Frankreich unter den carolingischen Königen. 193
der Umstande, ergriff aber die erste Gelegenheit sich der sächsischen
Oberhäupter zu bemächtigen, welche er, vertheilt in seinen Vesten,
in harter Gefangenschaft hielt. Jetzt brachten die geängstigten
Sachsen ihre Klagen vor den Papst Gregor Vh., der, voll großer
Entwürfe, seit kurzem auf dem heiligen Stuhle saß, und unerwar-
tete, im nächsten Abschnitte zu erzählende, Ereigniffe wurden da-
durch herbeigeführt.
37.
Frankreich unter den carolingischen Königen.
Heinrichs Gesch. v. Frankr., c. Hcmdt'» Leipz. l'. Fritzsch. 1802 — 4. 3 Th»
P. 5 Thlr. 8 Gr. Siniondr de Sisnwndi's Gcsch» d. Franzosen, m. Annierk. v»
H. Luden. Jena 1822. Pr. 2 Thlr.
Der Vertrag zu Verdun (843) hatte Karl den Kahlen
zum alleinigen Beherrscher Frankreichs gemacht. Schwäche bezeich-
net seine Regierung von ihrem ersten Beginnen bis zum Ende. 84« —
Die spanische Mark ging an die Araber verloren, Bretagne riß 877=3
sich los, vor allem aber plünderten die Normanner ungehindert^
das Land. Sie liefen in die Loire ein und verwüsteten Nantes;
steuerten im folgenden Jahre auf der Garonne bis Toulouse und 846
verheerten es; ja bis Paris wagten sie sich sogar mit ihren kleinen
Fahrzeugen ünd erpreßten von dem Könige 7000 Livres für ihren
Abzug, was sie bald darauf zur Verwüstung der Küsten Aquita-
niens und der Stadt Bordeaux reizte. Trotz seines Unvermögens
zu behaupten, was er besaß, brachte Karl die deutsche Kaiserkrone 84?
noch an sich, als der Kaiser Ludwig Ii. starb. Sein Versuch, 375
nach Ludwigs des Deutschen Tode, Lothringen zu erobern, scheiter- 97s
te durch die Niederlage bei Andernach, die ihm fein Neffe, Ludwig
der Jüngere, beibrachte; nochmals erkaufte er den Abzug der Nor-
manner für Geld, unternahm einen vergeblichen Zug zur Unter-
werfung Italiens, und starb durch erhaltenes Gift, das ihm sein
Leibarzt, Zedekias, ein Jude, beigebracht. Die weltlichen und geist- 377
liehen Vornehmen erweiterten ihre Macht auf Kosten des unkraf-
tigen Monarchen. Sein Sohn und Nachfolger
Ludwig!?., der Stammelnde, buhlte durch verschwen- 977 —
derifche Freigebigkeit um die Gunst der Großen, ohne sich darum «70---z
Anfehn oder Freunde zu erwerben, welche der Werthlofe nie besitzt. *
Nach Ludwigs Absterben erhoben einige Große deffen beide Söhne
Ludwig !!?. und Karl mann auf den Thron. Sie
regierten zwar mit seltener Eintracht, konnten aber doch nicht hin-
dern, daß sich Graf Boso von Provence zum Könige von Bur-
gund auswarf und das cisjuranische Burgund stiftete; des- 873
gleichen erneuerten auch die Normänner ihre Raubzüge. Beide
Regenten starben eines gewaltsamen Todes, denn Ludwig zerstieß
sich die Hirnschale, indem er eine junge Dirne durch eine schmale 882
13
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Gregor_Vh Gregor Heinrichs Heinrichs Fritzsch Karl Karl Karl Karl Ludwig_Ii Ludwig Ludwigs Ludwig
der_Jüngere Ludwig Ludwig! Ludwig Ludwigs Ludwigs Ludwig Karl Karl Graf_Boso Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Sachsen Frankreich Jena Frankreichs Bretagne Nantes Toulouse Paris Lothringen Andernach Italiens Burgund
Odoacer und der gleichzeitigen Staaten Gestaltung. 155
Chlodwig, ward sein Nachfolger und der eig en tl i che Be- *si -
grün der der fränkis chen Monarchie. Die Erweiterung ^1=a
seines kleinen Reichs setzte er sich zum unverrückten Ziele seines
Strebens. Doch vier mächtige Völker umgrenzten ihn; südlich
die Burgunder, westlich die Westgothen, östlich die Ale-
mannen, nordöstlich die Thüringer. Klüglich richtete er sei-
nen Angriff auf den minder Mächtigen zuerst. Diesen fand er in
den nördlich von der Loire gelegenen Länderstrichen der Norman-
die, Jsle de France, Lothringen und Champagne, der letzte Nest
des zertrümmerten römischen Reichs, wo aber noch ein römischer
Statthalter, Egidius, selbstständig herrschte. Chlodwig ehrte
dessen Greisenalter; als dieser aber bei seinem Absterben seinen
Sohn Syagrius als Erben hinterließ, warf sich Chlodwig auf 4so
ihn, schlug ihn bei Soiffons (486) und bemächtigte sich der nur
gedachten Lande. Der Besiegte suchte Schutz bei Alarich H., dem
Könige der Westgothen, zu Toulouse. Gebieterisch verlangte Chlod-
wig dessen Auslieferung, heimlich eine Weigerung wünschend, zum
willkommenen Vorwände eines neuen Angriffs. Allein Alarich lie-
ferte feig den Gastfreund aus, welchen Chlodwig hinrichten ließ;
des Westgorhen Bekckcgung aber behielt ex einer künftigen Zeit vor.
Der unterworfenen Bevölkerung ließ er die herkömmliche Verfas-
sung, denn Mäßigung gegen die Besiegten war bei ihm eine weise
und stets befolgte Regel. Hierauf wendete er sich gegen die Thü-
ringer. Wegen ihrer wiederholten Verheerungendes fränkischen
Gebiets bekriegte er sie und legte ihnen einen Tribut auf. Das 491
schöne Burgund fesselte seine Blicke. Er warb um die Hand
der männlich kühnen Clotilde. Ihr Oheim, Gundobald, hatte 49z
ihren Vater, Chilpe rich, meuchlings aus dem Wege geräumt
und hielt sie selbst zu Lyon unter strenger Obhut. Zögernd nur
willigte er in ihre Vermählung, und wuthentbrannt verabfolgte er
an Chlodwig ihre von diesem nachgeforderten Schätze, welcher
einen feindlichen Angriff auf Burgund nur darum verschob, weil
er eben einen Kamps gegen die,Alemannen wagen wollte. Bei
Zülpich (Tolbiacum), im Herzogthum Jülich, kam es zu einer-
hartnäckigen Schlacht, wo Chlodwig endlich Sieger blieb; Speier, 490
Worms, die Rheinpfalz, kamen unter seine Botmäßigkeit. In
demselben Jahre ließ er sich, aus Zureden seiner Gemahlin Clo-
tilde, einer Christin, und des Bischofs Remigius zu Rheims tau-
fen, und zwar nicht nach dem arianischen, sondern catholischen
Lehrbegriffe, weshalb ihm der Papst Anastasius den auf die nach-
folgenden französischen Könige vererbten Titel des allecchrist-
lichsten Königs beilegte. 6000 Franken nahmen mit ihm die
Taufe an, so wie auch seine Schwester Audoflede, die nach-
malige Gemahlin Theodorichs des Großen, Königs der Ostgothen.
Jetzt gedachte Chlodwig auch des churgundischen Gundobalds wie-
der. Ein Zwist waltete ob zwischen diesem und seinem Bruder
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276
Achter Zeitrauw.
fc«25. ris überliefert haben, wäre er nicht genöthigt gewesen, na"b Enq-
land zu eilen, um Verstärkung zu holen. Der Hof gerieth in die
1415 äußerste Bestürzung und ernannte den Grafen Bernhard von
Armagnac zum Eonnelable, als den einzigen, welcher dem ge-
fürchteten Herzoge von Burgund werde die Spitze bieten können.
Schnell hinter einander starben der Dauphin Ludwig und dessen Bruder
Johann, so daß der jüngste Prinz, der 14jährige Karl, Dauphin
ward, über welchen der Connetable Armagnac einen unbeschränk-
1416 ren Einfluß ausübte und seine Macht zu einer drückenden Zwing-
herrschafl mißbrauchte. Dieß trieb den Herzog von Burgund zu
einem Bündnisse mit England. Heinrich V. führte ein Heer von
25,000 Mann herbei, bemächtigte sich der Normandie, der Herzog
von Burgund nahm Paris, schaltete daselbst als Feind; der Graf
Armagnac nebst vielen seiner Anhänger, Armagnacs genannt,
starben durch den Dolch oder unter dem Schwerte des Henkers;
selbst der König gerieth in des Herzogs Gewalt, und nur mit
Mühe hatte man den jungen Dauphin geflüchtet. Die sittenlose
Königin Isabelle hingegen schloß, voll eines unnatürlichen Hasses
1418 wider den Dauphin, mit dessen Gegnern einen Bund. Karl
nahm den Titel eines Regenten an; eine scheinbare Versöhnung
kam zwischen ihm und dem Herzoge von Burgund zu Stande,
doch bei einer zweiten persönlichen Zusammenkunft auf einer Brücke
1410 über die Nonne, unweit Monterau ward Johann von Bur-
gund unter den Augen des Prinzen durch Tanncgui du Eh ate l
ermordet. Doch sein Sohn, Philipp der Gute, ward der
L-n2i. Erde seiner Entwürfe und seiner Gesinnungen. Vermöge des Ver-
Mai träges zu Troyes vermählte sich der König Heinrich V. mit
1420 Calharina, der Tochter Karls Vi., unter der Anwartschaft auf
Frankreich nach dem Ableben des jetzigen Königs. Von nun an
zerfiel Frankreich in zwei feindliche Hälften; wovon sich die eine,
vornehmlich die Provinzen jenseits der Loire, für den Regenten,
Karl, die andere, aus den nördlichen Provinzen bestehend, für den
v422 Herzog 'von Burgund erklärte. Heinrich V. und Karl Vi. starben in
einem Jahre, worauf sich der bisherige Regentsogleich unter dem Namen
i«2 Karl Vis. zum Könige erklärte, wahrend man von Sei-
ten Englands Heinrich Vi., den nachgelassenen Sohn Hein-
~'39 richs V., damals neun Monate alt, zum Könige von Frankreich
ausrief. Die Waffen der Engländer waren siegreich; schon stan-
den sie an der Loire, Orleans wankte, Karl Vii. gedachte nach
der Provence abzuzkehen, der Muth seiner Streiter war gebrochen,
da kam wunderahnlich Rettung von einer Bauerndime! I o-
hanne d'arc, aus dem Dorfe Dom-Remi, in Lothringen,
27 Jahre alt, erschien vor Robert von Baudricourt, dem Gouver-
neur der Stadt Vaucouleurs, an der Maas, sprach im Tone ei-
ner Prophetin, und behauptete, es sey ihr von Gott der Auftrag
geworden, Orleans zu retten und den Königs Karl nach Rheims zur
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Extrahierte Personennamen: Bernhard_von
Armagnac Ludwig Ludwig Johann Johann Karl Karl Heinrich_V. Heinrich_V. Isabelle Karl Karl Johann_von_Bur- Johann Philipp Heinrich_V. Heinrich_V. Karls Karl Karl Heinrich_V. Heinrich_V. Karl_Vi Karl Karl_Vis Karl Heinrich_Vi Heinrich Karl_Vii Karl Robert_von_Baudricourt Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Burgund England Burgund Paris Burgund Troyes Karls Frankreich Frankreich Burgund Englands Frankreich Dorfe_Dom-Remi Lothringen Maas Rheims
278
Acht« Zeitraum.
Ein ritterlicher Sinn empfahl ihn seinen Waffengenossen und dem
Wolke, seine Vergnügungssucht und allzugcoße Nachgiebigkeit
gegen Günstlinge und Frauen verhinderten ihn ein ausgezeich-
neter Monarch zu styn.
»451 Ludwig Xt. vernahm mit unverschleierter Freude den
—«z Tod seines Vaters, eilte nach Rheims zur Krönung und dann
2' nach Paris, um von dem längst gewünschten Throne Besitz zu
nehmen. Seinem Vater auch noch im Tode grollend, hob er
fast alles auf, was dieser angeordnet; insonderheit entfernte er alle
höhere Beamte und Staatsdiener und setzte Leute von geringer
Bedeutung an ihre Stelle, damit er sie ungefährdet in dm Staub
treten könne, so bald es ihm gefalle. Burgund und Bre-
tagne, die mächtigsten Nachbarstaaten, sollten vor allem nieder-
gehalten werden; gegen sie also spielte Ludwigs vercätherische Poli-
nk zuerst. Von dem Herzoge von Burgund forderte er die an
der Somme früher an ihn verpfändeten Städte zurück, zahlte aber
doch die dafür geliehene Summe, und dem Herzoge von Bretagne
verbot er, fernerhin dm Titel von Gottes Gnaden zu führen
und das Hoheitsrecht über die Bischöfe oder das Besieuerungö-
recht über seine Unterthanen auszuübm. Ein Bündniß beider
Herzoge mit den vornehmsten Vasallen Frankreichs, welchem auch
Ludwigs Bruder, der Herzog Karl von Bern, beitrat, genannt der
Bund fü c d a s gemeine Wohl, !a li^ue du bien public,
\ "55 bildete sich, wie eine drohende Gewitterwolke. Ludwig zerstreuete
si> durch kluge Unterhandlungen; den beiden Herzogen gab er dm
Augenblick nach, seinem Bruder versprach er die Normandie, die
übrigen Verbündeten besänftigte er durch Aemter und Ehrenstetten,
doch trug er Sorge, einem jeden einen Platz anznweism, welchem
"67 er nicht gewachsen war. Philipp von Burgund starb bald, sein
Sohn Karl der Kühne trug eine persönliche Abneigung gegen Lud-,
wig Xi. in sich, die Quelle vielfältiger Zerwürfnisse in der folgen-
den Zeit. Ein neues Bündniß zwischen Karl von Burgund, dem
Herzoge von Bretagne, dem Herzoge Johann von Alen^on und
einigen andern zerstörte Ludwig, durch seine Spione zeitig benach-
richtigt, abermals, und die Beschlüsse eines zu Tours gehaltenen
1*5* Reichstags wußte er ganz nach seinen Absichten zu lenken. Um
dm Herzog von Burgund zu gewinnen, schlug er demselben eine
persönliche Zusammenkunft vor. Da dieser zögerte, ließ der König
durch seine Agenten einen Aufruhr zu Lüttich anstiften; eilte aber
sogleich nach Peroune, als sich dieser endlich doch zu einer dort
zu haltenden Unterredung errtschoß.. Hier siel der Schlaue in das
eigene Netz. Der angezettelte Aufruhr brach eher los, als Lud-
wig vermulhete, der Herzog bekam Kunde, hielt den Anstifter
in einer dreitägigen Gefangenschaft, zwang ihn, Zeuge der Rache
r» sevn, welche er an dm Aufrührern nahm, und entließ ihn erst
nach vielfältigen Beschämungen. Die muchwilligen Pariser lehr-
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xt Ludwig Ludwigs Ludwigs_Bruder Ludwigs Karl_von_Bern Karl Ludwig Philipp_von_Burgund Philipp Karl_der_Kühne Karl Karl_von_Burgund Karl Johann_von_Alen^on Johann Ludwig Ludwig
286
Achter Settröitm.
wandte sich der König Johann mit 48,000 Mann wider ihn,
schloß ihn bei Poitiers ein, und verloren schien der heldenkühne
Jüngling. Aber des Gegners Uebermuth und Ungestüm rettete
und krönte ihn mit Ruhm und Ehren in dem Treffen bei
dmia. P oitiers, wo er den König von Frankreich schlug und gefangen
®epf‘ nahm. Eine zweijährige Waffenruhe folgte hierauf; da aber der
1550 Prinzregent von Frankreich die überspannten Forderungen Englands
nicht genehmigen wollte, brach Eduard Iii. nochmals in Frankreich
*359 ein mit einem Heere von 100,000 Mann, verwüstete schonungs-
los dessen nördlichen Theil, bis zur Unterzeichnung des, noch im-
d«n 6. mer harten, Friedens von Bretigny, wo, außer der Oberhoheit
über Guienne, die Landschaften Poitou, Saintonge, Agenois, Peri-
**00 gord, Limousin, Quercy, Bigorre, Gaure, Angoumois, Rovergue,
Ponthieu, Guines, Calais, Montreuil und andere Distrikte, mit
völliger Souveränität, an England abgetreten, und bis zur gänz-
lichen Vollziehung dieses Vertrages Geiseln gestellt werden mußten.
Außerdem betrug das Lösegeld für Johann drei Millionen Gold-
Ihaler, d. i. ungefähr 14 Millionen Pfund Sterling. Dagegen
entsagte Eduard allen Ansprüchen auf die Normandie, auf Maine,
*362 Touraine und Anjou. Das Herzogthum Guienne überließ er sei-
nem ältesten Sohne als ein Lehen der englischen Krone, mit dem
Titel eines P r i n z e n von Aquitanien, wofür dieser seinem
Oberlehnsherrn jährlich 1 Unze Goldes zu zahlen hatte. Johann
starb in England wahrend seiner Unterhandlungen um Ermaßi-
*364 gung der unerschwinglichen Geldsumme; unter seinem Nachfol-
ger, Karl V., aber erneuerte sich'der Krieg, da Guienne, wegen
*36z übermäßigen Drucks seines Herzogs, dessen Schutz anrief und erhielt.
Das bishevige Glück verließ jetzt die Engländer, da der schwarze
Prinz, den eine schleichende Krankheit niederwarf, nicht mehr an
ihrer Spitze stand, die Franzosen dagegen in dem tapfern du Gues-
*3 75 clin einen rüstigen Führer und Vorkämpfer besaßen. Ein von
Zeit zu Zeit verlängerter Waffenstillestand machte den Verwüstun-
gen und dem Blutvergießen einstweilen ein Ende. Einen tiefen
*376 Kummer erfuhr Eduard durch den frühzeitigen Tod feines Sohnes,
des Prinzen von Wales. Von einem unruhigen, vielbewegten
Leben neigte sich dieser Monarch in seinen letzten Jahren einer trä-
gen Weichlichkeit zu. Nach dem Ableben seiner Gemahlin Phi-
lippe beherrschte ihn die verschlagne Alix Pierce blindlings; doch bil-
dete sich unter ihm das innere Staatswesen aus. Johann
W icl es lehrte und lebte in dieser Zeit (ff 1364); der Haß wi-
der die Franzosen, durch so viele Kriege stets neu angeregt, führte
das Verbot herbei, sich der französischen Sprache vor Gericht und
in den Verhandlungen des Parlaments zu bedienen, was seit den
Zeiten Wilhelms des Eroberers noch immer üblich geblieben; gleich-
wohl entwöhnte man sich derselben erst im Laufe des folgenden
»37? Jahrhunderts. Im 65. Jahre seines Lebens und im 51. seiner
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Johann Eduard_Iii Eduard Bretigny Johann Eduard Eduard Johann Karl_V. Karl_V. Eduard Eduard Johann Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Poitiers Uebermuth Frankreich Frankreich Englands Frankreich England Maine England Gues-
*3 Wales
England; Könige aus dem Hause Anjou oder Plantagencl. 289
genehmigt werden konnten. Mit der Wegnahme von Harfleur, in
der Normandie, wo er mit 30,000 Mann landete, bccann er die uj«
Feindseligkeiten, und der Sieg bei Azincourt eröffnete ihm den r-cn rz.
Weg in das Herz des Königreichs, in welchem der Herzog von cn.
Burgund die Hand zum Bündnisse reichte, dessen Zweck kein ge-
ringerer war, als Frankreich unter Englands Botmäßigkeit zu
bringen. Nachdem Rouen gefallen, gehorchte die ganze Norman-
die den Engländern; in Paris wüthete die burgundische Partei mo
gegen die Armagnacs, der Herzog Johann meinte jetzt der
Engländer nicht mehr zu bedürfen, und suchte daher Aussöhnung
mit dem. Dauphin Karl. Die Ermordung des Herzogs bei einer
Zusammenkunft mit dem Prinz Regenten auf der Brücke zu
Montereau schürte aber die Kriegsflamme aufs neue, denn fein
Sohn Philipp schloß sich nun eifriger an England an, und der
Vertrag zu Tro y^s, wornach sich Heinrich V. mit Cat harina,
Karls Yi. Tochter, vermahlte, unter der zugesicherten Thronfolge fcf« u.
nach Karls -Tode, schien Frankreichs Selbständigkeit zu vernich- La-
tenz. auch führte Heinrich nach demselben schon den Titel „Erbe 1421
und Regent des Königreichs Frankreich." Der nörd-
liche Theil Frankreichs war, bis an die Loire, fast ganz erobert, da
raffte eine Krankheit Heinrich V. zu Vincennes mitten in seinem
Siegesläufe hinweg. , Er zahlte erst 34 Jahre. Es hinterblieb i<-2>
ihm ein Sohn von neun Monaten, darum übertrug er die Regent-
schaft von England seinem jüngern Bruder, dem Herzoge Hum-
phrey von Glocester, und die von Frankreich seinem älteren,
dem Herzoge Johann von Bedford.
Heinrich Vi. trug demnach in der Wiege schon die Kco-
nen zweier mächtigen Reiche. - Indessen brachte das Absterben I ' *
Karls Vi. in derselben Zeit eine veränderte Stimmung unter der:
Franzosen hervor. Man fühlte allgemein die Ungerechtigkeit des
Vertrages zu Troyes und die Herzen wendeten sich dem rechtmä-
ßigen Erben, Karl Vii., zu. Eben so entspannen sich Mißhellig-
keiten mit dem Herzoge von Burgund, die nur ourch die Umsicht
des Herzogs von Bedford noch beseitigt wurden, der indeß bis
Orleans drang. Angriff und Vertbeidigung waren gleich hartnäk- 142s
kig, doch schien der einreißende Proviantmangel in der belagerten
Stadt den Engländern deren baldige Uebergabe zu versprechen,
da wandelte die Jungfrau von Orleans plötzlich den Stand
der Dinge um (s. §. 33.). Begeisterung kam durch sie über die
Franzosen, Schrecken über die Engländer. Diese hoben nicht nur
die Belagerung auf, sondern räumten auch-eine Stellung, einen
Platz nach dem andern, und Soissons, Chateau-Threrry, Senlis,
Melun, Sens, Rheims, nebst vielen andern Städten, sielen un-
haltbar oen Franzosen wieder zu. Paris ward nur durch des Herzogs
von Bedforo Klugheit noch erhalten. Durch die schmähliche Hinrichtung
der wundervollen Jungfrau, welche bei Compiegne in Gefangen-
19
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Philipp Philipp Heinrich_V. Heinrich_V. Karls Karls Frankreichs_Selbständigkeit Heinrich Heinrich Heinrich_V. Heinrich_V. Johann_von_Bedford Johann Heinrich_Vi Heinrich Karls Karl_Vii Karl Bedford
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Rouen Paris England Karls Karls Frankreich Frankreichs England Frankreich Karls Burgund Chateau-Threrry Rheims Paris
m
Zehnter Zeitraum.
ersten Jahre der Republik, zu zählen ansing. Das neue Jahr
begann den 22. Sept., die drei Herbstmonate hießen: Vendé-
miaire, Brumaire, Frimaire; die Wintermonate: Mvose,
Ventôse, Pluviôse ; die Frühlingsmonate: Germinal, Floréal,
Prairial; die Sommermonate: Messidor, Thermidor, Fruc-
tidor. Drei Wochen, Dec aden, jede zu zehn Tagen, machten
einen Monat; die Wochentage hießen: Primidi, Duodi, Tridi,
Quartidi, Quintidi,Sextidi, Septidi, Octidi, Nonidi, üecadi,
welches ein Ruhetag war. Die fünf übrig bleibenden Tage (jours
complémentaires'» wurden dem Ende des Jahres beigesügt.
Dieser Calender wurde den 1. Januar 1806 wieder aufgehoben.
Das System des Schreckens stieg bis zur äußersten Höhe;
selbst Robespierre's Mordgefellen waren nicht mehr sicher vor sei-
nem mißtrauischen Grimm und dieses beschleunigte seinen Fall.
Tal lien, von ihm mit mehrern andern auf die Todesliste gesetzt,
lenkte den Streich auf dessen Haupt; Robespierre, sein Bru-
der, St. Just, Henriot, Couthon und 17 seiner Genossen wan-
d", 28. derten der Guillotine zu; eine gemäßigte Partei gewann die Ober-
3"u Hand und der Terrorismus war jetzt, nach fast zweijähriger
11 4 Dauer, vorüber.
Die Verbündeten eröffneten den dritten Feldzug, in welchem
die östreichische Hauptarmee unter dem Prinzen von Koburg durch
die Niederlande, in der linken Flanke von den Preußen unter
Möllendorf gedeckt, gegen Paris Vordringen sollte, wahrend ein
englisches Corps in der Vendée landen würde. Zwei gewonnene
Schlachten bei Chateau-Ca mbresis den 17. Apr. und bei
Landreey den 26. Apr. schienen günstige Vorzeichen, die aber
durch eb'en so viele Siege der Franzosen unter Pichegrü bei
Tournay, den 22. Mai, und bei Fleurus unter Jourdan
den 26. Juni wieder entkräftet wurden; Pichegrü trieb den Her-
zog von Pork bis hinter die Schelde, Jourdan und Kleber ver-
folgten die Oeüreicher unter Koburg bis an die Maas, dann über
den Rhein, und Belgien kam in ihre Gewalt. Koburg legte das
Commando nieder, welches Clairfait erhielt. Mit gleichem Glücke
fochten die Republikaner an den Pyrenäen und gegen die Pie-
monteser. Nur zur See waren sie minder glücklich, denn auf
der Höhe von Quessant nahm der englische Admiral Howe
dm i. sechs Linienschiffe und fügte der französischen Flotte unter dem
3»„i Contreadmiral V illaret-Joyeuse schwere Verluste zu. Die
Unternehmungen der Preußen beschrankten sich auf wenig ent-
scheidende Gefechte; Möllendorf warf den Divisionsgeneral
dm 23. Ambert aus feiner festen Stellung bei Kaiferslautern, mußte
Mai aber selbiges wieder verlassen, als die Franzosen ihren Angriff
!"V2: verstärkt erneuerten. Auch die Preußen räumten seit dem 23.
Ort. das linke Rheinufer. Mangel an Eintracht unter den
deutschen Befehlshabern verhinderte auch dießmal einen glücklichen
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff]]
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154
Fünfter Zeitraum.
me und ihre höhere Bildung. Die Gepiden, welche von der
Mündung der Weichsel heran drangen, zwangen sie, ihren Wohn-
platz zu verlassen; sie zogen nach den Gegenoen des Oberrheins, sie-
delten sich an zwischen der Donau und dem Maine, ostwärts von
den Alemannen, mit denen sie erfolgreich um den streitigen
Boden kämpften, bis sie endlich, nebst andern germanischen Stam-
men, in Gallien einsielen und vom Kaiser Honorius durch Ver-
trag die Landerstriche zwischen dem Oberrhein und der Rhone er-
hielten (407). Ein Theil Helvetiens, Savoyen, Dauphin«, Li-
onnois, Franche- Comt« machten fortan ihr Gebiet ans, und
Lyon oder Genf waren abwechselnd der Sitz der Regierung. Ihre
Könige, Hendinos, hingen von den Launen und der Willkühr
der Wählenden ab; für unverletzlich und heilig galt die Person
ihres Oberpriesters oder Sinestus. Chlodwig machte die Bur-
gunder nur zinsbar, (500 n> Eh.) seine Söhne aber unterwar-
fen sie der fränkischen Oberherrschaft völlig (534).
Die Britten, früher durch die Einfalle der Scoten und
Picten belästigt, nachmals durch die herbeigerusenen Sachsen un-
terjocht, vermochten es zum Theil nicht, die nimmer endenden Lei-
den zu ertragen, daher verließen viele den heimischen Boden, um
anderwärts ein neues Vaterland zu suchen. Schaarenweise lande-
ten sie an der nordwestlich ins atlantische Meer hinausstrebenden
Spitze von Gallien, damals Armorica genannt, bürgerten sich da-
selbst, mit Bewilligung der Römer, ein, und gaben diesem Lande
den Namen Bretagne.
Die Franken, germanischen Ursprungs, waren nicht durch
den Strom der Völkerwanderung gekommen, sondern bewohnten
240 schon seit der Mitte des dritten Jahrhunderts die Länderstriche zwi-
n schen dem Rhein, der Weser und der Elbe. Aus mehrern Völ-
kerschaften bestehend, Ehaucen, Sigambrern, Brukterern, Chat-
ten u. a., traten sie in einen Bund zusammen, um ihre Freiheit
gegen die Römer zu behaupten, daher gaben sie sich den gemein-
schaftlichen Namen F ran k en, die Freien. Kleine Könige herrsch-
ten über die verschiedenen Stamme, deren die Römer zwei unter-
schieden, die sali schen und die ripua rischen Franken; jene
bewohnten das nördliche Belgien, fzütphen und Overystel) diese
die Ufer des Rheins, der Maas und Mosel. C h l o d i o ist der
erste bekannte König der sali schen Franken. Ihm folgte Me-
43? rovaus; alle späteren Könige erkannten ihn für ihren Stammva-
ter und nannten sich nach ihm Merovinger. Nach seinem
*56 Tode regierte Child er ich. Seine regellosen Sitten raubten ihm
des Volkes Achtung dergestalt, daß er das Reich verlassen mußte.
Er floh zum Könige von Thüringen, knüpfte dort mit dessen Ge-
mahlin Basina ein Verständnis an, und nahm sie mit sich, da er,
nach achtjähriger Abwesenheit, in sein Reich zurückgerufen wurde.
Ein nüt ihr erzeugter Sohn,
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Extrahierte Personennamen: Honorius Honorius Chlodwig
156
Fünfter Zeitraum.
Godegksel. Chlodwig verbündete sich heimlich mit letzterem, schlug
5d0 Gundobald bei Dijon, belagerte ihn darauf zu Avignon und nö-
"• thigte ihn zu einem jährlichen Tribute. Die Religion mußte so-
dann dem Frankenkönige einen Vorwand zum Angriffe der aria-
^0^ nischen Westgothen leihen. Unweit Poitiers verlor Alarich Ii.
das Leben in der Vertheidigung seines Reiches, von welchem fast
nur der District zwischen der Rhone und Garonne (Languedoc)
übrig blieb; das Uebrige ward dem fränkischen Gebiete einverleibt.
Armorica oder Bretagne erfuhr ein gleiches Schicksal, dann räumte
Chlodwig noch vier seiner Vettern, Siegebert, Chararich, Ragna-
char und Rignomec, Beherrscher kleiner fränkischer Reiche, durch
allerlei Listen aus dem Wege, vereinigte alle Frankenstamme
unter seinem Scepter, und hatte im Laufe von dreißig Jahren ein
abgerundetes, außen und innen wohl befestigtes Reich begründet,
vir In seinem 45sten Lebensjahre schon ward er durch den Tod hin-
weggerafft, zu Paris, das er zu seiner Residenz gewählt hatte.
Nach einem fehlerhaften, damals allgemeinen Rechte, theilten
Chlodwigs vier Söhne, Theodorich, Chlodomir, Childe-
bert und Chlotar das kaum vereinigte Reich unter sich. Dem
ältesten wurde das Gebiet der ripuarischen Franken und der Aleman-
nen dies - und jenseits des Rheins, alle östliche Provinzen Galli-
ens, Austrasien (Ostfranken), zugesprochen, überdieß noch die
Provinz Auvergne; seine Residenz nahm er zu Metz. Der zweite
erhielt die von den Westgothen eroberten Lande von der Loire bis
zur Garonne, und Orleans ward sein Wohnsitz. An Childe-
bert kam, was ehemals Syagrius beseffen, Jsle de France, die
zwischen der Loire und dem Ocean westwärts gelegenen Landerstri-
che, mit Ausnahme von Bretagne, das von eigenen Grafen re-
giert wurde. Die Gesammtmaffe dieser Lander hieß Neustrien
(Westfranken) und Paris war die Hauptstadt. Der vierte Bru-
der, Chlotar, endlich erhielt, was von der Seine nordwärts bis
an die Maas liegt, die Picardie, einen Theil der Niederlande, und
zu seiner Hauptstadt machte er Soissons. Mit seltener Ein-
tracht vergrößerten die Brüder ihre Gebiete durch Eroberungen. Her-
mansried, letzter König von Thüringen, fand seinen Tod zu Zül-
53i pich und sein Land ward eine fränkische Provinz. Burgund,
534 das Chlodwig nicht ganz bezwingen konnte, eroberten seine Söhne,
und es machte fortan das dritte Hauptreich der fränkischen
Monarchie aus. Chlotar, der jüngste der Brüder, überlebte alle
übrigen und ihre Nachkommen und vereinigte das zersplitterte Reich
558 noch einmal unter einem Scepter. Doch nach 3 Jahren vecan-
Lvi laßte sein Tod schon wieder eine vierfache Theilung unter seine vier
Söhne, bis nach 61 jährigen Bürgerkriegen, Partheiungen und
Greueln aller Art die Ruhe hergestellt ward durch eine nochmalige
622 Verbindung der getrennten Staaten zu einem Ganzen unter
Chlotar Ii. Zwei tüchtige Männer, der Major Domus Pi-
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Frankteich — Könige aus dem Hause Walois. 277
Krönung zu führen. Anfangs achtete Baudricourt ihrer nicht,
da sie aber mehrmals wiederkehrte, erstattete er Bericht an den
König, der sich mit seinem Hofe zu Chinon an der Vienne, **29
unweit Tours, befand, und erhielt Befehl, die Dirne zu senden.
Auch dort erregte Johanna große Aufmerksamkeit, bestand mehrere
Proben ihrer außerordentlichen Sendung, bezeichnete ein Schwert,
welches unbekannt in der Kirche zu Fierbois lag, als ihr bestimmt,
legte männliche Kleidung und eine Rüstung an, führte, unter
schwacher Bedeckung, glücklich einen Vorrath von Lebensmitteln
in das bedrängte Orleans, brachte Begeisterung unter die entmu-
thigten Soldaten, bewirkte dadurch die Aufhebung der feindlichen
Belagerung, trieb die Engländer von Ort zu Ort vor sich hin,
und löste ihr Wort durch den Triumpheinzug des Königs in ^
Rheims und seine Krönung. Ihr Werk war vollendet, Johanna 3*"(i '
wollte in ihre ländliche Einsamkeit zurückkehren, gab aber doch den 1420
dringenden Bitten, die so ruhmvoll begonnene Arbeit ganz zu
endigen, nach, und blieb bei dem Heere. Sie wurde, nebst ihrer
Familie, unter dem Namen Du Lys, in den Adelstand erhoben.
Compiegne widerstand mit Mühe den Eingriffen der vereinten
Burgunder und Engländer. Die Jungfrau warf sich in den.
Platz, führte die Besatzung selbst an bei einem Ausfälle; der
Feind drängte sie zurück, Johanna deckte den Rückzug, fand aber
die Pforte der Festung verschlossen, wahrscheinlich durch die Eifer-
sucht des Commandanten Flavy, und fiel den Burgundern in
die Hände. ' Gegen J 0,000 Livres überlieferten selbige ihre Ge-
fangene den Engländern, welche sie nach Rouen führten und sie, bm3(1
als eine Zauberin, lebendig verbrannten. Doch erfolgte darum Mm
die gehoffte Entmüthigung der Franzosen nicht. Die feierliche 031
Krönung des jungen Heinrichs Vi. von England zu Paris, er- i«i
weckte Entrüstung; der Herzog Philipp von Burgund ver-
söhnte sich mit Karl Vii. Aus gegenseitiger Erschöpffing wurde 1435
der Krieg nur schläfrig, aber doch zum Vortheile der Franzosen,
fortgesetzt. Es blieb den Engländern blos noch Calais und des-
sen Gebiet übrig, nebst den, an der Nordküste Frankreichs ge-
legenen Inseln Jersey, G u e r n s e y, A l d e r n e y und S a r k.
Der Krieg erlosch ohne F cied e ns sch lu ß. Einflußreich wirkte 14äu
Karl Vii. auf die innern Angelegenheiten Frankreichs durch die
Errichtung einer pragmatischen Sanktion, wodurch den
Eingriffen der Päpste gesteuert wurde, und durch die Einführung
stehender Heere, was die Macht der Vasallen minderte, die
königliche Gewalt mehrte, aber auch die Auftagen bedeutend er-
höyete, und in den andern Staaten Nachahmung erzeugte. Die
letzten Lebensjahre Karls wurden sehr getrübt durch die boshaften
Ranke und Anschläge seines ältesten Sohnes Ludwig, der sich zu-
letzt in feindseliger Stimmung wider den Vater bei dem Herzoge
von Burgund aushielt. Karl Vii. starb ist seinem 59. Jahre.
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Extrahierte Personennamen: Frankteich Johanna Johanna_3*"( Johanna Heinrichs Philipp_von_Burgund Philipp Karl_Vii Karl Karl_Vii Karl Karls Ludwig Ludwig Karl_Vii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Chinon ^
Rheims Rouen England Paris Frankreichs Frankreichs Karls Burgund