen als Abgesandter der Stadt gewesen. Als aber das Schießen immermehr überhand nahm, geschah auf einmal eine große, schreckliche Salve, nach der kein Schuß mehr gehört wurde: woraus jedermann abnehmen konnte, weil keine Gegenwehr geschah, daß nun die Stadt erobert wäre — wie denn auch die flüchtigen Bürger mit ihrem Gewehr gelaufen kamen und Ach und Weh riefen. Jedermann machte die Haustüren zu und verwehrte sich aufs beste. Nicht lange hernach schrieen die kaiserlichen Soldaten in allen Gassen: „Allgewonnen, allgewonnen!" und schlugen an die Tür wie lebendige Teufel. Dem ersten Trupp, der ins Haus drang, gab Friese Geld, Kleider und Geräte; dann aber schlug er selbst mit der Axt den Ofen und die Fenster ein, riß das Stroh aus den Betten, warf die Töpfe umher und sperrte die Haustür weit auf, damit das Haus den Eindruck bereits geschehener Ausplünderung mache. Alsdann verkroch sich die ganze Familie. Vater, Mutter und vier kleine Kinder, in die Kohlenkammer des Stalles. Mancher Trupp kam in das Haus, einer entdeckte auch den hervorspähenden Vater — es kostete Kleider, Leinwand, Zinn. Nun entschloß man sich in eine Art Taubenschlag auf den Boden überzusiedeln, als eine frühere Magd der Familie, die sich zu ihr gesellt hatte und verspätet über den Hof dem Verstecke zueilte, von einem Soldaten dorthin verfolgt wurde. Indessen kam der Soldat aus den Vater los mit einem Spitzhammer. Die Mutter lief alsbald zu mit Schreien, und wir Kinder alle um ihn herum, bitten und rufen, er solle doch nur den Vater leben lasten. Christian, mein vierter Bruder, so damals noch ein kleines Kind, das kaum ein wenig laufen und lallen konnte, spricht in der großen Angst zu dem Soldaten: „Ach! laß doch nur den Vater leben! Ich will dir auch meinen Dreier geben, den ich auf den Sonntag bekomme." Die Worte des unerzogenen, damals einfältigen Kindes bewegten vielleicht durch Gottes gnädige Schickung das Herz des Soldaten, daß er alsbald sich änderte und aus einem grausamen ein freundliches Gemüt zu uns wendete. Er sah uns Kinder an, wie wir da um ihn herumstanden, x) Oberstadtschreiber Daniel Friese (Frisius); auf dem Rathause war Sitzung. — 2) Schwedischer Oberst.

8. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 170

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 170 — der infallenben Nacht wegen nicht haben zum Angriff kommen können. Unsere Artillerie war aus der Stadt Leipzig bespannet, die Fuhrleute ba-waren aus der fetabt und vom ßnnbe. Vei passenber Gelegenheit aber rissen biefelben mit einem Teile der Pferbe aus, einen andern Teil der Pferbe haben unsere eigenen Reiter genommen, also daß man aus Mangel der Vorspannung bte Stücke im gelbe hat müssen stehen lassen. (£§ ist acht ganzer Stunben gefochten worben, und haben die Truppen nie über anberhal&hunbert Schritte von eixanber gehalten. Und ist unsere Armee gegen Leipzig, die des Feinbes aber gegen Weißenfels gegangen. Noch der Seit hat der Feind nichts mehr versucht, haben auch keine ge» wisse Nachricht, ob der Schwebe gewiß in Person geblieben, haben können. Den 19. bieses hat man Gefangene eingebracht, welche berichten, sie hätten tags zuvor eine Versammlung gehabt, bei welcher der König sich selbst nicht hätte sehen lassen, sonbern seine Karosse würde verschlossen geführt und von einer Abteilung Reiter begleitet. Heute abenb kommt vom ^einbe ein Trompeter, saget ausbrücklich, der König sei tot, habe zwei Schüsse empfangen, einen in den Arm, den andern in die linke Seite, und sei in den Armen des Herzogs Franz Albrecht von Sachsen verschieben. Und verbleibe hiermit Ew. Maj. :c. Matthias Gras von Gallas. 122. Der erste Pilsener Schluß der Wallensteinschen Offiziere. 1634. Facsimile bei Stacke, Deutsche Geschichte, Ii, S. 261. Zu wissen hiermit und in Kraft bieses: Demnach wir hierunter beschriebene sämtliche General-Offiziere, Obristen und anbere der Regimenter Kommanbanten gewisse Nachricht bekommen, wasgestalt [wie] der burch-lauchtige, hochgeborene Fürst und Herr, Herr Albrecht, Herzog zu Mecklenburg, Frieblanb, Sagan und Großglogau je. wegen vielfach empfangener hochschmerzlicher Injurien und toi der sie angestellter gefährlicher Machinationen [Umtriebe] sowie verweigerter notwenbiger, unentbehrlicher Unterhaltung der Armaba [Armee] die Waffen zu quittieren und sich zu retiriren gänzlich entschlossen, und aber wir, in Erwägung, daß durch solche Resignation [Abbankung] nicht allein Ihrer Kays. Majestät Dienst leiben, ja gar unfehlbar zu Grunbe gehen, besonbers wir auch sämtlich und ein jeglicher insonberheit ... in äußerste Ruin und Verberben geraten würden, besten uns auch keine anbere Hoffnung machen bürsten — als [so] tun wir auch hingegen uns sämtlich und ein jeglicher insonberheit kräftigster, bestänbigster Form Rechtens und anstatt eines körperlichen Eibes hiermit verpflichten: Bei Hochgebachter Ihrer Fürst!. Gnaben re. biesfalls ehrbar und getreu zu halten, auf keinerlei Weise von berfelben uns zu separieren, zu trennen noch trennen zu lassen, besonbers alles basselbe, so zu Ihrer und der Armaba Konservation gereichet, neben Ihrer Fürstl. Gnaben rc. äußerster Möglichkeit zu beförbern und bei, neben und für biefelbe alles

9. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 172

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 172 — Jnmitelst, biß Wir Uns wegen anderweiter bestellung eines General Veldt Haubmanß resolviren, denen Würdigen, Hoch: unnd Wolge-bornen, Unsern lieben getreuen Matthiae Graffen Gallassen,') General Veldtleuttenandten, Johann Graffen von Altringen, Unsern General Veldt-marschalchen, Don Balthasarn de Marradas, Unsers Erb Königreichs Böhaimb Generaln unnd Fra Ottavio Grasten Piccolomini unnd Rudolffen von Colloredo, Graffen zu Wallsen, auch beeden Unsern General Veldt-marschalchen, Und andern Unsern getreuen. Ihnen nachgesetzten General Officirn allen schuldigen gehorsamb laistet unnd erweiset und derselbigen Ordinanzen nachkommet unnd gelebet Und Euch versichert haltet. Daß wie Wir biß dato, Unserer Khayserlichen Armada zu gutem, viel ansehnliche Summen Geldes besagten Unserm gewesten Veldthaubtman hergegeben, daß Wir auch hinsüro auff alle Mittel und Weeg gedacht wollen seyn, Wie Wir Euch sambt und sonders nicht allein erhalten und mit ehistem belohnen, sondern auch mit Khayserlichen gnaden versehen mögen. — Geben in Unserer Statt Wien den Achtzehenden Februarii, Anno 1634. . . . Ferdinand. 124. Der Westfälische Friede. 1648. L. b. Woltrnann, Geschichte des Westfäl. Friedens, Bd. 2, Leipzig 1809, Anh. I. Friede zu Osnabrück (mit Schweden). Art. 4. — § 3. Zuvörderst, was das Haus Bayern anlangt, so soll die Kurwürde, welche die Pfalz vorher gehabt hat, mit allen ihren Rechten und Ämtern sowie auch die ganze Oberpfalz zugleich mit der Grafschaft Cham bei Maximilian, Psalzgras am Rhein u. s. w., dessen Kindern und überhaupt der ganzen Wilhelminischen Linie verbleiben, so lange aus derselben noch männliche Erben übrig sind. § 5. Was das Haus Pfalz anbelangt, so willigt der Kaiser samt dem Reiche um der öffentlichen Ruhe willen darin ein, daß kraft dieser Übereinkunft die achte Kurwürde errichtet werde, welche Karl Ludwig, Pfalzgraf am Rhein, und dessen Erben und Agnaten von der ganzen Rndolfimschen Linie nach der in der goldenen Bulle ausgedrückten Successionsordnung innehaben sollen. . . . § 19. Den Augsburgischen Konfessionsverwandten, die im Besitz der Kirchen gewesen, soll der geistliche Zustand des Jahres 1624 gelassen x) Wenige Tage bort)er war von demselben an die zuberlässigsten Obersten folgende geheime Ordonnanz ergangen (Förster, Wallensteins Briefe Iii, 192): Kraft mir ertheilter Kaiserlicher Patent und bei berrneidnng Jhro Kaiserlichen May. Ungnab, auch bei Verlust seiner Ehre wolle mein Herr hinsühro kheine Ordinanzen bort dem Herzog z n Friedland, noch de in Feldmarschall Ilo, nach dem Grafen Terzka annehme n, sondern allein dem nachkommen, Was ich oder der Kaiserliche Feldmarschall Gras Aldringen oder Graf Piccolomini befehlen werden. Actum Pilsen, den 1 Stert Febr. 1634. M. Gallas.

10. Mittelalter (und Neuzeit bis 1648) - S. 174

1908 - Münster i.W. : Schöningh
— 174 — jedoch so, daß sie nicht gegen Kaiser und Reich, dessen Landfrieden oder auch gegen diese Übereinkunft laufen und nicht gegen den Eid, womit jeder dem Kaiser und Reich verpflichtet ist, geschehen. Art. 10. — § 1. Ferner, weil die Königin von Schweden begehret, daß ihr sür die Abtretung der im Kriege eroberten Plätze Genüge geschehe und für die Wiederherstellung des öffentlichen Friedens im Reiche gesorgt werde, so übergibt Jhro kais. Maj. mit Einwilligung des Reiches und kraft dieser Verhandlung der Königin und ihren Erben, Nachfolgern und dem Reiche Schweden folgende Länder mit vollem Rechte als beständiges und unmittelbares Reichslehen. § 2. Erstens das ganze Vorpommern mit der Insel Rügen, so viel beides unter den letzten Herzögen von Pommern unter sich begriffen; nächst diesem in Hinterpommern Stettin, Garz, Dam, Golnau und die Insel Wollin samt dem dazwischenlausenden Oderstrom und dem Meere, insgemein das Frische Haff genannt, und seinen drei Ausflüssen Peene, Swine und Divenow, und auf beiden Seiten angrenzendem Lande vom Anfange des königlichen Gebiets bis an die Ostsee und zwar in der Breite des gegen Morgen gelegenen Users, über welche sich die königlichen und kurfürstlichen Kommissarien bei Bestimmung der Grenzen in Güte vergleichen werden. § 6. Zweitens übergibt auch der Kaiser mit Bewilligung des Reichs der durchl. Königin die Stadt und den Hafen Wismar . . . . mit allen Rechten, womit die Herzöge von Mecklenburg sie bisher innegehabt haben. § 7. Drittens übergibt der Kaiser mit Bewilligung des Reichs der durchl. Königin das Erzbistum Bremen und das Bistum Verden mit dem Amte Wilshausen .... samt allen geistlichen und weltlichen Gütern, wie auch allen Rechten zu Land und Wasser zu einem immerwährenden und unmittelbaren Reichslehen............... § 9. Viertens nehmen der Kaiser nebst dem Reiche wegen aller genannten Länder die Königin von Schweden und ihre Nachfolger zu einem unmittelbaren Re ichs st an de an, so daß zu den Reichstagen unter den anderen Ständen auch Schweden unter dem Titel eines Herzogs zu Bremen. Verden und Pommern, wie auch Fürsten zu Rügen und Herrn zu Wismar soll berufen werden.............. Art. 11. — §1. Als ein Äquivalent soll dem Kurfürsten von Brandenburg Friedrich Wilhelm, weil derselbe seinen Rechten auf Rügen und Vorpommern entsagt, ihm und seinen Nachfolgern, . . . von Jhro kais. Maj. mit Einwilligung der Stände das Bistum Halberstadt mit allen Rechten zu einem beständigen und unmittelbaren Lehen übergeben werden. Es soll der Kurfürst auch sogleich in den ruhigen Besitz kommen und deswegen Sitz und Stimme auf dem Reichstage und im niedersächsischen Kreise haben. § 4. Gleichfalls soll dem Kurfürsten das Bistum Minden zu einem ewigwährenden Lehen von Sr. faifert. Maj. übergeben werden, und er bald nach ratifiziertem Frieden in dessen ruhigen Besitz eingesetzt wer-
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