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landes, und mit der Tiesebene. Hier die äußere Linie des großen
norddeutschen Schlachtenbezirks: Jena, Anerstädt, Roßbach, Merse-
burgs) — Nach N. Uebergang zum Harze und zu dessen die
goldene Aue umschließenden freundlichen Vorlanden: das westliche
zieht sich von Nordhausen nach Göttingen und Hildesheim
mit ausliegenden bewaldeten Höhen, ähnlich denen jenseits der
Leine; das östliche, das Mansselder Knpserplateau, wo
die Wiege des großen Bergmannssohnes, reicht bis zur Saale
und dem Stammlande der Askanier. Dazwischen parallel mit
dem Thüringer Walde der Ha^z**), ein langgestrecktes, metall-
reiches Massengebirge, dessen kleinerer höherer Theil, nebst dem
Brockengebirge Nadelwald (Oberharz), dem Wesergebiete zugehörig,
der größere, niedrigere (Unterharz), meist noch Buchenwald, dem
Elbgebiete zugehörig. (In jenem die reicheren Erzgänge, kein
Getreidebau). Trotz der schroffen Erhebung leicht zugänglich
durch tief einschneidende Mündungsthäler. Auf ihm thätiges
Leben in den Wäldern ***), den Schachten, den ärmlichen Berg-
städten (Klausthal) und an den Flußthälern mit ihren Mühlen,
Poch- und Eisenhämmern. Rings um den Fuß niedrigere meist
bewaldete Sand- und Kalksteinhöhen (vereinzelt im Tieflande bis
gegen den Quellbezirk der Aller f), in deren weiten fruchtbaren
Thalmuldeu, den Kornkammern des Harzes, schon seit den Stis-
tnngen der Brnnonen rege Entwicklung in Klöstern (z. B. Gan--
*) Trotz der der Lage seines Landes entsprechenden politischen Unselbst-
ständigkeit hat der Thüringer manche Eigentümlichkeit bewahrt, z. B. den
sangvollen Gebirgsdialekt, den er den südlichen Soi benmarken mittheilte
(während in den nördlichen das sächsische Niederdeutsch, das Platt der Tief-
ebene sich ausdehnte), die damit zusammenhängende L>ebe zur Musik (Ver-
anlassung auch zur Kultur der Singvögel) und die im Vergleich mit den
sächsischen Nachbaren größere Lebhaftigkeit.
**) Eine Burg aus sächsischer Vorzeit, umschlossen von hohen (Teufels-)
Mauern. Vgl. Göthe's Walpurgisnacht und Harzreise im Winter. Noch
heute treiben die Nebelriesen um den Blocksberg ihren Spuk. — Die ger-
manische Mythologie nnter dem Einfluß der Nebel und des trüben Him-
mels ohne plastische Gestaltung. — Die Berge Zufluchtsstätten und Quellen
der Sage. — Die dem Treiben der Menschen entrückten lichten Höhen und
schaurigen Haine Göttersitze und Opferstätten; das geheimnißvolle Innere
der Erde Wohnung der Gnomen.
***) jetzt sehr gelichtet und überall von Straßen durchzogen; anders zur
Zeit, als Heinrich Iv. von der Harzburg floh.
f) Asse, Elm, Helmstädter Höhen; das dazwischen gelegene reiche Acker-
land das Stammland der Billinger und Supplingenburger, deren Erben die
Welsen von Este.
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— 157 —
sondern erhob sich vielmehr bald Holland gegenüber zum Range der ersten Seemacht der Welt, den es mehr oder weniger ehrenvoll bis anf diesen Tag behauptet hat.
§ 35. Brandenburg bis 1640.
Nach dem dreißigjährigen Krieg galten die deutschen Kaiser nur noch etwas als Beherrscher der österreichischen Erblande und als Verwandte der spanischen Habsburger, deren Stern indes auch stark im Verbleichen war. Dagegen erhoben sich allmählich einige der durch den westfälischen Frieden souverän gewordenen Glieder des Reichs zu einer Achtung gebietenden Stellung. Im Süden spielte das katholische Baiern eine bedeutende Rolle, mißbrauchte aber später seine Macht zu egoistischen Zwecken, zu deren Erreichung es nicht verschmähte mit Frankreich zu liebäugeln und selbst zeitweilig in reichsgefährliche Verbindung zu treten. In der Mitte war Kursach sen der natürliche Hort des Protestantismus gewesen; als aber am Ende des Jahrhunderts dynastische Interessen, nämlich die Aussicht auf den Thron Polens, den Uebertritt seiner Regentenfamilie zum Katholicismus bewirkten, verlor es die Führerschaft und damit den größten Theil seines Einflusses. Derselbe gieng auf Brandenburg über, welches durch das Verdienst seiner Fürsten seit 1648 innerlich und äußerlich so erstarkte, daß der Schwerpunkt der deutschen Geschichte bald nicht mehr an den Ufern der Donau sondern in den von der Natur vernachlässigten Marken zu suchen ist. Der Zusammenhang erfordert bis zur Erwerbung des Landes durch die Hohen-zollern zurückzugreifen und kurz die Namen der Regenten und die wichtigsten Ereignisse nachzuholen.
1. Ueber Kurfürst Friedrich I. (1415—1440) ist oben § 19 das Nötige mitgetheilt.
2. Friedrich Ii. (1440—1470) löste die dem deutschen Orden verpfändete Neumark rechts von der Oder wieder ein, brach den Trotz der märkischen Srädte besonders Berlin-Cöllns, begann dort als Zwingburg ein Schloß anzulegen, verharrte im übrigen in strenger Reichstreue zu einer Zeit, wo es leicht gewesen wäre mit Hilfe des Böhmenkönigs und der Polen sich souverän zu machen.
3. Albrecht (1470—1486), sein Bruder, welcher, ehe er in Brandenburg zur Regierung kam, die fränkischen Besitzungen seines
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Friedrich_Ii Friedrich Neumark Albrecht_( Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Holland Brandenburg Baiern Frankreich Polens Brandenburg Donau Polen Brandenburg
— 184 —
Frankreichs, wo die gemäßigteren Republikaner (Girondisten) ihre Wahlsttze hatten, wütete. Der Convent blieb Sieger und sicherte seine Herrschaft durch die blutigste Strenge.
s 46. Die Auflösung des deutschen Reiches.
Von jetzt an tritt in den Vordergrund der Geschichte der Korse Napoleon Bonaparte geb. 1769 zu Ajaccio, der italienische Staatskunst mit französischer Kriegstüchtigkeit verbindend zuerst ein eifriger Diener der Revolution war, später ihr Herr und Meister werden sollte. Bei Toulon hatte er sich gegen die von den Engländern unterstützten Royalisten hervorgethan, in Paris selbst dem Convente wesentliche Dienste durch Unterdrückung eines Aufstandes geleistet; jetzt als 1796 die Feldherrn des Direktoriums unglücklich gegen die Oesterreicher in Deutschland kämpften (Moreaus Rückzug), wies er auf Italien als die Achillesferse bey Feindes hin und führte seine zerlumpten und ausgehungerten Soldaten von Sieg zu Sieg. Die Folge derselben war eine systematische Ausplünderung der ober- und mittelitalienischen Staaten, die sich sogar auf Kunstschätze und literarische Werke erstreckte. Als das von Wurmser tapfer vertheidigte Mantua in seine Hände gefallen war, und die Republik Venedig durch ihn ihr Ende erreicht hatte, bequemte sich Oesterreich zum Frieden von Campo Formio (17. Oktob. 97), trat Velgien und die Lombardei gegen venetianisches Gebiet ab, erklärte sich mit der Schöpfung der ligurischen und cisalpinischen Republik und nach dem Vorgänge Preußens in einem geheimen Artikel auch mit der Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich einverstanden. Die dort begüterten deutschen Fürsten sollten auf dem Rastatter Congreß entschädigt werden, der aber nach der Ermordung der französischen Gesandten ohne Ergebnis auseinander gieng und einem neuen Kriege Platz machte.
Das 1793 war gekennzeichnet durch Gewaltthätigkeiten gegen den Kircheiytaat und die Schweiz und bereitete außerdem der erstaunten Welt das Schauspiel einer abenteuerlichen Expedition, durch welche das Direktorium den ihm zu mächtig werdenden Napoleon zu entfernen gedachte. Diese hatte angeblich England, in der That Aegypten zum Ziele, welches Napoleon durch die Schlacht bei den Pyramiden
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Wurmser Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Ajaccio Paris Deutschland Moreaus Italien Mantua Oesterreich Frankreich Rastatter_Congreß England
62
spielt. Gewaltige Rüstungen für ein drittes Kriegsjahr durch
den Friedensschluss überflüssig gemacht.
Im Jahr 1857 wird das britiscli-ostindische Reich, die Herr-
scherstellung Grossbritanniens in Asien, durch einen furcht-
baren Aufstand der einheimischen, europäisch organisirten und
discipliniren Truppen, der Seapoys, in der nordöstlichsten der
3 Präsidentschaften, Bengalen, gefährdet. Furchtbare Gräuel der
Aufständischen und heroische Haltung der wenigen inmitten der
ungeheuren eingeborenen Bevölkerung vereinzelten Engländer.
Der Aufstand, aus zufälligen Ursachen — Gründen religiösen
Aberglaubens — entsprungen, ohne Plan und verständiges
Ziel, theilt sich der Masse der Bevölkerung nicht mit. Er-
stürmung von Delhi, der Hauptstadt der „Grossmoguls“, deren
letzter, Bahadur, ein stumpfsinniger Greis, in britischer Gefan-
genschaft stirbt (Sept. 1857). Belagerung von Lucknov durch
die aufständischen Seapoys; Hülfe, neue Ein Schliessung: end-
licher Entsatz und Besiegung der Rebellen Nov. 1858. Die
beiden anderen Präsidentschaften, Madras und Bombay, bleiben
ruhig; unter Abschaffung der ostindischen Compagnie wird das
ungeheure Ländergebiet (204 Millionen auf 74,000 Qm. im
Ganzen) mit seiner passiven, an Fremdherrschaft gewöhnten
imd derselben bedürftigen Bevölkerung unter unmittelbare Ver-
waltung der britischen Krone gestellt (1858). Lord Palmerston
wurde, weil er sich bei den Drohungen Frankreichs aus Ge-
legenheit der auf englischem Boden ausgeheckten Verschwö-
rung Orsinis nicht energisch genug gezeigt, durch ein Votum
des Unterhauses gestürzt, und ein schwaches conservatives
Ministerium Derby-Disraeli kommt ans Ruder. Entwicklung
im Innern ruhig, ohne grössere Reformen; gemeinschaftlicher
Kampf Englands und Frankreichs gegen China, welcher nach
Erstürmung von Canton mit dem Frieden von Tientsin endigt,
der einige Häfen des chinesischen Reichs dem europäischen
Handel zugänglich macht.
3. Italien.
Infolge der Ereignisse von 1848—52 gestaltete sich der
Gegensatz zwischen den Staaten des restaurirten österreichischen
Systems und dem constitutioneilen Königreich Sardinien immer
schroffer und ward zu einem unversöhnlichen. Der Fremd-
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Extrahierte Ortsnamen: Grossbritanniens Asien Bengalen Madras Bombay Frankreichs Englands Frankreichs China Tientsin Italien Sardinien
63
Herrschaft stellt sich die Nationalidee, der „Gedanke Italien“
gegenüber.
Der Status quo der wiener Verträge war hergestellt-, —in
Rom unter französischem, sonst unter österreichischem Schutze;
die Reaction hier mehr, dort weniger grausam, aber nirgends
ihrer Herrschaft sicher, überall misstrauisch; in einzelnen Symp-
tomen, wie März 1854 der Ermordung des Herzogs Karl von
Parma — der Mörder blieb unentdeckt — zeigt sich der un-
versöhnte Hass. In den österreichischen Provinzen wurde all-
raälig ein milderes System eingeführt und auf einer Reise nach
Venedig und Mailand 1857 Kaiser Franz Joseph gut empfan-
gen; aber unter der höheren Gesellschaft in ganz Italien war
der Hass gegen die Fremdherrschaft allgemein und unaus-
löschlich; als ihr wahres Vaterland betrachtete sie Piemont,
dessen König Victor Emanuel, und leitender Staatsmann, Graf
Camillo Cavour (geb. 1810) unverholen sich als Träger und
Vorfechter des italienischen Einheitsgedankens bekannten.
Hier in Turin hielt man in diesen Jahren allgemeiner Reac-
tion mit voller Consequenz an einem freisinnigen constitutioneilen
System fest, und bereitete sich, unterstützt durch den italieni-
schen Patriotismus aller Parteien und die Opferwilligkeit und
den tüchtigen Geist der piemontesischen Bevölkerung auf einen
Kampf vor.
Graf Cavour, der hervorragendste unter den patriotischen
Staatsmännern, an welchen Italien in dieser Zeit reich war,
Minister 1850 neben Massimo d’Azeglio, wiederum seit Nov.
1852, tritt entschlossen der kirchlichen Reaction des wieder-
hergestellten Papstes und seines Staatssecretärs Cardinal Jacob
Antonelli entgegen, verbindet als echter Staatsmann mit hohen
nationalen Gesichtspunkten klare Einsicht in praktischen Din-
gen, hebt den Wohlstand des Landes durch verständige, frei-
sinnige Handelspolitik, Beschränkung der geistlichen Faulenzerei,,
und religiöse Toleranz, verpflichtet sich die Westmächte durch
den klugen Schritt des Bündnissvertrags vom 26. Jan. 1855
(s. oben p. 59), bringt auf dem pariser Friedenscongress die italieni-
sche Frage zur Sprache und zeigt sich hier offen als Vertreter
Italiens; Todfeindschaft zwischen Oesterreich und Sardinien.
Napoleon durch Orsinis Attentat auf die Gefahr aufmerksam
gemacht, welche ihm von den Fanatikern der italienischen
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Extrahierte Personennamen: Karl_von
Parma Karl Franz_Joseph Franz Victor_Emanuel Camillo_Cavour Massimo_d’Azeglio Jacob
Antonelli Napoleon
74
die Hauptstadt Rom, nach welcher die italienische Nation ver-
langt, gegen deren Drängen schützen muss. Indem er sich
durch das erstere den Klerus im eigenen Lande entfremdet,
sieht er sich auf Zugeständnisse an die wiedererstarkende
liberale Seite angewiesen. Juni 1863 Neuwahlen zum gesetz-
gebenden Körper; die Opposition steigt von 5 auf 35 Stimmen,
in Paris werden sämmtliche Oppositionscandidaten gewählt.
B. Der Osten.
1. Türkei. Eine Christenschlächterei, welche dem alten
Hasse der feindlichen Stämme im Libanon, der Drusen
(Muhamedaner) und der Maroniten (Christen) entsprungen, sich
in den syrischen Küstenstädten fortsetzt, führt eine neue Inter-
vention der europäischen Mächte in Gestalt einer französischen
Expedition nach Syrien (Juni 1860 bis Juni 1861) herbei.
Einigung der beiden Donaufürstentlmmer, Moldau und Walachei,
zu einem Staate Rumänien durch die Wahl desselben Hospodaren
Fürsten Alexander Cusa; von der Pforte nach ohnmächtigem
Protest und Anrufung der Verträge widerwillig zugestanden
(1861). Andere lokale Wirren und Aufstände und Unruhen
in Serbien, Herzegowina, Montenegro (Einfluss der italienischen
Vorgänge auf diese Bevölkerungen).
2. Griechenland. Wie in allen diesen noch halbbarbarischen
Gemeinwesen bringt das, was in Italien geschah, auch in
Griechenland die nationale Idee, — den Ehrgeiz, eine Rolle zu
spielen, sich zu vergrössern, in neuem Schwung: und dies,
dass die bestehende Regierung in dieser Hinsicht keinen Er-
folgüaufzuweisen hatte, scheint das Hauptmotiv der sonst sehr
überflüssigen Revolution gewesen zu sein, welche im J. 1862
dem Königthum Ottos I. ein[Ende machte und im J. 1863 damit
endigte, dass die Schutzmächte nach längerem Suchen dem
Lande in der Person eines unmündigen dänischen Prinzen
Georgios I. einen König besorgten, unter welchem die Dinge
nicht besser und nicht^schlechter gingen als seither; England
schenkte dem Lande die jonisehen Inseln (1863).
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Extrahierte Personennamen: Türkei Alexander_Cusa Alexander Ottos_I.
Extrahierte Ortsnamen: Rom Paris Syrien Moldau Serbien Herzegowina Montenegro Griechenland Italien Griechenland Königthum_Ottos England
34
Montez die Universität schliesst; heftige Tumulte gegen das
schamlose Weib, welches Febr. 1848 flüchtig wird.
4. Um dieselbe Zeit trat die ungemein wichtige schles-
wig-holsteinische Frage, welche die ganze deutsche Zukunft in
sich barg, in den Vordergrund des allgemeinen Interesses; an
ihr richtete sich das deutsche Nationalgefühl wieder in die
Höhe. Der Kern der Frage war dieser: die in Dänemark
und den Herzogthümern regierende ältere oldenburgische Linie
musste mit dem Kronprinzen Friedrich, der schon bei Jahren
imd kinderlos war, aussterben; in Dänemark und Lauenburg
folgt alsdann die weibliche Linie, in Holstein die jüngere olden-
burgische, zunächst das augustenburgische Haus; wie aber in
Schleswig? Die hervorragendewichtigkeitdiesesletzterenlandes
für Deutschland wie für Dänemark zeigt die Karte. Holstein nun
war immer deutsches Reichsland gewesen, Schleswig niemals
(Eidora Romani terminus imperii); dagegen aber gehörten beide
Herzogthümer, nach alten Pergamenten wie nach geographischer
Lage, gleichen Verhältnissen und Sitten enge zusammen (up
ewig ungedeelt) und Schleswig war zu zwei Dritteln der Be-
völkerung deutsch. Bei der Wichtigkeit des Lande hattedr f s
Kampf der dänischen und der deutschen Partei längst begon-
nen ; zu offenem Ausbruch brachte ihn die Successionsfrage und
der auf diese bezügliche offene Brief des Königs Christian Viii
vom 5. Juli 1846, in welchem dieser die Zusicherung gab, dass
der dänische Gesammtstaat erhalten bleiben werde. Dies fasst
die deutsche Partei in den Herzogthümern als Herausforderung
auf, und in ganz Deutschland entsteht eine immer lebhaftere
Agitation für diese erste grosse praktische Frage nationaler
auswärtiger Politik — eine Frage, welche zu lösen sich der
Bundestag sofort und weiterhin als unfähig erwies. Sie war
bestimmt, nur mit der gesammtdeuischen Frage zugleich gelöst
zu werden.
2. Schweiz.
Der immer gewaltsamere Charakter des Kampfes der das
europäische Leben bewegenden Gegensätze zeigte sich nament-
lich in der Schweiz, in dem Ringen der Radikalen und Ultra-
montanen. An der Spitze der ultramontanen Kantone steht
Luzern, dessen Regierung (T844) den Jesuitenorden zur Lei-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Eidora_Romani Christian_Viii
Extrahierte Ortsnamen: Dänemark Dänemark Lauenburg Holstein Schleswig Deutschland Dänemark Holstein Schleswig Deutschland Schweiz Luzern
92
Monroe 1817—1825), drängt, der südstaatlichen Heere Meister
geworden, mit steigendem Nachdruck die Franzosen zum Ab-
zug: statt mit diesen abzuziehen bleibt Kaiser Maximilian,
obwohl seine Sache längst aussichtslos war, und fällt 1867 zu
Queretaro in die Hände des siegreichen Präsidenten Juarez,
der ihn (19. Juni 1867) erschiessen lässt.
Dieser Misserfolg wirkt ebenso wie die schwankende
Haltung gegenüber dem Papstthum auf der einen, der italieni-
schen Nationalidee auf der andern Seite auf Napoleons Stellung
im Innern zurück. Im gesetzgebenden Körper macht sich
Thiers unbequem, der mit grossem Nachdruck bei massvoller
Form die Herstellung des konstitutionellen Regiments fordert;
es bildet sich, dem schroffen Vertreter des „persönlichen Regi-
mens“, Rouher, gegenüber eine Mittelpartei unter Emile Ollivier
mit dem Programm „Frankreich, treu anhänglich an die
Dynastie, welche ihm die Ordnung gewährleistet, hängt nicht
minder der Freiheit an.“
Die deutsche Frage tritt mehr und mehr in den Vorder-
grund. Der Kaiser, längst im Geheimen bemüht, eine „Grenz-
rectification“ nach dem Rheine zu mit Preussen gegen Oestreich
oder mit Oestreich gegen Preussen zu gewinnen, nimmt dem
nahenden Kriege gegenüber eine zu wartende Haltung an, bei
welcher er am meisten zu gewinnen hofft.
3. Italien.
Das neue Königreich war trotz der grossen Erfolge des
Jahres 1860 in peinlicher Lage. Von fast allen Staaten,
ausser Oesterreich, anerkannt, konnte es doch, so lange Rom
und Venedig noch in fremden Händen waren, sich nicht als
fertigen Staat fühlen imd dieses Gefühl des Unfertigen und
Unsicheren lähmte die erwerbende Thätigkeit des Volks, zwang
zur Haltung eines starken Heeres und führte durch beides,
sowie durch die angetretene Erbschaft vielfacher Missbräuche
in den annectirten Ländern, eine üble Finanzlage herbei. Die
Versuche, mit dem Papste selbst auf gütlichem Wege ins
Reine zu kommen, müssen aufgegeben werden: damit in dieser
„römischen Frage“ wenigstens Etwas geschehe oder zu ge-
schehen scheine, 15. Sept. 1864 Septemberkonvention zwischen
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Napoleons Thiers Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Queretaro Napoleons Rheine Italien Oesterreich Rom Venedig
7
reicheren Bevölkerung gegen die eingewanderte protestantische,
angelsächsische, politisch bevorrechtete Minderheit; seit 1823
beginnt der dubliner Advokat und Volkstribun Daniel O’Connell
(geb. 1774) an der Spitze der katholischen Association seine
Agitation gegen die jahrhundertlange Bedrückung. Canning
f 1827; ein Tory ministerium, Herzog von Wellington und Sir
Robert Peel, nimmt die Beseitigung der Reclitsungleichheit der
Katholiken in die Hand und eröffnet durch die Emancipations-
bill 1829 den katholischen Unterthanen den Zutritt zum Par-
lament und zu den Staatsämtern. O’Connell im Parlament;
für die Befriedung Irlands zeigt die Emancipation sich nur
wenig wirksam. — Materielle Fortschritte des Landes; An-
fänge des Eisenbahnwesens 1820. Georg Iv. t 1830.
3. Deutschland. t
1. ) Die Herstellung einer politischen Einheit der Kation
selbst nur in Form eines wirklichen Staatenbundes war
nicht gelungen. Der „Verein zur Erhaltung der äussern
und innern Sicherheit Deutschlands, der Unverletzbarkeit
seiner einzelnen Staaten der „deutsche Bund“ bestand
aus zwei Grossmächten, Oesterreich und Preussen, jenes mit
%, dieses mit 5/6 seines Staatsgebiets; 4 Königreichen, Baiern,
Hannover, Würtemberg, Sachsen, einer Anzahl anderer „Mittel-
staaten“, Hessen, Baden, Nassau u. s. w. und einem Haufen
Kleinstaaten von jeder Grösse bis herab zu Zwergstaaten von
2 V Qm. und 6000 Einwohnern, wie Liechtenstein; fremde
Staaten, Dänemark, Niederlande (für Luxemburg) sind Glieder
des Bundes; Oesterreich, durch seine europäische Stellung eine
wesentlich undeutsche Macht, ist gleichwohl der tonangebende
Staat, „Bundespräsidialmacht“. Die Bundesversammlung, „der
hohe Bundestag“ zu Frankfurt a M., besteht aus Bevollmäch-
tigten der. Einzelstaaten, welche an Instruktionen ihrer Regie-
rungen gebunden sind; jeder Bundesstaat hat das Recht Bünd-
nisse zu schliessen, mit der unfruchtbaren Klausel, dass die-
selben nicht gegen die Sicherheit des Bundes und seiner Glieder
gerichtet sein dürfen. Diese ungeheuerliche Verfassung lässt
keinerlei Entwickelung Gesammtdeutschlands zu; politisches
Leben nur in den Einzelstaaten.
2. ) Von diesen war Oesterreich in jeder Hinsicht am wei-
testen zurück, vom Leben der Nation in Literatur, Kunst,
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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31
Lafitte, Perier (f 1832), Montalivet, Herzog von Broglie,
Thiers, Graf Mole, Marschall Soult eine Politik des Friedens
und der Nichteinmischung; so in der polnischen, in der bel-
gischen, in der italienischen Frage *, erste Idee einer Befestigung
von Paris (Thiers); in Spanien unterstützt er das Königthum
Isabellas s.o.s.29; Differenzen mit der Schweiz 1836; die Stellung
in Nordafrika wird behauptet, seit 1835 im Kampf mit dem
Emir Abdelkader, mit welchem 1837 an der Tafna vorüber-
gehend Frieden geschlossen.
Ii. 1840-1848.
Vom Regierungsantritt Friedrich Wilhelms !V. von
Preussen bis zur Februarrevolution.
A. Germanische Staaten.
1. Deutschland.
1.) Mit Friedrich Wilhelm Iii. scheidet der letzte Vertreter
einer vergehenden Epoche und eine lebhaftere politisch-kirch-
liche Bewegung beginnt mit dem Regierungswechsel in dem
grössten deutschen Staate; hauptsächlich durch die eigenthüm-
lich anregende Persönlichkeit des neuen Königs von Preussen
Friedrich Wilhelm Iv. (1840—1861), der 1795 geboren, geist-
voll, kenntniss- und ideenreich, beredt, aber thatenseheu und
in politischen Dingen ohne Consequenz und Klarheit in ver-
hängnissvoller Zeit das Ruder des mächtigsten deutschen Staates
zu führen berufen ist. Die politische Bewegung, auf Ver-
wirklichung der längst verheissenen und von der Zeit gebote-
nen R&präsentativverfassung gerichtet, setzte unmittelbar nach
seinem Regierungsantritt lebhaft an; schon auf dem Huldigungs-
landtag zu Königsberg wird, ebenso wie in zahlreichen Flug-
schriften das Verlangen nach Reichs ständen, nach einer Volks-
vertretung in Gemässheit der Versprechungen vom 22. Mai
1819 vom 17. Jan. 1820 gestellt. Der König nimmt seinen
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Extrahierte Personennamen: Thiers Marschall_Soult Thiers Isabellas Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Paris Spanien Nordafrika Tafna Preussen Deutschland Königsberg