Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 10 —
Alster, im Winter in der Hohenfelder Bucht gefüttert. Dort
wird das Waffer für sie offen gehalten. Sie brauchen jährlich
für 7000 Mark Futter; denn sie fressen im Winter täglich etwa
300 Pfund Hafer auf. Auch im Sommer werden sie gefüttert,
weil das Gras an den Ufern der Alster zu ihrer Nahrung nicht
ausreicht. Damit sie nicht fortfliegen, wird ihnen, wenn sie
noch jung sind, an dem rechten Flügel ein Glied gebrochen.
Auch Schuten mit Steinkohlen sieht man auf der Alfter.
Sie kommen vom Hafen her und wollen nach den Anlegeplätzen
beim Alsterthor, in der Hohenfelder Bucht, im Kuhmühlenteich
oder im Langenzng, oder sie fahren den Jsebekkanal hinauf nach
Eimsbüttel. Dorthin machen sogar Kartoffelewer die Reise
durch das Fleet und die Alster. Die Fischkasten in der Bucht
beim neuen Jnngsernstieg und der Esplanade sind besonders zur
Weihnachtszeit mit fetten Karpfen gefüllt. Zwei Badeanstalten
hat die Alster auszuweisen, eine in der Alsterlnst, eine andere
bei Hohenfelde.
Wie die Außenalster wiederholt zu Ehren der Ruderer iu
festlichem Schmucke geprangt hat, so hat die Binnenalster Festen
und Feuerwerken erhöhten Glanz verliehen, wenn unsere Stadt
hohen Besuch bewirtete. 1895 hatte man auf eingerammten
Pfählen ein Felseninselchen in der Binnenalster für den Besuch
des Kaisers und vieler deutscher Fürsten errichtet. Aus Pfählen
steht auch der schmucke Alsterpavillon, den „Großen Bleichen"
gegenüber gelegen. Er legt Zeugnis davon ab, wie sehr der Ham-
burger geneigt ist, seine Mußestunden an der Alster zuzubringen.
Hamburg liegt an der Elbe, sagt der Binnenländer. Er
denkt dabei an den großen Handel, die Seeschiffahrt und den
Reichtum Hamburgs. „Mein Hamburg an der Alster!" spricht
der Hamburger, wenn er der Schönheit unserer Stadt sich freut.
5.
Die Geschichte der Alster.
In alten Zeiten sah unsere Alster ganz anders aus als
jetzt. Es hat wohl schou mancher Hamburger auf der Alster
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Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 12 —
lagen. So entstand für die Untermühle ein kleinerer, für die
Obermühle ein sehr großer Mühlenteich, ein wahrer See.
Man nannte ihn nur schlechtweg die Alster. Der Reesendamm
wurde bald ein sehr beliebter Spazierweg der Hamburger Frauen
und Jungfrauen, weswegen man ihn Jungfernstieg hieß. Die
Bezeichnung Reesendamm dagegen ist auf die kurze Straße an
der kleinen Alster übertragen worden. Der Stau- oder Neesen-
dämm der Obermühle schützte zugleich die unterhalb desselben
gelegene Alsterniedernng gegen die fernere Überflutung durch die
Alster, als die Stauhöhe für die Niedermühle verringert wurde.
Wo jetzt die Straße „Große Bleichen" sich hinzieht, entstanden
niedrig gelegene Wiesen, deren Gras aus der Anhöhe zu Heu
getrocknet wurde, wo wir die Straße „Heuberg" finden. Die
Wiesen dienten den Hamburgern lange Zeit als Bleichstätten,
und die Straßenbenennungen „Große Bleichen", „Hohe Bleichen"
und „Bleichenbrücke" haben darin ihren Ursprung.
Als in Deutschland der große Religionskrieg, den wir den
dreißigjährigen nennen, der schrecklichste von allen Kriegen, seinen
Anfang nahm, ließ Hamburg sich aus Besorgnis vor den Dänen
einen neuen, sehr starken Festungswall rings um die Stadt her
aufführen. Von beiden Seiten griff der Wall in die Alster
hinein. Dadurch wurde der See iu ein größeres und ein
kleineres Becken zerteilt; es entstanden die Binnenalster und die
Anßenalster. Zwischen beiden blieb nur eine schmale Verbindung,
über welche man eine Brücke schlug, die natürlich den Namen
Alsterbrücke erhielt. Das geschah vor ungefähr 275 Jahren,
im Jahre 1621.
Der Name Alsterbrücke mußte bald einer anderen Be-
nennung weichen. Im Jahre 1651 wnrde nahe bei der Brücke,
in dem Bollwerk Didericns, ein Pfandhans oder ein Lombard
erbaut, nach welchem die Brücke die Lombardsbrücke geheißen
wurde. Der sonderbare Name ist von dem deutschen Volke der
Longobarden abzuleiten; er kam aber aus Italien zu uns. Der
nördliche, fruchtbarste Teil dieses Landes war in alter Zeit von
den Longobarden erobert und nach ihnen die Lombardei benannt
worden. Zu der Zeit uun, als der deutsche Kaiser Friedrich
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hamburg Italien
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— 14 —
Wiederum muß die Binnenalster sich einen Streifen ihrer
Wasserfläche abschneiden lassen.
Wir sprechen heute kaum noch davon, daß das Alsterflüßcheu
einst eine bedeutende Handelsstraße werden sollte, und doch ging
man um das Jahr 1450, also vor etwa 450 Jahren, allen
Ernstes daran, die Beste und die Trade durch einen Kanal
mit der Alster zu verbinden und so eine große Handelsstraße
zwischen Hamburg und Lübeck zu schaffen. Durch eine Reihe von
Schleusen, die man Kisten nannte, sollte das Wasser im ganzen
Lauf der Alster aufgestaut werden, so daß das Flüßchen schiff-
bar würde für größere, flachgeheude Handelsschiffe, welche die
Kaufmannsgüter von Hamburg nach Lübeck und von dort zu
uns bringen könnten. Der Kanal wurde gegraben, die Schleusen
gebaut; große Summen wurden ausgegeben, und int Jahre 1528
konnte man in Hamburg das erste Schiff, welches aus der
Alster Waren von Lübeck brachte, mit Hurrahrufeu begrüßen.
Aber die Trave und die Beste sowohl als die Alster hatten zu
wenig Wasser sür eine große Handelsstraße. Das Wasser
mußte von Schleuse zu Schleuse erst gesammelt werden, sonst
konnten die Schiffe nicht schwimmen. Die Fahrt dauerte viel zu
lange. Man benuhte sehr bald diesen so mühsam angelegten
Wasserweg nicht mehr. Die Schleusen verfielen, und der Alster-
fluß wird damals wohl für ewige Zeiten haben verzichten
müssen auf die ihm zugedachte Ehre, eine große Handelsstraße
zu sein.
6.
Stehende und fließende Gewässer.
Unsere Außenalster ist ein großer See, die Binnenalster
ein kleiner See. Bei Eppendorf und Winterhude, bei Alster-
dors, Ohlsdorf und Fuhlsbüttel ist die Alster ein Fluß. Wann
nennt man ein Wasser einen See und wann einen Fluß?
Werfen wir bei Winterhude einen Stock in die Alster, so sehen
wir. daß derselbe langsam nach Hamburg fortschwimmt. Wer
bewegt den Stock? Niemand; aber das Wasser bewegt sich
langsam fort und nimmt den Stock mit. Bei Hamburg da-
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Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ufern versehen. Aus den natürlichen Wasserstraßen wurden
künstliche. Man nennt dieselben Kanäle und sagt, diese Flüsse
und Bäche seien an der Mündung kanalisiert worden.
Seit undenklichen Zeiten fließen die Quellen der Elbe und
anderer Flüsse, und doch haben sie noch immer Wasser; ja sie
sind wohl nicht einmal schwächer geworden als sie ehemals waren.
Immer kommt das Wasser von den Bergen herab ins Thal.
Wie kommt es dort hinauf? Das geht folgendermaßen zu: Die
Ströme und Flüsse schütten ihr Wasser ins Meer. Dieses wird
aber doch niemals voller, als es ist. Ähnlich wie in dem Koch-
topfe auf dem Herde durch die Hitze Wasser in Dampf oder
Dunst verwandelt wird, der zur Decke emporsteigt und manchmal
die ganze Küche füllt, so verwandelt auch die Wärme der Sonnen-
strahlen täglich einen Teil des Meerwassers in Dampf. Dieser
steigt hoch in die Luft hinauf. Dort macht ein kühler Wind
Millionen von Wafserbläschen aus dem Dampf. Diese ziehen
als Wolken über Länder, Wälder und Gebirge hin und fallen
als Regen, Schnee und Hagel auf die Erde herab. Der Regen
und das Wasser aus dem geschmolzenen Schnee und Hagel sinkt
in die Erde und kommt als Qnelle wieder an das Tageslicht.
So wandert das Wasser stetig in Bächen, Flüssen und Strömen
von den Bergen zum Meere und nimmt von diesem seinen Weg
durch die Lust wieder zu den Bergen zurück, um vou neuem
seine Wanderung zu beginnen. So geht es schon länger als
Menschen denken können, und so wird es auch in Zukunft gehen.
7.
Schleusen und Fleete.
Wenn wir heute dem Alsterwasser alle Hindernisse aus dem
Wege räumten, welche seinen Lauf innerhalb unserer Stadt
hemmen, so würde es sich schäumend in die Fleete stürzen und
zur Elbe eilen. Dann würde auch der Alstergruud da wieder
sichtbar werden, wo vor Jahrhunderten sumpfige Wiesen waren.
Aber die Wehre sind so stark und fest aus Eisen und Stein
erbaut, daß das Wasser des Flürchens ohnmächtig dagegen ist
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Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 94 —
Beim Schaarmarkt pflegten lange Zeit die Fischer anzulegen
und ihre Ware zu Markt zu bringen, wenn sie mit gutem
Fange aus der See oder aus der Unterelbe heimgekehrt waren.
Das Wort Schaarmarkt bedeutet nichts anderes als Markt am
Ufer; denn Schaare ist das niederdeutsche Wort für Ufer oder
Gestade. Der Strom spülte in alter Zeit aus flachem Ufer
bis an den Schaarmarkt heran. Erst in späteren Jahren wurde
die Elbe hier, so weit sie seicht war, zugeschüttet; das Ufer ward
durch „Vorsetzen", die aus eichenen Bohlen bestanden, ge-
sichert und gefestigt. Nun endlich hatten die Fischer die seit
langem gewünschte Bequemlichkeit erreicht, hart an das Ufer
heranfahren zu können. Die Straßenbenennung 1. und 2. Vor-
setzen erinnert nns an jene Aufschüttung und Befestigung
des Ufers.
Die Vorsetzen und das Johannisbollwerk sind in letzter
Zeit bedeutend erhöht worden. Dennoch kann es bei hoher
Sturmflut vorkommen, daß die tief gelegenen Straßen und
Gänge am Schaarmarkt von der Elbe unter Wasser gesetzt
werden. Die Kanonen beim Johannisbollwerk haben zur rechten
Zeit gewarnt; aber jedermann glaubte, es werde zum Schlimmsten
nicht kommen. Da steht das Wasser schon in gleicher Höhe
mit der Straße, und im nächsten Augenblicke fließt es darüber
hinweg. Nun erleiden die Bewohner der Keller und flachen
Parterres empfindlichen Schaden. Es hilft nichts, daß sie ver-
suchen, durch einen Damm von Brettern. Stroh und Sand die
Flut von ihrer Behausung abzuhalten. Der Druck gegen das
schwache Wehr ist zu groß. Das Wasser dringt in die Wohnung,
und bald schwimmen Stühle und Tische, ja Kleidungsstücke und
Betten in buntem Durcheinander in derselben umher, während
die Einwohner sich schleunigst in die höheren Gebäudeteile retlen
müssen. Ist die Flut in der Elbe gefallen, so sind alle Hände
thätig, das Wasser wieder aus den Wohnungen heraus zu schöpfen
und zu pumpen. Anch die Feuerwehr kommt wohl zu Hilfe. Ihre
dicken Schläuche saugen zwar in ein paar Minuten einen voll-
gelaufenen Keller leer; aber damit ist uicht aller Schade gut ge-
macht. Fußboden und Wände sind noch tagelang naß, Möbel
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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so hoch ist als unsere höchsten Wohnhäuser und einen größeren
Umfang hat als ein Schulzimmer. Der Turm wird auf einer
Treppe von 380 Stufen gern erstiegen, weil er einen weiten,
herrlichen Rundblick gewährt. Er heißt der Wasserturm und ist
eiu sehr notwendiger Teil der Stadtwasserleitung. Das Wasser
unserer Leitung ist nämlich Elbwasser. Es wird ein Stück
oberhalb des Stadtteils Rothenburgsort geschöpft und gereinigt.
Dort liegen zwischen den beiden Elbarmen „Norder-Elbe" und
„Dove-Elbe" zwei hamburgische Inseln, von denen die eine
„Kalte Hose", die andere „Billwärder Insel" genannt wird.
Auf der letzteren muß das aus der „Norder-Elbe" mittels
Dampfpumpen geschöpfte Wasser in vier großen Bassins ablagern,
damit Erde und andere Stoffe, die im Elbwasser schwammen,
zu Boden sinken. Das abgelagerte Wasser wird auf die Sand-
filter der „Kalten Hofe" geleilet, wo es über Steine, durch Kies
und feinkörnigen Sand fließt, so daß es alle Unreinigkeit zurück-
läßt und so rein und klar wie das schönste Quellwasser wird.
In großen, eiserne» Röhren wird das filtrierte Wasser der
„Kalten Hose" nnter der „Doven-Elbe" hindurch in das Rein-
wasser-Bassin ans Rothenburgsort geleitet. Diese Röhren nennt
man Düker, weil sie untertauchen. Während die Ablagerungs-
Kassius offen stehen, ist das Reinwasserbassin überwölbt, damit
sein Wasser nicht wieder verunreinigt werden kann. Sieben
Dampfmaschinen, welche zusammen 2000 Pferdekräfte besitzen,
drücken das Wasser im Wasserturm in die Höhe. Von dort
oben wird es durch ein Fallrohr in die Hauptrohrleiluug unserer
Wasserkunst gebracht, welche sich von Roihenbnrgsort aus in
Haupt- und Nebenrohren nnter den Straßen entlang und endlich
wie ein Netz unter der ganzen Stadt hin verzweigt, in jede
Straße und jedes Haus, ja in jede Wohnung und zu jedem
Wasserkasten und Wasserhahn reines, klares, kühles Wasser
führend. Das Gewicht oder der Druck des herabsinkenden
Wassers im Fallrohr des Wasserturms verursacht es, daß das
Wasser in unseren Häusern bis zum Wasserkasten der 4. Etage
hinaufsteigt. Von hier nach Berlin und beinahe wieder nach
Hamburg zurück würden die Röhren unserer Wasserleitung
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Ortsnamen: Rothenburgsort Rothenburgsort Berlin Hamburg
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— 98 —
größte derselben ist das Geeststammsiel, welchem sämtliche Siele
der Stadtteile zu beiden Seiten der Alster ihr Wasser zuführen.
Dazu gehört sogar der ties gelegene Hammerbrook, dessen Abfluß
am Ankelmannsplatz dnrch Sielpumpen gehoben wird, in einem
Transportsiele unter der Lübecker Bahn hindurchgeht und mit
den Abwässern der anderen Stadtteile des linken Alsternsers in
einem Düker unter der Alster hindurch dem Geeststammsiele zu-
strömt. Dieses empfängt an der Lombardsbrücke Alsterwasser
zur Spülung; es kann von hier aus bis zur St. Pauli-Lan-
dungsbrücke mit Ruderbooten unter der Stadt hinweg befahren
werden und liegt um die Höhe unserer größten Wohnhäuser
tiefer als das Straßenpflaster. Es mündet in die Elbe, führt
aber unter dem Grunde des Flusses 70 Meter weit in diesen
hinein, übergiebt demselben seinen Inhalt in einer Tiefe von
6 Metern und ist durch starke, eiserne Thore gegen die Sturm-
fluten der Elbe geschützt.
Die Ausschachtung und der Bau des Sieles verursachten
viel Arbeit. Das Siel ist daher nicht minder teuer als die
Wasserkunst. Jedes laufende Meter des Geeststammsieles hat
1000 Mark, das ganze Sielnetz aber 25 Millionen Mark ge-
kostet. Wer eine Wohnung mietet, bezahlt zwar nicht eine ge-
sonderte Summe für die Benutzung der Wasser- und Siel-
leitung; aber die Hauswirte müssen eine regelmäßige Steuer
dafür an die Staatskasse entrichten und stellen natürlich den
Mietepreis um so viel höher.
Unsere drei unterirdischen, städtischen Rohrnetze sind erst
nach dem großen Brande angelegt worden. Vorher schöpfte man
das Wasser teils aus Pumpen, teils aus der Alster, teils thaten
sich die Anwohner einer Straße zusammen und leiteten mittels
hölzerner Röhren ihr Trinkwasser ans einer nahen Quelle herbei.
Jeder suchte sich zu helfen, so gut er konnte. Ein Trunk klaren
Wassers mußte von manchem Hamburger teuer genug bezahlt
werden. Wasserwagen und Wasserträger brachten frisches Quell-
Wasser und verkauften es ihrer Kundschaft zu gutem Preise.
Der Name des Wasserträgers Hummel ist noch heute allen
Hamburgern wohlbekannt. — Die unreinen Flüssigkeiten goß
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— 109 —
und „Hinter dem Strohhause", die ihren Namen von einem Hen-
und Strohmagazin der hamburgischen Kavallerie erhielten, ferner
die Straße „Pulverteich", wo ein Fischteich lag, welcher nach der
an seinem Ufer stehenden Pulvermühle der Pulverteich geheißen
wurde, sodann „Besenbinderhof", nach einer alten Besenbinder-
Herberge benannt, auf deren Platz später ein vielbesuchtes Ver-
gnügungslokal stand, endlich „Bei dem Hühnerposten", bezeichnet,wie
man sagt, nach einem einsam gelegenen Wachtposten der ham-
burgischen Festungszeit. — Der Name Borgesch ist wohl eine
Entstellung des Wortes Burgwische; denn eine Schanzenburg
hatte einstmals ein dänischer Heerhaufe bei der Belagerung Ham-
bnrgs in der Gegend des Hansaplatzes hergerichtet, und eine
Wische oder Wiese war später an dieser Stelle zu finden.
Der Hammerbrook, der tiefgelegene Teil St. Georgs, hat
Hamburgs Münze oder Geldprägeanstalt, die dem Münzplatz und
der Münzstraße den Namen gegeben hat. Der Brook oder
Bruch, der schon in alten Zeiten von den Bewohnern der Dörfer
Hamm und Horn eingedeicht worden war, konnte erst in neuester
Zeit bebaut werden, nachdem er durch Anlage von Kanälen, durch
Aufschüttung und durch das Sielnetz trocken gelegt worden war.
St. Georg besitzt ein Kunstwerk, welchem kein anderer
Stadtteil Hamburgs ein ähnliches zur Seite stellen kann. Es ist
eine vorzüglich ausgeführte Kreuzigungsgruppe. Der fromme
Künstler hat den Augenblick aus der Leidensgeschichte Jesu dar-
gestellt, in welchem der Herr seine Mutter und den Jünger
Johannes vom Kreuze herab mit den Worten anredet: „Siehe,
das ist deine Mutter; siehe, das ist deiu Sohn." Das Denkmal
steht unter Bäumen bei der St. Georgskirche. Es stammt aus
der katholischen Zeit, in welcher man Wallfahrten machte und
vor Bildern, die den gekreuzigten Christus oder einen Heiligen
zeigten, ein Gebet zu sprechen pflegte.
Der Name St. Georg hat sich von der Kirche auf den
ganzen Stadtteil übertragen. Die Kirche wurde als Kapelle
schon vor 700 Jahren nebst einem Krankenhause vom Grafen
Adolf Iii. gegründet und dem heiligen Georg geweiht. Dieser
unerschrockene Ritter und Heilige hatte, wie die Sage berichtet,
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Hamburgs_Münze Georg Christus Georg Adolf Georg
Extrahierte Ortsnamen: Borgesch Hammerbrook Georgs Hamm Hamburgs Jesu Georgskirche
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— 59
wandt. Auch das Johanneum am Speersort und die Kloster-
schule am Holzdamm führen ihren Ursprung auf das Johannis-
flöfter zurück. Vor 60 Jahren, 1834 und 1837, wurden statt
der alten, baufälligen Klostergebäude neue, schöne Stiftshäuser
am Klosterwall und Glockengießerwall erbaut. An der Ecke der
Steinstraße, zwischen der Schützenstraße und dem Klosterwall steht
das Stiftsgebäude des Johannisklosters, und an der Ecke der
Spitalerstraße und des Glockengießerwalles befindet sich das neue
Haus des Maria-Magdalenen-Klosters. Da man fand, daß das
Denkmal Adolfs Iv. den besten Platz in der Nähe der Stiftungen
hätte, so wurde es 1840 vom Adolfsplatze ebenfalls nach dem
Walle geschafft und dem Maria-Magdalenen-Kloster gegenüber
aufgestellt; dem Platze aber hat man den Namen Adolfsplatz ge-
lassen zum Andenken daran, daß das Wirken und Schaffen des
geliebten Herrn zu jener Gegend in ganz besonders enger Be-
ziehuug stand.
18.
Der Rödingsmarkt und das Hamburger Bier.
Der Rödingsmarkt ist jetzt eine der breitesten Straßen
Hamburgs, breiter als^jede andere Straße der inneren Stadt.
Noch vor 20 Jahren sah die Straße ganz anders aus. In
der Mitte entlang ging seit einigen hundert Jahren ein Fleet,
welches durch eine Schleuse mit der Alster in Verbindung stand
und durch ein Schleusenthor abgeschlossen werden konnte. Eine
zweite Schleuse verschloß das Fleet am anderen Ende vor ein-
dringendem Elbwasser. Ganz nach Wunsch konnte man den
Kanal zur Elbe hin leer laufen lassen und mit frischem Alster-
Wasser wieder füllen; das war damals fehr angenehm und nütz-
lich. Heute hätte das Fleet keinen Zweck mehr; es wurde des-
wegen im Jahre 1888 zugeschüttet, nachdem schon gleich nach dem
Brande das obere Stück am „Großen Burstah" gefüllt worden
war. In früheren Zeiten hatte das Fleet große Bedeutung.
Am Rödingsmarkt standen nämlich zahlreiche Brauereien,
welche ihr Waffer dem Fleete entnahmen, sich die Gerste, die
sie zum Brauen gebrauchten, auf dem Fleete bis vor die Thür
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T106: [Kloster Jahr Schule Mönch Kirche Kind kranke Frau arme Knabe]]
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63
ganzen Schar unter Hohn und Spott dem Meister wieder zurück
gebracht. Die Brauerknechte erwählten für die Tage des Festes
einen Koch, einen Bäcker, einen Rechnungsführer, einen Schlummer-
Vogt und einen Großvogt. Der Bäcker und der Koch verwalteten
die Lebensmittel, der Rechnungsführer die gemeinsame Kasse.
Der Schlummervogt hatte acht zu geben, daß bei dem achttägigen
Feste niemand schliefe, und der Großvogt bildete mit seinen
Gehilfen die Polizei. Er schlichtete Zank und Streit unter
seinen Gefährten und bestrafte die Schuldigen. Als schwerste
Strafe durste er das Anschließen mittels einer schweren, eisernen
Kette für acht Stunden verfügen. Ein großer Umzug durch die
Straßen war der Glanzpunkt des Festes. Spaß und Mutwille
wurde dabei bis zum Übermaß getrieben. Man hat niemals
einem anderen Stande so viel Freiheit gestattet und so viel
Unfug nachgesehen als den Brauerknechten. Der Brauereibetrieb
war in Hamburg lauge Zeit bedeutender und einträglicher als
jedes andere Gewerbe.
19.
Das Katharinenkirchspiel.
Der Stadtteil, welchen wir das Katharinenkirchspiel nennen,
liegt auf zwei Inseln, der Grimminsel und der Cremoninsel.
Dieselben werden von einem Elbarm und einem Alsterarm um-
fpült und sind durch einen schmalen Verbindungsarm zwischen
Alfter und Elbe von einander geschieden. Wie Flußarme sehen
diese Wasserstraßen jetzt freilich nicht aus; wir nennen sie Fleet
und Zollkanal. Dennoch sind hier nur die alten Rinnen,
welche sich das Wasser selbst ausgewühlt hatte, reguliert wordeu,
nämlich vertieft, gleichmäßiger gemacht, an manchen Stellen ver-
breitert und mit festen Ufern versehen. Wir erkennen jetzt diese
Wasserstraßen um so weniger leicht als Flußläufe, als wir
wegen der Bebauung nur mühsam die Richtung der Fleete ver-
folgen können.
Schon vor 700 Jahren wurde dieses niedrig gelegene
Gebiet durch Eindeichung gegen Überschwemmungen geschützt.
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